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"Der Irrweg hat einen Namen: Heinz Klippert."

Über den Methodenwahn im Unterricht 08.05.2012, 00:01

Elefanten-Show im Zirkus
Bild: Pixabay [CC0 (Public Domain)]

Prof. A. Gruschka, Erziehungswissenschaftler, wettert gegen sinnlose Methodenkompetenz: »Methoden fungieren nicht mehr als Mittel zum Ziele der Erschließung und des Verstehens von Inhalten.«

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  • (geändert: )

Der Text "Strategien zur Vermeidung des Lehrens und Lernens: der neue Methodenwahn" wurde von Prof. Dr. Andreas Gruschka (Goethe-Universität Frankfurt, Fachbereich Erziehungswissenschaften) verfasst und ist hier mit freundlicher Genehmigung des Autors (danke!) in Auszügen wiedergegeben.
Die vollständige Version (u.a. mit Ausführungen zur Lesekompetenz) bei der GBW (Gesellschaft für Bildung und Wissen), 03.04.2012.

Höchst kritisch wendet sich Prof. Andreas Gruschka gegen den Fetisch der Methoden: Wenn Schüleraktivierung zum einzigen Zweck eines ansonsten inhaltsleeren Unterrichts stattfindet, bleibt das Lehren und Lernen auf der Strecke. Im Wahn dreht sich das Methodenrad, und keiner bemerkt, dass nichts gelernt wird - außer den Methoden selbst.

Wie immer man zu dieser Sichtweise stehen mag: Ein höchst lesenswerter Text, der Denkanstöße gibt und gerade von Referendar/innen mit einer Mischung aus Amüsement und Verzweiflung gelesen werden dürfte: Eine Lehrprobe ohne Methodenwahn dürfte denn schon von vornherein zum Scheitern verurteilt werden.

Prof. Andreas Gruschka:
Strategien zur Vermeidung des Lehrens und Lernens: der neue Methodenwahn

Mit der angekündigten Behandlung von Strategien zur Vermeidung des Lehrens und des Lernens (als einem der Irrwege der gegenwärtigen Reform) ist zunächst der Irrtum, der hier vorliegt, zu bestimmen.
Niemand – bei klarem Verstand – wird eine Verbesserung darin erblicken, das Lernen von Schülern zu vermeiden. Man mag zu verhindern suchen, dass sie das Falsche lernen, aber Lernen selbst vermeiden, das wäre unsinnig. Bei Strategien zur Vermeidung des Lehrens ist das schon anders. Die haben nämlich einen hohen reformpädagogischen Klang. Sie stehen z.B. in Verbindung mit der Rousseauschen Idee, die Erziehung in der Kindheit habe negativ zu ein, was meinte, sie solle so vonstatten gehen, dass das Kind Erziehung gar nicht merke, weil sie nicht als solche auftrete, um nicht zu sagen, auftrumpfe. Der pädagogische Zeigefinger ist in der Tasche zu verstecken. Comenius hebt ihn und verspricht mit seiner Didaktik, dass dank ihr die Lehrer weniger lehren und dafür die Schüler mehr lernen würden. In den hessischen Texten zur Kompetenzorientierung findet sich das in der wunderbaren Variation, bisher hätten die Lehrer nur gelehrt, nun aber würden die Schüler lernen. [...]

Meine schon Jahre anhaltende Verstörung als empirischer Beobachter des alltäglichen wie wohl durch Reformen gekennzeichneten Unterrichts besteht nun darin, dass diese negative Korrelation: Je weniger Lehren, desto mehr Lernen, nicht aufgeht. Sie führt stattdessen dazu, dass komplementär mit der Vermeidung des Lehrens auch die Verhinderung des Lernens sich vollzieht. Das gut Gemeinte schlägt also um in das schlecht  Gemachte und Wirksame.

Schuld daran ist nicht das Setzen auf die Eigentätigkeit des Schülers als seine Aktivierung, verantwortlich ist nicht schon die Abkehr von der Idee, man müsse ihm alles vormachen, ihn an der kurzen Leine zu den Ergebnissen führen, die man haben wolle. Vielmehr  rührt die Fatalität der beiderseitigen Vermeidung daraus, dass zunehmend auf Methoden gesetzt wird, die als solche zwar vielfältige Aktivierung auslösen, diese aber Leerlauf betreiben. Wahn wird daraus, wo man sich nicht mehr fragt, was diese Methodenkompetenz sowohl mit den Sachen macht, die immer noch mit unterrichtet werden sollen und wie die Schüler auf Methoden reagieren, die ihr Lernen dynamisieren sollen. Die innere Logik dieser Methoden führt letztlich dazu, dass mit dem Vermeiden der Belehrung das Lernen von etwas, was nicht die Methode selbst ist, weitgehend ausgeschlossen, bzw. überflüssig gemacht wird. [...]

Methoden fungieren nicht mehr als Mittel zum Ziele der Erschließung und des Verstehens von Inhalten. Es werden also nicht die Methoden unterrichtet, die man spezifisch benötigt, um Inhalte zu lernen. Die hier als Irrweg kritisierten Methoden koppeln sich von den Inhalten ab. Sie werden von Mitteln der Erkenntnisgewinnung zum Ziel des Lernens, so dass im besten Fall man nur noch sie selbst als Methoden erwirbt.  Gerechtfertigt wird das damit, sie seien Universalmethoden, mit denen man alles bearbeiten kann. Das trifft auch zu. Aber die Bearbeitung löst sich dabei von der Erkenntnis der Sache ab. Inhalte dienen nur noch als Spielmaterial zur Einübung in die Methode.

