Der rasche Notenschlüssel

*ohne Gewähr

Notenschlüsselrechner Pro

Alte/neue Rechtschreibung

Gerichtsurteil: Elftklässlerin darf theoretisch (!) alte Rechtschreibung benutzen 18.10.2005, 22:08

Das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht hat einer Schülerin vorläufig Recht gegeben, die nach der alten Rechtschreibung unterrichtet und bewertet werden will. Aber benutzen darf sie sie nur theoretisch.

Anzeige
Anzeige
  • (geändert: )

Josephine Ahrens ist 16 Jahre alt und geht in Oldenburg aufs Gymnasium. Seit 1998, als sie sich in einem Diktat ungerecht behandelt fühlte, klagt sie zusammen mit ihren Eltern manisch gegen die neue Rechtschreibung.

Ihr halbes Leben kämpft die Schülerin aus der Nähe von Oldenburg nun schon dafür, nach den bewährten Rechtschreibregeln unterrichtet zu werden. Den Überblick über die juristischen Schritte, die sie mit ihren Eltern seit 1998 gegangen ist, hat sie im Laufe der Zeit selbst verloren.

faz.net

Am 13. September 2005 konnte die streitlustige Maid endlich einen kurzen Erfolg verbuchen: Das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht in Lüneburg urteilte, dass die Schülerin weiterhin die alte Rechtschreibung benutzen kann, ohne dass ihr dabei “gravierende schulische Nachteile” entstehen dürfen.

Das bedeutet nicht, “dass ihre alten Schreibweisen nicht als falsch gewertet werden dürfen.” (wie spiegel online und andere fälschlicherweise berichteten). Vielmehr wurde lediglich der Berufung der Schülerin stattgegeben (siehe z.B. aerztezeitung.de).

Dem Anspruch der Schülerin, in alter Rechtschreibung schreiben zu dürfen und in ihr unterrichtet zu werden, wird also grundsätzlich stattgegeben, ohne dass das (vorerst?) für den schulischen Alltag konkrete Auswirkungen hat.

Obwohl die Richter “sehr viel Sympathie” ((aerztezeitung.de) für die alte Rechtschreibung empfinden, wird die Kombattantin letzten Endes wohl abblitzen:

Insgesamt ist danach davon auszugehen, dass die Antragstellerin durch die von ihr bevorzugte (richtige) Schreibweise und Zeichensetzung so wenig beeinträchtigt wird, dass der dieses verhindernde Erlass einer einstweiligen Anordnung entbehrlich erscheint. Ihr diesbezüglicher Antrag ist deshalb abzulehnen.

Gerichtsurteil des OVG Lüneburg

Besonders niederträchtig lesen sich die Begründungen von Josephine A., wieso sie gerne alt rechtschreiben möchte:

Die Schülerin hatte argumentiert, die Beanstandung der alten Schreibweise diskriminiere sie und stufe sie auf den Status einer Grundschülerin zurück. Außerdem würden schlechtere Schüler durch eine Vereinfachung der Rechtschreibung bevorzugt.

telepolis.de

Dazu fällt einem ja gar nichts mehr ein.


Anzeige

Ihr Kommentar

zum Artikel "Gerichtsurteil: Elftklässlerin darf theoretisch (!) alte Rechtschreibung benutzen".



Wir speichern Ihren Kommentar dauerhaft ab (was auch sonst?). Mehr dazu in unserer ausführlichen Datenschutzerklärung.

Kommentare

93

Zum Artikel "Gerichtsurteil: Elftklässlerin darf theoretisch (!) alte Rechtschreibung benutzen".

  • #1

    Es wird höchste Zeit, daß die Rechtsschreibreform rückgängig gemacht wird. Das war ja wohl der größte Schwachsinn der jemals passiert ist und eine unglaubliche Anmaßung der Dudenkommission, deren Aufgabe es ist und war: Den Wandel der Schrift zu dokumentieren! Nicht ihn zu diktieren!
    Eine Kostenargumentation kann ich hier keinesfalls gelten lassen. Die galt “ja” offensichtlich auch nicht, als eine Minderheit meinte, man müsse Deutschland diktieren, wie es zu schreiben habe. Dem Volk eine neue Schreibweise von oben herab zu diktieren hätte meines Erachtens nach mindestens eines Volksentscheides bedurft, ja!, auch in einer indirekten Demokratie. 

    Die “Schreibweise” fällt unter künstlerische Freiheit. Aufgabe des Dudens ist es, zu dokumentieren, wie die Mehrheit der Deutschen schreibt.

    Wenn also das Volk kein “ß” mehr gewollt hätte und überall “ss” anstelle des selbigen verwendet hätte, dann (und nur dann) hätte die Dudenkommission handeln dürfen und die entsprechenden Wörter im Duden ändern dürfen.

    Ist-Stand:
    Schüler lernen in der Schule falsch, ja FALSCH! schreiben, denn der Rest der Bevölkerung läßt sich seine Sprache und Schrift nicht umdiktieren.

    schrieb Reinhold am

  • #2

    Ich bin gerade zufällig auf den Artikel gestoßen und muß, wenn auch verspätet, dazu ein paar Anmerkungen machen:

    - Am meisten mißfällt mir an der “Rechtschreibreform”, daß sie die normative Kraft des Faktischen durch eine Rechtschreibung per Dekret zu ersetzen versucht. Ein brauchbar funktionierender basisdemokratischer Prozeß wurde abgeschafft, zugunsten einer politischen Machtdemonstration.
    Ich finde das aus Prinzip schlecht oder gar böse.

    - Die (wieder-)eingeführte “ß”-Schreibung ist weder neu, noch ist sie einfacher. Sie wurde in Österreich vor rund 100 Jahren nach etwa 20-jährigem Gebrauch wegen Untauglichkeit abgeschafft. Die Möglichkeit Fehler zu machen wurde erhöht, da man sich an Wortenden jetzt zwischen 3 statt vorher 2 Möglichkeiten entscheiden muß.
    Außerdem verschlechtert sich die Lesbarkeit von Texten, da Ober- und Unterlängen verloren gehen und dadurch Wörter einförmiger aussehen.
    Bei zusammengesetzten Wörtern erhöht sich die Zahl der Dreifachkonsonanten auf ein unerträgliches Maß!

    - Im Rahmen der durch die “Rechtschreibreform” ausgelösten Rechtschreibanarchie habe ich meine eigene Reform beschlossen:
    Ich schreibe grundsätzlich nicht mehr als 2 gleiche Buchstaben hintereinander, da es einfach häßlich aussieht. Bisher hat sich noch niemand darüber beklagt und auch Mißverständnisse hat es bisher nie gegeben. Vermutlich fällt es den meisten Menschen nicht einmal auf.
    Solch eine konsequente Vereinfachung wäre in meinen Augen im Sinne des vorgeblichen Ziels der “Rechtschreibreform” gewesen.

    - Zur Zusammen- und Getrenntschreibung:
    Eine Rechtschreibung die den Sinn entstellt?
    Don’t get me started on that!

    schrieb Rolf am

  • #3

    Ein ganz später Kommentar zur ss/ß-Schreibung, die hier ausführlich diskutiert wurde: tatsächlich führen die neuen Regeln zu einer gespaltenen Schreibsituation aufgrund von unterschiedlichen regionalen Aussprachekonventionen. Und das scheint auch so gewollt zu sein. Es gibt jetzt also “Geschoss” und “Geschoß” (für “Stockwerk”), je nach Region; und es gibt “Spaß” und “Spass”.

    schrieb Uwe am

  • #4

    Bei Professor Ickler lese ich:
    “ich habe es schon mehrmals direkt aus dem Herzen der KMK erfahren”

    Gibt es denn so etwas wirklich? Ein Herz bei der KMK?
    Wenn ja, wo sitzt dann dieses?

    Vielleicht bei Frau Doris Ahnen? Ich kann mich noch ganz vage an die von Frau Sabine Christiansen moderierte und deshalb nach ihr benannte Hauptstadt-Quasselrunde erinnern, in der Frau Ahnen zu Gast war. Die Überschrift der damaligen Sendung lautete bezeichnenderweise “Aufstand gegen Rechtschreibreform - Chaos total?”. Nach Auskunft der Sabine-Christiansen-Redaktion* gab Frau Ahnen damals u. a. folgendes zum besten:

    “Es gibt eine jahrzehntelange Debatte über die Rechtschreibung in Deutschland. Es gab dann in der Tat, nachdem wir eine völlige Ausdifferenzierung der Regeln hatten, und Sprache kaum noch erlernbar war, die Notwendigkeit zu Systematisieren. Da haben sich nicht Politikerinnen und Politiker an einen Tisch gesetzt und gesagt, so machen wir das, sondern da haben wir natürlich die Fachleute, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler [befragt], und Anhörungsverfahren in einer riesigen Größenordnung durchgeführt, um zu diesem Ergebnis zu kommen.”

    Nun ja, wenn man mal von den Rechtschreibfehlern in diesem relativ kurzen Absatz absieht, komme ich (immer noch) zu dem Schluß, daß alle möglichen “Fachleute” von den Fachleuten der KMK “angehört” worden sind, bloß nicht das gemeine Volk.

    Früher gab es mal diesen Spruch “Ein Herz für Tiere”. Welche Abgeordneten haben eigentlich ein Herz für die Menschen, von denen sie einst (mehrheitlich) gewählt worden sind?

    Darüberhinaus frage ich mich gerade, wie u. a. Frau Ahnen die Sprache erlernen konnte, wenn letztere doch doch vor der Deform nach ihren eigenen Worten “kaum noch erlernbar” war.

    Mit freundlichen Grüßen
    (o: Christian Lindemann

    * http://www.sabine-christiansen.de/archiv.jsp?datum=2004-08-08

    schrieb Christian Lindemann am

  • #5

    Prof. Ickler hat die Situation so beschrieben:

    “Daß alle Kultusminister die Reform loswerden möchten, ist wahr, ich habe es schon mehrmals direkt aus dem Herzen der KMK erfahren.”
    (3. 1. 2006, http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=376#2624)

    “Die Kultusminister müssen nicht umgestimmt werden, sie wissen Bescheid und wollen keinen Kompromiß, sondern sie wollen die ganze Reform loswerden. Wie berichtet, hat mir dies schon im Sommer vorigen Jahres ein Vertrauensmann aus der KMK mitgeteilt. Allerdings müsse der Stoß von außen, “von unten” kommen, d. h. von der Presse, denn die Kultusminister sehen sich außerstande, von sich aus das ganze verfehlte Unternehmen abzublasen.”
    (15. 10. 2003, http://64.233.183.104/search?q=cache:KnYTwr24wXYJ:www.rechtschreibreform.de/Forum/showthread.php?postid=19590#post19582)

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #6

    wenn ich dazu anmerken dürfte, dass die gute frau wanka als präsidentin der kmk vor allem durch profillosigkeit und dünne sprüche geglänzt hat, und dass es ganz klar ist, dass die kultusminister “ihrem/r” präsidenten/in die ganze zeit die ohren vollheulen - die alte bund-länder-geschichte. deshalb würde ich weder die aussagen noch das im-teller-stochern von frau wanka für zu ernst nehmen.

    schrieb F.J. am

  • #7

    und auch nicht vergessen wollen wir, daß zugleich die (deshalb reaktionäre?) SZ sich des Unverdaulichen ebenfalls entledigen wollte, aber dann doch von der angekündigten Radikalkur ließ.

    Man kann Unverdauliches eben auch anders entsorgen, und wer die SZ liest, kann dabei eine der möglichen Alternativen beobachten.

    schrieb Reiner Gehret am

  • #8

    Na, na, na - wollen wir doch nicht vergessen, dass der Spiegel zusammen mit der Bildzeitung die Rückkehr zur alten Rechtschreibung angekündigt hat und in dieser Frage sowieso ein ziemlich reaktionäres Blatt ist :exclaim:

    schrieb Laubfrosch am

  • #9

    Netter Artikel im “Spiegel”.

    Die Frau Doris Knecht von der Fa. “Die Presse” hingegen spricht von “unseliger Allianz”, wenn sie an die vielen Menschen denkt, die sich nicht der undemokratischen, möglicherweise sogar verfassungswidrigen, zumindest aber bürokratischen Schlechtschreibung hingeben.

    Nachzulesen bei “Die Presse”.

    Dann vergleicht sie belustigenderweise noch schnell die Regeln der Rechtschreibung mit denen des Straßenverkehrs.

    Da bin ich aber froh, daß ich - anders als bei der Nichteinhaltung von Straßenverkehrsregeln - niemanden körperlich verletzen kann, wenn ich nach wie vor die (für mich) richtige Rechtschreibung anwende.

    Mit den besten Grüßen für 2006
    Christian Lindemann

    PS: “Anschlußstelle” liest sich meines Erachtens trotz des Könnens der KMK und des mir immer noch vollkommen unerklärlichen Umfallens meines Ministerpräsidenten (Niedersachsen) irgendwie flüssiger als “Anschlussstelle”. ;o)

    schrieb Christian Lindemann am

  • #10

    Korrektur: Bei Spiegel online wurde die Textaufteilung geändert, der Teil über J. Ahrens sowie der Schluß befinden sich nun auf

    http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,393000-4,00.html

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #11

    Josephine Ahrens im aktuellen Spiegel-Artikel:

    http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,393000-3,00.html

    Der eigentliche Knüller ist aber das Ende dieses Artikels:

    “Seit fünf Jahren ist Wanka Wissenschaftsministerin in Brandenburg, im Jahr 2005 war sie Präsidentin der KMK. Sie war an der Reformdiskussion nie beteiligt und sollte das Projekt mit abwickeln. Den Ministerpräsidenten wäre am liebsten, wenn sie sich mit der Reform nicht mehr befassen müssten, sie irgendwie verschwände, aber es geht auch um Selbstachtung. Niemand will öffentlich eingestehen, dem Land eine Reform zugemutet zu haben, die sinnlos war, vielleicht sogar schädlich.

    Wanka sitzt in einer Ecke des Restaurants Borchardt in Berlin und stochert in ihrem Essen. Sie redet über die Pisa-Studie, über das Problem mit der Hochschulfinanzierung. Sie macht eine kleine Pause. “Die Kultusminister wissen längst, dass die Rechtschreibreform falsch war”, sagt sie. Sie sieht auf ihren Teller: “Aus Gründen der Staatsräson ist sie nicht zurückgenommen worden.”

    Es ist ein erstaunlicher Satz. Es ist das Eingeständnis einer großen Niederlage.”

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #12

    Getrennt- und Zusammenschreibung nach den neuen Schlechtschreibregeln:

    “Obermaterial aus weichem, Wasser abweisendem Leder. Das Innenfutter besteht aus verschleißfestem, atmungsaktivem, antibakteriellem Textilmaterial. Das geformte Fußbett ist austauschbar und ganzflächig antistatisch. Mit robuster, gut profilierter, rutschhemmender TPU/PU-Sohle, nicht kreidend, mineralöl-, säure- und temperaturbeständig bis 150°.”
    (Quelle: Krähe-Versand GmbH)

    Vermutlich ist das - kultusbürokratisch gesehen - alles korrekt so.
    Darum versteh’ ich’s aber trotzdem nicht.

    So, gleich kommt der Weihnachtsmann.
    Daher frohes Fest!

    (o: Christian Lindemann

    PS:
    Hier gibt’s jemanden, der mit der neuen Schreibweise zufrieden ist:
    “Ich bin mit der neuen Rechtschreibung recht zufrieden. Ausserdem hab ich es jetzt so in der Schule gelernt und möchte mich nicht wieder umstellen.”

    schrieb Christian Lindemann am

  • #13

    Heute gesehen bei ebay:

    “Kein Einsatz von unnötigen Stromfressern die Ihre Batterie gerade in der anstehenden “kalten + nassen Jahreszeit” überlassten!”

    *uuaahhh*

    “Eine Preisersparniss von bis zu 300% gegenüber anderen Anbietern!”

    *uuuuuaaaaaahhh*

    Oder doch lieber so?:

    “Sie erhalten das Werkzeug in einer stoß-sicheren Schutzhülle.”

