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Sündenböcke und Lückenfüller

Quereinsteiger als Lehrer: Gar kein Unterricht ist besser als ein schlechter 04.05.2009, 12:05

Eine wahre Geschichte: Ein diplomierter Physiker wird von einem Gymnasium ohne weitere didaktische Qualifikationen als Lehrer eingestellt ("Quereinsteiger"). Der Unterricht ist mies, die Eltern beschweren sich, der Physiker ist gestresst. Trotzdem ist er inzwischen Beamter auf Lebenszeit.

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Was und warum sind Quereinsteiger/innen?

Vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern fehlen deutschlandweit Lehrer/innen, der Lehrermangel wird noch zunehmen. Die Landesregierungen begegnen dem strukturellen Problem nicht mit langfristig tauglichen Konzepten, sondern mit kurzsichtigen Verzweiflungsschlägen (mehr). Dazu gehört vor allem die Einstellung von “Quereinsteiger/innen”. Das sind Personen mit fachlicher Ausbildung (z.B. diplomierte Mathematiker/innen, Physiker/innen ...), die ohne nennenswerte pädagogisch-didaktische Zusatzausbildung in die Klassenzimmer geschickt werden. Kurz: Um den schon lange absehbaren Lehrermangel zu bekämpfen, stellt man unqualifiziertes Personal ein.

Besonders tun sich hier die Bundesländer hervor, die mit hohen Bezahlungen und dem Beamtenstatus locken können (z.B. Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen). Das Tauschgeschäft ist einfach und für beide Seiten erfreulich: Die Fachkraft verpflichtet sich für den Schuldienst, als Gegenleistung winkt ein sehr ordentliches Gehalt und die Unkündbarkeit als Beamter/Beamtin.

Problem der Quereinsteiger/innen: Sie können nicht unterrichten

Sämtliche Berichte über Quereinsteiger/innen als Lehrer/innen sprechen eine deutliche Sprache: Wer nicht in Studium und Referendariat eine solide pädagogisch-didaktische Zusatzausbildung erhalten hat, ist nicht in der Lage, Unterricht sinnvoll zu gestalten (z.B. Lehrerfreund 01.03.2009: Als Quereinsteiger/in im Lehramt - Erfahrungsbericht).

Das WAZ-Portal “DerWesten” veröffentlichte am 04.05.2009 den Bericht “Als Quereinsteiger zum Physiklehrer”. Hier geht es um einen diplomierten Physiker, der wegen seines nur mittelmäßigen Abschlusses keinen Job findet und an einem Heidelberger Gymnasium als Lehrer-Quereinsteiger zu arbeiten beginnt (“Ein Anruf, ein Gespräch mit dem Schulleiter - und schon war Ewald selbst Aushilfslehrer.”). In der ersten Zeit ist der Unterricht katastrophal. Massive Frontalvorträge ohne Medieneinsatz rufen die Eltern auf den Plan.

Doch er gab nicht auf, sondern nahm die Herausforderung an. Auch weil ihm das Arbeitsklima gefiel, die Kollegen nett waren: „Bis auf den Unterricht war alles sehr schön.” Außerdem sah er eine verlockende Perspektive: Beamter auf Lebenszeit.

DerWesten 04.05.2009: Als Quereinsteiger zum Physiklehrer

Deshalb begibt sich der Physiker in ein Quereinsteiger-Referendariat und wird didaktisch ausgebildet - “Fünf Monate lang alle zwei Wochen jeweils drei Stunden für Physik und Mathe”. Das sind insgesamt ca. 60 Stunden. Das hat gereicht, um Beamter auf Probe zu werden; als Nächstes steht die Verbeamtung auf Lebenszeit an. Angesichts der Mangelsituation in den Fächern Mathematik und Physik wird der Quereinsteiger diese auch bekommen - völlig ungeachtet seiner didaktisch-pädagogischen Qualifikation.

Warum werden unqualifizierte Kräfte eingestellt?

Die Zahl der Quereinsteiger nimmt massiv zu. Allein in NRW waren im Jahr 2007 mehr als die Hälfte aller Physik-Referendare für die gymnasiale Oberstufe Quereinsteiger/innen. Der Physik-Fachdidaktiker Prof. Burkhard Priemer (Uni Bochum) trifft eine markante Aussage zum Thema:

Kein Unterricht sei besser als schlechter, glaubt er. Natürlich gebe es auch Quereinsteiger, die gute Lehrer seien. Aber: „Wenn Siemens Leute braucht, stellen die auch nicht jeden, den sie kriegen können, auf Lebenszeit ein.”

DerWesten 03.05.2009: Experte: Kein Unterricht ist besser als schlechter

Warum tut das dann der Staat?

Die Antwort ist deprimierend einfach: Ein Personalchef bei Siemens muss qualifizierte Leute einstellen, sonst wird er gefeuert. Ein Politiker hingegen muss sich nicht zwangsläufig inhaltlich brillant verhalten. Für eine Wiederwahl genügt es meist zu vertuschen, wie tief der Karren im Dreck steckt. Und genau dazu sind die Quereinsteiger/innen da.

