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Leistungstests: Deutsche Schüler dürfen nie Durchschnitt sein 09.12.2008, 23:26

Über internationale Leistungstests hören wir entweder nur Gejammer ("Deutschland ist zu schlecht!") oder nur Lobhudelei ("Sachsen Weltspitze!"), jüngstes Beispiel: TIMSS 2007. Warum dürfen deutsche Schüler/innen eigentlich nie "normal" sein?

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Google-News-Suche nach 'TIMSS' (09.12.2008), Screenshot (Ausschnitt)Die jüngsten Veröffentlichungen zur TIMSS-Studie geben anschauliche Beispiele ab. So schreibt die GEW:

TIMSS: Grundschüler hinken in Mathe und Naturwissenschaften hinterher
Ähnlich wie bei der im Rahmen der IGLU-Studie getesteten Lesekompetenz belegen Deutschlands Grundschüler bei der ebenfalls heute veröffentlichten TIMSS-Studie in Mathematik und Naturwissenschaften einen Platz im vorderen Drittel. Der Abstand zur Weltspitze ist hier jedoch wesentlich größer.

GEW 09.12.2008: TIMSS: Grundschüler hinken in Mathe und Naturwissenschaften hinterher

Ein Platz im vorderen Drittel ist ordentlich. In Schulnoten: besser als 2,5. Kommt der Sohn mit einer 2 in Mathe nach Hause, dann möchte ihn der Vater mit der Bemerkung “Zu den Besten gehörst du aber noch lange nicht, du fauler Strick” sicherlich sinnvoll zu mehr Leistung antreiben. Ob das aber notwendig ist, sei dahingestellt.
Dann lesen wir aber beim Stern: Grundschüler in Mathe überdurchschnittlich gut, beim Focus jedoch Zwei Jahre Rückstand in Mathe, ähnlich die Süddeutsche: Hinter Kasachstan.

Es ist durchaus erfreulich, dass man vom Bildungssystem Leistung fordert und sich nicht mit Mittelmäßigkeit zufrieden gibt. Das deutsche Versagen bei PISA 2000 hat einige schwere Steine ins Rollen gebracht, und das ist sehr gut so. Andererseits wissen wir alle, dass bloße Zahlen nicht besonders aussagekräftig sind; die deutschen Schüler/innen hätten es in Mathematik bei besserem Wetter am Prüfungstag auch auf Platz 5 schaffen können (nämlich mit 550 statt 525 Punkten). Oder auf Platz 20 (mit 500 statt 525 Punkten).

So stellen wir fest: Die Deutschen (Medien) neigen zu extremen Darstellungen. Damit unser (wirklich mittelmäßiges) Bildungssystem sich weiter entwickeln kann, brauchen jedoch wir eine reflektierte, zielgerichtete Diskussionskultur rund um Leistungsstandards und Qualitätsentwicklung. Beschwörungen apokalyptischer Visionen (“Zwei Jahre Rückstand!”) oder Lobgesänge auf die klugen Deutschen (”Überdurchschnittlich!”) dienen nur denen, die an Stammtischen oder Nacktbars den Mund gerne weit aufmachen.

Nachtrag: Aktuell ist bei der BILD-Zeitung zu TIMSS gar nichts zu finden. Wahrscheinlich war das Thema Charlize Theron oben ohne! als Titelthema einfach spannender.

Screenshot: Suchergebnisseite auf BILD.de bei der Suchanfrage 'timss'
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