Werkstoffprüfung (2): Hookesches Gesetz, Elastizitätsmodul 05.05.2012, 07:01

Werkstoffprüfung Diagramm, Vorschaubild

Maschinen- und Bauteile verformen sich unter der Einwirkung von Kräften elastisch. Wirkt die Kraft nicht mehr, dann geht auch die Verformung vollständig zurück. Bei einer plastischen Dehnung dagegen verformt sich der Werkstoff bleibend; die Verformung geht nicht mehr vollständig zurück. Die Gesetzmäßigkeiten dazu beschreibt das Hookesche Gesetz.

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  • (geändert: )

Elastizitätsmodul, Hookesches Gesetz bei Zugbeanspruchung

Für viele Festigkeitsrechnungen ist es wichtig, den Zusammenhang zwischen der Spannung σ (griech. sigma) und der zugehörigen Dehnung ε (griech. epsilon) zu kennen. Zieht man einen Gummifaden auseinander, dann erkennt man, dass mit zunehmender Spannung auch die Dehnung (Verlängerung ∆L) ansteigt. Versuche mit geeigneten Probestäben zeigen, dass bei vielen Werkstoffen die Dehnung ε mit der Spannung σ im gleichen Verhältnis (proportional) wächst. Bei doppelter Spannung σ zeigt sich dann auch die doppelte Dehnung ε. Man kann auch sagen: Das Verhältnis von Spannung σ und Dehnung ε ist für den Werkstoff ein bestimmter, in den für die Praxis wichtigen Spannungsgrenzen gleichbleibender Wert, der so genannte Elastizitätsmodul E. Er ist eine Stoffkonstante. Da die Dehnung ε eine unbenannte Zahl ist, hat E die Einheit der Spannung, also N/mm2.   

Das beschriebene Verhalten beobachtet man sowohl bei Metallen als auch bei anderen harten und spröden Materialien wie Glas und Keramik.

Das Spannungs-Dehnungs-Diagramm (siehe auch tec.LEHRERFREUND-Beitrag »Zugversuch«) gibt Auskunft über die Zugfestigkeit Rm, die Streckgrenze Re und die Bruchdehnung A, aber auch über die elastische und die plastische Verformung der geprüften Werkstoffe.

Hookesches_Gesetz

Bezeichnungen:

Kräfte und Spannungen

F Zugkraft 
σ1, σ2, σ3 Zugspannungen
σE Elastizitätsgrenze
E Elastizitätsmodul
Rm Zugfestigkeit
Re Streckgrenze

Flächen und Längen

S Anfangsquerschnitt
L0 Anfangsmesslänge
∆L elastische Längenänderung
ε1, ε2, ε3  elastische Dehnungen
A Bruchdehnung

Die Spannung steigt bis zur Elastizitätsgrenze σE geradlinig an, d. h. σ verändert sich im gleichen Verhältnis wie die Dehnung ε.
Die mathematischen Zusammenhänge kann man mit Hilfe des Strahlensatzes ermitteln.

Für das blaue Dreieck gilt: σ1 : ε1 = σ2 : ε2 = ∆σ : ∆ε = σ : ε = E = Elastizitätsmodul = konstant.

Elastische_Verformung

Aus diesen Beziehungen folgt das Hookesche Gesetz: σ = E · ε mit ε = ∆L/L0. Darin ist der Elastizitätsmodul E ein Maß für die Steigung der gerade verlaufenden Spannungs-Dehnungslinie. Den Elastizitätsmodul kann man aus den Messwerten des Zugversuches berechnen. So ist der Elastizitätsmodul E bei Stahl 210 000 N/mm2 und bei Cu-Legierungen 90 000 N/mm2 (Mittelwerte).  

Um für die elastische Verlängerung ∆L eine Formel zu erhalten, in der nur Größen des Probestabs stehen, schreibt man im Hookeschen Gesetz
- für die Spannung σ = F/S und
- für die Dehnung ε = ∆L/L0. Daraus ergibt sich ∆L = (F · L0) : (S · E).  

Nachfolgend sind die wichtigsten Berechnungsformeln zusammengefasst:
Zugspannung   σ = F : S
Elastische Dehnung   ε = ∆L : L0
Hookesches Gesetz   σ = E · ε
Elastische Verlängerung   ∆L = (F · L0) : (S · E)


Rechenbeispiel:  
In einem Zugversuch soll der Elastizitätsmodul E ermittelt werden. Dafür werden Rundstäbe mit d = 8 mm und der Anfangsmesslänge L0 = 40 mm verwendet. Auf dem geradlinig verlaufenden Kurvenast führt eine Belastung von 12 kN zu einer Stabverlängerung ∆L = 0,046 mm.

