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Erfolgreiche Elternarbeit

7 Tipps für gelungene Elternabende / Elterngespräche 17.08.2021, 13:49

Eltern auf einem Elternabend
Bild: flickr-User T-Systems Schweiz AG Generation Future [CC by]

Eltern erwarten bei Elternabenden und Einzelgesprächen, dass man sie ernst nimmt und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Probleme anzusprechen. Sie finden hier einige konkrete Hinweise, worauf Sie bei der Planung und Durchführung solcher Ereignisse achten sollten.

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Originalbeitrag vom 20.09.2014, Überarbeitung 17.08.2021

Vorbemerkung:

In diesem Beitrag finden Sie Tipps für das Verhalten von Lehrer/innen bei Elternabenden, Elterngesprächen oder Elternsprechtagen. Oft kommunizieren natürlich auch Eltern schlecht, sind aggressiv, hören nicht zu und wollen einfach nur, dass der kleine Ludwig eine 1 in Mathe bekommt (obwohl er im Unterricht überhaupt nichts kapiert).

Lehrer/innen können keine Wunder vollbringen. Es soll hier nicht der Eindruck erweckt werden, dass sich alle schwierigen Situationen durch korrektes Lehrerverhalten perfekt lösen lassen. Doch dieses ist notwendige Voraussetzung dafür, dass das Gespräch/der Elternabend überhaupt funktionieren kann.

Oberstes Ziel beim Gespräch mit Eltern

Für Sie als Lehrer/in hat ein Ziel oberste Priorität: Sie müssen eine atmosphärische oder kommunikative Abwärtsspirale um jeden Preis vermeiden. Beispiel:

Vater hat den Eindruck, dass er unerwünscht ist (z.B. weil die Lehrer/in schnellschnell macht oder seine Probleme ignoriert). Es spielt keine Rolle, ob er wirklich unerwünscht ist oder das nur so wahrnimmt.

Er wird sauer, worauf die Lehrer/in sich wünscht, dass er endlich verschwindet. Das Unerwünschtheitsgefühl beim Vater verstärkt sich, weshalb er noch aggressiver wird, woraufhin die Lehrer/in sich noch mehr wünscht, dass er doch endlich verschwinden möge.

Die Szene endet mit Geschrei und Drohungen ("Dann läuft das eben über meinen Anwalt!").

Im geschilderten Fall ist das Elterngespräch gescheitert. Der Vater denkt, dass die Lehrer/in nicht auf seine Probleme eingeht, die Lehrer/in hält den Vater für einen aggressiven Proleten, mit dem man nicht reden kann - und das wahre Problem (die Unordentlichkeit der kleinen Luise) kann nicht mehr gelöst werden.

Ähnliches gilt natürlich auch für Gruppeninteraktionen (z.B. Elternabend).

Was Eltern sich von einem Elternabend oder von einem Elterngespräch wünschen

Wer die folgende Punkte ausführlich aus dem Munde der Expert/innen hören möchte, kann das beim Deutschlandfunk tun: Schluss mit Klassenkampf - Wie können Eltern und Lehrer Bildungspartner werden? Dort diskutieren knapp 50 Minuten lang Eva Blum (Referentin Elternstiftung Baden-Württemberg), Eva Schmoll (Leiterin Montessori-Schule Berlin-Lichterfelde) und Prof. Werner Sacher (Erziehungswissenschaftler).

Eltern möchten ernst genommen werden

Viele Eltern haben den Eindruck, dass Lehrer/innen gar nicht mit ihnen zusammenarbeiten wollen und ihre Probleme nicht realisieren. Das ist häufig der Fall, wenn Eltern ein Problem schildern, das der Lehrer/in so nicht bewusst ist - und sie die Existenz des Problems strikt verneint. Beispiel:

Eltern: "Unsere Kinder haben Angst, weil sie auf dem Pausenhof von den Achtklässlern verprügelt werden."
Lehrer/in: "Das kann gar nicht sein. So etwas passiert an unserer Schule nicht."