    Er traute sich diesmal wohl nicht recht. LOL

    Schönes Weihnachtsfest wünscht
    Christian Lindemann

    schrieb Christian Lindemann am

  • #14

    Das Gerichtsurteil des OVG Lüneburg wird in einem in der “Neuen Juristischen Wochenschrift” (NJW), Ausgabe 49/2005 erschienenen Artikel kommentiert. Der Autor, Dr. Wolfgang Kopke (er legte 1995 die Arbeit “Rechtschreibreform und Verfassungsrecht” vor), geht dabei auch auf “die dürftige Argumentation” ein, welche dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) von 1998 zugrunde lag, und er stellt fest:

    “Während das BVerfG ansonsten nicht müde wird, unter Hinweis auf seine Überlastung die Rechtsuchenden aufzufordern, zuerst die Fachgerichtsbarkeit zu bemühen, hatte man es hier ganz eilig, dem BVerwG zuvorzukommen. Denn hätte dieses in Fortsetzung seiner bisherigen Schulrechtsprechung das wohlbegründete Urteil des VG Berlin bestätigt, wäre die Reform erledigt gewesen, da die Senatsverwaltung hiergegen nicht vor das BVerfG hätte ziehen können und die Verfassungsbeschwerde dann schon vor einer mündlichen Verhandlung des BVerfG zurückgenommen worden wäre.”

    Vor allem aber beruhe das Urteil von 1998 auf Annahmen, “die zwischenzeitlich widerlegt sind, nämlich den jeweiligen Prognosen der Kultusminister, die Reform erleichtere den Rechtschreibunterricht und werde sich auch außerhalb der Schule allgemein durchsetzen”. Die Akzeptanz der Reform sei weiterhin zweifelhaft, wie Repräsentativumfragen ebenso wie der fortwährende Widerstand namhafter Schriftsteller und bedeutender Pressehäuser zeigten.

    Das Lüneburger Gericht habe zwar “einen Anspruch der Schüler bejaht, (auch) in der herkömmlichen Schreibung unterwiesen zu werden”, andererseits aber keinen “vollstreckbare[n] Titel geschaffen”, indem es einen Antrag der Klägerin auf einstweilige Anordnung abwies. Dennoch, so Kopke, sei das Land Niedersachsen “gehalten, den vom höchsten für die Auslegung des Schulgesetzes zuständigen Gericht festgestellten Anspruch der Schülerin zu erfüllen”. Dies auch im eigenen Interesse, da es andernfalls “zu unnötigen weiteren und (zumindest im Hauptsacheverfahren) für das Land kostenträchtigen Klagen” kommen könne.

    In jedem Fall seien die Länder “dauerhaft verpflichtet, beide Schreibweisen zu lehren”, wenn auch die herkömmliche weiterhin außerhalb der Schulen üblich bleibe. Für den Fall einer Rücknahme der Reform gelte weiterhin der Leitsatz eines Beschlusses des Bundesverfassungsgerichtes vom 20. 7. 1999: “Es besteht kein Anspruch auf Unterrichtung nach den Regeln der Rechtschreibreform” (NJW 1999, 3477).

    (http://sprachforschung.org/index.php?show=news&id=366)

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #15

    Wer Zweifel an meinen Ausführungen hat, daß die refomierte Rechtschreibung den Sinn des Geschriebenen beeinträchtigen kann, möge sich bitte folgendes Zitat vergegenwärtigen; es handelt sich um eine Erläuterung des Cornelsen-Verlags zu seiner Reihe “einfach klassisch”:

    “Selbstverständlich wurde die Orthografie den modernen Rechtschreibregeln angeglichen, ebenso die Zeichensetzung, selbst wenn damit der Sinn des Textes etwas verändert wird.”

    (vorletzter Absatz des letzten Abschnitts von http://www.cornelsen.de/teachweb/1.c.35723.de/?hasjs=1&referer;=&parentID=1.c.6122.de&id=42403)

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #16

    (Hier die Fortsetzung zum vorhergehenden Beitrag.)

    Einen in meinen Augen sehr sinnvollen Vorschlag, zu einer sowohl gut schreib- als auch lesbaren Rechtschreibung zu kommen, hat Prof. Ickler mit seinem Rechtschreibwörterbuch vorgelegt (in der neuesten Auflage heißt es “Normale deutsche Rechtschreibung”). Er hat auch die Regeln klar und einfach dargestellt, und vor allem viel kompakter, als es die herkömmlichen Dudenregeln oder die reformierten amtlichen je waren bzw. sind. Icklers Vorschlag vermeidet die gravierenden Nachteile der reformierten Schreibung (reduzierter Wortschatz, erzwungene Grammatikfehler, eingeschränkte Bedeutungsdifferenzierung bzw. falsche Bedeutungen) und beseitigt weitgehend die Schwierigkeiten der herkömmlichen Schreibung.

    Ickler geht aber nicht so weit, der Vereinfachung den Vorrang über sprachliche bzw. grammatische Richtigkeit einzuräumen; denn wenn die (gesprochene) Sprache, so, wie sie ist, bestimmte komplizierte Strukturen, Wendungen, Konstruktionen etc. ermöglicht, dann wäre es fatal, wenn diese in der Schriftform nicht adäquat wiedergegeben werden könnten (und das ist wegen der Sturheit, mit der bei der Rechtschreibreform “vereinfacht” wurde, durchaus gelegentlich der Fall; in der herkömmlichen Rechtschreibung kam so etwas meines Wissens dagegen nicht vor). In solchen Fällen hat der Schreibende keine andere Wahl, als dem zu folgen, was die Sprache vorgibt; es würde nichts bringen, noch weiter zu vereinfachen. Albert Einstein hat treffend gesagt, man soll alles so einfach wie möglich machen ? aber nicht noch einfacher! Diese Selbstverständlichkeit wurde bei der reformierten Rechtschreibung ignoriert.

    Zuletzt noch ein paar Verweise:

    Interview mit Prof. H. Marx (”[Die Reformer] haben nicht bedacht, wie Menschen lesen und schreiben lernen”):
    http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=86
    Zu den Marxschen Ergebnissen siehe auch die Graphik auf der 2. Seite der “Sehstörungen” (ältere Fassung, http://www.vrs-ev.de/Sehstoe.pdf).

    Regelwerkvergleich Ickler?Amtliche Regelung:
    http://www.vrs-ev.de/welches_regelwerk.pdf
    http://www.vrs-ev.de/regelwerkvergleich.php

    Icklers Regeln (frühe Fassung, im Wörterbuch inzwischen überarbeitet):
    http://rechtschreibreform.com/Seiten2/Wissenschaft/970IcklerWBRegel.html

    Besprechungen von Icklers Wörterbuch:
    http://www.schule-in-frankfurt.de/44/44-04.htm
    http://www.rechtschreibreform.com/Buch/921FAZMunskeIcklerWB.pdf
    http://www.buecher-spezial.de/sz/000000689/normale_deutsche_rechtschreibung_000000689064.html

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #17

    Lieber Herr Mellert (stimmt die Anrede “Herr”, oder ist Ihnen das egal?),

    vielen Dank für Ihre Antwort. Wenn ich mir die aber genau begucke, dann stelle ich fest, daß als einziges Argument für die reformierte Schreibung Ihre Behauptung bleibt, daß deren Grundregeln einleuchtender seien ? was Sie aber sofort relativieren: “(oh je ... was habe ich da gesagt ...), na ja, mindestens genau so einleuchtend [...]”. Das ist ein persönlicher Eindruck, denn was dem einen einleuchtet, kann dem anderen ewig ein Rätsel bleiben.

    Wesentlich für Ihre Position scheinen mir andere Dinge zu sein: “Der Grad an Komplexität und Unlogik ist in beiden Formen der Rechtschreibung wohl ähnlich.” (“wohl” ? also ist dies nur eine Vermutung, die aber letztlich weder die eine noch die andere Schreibung bevorzugt. Sie schreiben ja auch sogleich: “Deshalb macht es für mich keinen Unterschied, welcher Form ich mich befleißige.” Richtig! Dieser Punkt ist für einen Unterschied irrelevant ? es gibt aber noch andere Punkte; siehe unten.)

    “An die Benutzung der reformierten Rechtschreibung habe ich mich gewöhnt” ? genauso kann man sich an die Benutzung der herkömmlichen Schreibung gewöhnt haben und dies als Argument zu deren Gunsten anführen.

    “Mein Herzblut hängt nicht an der alten Schreibweise.” Auch ein sehr persönliches Argument, das vollkommen unspezifisch ist. ? Ich will Ihnen jetzt keinen Vorwurf machen, aber ich komme zu dem Fazit, daß Sie kein ernstzunehmendes Argument dafür haben, warum die “neue” Rechtschreibung leichter sein sollte.

    Gibt es aber nicht doch irgend etwas an der reformierten Schreibung, das Sie für objektiv besser halten, als es in der herkömmlichen üblich war? Vermutlich werden Sie auf die reformierte s-Laut-Schreibung verweisen; Sie schrieben ja bereits als Beispiel für einleuchtende Regeln: “siehe z.B. den Auszug aus dem Duden-Regelwerk von Gernot weiter oben” (dieser Auszug ist K159 und betrifft “ss und ß”). Gewiß, diese Regeln erfüllen ein notwendiges Kriterium ? sie sind widerspruchsfrei und erfassen alle Fälle. Das gilt aber auch für die herkömmliche s-Laut-Schreibung! Auch hierbei gibt es also, auf diesem Niveau der Regelung an sich betrachtet, keinen Unterschied zwischen der reformierten und der herkömmlichen Rechtschreibung; beide weisen eine “wohldefinierte” s/ss/ß-Schreibung auf.

    Wie kann man noch entscheiden, ob eine Schreibweise bzw. -regelung “besser” ist als eine andere? Ich halte zumindest folgende drei Kriterien für relevant: (a) Die Regelung soll möglichst einleuchtend und gut handhabbar sein, d. h. mit dem Sprachgefühl konform gehen und einen quasi nicht aufs Glatteis führen. (b) Das Geschriebene soll möglichst flüssig lesbar und beim erstmaligen Lesen klar verständlich sein. (c) Das Geschriebene soll genau das wiedergeben, was gemeint ist.
    Begründung für (b) und (c): Es kommt beim Schreiben nicht aufs Schreiben, sondern auf das sich anschließende Lesen an; es gibt keinen anderen Grund, etwas aufzuschreiben, als den, daß es gelesen werden soll. (Wüßte ich, daß etwas nie gelesen werden würde, auch nicht von mir selbst ? warum sollte ich es dann aufschreiben?) Das ist meines Erachtens der entscheidende Punkt, von dem aus die gesamte Rechtschreibproblematik beurteilt werden muß.

    Diesen drei Kriterien wird die reformierte Schreibung in weiten Teilen nicht gerecht (und die reformierte s-Laut-Schreibung macht da keine Ausnahme: häufigere Fehlschreibungen [siehe die Studien von Prof. H. Marx], schlechtere Lesbarkeit). Das ist der Grund, warum ich die reformierte Schreibung ablehne. Das ist aber auch der Grund, warum ich nicht für eine bedingungslose Rückkehr zur herkömmlichen Rechtschreibung plädiere ? mein Herzblut hängt ebenfalls nicht daran. Nach dem Kriterium der “Handhabbarkeit” ist auch einiges an der alten Duden-Regelung verbesserungsbedürftig, da gab es unnötige Spitzfindigkeiten.

    (Fortsetzung folgt.)

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #18

    Hallo Herr Mellert,

    seit 100 Jahren und wahrscheinlich viel länger schon versuchen Fachleute, das in Regeln zu zwängen, was sich zuvor sinnvoll auseinanderentwickelt (auseinander entwickelt?) hat. Besser also, man nennt es “sich differenziert hat”;-)

    Aber bereits vor hundert Jahren haben diese Fachleute darauf hingewiesen (hin gewiesen?), daß diese Vereinfachung wohl nicht gelingen könne, ohne dem Entstandenen größeren Schaden zuzufügen (zu zu fügen?).

    Was Sie lapidar als “noch suboptimal gelöst” charakterisieren, ist nichts anderes als der Widerstand eines äußerst lebensfähigen Systems. Hingegen sollte technisches Denken meiner Ansicht nach schneller lernen, seine Begrenztheit zu erkennen. Es ist hierfür höchste Zeit.

    Schöne Woche
    R. Gehret

    schrieb Reiner Gehret am

  • #19

    Hallo Herr/Frau “Strasser”,

    die Getrennt-/Zusammenschreibung ist in der Tat noch suboptimal gelöst. Grundsätzlich gilt aber auch hier, dass mit relativ wenig Regeln ein großer Teil aller möglichen Fälle abgedeckt wird (z.B.: zwei Verben immer auseinander). Aber in diesem Bereich gibt es definitiv noch Optimierungsbedarf.

    Schönen Sonntag allen
    R. Mellert

    schrieb R. Mellert am

  • #20

    Karin Pfeiffer-Stolz meinte am 22.11.2005:

    “Sind die alle zu blöd oder zu faul oder was?”

    Bei den Liberalen sieht die freie demokratische Rechtschreibung heut zu Tage inn ettwa so aus:

    “Wirtschaft trifft FDP - Kongreß am 1. September
    Die FDP veranstaltet am 1. September im Thomas-Dehler-Haus in Berlin einen Wirtschaftskongress
    Der FDP-Bürgerfonds verlost unter den Spendern für Partei Gästekarten für den Kongerß.”

    Quelle:
    http://wahlkampf.fdp.de/webcom/show_article.php/_c-358/i.html
    http://wahlkampf.fdp.de/webcom/show_article.php/_c-358/_nr-28/i.html

    Ich wünnsche allenn Mittdisskutanntinnenn unnd Mittdisskutanntenn ein besinnlichess Addvenntswochennennde.

    (o: Christian Lindemann

    schrieb Christian Lindemann am

  • #21

    Ich richte meine Frage in dieser Runde an Hrn. Mellert,
    Mich interessiert folgendes: welche Technik oder Methode wendet man an, um, ausgehend vom Basisentwurf der Getrennt-/Zusammenschreibung, über alle bis dato dazu veröffentlichten Nachträge, sattelfest zu bleiben? Kann man es tatsächlich schaffen, hier den Überblick zu behalten?

    schrieb strasser am

  • #22

    Hallo Gernot,

    danke für diesen Eintrag, jetzt sollten die reformierten s-Schreibungsregeln komplett sein.

    Man beachte, daß man alle diese Regeln samt aller Ausnahmen schon für den Fall benötigt, daß man zwischen “ss” und “ß” unterscheiden will, ohne bezüglich der Fälle mit “s” etwas falsch zu machen.
    Demgegenüber noch einmal die Unterscheidung zwischen “ss” und “ß” in der herkömmlichen Schreibung: Aus der Silbentrennung ergibt sich, ob der s-Laut nur zu einer Silbe gehört, und dann schreibt man “ß”, wenn er zu zwei Silben gehört (auf schlau: wenn er ein Silbengelenk bildet), “ss”.

    Jetzt noch mal die Frage: Welche Regel zur ss/ß-Schreibung ist einfacher?

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #23

    Nichtmerkantile negative Auswirkungen der NRS befürchten Kritiker insbesondere bei Lernenden. Hierbei sind v.a. die neue Großschreibung/Getrenntschreibung Zielscheiben der Kritik. Verteidiger des Neuen halten dem entgegen, Verschriftung habe mit Sprache nichts zu tun und wirke insbesondere nicht auf diese zurück.

    Diese Fokussierung auf (visuelle) Fixierung gibt nun aber denen wieder Recht, die der Leseökonomie der entwickelten Rechtschreibung das Wort reden. In diesem Spannungsfeld operieren Lehrer auf beiden Seiten. Das Interesse “Wie schaffe ich es, daß meine Schüler möglichst fehlerfrei schreiben lernen?” kollidiert allerdings nicht vordergründig mit der Fragestellung “Wie sinnvoll sind die Regeln, die ich lehre im Hinblick auf ihre Lesefreundlichkeit?”