Der Irrweg hat einen Namen: Heinz Klippert. Sein Methodentraining hat eine eminente Wirkung noch dort entfaltet, wo man gar nicht Klippert-Arbeitsbögen einsetzt. Auch in den fortgeschrittenen  Anregungen zum kompetenzorientierten Unterricht als Befolgung von Bildungsstandards oder in der Neuformatierung der Prüfungsaufgaben, sei es als Präsentation, sei es als PISA-like Klassenarbeit findet sich dieser an Klippert anschließende  Irrweg. [...]

Der Lehrer verschwindet als solcher, er ist nur noch Methodentrainer. [...] So mag engagierter Mitmachunterricht stattfinden, aber gleichzeitig wird das Lehren und Lernen entsorgt. Alle sind zufrieden und keiner merkt mehr, dass er um das betrogen wird, was allererst Unterricht lohnenswert machen würde.

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Kommentare

28

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  • #1

    Jeder darf auch “unvorsichtig” widersprechen. Man kann persönliche Einstellungen von Menschen kaum verändern. Der Inhalt steht im Mittelpunkt und nicht die Methode. In manchem gesehenen Unterricht herrscht ein anderes Vorgehen. Hauptsache man hat die Schüler wieder mit zirkusreifen methoden gelangweilt oder bespaßt - nur gelernt wurde dabei meist wenig - wenn auch manche Referndare das oft nicht wahrhaben wollen. Es kreist der Berg und gebirt eine Maus.
    Ob Lehrerzentriert oder Lehrergesteuert - das ist eine Auseinandersetzung um des Kaisers Bart. So wie beschrieben, steuert der Lehrer das gesamte Unterrichtsgeschehen.
    Jeder muss so arbeiten, wie es ihm liegt. Aber man sollte dabei die Schüler nicht vergessen. Und: Wie sagte es ein ehemaliger Kanzler einmal: “Wichtig ist, was hinten rauskommt.”
    Wenn die Schüler - trotz offener oder sonstwie gearteter Methoden - objektiv!!! - danach mehr wissen, dann ist doch alles OK. Das ist die Aufgabe des Lehrers: Schüler sollen am Ende eine einer Stunde mehr wissen, als am Anfang. Die innere Differenzierung ist das Schlagwort der Zeit - wie es konkret gehen soll, kann bisher niemand befriedigend erklären. Auch wenn es unzählige Bücher zum thema gibt.
    Ich habe so manche Methodenseminare mitgemacht und mich über die vergeudete Zeit geärgert.
    Halten wir es doch mit Grell mit der Motivation: Sagen Sie den Schülern, um was es geht und alssen Sie den Methodenzirkus.
    Mehr unter: http://www.guenter-ganz.de — dort ist auch ein Blog eingerichtet.
    Grüße
    Günter Ganz

    schrieb ganz am

  • #2

    @ganz
    Der Methodenwahn hat leider vor der Erwachsenenbildung nicht Halt gemacht. Wie wenig effizient viele Methoden sind, das erlebt man doch hier am besten.

    Ich habe lange in der Erwachsenbildung gearbeitet und habe mich auch dort dem Methodenwahn widersetzt. Ein Teilnehmer brachte es auf den Punkt: “Ich fahre nicht am Samstag 100 km, vernachlässige die Arbeit in meiner Firma, um dann mit drei Leuten an einem Tisch zu sitzen und Trivialitäten auf ein Plakat zu malen!”
    Ich weiß nicht, warum viele Lehrer sich so anstellen:
    Sie beklagen sich, wenn sie auf Lehrerfortbildungen mit den (ineffizienten) Methoden traktiert werden, die sie selbst ihren Schülern zumuten.

    Die letzten beiden Zeilen in dem
    Spottgedicht: “Der handlungsorientierte Unterricht” lauten:
    “Die Methode, ja sie lohnt, weil sie auch den Lehrer schont!”

    An einem Gymnasium in unserem Nachbarort gibt es einen solchen Methodenpapst. Leider wirkt er in einem Fach, in dem Schüler sehr schnell die Lust und auch den Durchblick verlieren (Mathematik). Die Nachhilfeinstitute lieben ihn!!!!
    Gruß
    Frank

    schrieb Frank.Seeberger am

  • #3

    @ #25 - Ganz
    Darf ich Ihnen vorsichtig, aber bestimmt widersprechen?

    Sie werfen “Lehrerzentrierten” und “Lehrergesteuerten” Unterricht zusammen. Jeder halbwegs vernünftige Unterricht ist “lehrergesteuert” - alles andere ist Chaos.

    “Lehrerzentrierter Unterricht” zu fordern ist nichts anderes, als die Forderung nach Gruppenarbeit, Fishbowl oder sonstwas.
    Im Mathematikunterricht einer Gesamtschulklasse mit 30 Kindern die allesamt auf unterschiedlichstem Niveau sind, können Sie nur sehr, sehr, sehr schwer den Lehrer ins Zentrum stellen, ohne 2/3 der Klasse abzuhängen.
    Ich arbeite in 19 von 20 Stunden mit einer völlig offenen Unterrichtsform: Die Schüler suchen sich ihrem Niveau entsprechend Arbeitsmaterialien und bearbeiten sie. Klar ist das “lehrergesteuert”: Ich sorge für die Materialien, für Disziplin und eine Sicherung. Aber “lehrerzentriert” ist das nicht - ganz im Gegenteil.
    Die von Ihnen geforderten “Vorträge”, das “Experimentieren” usw. funktioniert prima in homogenen Lerngruppen - aber sonst nicht.

    schrieb Jan am

  • #4

    Ja, das geht genauer.
    Einfach mal wieder guten und schönen Lehrerzentrierten Unterricht machen.