Verhaltenstipp: Nehmen Sie die Probleme der Eltern ernst - auch wenn Sie im ersten Moment eine andere Auffassung haben. Die Eltern HABEN dieses Problem, und dieses Problem wird nicht dadurch gelöst, dass die Lehrer/in behauptet, es gäbe dieses Problem nicht.

Eltern wünschen sich Kommunikation statt Beschwallung

Eltern kommen zum Elternabend oder zu einem Elterngespräch, weil sie sich mit der Lehrer/in austauschen möchten. Eltern erwarten zu Recht, dass sie zu Wort kommen.

Vor allem bei Elternabend droht das frontale Brett: Lehrer/innen stehen vorne und dozieren 90 Minuten lang, was auf den Folien steht (wir müssen auf Pünktlichkeit achten, die Klasse ist undiszipliniert, warum sind immer noch nicht alle Bücher eingebunden ... usw. usf.).

Auch bei Einzelgesprächen droht diese Falle. Oft überschütten Lehrer/innen die Eltern mit zahlreichen Ratschlägen. Das geschieht mit guter Absicht - doch wenn die Eltern dabei nicht zu Wort kommen und ihre Probleme wieder mit nach Hause nehmen, ist das Gespräch gescheitert.

Verhaltenstipp: Lassen Sie die Eltern zu Wort kommen. Hören Sie zu.

Eltern möchten sich erwünscht fühlen

Lehrer/innen sind oft genervt von Eltern und reagieren auf Anfragen, Anrufe und Gesprächsversuche manchmal gereizt. Der Elternabend oder Elternsprechabend wird häufig als lästige Pflicht empfunden, die man eben ohne größere Dallen hinter sich bringen muss. Aussage einer Mutter:

Beim Elternabend, da kommt man dahin, dann stehen noch die Stühle da, das Klassenzimmer ist irgendwie nicht aufgeräumt. Das wollte ich dann verändern, dann sagte mir die Lehrkraft: "Was, so viel Mühe wollen Sie sich machen? Das ist doch nur ein Elternabend!"

Verhaltenstipp: Nehmen Sie das Gespräch mit den Eltern als Chance wahr - und nicht als Belastung.

Tipps für die erfolgreiche Durchführung

Wenn die oben genannten Bedürfnisse befriedigt werden, ist der Elternabend oder das Einzelelterngespräch gelungen - selbst wenn ein Konflikt in der Sache weiterhin besteht.

1. Raum gestalten und dekorieren

Wo Müll auf dem Boden liegt und an der Tafel "Fuck you!" steht, fühlen sich Eltern nicht willkommen.

Räumen Sie auf, wischen Sie die Tische ab, putzen Sie die Tafel, stellen Sie genügend Stühle bereit. Etwas Deko (Blümchen) und Getränke (Flaschen, Gläser) sind mit wenig Aufwand zu beschaffen und zeigen den Eltern: Dieser Lehrer/in bedeutet unser Zusammenkommen etwas.

Das alles gilt selbstverständlich auch für Einzelgespräche am Elternsprechtag!

2. Seien Sie inhaltlich vorbereitet

Wenn Sie schon am Elternabend konfus wirken, wird man den Berichten der Schüler/innen ("Er weiß gar nicht mehr, was wir letzte Stunde gemacht haben!!!") sofort Glauben schenken. Planen und strukturieren sie den Elternabend (Checklisten + Links z.B. hier: Elternabend - Tipps zur Durchführung und Vorbereitung).

Vergessen Sie bei Einzelgesprächen nicht ihre Notizen, die Notenlisten und das Klassenbuch.

3. Atmosphäre schaffen

Eigentlich geht es bei Elternabenden um Inhalte: Organisation der Klassenfahrt, Vokabeltests, Unterrichtszeiten ... Für ein konstruktives Gespräch ist es jedoch sinnvoll, wenn alle Beteiligten sich in der Kommunikationssituation wohl fühlen.

Manche Lehrer/innen sind Naturtalente und können solche Situationen aus dem Nichts gestalten. Sie lächeln die Leute breit an, reißen einen Witz und bitten dann ernst und involviert um Rückmeldungen, was die Eltern denn nun auf dem Herzen haben.

