Werden Rasierklingen zu früh stumpf? 24.10.2011, 18:44

Rasierklinge und Bleistiftspitze, Vorschaubild

»Wie kommt es, dass ein Spitzer Hunderte und Aberhunderte von Holzstiften spitzen kann, mein Nassrasierer aber nach einer Woche stumpf ist?« fragt ein Blogger. Der tec.LEHRERFREUND versucht, eine Antwort darauf zu geben.

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Rasiermesser und Bleistiftspitzer-Messer

Unser Alltag ist gespickt mit technischen Geheimnissen. So fragt z. B. auf der Webseite halbtagsblog einer ganz entnervt: »Wie kommt es, dass ein Spitzer Hunderte und Aberhunderte von Holzstiften spitzen kann, mein Nassrasierer aber nach einer Woche stumpf ist?«

Das ist etwas nach dem Geschmack des tec.LEHRERFREUNDs, geht es doch um eine sehr praktische Frage. Sie scheint jedoch mit soviel Theorie behaftet zu sein, dass auch er keine sichere Antwort darauf aus dem Hemdärmel schütteln könnte. So weiß er beispielsweise nicht, ob die beiden Messerwerkstoffe vergleichbar sind.
Die beiden Skizzen, in denen das Rasieren und das Bleistiftspitzen vergrößert dargestellt sind, zeigen jedenfalls dies: Das Spitzermesser schält parallel zu den Holzfasern, das Rasiermesser dagegen muss die Barthaare senkrecht zur Haarachse abscheren. Mit großer Wahrscheinlichkeit fällt dem Spitzermesser das Abheben der Fasern leichter. 

Dann scheint der Frager einem Irrtum aufzusitzen, denn: Wie oft spitzt er denn seinen Bleistift? Wir vermuten: bestimmt nicht einen Bruchteil so oft wie er Bartstoppel kappt.
Wenn wir davon ausgehen, der Frager sei ein durchschnittlicher, vielleicht sogar überdurchschnittlicher Bleistiftverbraucher, dann spitzt er seinen Bleistift wohl nicht öfter als hundert Mal pro Jahr. Dagegen schneiden seine Rasierklingen leicht 1000 Bartstoppel pro Tag und pro Rasiergang. Bei einem dreiklingigen Rasierer entspräche das wenigstens um die 300 Schnitte pro Klinge und pro Tag. Das heißt doch: Die Rasierklinge schafft an einem Tag so viel wie das Spitzermesser in einem Jahr. Darf sie dann nicht schon nach einer Woche stumpf sein?
Und schließlich: Wer weiß schon, ob Bartstoppel nicht eine höhere Scherfestigkeit besitzen als weiches Bleistiftholz?

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Kommentare

3

Zum Artikel "Werden Rasierklingen zu früh stumpf?".

  • #1

    Hinzu kommt, dass beim Nassrasieren die Klinge nach den Gebrauch noch lange feucht bleibt. Dabei spielen Korrosionsprozesse an der Klinge eine starke Rolle. Im Idealfall ist die Schneide ein Korn breit, bei einem feinkörnigen Stahl also ca. einige µm breit. Vereinfacht ausgedrückt ist der Zusammenhalt der Atome an der Korngrenze etwas geringer, als im Korn selbst. Die Korrosion wirkt sich an diesen Korngrenzen besonders aus, wodurch die Schneide breiter bzw. stumpf wird.

    schrieb Michael Fritsch am

  • #2

    Daraus ergibt sich doch zuerst die Frage:

    “Ab wann ist ein Klinge stumpf?”

    Wenn man das Drehmoment des Bleistifts beim spitzen in eine entsprechende Umfangs- Schnittkraft umrechnet, ist diese sicherlich deutlich größer als das was ich mir beim rasieren zumuten würde ;-))! Zudem würden dabei die Barthaare einfach ausweichen, das kann der Bleistift nicht.

    Ein stumpfer Rasierer tut also weh und man schmeißt ihn einfach weg, beim Bleistift dreht man etwas stärker ….

    schrieb Theodor Hunzel am

  • #3

    Vielen Dank!
    Tolle Erklärung. :-)

    schrieb Jan am

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