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Kommentare

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  • #1

    Also mit Verlaub, aber jemand der den Quereinstieg mit Aussicht auf Verbeamtung machen möchte (was ja dieser beschriebene Physiklehrer getan haben muss, da er verbeamtet wurde) - der muss durch ein 2jähriges Programm, welches dem Referendariat entspricht (etliche Unterrichtsbesuche, also wurde er im Unterricht 10 Mal von einer Prüfungskommission getestet. und er muss am Ende ebenfalls das 2. Staatsexamen bestehen mit Prüfungen und allem pipapo und wird selbst dann nicht automatisch verbeamtet, sondern nur unter “Eignung”). Da müssen dann etliche Personen zu etlichen Malen versagt haben.
    Reguläre Lehramtsstudenten bestätigen, dass sie ihr didaktisches Vorgehen auch erst nach dem regulären Studium im Referendariat erlernen (im Studium ist kaum der Bezug zu Schule hergestellt, ich studiere momentan nebenberuflich Englisch Lehramt)  - insofern finde ich es eine Frechheit Quereinsteiger als generell ungeeignete Pädagogen zu bezeichnen, da sind wohl charakterliche Defizite eher zu nennen. Und hier sind auch nicht alle regulär studierten Lehrer von ausgeschlossen

    schrieb Maren am

  • #2

    @ Lesen und lernen
    QEs müssen die Vorbereitungszeit ebenso durchlaufen - zumindest, wenn sie einen vernünftigen Status erlangen wollen. In meinem Fall hieß das:1 Jahr pädagogische Einführung
    1 Jahr Schularbeit
    9 Monate Vorbereitung auf die Vorbereitungszeit
    15 Monate Vorbereitungszeit.Das sind dann in der Summe 4 Jahre Ausbildung und Einarbeitung. Nebenher natürlich weitgehend volle Stundenzahl.In dieser Zeit sind übrigens mehrere Generationen von Refs an mir vorbei gezogen und deshalb kann ich eins mit Sicherheit sagen: Referendare starten in der Schule auch bei Null.

    Besser hätte man das nicht zusammenfassen können. Meine Referendariatszeit hat mich auch nicht zu dem Lehrer gemacht, der ich heute bin. Ich hätte in der Zeit gern mal gelernt, mit “Problemschülern” umzugehen, Teamgeist herzustellen oder ähnliche sehr praktische Dinge. Ich hätte mich dafür ausgesprochen, eine pädagogische Schulung zu erhalten, statt wie ein Schüler behandelt zu werden, dem vorgeschrieben wird, wie er sich zu kleiden hat. Ehrlich gesagt, hab ich das auch erst gelernt, als ich eine Zusatzausbildung in THEATERpädagogik gemacht habe. Da ging es dann mal um Gruppendynamik, Außenseiter, Störenfriede und Teamführung.
    Quereinsteiger haben es durch die volle Stundenzahl auch noch besonders schwer…
    Ich breche hier mal eine Lanze für die Leute.
    Gr, Casamial

    schrieb Casamial am

  • #3

    Ich betreibe ein Nachhilfeinstitut und habe deshalb selber viel unterrichtet und in den letzten 8 Jahren regelmässig Lehrer eingestellt (und manchmal auch wieder entlassen müssen).

    Die schlechteste Lehrerin die ich je hatte (ich musste mich nach ihrer ersten Unterrichtsstunde von ihr trennen) hatte das zweite Staatsexamen für Gymnasiallehramt.

    Den bei den Schülern beliebteste Mathelehrer habe ich zu beginn seines Umwelt- und Naturwissenschaftsstudiums eingestellt. Er hatte damals noch nie Nachhilfe gegeben und auch sonst keinen pädagogischen Hintergrund. Seitdem hat er bei vielen Schülern die Lust auf Mathematik geweckt und sie sicher durch die Realschule gebracht. Es gibt eine lange Liste von Schülern, die auf einen freien Platz in einem seiner Kurse warten.

    Jetzt bin ich aus steuerlichen und sonstige finanziellen Gründen gezwungen vermehrt Lehrer mit zweitem Staatsexamen einzustellen. Ich hoffe, dass ich gute finde, bin mir aber sicher, dass die Schüler ihre jetzigen Lehrer vermissen werden.

    schrieb Lehrer ohne Ausbildung am

  • #4

    Dann kann Frau Merkel als Physikerin auch keine Politikerin sein.

    schrieb John am

  • #5

    Im Moment kämpfen Musikschullehrer der Bezirke Berlins um Ihre Existenz.
    Ihre schon sehr prekäre Lage wird mit den neuen Verträgen des Senats von Berlin noch mehr verschlechtert!
    Damit möchte der Senat die Situation der freien Mitarbeiter an den Berliner Musikschulen, immerhin sind es 94% der Musikschullehrer, aus der Scheinselbständigkeit herausholen. Dies geht aber deutlich zu Lasten der Musikschullehrer/innen!

    -keine vollständige Honorarfortzahlung im Krankheitsfall erhalten,
    -keinen Mutterschutz bekommen,
    -keine Alterssicherung zu erwarten haben,
    -ohne Angabe von Gründen kündbar sind,
    -nahezu keinen arbeitsrechtlichen Schutz genießen,
    -gegenüber angestellten Lehrkräften erheblich schlechter bezahlt werden und
    -durch bezirkliche Willkür bei Aufnahmestopps oft monatelange Honorarausfälle hinnehmen müssen.

    Aus diesem Grund habe die Musikschullehrer eine online Petition gegründet und brauchen Unterstützung!
    Die Petition ist unter folgendem Link zu finden:
    http://www.openpetition.de/petition/online/diese-vertraege-fuer-die-nicht-festangestellten-musikschullehrer-berlins-wollen-wir-nicht

    Ich finde, dies sollten andere Interressierte auch wissen.

    Grüße aus Berlin
    Tamer

    schrieb Tamer am

  • #6

    ...was für peinliche Beiträge von sogenannten “echten Lehrern”..... mob lass dir keinen Mist einreden! Sonnige Grüße

    schrieb dulli am

  • #7

    @ Lesen und lernen
    QEs müssen die Vorbereitungszeit ebenso durchlaufen - zumindest, wenn sie einen vernünftigen Status erlangen wollen. In meinem Fall hieß das:

    1 Jahr pädagogische Einführung
    1 Jahr Schularbeit
    9 Monate Vorbereitung auf die Vorbereitungszeit
    15 Monate Vorbereitungszeit.

