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Studie

Dubiose Umfrage: Eltern glauben an positive Wirkung des TV-Konsums auf kindliche Entwicklung 19.11.2008, 21:23

Einer britischen Studie ("The Viewtrition Report") kommt zu dem Ergebnis, dass 80% aller Eltern dem TV-Konsum eine rundum positive Wirkung auf die kindliche Entwicklung zuschreiben. Kein Wunder - die Studie wurde ja auch von einem Anbeiter von Fernseh-Hardware durchgeführt und ausgewertet.

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Der Freeview Viewtrition Report - Children and television today (PDF) wurde von Tanya Byron durchgeführt, einer Psychologin, die sich auf Kindererziehung via TV spezialisiert hat. Sie hat u.a. die britische Regierung in medienpädagogischen Fragen beraten. Der Report wurde von Freeview (Anbieter von Televisionszubehör wie Receiver, digitale Aufnahmegeräte usw.) in Auftrag gegeben.

Ergebnisse der Studie “Kinder und Fernsehen heute” (Children and television today)

Die Studie kommt zu folgenden Ergebnissen (nach Freeview Viewtrition Report (PDF), S. 4f, 8):

  • 80% der befragten Eltern glauben, dass Fernsehen positive Auswirkungen auf ihre Kinder hat. Die Kinder haben vom TV erlernt: ausgeprägtere (bildliche) Vorstellungskraft, größeren Wortschatz, mathematische Kompetenzen, musikalische Fähigkeiten etc.
  • 67% der befragten Eltern glauben, dass Fernsehen negative Effekte haben kann, sind sich aber nicht klar darüber, welche das sind.

Die Ergebnisse sind sehr überraschend. Wir geben zu bedenken:

  1. Die Studie wurde von einer Firma durchgeführt, die ein großes Interesse daran hat, ihre Geräte zu verkaufen (“I use a DTR [digital television recorder, wie z.B. von Freeview verscherbelt] to record suitable programmes and play these.”).
  2. Die Konstruktion der Fragebögen führt zu nicht aussagekräftigen Ergebnissen. So wurden bei der Frage “Welche Fähigkeiten hat Ihr Kind durch das Fernsehen erworben?” eine Auswahl zum Ankreuzen angegeben. Bei Umfragen möchte man kooperativ sein, also entscheiden sich nur wenige dafür, diese Frage NICHT zu beantworten. Die anderen kreuzen das an, was ihnen am ehesten einleuchtend erscheint - und so kommen wir zu dem Ergebnis, dass 25% der englischen Kinder durch die Glotzerei musikalisch wurden.
  3. Am Ende der Studie (S. 18ff) bekommen wir von Tanya Byron und Freeview medienpädagogisch sinnvolle Ratschläge, wie wir eine erzieherisch wertvolle Fernseheerziehung betreiben (“a balanced TV diet”). Diese Ratschläge sind grundsätzlich nicht schlecht - allerdings implizieren sie, dass wir einen Sat-Receiver brauchen, um die pädagogischen Programme empfangen zu können, eventuell sollten wir diese sogar aufnehmen ... Und all dies führt uns in den Shop von Freeview.

Beachten Sie, dass in dieser Darstellung nicht die Rede davon ist, dass die Ergebnisse “geschönt” wurden. Man hätte sich bei der Auswertung der Fragebögen ja auch dafür entscheiden können, dass alle Befragten, die Frage X (s.o. Punkt 2) NICHT beantwortet haben, nicht gewertet werden, da sie offensichtlich nicht mit dem notwendigen Ernst an der Studie teilgenommen haben. Nein. Das würden wir niemals behaupten.

gefunden bei TeachersNews 19.11.2008: Eltern befürworten TV-Konsum ihrer Kinder

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