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Produktivität

Effizientere Unterrichtsvorbereitung mit der Pomodoro-Technik 13.06.2011, 16:58

Pomodoro-Timer (Eieruhr)
Bild: Andy Roberts: Pomodoro Kitchen Timer for Action Logging [CC by]

Auch wenn man sie mittags auf dem Tennisplatz trifft - am Abend sitzen sie alle da und bereiten ihren Unterricht vor, korrigieren oder verfassen Elternbriefe. Stundenlang. Die meisten Lehrer/innen arbeiten dabei höchst ineffizient. Durch die einfache 20-Minuten-Methode können Sie Ihre Effizienz vervielfachen. Das heißt: Wofür Sie bisher zwei Stunden brauchten, erledigen Sie jetzt in 25 Minuten.

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  • (geändert: )

Das Problem

Einen Großteil ihrer Tätigkeiten üben Lehrer/inne zu Hause aus, zum Beispiel:

  • Unterricht vorbereiten
  • Klassenarbeiten korrigieren
  • Organisatorisches (Elternbriefe verfassen, Notenlisten ausfüllen, Verwaltungsvorschriften lesen ...)

Die meisten Tätigkeiten sind nicht immer wirklich prickelnd. Vor allem Korrigieren ist oftmals eine stumpfsinnige, unkreative Tätigkeit, deren Sinn den Aufwand nur selten rechtfertigt. Es fällt schwer, in einen Flow zu kommen. Lehrer/innen sind deshalb bei ihrer Heimarbeit außerordentlich anfällig für Prokrastination.

Prokrastination ... ist das Verhalten, notwendige, aber unangenehme Arbeiten immer wieder zu verschieben, statt sie zu erledigen. Drei Kriterien müssen erfüllt sein, damit ein Verhalten als Prokrastination eingestuft werden kann: Es muss kontraproduktiv, unnötig und verzögernd sein.

Wikipedia: Prokrastination / Aufschieben

Am heimischen Arbeitsplatz sind die Rahmenbedingungen für konzentriertes Arbeiten denkbar ungünstig, denn es gibt zahlreiche Angebote, die Ablenkung fördern: der unaufgeräumte Schreibtisch, die E-Mails, das WWW, Twitter, Facebook, die Kaffeemaschine, die Kinder, der Garten, die Nachbarn, der leere Kühlschrank und der Supermarkt, die Steuererklärung, die unbezahlte Rechnung ... Kurz: Wenn Lehrer/innen zu Hause arbeiten, stehen in Griffweite jederzeit tausend Prokrastinationsmagneten bereit. Gerade die Ablenkung durch elektronische Medien ist besonders gefährlich, da diese häufig im Rahmen der genannten Tätigkeiten genutzt werden: Bei der Unterrichtsvorbereitung bspw. benötigt man oft Informationen oder Texte aus dem Internet, man erinnert sich an ein Arbeitsblatt, das einem mal per Mail zugeschickt wurde usw. Zudem sind viele Lehrertätigkeiten sehr kleinschrittig: Nach jeder korrigierten Klassenarbeit oder nach jedem vorbereiteten Arbeitsschritt für die Unterrichtsstunde gibt es die Möglichkeit für ein “Päuschen”.

Effektive Arbeitszeit: Wie lange arbeiten Sie WIRKLICH?

Wenn Sie vier Stunden am Schreibtisch gesessen sind und für die Schule gearbeitet haben - wie viel Zeit haben Sie netto gearbeitet? Viele Menschen wären entsetzt, wenn sie einmal systematisch nachmessen würden (z.B. mit einem Zeiterfassungstool), wie viel Netto vom Brutto bleibt. Aus vier Stunden wird plötzlich nur eine. Trotzdem ist der ganze Mittag vorüber, Sie sind unzufrieden und haben noch eine Menge Arbeit vor sich.

Die Lösung: Unterbrechungsfreie Arbeitsblöcke (“Pomodoro-Technik”)

 

Die Pomodoro-Technik ist eine Methode des Zeitmanagements. Dabei werden Aufgaben in Blöcke von 20/25/30 Minuten Dauer eingeteilt. In dieser Zeitspanne wird ausschließlich an dieser Aufgabe gearbeitet, nach Beendigung wird die Aufgabe z.B. auf einer Liste abgehakt. Die Zeitmessung erfolgt klassischerweise mit einer handelsüblichen Eieruhr, gerne in Form einer Tomate (daher der Name “Pomodoro”). Wer sich für Konzeptdetails und Hintergründe interessiert, der kann sich auf The Pomodoro Technique® das kostenlose Pomodoro-Buch (PDF) herunterladen (dort auch vorgefertigte Listen zum Verwalten von Aufgaben usw.). Allerdings ist eine genaue Beschäftigung mit dem Konzept nicht notwendig - es geht schließlich nur um Eines: Sich zu zwingen, eine festgelegte Zeitspanne ausschließlich zu arbeiten.