    Das sind dann in der Summe 4 Jahre Ausbildung und Einarbeitung. Nebenher natürlich weitgehend volle Stundenzahl.

    In dieser Zeit sind übrigens mehrere Generationen von Refs an mir vorbei gezogen und deshalb kann ich eins mit Sicherheit sagen: Referendare starten in der Schule auch bei Null.

    schrieb mob am

  • #8

    Es geht hier nicht um Personen sondern um Ausbildung und Eignung.
    Die Eignung steigt durch die Ausbildung, kann völlig ungeeignete jedoch nicht zum guten Lehrer machen. Umgekehrt kann eine besondere Eignung die erforderliche Ausbildung verringern, sie kann sie allerdings niemals zum Großteil oder gar völlig ersetzen.

    Bei Quereinsteigern fehlt schlicht und ergreifend die Ausbildung. Wenn der Lehramtskandidat 2 Jahre Vorbereitungsdienst (jetzt noch 1,5) ableistet, vorher 40-60 SWS pädagogische und psychologische Ausbildung erhalten hat, kann der Quereinsteiger nicht in gleichem Maße geegnet sein. Geben sie sich da bitte keinen Illusionen hin, ein Semester mit 2 Seminaren gleicht dieses Defizit nunmal nicht aus, auch wenn man sich außerordentlich geeignet fühlt.

    Ich muss dieses Elend nun schon seit einigen Jahren mit ansehen und wenn ich dabei an die Kinder denke treibt es mir Tränen in die Augen.

    schrieb Lesen und lernen am

  • #9

    Didaktisch und pädagogisch haben vermutlich die “Lehramtsstudierenden” sogut wie keinen Vorsprung vor den Diplomern oder jetzt auch Master-Studis, nicht nicht aufs Lehramt studiert haben, denn Didaktik und Pädagogik sind im Studium, in Bayern, mehr oder wenig freiwillige Veranstaltungen. Die meisten gehen nicht zu diesen Veranstaltungen und lehrnen auf die Prüfung kurz vorher aus einem Ordner, der weiter vererbt wird.

    Im Rev macht man dann den Hampelmann für die Seminarlehrer.
    “Da muss man halt durch!”, heisst es im Kollegium. Danach macht jeder mehr oder weniger seinen eigenen Stiefel. Lörnig bei dooing! Und mancher der Herren und Damen Kollegen löörts halt nie.

    Also liebe Kollegen Quereinsteiger, lasst euch nichts erzählen, von uns pädagogischen Leeramtlern, wir haben das auch nicht richtig gelernt. Nicht wirklich.

    schrieb Kreuzundquer am

  • #10

    Warum so aggressiv, verehrter mob? Die Kritiker haben auch immer die Begriffe “teilweise” und “einige” verwendet oder anders kenntlich gemacht, dass sie nicht alle Quereinsteiger über einen Kamm scheren.
    Ihnen persönlich will doch niemand Ihre gute Arbeit kaputt reden.
    Berücksichtigen aber Sie bitte auch, dass wir gelernten Lehrer das auch nicht wollen.

    Eine kleine Anmerkung zu den mathematischen Fähigkeiten, die ja sicher exemplarisch gemeint sind, hätte ich noch:
    Niemand muss alles können, nicht einmal im eigenen Fach. Sie werden bestimmt nicht so vermessen sein, sich selbst Allwissenheit bescheinigen zu wollen. In jedenfalls bin nicht allwissend und wenn Schüler meine Grenzen entdecken, finden wir die Lösung gemeinsam. Es geht auch gar nicht darum, ob ich ein wandelndes Lexikon bin. Das müsste Ihnen als ein Quereinsteiger, der Wert darauf legt, in diesem Beruf angekommen zu sein, eigentlich niemand sagen.

    Schönen Sonntag noch

    schrieb Schülerfreund am

  • #11

    @GriasDi
    danke für ihre Anmerkungen. Bitte machen Sie die Kritik an Textzeilen fest, damit ich diese besser nachvollziehen kann. Berücksichtigen Sie dabei bitte die Bedeutung von “teilweise” und “einige”.

    Ist ja auch egal: Ich mache gute Arbeit und ich werde mir das nicht kaputt reden lassen.

    schrieb mob am

  • #12

    @ mob
    und schon unterstellen Sie den “gelernten” Lehrern die Unfähigkeit, die ihnen nicht unterstellt werden soll. Übrigens lassen auch die mathematischen Kompetenzen einiger Quereinsteiger sehr zu wünschen übrig.

    schrieb GriasDi am

  • #13

    Neiddebatte
    ja, kann schon ärgerlich sein, wenn man jahrelang auf Lehramt studiert und dann kommen welche, die das teilweise nicht nur fachlich, sondern auch pädagogisch besser drauf haben. Würde mich ja auch belasten. Ist aber so.

    Der harte Einstieg muss einfach mal sein, denn schließlich werde ich als Quereinsteiger hier einfach pauschal verdächtigt, faul und unfähig zu sein. Dass ich fachlich gut bin und darüber hinaus gute Rückmeldungen von Schülern bekomme, spielt wohl in dieser Neid- Konkurenz- und Statusdebatte keine Rolle.

    Es gibt bestimmt dumme und faule Quereinsteiger, es gibt aber auch dumme und faule “klassische Lehrer”. Auf der anderen Seite gibt es hoch ausgebildete, motivierte QEs mit faszinierenden und authentischen Lebensläufen, die Schüler begeistern können.

