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Lehrer-Umfrage

E-Mail, Telefon, Brief - Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern 31.03.2011, 13:48

Ausschnitt aus der Elternplattform der Lehr-Lernplattform von itslearning
Bild: itslearning Elternportal, Screenshot

Eine nicht repräsentative Befragung von 5800 Lehrer/innen zeigt, dass Lehrer/innen gerne häufiger mit den Eltern ihrer Schüler/innen kommunizieren würden, ihnen aber die Zeit fehlt. Die Kommunikation findet der Umfrage zufolge primär über E-Mail, Telefon und Lernplattformen statt. Über Lernplattformen? An welchen Schulen kommunizieren Lehrer/innen und Eltern über eine Lernplattform?

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Der Lehr-Lernplattform-Anbieter itslearning hat im März 2011 5805 Lehrer/innen aus sechs Ländern über die Kommunikationshäufigkeit und -wege zwischen Eltern und Lehrer/innen befragt. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

Lehrer/innen möchten gerne häufiger mit den Eltern kommunizieren

Ein erstes erstaunliches Ergebnis der Befragung: 44% der befragten Lehrer/innen würden gerne häufiger mit den Eltern kommunizieren. Weniger als 5% der Lehrer/innen gaben an, dass sie lieber seltener mit den Eltern kommunizieren würden.

Diagramm: Häufigkeit der Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern

Das ist überraschend: Viele Lehrer/innen klagen im Alltag gerade über die Anstrengungen der Elternkommunikation - Telefonate am späten Abend und zugemüllte Mailboxen (“Könnten Sie uns bitte sagen, wann die Kinder morgen zur Klassenfahrt am Bahnhof sein müssen? Der Zettel ist nämlich weg.”).
Ein Blick auf die nächste Frage wirft Licht ins Dunkel: Fast die Hälfte der befragten Lehrer/innen wählen auf die Frage “Warum kommunizieren Sie nicht häufiger mit den Eltern” die Begründung, dass sie nicht genug Zeit dafür hätten.  Jede/r dritte bemängelt die schlechten “Kommunikationsverbindungen zu den Eltern”.

Diagramm: Warum kommunizieren Lehrer nicht so oft mit den Eltern, wie sie gerne würden?

Die “schlechten Kommunikationsverbindungen” sind sicher ein realistischer Punkt: Wer Eltern eine dringende E-Mail schreibt, kann nicht damit rechnen, dass diese zeitnah geöffnet und gelesen wird. Telefonate mit Eltern dagegen ufern leicht aus: Wer 200 Schüler/innen hat und zweimal jährlich mit den Eltern einer Schüler/in telefoniert, der hat in der Schulzeit täglich zwei Telefonate von jeweils 15-30 Minuten Dauer zu führen. Die Frequenz (durchschnittlich zwei Gespräche pro Jahr) entspricht auch den Umfrageergebnissen:

Morten Fahlvik, Forschungsmanager bei itslearning, erklärte, dass der Umfrage zufolge die meisten Lehrer mindestens einmal pro Halbjahr mit den Eltern sprechen.

itslearning 29.03.2011: 7 von 10 Lehrern meinen: Das Internet würde die Kommunikation mit Eltern verbessern

Kommunikationswege zwischen Eltern und Lehrer/innen

Auf die Frage nach den Kommunikationsmedien und -wegen gibt die Studie folgende Antworten (Prozent der Lehrer/innen, die diese Kommunikationsform mindestens einmal pro Monat verwenden):

  • 46% - E-Mail
  • 46% - Lernplattform
  • 44% - Telefon
  • 37% - SMS
  • 31% - “Internetseite” [sic] der Schule
  • 27% - Persönliches Gespräch
  • 24% - Brief

Diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. So wird bspw. an vielen Schulen zweimal jährlich ein Elternsprechtag abgehalten, wo die Lehrer/innen mit vielen Eltern Gespräche führen. Dass diese Lehrer/innen damit die Kommunikationsform “Persönliches Gespräch” nicht “mindestens einmal pro Monat” verwenden, sagt kaum etwas darüber aus, welchen Stellenwert dieser Kanal in der Eltern-Lehrer/innen-Kommunikation einnimmt - eher über über die Frequenz der Nutzung. Anders ausgedrückt: Dreimal jährlich ein Brief an alle Eltern aller Schüler/innen ist mehr als einmal monatlich eine Mail an die Eltern einer Schüler/in - auch wenn die Zahlen (E-Mail 46%, Brief 24%) das Gegenteil nahe legen. Die Liste ist damit nicht besonders brauchbar.

