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2072 Stunden pro Jahr

Arbeitszeit von Lehrer/innen in der Schweiz 14.12.2009, 13:47

Schweizer Flagge + Bergsteiger
Bild: pixabay / Free Photos [CC0 (Public Domain)]

Eine aktuelle LCH-Erhebung zur Arbeitszeit der Lehrer/innen in der Deutschschweiz (Jahr 2009) zeigt, dass Lehrer/innen auch in der Deutschschweiz immer mehr arbeiten - und im Jahr durchschnittlich 122 Stunden Überstunden leisten. Kein Wunder bei den heftigen Volldeputaten: In der Grundschule kann ein Vollpensum 33 Unterrichtsstunden ("Lektionen") pro Woche bedeuten.

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Die Schweizer Lehrer-Gewerkschaft LCH (Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer) hat im November 2009 die “LCH-Arbeitszeiterhebung 2009 (AZE 09)” (PDF-Download) veröffentlicht. Rund 5.100 Lehrer/innen aller Schulformen der Deutschschweizer Kantone protokollierten in einer zufälligen Kalenderwoche 2008/2009 ihre Arbeitszeit. Für die Auswertung wurden die Arbeitszeiten aufs Jahr hochgerechnet (AZE 09, S. 15f).

Als zentrales Ergebnis steht die Erkenntnis, dass Lehrer/innen mit Volldeputat (“Vollpensum”)

in den Unterrichtswochen im Mittel zwischen 49 und 50 Std. (Mittelwert 49.2 Std), in Unterrichtswochen mit Feiertag(en) zwischen 37 und 43 Std. (38.9 Std.) und in den unterrichtsfreien Wochen (“Schulferien”) zwischen 12 und 13 Std. (12.2 Std.). Sie weisen durchschnittlich 5.4 Wochen ohne jegliche Berufstätigkeit (Ferien) aus [...]
In den Deutschschweizer Kantonen liegt der Referenzwert für die Sollarbeitszeit von Lehrpersonen in der Regel bei 1’950 Std. Die tatsächlich ausgewiesene mittlere Jahresarbeitszeit liegt bei 2’072 Std. und bewegt sich je nach Schulstufe zwischen 2’060 und 2’091 Std.
Im Vergleich zur ersten Erhebung von 1999 mit einer mittleren Jahresarbeitszeit von total 1’933 Std. nahm die Jahresarbeitszeit der Lehrpersonen real um 139 Std. pro Jahr oder 7.1% zu und liegt heute rund drei Arbeitswochen (= Überstunden) über dem Referenzwert von 1’950 Arbeitsstunden pro Jahr.

LCH-Arbeitszeiterhebung 2009 (PDF), S. 52

Das ist kein Wunder: Die Pflichtstundenzahl für ein Volldeputat in der Schweiz liegt - abhängig von Kanton und Schulform - bei 24 bis 33 Unterrichtsstunden (“Lektionen”) pro Woche (45 oder 50 Minuten). Besonders hart haben es die Lehrer/innen an Volksschulen (= Primarstufe) - sie müssen zwischen 28 und 33 Stunden pro Woche unterrichten. In Deutschland liegt die Lehrverpflichtung an Grundschulen bei durchschnittlich 28 Stunden (45 Minuten). Im gymnasialen Bereich unterrichten Schweizer Lehrer/innen ähnlich wie in Deutschland, rund 24 Stunden pro Woche. Die Schweizer Lehrer/innen liegen mit diesen Werten damit europaweit an der Spitze, wie die Schweizer Presse nicht zu erwähnen vergisst:

Tatsächlich hat die LCH-Arbeitszeiterhebung 2009, die gestern präsentiert wurde, ergeben, dass Schweizer Lehrerinnen und Lehrer bezüglich Arbeitszeit Europameister sind. Die mittlere Jahresarbeitszeit beträgt 2072 Stunden; das sind 122 Stunden mehr als die Jahresarbeitszeit in öffentlichen Diensten. Auf der Unter- und Mittelstufe arbeiten Schweizer Lehrkräfte 175 Stunden mehr als noch vor zehn Jahren. Übrigens: In Deutschland müssen die Lehrkräfte jährlich über 200 Stunden weniger arbeiten als in der Schweiz, in Schottland sogar 600 Stunden weniger.

Berner Zeitung 09.12.2009: Lehrerverband fordert weniger Lektionen

Mag man sich auch über die konkreten Zahlen streiten können: Die Unterrichtsverpflichtung in der Schweiz ist außerordentlich hoch, und wie auch in vielen anderen Ländern steigt die außerunterrichtliche Belastung durch Bildungsreformen beständig - was in der Lehrerschaft zu Unmut und Frust führt. Nachzulesen bspw. bei der Schweizer Lehrer/in-Bloggerin nja im Beitrag Frustursachen bei Lehrern:

Wir haben in der Schweiz im Europavergleich sehr hohe Pflichtpensen. Was neu ist, kommt dazu, aber nichts fällt weg. Wenn einzelne Kantone sparen müssen, wird einfach das Pflichtpensum um eine Lektion erhöht und versprochen, dass das in “besseren Zeiten” wieder gesenkt werde, was aber bei unseren bürgerlichen Mehrheiten politisch natürlich nie stimmt.

Ein weiterer Grund [für Lehrer/-innen-Frust] ist, dass die neuen Strukturen stets ohne genügende Schulung und genügend hierarchische Ebenen eingeführt werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass Leute Mitarbeitergespräche führen, die - völlig schuldlos - die Kompetenz nicht haben. Die Chance, dass das der persönlichen Entwicklung der Lehrpersonen und im Endeffekt den Schülerinnen und Schülern nützt, ist so verschwindend klein.

nja.ch 11.12.2009: Frustursachen bei Lehrern

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