    Ich möchte gerne zu den letzteren gehören - und ich möchte mir nicht, auch dann wenn ich gute Arbeit leiste, immer so einen Kram anhören müssen.

    Im Übrigen kann man keinesfalls Physik/Mathe Diplom/Lehramt vergleichen - was schnell bei den mathematischen Kompetenzen einiger Referendare deutlich wird.

    schrieb Mob am

  • #14

    Es gab immer schwarze Schafe unter den Lehrern und die wird es auch immer geben, unabhängig davon ob auch Quereinsteiger unterrichten oder nicht. Auf http://www.talentfrogs.de/quereinsteiger/ lassen sich einige Tipps nachlesen, die wohl von so manch schwarzem Schaf nicht gelesen wurden, bspw. das Hinterfragen welcher Job zu einem passt, oder welche Weiterbildungsmaßnahmen wichtig sind. Quereinsteiger bringen wie oben bereits erwähnt Praxiserfahrung mit, was ich außerordentlich wichtig finde. Die Diskussion hier kann ewig weiter gehen, Quereinsteiger werden benötigt, jedoch macht nicht jeder seinen Job gut, Lehramtsstudenten jedoch auch nicht unbedingt!

    schrieb Joachim am

  • #15

    Die nicht vorhandenen Unterschiede zwischen Mathe-Diplom und -Staatsexamen (Gymnasiallehramt) kann ich nur bestätigen.

    schrieb Tim am

  • #16

    Was wollte ich damit sagen? An der Uni, an der ich studierte, waren die mündlichen Diplomprüfungen (im Mathematik-Diplom) bis auf eine exakt die selben wie die mündlichen Staatsexamensprüfungen. Für die fehlende Prüfung musste man lediglich ein Hauptseminar mehr besuchen, worüber man dann geprüft wurde.  Schriftliche Prüfungen für Diplomanden gabs an dieser Uni keine. Somit ist der Unterschied zwischen Mathematik-Diplom und Mathematik-Staatsexamen, zumindest an der Uni an der ich studierte nicht sehr groß. Im Physik-Diplom mag der Unterschied etwas größer sein. Es kann natürlich auch sein, dass sich die Anforderungen in den letzten 20 Jahren gravierend geändert haben.

    schrieb GriasDi am

  • #17

    @phys:
    Ihre Erkenntnis, dass Diplom-/M.Sc.-Absolventen IN IHREM FACH den Lehramtsstudenten fachlich überlegen sind, bestreitet doch niemand. Immerhin absolvieren diese IN IHREM FACH mehr als doppelt soviele Studieninhalte wie z.B. ein Gymnasial-Lehramststudent, der in der selben Zeit zwei Fächer studieren muss (Pädagogik zählen wir hierbei einmal als “Nebenfach”, so wie die Diplomer auch eins haben / hatten).

    Aber daraus ergibt sich in der schulischen Praxis auch die Beobachtung, dass Diplomer jenseits ihres “Stammfachs”, d.h. in ihrem schulischen(!) Zweitfach (denn auch sie müssen in der Schule zwei Fächer unterrichten) oftmals ziemliche Nieten sind. Schon mehrfach selbst erlebt, sogar bei “Dr. rer. nat.”-Quereinsteigern. Eine besonnene Schulleitung setzt solche Leute dann gezwungenermaßen fast nur noch in ihrem “Stammfach” ein, dann ist wenigsten fachlich “Ruhe im Karton” (aber nicht unbedingt pädagogisch…)

    Und noch eine Frage @phys: Warum sind Sie als Quereinsteiger an die Schule gekommen?  Warum haben Sie den nach ihrem Gefühl “schwierigeren” Weg des Diploms gewählt und haben nicht gleich auf Lehramt studiert? Die Gründe interessieren mich.

    schrieb Mister M. am

  • #18

    (#166) GriasDi: Bitte lesen Sie nochmal den ersten Text von @Geistarbeiter mit Infos aus erster Hand, wenn schon meine nicht gereicht hat. Ich bleibe bei meiner Aussage: Mathe/Physikstudenten sind der Mehrheit der Lehramtsstudenten fachlich weit überlegen, was aber niemanden beleidigen soll. Außerdem lesen Sie sich nochmal Ihren eigenen Text durch, denn Sie haben weder Ahnung was Sie damit eigentlich wollten noch wie ein Physikstudium zu Diplom aussieht. Meinen Schülern würde ich dies hier nicht so direkt ausdrücken aber bei einem Lehrer Ihrer Art erlaube ich mir schon einiges..

    schrieb phys am

  • #19

    @phys
    Ich weiß nicht, wo Sie ihr Mathematik bzw. Physik-Studium absolviert haben. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Gymnasial-Lehramtsstudenten andere Vorlesungen besuchen mussten als Diplomstudenten - auch im Hauptstudium nicht. Zugegeben, mussten Lehramtsstudenten im jeweiligen Fach etwas weniger Vorlesungen (in Mathematik eine, in Physik 2 - 3) besuchen, allerdings studierte man ja zwei Fächer. Von den Lehramtsstudenten, die ich kenne, die auch das Diplom abgelegt haben, schnitten alle im Diplom um eine Notenstufe besser ab, da hier keinerlei schriftliche Prüfungen verlangt wurden, und der Umfang der mündlichen Prüfungen mit dem jeweiligen Prof. abgesprochen wurde. Auch war es kein Problem die Zulassungsarbeit zum Staatsexamen als Diplomarbeit anerkennen zu lassen. Ich glaube nicht, dass Mathematik- oder Physik-Diplom-Studenten nach Beendigung des Studiums fachlich besser sind als Gymnasiallehrer. Was ich glaube ist, dass Diplomstudenten aber durch ihre Vertiefung im Beruf in Spezialgebieten wesentlich tiefer in die Materie eindringen und dadurch einen Wissenszuwachs haben, den Lehrer so nicht bekommen.

