Der rasche Notenschlüssel

*ohne Gewähr

Notenschlüsselrechner Pro

Schreibdidaktik

Störungen im Schreibprozess erkennen und beheben - Hinweise für den Unterricht 28.01.2008, 08:49

Störungen im Schreibprozess von SchülerInnen können in verschiedenen Phasen auftreten. Tipps zum Erkennen und Beheben solcher Störungen in einer Übersichtstabelle aus der Zeitschrift "Deutsch - Unterrichtspraxis für die Klassen 5-10" (7/2006), Niveau Sek I (Klasse 8-9).

Anzeige
Anzeige
  • (geändert: )
Das beigefügte Arbeitsblatt wurde uns netterweise vom Friedrich-Verlag überlassen. Es handelt sich dabei um eine Probeseite aus der Zeitschrift Deutsch 5-10.

Die Produktion von Texten ist für viele SchülerInnen häufig ein Problem im Deutschunterricht: Sie haben beim Schreiben eines Textes Blockaden, ein schlechtes Zeitmanagement oder verfransen sich in Details und verlieren den Plot. Um hier frustrierende Ereignisse zu vermeiden, muss von der Lehrer/in ...

  1. ... die Störung lokalisiert und korrekt diagonstiziert werden (“Der Schüler hat vor allem in der Vorbereitungsphase keine Ideen.” - “Die SchülerIn findet nie einen ersten Satz.” - “Der Schüler schreibt wie eine Maschine - ohne Sinn und Ziel.” usw.).
  2. ... die Störung (nach Möglichkeit) behoben oder verbessert werden. Das heißt konkret: Den SchülerInnen müssen Strategien und Tipps an die Hand gegeben werden, wie sie ihren persönlichen Schreibstörungen begegnen können.

Von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist der erste Schritt; häufig versuchen Lehrpersonen, die Störung zu beheben, ohne auf die individuellen Ursachen einzugehen - und das misslingt in den meisten Fällen (“Denk’ halt mal nach!” - “Mach dir eine Mindmap!” - “Fass dich einfach kurz!”).
Die folgende Übersichtstabelle bietet eine Auswahl von Ratschlägen für jede Etappe im Schreibprozess. Dabei sollte die Tabelle in dieser Form höchstens an OberstufenschülerInnen ausgeteilt werden. In der Sekundarstufe I oder gar der Primarstufe bedarf es einer Diagnose durch die Lehrperson.

Cover der Zeitschrift Deutsch 5-10, 7/2006

Quelle der Tabelle
Becker, Susanne: Störungen im Schreibprozess erkennen und beheben. In: Deutsch 5-10, 7/2006, S. 22-23 (alle Niveaus). Online gibt es auch das Inhaltsverzeichnis (PDF) und eine Leseprobe aus dem Kapitel “Eigene Erlebnisse schildern” (pdf).


Inhalt der Übersichtstabelle:

Störungen im Schreibprozess erkennen und beheben

Vor dem Schreiben

StörungHilfe
Thema kann nicht eingegrenzt oder zugespitzt werden– Partner- oder Teamgespräche; Partnerinterviews zum Thema, Kartenabfrage
– gedankliche Wende: „Was will der Leser dazu lesen?“ anstatt „Was will ich schreiben?“
Thema kann nicht eingegrenzt oder zugespitzt werden– inhaltliche Vorbereitung intensivieren
Gliederung der Ideen gelingt nicht– Strukturierungsaufgaben zur Ordnung der Einfälle (Mind-Map, Cluster, bildliche Skizze, Stichpunkte notieren und die Bedeutung zwischen ihnen benennen)
–  Schreibregeln und Merkmale einer Textsorte als Vorgabe für die Gliederung nutzen, Ideen diesen Punkten zuordnen
Zuviel Planungs- und Vorbereitungszeit– Ist der Schüler schlecht vorbereitet? Dann zurück zur Vorbereitung des Themas
–  Hat er Angst vor dem Schreiben? Aufgabe reduzieren, z. B. lediglich inhaltliche wichtige Punkte sammeln lassen oder ein Schreibgerüst mit Formulierungshilfen anbieten