    Der Ökonomie der Schreibenlernens steht leider nur im Verborgenen die Ökonomie des Lesens gegenüber. Am Ende reduzierte sich das Problem dann darauf, daß man einfach vergessen hat, auch die Schriftsetzer zu befragen…

    Mit freundlichen Grüßen
    R. Gehret

    schrieb Reiner Gehret am

  • #24

    Noch an schmitti (“Das Schriftbild steht ja wohl nicht zur Debatte”): Doch, durchaus!  Wir dürfen uns das nicht so einfach machen.  Zusammengeschriebene Wörter werden nämlich oft anders gesprochen als wenn man dessen Teile getrennt geschrieben vorfindet.  Wenn ein Funksprecher eine schnell noch mit so etwas vorgelegte Notiz “falsch” liest, dann nicht deshalb, weil er nicht lesen kann, sondern weil es auf dem Zettel zum vernünftigen Lesen falsch geschrieben steht.  Vom nachgewiesenen Stottern des Auges bei “Schlusssendung”, “Schifffahrt” und “Schlammmasse” ganz zu schweigen.  Daß das “ß” auch dem Auge des Lesers hilft, ist unbestreitbar.  (Und daß das “ß” nach reformiertem Denken auf einmal die Funktion eines Längungszeichens hat, ist ja auch neu! [Aber das liegt wenigstens nicht dem Auge für den Lesefluß quer.])

    An Gernot: Besstens(s).  Hasst Recht.  Die Reform betrifft ja so wie so nur einen fasst unendlich kleinen Teil unseres Schriftbild(e)s(s). (Shaftesbury)

    Zu Mellerts Wagnis: Natürlich ist es begrüßenswert, daß sich mehr Leute als früher zur Systematik der Verschriftung der deutschen Sprache Gedanken machen.  Ich selbst gehöre ja zu denen (dieser kleinen, aber aktiven Minderheit übrigens) - und war dann sehr erstaunt, als ich sah, wie sinnvoll fürs Lesen diese Verschriftung ist im Vergleich mit denen einiger anderer großer Sprachen, und besonders, wie schwach dagegen die durch die Reform eingeführten Veränderungen sind!  Bauen wir denn sonst irgendwo in unserem Zusammenleben eine schwache Brücke über einen Fluß und jagen unsere Kinder tagtäglich in Massen darüber, so daß unsere Mitbürger sich endlich mal mit durchaus auch wünschenswerter Diskussion sicheren Brückenbaus beschäftigen?  (Ein Forschungsinstitut, ich glaube in Portugal, hat kürzlich durch Tests in einem dem öffentlichen Verkehr natürlich nicht zugänglichen Gelände herausgefunden, daß man tatsächlich Brücken mit einem neuen Baumaterial weit billiger herstellen kann, ohne Einbuße an Festigkeit, ja sogar noch haltbarer!  Das nenne ich begrüßenswert.  Aber doch nicht den Quatsch, den uns ahnungslose Kultusminister - übrigens ganz schön dick beschattet von den Interessen großer Verlagskonzerne! - hier vorschreiben!)

    schrieb Horst Ludwig am

  • #25

    Liebe Kolleg/inn/en,

    die Frage von strasser nach den Erfahrungen mit der neuen Rechtschreibung im Deutschunterricht ist eine wirklich interessante. Eine entsprechende Umfrage über Erfahrungsberichte finden Sie hier:
    https://www.lehrerfreund.de/in/schule/1s/neue-rechtschreibung-deutschunterricht/

    Damit möchte ich die Diskussion hier jedoch in keiner Weise abwürgen.

    Schöne Grüße
    Der Lehrerfreund

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #26

    Lieber Herr Wagner,

    kurz auf Ihre Frage eingegangen: Sie schrieben:
    —-
    Eine Frage noch: Wie stellen Sie mit dem “deshalb” in Ihrer Erläuterung, wie Sie sich positionieren, den Zusammenhang mit der Fadenkreuz-Aussage her? Ich kann dieses “deshalb” nicht nachvollziehen, könnten Sie noch etwas dazu sagen? Ich meine dies:
    “Jetzt sind die Rechtschreibregeln in aller Munde. Früher hat JEDER “Eis” und “fast” richtig geschrieben, ohne eine Regel dazu zu kennen. Heute bilden solche Fälle das Fadenkreuz der Kritik an der neuen Rechtschreibung.
    Ich wage mich deshalb auf die Seite der “Die-neue-Rechtschreibung-ist-leichter”-Befürworter zu schlagen.”
    —-

    Ich meine damit: Der Grad an Komplexität und Unlogik ist in beiden Formen der Rechtschreibung wohl ähnlich. Das “Fadenkreuz” kann - wohl mit Fug und Recht - auf beide Formen gerichtet werden. Deshalb macht es für mich keinen Unterschied, welcher Form ich mich befleißige. Und an die Benutzung der reformierten Rechtschreibung habe ich mich gewöhnt, die Grundregeln sind einleuchtender (oh je ... was habe ich da gesagt ...), na ja, mindestens genau so einleuchtend (siehe z.B. den Auszug aus dem Duden-Regelwerk von Gernot weiter oben), und mein Herzblut hängt nicht an der alten Schreibweise. DESHALB bevorzuge ich die neue Rechtschreibung.

    Beste Grüße!
    R. Mellert

    schrieb R. Mellert am

  • #27

    Hier findet eine Diskussion schwerpunktmäßig zur s-Schreibung statt. Wäre die s-Schreibung der einzige Reformpunkt, vermutlich wäre die ganze Diskussion schon längst vom Tisch.

    Was mich nach Analyse zum Kritiker der Reform gemacht hat, sind folgende Punkte:

    1. Verpflichtung zu ungrammatischen Schreibungen,
    2. Völlig willkürliche (und damit unlernbare) Festlegungen zur Getrennt-/Zusammenschreibung,
    3. Den inhaltlichen Bedeutungen zuwiderlaufende Substantivierungen
    4. Der Bereich s-Schreibung
    5. Mißverständnisse produzierende neue Beistrichregelung
    6. Punktuelle und willkürliche Änderungen unter dem Titel “Stammprinzip”

    Das Ergebnis meiner Analyse: in keinem einzigen dieser Punkte ist der Neuschrieb eine Verbesserung oder Erleichterung. Über die restlichen Reformpunkte kann man diskutieren.

    Natürlich respektiere ich jeden, der dazu anderer Meinung ist. Jedoch “standfeste” Argumentationen pro hab ich noch kaum gehört.

    Ich wiederhole daher meine Frage von weiter oben: kann jemand, der selbst Deutschlehrer ist, vergleichende Praxiserfahrungen berichten?

    schrieb strasser am

  • #28

    Liebe Mitrechtschreiber,

    ich weiß gar nicht, was ihr alle habt. Im Duden ist die s-Schreibung doch eindeutig geklärt. Ich zitiere gekürzt aus der 22. Auflage 2001, Abschnitt “Regelungen und Hinweise”, K159 (S. 83) im Kapitel “ss und ß”:

    *** K159 ***
    1. Für den stimmlosen s-Laut nach langem Vokal oder Doppellaut (Diphtong) schreibt man ß (Blöße, Maß, grüßen, reißen, es reißt). Ausnahmen: aus, heraus usw.
    2. Dies gilt jedoch nur, wenn der s-Laut in allen Beugungsformen stimmlos bleibt und wenn im Wortstamm kein weiterer Konsonant folgt. (§23 und §25). Haus (stimmhaftes s in Häuser), Gras (stimmhaftes s in Gräser), sauste (stimmhaftes s in sausen), meistens (folgender Konsonant im Wortstamm).
    3. Für den stimmlosen s-Laut nach kurzem Vokal schreibt man ss. Das gilt auch im Auslaut der Wortstämme (§2). Masse, Kongress, hassen, ihr hasst, missachten. Ausnahmen: das (Pronomen, Artikel), was, des, wes, bis.
    4. Wörter auf “-nis” und bestimmte Fremdwörter werden nur mit einem s geschrieben, obwohl ihr Plural mit Doppel-s gebildet wird (§4 und §5): Zeugnis, Geheimnis, Bus, Atlas.

    Ich würde mal sagen, dass damit 99,8% aller entsprechenden Fälle erfasst sind. Noch Fragen?  :cheese:

    schrieb Gernot am

  • #29

    Zuvor: Eine etwas kürzere Besprechung des Munske-Buches findet sich hier: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=360

    R. Mellert am 24.11.2005: “Was meinen Sie mit “noch nicht alle Fakten auf dem Tisch” - es wurden noch nicht alle Regeln zur s/ss-Schreibung erwähnt? Die lassen sich leicht nachliefern.”

    Ja, genau das meine ich. Herr Sauer hat bislang auf folgende Kriterien hingewiesen: Ist der Vokal vor dem s-Laut kurz oder lang, oder ist es ein Diphthong? Ist er, falls kurz, betont oder unbetont? Folgt im Wortstamm auf den s-Laut ein Konsonant oder nicht? Diese Kriterien reichen aber noch nicht aus, um die Heysesche s-Schreibung vollständig zu erfassen.

    Danke für Ihre Würdigung der Sachlichkeit, um die ich mich hier bemühe. Eine Frage noch: Wie stellen Sie mit dem “deshalb” in Ihrer Erläuterung, wie Sie sich positionieren, den Zusammenhang mit der Fadenkreuz-Aussage her? Ich kann dieses “deshalb” nicht nachvollziehen, könnten Sie noch etwas dazu sagen? Ich meine dies:
    “Jetzt sind die Rechtschreibregeln in aller Munde. Früher hat JEDER “Eis” und “fast” richtig geschrieben, ohne eine Regel dazu zu kennen. Heute bilden solche Fälle das Fadenkreuz der Kritik an der neuen Rechtschreibung.
    Ich wage mich deshalb auf die Seite der “Die-neue-Rechtschreibung-ist-leichter”-Befürworter zu schlagen.”

    Mit Dank im voraus (und nicht “Voraus” ? das ist ein Begriff aus dem Erbrecht, § 1932 BGB),
    J.-M. Wagner

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #30

    Ich habe mich leider vertippt…

    Horst Haider Munske war meines Wissens bis 1997 Mitgestalter der Neuen Rechtschreibung und hat dann die Seiten gewechselt.

    Horst Haider Munske: “Lob der Rechtschreibung”. Warum wir schreiben, wie wir schreiben. Verlag C.H.Beck, München 2005. 141 S., br., 9,90 €”

    Und hier finden Sie eine Besprechung:
    http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=352

    Grüße
    Reiner Gehret

    schrieb Reiner Gehret am

  • #31

    Herr Gehret,

    es ist nicht mein Fadenkreuz. Ich habe es als Metapher für die Argumentation der Reformgegner/innen gewählt. Und wenn Sie sich die Diskussion hier anschauen, finde ich diese Metapher eigentlich ganz “treffend”.

    Was meinen Sie mit “Munkse-Buch”?

    Grüße
    R. Mellert

    schrieb R. Mellert am

  • #32

    Lieber Jan-Martin Wagner,

    erst einmal danke für Ihre Sachlichkeit - eine Kunst, derer sich nicht alle Kombattanten und -innen hier befleißigen.

    Was meinen Sie mit “noch nicht alle Fakten auf dem Tisch” - es wurden noch nicht alle Regeln zur s/ss-Schreibung erwähnt? Die lassen sich leicht nachliefern. Oder meinen Sie eine endgütlige Verabschiedung eines offiziellen Regelwerks? Da können wir u.U. noch lange warten.

    Ich grüße herzlich alle “Anwesenden” und wünsche viel Glück in der weiteren Diskussion,

    R. Mellert

    schrieb R. Mellert am

  • #33

    Herr Mellert,

    finden Sie nicht, daß Sie mit Ihrem “Fadenkreuz” einigermaßen daneben zielen?

    Ihr Wagnis (s?) sollten Sie daher besser noch einmal überdenken. Das Munkse-Buch kostet übrigens nur 9,90 Euro.

    schrieb Reiner Gehret am

  • #34

    An R. Mellert:

    Schauen Sie doch gelegentlich noch mal herein; wenn die Diskussion weiterläuft, werden wir schon noch drauf kommen, welche Schreibweise leichter ist. Herr Sauer hat nämlich seine Frage “Welche Regel zur s/ss-Schreibung ist einfacher?” zu früh gestellt, es liegen noch nicht alle Fakten auf dem Tisch.

    Gruß, J.-M. Wagner

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #35

    Hallo allerseits,

    ich gebe zu bedenken: Vor der Reform hat sich niemand über die Regeln groß Gedanken gemacht. Es gab einige, man lernte sie, und war dann ein guter oder schlechter Rechtschreiberling - ganz wie Horst Ludwig schreibt: “man lernt richtig schreiben am meisten dadurch, daß man viel liest, was richtig geschrieben ist. “

    Jetzt sind die Rechtschreibregeln in aller Munde. Früher hat JEDER “Eis” und “fast” richtig geschrieben, ohne eine Regel dazu zu kennen. Heute bilden solche Fälle das Fadenkreuz der Kritik an der neue n Rechtschreibung.

    Ich wage mich deshalb auf die Seite der “Die-neue-Rechtschreibung-ist-leichter”-Befürworter zu schlagen.

    Alles Gute
    R. Mellert

    schrieb R. Mellert am

  • #36

    Sina am 22.11.2005: “Kann mir jemand sagen, warum “Eis” und “alles” mit normalem “s” geschrieben wird? Gibt es da eine Auslautregelung, die mir nicht bekannt ist???”

    Bei der Reform von 1996 wurde lediglich die vorhandene systematische Verteilung von “ss” und “ß” (Adelung- bzw. Gottschedsche s-Schreibung) durch eine andere, ebenfalls systematische Verteilung (Heysesche s-Schreibung) ersetzt. An den nur mit “s” geschriebenen Wörtern hat die Reform, bis auf die Ausnahme der Änderung von “As” zu “Ass” (wobei das nur die Spielkarte, nicht aber die Tonart betrifft), nichts geändert.

    Neu ist die reformierte ss-ß-Schreibung allerdings nicht, sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts für ein paar Jahre in Österreich praktiziert.

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #37

    schmitti,
      man lernt richtig schreiben am meisten dadurch, daß man viel liest, was richtig geschrieben ist.  Und hier alles, was in guten Bibliotheken in richtiger Rechtschreibung steht, so mir nichts, dir nichts fürs Schreibenlernen zu Makulatur zu erklären, das ist wahrlich keine Kulturleistung - und schon gar nicht ein Jahrhundertwerk, auch wenn dieser Blödsinn von inkompetenten Kultusministern für die Schulen armen Kindern verordnet wird.  (Bei Rechtssachen machen ja auch viele Ämter hier schon nicht so richtig mit, und wenn Schröder an Dabbelju schreibt, schreibt er das Anrede-“Du” groß, und einige nicht so arme Leute haben zu Hause auch einige Bücher von Interesse fürs Leben, wie’s wirklich ist, und das zählt auch.)
      Zu der Frage, die mit Ihrem Beitrag impliziert ist: Bei der Erklärung der normalen richtigen Schreibung hat aber keiner so leichtsinnige Behauptungen aufgestellt wie “Stimmloses ‘s’ nach kurzem Vokal immer ‘ss’!”  Das jedoch haben Sie zu hören bekommen, dieses immer wieder wiederholte Etikett “einfacher”!  Wenn wer sagt, ja, ja, aber das sei ja auch jetzt bei der verordneten Schreibung nicht so, dann hören Sie sich doch mal die Frau Kultusministerin und Kultusministerkonferenzvorsitzende Wanka in ihrem Giga-Interview an; die hat zwar keine Ahnung von dem, wovon sie da spricht, behauptet aber, jetzt sei im Hinblick auf die “ss”-Schreibung alles “einfach” geworden (19.7.2005).  Es ist eben nicht   e i n f a c h e r   geworden.  (Auch dieser Komparativ findet sich in diesem Interview!)  Nicht mal zum Lehren ist es einfacher geworden.  So fragt Sina hier als Deutschlehrerin zwar reformbegeistert (ihr “gerne” hatte ja mal was mit “[be]gierig” und engl. “yearn” zu tun, nicht wahr, ja), aber jetzt doch etwas wachgerüttelt, wo denn das System zur Schreibung des stimmlosen “s” in Eis” und “alles” sei.  Und sie hat Deutsch studiert!  Da ist eben nichts einfacher geworden, schmitti, im Gegenteil: hier wird einem was als modern und nützlich angedreht, was es nicht ist!  Und es gibt sie jetzt schon, die Unterscheidung in Leute, die im Beruf vernünftig schreiben können, und in die, die das nicht können.  Verlassen Sie sich doch nicht einfach auf den Spell-Check im Computer; Sie wissen ja: “Garbage rein, garbage raus!”  Die Konkurrenz durch die normale Schreibung läßt sich bei denen, die selbst viel lesen und deshalb auch für den Leser in allem klar schreiben wollen, in unserer Kultur eben nicht ausmerzen.
      Sie bemerken, daß ich hier von “richtiger” und von “vernünftiger” Schreibung spreche.  Wenn Sie nur schreiben, um eine gute Note im Deutschunterricht zu bekommen, von einem Deutschlehrer, der als Beamter nicht aufzumucken wagt (oder tatsächlich auch nicht kann), - naja, ich halte das nicht gerade für große staatbürgerliche Leistung, aber sei’s drum.  Wenn Sie jedoch schreiben wollen, so daß andere so genau wie möglich und so einfach wie möglich mitbekommen, was Sie zu sagen haben, dann rate ich Ihnen, “richtig” zu schreiben; und “richtig” heißt, so daß Sie sich und auch andere sich nach dem, wie Sie schreiben, jederzeit richten können.  Mann, warten Sie nicht auf fadenscheinige Nachbesserungen; schreiben Sie kultiviert!  Besonders in Rechtssachen, aber auch wenn’s um Ihre persönliche Kultur geht.  (Doch auch Liebesbriefe sehen klassisch geschrieben gut aus und tun vielleicht ihr Gutes.)
      Mit, wie Sie sehen, besten Wünschen für Sie
      Horst

    schrieb Horst Ludwig am

  • #38

    Zosta am 23.11.2005: “Wir haben keine Möglichkeit, die alte Rechtschreibung zu unterrichten; seit 2005 müssen alle Rechtschreibfehler nach der reformierten Rechtschreibung angestrichen und gewertet werden (zuvor mussten sie angestrichen werden, durften aber nicht gewertet werden). Das erklärt vielleicht auch das verzweifelte Festhalten einiger Kolleg/inn/en an der reformierten Rechtschreibung - keine Wahl in der Mühle der Beamtenbürokratie.”