    schrieb GriasDi am

  • #20

    @(#22) Geistarbeiter. Zu Spät habe ich Ihren Text gelesen. Erfreulich das er direkt von einem Lehramtsstudent stammt und meine Geschichte zur fachlichen Differenz bestätigt. Außerdem stimmt auch absolut alles andere in Ihrem Text, was aber von den meisten “richtigen” Lehrern gerne vergessen wird. Wie ich vorher sagte: Tauschen wir doch das fehlende Wissen gegen die fehlende Pädagogik und werden alle RICHTIGE Lehrer!

    schrieb phys am

  • #21

    Genau mit Lehrern Ihrer Art bin ich befreundet! Das hilft mir oft weiter. Viele Eltern haben Vorurteile gegenüber Lehrern, was den Lehrern gar nicht gefällt und dabei haben Lehrer genau das Gleiche - Vorurteile gegenüber Quereinsteigern. Eine Tatsache darf man dabei nicht vergessen: Egal ob es sich jetzt um das Mathematik oder Physik Studium zu Diplom handelt, verläuft es so: Viele wählen diese Richtungen weil es keine Plätze an anderen Studiengängen gibt da die Quoten hier nur selten erfüllt werden und das Studium sehr schwer ist. Nach wenigen Semestern Aufgrund des Schwierigkeitsgrads wechseln diese Leute auf Lehramt um, da die Durchfallquoten geringer sind und das Studium wesentlich leichter. Diese Leute (ca 40% der Lehramtsstudenten) werden ohne den großen eigenen Willen zum Lehrer gekürt und sind im späteren Beruf eine Schande für uns alle (die Schuld liegt am System dass sowas ermöglicht, die Studenten nutzen nur diese günstige Lage). Diplom Mathematiker und Physiker haben diesen leichteren weg nicht (von ca. 200 schaffen es nach ca. 5 Jahren im Schnitt in Deutschland weniger als 70 ein Diplom zu ergattern). Diese 70 sind im Wissen richtige Experten (für die Schulen überqualifiziert) und falls sie auf einer Schule landen, sollten sich Lehrer nicht scheuen von denen etwas zu lernen und genauso zum Austausch etwas von den eigenen pädagogischen Kenntnissen abzugeben. Meistens wird aber der eigentliche Grund des Lehrerdaseins vergessen und von den eigenen (leider menschlichen) Eitelkeiten o.ä. überdeckt. Woher überhaupt der Gedanke dass ein Lehrer alles wissen und können muss? Sogar Tiere leben gut in Symbiose, warum können es manche akademische Bürger nicht? Tja, wir sind ja nur Menschen…

    schrieb phys am

  • #22

    @phys
    Es freut mich, dass ausnahmsweise einmal ein Meister vom
    Himmel gefallen ist. Versuchen Sie, Ihre Kollegen zu verstehen:
    Es ist kein Spaß für einen Lehrer, eine leistungsschwache Klasse mit großen Lücken zu übernehmen. Zum Horrortrip wird das allerdings, wenn den Schülern und Eltern mit guten Noten der Mund gestopft wurde.

    Auch den Lehrerberuf muss man erlernen, man macht in jungen Jahren viele Fehler! Ich habe Kollegen, die das anders
    sehen, bei denen war, nach ihrer eigenen Ansicht, immer alles perfekt. Leistungsmäßig bilden sie das Schlusslicht der Fachschaften.

    Bei Schülern und Eltern beliebt oder auch unbeliebt zu sein, das heißt zunächst einmal gar nichts. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich diese Einschätzung bei nicht wenigen ehemaligen Schülern sogar komplett umkehrt, wenn diese die Schule verlassen haben und im Studium merken, in welchen Bereichen solides Grundwissen bzw. große Lücken vorhanden sind.

    Denken Sie bitte einmal über folgende Geschichte nach.
    Während die beiden Parallelklassen den “besten” Mathe-Lehrer der Schule bekamen, wurde uns mitgeteilt, dass wir in den nächsten beiden Jahren eine “zuzahlungsfreie Chefarztbehandlung” genießen dürften. Das bedeutete, dass der Chef seine Termine so legte, dass möglichst viele seiner eigenen Stunden ausfielen. Und wenn es sich nicht vermeiden ließ, kam er mindestens 25 Minuten zu spät und erzählte Geschichten von der Jagd, vom Reitturnier der Tochter, von einer Kunstauktion, von Intrigen in seiner Partei und noch von vielen anderen Dingen, die ihn wirklich interessierten. Pünktlich beim Gong fragte er, ob alle die Hausaufgaben erledigt hätten und gab uns eine neue. Mit sehr guten Büchern, Unterlagen zum Selbststudium und etwas Nachhilfe schafften wir diese beiden Jahre. Danke auch noch an einen Referendar, der manche Deutschstunde dazu verwendete, um mit uns vor Schulaufgaben ein wenig Mathe zu üben.
    Insgesamt war der Leistungsstand unserer Klasse nicht schlechter als in den Parallelklassen, weil die Schüler von Anfang an wussten, dass sie sich dort weit zurücklehnen können. Dadurch wurde viel verschenkt, was durch das Können und Engagement der Lehrkraft möglich gewesen wäre.

    Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg, wie Sie richtig sagen, Fachwissen und Engagement sind der Schlüssel zum Erfolg!
    Kürzlich habe ich im Lehrerzimmer einen interessanten Spruch gehört: “Der beste und engagierteste Lehrer hat die faulsten Schüler!” Das gilt auch umgekehrt, leider!!


    Viele Grüße
    Claus

    schrieb Claus Fischer am

  • #23

    Zufällig traf ich auf dieses Thema und habe wieder mal, ah wie menschlich, viele Vorurteile zur Kenntnis genommen. Selbst war ich Quereinsteiger auf dem besten Gymnasium unserer Stadt (ah ja, ich habe sogar nur eine befristete Aufenthaltserlaubnis und komme aus einem von Medien verteufelten Land, keine Erfahrung in der Didaktik). Der Direktor hat nach meinem Vorstellungsgespräch einiges gewagt und offenbar gut geschätzt. In den ersten Monaten wollten mich viele “richtige” Lehrer gar nicht grüßen, drehten den Kopf auf die andere Seite usw. (akademische Bürger?). Nur wenige hießen mich Willkommen. Im laufe des Jahres wurde ich einer der beliebtesten Physik/Mathelehrer, geehrt von den Eltern sowie von den Schülern. Langsam kamen auch einige meiner Kollegen näher und bewunderten die Disziplin sowie auch das gezeigte Wissen von meinen Klassen (Danke dafür!). Ständig hatte ich Kontrollen/Vertretungen in meinen Klassen, es wurden mir sogar freie Stunden gegeben sodass ein “richtiger” Lehrer an meine Klassen ran konnte, da ich sonst nie am Arbeitsplatz fehlte. Langsam kamen Lobsprüche auch von den härtesten Hardlinern. Heute kann ich mir die Schule wählen in der ich unterrichten möchte da man meine ungewöhnliche Geschichte schon kennt . Die Schüler sowie auch die Eltern erzählen Geschichten und wie am Anfang des Textes gesagt, man leidet als Mensch unter Vorurteilen egal ob unter guten oder schlechten aber es bleibt trotzdem die stärkste Werbung. Außerdem, starkes Wissen und guter Auftritt machen den Lehrer, egal welches Studium er abgeschlossen hat und ob er Staatsexamen hinter sich hat oder nicht - Ein Etikett verkauft das Produkt leichter, heißt aber nicht das der Inhalt unbedingt Qualität hat..

    schrieb phys am

  • #24

    @quereinsteigerin im Referendariat

    Liebe Kollegin,
    ich kenne keinen Kollegen, der behauptet, das Referendariat war eine angenehme Zeit. Sie müssen da einfach durch. Wenn Sie vorher in der freien Wirtschaft gearbeitet haben, werden Ihnen die ganzen Schwachstellen noch mehr bewusst.

    Wie heißt es in diesem Forum so schön, “der Schulleiter bestimmt das Betriebsklima”. Es ist wirklich so, dass ein Schulleiter das Klima an Schulen auf Jahre hin vergiften kann, auch wenn er in Pension ist, wirkt das mindestens noch 10 Jahre nach.
    Ein Tipp, informieren Sie sich gut, an welcher Schule Sie arbeiten wollen, wenn Sie die Wahl haben.
    Claus

    schrieb Claus Fischer am

  • #25

    Wir haben gemischte Erfahrungen mit Quereinsteigern bzw. Aushilfen gemacht. In Mathematik war die Quereinsteigerin sehr engagiert und offen. Sie hat sich auch bei uns für die Unterstützung und das gute Klima bedankt. Mehrheitlich schlechte Erfahrungen haben wir in Mathematik mit Aushilfen durch Grundschullehrer gemacht.

    schrieb GriasDi am

  • #26

    Ich bin eine Quereinsteigerin und befinde mich gerade im Referendariat.
    Ich war super erfolgreich in meiner Firma (Verkauf, Bratung, Schulung…),kam mit Kollegen, Chefs und Kunden trotz der hohen Belastung (wie üblich in der Wirtschaft) sehr gut klar. Dann kündigte ich aus reinem Idealismus, wollte was Soziales machen, was mit Kindern und Jugendlichen… Mir hat die Arbeit zwar Spaß gemacht, aber mir fehlte der tiefere Sinn. Ich bin nun wahrlich keine SOZIALVERSAGERIN. Also ab ins Ref, nur kein Seiteneinstieg…
    So begann ich mit dem Ref… Mir schlugen die Voruteile nur so entgegen.‘Vor EUCH hat man uns gewarnt’hi eß es im Lehrerzimmer… bevor ich überhaupt einen Tag unterrichtet hatte. Praktikannten äußerten mir gegenüber, dass es unfair sei, dass ich schon das gleiche Gehalt wie ein richtiger Lehrer bekäme, da das Gerücht umging, Physiker bekämen auch im Ref das volle Gehalt.
    Ich bin ein sehr emphatischer, fröhlicher Mensch… und werde hier im Ref gebrochen. So viele Ungerechtigkeiten, so viel unsoziales Verhalten gegenüber Menschen habe ich noch nicht erlebt.
    Das Unterrichten macht Spaß, die Schüler sind super, der Arbeitsaufwand, das selbstständige Arbeiten, die regeln, der Austausch… alles super, aber das mneschliche, das unwürdige Verhalten mancher Fachleiter, des Seminars… lassen mich doch sehr zweifeln.
    Willkommen fühle ich mich nicht…

    schrieb quereinsteigerin im ref am

  • #27

    Hallo, ich bin vom Land NRW voll verarscht worden!!! Nicht alle Quereinsteiger sind auch Quereinsteiger. Ich habe in Bayern auf eine FH Werken/Textiles Gestalten studiert. Habe ein 1. und 2. Staatsexamen und bin seit diesem Jahr hier als Lehrerin tätig.
    Allerdings nur als Quereinsteiger mit einem Hungerlohn.
    Ich bin vollwertig ausgebildete Lehrerin werde aber hier nich anerkannt, weil ich an keiner Uni studiert habe. Es wird absolut nichts anerkannt, ich musste sogar noch 1 Jahr in die pädagogische Ausbildung…

    Naja denke ich bin hier nicht sehr lange. Denn wenn das Land nicht mal eine Ausnahmeregelung finden kann, dann haben sie wohl doch genug Lehrer.