    Die wirkungsvollste Form des Lehrens (und damit des Lernens) ist die sogenannte direkte Instruktion, also der gut und gekonnt durchgeführte lehrergesteuerte Unterricht („Frontalunterricht“).
    Lehrergesteuerter Unterricht heißt, dass der Lehrer alle unterrichtlichen Aktivitäten anregt, anweist, kontrolliert und bewertet. Gekonnter lehrergesteuerter Unterricht verlangt vom Lehrer eine ganze Menge. Er muss seinen Stoff von Grund auf beherrschen, er muss diesen schülergerecht aufbereiten, er muss jederzeit Herr der Situation im Klassenzimmer sein. Er ist ein Jongleur, der nichts dem Zufall überlässt, aber gleichzeitig so flexibel ist, dass er auf Unvorhergesehenes adäquat reagieren kann. Er wechselt die Methoden – sparsam, den Schülern angemessen und dem Thema entsprechend. Er kann einen guten, spannenden Vortrag halten und im naturwissenschaftlichen Unterricht ebenso sicher und gekonnt, Experimente anleiten. Er ist der Steuermann, der beschleunigt, bremst, lenkt, Pausen einlegt und die Schüler animiert, selbst zu denken. Er bestätigt und korrigiert die Gedankengänge seiner Schüler.
    Einfach eben mal wieder so unterrichten, dass der Inhalt im Mittelpunkt steht und nicht irgendwelche fragwürdigen Methoden.
    Mehr unter: http://www.guenter-ganz.de

    schrieb Ganz am

  • #5

    @ Kai, er hat seine Website verlinkt. Genauer geht es nicht.

    schrieb abohn am

  • #6

    “Bitte einfach mal wieder unterrichten.”

    Geht es vielleicht genauer?

    schrieb Kai am

  • #7

    Der Methodenzirkus bringt den Unterricht nicht weiter.
    Hier ein Auszug aus meiner Arbeit: Das deutsche Bildungschaos
    Ausschnitte auf: http://www.guenter-ganz.de

    Habe nun ach alle Methoden probiert
    Glaubt man manchen der Pädagogen, so ist ein wesentliches, wenn nicht gar das wichtigste Element von gutem Unterricht die Methode, die der Lehrer anwendet. Comenius sagte „immer bei der gleichen Methode bleiben“ und Hilbert Meyer und viele andere der modernen Pädagogen sprechen von „Methodenvielfalt“ im Unterricht. Beide Ansichten sind so nicht haltbar. Zwar soll der Lehrer über ein umfassendes Methodenrepertoire verfügen, dieses aber sparsam, inhalts- und situationsadäquat einsetzen. Die Methode muss in jedem Fall immer zum Inhalt passen und diesem untergeordnet sein. Was man da so in manchen Stunden als Beobachter zu sehen bekommt, ist nichts anderes als Methodenzirkus , der weder dem Schüler noch dem Lernprozess allgemein förderlich ist. Da stößt man auf Begriffe wie „Fishbowl“, „Brainstorming“, „Feedback“, „Brainwriting“, „Placemat-Methode“, „Vier-Ecken-Entscheidungen“, „Evaluationsscheibe“, „Laufdiktat“ usw. Laufdiktate sollen angeblich die Konzentration fördern, indem sie den Bewegungsdrang der Kinder einbeziehen. Durch Rumrennen (und meist ist es ein Rumrennen im Klassenzimmer) lernt man sicher keine Konzentration, sondern durch still sitzen. Wenn jemand konzentriert meditieren will, rennt er wohl kaum durch die Gegend. Wenn man Merk- und Konzentrationsfähigkeit fördern möchte, wäre es da nicht viel einfacher, wieder einmal ein Gedicht auswendig lernen zu lassen? Das wäre der deutlich bessere Weg, Konzentration einzuüben. Lehrer sollten nicht auf jede methodische Merkwürdigkeit reinfallen. Auch Lehrern ist denken erlaubt.
    Viele der publizierten Methoden für den Unterricht sind sinnloser Aktionismus, der den Lernprozess eher behindert anstatt ihn zu fördern. Manche Methoden werden im Unterricht so unreflektiert eingesetzt, dass man sich gelegentlich nach einer Lehrprobe des Eindrucks nicht erwehren kann, dass die Schüler eher verwirrt wurden, anstatt etwas gelernt zu haben.

    Bitte einfach mal wieder unterrichten.
    Mit dem Methodenzirkus läuft man seiner Verantwortung für guten Unterricht davon.
    Günter Ganz

    schrieb Ganz am

  • #8

    Ersteres nennt man in NRW Test, zweiteres Klassenarbeit.
    DeuLe=Deutschlehrer (So nannte sich mal der Autor einer regelmäßigen Glosse in Praxis Deutsch)

    schrieb Das DeuLe am

  • #9

    lieber(s) DeuLe (was oder wer immer das sein mag),
    Sie haben vollkommen Recht, leider ist die Bildung Ländersache und daher gibt es auch ein 16-faches Durcheinander. Also ich habe mich schlau gemacht. Laut Wikipedia sind GFS “Gleichwertige Feststellungen von Schülerleistungen” https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichwertige_Feststellung_von_Schülerleistungen
    Stehgreifaufgaben (oder Exen) sind kurze Stoffabfragungen über den Stoff der vergangenen Stunde und zählt meist zu den sog. mündlichen Noten. Im Unterschied dazu ist eine Schulaufgabe (länger angesagt und über einen größeres Stoffgebiet) eine “echte” schriftliche Leistung.