    Das nimmt Ihnen aber nicht die Möglichkeit, zu einem eigenen Urteil über die Sinnhaftigkeit und Tauglichkeit dessen zu kommen, was Sie da unterrichten müssen. Falls es an Hintergrundinformation mangelt, empfehle ich Ihnen folgende Ausarbeitung (ist zwar nicht auf dem allerneuesten Stand, das macht aber nichts): http://www.ifto.uni-jena.de/~hcw/Sprache/text_neutral_intro.html

    Was die Mühlen der Beamtenbürokratie betrifft, so kommt es auf einen Versuch an: Eine Mitarbeiterin der Berliner Staatsbibliothek hat auf dem Dienstweg gegen die reformierte Rechtschreibung protestiert ? weil sie das als ihre Pflicht als Beamtin ansah. Am 30.3.2002 erschien folgender Leserbrief von ihr in der FAZ, der für Sie sehr interessant sein dürfte:

    “Ohne Antwort vom Kulturstaatsminister
     
    Zum Artikel “Scheitern oder weiterwursteln?” von Professor Dr. Horst Haider Munske (F.A.Z. vom 19. März): Obwohl das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil vom 14. Juli 1998 die Verbindlichkeit der neuen Rechtschreibregeln auf den Bereich der Schulen beschränkt hatte, verkündete das Bundesministerium des Inneren mit Rundschreiben vom 7. Juni 1999 die Einführung der neuen Regeln für die Amtssprache der Bundesverwaltung. Dieses Rundschreiben wurde am 10. August 1999 für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit einem Rundschreiben des Stiftungspräsidenten übernommen. Ich bin Bibliothekarin, Mitarbeiterin in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, und davon überzeugt, daß die Vorschrift, im dienstlichen Schriftverkehr die neuen Rechtschreibregeln zu benutzen, weder sprachwissenschaftlicher noch juristischer Überprüfung standhalten wird.

    Als Beamtin bin ich verpflichtet, meine Bedenken gegen eine dienstliche Maßnahme vorzutragen. Deshalb habe ich am 8. April 2001 eine vierseitige Eingabe auf dem Dienstweg an meinen Dienstherrn gesandt. Da mein Dienstherr der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist, habe ich an den Vorsitzenden dieses Gremiums, Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin, geschrieben. Bis heute habe ich keine Antwort in der Sache erhalten. Ich habe in meinem Schreiben - sicher nicht vollständig - neun Varianten unterschiedlicher Kommissionen beziehungsweise Wörterbücher für die neue Rechtschreibung aufgezählt. Die Reform der Rechtschreibreform geht weiter, und es besteht keine widerspruchsfreie Grundlage für eine Dienstanweisung. Sieht sich der Kulturstaatsminister deshalb außerstande, mir zu antworten?

    Munske schreibt im Zusammenhang mit den Lehrern von der “eingeschränkten Freiheit, ihrem Herrn die Wahrheit zu sagen”. Dies ist nicht der Fall. Beamtete Lehrer gehören genau wie ich als Bibliotheksoberrätin zum Kreis derer, die auf dem Dienstweg die uneingeschränkte Freiheit besitzen, ihrem Herrn die Wahrheit zu sagen. Der Verfasser schreibt: “Alle Lehrer müssen die neue Rechtschreibung unterrichten.” Auch diesen Satz halte ich nicht für zutreffend. Was hindert Lehrer der Mittelstufe und besonders der Oberstufe daran, ihren Dienstherrn zu fragen, nach welcher der vielen Varianten der neuen Rechtschreibung korrigiert werden soll? Welches der konkurrierenden Wörterbücher soll benutzt werden? Nur die neue “s”-Schreibung kann in Wörterlisten festgelegt werden und als Grundlage für den Rechtschreibunterricht in der Grundschule verwendet werden oder später als Korrekturrichtlinie dienen. Das Bundesverfassungsgericht müßte die Rechtschreibreform in einem Urteil auf die neue “s”-Schreibung reduzieren und auf den Bereich der Grundschule beschränken.

    Borghild Niemann, Berlin”

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #39

    Martin am 23.11.2005: “[...] und niemand sucht nach einem Kompromiss oder versucht die andere Seite zu verstehen.”

    Einen Kompromiß in welcher Frage genau hätten Sie den gern? Daß es mit dem gegenseitigen Verständnisversuchen noch schlecht bestellt ist, stimmt. Ich finde aber, man sollte erst die Sachfragen klären, damit man eine Grundlage hat, von der her man sich gegenseitig verstehen kann.

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #40

    Zuvor: Ich habe meinen vorigen Beitrag ohne Kenntnis der zwischenzeitig erfolgten Einträge von Lehrerfreund und schmitti eingetragen.

    Der Lehrerfreund am 23.11.2005: “Wie ist es denn nun bei “fast”? Totale Ausnahme-/Unlogik. Ich beschwere mich nicht. Ich finde es nur etwas seltsam, dass mit Argumenten auf der neuen Rechtschreibung herumgehackt wird, die man genau so gut gegen die alte verwenden kann.”

    Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, daß man sowohl die reformierte wie die herkömmliche Rechtschreibung mit dem gleichen Maßstab messen muß. Erst dann zeigt sich, welche Schreibung besser ist ? wobei die Kriterien für dieses “besser” noch zu definieren sind; vermutlich gehen die Ansichten bereits dabei auseinander.

    Noch mal zu “fast”: Diese Partikel stellt nur dann ein Schreibproblem dar, wenn man die Erwartung hegt, eine Eins-zu-eins-Entsprechung zwischen Lautung und Schreibung herstellen zu können. Jedoch wird allein schon durch einen Vergleich der Anzahl der Buchstaben des Alphabets (plus Di-, Trigraphen, Diphthonge, Umlaute etc.) und der Anzahl der Laute, die in der deutschen Sprache vorkommen, klar, daß eine solche Entsprechung nicht zu erreichen ist. Daher müssen manchmal auch andere als rein lautliche Kriterien herangezogen werden.

    Bei “fast” ist das ganz einfach: Weil es auch die Verbform “faßt” bzw. “fasst” gibt (die weder in herkömmlicher noch reformierter Schreibweise irgendein Problem mit sich bringt: einsilbiges Wort, stammt von “fassen”), gibt es, um die dahinterstehende Bedeutung in der Schreibung unterscheiden zu können, eben diese einfache Möglichkeit, den stimmlosen s-Laut vor dem “t” (wie es auch an vielen anderen Stellen vorkommt) mit einem einfachen “s” wiederzugeben.

    Und wo war jetzt die Ungereimtheit? Ich habe es immer noch nicht verstanden.

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #41

    Hallo Herr Wagner,

    nein, wir haben keine Möglichkeit, die alte Rechtschreibung zu unterrichten; seit 2005 müssen alle Rechtschreibfehler nach der reformierten Rechtschreibung angestrichen und gewertet werden (zuvor mussten sie angestrichen werden, durften aber nicht gewertet werden). Das erklärt vi?elleicht auch das verzweifelte Festhalten einiger Kolleg/inn/en an der reformierten Rechtschreibung - keine Wahl in der Mühle der Beamtenbürokratie.

    Grüße von
    Zosta

    schrieb Zosta am

  • #42

    *** sich mal vorsichtig dazwischenschalt ***

    Ich beobachte hier - um wieder mal die Metaebene zu bedienen, die aber im Eifer des Gefechts scheinbar kaum einen interessiert - auf KEINER der beiden Seiten Konsenswillen. Die Diskussion dreht sich immer um die gleiche Achse, und niemand sucht nach einem Kompromiss oder versucht die andere Seite zu verstehen.

    *** sich wieder verzieh ***

    weitermachen ;-)

    schrieb Martin am

  • #43

    strasser am 23.11.2005: Weiters haben Lehrer heute keine Möglichkeit, im Dienst etwas anderes als Neuschrieb zu unterrichten. (oder?)

    Richtig, offiziell müssen die Lehrer die reformierte Rechtschreibung unterrichten. Damit geht einher, daß sie den Schülern punktuell grammatisch Falsches beibringen müssen, das Richtige müssen sie (außer in Bayern, NRW und dem Kanton Bern) als Fehler ahnden (Beispiel: siehe http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?id=275).

    Wie fühlt man sich da als Lehrer? Ist man sich dessen überhaupt bewußt?

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #44

    Ich stimme zu - genau das meinte ich. Und ich möchte noch auf einen Beitrag oben eingehen: Das Schriftbild steht ja wohl nicht zur Debatte.

    schrieb schmitti am

  • #45

    Lesen Sie die bisherigen Beiträge durch. Tenor ist: Die reformierte Rechtschreibung ist schlecht, weil gewisse Regeln unklar bzw. “unlogisch” sind (siehe oben, z.B. Diskussion über den Wortstamm).

    Das habe ich nicht abgestritten. Ich finde, dass auch die alte, “bewährte” Rechtschreibung nicht frei von Stolpersteinen ist. So schreiben Sie selbst weiter oben:

    <snip>
    ehört der s-Laut zu nur einer Silbe, schreibt man “ß” (Beispiele: Straße, Mißtrauen, bißchen, Einfluß, wäßrig). Gehört er zu beiden Silben, so daß die Trennstelle quasi mitten in dem s-Laut liegt, schreibt man “ss” (Beispiele: missen, Flüsse, Wasser). Kurz: Man hört an der Silbenzerlegung, ob man “ß” oder “ss” schreiben muß.”
    </snip>

    Wie ist es denn nun bei “fast”? Totale Ausnahme-/Unlogik. Ich beschwere mich nicht. Ich finde es nur etwas seltsam, dass mit Argumenten auf der neuen Rechtschreibung herumgehackt wird, die man genau so gut gegen die alte verwenden kann.

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #46

    schmitti am 13.11.2005: Das Beispiel “fast”/“faßt” zeigt, dass es in der alten Rechtschreibung genau so viele Ungereimtheiten gibt wie in der neuen [...]

    Ich habe nicht verstanden, welche Ungereimtheit Sie hierbei meinen. Können Sie das bitte noch etwas ausführlicher erläutern? Denken Sie an die (identische) Aussprache der beiden Wörter? Und warum gäbe es bei dem entsprechenden reformschrieblichen Paar “fast”/“fasst” diese Ungereimtheit nicht?

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #47

    Zuvor: Dies ist ein klar umgrenztes, logisch strukturiertes, rein sachlich diskutierbares Thema, daher sind andere als rein sachliche Argumente fehl am Platze. Natürlich kommt man irgendwann an den Punkt, an dem persönliche Präferenzen eine Rolle spielen; die muß man jedem Menschen lassen, aber sie taugen nicht für eine sachliche Diskussion ? ebensowenig wie blanke Vorurteile, unbegründete oder vorschnelle Behauptungen.

    Zur Sache: M. Sauer am 22.11.2005 (in zwei Beiträgen):
    “1. Kurzer (betonter) Vokal, stimmloses s -> ss
    2. stimmhaftes s (nach langem Vokal) -> s
    3. stimmloses s nach Diphtong, langem Vokal -> ß

    Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Fremdwörter immer mit einfachem “s”, Endsilbe -nis ohne Doppel-s) war’s das schon.

    Eine Ausnahme sollten alle Spötter hier noch kennen lernen: Wenn im Wortstamm dem “s” ein Konsonant folgt, bleibt das normale “s”.

    “das” spricht man in der deutschen Standardsprache mit langem Vokal (kann in der Tagesschau überprüft werden). “es” ebenso.”

    Warum weise Sie explizit auf die letztgenannten Dinge hin? Diese Beispiele widersprechen doch Ihrer Regeldarstellung; nach dem, was Sie angegeben haben, müßte man sie als *daß bzw. *eß schreiben (mit dem Sternchen markiere ich eine absichtliche Falschschreibung).

    Aber auch von diesen Beispielen abgesehen (deren Richtigkeit ich im übrigen bestreite), greift Ihre Darstellung der reformierten s-Schreibung zu kurz. Daher frage ich noch mal anders: Welche Paragraphen der amtlichen Regelung muß ich heranziehen, um die s-Laut-Schreibung (nicht nur ss/ß) in der reformierten Schreibweise richtig zu machen?

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #48

    Ich wollte darauf hinaus, dass die Altrechtschreiber hier die ganze Zeit darauf herumreiten, dass die alte Rechtschreibung viel einfacher und logischer sei. Das Beispiel “fast”/“faßt” zeigt, dass es in der alten Rechtschreibung genau so viele Ungereimtheiten gibt wie in der neuen - und dass wir uns das Geld (und die Nerven) einer Rückgängigmachung deshalb wirklich sparen können.

    schrieb schmitti am

  • #49

    An schmitti:

    Verstehe die Frage nicht ganz. Die “alte” - ich sage lieber, die “bewährte” - Rechtschreibung liefert in dem Falle (“fast” und “faßt”) deutlich unterscheidbare Schriftbilder. Bei der sog. neuen Rechtschreibung führt die Regel “ss nach kurzem Vokal” zu zusätzlicher Verwirrung und vermehrten Fehlern.

    schrieb Christoph Kukulies am

  • #50

    Hallo alle,

    jetzt habe ich doch mal eine kurze Anmerkung, ohne die Diskussion von vorn aufrollen zu wollen. In der alten Rechtschreibung lässt sich “fast” und “faßt” doch auch nicht unterscheiden.

    Nur weil Ihr alle auf solchen Beispielen bezgl. der neuen Rechtschreibung herumhackt ...

    Grüße
    schmitti

    schrieb schmitti am

  • #51

    Für strasser und alle anderen, die sich für Hintergründe und Sachargumente interessieren, noch ein Eintrag:

    Horst Haider Munske gehörte der Mannheimer Rechtschreibkommission an, war also einer der zwölf Männer, die die Rechtschreibreform aus der Taufe gehoben haben. 1997 schied er unter Protest aus dem Gremium aus, weil er die Reform aus inhaltlichen Gründen nicht mehr mittragen konnte. Seither gehört er zu den fundiertesten Kritikern der Rechtschreibreform.