    Gruß
    Silke

    schrieb Silke Weigel am

  • #28

    @querdenken
    Lesen Sie sich doch bitte die Beiträge einmal durch. Wir haben an unserer Schule eine zweistellige Zahl an Quereinsteigern, weil unsere Chefs das auch so sahen wie Sie.
    Unsere beiden Schulleiter würden - wenn man das rückgängig machen könnte - keinen Quereinsteiger mehr einstellen.
    Warum kamen die Quereinsteiger zu uns
    a) weil sie in der Praxis hoffnungslos versagt hatten;
    b) weil sie glaubten, sie hätten jetzt einen Halbtagsjob mit akzeptabler Bezahlung.
    Zitat: “Frisch motiviert”, da kann ich nur lachen.
    Wie man unangenehme Tätigkeiten abwälzt und sich
    vor der Arbeit drückt, und das so, dass die Chefs das nicht
    merken, das beherrschen unsere Quereinsteiger perfekt.
    Auf diesem Gebiet könnten wir von denen wirklich was lernen.
    Gruß
    Hugo

    schrieb Hugo Schuster am

  • #29

    Hallo, ich glaube, jeder von uns kennt aus seiner eigenen schulischen Erfahrung oder aus der Erfahrung mit seinen eigenen Kindern unfähige Lehrer, und hiermit meine ich Lehrer mit Lehramtstudium. Sie arbeiten jahrzehntelang an den Schulen, machen fachlich immer dasselbe, die Schüler sind ihnen oft lästig und sie haben überdurchschnittlich oft ein Burnout oder sind überfordert. Was diese Lehrer nicht können, ist lehren, denn trotz Lehramtstudium haben sie keine Ahnung davon, was Schüler brauchen. Deshalb finde ich es gut, wenn Quereinsteiger kommen, aus der Praxis, frisch motiviert, die wirklich Lust haben, mit Schülern zu arbeiten. Gerade im Bereich Berufsschule könnte dadurch endlich frischer Wind wehen und es könnte so vielen Berufsschülern endlich eine Perspektive geben. Ich glaube, die beamteten Lehrer haben Angst vor den Quereinsteigern, weil sie wissen, dass sie gut oder besser sind.

    schrieb querdenken am

  • #30

    Hallo, ich bin diplomierte Biologin mit 3 Jahren Erfahrung an Realschulen und Gymnasien, ein Quereinstieg war für mich aus Altersgründen (50) nicht mehr möglich. Ich bin schnell, habe mich eingearbeitet und mache auch nicht nur Frontalunterricht ;-)
    Wo bitte gibt es denn noch dauerhaften Bedarf an “Quereinsteigern” oder “Diplomern”? In Bayern jedenfalls ist Quereinsteigen nicht mehr möglich und auch die meisten derer, die hier in den letzten Jahren als “Diplomer” gearbeitet hatten wurden dieses Schuljahr nicht verlängert.
    Wer einen Job für mich hat - die wichtigsten Erfahrungen eines Anfängers habe ich nun hinter mir - der möge mir schreiben.

    schrieb diplomerin am

  • #31

    Wenn man das Modell der “leistungsgerechten Bezahlung” von Lehrkräften konsequent weiterdenkt und sich an der “freien” Wirtschaft orientiert, muss man zu folgendem Schluss kommen:

    Genauso wie ein Freiberufler/Unternehmer das Recht hat, Kunden abzulehnen (weil diese z.B. mit hoher Wahrscheinlichkeit zahlungsunfähig sind), müsste eine Lehrkraft das Recht haben, es abzulehnen, bestimmte Schüler zu unterrichten. In beiden Fällen (Freiberufler/Unternehmer und Lehrkraft) wäre sonst der “finanzielle Erfolg” gefährdet: Ein Rechtsanwalt nimmt auch keine Mandanten an, wenn er nicht glaubt, dass diese ihm Geld einbringen.

    Die Frage ist: Wollen wir so ein Bildungssystem?

    schrieb Mister M. am

  • #32

    Nun ja, Lehrer sollten natürlich schon “qualifiziert” sein, doch was genau versteht man denn nun darunter? Fachlich kompetent, pädagogisch, didaktisch fähig? Schön und gut, aber wie steht es denn mit der “Sozialkompentenz” generell? Denn man sollte bei alle dem vielleicht nicht außer Acht lassen, dass es inzwischen leider sehr viele! auch “pädagogisch-didaktisch” ausgebildete und verbeamtete Pädagogen/Lehrer gibt, die vollkommen unfähig zum unterrichten und in Umgang! mit den Schülern sind. Von daher ist die Diskussion schon etwas lächerlich oder fühlen sich etwa ein paar “ausgebildete Lehrer” auf den Schlips getreten und in ihrer Existenz bedroht (noch mehr Konkurrenz) ? - und nun müssen dann mal wieder die Eltern und Schüler als Alibi herhalten?. Doch anstatt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen und ständig ins Gehege zu rennen, sollte man endlich einmal überlegen wie dieses marode Bildungssystem sinnvoll für alle Beteiligten zu sanieren wäre?!, denn während alle so schön darüber “diskutieren”, läuft die Zeit für die Schüler langsam ab, die sich vermutlich alle schon wie Laborratten vorkommen müssen…Vielleicht sollte man ein amerikanisches System bevorzugen, indem die Lehrer jährlich nach den Leistungen/Noten ihrer Schüler bewertet/entlohnt werden!?. Dann würde man ja eigentlich ganz schnell erkennen können, wer “fähig” oder “unfähig” wäre! -aber vermutlich würden dabei alle Lehrer in Deutschland auf die Barrikaden gehen. Die werden nämlich -umgekehrt- sehr ungerne wie ihre Schüler nach ihren “Leistungen” beurteilt und bewertet!  :-)