    schrieb Janka am

  • #10

    Was zum Henker sind “GFS” und “Stegreifaufgaben”? Vielleicht sollten die Autoren der Beiträge hier und in anderen Diskussionen bedenken, dass Bildung in Deutschland Ländersache ist und daher Begrifflichkeiten z.T. stark variieren.

    schrieb Das DeuLe am

  • #11

    Als Berufssschullehrer mit langjähriger Projekterfahrung (vor allem Online-Medien und Techniken) muss ich leider Herrn Prof. Gruschka und vielen Kommentatoren Recht geben. Wir wandern im Unterricht häufig von einem Extrem zum Anderen. Wie häufig ist der Idealzustand in der Mitte zu finden. Frontalunterricht kann wie auch Teamarbeit, Projektarbeit nur dann funktionieren, wenn sich der Schüler dabei mitgenommen fühlt. Schließlich ist es ja der Schüler, der etwas lernen will (soll) und nicht der Lehrer, der etwas “loswerden” muss, bloß weil es so in einem Lehrplan steht. Schule und Lernen sind dann erfolgreich, wenn beide Seiten autentisch dabei sind. Für mich gehört hier ein engagierter Lehrer genauso dazu wie ein Schüler, der etwas lernen will - und das sind doch eine ganze Menge (wenigstens am Anfang des Schullebens und später im beruflichen Umfeld oder an der Uni). Für Stoffgebiete und Phasen, in denen der Schüler nur seiner Schulpflicht nachkommt machen weder Projekte noch Teamarbeit einen Sinn.  Hier ist es wie beim Sport - da muss man einfach durch mit der Hoffnung eines sinnvollen Zieles ;-)

    schrieb Janka am

  • #12

    Die Diskussion konzentriert sich auf die SchülerInnenpräsentation. Wahrlich eine der dümmsten Methoden, bei der weitgehend Uninformierte weitgehend gestohlene Texte, die sie nicht verstanden haben, schlecht präsentieren.

    Leider wird diese Ansatz bis zur Universität durchgezogen.

    Sinnvoll ist er nur bei großen Projekten, wie Abschlussarbeiten, Diplomarbeiten oder Dissertationen, also bei Themen, mit denen sich die Präsentatorinnen wirklich intensiv befassen mussten.

    In meinen Universitätsseminaren mussten die Präsentationen immer für die TeilnehmerInnen und nicht für mich gehalten werden. Die Inhalte wurden dann geprüft. Dies hat sofort dazu geführt, dass alle Seminarteilnehmerinnen den Präsentatorinnen weitaus kritischer gegenüber standen. D.h., wenn die ZuhörerInnen nichts lernen und das Gelernte nicht überprüft wird, sind Präsentationen durch SchülerInnen die übelste Form des Frontalunterricht, von dem wir ja alle wegkommen wollen.

    schrieb Dr. Wilfried Schneider, Wien am

  • #13

    An alle Unterrichtenden: ...übrigens, was ich noch vergessen hatte: VIELEN DANK an alle Lehrer und Referendare, die sich hier so offen geäussert haben. Ich bin froh, dass nicht nur wie Eltern von der Situation genervt sind, sondern auch die Lehrenden, das weckt in mir die Hoffnung, dass wir gemeinsam vielleicht etwas ändern können - und wenn es nur meinen eventuellen Enkeln zugute kommt. Ich glaube nämlich, dass der Unterricht in den deutschen Schulen früher gar nicht so schlecht war. Stegreifaufgaben führten zu einem kontinuierlicheren Lernen. Man musste oft auswendig lernen und hatte im Prinzip Angst in irgendeiner Form abgefragt zu werden. Dann erlebte man auch immer wieder mal eine kleine Niederlage, wenn man nichts tat und pokerte bis es schief ging - aber bis zu den grossen Arbeiten war man meistens fit. Den Stoff von früher habe ich sogar heute noch parat ... alles auf Festplatte gespeichert. Es gab Druck - aber keinen krank machenden Stress so wie heute. Keine benoteten Gruppenarbeiten (nach dem Motto:“Pech hat, wer in einer schlechten Gruppe landet”). So, und nun verabschiede ich mich von dieser Diskussionsrunde, denn eigentlich bin ich kein Freund vieler Worte ... es müssten Taten sein. So eine Art schnelle Eingreiftruppe um unsere Schulen in Deutschland zu retten. Wir brauchen keinen Unterricht im “American Style” - das macht es wirklich nicht besser!!!