Pomodoro in der Praxis

  1. Sie dürfen während der festgelegten Zeitspanne nichts anderes tun: nicht telefonieren, keine Mails abrufen, keinen Kaffee holen, nicht aufs Klo gehen, nicht auf Facebook nach den Freunden schauen, nicht mit den Kindern im Nebenzimmer schimpfen. Erledigen Sie das alles vorher.
  2. Sie benötigen eine auf 20, 25 oder 30 Minuten gestellte Eieruhr für den Countdown. Es gibt auch vielerlei Tools online (z.B. Online-Eieruhren) oder für Ihr mobiles Gerät. Eine “richtige” Eieruhr ist am besten geeignet, weil Sie sie in die Ecke stellen und sich erst wieder mit ihr befassen, wenn sie klingelt.
  3. Im “originalen” Pomodoro werden zwischen den Pomodoros Pausen von 5 Minuten vorgeschlagen, nach vier Pomodoros eine längere Pause. Ob das für Sie praktikabel ist, müssen Sie selbst erkennen.

Erfahrungsberichte

Zwei Erfahrungsberichte werden auf imgriff.com zitiert. Ein gewisser Gregor konnte in einer Stunde konzentrierten Arbeitens Resultate erzielt, “die die Ergebnisse der übrigen sieben Stunden in den Schatten stellen würden.” Ein anderer Produktivitätsblogger namens Cal arbeitete mit 30-Minuten-Blöcken und stellt fest, dass die Arbeit auf diese Weise

sehr viel Vorausplanung [verlangt]. Wenn er einen Zeitblock einem Artikel widmete, erlaubte er sich nicht, eine benötigte Info im Web nachzuschauen. Bessere Vorbereitung wird notwendig. Auch die Kommunikation muss geplant werden. Kurz eine E-Mail schreiben und eine Information einfordern, war nicht erlaubt. ... Cals Fazit nach einem Tag Selbstexperiment fiel klar aus: Die Arbeit, organisiert in festen Zeitblöcken, wird unbequemer und bedarf mehr Vorausplanung. Das, so Cal, sei der Preis für die besseren Ergebnisse und den höheren Output – und am Ende auch die deutlich gesteigerte Zufriedenheit, die aus seinem Artikel spürbar wird.

imgriff.com 30.05.2011: Zeitmanagement - Das Pomodoro-Experiment

Eine praktikable Methode?

Gerade für Lehrer/innen kann die Pomodoro-Technik ungeahnt produktivitätssteigernd wirken. Wer an der Effizienz seiner Arbeitsweise zweifelt, der sollte das wirklich einmal ausprobieren.

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Kommentare

9

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  • #1

    Das verflixte “n” - danke für den Hinweis, ist korrigiert!

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #2

    Es müsste im Eingangstext “Die meisten Lehrer/innen” heißen. ;-) Liebe Grüße!

    schrieb Alex am

  • #3

    OK! Schön, dass das bei solchen Arbeiten wie Korrekturen bei Ihnen funktioniert. Wie gesagt, auch das ist nicht bei allen so. Aber die Überschrift Ihres Artikels heißt effizientere “Unterrrichtsvorbereitung mit Pomodoro”. Und ich bin davon ausgegangen, dass es dabei um mehr geht als um Klausurkorrekturen geistig anspruchsvoller ist - vielleicht mein Fehler. Jedenfalls lässt sich Denkarbeit nicht erzwingen.

    schrieb Wanst am

  • #4

    Aber ich denke, mit mehr Druck erreicht man keine dauerhafte Verbesserung

    Genau das ist der Punkt: bspw. Korrigieren ist oftmals derartig stupide, dass jeglicher pädagogische Ansatz scheitern muss. Pomodoro dient NICHT dazu, sich zu erziehen. Pomodoro hat die gleiche Funktion wie Ritalin: pure Symptombekämpfung. Wir schmeißen die Tablette ein (oder: wir schalten die Eieruhr an) und haben für einen gewissen Zeitraum die Arbeitshaltung, die wir brauchen. Das Schöne daran: Pomodoro funktioniert ohne Chemie.

     

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #5

    ... öhm - nein, eigentlich nicht. Warum sollte der Prokrastinierer einer Uhr mehr Respekt entgegenbringen als sich selbst und sich dadurch von ihr unter Druck setzen lassen? Dieser Druck wäre doch rein virtuell, müsste also ursächlich wieder von ihm selbst kommen, und da bin ich wieder bei meiner ersten These. Er kann sich nicht zwingen - zumindest nicht, bis der Druck, der tatsächlich von außen kommt (Deadlines, Zeugnisse, etc.) groß genug ist. Wobei die “Größe” individuell ist. Der eine schafft sein Pensum dann noch mit Ringen unter den Augen, ein anderer verbockts.
    Wenn man schon mit Druck/Zwang arbeiten will, dann muss man es schaffen, den äußeren Druck zeitlich “vorzuziehen”. Aber ich denke, mit mehr Druck erreicht man keine dauerhafte Verbesserung, immer nur kurzzeitige Eruptionen. Vielleicht entspricht das ja aber dem Wesen des Prokrastinierers: er kann enorme Energien mobilisieren, wenn es darauf ankommt und schont sich den Rest der Zeit. Vielleicht ist das auch eine natürliche Eigenschaft, aus evolutionärer Sicht sicher nachvollziehbar. das dazugehörige schlechte Gewissen, das ihn zu Ersatzhandlungen führt, ist, glaube ich, anerzogen.
    Sinnvoller als Druck aufzubauen oder umzulagern ist es, Störquellen zu identifizieren und auszublenden. Also Telefon aus (ja, auch das Handy), Mailprogramm zu und alle anderen “Notifier” gleich mit. Wenn die Kinder im Nebenraum zu Laut sind, vielleicht mit Kopfhörern Musik hören bei der Arbeit. Wenn das alles nicht geht, muss man entweder einen Arbeitsbereich außerhalb der Wohnung finden oder Zeiten, in denen man in der
    Wohnung Ruhe zum Arbeiten hat. Wer meint, neben der Arbeit Kinder beaufsichtigen zu müssen, hat das mit “Arbeit” falsch verstanden.