    Ihn möchte ich im folgenden zum Thema s-Schreibung aus seinem jüngsten Buch “Lob der Rechtschreibung”, Verlag C.H. Beck 2005, zitieren:

    “Wozu dient das Schluß-ß? Ähnlich wie bei faßt und mußt aber viel häufiger, übernimmt es eine zusätzliche Information, die über den Lautbezug hinausgeht. Es sagt uns: hier endet z.B. das Wort Schluß oder Verlaß oder kraß. Was ist damit gewonnen? Die Markierung von Wortgrenzen, d.h. Wortanfang oder Wortende, sind eine sehr wichtige Information für den Leser. So erkennt er die Wörter. Schon in den Anfängen der Alphabetschrift gab es Wortzwischenräume (sog. Spatien) oder Satzzeichen, die die Wortgrenze kennzeichneten, z.B. ein Punkt in der Zeilenmitte. Die Großschreibung am Satzanfang zählt auch zu solchen Markierungen und natürlich auch die der Substantive. … Grenzsignale sind also ein wichtiges Merkmal leseorientierter Schriftsysteme. Meist wird der Wortbeginn markiert, die Kennzeichnung des Stamm- oder Wortendes erfolgt seltener. Das ß ist dazu das einzige Mittel. Dazu dient es seit seiner Entstehung.

    Eine besonders wichtige Funktion hat das ß in Zusammensetzungen wie Ausschußsitzung, Mißstand, Eßsaal, Schlußsatz usw., die nach neuen Regeln Ausschusssitzung, Missstand, Esssaal, Schlusssatz geschrieben werden müssen. ß zeigt in diesen Wörtern die Kompositionsfuge an und erleichtert das Erkennen der einzelnen Teile des zusammengesetzten Wortes. Drei Konsonantenzeichen hintereinander ? das ist die Konsequenz einer gläubig angewandten Stammschreibung, die jeden pragmatischen Ausweg um des Prinzips willen verwirft. Wie viele neue Fehler werden hier wohl von Schülern produziert?

    Ist die neue ss-Schreibung, die auf den ersten Blick so systematisch einfach schien, am Ende schwerer zu erlernen als die alte? Das ist das überraschende Ergebnis jüngster Untersuchungen und Erfahrungen an Schulen. Glaubte man anfangs, diese sss-Probleme seien die kleinen Kollateralschäden der Reform, so stellt sich jetzt die Frage: wie kommt es eigentlich, daß sich im Deutschen diese Markierung des Wort- und Stammendes durch ß durchgesetzt und Jahrhunderte lang erhalten hat? Nach repräsentativen Auszählungen macht das Schluß-ß 29% aller ß in Texten aus. Die Hauptmasse fällt auf das Wörtchen daß, wohingegen die phonologisch begründete Differenzierung nach Langvokal und Diphthong gar nicht so häufig auftritt. Darum können die Schweizer auch damit leben. Das alles verschiebt die Gewichte und legt den Schluß nahe: die bisherige Schreibung war die bessere, lange erprobt, leserfreundlich und gar nicht so schwer erlernbar.” (Seiten 66 und 67)

    Auch zum Wesen der Unterscheidungsschreibung des gleich ausgesprochenen Pronomen das im Gegensatz zu daß als Bindewort nimmt Munske Stellung:
    Der Grund liegt … darin, diese Doppelfunktion bei einem sehr häufigen Wort durch eine graphische Unterscheidung sichtbar zu machen und damit das lesende Erkennen wesentlich zu erleichtern. Dazu trägt gewiß auch die sehr unterschiedliche Gestalt von s und ß bei. … Gute Gründe haben dazu geführt, daß die Unterscheidungsschreibung selbst in der sog. Neuregelung der Rechtschreibung beibehalten wurde. Warum dann aber eine Schreibänderung von daß zu dass? Offenbar sollte dem Schluß-ß unbedingt der Garaus gemacht werden. Dabei gab es gute Gründe, am daß nicht zu rühren. … Will man also weiterhin Pronomen und Konjunktion in der Schreibung unterscheiden, dann ist dafür das Sonderzeichen ß am besten geeignet. Es hebt auch durch seine graphische Oberlänge die Konjunktion daß gegenüber dem Pronomen das ab. Die Weisheit historischer Entwicklung ist auch hier den falschen Vereinfachungen in einer Reform vorzuziehen.” (Seiten 70 bis 72)

    Horst Haider Munske war bis zu seiner Emeritierung ordentlicher Professor für germanische und deutsche Sprachwissenschaft und Mundartkunde an der Universität Erlangen-Nürnberg.

    schrieb Karin Pfeiffer-Stolz am

  • #52

    Also gut.

    Ich wollte mich eigentlich nicht mehr weiter beteiligen, tue es jetzt aber doch.

    Ausgelöst durch die Themenvorgabe findet hier sowas wie ein “Stellvertretergefecht” statt. Solange es nicht persönlich wird, ist das ja auch in Ordnung.

    Weiters haben Lehrer heute keine Möglichkeit, im Dienst etwas anderes als Neuschrieb zu unterrichten. (oder?)

    Mich “externen Beobachter” würde wirklich interessieren, welche persönliche Erfahrung Deutschlehrer mit dem Unterricht der Reform haben. Also besonders die vergleichenden Erfahrungen jener, die auch vor 1998 schon unterrichteten!

    schrieb strasser am

  • #53

    Zitat Michael Sauer: “Eine Ausnahme sollten alle Spötter hier noch kennen lernen: Wenn im Wortstamm dem “s” ein Konsonant folgt, bleibt das normale “s”.”

    Ja, ja. Sie wissen das und bilden sich was darauf ein. Ich weiß es auch, aber glücklich stimmt es mich nicht, weil solche Regeln gerade den Schülern nicht weiterhelfen. Angehörige “bildungsferner Schichten” oder rechtschreibschwache Schüler (für die man doch die Reform gemacht hat, nicht wahr?) sollen durch solch abstraktes, auf Grammatikwissen basierendes Regelwerk das Rechtschreiben lernen? Wissen sie denn wirklich, was ein Wortstamm ist? Was nützt dem Schreiber die schönste Regel, wenn sie in der Praxis aufgrund seines fehlenden Fachwissens versagt?
    “Wenn im Wortstamm dem s ein Konsonant folgt, bleibt das normale s.” Wortstamm, Konsonant. Fragen Sie mal Nichtmuttersprachler, Deutschlernende, Volksschüler nach “Konsonant” und “Wortstamm”!
    Außerdem: Wie steht es um die Kenntnis von Flexionsformen? Da kommt es nämlich sehr oft zu einem ss vor dem t! (Bewusstsein, gefasst). Blitzt da in jedem Schreiberhirn sofort auf: Aha, Bewusstsein hat ein ss vor dem t, weil es von wissen kommt.
    Ja, Sie, Herr Sauer, Sie haben dieses “Bewusstsein” natürlich ganz “unbewusst” abgespeichert. Sie haben ja auch die Logik der klassischen Rechtschreibung internalisiert. Und jetzt sitzen Sie auf dem hohen Roß und können sich nicht vorstellen, daß es Menschen gibt, die mit dieser abstrakten und widersprüchlichen Neuregelung nicht zurechtkommen. Und sie meinen, diese belehren zu müssen, daß die neue Rechtschreibung doch ganz einfach und mit Fleiß und gutem Willen zu beherrschen sei. Hauptsache, Sie selbst können sich auf die rechtschreibtreue Brust klopfen und sagen: FÜR MICH IST ES GANZ LEICHT. Wer die neuen Regeln nicht beherrscht, ist, um Ihre eigenen Worte zu benutzen, ” zu faul, sie zu lernen” oder trotz Kenntnis der Regeln “intelligenzmäßig nicht in der Lage, sie umzusetzen”, also mit anderen Worten dumm. Das ist starker Tobak.

    Ich unterstelle, Sie sind Lehrer. Sie freuen sich also darüber, daß sie den Kindern beibringen können:

    küssen ?küsst ? Kuss

    Wie aber erklären Sie denn im Unterricht den Wechsel in der s- Schreibung und das dahinterliegende Prinzip bei Wörtern wie diesen:

    besser ? das beste ? der bestgehasste ? hastig ? meist ? heißt ? beißen ? biss ? reißen ? wissen ? du weißt ?ihr wisst ? unbewusst ? selbstbewusst ? leisten ? Lobpreis ? presst ? mit Samt eingefasst ? fast fest angefasst ? du hast was verpasst ? größtmöglich ? grüßt ? müsst ? ihr ließt ? er lässt ? er liest …

    Ziemlich blauäugig ist die Annahme, daß jeder, der einen Text zu Papier bringt, ständig nach irgendwelchen Wortstämmen fahndet oder sonstige technokratische Regeln durch sein Hirn schleust. (Ich wette, hier schreibt so mancher Neuschreiber “schleußt”, denn die Regel “nach langem Vokal und Zwielaut schreibe ß übertönt jeden anderen Gedanken, da hat die “Wortstamm-Warnung” glatt verloren.) Schreiben funktioniert eben nicht nach Regeln, es folgt vielmehr der Intuition, einer im System eingewobenen Logik, die mehr erspürt als bewußt wahrgenommen wird. Diese Systemlogik ? ein kluger Mensch hat sie “Betriebssystem der Sprache” genannt ? ist durch die Eingriffe in die Sprache durch eine fälschlich so genannte “Reform” gestört worden. Seither bocken alle Anwendungsprogramme, und es ist zu erwarten, daß das eine oder andere ganz abstürzen wird.
    Unverständlich, wie angesichts der überall festzustellenden, zunehmenden Unsicherheit beim Schreiben von Wörtern mit dem s-Laut noch immer behauptet wird, die Heysesche s-Schreibung sei einfacher und besser zu handhaben. Wir hätten noch viel mehr Fehler, wenn es keine Korrekturprogramme gäbe. Die neue s-Schreibung ist für den Durchschnittschreiber ohne Hintergrundwissen der klassischen Rechtschreibung unbeherrschbar. Und deswegen ist sie unsozial.

    Aber Gläubige kann man nicht mit Sachargumenten überzeugen. Wer nichts weiß, muß glauben. Ich gehe nicht davon aus, Herrn Michael Sauer zum Nachdenken bewegen zu können. Dann hilft nur noch die alte Weisheit: Wer nicht hören will, wird fühlen.

    schrieb Karin Pfeiffer-Stolz am

  • #54

    Was sind “härtere Bandagen”? Wenn damit knallharte Sachargumente gemeint sind, stimme ich zu.
    Liebe Reformfreunde, ich verstehe Euren Kummer. Es ist nicht so einfach, sich einzugestehen, daß man einem Irrtum aufgesessen ist. Das seh’ ich schon ein. Aber leider, leider, die Reformschreibung - was auch immer das sein mag - wird Stück für Stück zerbröseln wie ein vertrockneter Rührkuchen ... Sie trägt von Beginn an einen Virus in sich, welcher das Betriebssystem der NR zerstören wird.

    Aber tröstet Euch: Es bleibt der Entscheidung eines jeden einzelnen überlassen, ob er auch weiterhin “Pressspanplatten” und “Essstörungen” schreiben will. Mich würde das zum Beispiel überhaupt nicht stören. Mainetwegn schraipt doch wi ir wolt. Und praktiziert ruhig den deutschen Untertanengeist samt vorauseilendem Gehorsam. Die KuMis haben daran ihre wahre Freude!
    Ich persönlich lasse mir nicht vom Staat vorschreiben, wie ich zu schreiben habe. Ich lasse mir auch nicht einreden, daß das, was noch vor wenigen Jahren richtig war, plötzlich falsch sein soll, weil eine Handvoll Weltverbesserer das so bestimmt. Beugt Eurch ruhig dem Diktat der Bürokraten!
    Tröstlich ist, daß diese amtliche Anmaßung ohnehin nicht von Erfolg gekrönt ist, denn die Sprache ist so frei wie der Wind. Auch dem könnte keine reformbeflügelte Beamtenseele befehlen, aus welcher Richtung er zu wehen habe.

    schrieb Karin Pfeiffer-Stolz am

  • #55

    Hallo Sa.Ja.,

    ich glaube nicht, daß dein Eindruck der richtige ist. Ich glaube vielmehr, daß es daran liegt, daß sich die Befürworter der Rechtschreibreform a) seltener und b) emotionsloser zum Thema äußern. Die Befürworter haben das halt akzeptiert und schlagen sich jetzt möglichst aufwandslos mit den Regeln herum, während die Gegner ein Ziel und eine “Mission”  ;-) haben.

    AS

    schrieb AS am

  • #56

    Alle “Erwachsenen” erkennen die von mir bewußt und provokant erfundenen Beispiele sofort als falsch. Warum? Nicht etwa deshalb, weil man Betonungsproben macht, nein, man weiß es einfach, aus Erfahrung.

    Aber genau diese Erfahrung haben Schreibschüler nicht. Sie müssen herumprobieren und sich festlegen; ist das jetzt ein stimmhaftes s oder ein stimmloses (von Flensburg bis Garmisch). Und dann müssen sie sich fragen, langer Vokal oder kurzer oder Diphtong. Und letzten Endes noch, gibt es eventuell Ausnahmen.

    Weil sehr viele dieses relativ komplexe “Eingrenzspiel” (noch) nicht beherrschen, gibt es heutzutage groteske Fehler wo immer man hinsieht.

    Die Frage, wie wichtig ist eigentlich eine “richtige” Schreibung tatsächlich, ist natürlich ein ganz anderes Kapitel.

    Damit beende ich meine Beiträge hier, gute Nacht, und nichts für ungut!

    schrieb strasser am

  • #57

    Hallo Martin,

    genau das habe ich mich auch gefragt, bevor ich hier unten angekommen bin und deinen Beitrag gelesen habe. Ich habe den Eindruck, dass die ganze Rechtschreibdiskussion sich verselbstständigt hat und zu einer richtigen Ideologiediskussion geworden ist. “Wir” sind die Guten, “die anderen” die Bösen. Sämtliche Gründe dafür, warum jemand “gut” bzw. “böse” sein kann, sind hier auf dieser Seite verteilt aufgelistet.

    Obwohl auch ich die neue Rechtschreibung angenommen habe und sie benutze, bin ich von solchen Diskussionen eher erheitert. Emotional berührt es mich nicht. Ich habe aber den Eindruck, dass die Gegner der Reform tendenziell mit “härteren” Bandagen kämpfen - warum auch immer.

    Peace :-P
    Sa.Ja.

    schrieb Sa.Ja. am

  • #58

    Natürlich sind meine Beispiele Übertreibungen. Aber nur Übertreibungen helfen, die Sinne zu schärfen. Ob alle Schreibschüler wissen, wie man in Standardsprache Wörter betont, darf ich hier jedenfalls einmal bezweifeln.

    schrieb strasser am

  • #59

    Ich würde mich gerne mal auf der Metaebene einschalten, ohne Position für eine der beiden Seiten zu beziehen.

    Wie kommt es, dass diese Diskussion derartig emotional geführt wird? Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz. Aber ihr tut alle so, als ginge es um euer Leben. Ich entdecke hier kaum ein Fünkchen Humor, nur Sarkasmus, Ironie und Verbitterung.

    Ich würde mich *wirklich* über eine Erklärung freuen. Ich kann euch nicht verstehen.

    Grüße Martin

    schrieb Martin am

  • #60

    freiheit für josephine!  :coolsmirk:

    schrieb joseph am

  • #61

    Sehr geehrter “strasser”,

    ich verkneife es mir, auf meinen obigen Beitrag zurückzukommen. Aber Sie sind offensichtlich nicht in der Lage (oder nicht Willens?), die wenigen Grundregeln des aktuellen Diskussionsgegenstandes anzuwenden. Deshalb sind Ihre Beispiel pure Polemik.

    Wenn Sie die oben angeführten Regeln beherzigen, wird Ihr Text rechtschreibfehlerfrei. Aber Sie WOLLEN nicht, unterstelle ich.

    Dann sind Sie doch so fair und schreiben hin “Ich will nicht.”, statt mit an den Haaren herbeigezogenen Beispielen Populismus zu treiben.

    schrieb Michael Sauer am

  • #62

    Und waß muss ich hier leßen:
    Die Schüler sollten in allen Fächern so leßen können, dass sie die Texte auch verstehen (na so wass); so wird dass Weiterbildungsprojekt für die Lehrer begründet.
    (Wie war dass eigentlich bissher, wenn ess einess Weiterbildungsprogramms für Lehrer bedarf, Schülern beizubringen, dass sie etwass Geleßeness auch verstehen?)
    ;-(

    schrieb strasser am

  • #63

    Liebe KollegInnen,

    abgesehen davon, dass mir die Diskussion hier etwas zu haarspalterisch ist, bin ich als Deutschlehrerin (zwangsläufig, aber auch gerne) eine Vertreterin der reformierten Rechtschreibung.

    Diese Diskussion um die s-Schreibung verwirrt mich jetzt aber doch, obwohl ich mich orthografisch eigentlich für sattelfest halte (auch in der neuen Rechtschreibung ;-).