    schrieb Mother of a child am

  • #14

    Antwort an Kai: Ich bin durchaus eine sehr moderne Mami. Selbstständig berufstätig. Eine interessante Gestaltung des Unterrichts kommt auch mir sehr entgegen - kann sich mein Sohn doch zu Hause ausschlafen ... Aber: Wenn der Unterricht nur noch aus tausenden von Referaten, GFS’n und Präsentationen besteht, dann frage ich mich doch, ob hier nicht etwas falsch läuft. Klar, jeder Schüler muss ja in jedem Fach ein Mal ein Referat gehalten haben, da kommt schon eine beträchtlich Summe zusammen, bis alle durch sind - aber muss das denn sein? Wir haben früher auch Referate gehalten, aber nicht andauernd und nicht in jedem Fach! So viele Präsentationen und Vorträge muss ja kein Mensch im Berufsleben halten, ausser Juristen im Gerichtssaal. Ich bin immer dafür ein gewisses Mittelmass einzuhalten um die Waage nicht kippen zu lassen. Meiner Ansicht nach kippt diese allerdings bereits. Aber Meinungen gehen ja bekanntlich desöfteren auseinander - auch das akzeptiere ich Tag täglich in meinem Beruf. Ich finde es gut, dass der Autor die Methodik in Frage stellt. Nur Kritik setzt Grenzen bevor das Fass endgültig überläuft. Und ich finde es auch gut, dass Kritik kritisiert wird, bevor wir mit der Gestaltung des Schulunterrichts wieder im Mittelalter landen. Das gehört zur Demokratie. Ausserdem habe ich nicht gesagt, dass verschiedene Methoden auszuprobieren oder anzuwenden grundsätzlich falsch ist (das meint übrigens auch der Autor nicht), sondern, dass es damit übertrieben wird - das ist das Problem. Wieviele Schüler zeigen heute Symptome von Burnout. Ich sage nur G8 - alles im schnell Tempo. Der einzige Vorteil ist, dass der Speicher nicht voll läuft, weil eh alles gleich wieder rausfliegt, da es sich nicht festigen kann. Und Ferien? Sind eben oft der Erstellung von Präsentationen und GFS’n vorbehalten, da die Schüler ein 40-50 Stunden-Woche haben inkl. Hausaufgaben und Lernen (siehe Online-Artikel im Spiegel: http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/turbo-abitur-gymnasiasten-aechzen-unter-der-stundenlast-a-533292.html). Das ist kein Gerücht, sondern Tatsache. Hinzu kommt der Stress mit den zeitaufwendigen Präsentationen. Ganz zuschweigen vom Stress diese vorzutragen. Im Abitur fallen laut Statistik 3 mal so viele Schüler durch als vor G8. Wo soll denn das alles eigentlich noch hinführen? Zudem verstehe ich auch nicht, dass man den Schülern kaum den richtigen Umgang mit dem PC und Power Point oder Excel ... beibringt. Ich weiss nicht, wieviele Stunden ich damit verbracht habe. Das wäre in dem Fall Aufgabe der Schule!!! Ausserdem halte ich es für keinen guten Ansatz, dass die Lehrer die Präsentationen alle vor dem Halten prüfen sollen, auch wenn es natürlich wünschenswert oder wertvoll wäre? Welcher Lehrer schafft das schon? Wir haben überall Lehrermangel und der Grund dafür ist einzig und allein, dass man überall auf Sparkurs ist und Personal ist nunmal eben teuer.

    schrieb Mother of a child am

  • #15

    In der vorliegenden Diskussion des Artikels von Herrn Prof. Gruschka wird meines Erachtens der Kern der Kritik nicht deutlich, nämlich dass inhaltslehre Methoden sinnlos sind. Wer sich im Detail über die Absurdität des Klippertschen Methodentrainings informieren möchte, dem sei folgender Link ans Herz gelegt:
    http://www.uni-frankfurt.de/fb/fb04/download/klippert.pdf
    Nach der Lektüre von gut 80 Seiten Text lässt sich hoffentlich mehr sagen als „mir geht die Kritik eindeutig zu weit“… Ich hoffe nicht, dass die Generation der Plastikwasserflaschentrinker ihren Hang zu Beliebigkeit und Konsensbildung um jeden Preis nun auch im Schuldienst weiter auslebt.

    schrieb Dirk am

  • #16

    Interessanter als die Schwarzmalerei von Prof. Gruschka finde ich die Kommentare hier. Herr Prof. Gruschka bezieht sich mE. wohl auf die Lehrerausbildung und sollte genau dort auch ansetzen. In der Schule sieht es ein wenig anders aus.
    Ich kann mich der Schilderung der Mutter oben nur anschließen. In der 6. Klasse der Grundschule (Berlin) meiner Tochter war es in drei Fächern genau so.
    28 Kinder bekamen am Anfang des Schuljahres die Aufgabe eine Präsentation zu einem SELBSTGEWÄHLTEN!!! Thema zu erstellen.(Immerhin schränkte der Erdkundelehrer dabei auf sein Fachgebiet ein.) Die Schüler bekamen Termine zugewiesen und das ganze Schuljahr über keinerlei Hausaufgaben, weil sie ja an ihrer Präsentation arbeiten mussten. Die Termine verschoben sich anfangs ständig aufgrund technischer Probleme. Bewertet wurde nicht der Inhalt. Es gab ausschließlich pädagogische Noten und egal wie kurz und inhaltlos der Vortrag auch war, niemand bekam schlechtere Noten als 3. Im Schnitt konnten zwei Schüler pro Stunde vortragen.

    Was die Kinder dabei gelernt haben, erlebte ich mit diesen Schülern ein Jahr später an der weiterführenden Schule. Sie sind tatsächlich in der Lage, innerhalb kürzester Zeit Texte aus Wikipedia auszudrucken oder in eine Powerpoint zu kopieren, entsprechende Fotos zu finden und zu ihrer PPPräsentation oder ihrem Plakat frei zu sprechen. Das ist mehr als noch vor einigen Jahren, als die Erarbeitung eines Vortrags Wochen dauerte und dann ein zitterndes Würmchen vorne stand. Inhaltlich hat sich wenig geändert. Fragen können nur selten beantwortet werden, wirklich gelesen haben ihre Texte nur ganz wenige Schüler. Aus der pptx eine pps machen, kann keiner. Ein Video einbinden: Fehlanzeige. Folien und Plakate sind grafisch miserabel aufbereitet, textlich sowie mit Animationen völlig überfrachtet.