Wenn Ihnen dieses Charisma fehlt, veranstalten Sie bspw. ein kurzes sozialdynamisches und/oder Kennenlernspiel. Geeignet ist z.B. Speed-Dating:

  • Eltern in zwei Reihen aufstellen (immer zwei gegenüber);
  • Thema/Begriff nennen (Schule, Hobby, Wünsche ...);
  • die sich gegenüber stehenden Elternpaare reden eine Minute über das angesagte Thema.
    Evtl. zwei, drei Mal eine Reihe um eine Person verschieben, dass neue Paare entstehen.

So etwas lockert die Atmosphäre enorm auf und hat einen sehr angenehmen Nebeneffekt: Der traditionelle Elternabend bedeutet üblicherweise viele (Eltern) gegen eine/n (Lehrer/in). Sobald zwischen den Eltern Kommunikation entstanden ist, stehen Sie als Lehrer/in nicht mehr als alleinige Zielscheibe vorne, sondern der Fokus der Eltern kann sich auch mal auf jemand anders richten. Möglicherweise hilft eine entsprechende Sitzordnung (Hufeisen oder Kreis statt Reihen/frontal).

4. Diskussionsphasen einplanen

Wie oben dargelegt, werden Sie Eltern nicht glücklich machen, wenn Sie die ganze Zeit auf sie einreden. Planen Sie Phasen ein, in denen die Eltern zu Wort kommen und ihre Probleme schildern können. Beim Elternabend sollten Sie z.B. zu Beginn eine offene Runde gestalten, in der die Eltern frei schildern können, womit sie zufrieden sind und womit sie unzufrieden sind. Bei Einzelgesprächen am Elternsprechtag lassen Sie in jedem Fall zuerst die Eltern reden ("Wo drückt der Schuh?").

Viele Lehrer/innen vermeiden solche Situationen, weil sie Angst haben, dass sie hier mit Kritik konfrontiert werden. Doch gerade diese Kritik ist notwendig - wie sollen Sie als Lehrer/in sonst erfahren, was auf Ihrer Seite schief läuft?

5. Machen Sie sich Notizen

Notieren Sie sich, was die Eltern sich wünschen, welche Probleme sie ansprechen. Im Verlauf des Elternabends bzw. des Gesprächs können Sie diese Punkte wieder ansprechen - und die Eltern erkennen, dass Sie ihre Anliegen ernst nehmen und sich darum kümmern werden.

Diese Notizen können Sie bei Bedarf für ein (Kurz-)Protokoll des Einzelgesprächs oder des Elternabends verwenden.

6. Bleiben Sie sachlich

Bei Gesprächen mit Eltern kann man schon einmal aggressiv werden, wenn man bspw. mit ungerechtfertigten Vorwürfen konfrontiert wird. Oft benutzen Lehrer/innen Elterngespräche/Elternabende auch dazu, um den Dampf abzulassen, der sich in den letzten Monaten angestaut hat (über die immer schwätzende letzte Reihe, über die hohen Fehlzeiten, über den Müll auf den Gängen).

Das bringt niemandem etwas. Elterngespräche sind dazu da, um die Sichtweise der anderen Partei kennen zu lernen und gemeinsam Lösungsansätze zu finden. Wenn Sie als Lehrer/in sich in ihren Emotionen gehen lassen, erschwert das die Lösung des Problems nur.

7. Verabschieden Sie sich gebührend

Der letzte Eindruck bleibt. Hinterlassen Sie nicht das "Zum Glück ist es endlich vorbei!"-Gefühl. Schenken Sie allen Eltern noch einen strahlenden Blick, bedanken Sie sich für ihr Erscheinen und sagen Sie, dass Sie sich mit den gewonnenen Anregungen ernstlich auseinandersetzen werden.

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Kommentare

4

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  • #1

    Kooperation will gelernt und geübt werden, weil sie im Kampf um knappe Güter durchaus ein schwieriges Unterfangen abbildet. Aber wo in unserer Gesellschaft gibt es noch Milieus, in denen auf Zusammenarbeit zum Wohle aller gesetzt wird und letztendlich nicht doch der Wettbewerb mit vielen Verlierern das Leitmotiv abbildet? So treffen im schulischen Umfeld mit Lehrern, Eltern und Schülern drei Gruppierungen aufeinander, denen das Unmögliche gelingen soll, etwas, was ihnen vorher gründlich ausgetrieben wurde. Da wird auch der beste Trainer-Leitfaden nichts helfen.