Während des Schreibens

StörungHilfe
Der erste Satz „kommt“ nicht– Ersatzeinleitung, die die Schreibabsicht formuliert und dann in den „eigentlichen“ Text übergeht: Ich verfasse eine Beschreibung einer Märchenfigur. Sie ist … Oder Dieses Protokoll ist ein Verlaufsprotokoll, deswegen schreibe ich alle wichtigen Schritte mit auf. Zu Beginn … Die Sätze später umschreiben oder streichen
–  assoziatives oder automatisches Schreiben: jeden Einfall notieren, ohne Pause; wenn die Ideen stocken, einfach das letzte Wort wiederholen, wiederholen, wiederholen, bis es weitergeht; nach einer bestimmten Zeit stoppen und die Ideen filtern
– Ersten Satz aus einem Textmuster „abschreiben“ und später in einen eigenen Satz umarbeiten
Nach drei Sätzen „fertig“–  assoziative Methode: Jeden Satz auf ein Konzeptpapier schreiben und eine erneute Ideensuche einschieben
– was gehört noch zu den genannten Punkten? Welche anderen Aspekte stehen damit in Verbindung?–  Fragen zu bestimmen Aspekten formulieren, um fehlende Aussagen zu ermitteln wie z. B.: Wie groß ist die Märchenfigur? Was für eine Frisur hat sie? Mit den Antworten ergänzt der Schüler den knappen Ausgangstext.
Schreiblockade, weil der Plan fehlt–  Mitteilungsabsicht formulieren und darüber ins Schreiben kommen: Ich möchte eine Beschreibung verfassen, die das Unheimliche von Rotkäppchens Wolf deutlich macht. Dazu wähle ich aus, was am Wolf Furcht einflößt, und zwar …
–  Fragemethode: zu jedem Abschnitt W-Fragen formulieren, die Fragen ordnen, die Antworten aufschreiben. Satzübergänge überarbeiten
–  Kartenmethode: Jede Idee auf eine Karte notieren, die Karten herumschieben und ordnen, Fehlendes ergänzen, bis ein Schreibplan steht.
Das Schreiben stockt aufgrund fehlender Schreibroutine– den vorhandenen Text laut lesen, das regt das Weiterdenken an
–  assoziative oder automatische Schreibphase einlegen: mehrere Minuten schreiben, passende Ideen zu Sätzen umformulieren, den Ablauf mehrfach wiederholen, ausgewählte Sätze zu einem Text verbinden
– einzelne kurze Statements formulieren, erst später verbinden und zu Satzgefügen ausformen
– andere fragen, was sie im Anschluss an den bereits geschriebenen Text erwarten
Ziel aus den Augen verlieren, immer weiter schreiben– Pause machen
–  in drei Sätzen formulieren, worum es geht, bereits verfasste Sätze zuordnen, alle anderen streichen
–  Einleitung formulieren, die Absicht und Inhalt zusammenfasst: Im Folgenden will ich ein Diagramm auswerten und die Ergebnisse schriftlich darstellen. Ich halte zuerst fest, welcher Sachverhalt …
– Mitschüler Text gegenlesen lassen und sich an deren spontaner Beurteilung orientieren
Srachliche Mittel fehlen: „Wie soll ich das ausdrücken?“ Oder „Kann man das so sagen?“– Wort oder Satz markieren, weiterschreiben und Problem im Anschluss lösen
–  Ausprobieren: Satzglieder umstellen, Wörter oder Wortgruppen austauschen oder weglassen; Satz verkürzen, Satz erweitern
– Text laut lesen oder sich von jemandem anderen vorlesen lassen: Ungereimtheiten, Wortwiederholungen, schiefe Formulierungen fallen leichter auf

Zum Abschluss des Schreibens

StörungHilfe
Text wird immer weiter bearbeitet– gemeinsame Auswahl von Kriterien und Zeitvorgabe grenzen die Aufgabe ein
Ideen für Überarbeitung fehlen–  Kriterienkatalog für Texte, Schreibanleitung oder Checkliste Punkt für Punkt durchgehen. Tipp: Bei einem Lesedurchgang nur einen Aspekt verfolgen – zuerst die formalen Merkmale (Umfang, Tempus), dann Stil (sachlich, anschaulich etc.).
– Überarbeitungshinweise mit Teammethoden wie Schreibkonferenz oder Textlupe sammeln

Anzeige

Ihr Kommentar

zum Artikel "Störungen im Schreibprozess erkennen und beheben - Hinweise für den Unterricht".



Wir speichern Ihren Kommentar dauerhaft ab (was auch sonst?). Mehr dazu in unserer ausführlichen Datenschutzerklärung.
Anzeige
Nach oben

 >  1706 Einträge, 14796 Kommentare. Seite generiert in 0.1479 Sekunden bei 66 MySQL-Queries. 803 Lehrer/innen online (3 min Timeout / 1674) |