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5 Belastungsfaktoren

Die Hauptursachen für Burnout bei Lehrer/innen 12.10.2011, 23:02

Burnout-Maske
Bild: Pixabay/geralt [CC0 (Public Domain)]

Zu den zentralen Belastungsfaktoren für Lehrer/innen gehören der unflexible Unterrichtskontext, Einzelkämpfertum und die mangelnde Trennung von Arbeit und Freizeit.

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Im Interview Burn-out bei Lehrern: "Der Beruf ist negativ behaftet" nennt die Erziehungswissenschaftlerin Alexandra Wieser einige wesentliche Belastungsfaktoren für Lehrer/innen - die Hauptgründe für chronische Erschöpfungszustände (vulgo: Burnout). Schon lange hat es niemand mehr so prägnant geäußert. Im Wesentlichen sind es diese fünf Punkte:

  1. Enttäuschte Erwartungen
  2. Kaum Gestaltungsmöglichkeiten im Schulsystem
  3. Keine Teamarbeit
  4. Keine Freiräume zum Abschalten
  5. Fehlende pädagogische Eignung

Enttäuschte Erwartungen

Die Arbeit von Lehrer/innen wird nur selten honoriert. Lehrer/innen investieren viel Zeit und Energie in ihren Job (Unterrichtsvorbereitung, persönliches Engagement in der Unterrichtssituation, hoher Zeitaufwand z.B. beim Korrigieren) - und für kaum eine Tätigkeit erhalten sie positive Rückmeldungen.

Lehrer/innen müssen im Gegensatz zu den meisten anderen Berufen sehr viel persönliche Energie in ihre Arbeit investieren. Gerade bei der Unterrichtsvorbereitung entwickeln viele (gerade junge) Lehrer/innen Begeisterung und setzen neue Ideen aufwändig um. Um so enttäuschender ist es, wenn nichts oder gar Negatives zurückkommt (weil bspw. eine Klasse gerade eine Mathearbeit geschrieben hat und keine Lust auf das hübsche Arbeitsblatt zur Osmose hat). Der Angestellte auf dem Finanzamt bekommt auch keine positive Rückmeldung für die erledigten Steuererklärungen - aber er hat meist auch kein Quäntchen Emotionalität investiert. Das ist der Unterschied.

Kaum Gestaltungsmöglichkeiten im Schulsystem

Lehrer/innen sind an die Modalitäten des Unterrichtens gebunden: Sie müssen die 45-Minuten-Stunde einhalten, sie müssen vorgegebene Notenskalen verwenden, sie müssen sich an die Bildungspläne halten, sie dürfen nicht spontan zwei Stunden ausfallen lassen und dafür eine Exkursion in den Wald machen.

Jeder Idealismus wird im Keim erstickt. Viele Lehrer/innen, die mehrere Jahre im Schuldienst sind, sehen Schule als Vollzugsanstalt. Man geht hin, um für Geld etwas zu tun, was Politiker/innen ersonnen haben und die niederen Vertreter/innen der Kultusverwaltung (Schulämter, Schulleitung etc.) durchsetzen. Das kommt natürlich bei den Schüler/innen an, die ebenfalls nur noch in die Schule kommen, um gute Noten zu bekommen, aber nicht, weil es ihnen Spaß macht oder sie gar etwas lernen wollen.

Keine Teamarbeit

Eine alte Unsitte des Lehrerseins ist die mangelnde Kooperation. Allein gegen die 7a. Supervision wäre prima, doch niemals bekommen Lehrer/innen eine offene, kompetente und objektive Rückmeldung über den eigenen Unterricht. Die Rückmeldungen seitens der Schüler/innen sind - sofern überhaupt vorhanden - weder objektiv noch kompetent, die Rückmeldungen bei Rektorenbesuchen anlässlich einer Dienstbeurteilung sind nicht in allen Fällen objektiv und kompetent und finden vor allem nur alle x Jahre statt. Der Hype um Evaluation und Selbstevaluation und Fremdevaluation stellt keine Lösung dar, da es bei solchen Konzepten nicht um die Verbesserung des Unterrichts geht, sondern um die Verbesserung der Unterrichtsqualität - und das bedeutet: schneller lernen, mehr lernen, pünktlicher mit dem Gong anfangen.

Keine Freiräume zum Abschalten

Lehrer/innen arbeiten abends und nachts und am Wochenende. Sicher hängen sie mittags auf dem Tennisplatz herum und gehen im Urlaub in die Toskana. Doch vielen fällt die Trennung von Arbeit und Freizeit schwer; in den meisten Lehrerhaushalten fehlt schon eine räumliche Abtrennung des Arbeitsplatzes. Die Folge: Lehrer/innen arbeiten immer, auch wenn sie nicht arbeiten. Wenn ein Lehrer eine Zeitung liest, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Artikel ausreißen, weil man aus dem ein gutes Arbeitsblatt machen könnte. Sogar beim Zeitunglesen in der Sonne arbeiten Lehrer. Kein Wunder, dass die Erschöpfung droht.

Fehlende pädagogische Eignung

Viele Lehrer/innen sind einfach so in den Lehrerberuf gerutscht. Sie haben aus Mangel an sinnvollen Alternativen Lehramt studiert und das Referendariat absolviert. Dann haben sie die Stelle angenommen, die man ihnen angeboten hat. Quasi über Nacht wurden sie zu Beamt/innen - und das sind sie heute noch.