Zu berechnen sind:  
a) die Zugspannung σ
b) die elastische Dehnung ε
c) der Elastizitätsmodul E  

Lösungen:
a) Zugspannung σ = 238,73 N/mm2
b) elastische Dehnung ε = 0,00115
c) Elastizitätsmodul E = 207 591 N/mm2 (dies entspricht Stahl mit einem Mittelwert von 210 000 N/mm2)

Übungsbeispiel: Ein 750 mm langer Zugstab aus S 235 JR (E = 210 000 N/mm2) mit dem Durchmesser d = 8 mm und wird mit F = 10 kN belastet.

Wie groß sind
a) der Querschnitt S des Zugstabs?
b) die elastische Verlängerung ∆L?

Lösungen:
a) Querschnitt S = 50,265 mm2
b) elastische Verlängerung ∆L = 0,71 mm 

__________________________________ 

Dazugehörige Themen: Zugfestigkeit, Biegefestigkeit, Flächenpressung 

Die Grafik unten ist für die Verwendung in Arbeitsblättern gedacht. 

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Kommentare

11

Zum Artikel "Werkstoffprüfung (2): Hookesches Gesetz, Elastizitätsmodul".

  • #1

    Vielen Dank für den Beitrag. In meinem Physik Studium behandeln wir zur Zeit auch die Werkstoffprüfung und das Hookesche Gesetz. Ich finde das wird hier alles sehr gut und verständlich erklärt. Die Werkstoffprüfung wird ja heutzutage immer noch sehr oft verwendet, um zu testen, wie gewisse Teile oder Produkte sich bei verschiedensten Einwirkungen verhalten.

    schrieb Fine am

  • #2

    kann jemand bitte den rechenvorgang schicken vom 2 rechenbeispiel danke .BITTE ich brauche es dringend

    schrieb mohmaed am

  • #3

    Das Bild des Spannung Dehnung Diagramm ist falsch dargestellt. Die Bruchdehnung ist nur die plastische Verformung nach dem Bruch. Der elastische Anteil ist durch die Paralelle zur Hookschen Geraden eleminiert. Wenn ich beim Bruch senkrecht nach unten gehe, habe ich beide Anteile in der Länge auf der X Achese dargestellt.

    schrieb Hartmut Linse am

  • #4

    Hallo Pinoy,

    da auch wir uns leichtsinnigerweise ins Bockshorn haben jagen lassen, ließen wir die ursprünglichen drei (richtigen) Lösungen stehen. E wurde dort mit 207 591 N/mm2 berechnet.

    Gruß
    tec.LF

    schrieb tec.LEHRERFREUND am

  • #5

    Wenn man sich die Ergebnisse von Damian anschaut, muss man gar nicht erst nachrechnen, um zu sehen, dass mindestens ein Ergebnis falsch sein muss:

    Welches Metall hat bitte einen E-Modul von 994708 N/mm² ?????? Selbst reines Wolfram hat nur ein E-Modul von ca. 400000 N/mm².

    schrieb Pinoy am

  • #6

    wieso sind die ergebnisse von damian richtig?

    ich komme auf die gleichen ergebnisse wie in den lösungen?!

    schrieb tim am

  • #7

    Hallo Damian,

    mit den gegebenen Größen ist Ihre Rechnung korrekt. Wir werden die ganze Aufgabe demnächst ändern. Vielen Dank.


    Gruß
    tec. LEHRERFREUND

    schrieb tec. LEHRERFREUND am

  • #8

    Müsste die Ergebnisse im Rechenbeispiel nicht wie folgt lauten?

    a) Sigma = 238,73 N/mm^2
    b) Epsilon = 0,00024
    c) E = 994708,33 N/mm^2

    VG

    Damian

    schrieb Damian am

  • #9

    Müsste die Ergebnisse im Rechenbeispiel nicht wie folgt lauten?

    a) Sigma = 238,73 N/mm^2
    b) Epsilon = 0,00024
    c) Sigma = 994708,33 N/mm^2

    VG

    Damian

    schrieb Damian am

  • #10

    Hallo Herr Stengel,

    danke für den Hinweis. Allerdings scheint auch Sie ein Zahlendreher genarrt zu haben: delta L = 0,71. Fehler ist behoben.

    Gruß
    tec.LEHRERFREUND

    schrieb tec. LEHRERFREUND am

  • #11

    Übungsbeispiel: Zugstab 750mm lang d = 8mm
    Querschnitt nicht 198.8mm² sondern 50.2mm²
    damit zweites Ergebnis auch falsch, richtig ist 0.179mm

    schrieb Edgar Stengel am

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