    Kann mir jemand sagen, warum “Eis” und “alles” mit normalem “s” geschrieben wird? Gibt es da eine Auslautregelung, die mir nicht bekannt ist???

    Viele Grüße
    Sina

    schrieb Sina am

  • #64

    Eine Ausnahme sollten alle Spötter hier noch kennen lernen: Wenn im Wortstamm dem “s” ein Konsonant folgt, bleibt das normale “s”.

    Die restlichen hier angeführten “Gegenbeispiele” sind schlicht und ergreifend falsch und legen nahe, dass die Autoren und Autorinnen aus südlichen Landstrichen Deutschlands kommen:
    “das” spricht man in der deutschen Standardsprache mit langem Vokal (kann in der Tagesschau überprüft werden). “es” ebenso.
    Das “s” in “eisern” ist stimmhaft.

    schrieb Michael Sauer am

  • #65

    Disskret wie ich bin, glaubte ich bisslang eißern fast alless; aber so ein lisstiger Hisstoriker meinte, die Lisste der Wörter in dieser Kisste isst länger als die Lisste der Wörter außerhalb. Aber was interessiert mich dass, ich bin Schifahrer und begeb mich auf die eißige Pisste; risskante Überholmanöver ausgeschlossen; und die Pisstole lass ich besser auch daheim. Ess isst ja alless so einfach, Gott sei Dank ...
    ;-(

    schrieb strasser am

  • #66

    Herr Strasser, eine kleine Korrektur:

    “So ein Misst, so einfach isst das, wenn ich dass (kurz gesprochen!) nur früher gewusst hätte!”

    Alles klar?
    ;-)

    schrieb Karin Pfeiffer-Stolz am

  • #67

    So ein Misst, so einfach isst das, wenn ich das nur früher gewusst hätte!

    schrieb strasser am

  • #68

    1. Kurzer (betonter) Vokal, stimmloses s -> ss
    2. stimmhaftes s (nach langem Vokal) -> s
    3. stimmloses s nach Diphtong, langem Vokal -> ß

    Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Fremdwörter immer mit einfachem “s”, Endsilbe -nis ohne Doppel-s) war’s das schon.

    Kein Stress mehr mit müssen-muß-müßten-Veränderungen.

    Und jetzt eine Frage an alle Leser/innen: Welche Regel zur s/ss-Schreibung ist einfacher?

    schrieb Michael Sauer am

  • #69

    M. Sauer am 19.11.2005: Erklären Sie mir bitte mal die ß-Schreibung in der alten Rechtschreibung!

    Sehr gern: Zunächst muß man sich klarmachen, daß es bei der s-Laut-Schreibung das generelle Problem gibt, zwischen der Schreibung mit einfachem “s” oder mit “ss/ß” unterscheiden zu müssen. Die Wahl zwischen “ss” oder “ß” richtet sich dann in der herkömmlichen Rechtschreibung nach der Silbenstruktur: Gehört der s-Laut zu nur einer Silbe, schreibt man “ß” (Beispiele: Straße, Mißtrauen, bißchen, Einfluß, wäßrig). Gehört er zu beiden Silben, so daß die Trennstelle quasi mitten in dem s-Laut liegt, schreibt man “ss” (Beispiele: missen, Flüsse, Wasser). Kurz: Man hört an der Silbenzerlegung, ob man “ß” oder “ss” schreiben muß.

    Die zweitgenannte Zuordnung (Silbengelenkstellung <-> Schreibung mit “ss”) ist in der herkömmlichen Rechtschreibung in beiden Richtungen eindeutig, es gibt keine Ausnahmen: Wenn ein Wort mit “ss” geschrieben wird, kann man es dort trennen (“s- s”), und wenn es eine solche Trennung gibt, schreibt man es mit “ss”. Das hat den Vorteil, daß man diesen Fall mit Sicherheit identifizieren kann und es also nur noch Unsicherheiten in der Unterscheidung zwischen “s” und “ß” geben kann.

    Eine solche Unterscheidung ist jedoch recht einfach: Zum einen gibt es den Wechsel zwischen “ss” und “ß” (schließlich ist “ß” eine typographische Variante von “ss”, entstanden aus einem Lang-s und einem Rund-s ? was auch erklärt, warum es keinen Großbuchstaben dazu gibt), und wenn man andere Formen des fraglichen Wortes durchgeht und dabei feststellt, daß dort “ss” auftaucht (was, wie gezeigt, ganz einfach ist), weiß man, daß man “ß” verwenden muß. Zum anderen unterscheiden sich diese beiden Buchstaben rein graphisch so deutlich voneinander, daß man mit genügend Leseerfahrung unmittelbar sieht, ob ein Wort falsch oder richtig geschrieben ist.

    Ich hoffe, daß Ihnen diese Erklärung genutzt hat. Umgekehrt bin ich neugierig, wie Sie die reformierte s-Laut-Schreibung erklären, ohne dabei auf die herkömmlichen Schreibweisen Bezug zu nehmen.

    schrieb Jan-Martin Wagner am

  • #70

    Ich verstehe die Aufregung auch nicht. Über das Verständniss der einfachen Regel: “kurzer Vokal - Doppel-s” wurde doch schon genug disskutiert, oder?
    ;-(

    schrieb strasser am

  • #71

    Ich würde niemals jemanden, der eine schlechte Rechtschreibung hat, als “blöd” bezeichnen.

    Offensichtlich sind den von Ihnen zitierten Autoren aber die einfachsten Regeln der reformierten Rechtschreibung nicht bekannt; solche Regeln kann ein Fünftklässler locker begreifen (kurzer Vokal - Doppel-s). Also liegt das Problem *definitiv* nicht an der Art der Rechtschreibreform (unübersichtliches Regelwerk ... viele Ausnahmen ... unlogische Regeln ... all das, was weiter oben kritisiert wird), sondern daran, dass die von Ihnen zitierten Personen nicht in der Lage oder Willens sind, sehr einfache Regeln anzuwenden.

    Woran kann das liegen?

    1. Sie kennen die Regeln nicht. Dann sind sie zu faul, sie zu lernen (und wie gesagt: Wir reden hier nicht von komplizierten Ausnahmeregelfällen, sondern von einer der einfachsten Regel).

    2. Sie kennen die Regeln, sind aber intelligenzmäßig nicht in der Lage, sie umzusetzen (wie z.B. im letzten Beispiel, wo klassisch das Relativpronomen “das” mit Doppel-s geschrieben wird). Dann ist schlicht nicht genug kognitive Potenz vorhanden, um richtig rechtzuschreiben. Muss ja auch nicht jeder können. Aber behaupten Sie bitte nicht, das läge an der NEUEN Rechtschreibung.

    schrieb Michael Sauer am

  • #72

    Gebrauchsanweisung für einen Fahrradhelm: ein Fall von Legasthenie?

    Aus einem Werbeheft der Firma uvex für Fahrradhelme. Alles Qualitätsrechtschreibung, außer der s-Schreibung. Hier hat man den Willen, sich modern zu zeigen. Zwei Wörtchen sind durchgängig gleich geschrieben: “dass” mit ss und “muß” mit Eszett. Alles andere läuft ein wenig aus dem Helm - äh - Ruder:

    “Ein Radhelm schützt nur dann, wenn er richtig passt und fest am Kopf sitzt. Er kann jedoch niemals die Garantie für den Ausschluß von Verletzungen sein.
    Eine optimale Passform ist erforderlich …
    Dazu muß die Länge der Gurtbänder am Verschlusssystem derart reguliert werden, dass beide straff unter dem Kinn anliegen.
    Die uvex-Helme sind mit Monomatik-Steck-Verschluss ausgestattet.
    Die Gurtbandenden bei geöffnetem Verschlußsystem weiter durch den Verschluß nach außen ziehen.
    Monomatik-Verschlusselement (erinnert beim Lesen irgendwie an “schusselig” oder “Schlüssel”, bei dem die ü-Striche vergessen wurden)
    Vor Antritt der Fahrt muß der Kinngurt immer geschlossen sein.

    Solch friedliches Nebeneinander von “dass” und “muß”, Verschluss und Ausschluß nenne ich s-Legasthenie!

    Einzelfall?
    Auf der Packung Pedigree für mein Hündchen:
    “Jede Portion enthält eine ausgewogene Mischung ... speziell für kleine Hunde angepaßte Größe der Brocken. Aus jahrelanger Erfahrung wissen wir, dass die gesündesten ...”

    Noch was:
    “Wir würden Ihrem Haus bzw. Einem Aussendienstmitarbeiter die Möglichkeit einräumen ...” (Brief eines Schulleiters, 28. Oktober 2005, neun Jahre nach Einführung der Reform)

    Und noch was:
    “Bitte um etwas gratis Material, mit freundlichen Grüssen” (Eine angehende Lehrerin am 25. September 2005, neun Jahre nach Einführung der Reform)

    “Strasse” (aus dem Aufnahmeantrag der CDU, Oktober 2005)

    “Messergebnisse der Luftmeßstation Heidelberg” (große Tafel in der Innenstadt, Sommer 2005)

    Und abschließend:
    “... bitten wir Sie das dafür vorgesehene Online-Bestellformular im Internet unter ... auszufüllen, dass Ihnen ab August zur Verfügung steht.” (Schreiben der Messegesellschaft für die didacta in Hannover, 2006)

    Wie erklären Sie sich das, Herr Sauer? Sind die alle zu blöd oder zu faul oder was?

    schrieb Karin Pfeiffer-Stolz am

  • #73

    Ich bin kein Lehrer. Ich stimme aber zu, daß die Rechtschreibreform eine recht beschämende Sache innerhalb des deutschen Sprachraumes ist.
    Drei Dinge kann jeder einfach selbst überprüfen:

    1.So gut wie alle Zeitungen/Zeitschriften/News Medien haben entweder Hausorthografien eingeführt (z.B. NZZ mit 100 privaten Regeln) oder sind überhaupt zur unreformierten zurückgekehrt. Ich kenne keine einzige, die das Regelwerk 1:1 tatsächlich anwendet. Warum wohl?

    2.Selbst der DUDEN brachte eine spezielle Ausgabe heraus, welche sich bereits von vielen Details der Reform wieder verabschiedet. “DUDEN ? Wörterbuch neue Rechtschreibung. Was Duden empfiehlt”. Warnung: für den Schulgebrauch nicht geeignet!

    3.Noch nie zuvor fielen mir jemals so viele Rechtschreibfehler in Zeitungen, Zeitschriften, Profi Websites, Amateur Websites, Werbeschriften, Produktbeschreibungen,  usw. auf, wie heute. Hauptsächlich sind es Fehler wider die reformierte Version; einerseits im s/ss/ß-Bereich, andererseits durch Übergeneralisierungen bei Auseinanderschreibungen - gepaart mit grotesken Substantivierungen. Von wegen, Neuschrieb sei nun ja so einfach…

    Handlungsbedarf dürfte also schon noch bestehen! Vermutlich mehr, als so manchem lieb ist…

    schrieb strasser am

  • #74

    Hallo, Herr Sauer!

    Ein andermal antworte ich Ihnen gebührend, jetzt aber nur ganz kurz:

    >“Ich hatte 16 Fehler bei 40 Fragen”

    Sechzehn Fehler bei vierzig Fragen ist genau 40 Prozent Fehler! Tja, ich hatte 19 “Fehler” (47,5%) nach der neuen Rechtschreibung, da ich sie nicht anerkenne und alles einfach, nach der alten Orthographie, zusammengeschrieben habe - aber null Fehler nach den “alten” Regeln!

    Und glauben Sie wirklich, daß die Rechtschreibung jetzt einfacher geworden ist? Mit 40 Prozent “Fehlern” beherrschen Sie übrigens gar nicht die neuen Regeln ... Die Zusammen- und Getrenntschreibung ist nun verwirrend wie nie zuvor.

    Sie meinen, die Lehrer seien sozusagen (so zu sagen?) überglücklich mit den neuen Regeln. Also, lesen Sie mal, wie diese Lehrerin zur neuen Orthographie steht: http://www.deutschland-kehrt-zurueck.de/zitate.html#lehrer

    Bitte nehmen Sie sich die Zeit, alle Zitate der erwähnten Seite zu lesen. Sogar Prof. Günther Drosdowski, Leiter der Duden-Redaktion, ist GEGEN die Reform.

    Grüße

    schrieb R. A. am

  • #75

    Nein, da gibt es wirklich nicht viel zu Schmunzeln. Die einzigen Wörter, die mich stören, sind die falsch geschriebenen: grössten, geniessen, Strasse, grossen.

    Mal im Ernst: Was sollte es da zum Schmunzeln geben? Wenn Sie die Rechtschreibfehler ausmerzen, haben Sie an 4-5 Stellen ein Doppel-s statt eines Scharf-ß’. Vielleicht bin ich humorlos, aber ich brauche etwas mehr Reiz(,) um zu schmunzeln.

    schrieb Michael Sauer am

  • #76

    Michael Sauer meinte am 15.11.2005 dazu:

    “Ein ‘daß’ sieht inzwischen für mich ungewohnt aus - ungewohnter als ein ‘dass’.”

    Herr Sauer, dann lesen Sie den folgenden Text sicherlich ohne jegliches Schmunzeln:

    “Wer die Natur liebt, der findet im Spessart seine Traumlandschaft. Prächtige Eichen- und Buchenwälder, stille Täler, murmelnde Bäche, wunderschöne Radwege…......

    Der Spessart, umschlossen von Main, Kinzig und Sinn, ist das grösste zusammen- hängende Mischwaldgebiet Deutschlands und zugleich eines der grössten in ganz Europa. Schon allein das ist einen Besuch wert, aber zusammen mit dem Elsavatal bietet der Spessart Erholung pur. Wie kann man das ganze Tal besser geniessen als mit dem Fahrrad? Lassen Sie den Alltag hinter sich und verbringen Sie einen unvergesslichen Tag mit Ihrer Familie.

    das Elsavatal zwischen Mespelbrunn und Obernburg/Elsenfeld bietet Ihnen:

      * den wunderschönen Elsavatal-Radweg durch das gesamte Tal abseits der Strasse, zum grossen Teil auf der ehemaligen Trasse der historischen Spessartbahn
      * erleben Sie die Schönheit unseres Spessarttals mit Wiesen, Wäldern, Feldern, Streuobstwiesen und alten Fachwerkhäusern
      * folgen Sie dem Bachlauf der Elsava auf ihrem verwundenen Weg durch das Tal und finden vielleicht sogar ihre Quelle zwischen Hessental und Weibersbrunn mitten im Wald
      * rasten Sie auf zahlreichen Bänken an idyllischen Plätzen und geniessen die abwechslungsreichen Ausblicke
      * besuchen Sie das bekannte Wasserschloss Mespelbrunn
      * betrachten Sie den Riemenschneider Altar in der Wallfahrtskirche Hessental
      * sehen Sie Schloss Unteraulenbach (keine Besichtigung)
      * passieren Sie das alte Eisenhammerwerk (Höllhammer) mit dem See
      * erleben Sie das Familienmuseum Pedalwelt
      * beachten Sie die vielfältige Natur überall um Sie herum
      * entdecken Sie Pflanzen und Tiere die zum Teil recht selten geworden sind “

    (Quelle: http://www.pedalwelt.de)

    Es grüßt freundlich -
    und amüsiert
    (o: Christian Lindemann

    schrieb Christian Lindemann am

  • #77

    Nun noch rasch zu Ihren Fragen an mich, die ich nicht unbeantwortet lassen will:

    “1. Wieso wird diese Reform gegen den Willen des Volkes durchgeboxt? Man darf nicht übersehen, daß die überwiegende Mehrheit der Deutschsprachigen GEGEN diese Rechtschreibreform sind.”

    Woher haben Sie Ihre Zahlen? Überwiegende Mehrheit? Zu Anfang waren alle dagegen, wie das eben ist, wenn etwas neu und ungewohnt ist (und genau DARAUF wollte ich mit meinem ersten Statement hinaus). Inzwischen ist wohl eher eine Mehrheit dafür, sich nicht mehr zu streiten - und der Streit, wenn ich das wiederholen darf, kommt nicht durch die Rechtschreibreform, sondern durch die, die - angeführt von der Meinungsmache von Spiegel und Bild (sic) - sich ihr hartnäckig und konservativ verweigern.