    schrieb Wanst am

  • #6

    @Wanst

    Probleme, die jemand hat, der prokrastiniert: er KANN sich nicht zwingen

    Deshalb verwendet man ja die Pomodoro-Eieruhr. Der Zwang wird ausgelagert, die Eieruhr übt ihn aus. Genial eigentlich.

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #7

    > Eine wahrlich ausgereifte Technik ...
    Ganz im Gegenteil! Das ist ausgemachter Blödsinn. Sie können dich einem Prokrastinierer das nicht als Patentrezept verkaufen! Zwei Zitate aus ihrem Artikel, die exemplarisch den Grumdtenor wiedergeben:
    “... sich zwingen, ... eine zeitlang ausschließlich zu arbeiten…”
    “... Sie dürfen in dieser Zeit nichts anderes tun ... erledigen sie das vorher.”

    Das sind doch genau die elementaren Probleme, die jemand hat, der prokrastiniert: er KANN sich nicht zwingen, nur zu arbeiten (wenn er es könnte, ließe er sich ja nicht von all den Verlockungen ablenken). Und wenn er erst einmal anfängt, alles andere VORHER zu erledigen, ist er - schwupp - wieder in seinem alten Muster drin.

    Sie mögen jetzt argumentieren, die beiden Textstellen wären plakativ aus dem Zusammenhang gerissen und es sei ganz anderes gemeint. Ich denke, das Problem liegt eher daran, sich als Nicht-Betroffener in die Problematik hineinzuversetzen. Und das unterstelle ich Ihnen anhand Ihrer Vorschläge.

    Ein anderes Problem solcher Techniken ist der Beobachtungszeitraum. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man damit phänomenale Ergebnisse erzielt, wenn man sich ein wenig damit beschäftigt und das an einem Tag (!) konsequent durchhält. Danach lässt bei allen Prokrastinierern, die ich kenne, die Motivation nach, weiterzumachen - und zwar trotz Erfolgen und Selbsterkenntnis. Ein Beispiel dafür ist das von Ihnen zitierte Frl. Rot: sie hat die Pomodoro-Methode angewendet und festgestellt, wie viel Zeit sie tatsächlich vertrödelt, und war darüber doch reichlich erschrocken, behaupte ich gelesen zu haben. Trotzdem verfällt sie aber wieder in den alten Trott und schiebt weiter auf.

    BTW: ich habe auch kein Rezept gegen Prokrastination, aber “sich selbst zwingen” und “anderes zuvor erledigen” funktionieren nicht auf Dauer.

    schrieb Wanst am

  • #8

    Ich bin Einsatzreferendar mit zwei Korrekturfächern an einer bayerischen Realschule (d.h. 17 Stunden Deputat und ein unterrichtsfreier Tag pro Woche) und wende eine ähnliche Technik seit den Herbstferien an. Sobald ich mich zu Hause an die Arbeit setze, schreibe ich die Uhrzeit minutengenau auf. Wenn dann eine Pause erfolgt (Internet, Kaffee, ratschen etc), höre ich mit dem Zählen auf. So wird minutengenau jeden Tag die Arbeitszeit erfasst und man erhält ein realistisches Bild derselben. Fazit: Außer in Wochen mit Deutschkorrekturen komme ich immer auf ziemlich genau 35 Stunden - wesentlich weniger als zuvor von mir angenommen. Angenehmer Nebeneffekt: Der Kopf ist freier, wenn man daheim ist und nicht arbeitet, da man weiß, dass es insgesamt doch nicht so viel zu tun ist. Kann ich nur empfehlen.

    schrieb Lingusepp am

  • #9

    Eine wahrlich ausgereifte Technik, mit der man recht zügig voran kommt. Ich habe verschiedenste Werkzeuge probiert, mit denen man die Technik anwenden kann und bin beim Pomodorohelper hängen geblieben. Warum habe ich in meinem Blog beschrieben: http://blog.spitau.de/2011/04/18/pomodorohelper-hilfe-mit-den-tomaten/

    Auch in diesem Falle: Probieren geht über studieren :D

    schrieb MAWSpitau am

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