    Was habe ich als Mutter gemacht, als Gespräche mit den Kollegen an der Grundschule auf Unverständnis stießen (“Wir müssen die Kinder doch auf den MSA vorbereiten!”)?
    Meine Tochter lernte zuhause, wie man einen Beamer anschließt, wie man eine Datei in einem anderen Format speichert. Sie bekam einen USB-Stick mit der “Digitalen Schultasche”, dann konnte sie darüber (VLC) Videos abspielen, die der Schulrechner nicht erkannte. So wurde sie zur Technikfrau (zumindestens hatte sie diesen Eindruck). Insgesamt bekam sie im Fach als eine der wenigen aber “nur” eine 2, weil sie sich ja weniger gemeldet habe als andere.
    An dieser Entwicklung soll Klippert schuld sein?

    schrieb abohn am

  • #17

    @Monika Müller
    Bitte keine Vergleiche mit der ach-so-glorreichen-Vergangenheit. “Moderne Methoden bis zum Erbrechen” sieht man doch fast nur bei Referendaren selbst - die überwiegende Mehrheit des Unterrichts läuft genauso ab wie früher.
    Die Ursachen für Nachhilfe nun auf die paar armen Referendare und ihre Methodenvielfalt zu schieben ist… nunja… “originell” :-)

    schrieb Jan am

  • #18

    In diesem Zusammenhang empfehle ich eine Googlesuche nach “LdL” und “Inverted Classroom” bzw. “Flipped Calssroom”.

    Der Lehrer muss nicht immer den Input liefern, aber auf jeden Fall die Kontrolle behalten.

    schrieb Tim am

  • #19

    @kai
    Leider ist es nicht so, dass die Schwächen jedem Referendar bekannt sind.
    In Deutschland werden zur Zeit 1,5 Mrd. € jährlich für Nachhilfeunterricht ausgegeben. Da die Schwarzarbeit in
    diesem Bereich besonders hoch ist, kann man m. E.
    locker das Sechsfache ansetzen. Ein Armutszeugnis ist das
    für unsere Schulen.
    Vor 30 Jahren: Klassen mit bis zu 50 (!) Schülern, Frontalunterricht durch Lehrerpersönlichkeiten, kaum private Nachhilfe.
    Heute: Klassen manchmal nur halb so groß, moderne Methoden bis zum Erbrechen, fast alle Schüler brauchen Nachhilfe in irgendeiner Form, wenn sie bestehen wollen. Das ganze moderiert gelegentlich ein richtiger Hanskaspar, der fachlich überfordert, zumindest aber schlampig vorbereitet ist.
    Was jetzt folgt, habe ich mehrfach, und sogar schon in Lehrprobenstunden erlebt. Fragt ein Schüler z. B. “Was ist denn ein negativer statistischer Überhang?”. Darauf die Lehrkraft: “Wo hast du denn diesen Begriff gehört?”.
    Der Schüler: “er steht auf ihrem Informationsblatt!”
    Selbstverständlich konnte die Lehrkraft bisher in keinem Falle die Frage beantworten.

    Mit Gruppenarbeiten, Stationenlernen, WELL-Methoden usw. kann man viele Stunden totschlagen, ohne dass man als Lehrer
    ins Schwitzen kommt, Ergebnis siehe oben!

    schrieb Monika Müller am

  • #20

    Leider hat Gruschka recht. Bei vielen Ansätzen der aktuellen Pädagogik verabschieden sich die Lehrer und Lehrerinnen nicht nur vom Unterricht, sondern auch gleich von der Kontrolle der Ergebnisse.

    Ich war 33 Jahre Lehrerbildner, allerindgs für berufsbildende Fächer in der Oberstufe (Wirtschaftspädagoge) und bin jetzt nur mehr in der Erwachesenenbildung tätig. Dort sehe ich, wie wichtig sowohl im fachbezogenen als auch im persönlichkeitsbezogenen Bereich der qualifizierte Input ist, wenn man die Lernenden nicht den seichten, obetflächlichen Informationen des Internets überlassen will.

    D.h. nicht, dass Lernenden nicht auch selbsttätig sein sollen, sondern nur, dass kompetente Lehrende den Grundlagenerwerb kräftig abkürzen können und somit mehr Zeit für die individuelle Anwendung in komplexen Situation gewonnen werden kann.

    schrieb Dr. Wilfried Schneider, Wien am

  • #21

    Der ursprüngliche Artikel wendet sich gegen Methodenvielfalt und behauptet eine Banalität: Methoden ohne Inhalte bringen im Unterricht nichts.

    Ihre Aussagen wenden sich gegen bestimmte Präsentationsformen und eventuell noch gegen misslungene Gruppenarbeit. Sie kritisieren also bestimmte Methoden als ineffizient. Dabei sind die Schwächen der genannten Methoden durchaus bekannt und eigentlich ist auch bereits jedem Referendar bekannt, wie man sie umgehen kann bzw. dass man diese Methoden dann in der speziellen Klasse nicht einsetzt bzw. abändert.

    Was haben Ihre Aussagen mit dem Artikel zu tun?

    schrieb Kai am

  • #22

    @Mother of a child
    Ihren Beitrag habe ich mit großem Genuss gelesen.
    Es ist doch pervers, wie heute mit vertauschten Rollen gearbeitet wird. Die Lehrer müssen dafür sorgen, dass die Schüler ab und zu in die Schule kommen, dafür dürfen dann die Eltern ihren Kindern etwas beibringen und die Hausaufgaben machen. Das war früher genau umgekehrt, und so sollte es auch sein!!!