Sehr überraschend ist auch das Ergebnis, dass 46% der Lehrer/innen mindestens einmal monatlich über eine “Lernplattform” (bzw. 31% über die “Internetseite der Schule”) mit den Eltern kommunizieren. Das setzt voraus, dass die Schule ein entsprechendes Angebot hat - nämlich bspw. eine Lernplattform, auf der die Eltern sich einloggen und mit den Lehrer/innen Nachrichten austauschen können. In Deutschland dürfte nur ein verschwindender Bruchteil der Schulen über ein solches System verfügen (ganz abgesehen davon, dass man einen eigenen Verwalter für den Eltern-Support benötigt - vergessene Passwörter, wo muss ich da nochmal klicken ...). Es ist also davon auszugehen, dass die Umfrage nur unter sehr ausgewählten Lehrer/innen durchgeführt wurde und damit in keiner Weise repräsentativ ist (was in der Darstellung der Umfrage auch nicht behauptet wird).

Lehrer/innen wünschen sich Anbindung der Eltern an Lehr-Lernplattform

Die etwas verschachtelte Frage “Sind Sie der Meinung, dass eine Lernplattform, die den Eltern eine sichere Internetseite anbietet, auf der diese Daten über den Schulerfolg ihrer Kinder erhalten, die Kommunikation zwischen Schule und Eltern verbessern würde?” beantworteten 71% der befragten Lehrer/innen mit “Ja” und knapp 25% mit “Weiß nicht” (also mit einem halben “Ja”).

In der Tat wäre das eine unglaubliche Arbeitserleichterung: Die Eltern könnten sich selbst auf den aktuellen Stand bringen (Noten, Klassenbucheinträge, Abwesenheitsstatistik etc.) und unkompliziert (z.B. per Kurznachricht) mit den Lehrer/innen kommunizieren. Keine Entschuldigungszettel mehr! Die flächendeckende Verbreitung eines solchen Systems würde den Lehrer/innen einige Arbeit abnehmen. So würden zahlreiche individuelle, zeitaufwändige Kommunikationsakte überflüssig oder zumindest minimiert werden (Benachrichtigung bei Versetzungsgefährdung, Benachrichtigung bei häufigen Fehlzeiten usw.).

Allerdings setzt das voraus, dass
a) die Lehrer/innen das System kompetent benutzen (und zwar alle);
b) die Eltern das System kompetent benutzen (und zwar alle).

Der Fa. itslearning, die die Umfrage durchgeführt hat, kommen die Ergebnisse recht - bietet sie doch genau ein solches System an (das “itslearning Elternportal”). Im firmeneigenen Bericht über ein Pilotprojekt an einer norwegischen Grundschule wird eingeräumt:

Das größte Problem besteht darin, dass sich nicht alle Eltern regelmäßig in das Elternportal einloggen. Allerdings werden die Zahlen besser - bei der Vorbereitung auf einen Elternsprechtag haben ca. 75% der Eltern die Lernziele ihres Kindes kommentiert; die Schule erwartet, dass diese Zahl mit zunehmender Dauer der Nutzung des Elternportals ansteigen wird.

itslearning.eu: Apeltun Primary School, Übersetzung Lehrerfreund

Genau hier liegt die Crux: Wenn in einem stark betreuten Vorzeigeprojekt an einer ausgewählten Grundschule die Elternbeteiligung zu schwach ist, dürfte das auf andere Kontexte erst recht zutreffen. Natürlich fokussieren die Hersteller von Bildungsmedien (interaktive Whiteboards, Lösungen für Laptopklassen oder wie im aktuellen Fall Lehr-Lernplattformen) stets auf das Produkt, also auf die technische Dimension. Somit schließt die Pressemeldung zur Umfrage auch mit den schönen Worten:

Das im vergangenen Jahr eingeführte Elternportal von itslearning bietet den Eltern Zugriff auf eine sichere Internetseite, auf der sie Informationen über die Schulausbildung ihrer Kinder abrufen können – wie Noten und Anwesenheit. Der Großteil dieser Daten wird automatisch aktualisiert, was den Lehrern wertvolle Zeit spart. Lehrer können bei Bedarf auch individuelle Informationen über einzelne Schüler eingeben.

itslearning 29.03.2011: 7 von 10 Lehrern meinen: Das Internet würde die Kommunikation mit Eltern verbessern

Die Lösung ist in technischer Hinsicht sicher prima für die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrer/innen geeignet. Kommunikations- und Arbeitsabläufe wirklich entlasten werden solche Lösungen jedoch frühestens in einige Jahren, da vielen Lehrer/innen und Eltern schlicht die notwendige Medienkompetenz oder -infrastruktur fehlt. Bis dahin geht es also weiter mit E-Mails, Elternabenden und Briefen.

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