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Digital Distraction

Mediale Ablenkung: Facebook hätte Goethes Karriere beendet 17.03.2011, 00:16

Goethe mit Facebook-Logo
Bild: WikiImages / pixabay [CC0 (Public Domain)]

Facebook, Twitter, E-Mail - umgeben von digitalen Diensten fällt es Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen schwer, sich längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren. "Es wird immer schlimmer", bekommt man zu hören. Aber dann erfahren wir, dass selbst Goethe mit dem gleichen Problem zu kämpfen hatte. Sein Ablenkungsmagnet war jedoch nicht Facebook, sondern die gute alte Zeitung.

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  • (geändert: )

Im Fachjargon nennt man es “Digital Distraction”: Abgelenkt von tausenderlei medialen Möglichkeiten trudeln wir ziellos durch virtuelle Welten und verlieren dabei die Konzentration auf das, was wir eigentlich tun wollen. Immer und überall können wir in jeder noch so kurzen Pause rasch einen Blick ins E-Mail-Postfach werfen, einen Tweet lesen oder absetzen oder mal rasch den Facebook-Account kontrollieren. Dieses Ablenkungspotenzial wird vor allem den neueren Neuen Medien zugeschrieben, darunter Internet, Mail, soziale Netzwerke usw.

Untersuchungen haben gezeigt, dass Büroangestellte ihre aktuellen Tätigkeiten permanent unterbrechen, um ihre Mails zu lesen und zu beantworten. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn der Blick in die Mailbox 30 bis 40 Mal pro Stunde stattfindet ...

Fast Company 08.03.2011: 8 Must- Reads About Digital Distraction and Information Overload (Übersetzung Lehrerfreund)

Was für uns heute Mail und Facebook ist, waren im 18./19. Jahrhundert die Zeitungen, deren Umfang, Themenbreite und Verbreitungsgeschwindigkeit seit dem Ende des 18. Jahrhunderts stark zunahmen. Ihre Aktualität war für die damaligen Zeitgenossen ähnlich atemberaubend wie für uns heute die sekündlich einrauschende Twitter-Tweets.

Die FAZ berichtet unter Bezugnahme auf das Werk Michael Jaeger: Fausts Kolonie. Goethes kritische Phänomenologie der Moderne, dass aus diesem Grunde den alten Goethe eine Hassliebe mit den Zeitungen verband: Von seiner Arbeit am Faust hielt ihn die Lektüre der Zeitungen Le Globe und Le Temps ab. Sein Lösungsansatz war

ein fast schon manisch durchgeführter Zeitungsentzug, der den zerstreuten Dichter endlich an den Schreibtisch zurückholen sollte: „Seit ich die Zeitungen nicht mehr lese, bin ich viel freieren Geistes“, schrieb Goethe in einem Brief vom 23. März 1830.

FAZ.NET 03.03.2011: Mediale Überforderung - Hätte Goethe einen Facebook-Account?

Das mag auf den ersten Blick erheitern - so wie die (offensichtlich erfundene) Warnung der Ärzte in den Anfangszeiten der Eisenbahn, hohe Geschwindigkeiten von mehr als 30km/h würden zu schweren Gehirnerkrankungen führen. Offensichtlich ist das Ablenkungspotenzial jeweils neuer Medien - unabhängig von ihrer Art - jedoch so schwer abzuwehren, dass selbst der Inbegriff des Humanisten, Johann Wolfgang v. Goethe, Probleme mit der Selbstdisziplinierung hatte. Erzählen Sie das nicht Ihren Schüler/innen - sie würden dieses geheime Wissen über den Altmeister bei nächster Gelegenheit schamlos als Ausrede missbrauchen.

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Kommentare

6

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  • #1

    @ Mister M.:

    MEIN GOTTCHEN!!!

    TSCHULDIGUNG UND ASCHE AUF MEIN HAUPT!!!

    schrieb gast am

  • #2

    @Gast:
    Zitat: “Und wenn ich mir vorstelle, dass mein eingereichter Antrag bei Versicherung oder Beihilfestelle oder Bank oder sonstwo - jedenfalls etwas, auf das ich lange warten muss, nur deswegen so lang dauert, dann ärgert mich das auch!
    Das ist hoffentlich nicht die Arbeitseinstellung, die den Schülern in der Schule mitsamt der Medienkompetenz vermittelt wird!”

    Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie es einige Zeitgenossen hinbekommen für ihre persönlichen und sonstigen gesellschaftlichen Probleme die Schule verantwortlich zu machen.
    Kleiner Hinweis: Als die derzeitigen Sachbearbeiter in den Versicherungen usw. zur Schule gingen, sind diese mit hoher Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht mit Facebook in Kontakt gekommen. Facebook wurde nämlich erst 2004 gegründet, war aber praktisch bis vor wenigen Jahren zumindest in Deutschland noch völlig unbekannt.

    Was für die Amerikaner die Tea-Party ist (“Steuern um jeden Preis senken!”) scheint für viele Deutsche die Schule zu sein (“Irgendetwas funktioniert nicht in der Gesellschaft. Da hat wohl die Schule versagt.”) Früher nannte man das “eindimensionales Denken”. Aber auch daran ist wohl die Schule schuld…

    @Gast: Wenn Sie wirklich der Meinung sind, ein Versicherungs- oder Bankmitarbeiter verschwendet IHRE Zeit mit Facebook, dann sprechen Sie ihn doch einfach direkt an?

    schrieb Mister M. am

  • #3

    Dann kann ich nur hoffen, dass die Baufirma, die meine Außenfassade renovieren soll ihren Mitarbeitern ausdrücklich verboten hat, auf dem Gerüst Webbooks o.ä. zu benutzen. Hab nämlich keine Lust, deren Facebook-“Freundschaften” zu bezahlen!!!

    Jetzt aber mal im Ernst: Goethe war, soweit ich weiß, sowas wie “selbstständig”. Da konnte er sich von seiner Schreiberei ablenken lassen, womit, so oft und wie lange er wollte. Er konnte das sicher gern auch zu irgendwelchen anderen Tageszeiten nachholen - oder auch nicht. -Sein Problem!

    Wenn ich mir allerdings vorstelle, dass ich als Arbeitgeber die Arbeitszeit von Leuten bezahlen muss, die in dieser Zeit ihre privaten Belanglosigkeiten austauschen, ärgert mich das. Schließlich kann ich ja davon ausgehen, dass sie ihrer eigentlichen Arbeit nicht im geforderten Umfang nachkommen, bzw. in der selben Zeit mehr hätten erledigen können.

    Und wenn ich mir vorstelle, dass mein eingereichter Antrag bei Versicherung oder Beihilfestelle oder Bank oder sonstwo - jedenfalls etwas, auf das ich lange warten muss, nur deswegen so lang dauert, dann ärgert mich das auch!

    Das ist hoffentlich nicht die Arbeitseinstellung, die den Schülern in der Schule mitsamt der Medienkompetenz vermittelt wird!

    schrieb gast am

  • #4

    Jedenfalls müssen wir unseren Unterricht auf diese permanente Ablenkung ausrichten: Entweder Neue Medien integrieren oder Mediendiät in der Schule. Frage: Was ist sinnvoller?

    P.S.: Zuhause gibt es keine konzentrierte Lernarbeit mehr.

    schrieb teacher am

  • #5

    Das ist mal eine interessante Seite, die ich so von Goethe noch nicht kannte ;) Aber hier sieht man wieder einmal, das sich die Menschen nicht wirklich weiterentwickelt haben - die Ablenkung geht hier nur von einer anderen Quelle aus. Aber mal im ernst: wer lässt sich nicht gerne mal von seiner eigentlichen Arbeit ablenken, um mal eben seine privaten Emails oder eben seine Freundesnachrichten bei Facebook zu checken, oder?! ;D

    schrieb Mrs. Fit am

  • #6

    Immerhin war Goethe damals über 80 und entschuldigte sich nicht nur bei Fremden, sondern auch bei guten Bekannten und Verwandten dafür, dass er sich meist rasch aus Gesellschaften in seinem Haus zurückzog, damit, dass er seine Zeit leider für seine Arbeit brauche.
    Offenbar war er nicht so kreativ bei der Arbeit wie KTG.

    schrieb Fontanefan am

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