    Ein “Bildungsexperte” der SPD gab kürzlich in der Süddeutschen Zeitung sinngemäß von sich “Ein zeitgemäßer Lehrer schreibt heute keine Stegreifaufgaben mehr, sondern bewertet Projekte”.

    Wenn ich auf eine Lehrerfortbildung fahre, erlebe ich das gleiche Spiel. Projekte, Mindmaps, Präsentationen usw.
    Hier verhalten sich die Lehrer wie die Schüler.
    Nehmen wir mal an, ein Schüler hält ein Fachreferat bzw.
    eine Gruppe präsentiert ihre Arbeitsergebnisse.
    Alle sitzen brav in ihren Bänken, hören zu und applaudieren
    am Schluss. Wenn ich sagen würde, “So, jetzt bekommt derjenige 20 Euro, der mir nur die wesentlichsten Aussagen zusammenfassen kann!”, glauben Sie mir, den Schein könnte ich behalten. Nun beim nächsten Mal könnte es zwei geben, die aufpassen ...

    Die Vorgeschichte ist auch vergleichbar, egal ob im Klassenzimmer oder auf einer Lehrerfortbildung. Die Gruppenergebnisse sind eigentlich in Einzelarbeit - bestenfalls Partnerarbeit - entstanden.
    Und hier wird es gefährlich, weil sich Schüler, die nichts kapiert haben und auch nichts kapieren wollen, lange in der Gruppe
    verstecken können. Und dann kommen die Spielchen:
    Man lost, wer heute präsentieren muss, am besten vorher,
    dann verhalten sich die anderen Teilnehmer noch passiver.

    schrieb Paul Weber am

  • #23

    Diese beiden Beiträge schreien ja geradezu danach, dass die jeweiligen Lehrer zwischendurch mal einen MethodenWECHSEL hätten durchführen sollen.

    Außerdem scheinen Sie zu denken “eine PowerPoint-Präsentation ist ‘Methode’, etwas anderes ist es demnach nicht. Selbst Frontalunterricht ist eine Methode. Unterrichtsgespräche/Diskussionen sind Methoden. Stillarbeit und Einzelarbeit sind Methoden. “Präsentationen” sind keine Methode in dem Sinn, sondern eine Unterrichtsphase. Die Art, *wie* man präsentiert, kann man wiederum methodisch gestalten. Und wer etwas präsentieren soll, muss vorher etwas erarbeiten (dafür gibt es, na sowas, verschiedene Methoden).

    Und wenn bei der Präsi nur Mist gezeigt wird, dann hat der Lehrer grundsätzlich was falsch gemacht (hat aber nur bedingt was mit den Methoden zu tun), und wenn er nicht dafür sorgt, dass falsche Informationen irgendwie korrigiert werden (auch dafür gibt es Methoden), dann macht er schlicht was falsch in seinem Beruf.

    Methoden wählt man gezielt und sparsam an Hand der Klasse, dem Thema, dem Ziel und der Geeignetheit der Methode, dieses zu erreichen. Und auf keinen Fall belässt man es bei einer einzigen Methode. Die Schüler eine Stunde lang vollzutexten wäre auch eine Methode, aber man kann sich denken, wie gut die wirkt nach etwa fünf Minuten.

    Naja, aber Hauptsache, man kann mal ein bisschen gegen vermeintlich neumodischen Kram wettern.

    schrieb Kai am

  • #24

    Ihr Beitrag spricht mir aus der Seele - ich bin von “der anderen Seite”, nämlich Unterrichtende.
    Ich habe in den letzten Jahren KEINE Präsentation gesehen/gehört, in der ich nicht kräftig nachbessern musste, in der nicht gravierende Fehler aufgetreten sind. Und kaum eine, die wirklich fundiert erarbeitet war, sondern wo das (Halb-)Wissen aus dem Internet abgerufen wurde. Die armen Schüler - gezwungen schon seit frühester Schulzeit, sich den eigenen Ängsten, dem Urteil der Mitschüler, dem Präsentationsstress auszusetzen - und keiner hat Zeit, sich selbst zu entwickeln und für sich selbst genügend zu lernen, und aus dem eigenen Wissen dann Selbstbewusstsein zu entwickeln.
    Präsentieren hat für mich eine Menge zu tun mit “Sich-und-anderen-etwas-Vormachen”. Schade!