Präventionsmöglichkeiten

Eine sehr gute Übersicht über Möglichkeiten, wie die eigenen Ressourcen sinnvoll und energieschonend arrangiert werden können, bietet der Artikel Wie Lehrer/innen ihre Arbeitsbelastung reduzieren können: 5 Tipps . Vor allem der dort angesprochene Punkt "Arbeit und Freizeit trennen" dürfte eine zentrale Säule der Burnout-Prävention darstellen - in Zeiten von Smartphones und 24/7-Onlinerei nicht nur für Lehrer/innen.

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Kommentare

10

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  • #1

    Zum Beitrag von kultig: Sicher hat die Qualifikation des Schulpersonals und die Ausstattung einer Schule etwas mit dem Wohlbefinden von Lehrern an Schulen zu tun. Wenn ich als Außenstehender schon feststellen kann, dass die Absicht zwar sehr schön ist zu präsentieren, aber selbst die eigene Qualifikation (Punkt 5 s.o.) nicht gerade optimal ist, so stell ich mir die Frage:Die Hauptursachen für Burnout bei Lehrer/innen sind zwar richtig erkannt, aber bis heute haben wir hier keine Lösungen zu deren generellen Vermeidung hier besprochen, indem sich ein Lehrer aus Berlin etc. z.B.  bei mir gemeldet hat gemeinsam Lösungen zu sprechen oder habe ich etwas verpasst?

    schrieb Thiomas Klein am

  • #2

    hat jetzt aber nicht unbedingt `was mit dem thema zu tun….

    schrieb kultig am

  • #3

    In den letzten Tagen hatte ich die Möglichkeit, mir eine Schule in Verbindung mit einer bevorstehenden Einschulung anzusehen. Traurig ist die malermässige Instandhaltung der Schule. Es wurde sehr viel über Präsentationen gesprochen,  jedoch hat selbst die Schulleiterin bei der Vorstellung des Schulprogramms mit ihrer Flipchart erhebliche Probleme. Kein Beamer, keine PPT, äußerst kleine Schriften usw..Sie gab sich aber sehr viel Mühe.

    Sollten Schulleiter oder Lehrer hier Unterstützung benötigen, melden Sie sich einfach.

    Ach so,  die Kleinen in der ersten Klasse sollen sich auch schon präsentieren lernen.

    schrieb Thomas Klein am

  • #4

    Zum Beitrag von kultig. Sicher sind der Schulleiter, der Konrektor und wie sie alle heißen gewichtige Personen. Sie sind aber auch “nur” Menschen mit Fehlern wie wir alle. Diese zu erkennen und zu vermeiden ist die Aufgabe. “....gelegentlich so, dass die miserabelsten und faulsten Lehrer einen guten Draht zur Schulleitung besitzen und eine steile Karriere machen.”, schreibt Claus Fischer, jedoch ist dies nicht nur an Schulen so. Zeigt aber die Schwäche der Leitung, die aber im Gegensatz dazu gestärkt werden muss. Auch durch Außenstehende.

    schrieb Thomas Klein am

  • #5

    Zum Beitrag von Claus Fischer: Ja, ich kann dies nachvollziehen, aber es eben keine Lösung, um dies vermeiden. Ich halte deshalb eine/n Ombudsfrau/-mann als eine Lösung und als andere Lösung die Durchführung von Fremdevaluation mit Unabhängigen auf Augenhöhe aller Beteiligten für sinnvoll.

    schrieb Thomas Klein am

  • #6

    ganz viel hängt in der schule vom schulleiter ab; er kann steuern, delegieren, nachfragen und rückhalt geben; KANN

    schrieb kultig am

  • #7

    “Ein Lehrer, der Dank will haben, der suche schwarzen Schnee und züchte weiße Raben” wurde schon vor 100 Jahren gespottet.

    Wenn eine Fußballverein es so gehandhabt würde, das der Spieler, welcher auf dem Platz am wenigsten läuft und nach dem Spiel die markantesten Interviews gibt, am besten bezahlt würde, dann würde dieser Verein fünfmal hintereinander absteigen. Leider ist es im Schuldienst gelegentlich so, dass die miserabelsten und faulsten Lehrer einen guten Draht zur Schulleitung besitzen und eine steile Karriere machen.
    Pluspunkte gibt es nicht für guten Unterricht oder hervorragende Prüfungsergebnisse, gewürdigt wird die Mitarbeit am Jahresbericht, in der Theatergruppe, irgendwelche sonstigen Mätzchen, durch die der Chef in die Zeitung kommt ...

     

    schrieb Claus Fischer am

  • #8

    Zu Das DeuLe meinte am 23.10.2011

    Die ist ja sehr einfach und doch nicht, denn die Verbindung zwischen Stress und Mobbing besteht ja doch. Doch das kann ja nur der beurteilen, der dies bedauerlich kennen lernen musste.

    schrieb Thomas Klein am

  • #9

    Stress HAT man nicht, Stress MACHT man sich!

    In diesem Sinne, liebe verbeamteten Kollegen: Locker bleiben!

    von einem leider nur angestellten Kollegen ohne Unkündbarkeit

    schrieb Das DeuLe am

  • #10

    Ich stehe in Berlin und Umgebung gerne zur Verfügung, um diesbezügliche Lösungen zum Nutzen aller Beteiligten einer Schule anzubieten und um auch Festlegungen zu vereinbaren.

    Freundliche Grüße

    Thomas Klein

    schrieb Thomas Klein am

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