Lehrermangel?
Lehrermangel: 2015 fehlen 74.000 Lehrpersonen 05.10.2005, 00:09
Die Prognosen bezüglich des Lehrermangels werden von Woche zu Woche apokalyptischer. Die ersten Schulämter haben schon Geld übrig, weil sie keine Lehrer/innen mehr finden. [UPDATE 10 Jahre später, 2015: Entgegen aller Prognosen gibt es heute insgesamt keinen Lehrermangel in Deutschland]
UPDATE 10 Jahre später: 2015 gibt es entgegen der Prognose keinen Lehrermangel
Heute, im Jahr 2015, lesen wir in einer Modellrechnung der Kultusministerkonferenz (Lehrereinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland 2014 – 2025 (PDF)), dass
die Jahre 2015 bis 2025 eher von einem rechnerischen Lehrkräfteüberangebot gekennzeichnet [sind].
Warum die Prognose so daneben lag, lässt sich nicht genau sagen. Möglicherweise haben Zigtausende begonnen, auf Lehramt zu studieren, weil sie das 74.000-Personen-Loch 2015 stopfen wollten. Oder solche Prognosen sind einfach nicht zuverlässig zu treffen. In jedem Fall ist die Abweichung enorm.
(Update Ende, es folgt der Originalbeitrag:)
Update 01.01.2009: Im Jahr 2008 hat sich die Lage noch verschärft - das findet zumindest die Lehrergewerkschaft VBE, die einen "gewaltigen Lehrermangel auf Deutschland zukommen sieht.
Jetzt lohnt es sich richtig, auf Lehramt zu studieren. Ein dramatischer Lehrermangel steht ins Haus. Es wurde schon von Schulämtern berichtet, die nicht wissen, wie sie ihr Geld ausgeben sollen, weil keine ausgebildeten Lehrpersonen zur Stelle sind. Dabei handelt es sich (noch) um Einzelfälle, die wenige Fachbereiche betreffen, doch sind solche Meldungen Vorboten einer namenlosen Unterversorgung an Lehrkräften.
Dieses Schuljahr: 10.000 fehlende Lehrer/innen ...
Der DPhV (Deutscher Philologenverband) schlägt am 12.09.2005 "Alarm": Zu Schuljahresbeginn 2005/06 würden 10.000 Lehrer/innen an deutschen Schulen fehlen: "Dramatischster Lehrermangel seit den sechziger Jahren". Die Unterrichtsversorgung sei "sogar in Bayern" gefährdet, untertitelt Die Welt besorgt, die Zugangsbeschränkungen für das Lehramt befänden sich im freien Fall:
Durch Einstellungszusagen sei bereits "vor Bekanntgabe der Noten" in einigen Fächerverbindungen versucht worden, "Bewerber frühzeitig an den Staat zu binden". Eine feste Stellenzusage habe es zum Teil schon bei einer Staatsexamensnote bis 3,5 gegeben.
Besonders betroffen sind dabei die Fächer Mathe, Physik, Englisch, Deutsch, Französisch. Alle Bewerber/innen, die Deutsch oder Mathe mit einem der genannten anderen Fächer in Kombination haben, seien eingestellt worden. Der DPhV-Vorsitzende Meidinger sorgt sich vor allem um die daraus resultierenden Qualitätseinbußen:
"Es ist zwar gut, wenn möglichst viele Lehrer eine Anstellung bekommen. Allerdings ist es auch problematisch, wenn man die qualitativen Anforderungen zu weit absenkt" (...)
... Schuljahr 2015/16: 74.000 fehlende Lehrer/innen
Nun hat die Kultusministerkonferenz (KMK) nach Angaben der "Welt" eine Schätzung ausgesprochen, nach der im Jahr 2015 den deutschen Schulen 74.000 Lehrer/innen fehlen werden. Das sind natürlich derbe Zahlen - in den kommenden Jahren gehen 300.000 der knapp 800.000 Lehrer/innen in Ruhestand.
Und wer ist schuld daran?
Als PolitikerIn kann man nichts dafür, dass man immer nur für vier Jahre gewählt wird und zunehmend mit leerer Geldbörse operieren muss. Leider lässt sich kein anderer Sündenbock finden. Josef Kraus, Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbands, empört sich darüber, dass man nur von Jahr zu Jahr plane, obwohl die Schülerzahlen schon auf Jahre im Voraus bekannt seien (die KMK gibt Prognosen dazu heraus). Nicht einmal die Vertreter der Kultusministerien leugnen dies:
Natürlich sei es sinnvoll, angesichts absehbar steigenden Bedarfs schon jetzt mehr Lehrer einzustellen. Die Finanzminister und dementsprechend auch meist die Parlamente gingen bei ihren Entscheidungen mit Blick auf die Haushaltslage aber oft nur von den Schülerzahlen des jeweiligen Schuljahrs aus.