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Japan im Jahr 2009: Roboter »Saya« unterrichtet an Grundschule 09.03.2009, 00:14

Foto, Ausschnitt: Saya, die japanische Roboterlehrerin
Bild: Screenshot aus Saya-Video

In Japan unterrichtet probeweise ein humanoider Roboter namens Saya an einer Grundschule. Seine Aufgabe: Die Vermittlung von Wissen und die Erziehung in Sachen Disziplin.

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  • (geändert: )

Die mehrsprachige Saya hat früher als Rezeptionistin und Sekretärin gearbeitet (robotliving.com). Jetzt wurde sie etwas gepimpt und wird in Tokyo ausprobiert. Auf einen möglichen Lehrermangel in Japan ist man somit vorbereitet.

Was Saya, die batteriebetriebene Lehrerin, alles (nicht) kann

Die Möglichkeiten des pädagogischen Robocops klingen dabei zunächst einmal beeindruckend: Nach der Anwesenheitskontrolle (automatisches Zählen) erhalten die Kinder eine Aufgabe, die Roboter-Lehrerin

lächelt freundlich. Die Jungs und Mädchen beugen sich über ihre Hefte, lernwillig, aber auch bemüht, „Frau Saya“ nicht zu erzürnen. Denn sie kann böse werden: 18 Minimotoren verziehen ihr Latexgesicht dann zu einer wütenden Miene.

Welt.de 06.03.2009: Bildung - Japan setzt erstmals Roboter als Lehrer ein


The Android Receptionist - Saya stellt ihre Mimik vor

Die BILD-Zeitung hebt die personellen Vorzüge von Saya hervor: Bei Saya könne nichts ausburnen außer der Batterie; bald sollten “Tausende Schulkinder von ihr unterrichtet werden.”  Das ist so nicht ganz richtig, Saya wird nach ihrer Probezeit an einer Grundschule in Tokyo Vollzeit unterrichten (digitaljournal.com). Da Japans Grundschulen die Lehrperson fast den ganzen Tag mit den Schüler/innen verbringt und alle Fächer selbst unterrichtet, wird Saya also nur 20 bis 30 Schüler/innen unterrichten (das meinte BILD mit “Tausende”). Dafür wird sie gluckengleich mit den Kindern gemeinsam das Mittagessen einnehmen, wie in Japan üblich.
Es wäre viel effizienter, sie in verschiedenen Klassen einzusetzen; sie könnte pro Tag 12 Unterrichtsstunden abhalten und damit mehr als tausend Schüler/innen pro Schuljahr versorgen. Die Korrekturen könnte sie nachts erledigen.

Denn sie braucht tatsächlich keine Pause, niemals: Sie trinkt keinen Kaffee, sie ist niemals müde, sie muss nicht auf den Abort, und sie muss auch nicht an den Kopierer - denn Arbeitsblätter und Folien druckt sie wahrscheinlich in der Unterrichtsstunde ad hoc aus (welche Körperöffnung sie dazu verwendet, ist noch nicht bekannt).

Interview mit Saya (israelisches Fernsehen)

Wird Saya (ein bisschen) Erfolg haben?

Keiner der aktuellen Berichte über Saya stellt sich die Frage, in welchem Maß Saya erfolglos sein wird. Man geht stillschweigend davon aus, dass die Japaner/innen einen etwas übertriebenen Hang zur Robotik haben und das verrückte Experiment zwangsläufig scheitern wird. Denn der Idee liegt eine sehr unorthodoxe Vorstellung von Lehren und Lernen zu Grunde. Ein wesentliches Merkmal erfolgreichen Unterrichtens ist das individuelle Eingehen auf die Schüler/innen - und genau dort dürfte Saya ziemlich versagen. Schüler/innen mit Lern- oder Verhaltensschwierigkeiten werden mit Saya echte Probleme bekommen. Ihre Strafen sind immer gerecht, doch sie wird nie verzeihen. Mit Engelsgeduld wird sie wieder und wieder die gleichen Fragen beantworten - und doch den Stoff eisern durchpeitschen. Ihre Korrekturen sind immer objektiv, nie schmuggelt sie dem verplanten Otokawa ein Pünktchen dazu, damit er nicht sitzenbleibt.

In fachlicher Hinsicht können (einige) Kinder sicher von Saya lernen - vielleicht vergleichbar viel wie bei einer echten Person. Letztendlich stellt sich dann aber doch die Frage, welchen Stellenwert Bildung und menschliche Zuwendung in einer Gesellschaft einnehmen, die ihren Kindern beides mit Hilfe von Maschinen vermitteln möchte.

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Kommentare

5

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  • #1

    Ich stelle mir gerade Saya in einer klasse vor in der Problemkids sitzen, keinen Unterricht kapieren aber den Computer beherrschen und das Internet. :-)  Wie hoch wohl da ihre überlebenschance wäre? :-)

    schrieb Faksile Faker am

  • #2

    Netter Artikel. Danke. Ich habe den Humor und den Zynismus übrigens gefunden.

    Ansonsten:
    “Teachers who can be replaced by a machine should be.” Arthur C. Clarke

    schrieb Miriam am

  • #3

    “Unerwartete Zynismen” und “humorvolle Auflockerungen” schaetze ich sehr, kann sie nur leider in obigem Artikel nicht entdecken. Es ist ein Unterschied, ob man bewusst humorvoll schreibt (als eine Stilentscheidung), oder ob einem schlicht die Feder entgleist (mangelnder Formulierungswille).
    “Das ist so nicht ganz richtig”, “und genau dort duerfte Saya ziemlich versagen”, “werden mit Saya echte Probleme bekommen” etc. sind weniger locker und originell, als vielmehr typisch fuer einen “fluffig-luftigen” Stil wie er auch in vielen Internet-Foren geplegt wird.

    schrieb Daniel Gerber am

  • #4

    Ich bin Ihnen sehr dankbar für diesen Beitrag, denn Sie haben hier in verblüffend zutreffender Weise das zentrale Problem Sayas dargestellt:
    Saya erwartet in der Klassenarbeit von den Schüler/innen eine Textsorte X, z.B. die Erörterung eines Themas. Unerwartete Zynismen, einen originellen Aufbau oder humorvolle Auflockerungen kann sie nicht als solche erkennen und gibt unnachgiebig eine 6. Denn in Sayas Welt gibt es nur “richtig” und “falsch”.

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #5

    Auch wenn das Thema des Artikels interessant ist, so stoesst er durch seine mangelnde Komposition und geradezu laecherlich flapsigen Formulierungen ab. Manche Autoren gehen davon aus, dass Texte, die im Internet veroeffentlicht werden, anderen (niedrigeren) Qualitaetsstandards genuegen muessen als solche in Druckmedien. Das ist nicht korrekt. Auch bei Artikeln aus dem Internet moechte ich als Leser durch eine (zumindest in Ansaetzen) gewaehlte und sorgfaeltige Sprache angesprochen werden.

    schrieb Daniel Gerber am

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