    “2. Was Gutes hat diese “Reform”? Außer Vewirrung, Ärger, Polemik und Diskussion hervorzurufen, hat sie nichts getaugt ...”

    Wie oben erwähnt: Die deutsche Rechtschreibung wird EINFACHER. Ganz definitiv. Fragen Sie einen Deutschlehrer, irgendeinen, welchen Eindruck er hat.
    Ich kenne die Beispiele, die Sie mir als Antwort gerne in großer Zahl nennen möchten. Das sind Ausnahmefälle, Sonderfälle, teilweise auch Pfusch, ja. Auf der anderen Seite: Wie war das früher mit Schifffahrt und den zwei Vokalen und ... Durch die Rechtschreibreform ist z.B. diese Regel verschwunden.

    “3. Wieso sollte man eine bestrittene Rechtschreibung vor einer bewährten bevorzugen?”

    Meine Lieblingsgegenfrage: WAS an der alten war bewährt, außer dass sie schon immer da war und unsere Dichterväter sie verwendet haben? WAS daran war bewährt, außer dass wir sie gewohnt waren?

    “4. Können Sie folgende Übung (http://www.deutschland-kehrt-zurueck.de/rechtschreibtest.html) richtig lösen, ohne den Duden-Band dabei zu verwenden?”

    Wie oben schon gesagt: Ich hatte 16 Fehler bei 40 Fragen. Aber das lässt mich ziemlich kühl, denn ein Sammelsurium von Ausnahmen ließe sich sicher auch bei der alten Rechtschreibung finden.

    Schöne Grüße
    M. Sauer

    schrieb Michael Sauer am

  • #78

    Lieber R.A. (Rechtschreibungs-Aktivist?),

    niemals habe ich behauptet, in der reformierten Rechtschreibung sei alles logisch. Und es gibt viele Fälle, die man einfach nicht versteht. Bestes Beispiel ist der von Ihnen zitierte Rechtschreibtest (ich hatte 16 Fehler, wobei mir 5 Ausdrücke vollkommen unbekannt waren (“schwer halten” !??)).

    ABER:
    In der alten Rechtschreibung waren mindestens ebenso viele Schreibweisen nicht nur unlogisch, sondern sogar unerklärlich (erklären Sie mir bitte mal die ß-Schreibung in der alten Rechtschreibung!). Der Unterschied bei der reformierten Rechtschreibung liegt darin, dass fast alle Fälle des täglichen Gebrauchs mit relativ wenig, eindeutig definierten Regeln zu bewältigen sind. Und mal ehrlich: Wenn einer lahmlegen falsch schreibt - wen interessiert das außer dem Deutschlehrer??

    Dass die Grammatik unantastbar sei, begründen Sie so:
    “Diese Frage ist ganz offensichtlich: Keiner darf willkürlich in der Grammatik herumpfuschen.” und ergänzen um das Beispiel des Dativ-“e"s.
    Mit Verlaub - im Deutschunterricht würde ich dieses Argument sofort zurückweisen, denn die Begründung ist keine Begründung, sondern eine Meinung. ICH sage: Unter gewissen Umständen darf in der Grammatik und in der Orthografie herumgepfuscht werden, weil/wenn es das Regelwerk vereinfacht. So können die zunehmend audiovisuelle Medien konsumierenden SchülerInnen leichter die Fähigkeit zu sozial verträglicher Schreibung entwickeln/lernen.

    Also frage ich Sie noch einmal: Warum ist die Grammatik unantastbar? Das Argument, dass sie eben “bewährt” sei, zieht nicht. Ich bin sicher, dass mit der NDR sozialisierte SchülerInnen weniger Fehler machen als früher. Ergo: nicht “bewährt”.

    Was meine Frage nach der VERNICHTUNG DER SCHRIFTSPRACHE angeht, schreiben Sie:
    “Die logische Folge dieser mißlungenen Reform ist diese: Es werden ZWEI deutsche Rechtschreibungen statt einer gleichzeitig im selben Lande benutzt.”

    Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, dass es nur deshalb ZWEI deutsche Rechtschreibungen geben wird, weil einige Personen sich (aus welchen Gründen auch immer ... s.o.?) der neuen Rechtschreibung verweigern und reaktionär schreiben. Schauen Sie doch mal die Lehrer. Das sind jetzt in der Regel wirklich nicht Beispiel für progressive, experimentierfreudige, wagemutige Menschen. Und ALLE Lehrer und Lehrerinnen, die ich kenne, gerade die Deutschlehrer/innen, akzeptieren die neue Rechtschreibung, weil sie das Regelwerk grundsätzlich (natürlich mit Ausnahmen, wie die von Ihnen erwähnten) für sinnvoll halten. Menschen, die den ganzen Tag mit Rechtschreibung zu tun haben, Rechtschreibung lehren, Diktate korrigieren ... also wenn das kein stichhaltiges Argument dafür ist, dass die Beibehaltung der alten Rechtschreibung in der heutigen Zeit ein zutiefst konservatives, prinzipiengeleitetes Verhalten ist ...

    Was die KOSTEN der Rechtschreibreform betrifft, möchte ich knapp bleiben. Natürlich war die Reform teuer. Und wie schon oben erwähnt, ganz dahingestellt, ob sie gut oder schlecht ist: Wir können JETZT Geld sparen, wenn wir einfach die neue Rechtschreibung so hinnehmen, wie sie ist. Und zwar eine Menge Geld. Und Nerven. Und wie sie meinen obigen Argumenten entnehmen können: Sie ist definitiv nicht so schlecht, wie Sie sie machen.

    Noch eine letzte Anmerkung zu der von Ihnen zitierten Webseite (deutschland-kehrt-zurueck.de): ein sehr populistisches Angebot. Im Bereich “Stilblüten” werden höhnisch u.a. ganz normale Rechtschreib- oder Trennungsfehler (gleich ob nach alter oder neuer RS) wiedergegeben, und im Impressum zeichnet niemand verantwortlich dafür. Prima.

    (Fortsetzung folgt)

    schrieb Michael Sauer am

  • #79

    Ich habe noch ein bißchen über Herrn Sauers Vorwurf der Faulheit nachgedacht und komme nunmehr zu dem Schluß, daß wohl eher diejenigen unter uns faul sein müssen, die bisher schon die Rechtschreibung nicht beherrschten.

    Es grüßt freundlich
    und amüsiert
    Christian Lindemann

    schrieb Christian Lindemann am

  • #80

    Fortsetzung:

    3. Wieso die deutsche Schriftsprache vernichtet wird, wenn die Rechtschreibreform in Kraft bleibt?

    Die Antwort ist einfach: Weil die neuen Regeln mit der deutschen Grammatik nicht übereinstimmen! Die zukünftigen Deutschen werden überhaupt nicht mehr wissen, wie sie ihre eigene Sprache (grammatisch korrekt) schreiben müssen.

    Die logische Folge dieser mißlungenen Reform ist diese: Es werden ZWEI deutsche Rechtschreibungen statt einer gleichzeitig im selben Lande benutzt.


    4. Und zu Ihrer letzten Frage: “Letztens würde mich noch interessieren, wie Sie zum Argument der Kosten stehen. Wer soll die Rücknahme bezahlen?”

    Wenn eine Reform der Orthographie sich als ein Mißgeschick erwiesen hat, dann muß sie auf jeden Fall zurückgenommen werden, kostet es, was es wolle. Wer sollte die Kosten bezahlen? Diejenigen, die für diese Situation verantwortlich sind: Die Politiker bzw. die sog. Bundesrepublik. Wie auch immer, es würde mir als Deutschsprachigem nicht besonders viel ausmachen, ein paar Euro auszugeben, um diesen Mißstand - Missstand? so ein Schriftbild sieht ssschreckkklich aus! - abzustellen. Ich mußte sowieso schon in die Tasche greifen, als ich - leider! - die neuen Wörterbücher kaufte.

    Und noch was: Es ist immer viel besser und vernünftiger, einen Fehler einzuräumen, als auf ihm zu beharren! Je früher man diesen Fehler behebt, desto besser. Wenn nicht, verschiebt man damit nur ein Problem.

    Es ist ja erstaunlich, daß Sie sich Sorgen um die Kosten der Rückgängigmachung bzw. Rücknahme der Rechtschreibreform machen, aber sich keine Gedanken darüber machen, was die Reform schon gekostet hat ...

    Nun mal, antworten Sie mir auf ein paar Fragen:

    1. Wieso wird diese Reform gegen den Willen des Volkes durchgeboxt? Man darf nicht übersehen, daß die überwiegende Mehrheit der Deutschsprachigen GEGEN diese Rechtschreibreform sind. Manche Politiker wollen es nicht wahrhaben, aber diese Reform hat von Anfang an versagt. Diese war eine Reform der Politiker, nicht eine der Linguisten, der Sprachwissenschaftler.

    2. Was Gutes hat diese “Reform”? Außer Vewirrung, Ärger, Polemik und Diskussion hervorzurufen, hat sie nichts getaugt ...

    3. Wieso sollte man eine bestrittene Rechtschreibung vor einer bewährten bevorzugen?

    4. Können Sie folgende Übung (http://www.deutschland-kehrt-zurueck.de/rechtschreibtest.html) richtig lösen, ohne den Duden-Band dabei zu verwenden? Alle Wörter dieser Übung schrieb man früher zusammen, aber jetzt werden manche zusammen- und andere getrenntgeschrieben, alles ist nun ein Tohuwabohu geworden! Wenn früher viele Deutsche schon Schwierigkeiten mit ihrer Rechtschreibung hatten, jetzt erst recht! Ist das, was mit dieser Reform beabsichtigt war? Die Deutschen bei ihrer Orthographie vollständig zu verwirren? Schade, daß auch noch manche mitmachen.

    Mit Initiativen wie dieser Reform ist wohl kaum Wunder, daß die deutsche Sprache im Ausland immer mehr an Bedeutung und Attraktivität verliert.

    Grüße aus Spanien
    R. A.

    schrieb R. A. am

  • #81

    Sehr geehrter Herr Sauer!

    1. Wieso die Grammatik unantastbar ist?

    Diese Frage ist ganz offensichtlich: Keiner darf willkürlich in der Grammatik herumpfuschen. Ich bin damit einverstanden, daß “die Welt Fluß und Entwicklung” sei, aber diese Reform war keine Entwicklung. Die Sprache muß sich von selbst ändern, ohne diese agressiven Eingriffe und Einmischungen der Politiker. Wollen Sie Beispiele davon, wie sich die deutsche Sprache von selbst weiterentwickelt? Die Dativ-Endung “-e” im Singular in Wörtern wie “Tag” (dem Tage), “Greis” (dem Greise), “Riß” (dem Risse), “Bach” (dem Bache), “Saal” (dem Saale), “Sohn” (dem Sohne) usw. ist im Laufe der Jahrzehnte verblaßt - ohne fremden Eingriff! Das sind der Fluß und die Entwicklung, die Sie gemeint haben.


    2. Warum die Getrenntschreibung gegen die deutsche Grammatik verstößt?

    Es gibt verschiedene Beispiele. Früher schrieb man “alleinstehend” zusammen, heute nur getrennt: “allein stehend”. Also, wie können Sie nun, mit den neuen Regeln, “eine (im Walde) allein stehende Frau” von “eine (mit zwei Kindern) alleinstehende Frau” unterscheiden? Jetzt wird das Wort “alleinstehend” in beiden Fällen getrenntgeschrieben.

    Vor der sog. Reform waren Wörter wie “alleinstehend”, “vielversprechend” usw. doch einzelne Begriffe, die sich von “allein stehend”, “viel versprechend” usw. im Sinn klar unterschieden. Doch nun sind solche selbständige Begriffe aufgelöst worden, um jeweils zwei Wörter zu werden: “allein + stehend”, “viel + versprechend”. Damit ist auch die Suche im Wörterbuch komplizierter gemacht.

    Sie mögen meinen, “allein stehend” und “alleinstehend” bedeuten dasselbe ... Aber:

    - “alleinstehend” = “allein lebend”
    - “allein stehend” = “alleine, ohne Begleitung dastehend”

    - “vielversprechend” = “sehr versprechend”
    - “viel versprechend” = “vieles, viele Sachen versprechend”
    - usw.

    Früher: “Die im Walde allein stehende Frau ist eine mit zwei Kindern alleinstehende Mutter”.
    Heute: “Die im Walde allein stehende Frau ist eine mit zwei Kindern allein stehende Mutter”.

    Außerdem: Das Wort “vielversprechend” wird OHNE PAUSE zwischen den Wortteilen “viel” und “versprechend” ausgesprochen, aber steht ein Wortabstand - wie z.B. in “viel Glück”, so wird es mit einer Pause zwischen beiden Wörtern ausgesprochen.

    Wieso hat die Rechtschreibreform - frage ich mich - auf solche Sachen gar nicht geachtet? Weil die Politiker, die sie gemacht haben, sehr wenige Ahnung von der deutschen Grammatik hatten ...

    Aber ich weise die neuen Regeln nicht nur wegen der Getrenntschreibung zurück. Auch die deutsche herkömmliche Zeichensetzung ist dieser Reform zum Opfer gefallen. Dank der Kommasetzung waren früher die Texte einfach zu lesen. Aber mit den neuen Regeln sind viele Kommas abgeschafft worden, und dadurch wird der Lesefluß benachteiligt. Diese sog. “Reform” hat einfach zu vieles kaputtgemacht.

    Diese Reform ist unlogisch. Warum darf man nicht mehr “Photograph” oder “Geographie” schreiben, während Wörter wie “Phönix”, “Philosophie”, “Phrase” (Fönix? Filosofie? Frase?) nach wie vor mit “ph” geschrieben werden? Man darf jetzt “Photograf” oder “Fotograf” schreiben, nur nicht “Photograph”. Etwas so Willkürliches und Unlogisches habe ich noch nie erlebt!

    Fortsetzung folgt ...

    schrieb R. A. am

  • #82

    Lieber Herr R.A.,

    erlauben Sie mir statt einer Entgegnung ein paar Fragen.

    1. Was ist “Grammatik, die unantastbar ist”? Eigentlich ist dann doch alles “unantastbar” - pädagogische Prinzipien, Vorstellungen vom Menschen, Vorstellungen von anderen Kulturkreisen usw. Die Welt ist Fluss und Entwicklung, behaupte ich.

    2. Warum verstößt die Getrenntschreibung gegen die deutsche Grammatik??

    3. Wieso wird die deutsche Schriftsprache vernichtet, wenn die Rechtschreibreform in Kraft bleibt? Sie verändert sich - ein wenig. Mehr als 98% aller Morpheme bleiben gleich.

    Letztens würde mich noch interessieren, wie Sie zum Argument der Kosten stehen. Wer soll die Rücknahme bezahlen? Egal wer “schuld” daran ist - die Rückgängigmachung der Rechtschreibreform würde mit versteckten Kosten (Zeitschriften, Aufwand zum Umlernen) dreistellige Millionenbeträge verschlingen. Fragen Sie nur mal bei einem Schulbuchverlag an.

    M. Sauer

    schrieb Michael Sauer am

  • #83

    Sehr geehrter Herr Sauer!

    Sie haben zwar Herrn Lindemann geantwortet, aber mir nicht. Wieso nur?

    Wir Rechtschreibreformgegner sind weder “faul”, noch “reaktionär”, und ums “Geld” geht’s auch nicht. Es ist nicht einmal eine Frage der Gewohnheit oder des Geschmacks.

    Es ist schlicht und einfach eine Frage der Grammatik, die unantastbar ist. Die neue Getrenntschreibung verstößt gegen die deutsche Grammatik, das ist eine Selbstverständlichkeit - oder wollen Sie auch die Grammatik willkürlich ändern?

    Und nein, wir werden es nicht so lassen, wie es jetzt ist: Lassen wir es lieber, wie es vorher war. Wenn diese Rechtschreibreform nicht abgeschafft wird, wenn keine Rücknahme stattfindet, würde es die Vernichtung der deutschen Schriftsprache bedeuten. Wir werden noch diese mißratene, sog. Schreibreform kippen. Wie Sie selber sehen, existiert gar im Ausland ein steigender Widerstand gegen diese “Reform”.