    Selbst wenn es hier und da mal glückliche Fügungen gibt und Elternabende zu einem bereichernden Erlebnis werden. – Den statistischen Schnitt dürften solche Glücksfälle jedenfalls nicht abbilden.

    schrieb Dipl. Psych. Thorsten Kerbs am

  • #2

    Was gewöhnlich als Elternabend und Elternsprechtag läuft, ist gar KEIN ABEND bzw. TAG FÜR ELTERN;
    es ist ein Abend für die weitere Perfektionieruzng des Unterrichtsvollzuges, zu dem die Eltern beitragen sollen und bei dem sie eine Statistenrolle spielen.
    Da es seit Generationen so üblich ist und es keine wirkliche Alternative zum Vergleich gibt, fällt das auch keinem auf.
    Eine echte Alternative wäre es erst, wenn die Lehrer zu den Eltern in die Sprechstunde kommen, um sich von diesen sagen zu lassen, was sie in der Schule anders machen müssen, damit man zu Hause mit ihnen zufrieden ist.
    Bisher wird ja den Eltern gerade umkehrt gesagt, dass sie zu Hause dafür sorgen müssen, dass die Schule mit ihnen und ihrem Kind zufrieden ist,
    Egal ob es ein Problem mit dem Rechtschreiben, mit Konzentration oder Angst ..... ist, die Fachinstitution Schule verlangt von den päd. Laien Eltern, dass sie die Probleme zu Hause lösen müssen, die die Profis nicht geschafft haben.
    Ich erinnere mich noch gut, wie eine Mutter, als ich sie zur Sprechstunde - die Gewohnheiten einmal umkehrend - fragte, was sie mir denn über ihre Tochter berichten könne, erst einmal vollkommen sprachlos war und dann anfing, um Verständnis für alle möglichen noch nicht gelösten Probleme ihrer Tochter zu werben. Ich legte ihr dann die Hefte ihrer Tochter auf den Tisch und zeigte ihr alle Fortschritte und schickte sie mit meiner Begeisterung über ihr Kind nach Hause.
    Die üblichen Elternsprechgelegenheiten sind immer noch als Hoheitsakt inszeniert. Beim ersten Mal saßen ca. 20 Personen vor der Klasse. Ich fragte sie, ob sie nicht alle zusammen hereinkommen wollten, um erst einmal zu besprechen, was alle betrifft; was dann übrig sei, könnten wir immer noch einzeln besprechen.
    In dieser Besprechung wurde wirklich ALLES besprochen. Die Eltern trauten sich gemeinsam mehr als einzeln und sie lernten dabei sich gegenseitig kennen und die Atmosphäre einer wirklichen Gemeinschaft.
    Ich setzte mich zu den Eltern in die Schülertische.
    Es war mir wichtig, von ihnen zu lernen.
    Indem ich sie DIE HAUPTROLLE IHRES LEBENS SPIELEN ließ, spielte auch ich eine wichtige, lebendige Rolle.
    Vom Lehrer als staatlicher Lehrplanvollzugsbeauftragter kommt immer alles VON OBEN HERAB.
    Auch die Eltern werden unter-richtet.
    Sie üben sich dabei - ohne das dies jemand bewusst wird - unten ein, sich nach denen OBEN zu richten.
    Eben dadurch, dass man die Gewohnheiten einmal umkehrt und die Rollen tauscht, lernt man erkennen, was man gewöhnlich bewirkt.
    Denken Sie schon mal durch, wie sich das für Sie anfühlt, wenn das nächste Schulfest die Eltern planen und die Lehrer die Kuchen backen!
    Ich wünsche guten Erfolg.

    Franz Josef Neffe

    schrieb Franz Josef Neffe am

  • #3

    Was meinen Sie damit?

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #4

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein “Insider” einen solchen Unsinn verfasst!

    schrieb Hugo Schuster am

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