    schrieb tati am

  • #25

    Als Mutter eines mittlerweile 17-Jährigen (Oberstufe Gymnasium), erlebte ich die neuen Lehrmethoden folgendermassen: Bereits in der Unterstufe wurden die Schüler mit selbständigen Projekten, wie PowerPoint Präsentationen und der “Erstellung von Mappen” bombardiert. Entwicklungsbedingt hatten stets die Mädchen beim selbständigen Erarbeiten die Nase vorn, was mit besser ausgeprägter Intelligenz jedoch nichts zu tun hatte. So ergab es sich zwangsläufig, dass mit zunehmender Klassenstufe der prozentuelle Anteil männlicher Schüler erheblich zurückging. Insbesondere in den ersten Klassenstufen zeigte sich, dass die meisten Schüler mit dem selbständigen Arbeiten bzw. Lernen völlig überfordert waren. An den Elternabenden konnte man dann immer wieder - hinter vorgehaltener Hand versteht sich-  hören, wieviele Mütter und Väter ihren Sprösslingen bei der Erstellung von Referaten und Präsentationen etc. kräftig unter die Arme gegriffen hatten. Manch ein Schulkollege antwortete unserem Sohn auf die Frage, wie bekommst du das zeitlich hin? “Das Referat macht meine Mutter für mich!” Im Unterricht mussten sich die Schüler dann die Informationen antatt von den ausgebildeten Lehrern stundenlang und ungefiltert (!) von ihren Mitschülern erklären lassen (Fehlinformationen inbegriffen). Die Lehrer wurden hierbei sozusagen zum Zuhörer degradiert. Es mag eine Erleichterung für sie sein, einmal nicht unterrichten zu müssen, aber ich finde man sollte alles im Rahmen lassen. Ich kenne kaum Berufe in denen man laufend Vorträge halten muss. Vorallem benötigt man hierfür erst einmal ein fundiertes Basiswissen, wie es die Schule vermitteln sollte. Während in den unteren Klassen sogar noch gewünscht, ja fast gefordert war, dass die Eltern den Schülern beim Recherchieren und Ausarbeiten…etc. mithelfen (trotz häufiger Berufstätigkeit dieser heutzutage) wurde das Disaster in den höheren Klassenstufen durch das Pensum der Referate, GFS’en, ...etc.mit Handouts, weiter angeheizt. Dies führte bei dem einen oder anderen Schüler dazu, dass er bereits in seinem jugendlichen Alter unter Stress litt. Insbesondere wenn ihm mündliche Vorträge weniger lagen. Eltern übernahmen die Funktion der Lehrer. Man frägt sich: Was soll dies alles bezwecken? Gelernt wird alles mögliche und unmögliche dabei, aber auch die sogenannten Basics? Und macht es Sinn, dass in Zukunft hauptsächlich nur noch die Mädchen das Abitur schaffen? Ist dies das neue Konzept für unsere Gesellschaft? Die Massenproduktion von Karrierefrauen (->sollen hier nicht negativ abgewertet werden!), die nebenzu noch Kinder kriegen, um die sich aber niemand mehr so recht kümmern kann, denn die Grossfamilien haben wir ja bereits erfolgreich abgeschafft! Wie sollen das die Frauen verkraften, die Sterblichkeit nimmt bereits jetzt unter ihnen zu! Oder ist dies eine Massnahme zur Kompensierung von Lehrermangel oder Abbau von Lehrerstress? Müssen wir nicht mehr auswendig lernen, denn es gibt ja das Internet, welches alles für uns speichert? Und was passiert wenn einer am PC den Stecker zieht? Oder das I-Pad oder I-Phone keine Netzververbindung mehr hat? Müssen wir dann die OP am offenen Herzen in Zukunft ohne Erfolg abbrechen? In den Uni’s ist der massive Wissensverlust der Studenten bereits massiv spürbar, wie ich von Professoren weiss. Mir graut es, wenn ich in einigen Jahren einmal in einem Krankenhaus vielleicht der neuen Generation von Assistenzärzten ausgeliefert bin. Neue Lehrmethoden - bestimmt gut gemeint, aber setzen wir da auf’s richtige Pferd? Also ich habe kein gutes Gefühl dabei!

    schrieb Mother of a child am

  • #26

    Mir geht die Kritik auch eindeutig zu weit. Es ist eine sonderbare Perspektive die Prof. Gruschka einnimmt. Der gehobene Zeigefinger ist m.E. nicht gerechtfertigt und Lehrer verkommen nicht gleich zu Methodentrainern nur weil sie sich gewisser Methoden bedienen. Im Gegenteil, ein Maß an Methodik ist wichtig, spart Zeit im Unterricht und ermöglicht auch eine bessere Kontrolle der Lernergebnisse.

    schrieb Angela am

  • #27

    “Höchst kritisch wendet sich Prof. Andreas Gruschka gegen den Fetisch der Methoden: Wenn Schüleraktivierung zum einzigen Zweck eines ansonsten inhaltsleeren Unterrichts stattfindet, bleibt das Lehren und Lernen auf der Strecke. Im Wahn dreht sich das Methodenrad, und keiner bemerkt, dass nichts gelernt wird - außer den Methoden selbst.”

    Das ist banal. Ich kenne auch keinen, der so unterrichtet.

    schrieb Kai am

  • #28

    Ich kann einzelne Aspekte des Autors nachvollziehen, insgesamt geht mir die Kritik an der Methode jedoch deutlich zu weit.
    Die Perspektive hier entspricht doch der des “Bildungsbürgers”: Ich lerne, weil mich der Inhalt interessiert und dabei ist mir die Methode im Weg.

    Schüler haben jedoch (noch) nicht diesen Stand. Die natürliche Haltung ist eher: ‘Warum soll ich das Lernen?’. Dabei ist es egal, ob es sich in Erdkunde um das Bruttosozialprodukt von Russland, die Minnelyrik im Fach Deutsch oder die Potenzrechnung in Mathematik handelt. Für Schüler ist das meist uninteressant - und es wird nicht spannender, wenn es (überspitzt formuliert) in langen Monologen seitens des Lehrers vorgetragen wird.

    Kein vernünftiger Lehrer (oder Referendar) nutzt Methoden um der Methoden willen. Und ich habe auch keinen Unterrichtsbesuch erlebt, in dem solches erzwungen wurde.
    Aber hin und wieder etwas Bewegung in den Unterricht bringen, weil die SuS aufstehen und umherlaufen, oder mal den Partner wechseln oder andere verrückte Formen ausprobieren ist auch eine Form der Erfahrung und des Lernens.

    Oder nicht? :-)

    schrieb Jan am

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