    Die neue Rechtschreibung, Herr Sauer, verstößt gegen hundert Jahre bewährter, deutscher Rechtschreibung. Schiller, Goethe, die Gebrüder Grimm, Herder, Kant, Nietzsche, Schopenhauer u.v.a. Berühmtheiten der deutschen Literatur und Philosophie hätten sich dagegen aufgelehnt.

    Aber keine Sorge: Erinnern Sie sich mal an die ominöse Sowjet Union. Sie schien unschlagbar zu sein, doch sie hat unwiderruflich versagt und löste sich von selbst auf. Dasselbe wird eben mit dieser “Reform” geschehen. Man kann/darf nicht eine Rechtschreibreform gegen den Willen des Volkes machen.

    R.A.
    Spanien

    PS: Um bitte um Verzeihung für eventuelle Tippfehler, ich mußte diese Nachricht sehr schnell verfassen.

    schrieb R. A. am

  • #84

    Ihren ausführlichen Ausführungen, Herr Lindemann, entnehme ich als Argumente lediglich zweierlei:

    1. Sie hätten das Geld lieber sinnvoller ausgegeben.

    Damit haben Sie sicher nicht Unrecht. Aber jetzt ist das Geld schon verbraten - JEDE weitere Diskussion kostet nur noch mehr Geld. Die Kosten schonendste Lösung ist einfach: Wir lassen es so, wie es JETZT ist.

    2. Ihnen gefällt die neue deutsche Rechtschreibung nicht.

    Sie schreiben aber nicht besonders differenziert, warum sie Ihnen nicht gefällt. Außer eben dass das gewohnte Bild verändert wurde. Und genau das meinte ich mit meinem Beitrag oben: Umstellung - auch im Bereich ästhetisch-pragmatischer Kategorien - ist immer Anstrengung. Und was die Gewohnheit betrifft: Ich habe mich an die neue Rechtschreibung gewöhnt. Ein “daß” sieht inzwischen für mich ungewohnt aus - ungewohnter als ein “dass”.

    M. Sauer

    schrieb Michael Sauer am

  • #85

    Ich bitte um Entschuldigung für die unprofessionelle Teilung des Textes!

    Leider sind je Beitrag nur 5000 Zeichen möglich, und die Vorschaufunktion, die die Reihenfolge der Beitrage umdreht, hinterließ bei mir den Eindruck, der jeweils letzte Beitrag würde oben angefügt.

    Es grüßt freundlich
    (o: Christian Lindemann

    schrieb Christian Lindemann am

  • #86

    “Re-aktion aus Faulheit”

    Sehr geehrter Herr Sauer,

    wie darf ich Ihren Beitrag verstehen?
    Sind also diejenigen unter uns, die bisher ihrer eigenen Schriftsprache mächtig waren, es aktuell sind und es voraussichtlich auch weiterhin sein werden, faul? Sind Sie etwa - wie wohl ebensosehr (ebenso sehr) auch die amtlichen Erfinder dieser sogenannten (so genannten) Rechtschreibreform - allen Ernstes der Auffassung, daß (dass) jetzt all jenes falsch sein soll, was vor fünf bis zehn Jahren noch völlig korrekt war?

    Vielleicht ist es aber auch eher so, daß (dass) Sie - aus beruflichem Grunde oder warum auch immer - nur sehr zähneknirschend (Warum heißt es nicht “Zähne knirschend”?) zur Kenntnis nehmen, daß (dass) die große Mehrheit nach wie vor gedenkt, sich diesem orthokratischen Unfug nicht unterzuordnen und damit - entgegen der hierzulande (hier zu Lande) üblichen Hörigkeit gegenüber der Obrigkeit - ein deutliches Zeichen für mehr Demokratie setzen will.

    Ich gönne es Ihnen von Herzen, daß (dass) Sie mehr vom neuen Amtsdeutsch überzeugt sind als andere und Sie darin möglicherweise ein bißchen (bisschen) Abwechslung für Ihren Alltag gefunden haben. Aber ich denke, Sie machen es sich mit Ihrer Unterstellung bloßer Faulheit etwas zu einfach. Zumindest in meinem Fall, soviel (so viel) steht fest, ist es tatsächlich nicht besagte Faulheit, sondern vielmehr wie bei Ihnen eine gewisse Überzeugung. Ich stehe also, ähnlich wie Sie, ganz fest zu einer Sache.

    Wir sind zwar nicht der gleichen Meinung, ist aber meine Auffassung damit zwangsläufig weniger Wert als Ihre? Ich glaube kaum. Ich zähle mich durchaus zu jenen Menschen, die nicht nur zu vielerlei Veränderung bereit sind, sondern tagtäglich Veränderung leben und erleben, freiwillig oder gezwungenermaßen (gezwungener Maßen?). Letzteres natürlich als überzeugte Demokraten, Kompromißbereitschaft (Kompromissbereitschaft) nenne ich das jetzt mal. Viele von uns tun wirklich eine ganze Menge dafür, daß (dass) es unseren Abgeordneten und dem real existierenden Bürokratismus gut geht. Dabei sollte es doch wohl eher umgekehrt sein. Dieses Rechtschreibdingensbummens ist nun mal recht deftig nach hinten losgegangen (los gegangen?), weil diesmal (dies’ Mal?) dummerweise nicht nur einzelne Grüppchen betroffen waren, sondern alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen (gleicher Maßen?).

    Nö, ich bin nicht faul. Ich bin aber der Meinung, man hätte alles beim alten (beim Alten) lassen sollen. Steuereinahmen, die hierbei in Form von Sitzungsgeldern und sonstigen Spesen zur Einberufung und Aufrechterhaltung hochwissenschaftlicher (hoch wissenschaftlicher?) Kommissionen und Räte verbraten worden sind, sowie auch die zwangsläufigen Ausgaben der _gesamten_ Elternschaft für den _zeitnahen_ Ersatz von Schulbüchern hätten stattdessen viel eher zur Neueinstellung von Lehrkräften, für die Sanierung von Klassenräumen oder für die Privatfinanzierung des Nachhilfeunterrichts aufgewendet (aufgewändet? *uaahhh* *schauder*) werden sollen. Eine wirklich gute Tat wäre auch gewesen, heimische Suppenküchen besser zu unterstützen oder den Entwicklungshilfe-Etat aufzustocken. Sowieso bedrückt mich manchmal das Gefühl, daß (dass) nicht unerhebliche Teile der uns Regierenden um des puren Machterhaltes Willen im Zusammenspiel mit der aktienbasierten (Aktien basierten?) Vetternwirtschaft sowie der öffentlichen Hand (Öffentlichen Hand?) manchmal nicht so sonderlich gut mit Steuermitteln haushalten (Haus halten). Aber das ist eine andere Sache.

    Fortsetzung folgt…

    schrieb Christian Lindemann am

  • #87

    Fortsetzung:

    Zurück zum Deutsch. Ich bin eigentlich nicht so faul, wie Sie möglicherweise denken. Leute die gern lesen, werden in Texten neuerdings (neuer Dings?) nicht selten über Fehler stolpern, die es ohne dieses besagte Herumgepfusche an der Schriftsprache gar nicht erst gegeben hätte. Das ist dem Lesefluß (Lesefluss) und somit letztlich dem eigentlichen Ziel einer solchen Reform, die die Schriftsprache verständlicher gestalten soll, eher ein Hindernis denn ein Nutzen.

    Bin ich wirklich nicht faul? Ich kenne Leute, die sind sowas von faul. Die meinen, wenn sie einen Text mit dem Computer verfaßt (verfasst) haben, dann drücken sie vor dem Ausdrucken schnell mal die Rechtschreibkorrekturtaste - fertig! Das finde ich jedoch doof. Hmm, dann bin ich wohl andersdenkend (auch: anders denkend), also ein Andersdenkender (geht auch “anders Denkender”?). Was aber würden diese meine Mitmenschen bloß ohne ihr heißgeliebtes (heiß geliebtes) PC-Rechtschreibkorrekturprogramm machen, wenn beispielsweise der Strom ausfällt oder sie während des Pauschal-Urlaubes eine Postkarte an die lieben Daheimgebliebenen (daheim Gebliebenen?) schreiben sollen? Hoffentlich haben sie dann wenigstens den jeweils brandneuen (Brand neuen?) Duden dabei! ;o)

    Na gut, ein bißchen (bisschen) faul bin ich zugegebenermaßen (zugegebener Maßen?) schon. Nämlich genau _so_ faul, daß (dass) ich zur Zeit (zurzeit) als Beleg der Auswirkungen dieser vermeintlichen Reform eine kleine Datenbank mit Textstellen aus Tageszeitungen und Internet-Seiten sowie mit den entsprechenden Quellenangaben fülle. Das ist wirklich manchmal zum Kringeln. Der Belustigung wegen würde ich das gern den ganzen Tag lang machen. Aber ansonsten habe ich eigentlich nichts davon.

    “Ich glaube, man führte solche verwirrende Reform ein, damit das deutsche Volk allmählich nicht mehr weiß, wie es seine eigene Sprache schreiben muß, man will die Deutschen zu Banausen machen.”

    Gruß in ein tolles Land mit feinen Menschen - einem stolzen Volk, das einen derartigen Verfall der eigenen Schreibkultur sicherlich nicht zulassen würde.

    Genau, Frau oder Herr A., zu belemmerten (belämmerten, vgl. http://www.schriftdeutsch.de/ortr-ety.htm) “Rechtschreib-Kulturbanausen” nämlich. ;o)
    Und wer von der eigenen Schriftsprache schon frühzeitig gelangweilt ist, bildet sich halt mittels alltäglicher Spätnachmittags-Seifenopern oder Gerichtsverhandlungsserien, Vorabend-Quiz-Shows, Container-Geschichten o. ä. hochintelligenten (hoch intelligenten?) TV-Beiträgen fort, so richtig gute Grundlagen für zukünftige Chancen im weltweiten Wettbewerb um Lebensstandards. Da haben ja die Sozen, die bekanntermaßen (bekannter Maßen?) derart (der Art?) gewaltig in Sachen Forschung und Bildung investieren wollen, daß (dass) diesem Vorhaben inzwischen sogar die wohl wichtigsten Subventionen der kleinen Leute, die Eigenheimzulage sowie die Pendlerpauschale zum Opfer gefallen sind, noch allerhand (aller Hand?) zu tun.

    Nun ja.

    Das Gute an der vermeintlichen Reform und den Reformen der Reformen: Immerhin bleibt es ja jedem selbst überlassen, wie und was sie/er künftig schreibt respektive liest.

    So, jetzt gibt’s erstmal ein Täßchen (Tässchen) Tee.

    Es grüßt freundlich
    (o: Christian Lindemann


    PS:
    Herr Sauer, wie Sie sehen können, war ich so faul, daß (dass) ich mich mal in der amtlichen Schreibweise versucht habe. Ich meine etwa die Worte in den Klammern. Bei einigen Begriffen bin ich mir ob deren amtlicher Richtigkeit allerdings (aller Dings?) nicht so sicher, weshalb ich Ihre Erste Hilfe (erste Hilfe) mit Kußhand (Kusshand) annehmen würde. ;o)

    schrieb Christian Lindemann am

  • #88

    Die letzte Meinung kann ich nicht teilen.

    Ich bin gegen die Schreibreform und lehne sie nicht wegen “Faulheit” oder “Reaktion” ab, sondern ganz einfach weil sie grammatisch gesehen ein Attentat gegen die deutsche Sprache darstellt.

    “Kraft” hatte ich als Nicht-Deutschmuttersprachler ausreichend, Deutsch richtig zu sprechen und zu schreiben lernen. Ich lernte die herkömmliche Orthographie perfekt, und könnte ohne große Schwierigkeiten ebenfalls die neue lückenlos beherrschen - ich kenne sie doch ungefähr schon ... Es ist nur, daß ich mich weigere, sie anzuerkennen und zu benutzen.

    Es geht also nicht ums Sichbemühen, sondern schließlich darum, die deutsche Sprache zu verteidigen gegen zweifelhafte Versuche, sie kaputtzumachen. Darum geht’s!

    Die Sprache ist ein Gut des Volkes, und die Politiker dürfen in ihr nicht herumpfuschen. Ist es falsch, “daß” mit Eszet zu schreiben? Wer sagt das? Ach so, die Politiker ... Auch wir ausländischen Deutschsprachigen wehren uns gegen solche Schreibwillkür. Ich glaube, man führte solche verwirrende Reform ein, damit das deutsche Volk allmählich nicht mehr weiß, wie es seine eigene Sprache schreiben muß, man will die Deutschen zu Banausen machen.

    Jedesmal, wenn ich versuchte, in der neuen Orthographie zu schreiben, kam ich zur selben Konklusion: Die Reform war ein Fehler, man hätte sie nicht machen dürfen, denn die neue Schreibweise ändert willkürlich die deutsche Grammatik. Zum Beispiel, die neuen trennfreudigen Regeln ändern den Sinn des Satzes: Man kann mit den neuen Regeln leider nicht mehr “vielversprechend” von “viel versprechend” unterscheiden. :(

    Ich werde in Zukunft meinen Kindern vorwiegend die “alte” deutsche Rechtschreibung beibringen - und sie dabei auf die “reformierte” hinweisen -, so verlieren sie nicht den Überblick einer richtigen, jahrelang bewährten deutschen Schreibweise.

    Mein Fazit: Entweder eine gute Rechtschreibreform oder gar keine.

    R. A.
    Spanien

    schrieb R. A. am

  • #89

    Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und Umstellung erfordert immer Kraft. Aus diesem Grund einen ideologischen Unterbau zu zimmern ist Re-aktion aus Faulheit - weiter nichts.

    M. Sauer

    schrieb Michael Sauer am

  • #90

    “Am 13. September 2005 konnte die streitlustige Maid endlich einen kurzen Erfolg verbuchen…”

    Zu diesem “kurzen” Erfolg im Widerspruch gegen deutsches Un-Recht kann ich der jungen Frau nur meinen allerherzlichsten Glückwunsch aussprechen.

    Josephine, Du und Deine Eltern habt etwas bewiesen, das vielen - nicht selten auch gestandenen Bürokraten und Parlamentariern - fehlt: entsprechendes Rückgrat im Kampf für die Beachtung demokratischer Grundregeln! Danke dafür! Und weiter so! Laß Dich nicht unterkriegen!

    “Besonders niederträchtig lesen sich die Begründungen von Josephine…”

    Besonders niederträchtig ist nach wie vor die Tatsache, daß diese überflüssige Schlechtschreibdeform weltweit vielen Millonen Menschen, die der deutschen Schriftsprache durchaus mächtig sind, recht doktrinär von einer Handvoll vermeintlich (wie sich mit der sukzessiven Rücknahme von Änderungen herausstellt) Sprachgelehrter auf ganz gut dotierten ÖD-Pöstchen übergestülpt werden sollte.

    Es grüßt freundlich
    (o: Christian Lindemann

    schrieb Christian Lindemann am

  • #91

    was hängt mir diese reform zum hals heraus!

    schrieb CC am

  • #92

    Meine Güte, was sind wir froh, wenn dieses traurige Kapitel der deutschen Rechtschreibung mal aus der Welt ist! Ich verstehe gar nicht, was die Leute eigentlich wollen - eine Rückgängigmachung der Rechtschreibreform würde zu einer Verhundertfachung der orthografischen Anarchie führen und wäre außerdem überhaupt nicht umsetzbar - wer soll denn das bezahlen? Und die neue Rechtschreibung IST einfach einfacher. Als Deutschlehrer, der auch schon die alte Rechtschreibung unterrichtet hat, maße ich mir diese Aussage an.

    Gruß Schofi

    schrieb schofi am

  • #93

    Besonders spaßig finde ich den Artikel in faz.net. Da schreibt eine Zeitung über die neue Rechtschreibung bzw. über ein Mädchen, das für die alte kämpft (was mir so, wie geschildert, albern und überflüssig vorkommt), und schreibt selbst in der alten Rechtschreibung.

    Da sieht man mal wieder, wie seltsam wir Deutschen doch manchmal sind. Die armen Schüler (und Behörden, glaube ich) müssen nach der neuen schreiben, sonst ist es falsch, und bei allen anderen ist es egal. Das verstehe, wer will!

    schrieb Jürgen Binnebößel am

Anzeige
Nach oben

 >  1706 Einträge, 14796 Kommentare. Seite generiert in 0.3618 Sekunden bei 62 MySQL-Queries. 194 Lehrer/innen online (3 min Timeout / 1674) |