    schrieb sternschen am

  • #33

    @Lehrer
    Wir haben einige Quereinsteiger an unserer Schule, gute, mittlere und auch schlechte Lehrer. Eines haben aber alle gemeinsam:
    Erstes reißt sich keiner ein Bein aus und
    zweitens haben sie ein Supertalent, wenn es darum geht, die Rosinen aus dem Kuchen zu picken.
    Ein normal ausgebildeter Lehrer tut im Hinblick auf seine Beurteilung gut daran, recht vorsichtig seine Wünsche bezüglich Nachmittagsunterricht, Fächereinsatz usw. zu äußern. Oft sind es Dinge, die von der Schulleitung nicht bemerkt wurden (Dienstag, Pausenaufsicht 10:30 Uhr, Unterricht erst ab der 7. Stunde usw.). Manchmal bemerkt man solche Dinge durch Zufall und denkt sich, “da hätte er sich doch wirklich beschweren können!” Unsere Quereinsteiger verhandeln wie Manager der Fußballprofis und kommen damit auch durch. Beamter auf Lebenszeit, das war das Ziel, die Beurteilungsnote kann diesen Personen egal sein,
    die große Karriere, bei der sich Fleiß und Engagement wirklich auszahlt, hätten sie an anderer Stelle machen können.

    schrieb Hugo Schuster am

  • #34

    Ich möchte hier einmal eine Lanze für Quereinsteiger brechen.

    Ich bin “klassisch” ausgebildet (Studium Lehramt an Gymnasien + Referendariat), und muss sagen, dass genau der Pädagogik / Didaktik-Teil des Studiums das ist, worauf ich am ehesten verzichten könnte. Da werden hohe Theorien miteindander verglichen etc., aber nichts praxisrelevantes vermittelt.

    Andererseits muss ich aber auch sagen, dass ein “direkt von der Strasse heuern” (wie in diesem Lehrerfreund-Artikel beschrieben) falsch ist.

    Denn meiner Meinung nach “lernt” man ein guter Lehrer zu sein in zwei Schritten:

    1. In einem Studium eignet man sich das Fachwissen an. Das sollte schon auf dem Niveau eines Diplom-Studienganges erfolgen, man muss den Schülern einfach “weit” überlegen sein. Das haben ja auch die Quereinsteiger schon getan.

    2. Man eignet sich die Fähigkeit an, den Stoff zu vermitteln (und auch auf der menschlichen Seite mit den Schülern gut klarzukommen). Das hat bei mir zu 100% im Referendariat stattgefunden, zu 0% im Studium der Pädagogik / Didaktik.
    Stattfinden konnte es, weil man im Referendariat eben “langsam” und mit Unterstützung anfängt, man kriegt Tipps von erfahrenen Kollegen, und man hat auch viel Raum für “Trial and Error”, weil man nicht so viel Verantwortung tragen muss (beispielsweise kriegen Referendare in Bayern grundsätzlich keine Abschlussklassen, wenn man also mal den Unterricht der ersten Berufswochen versemmelt, hat man keine nicht mehr rechtzeitig schließbaren Lücken hinterlassen).
    Außerdem lernt man auch erst hier den rechtlichen Rahmen kennen, dessen Wichtigkeit nicht unterschätzt werden darf (beispielsweise hat an unserer Schule ein Quereinsteiger nicht rechtzeitig zum Termin zur Probezeitentscheidung Noten gemacht. Hat ihm keiner gesagt.)

    Daraus folgt (zumindest meiner Meinung nach):
    Quereinsteiger können genauso gute Lehrer sein wie die “echten”, aber einfach mal so diplomierte Leute ohne vorherige, wenigstens ein Jahr dauernde, betreute Einführung in den Beruf schmeissen, das halte auch ich nicht für gut, da können dann wirklich schlimme Sachen dabei rauskommen.

    Den 1. Schritt aus meiner Beschreibung bringen Quereinsteiger ja bereits mit, den 2. Schritt müssen sie mit der Hilfe des Staates noch tun.
    (Wie im Referendariat eben: Nicht gleich volles Unterrichtsdepütat und einen Betreuungslehrer an der Hand, der Unterrichtsbesuche macht und mit dem regelmässige Besprechungen stattfinden).

    Und zuguterletzt will ich noch was hinzufügen: Meiner Meinung nach gehören zu Lehrern auch ein paar (ganz wenige) Charaktereigenschaften, die kaum erlernt werden können:

    - Empathie (wie soll man sich vorstellen können, was man genau einem Schüler als Erklärung sagen soll, wenn man keinerlei Fähigkeit hat, sich in andere Menschen hineinzuversetzen

    - Engagement (erklärt sich von selbst)

    - Positive Einstellung (die Lehrer, die mit der Einstellung gegenüber den Schützlingen in die Schule gehen, dass die ja sowieso dumm und faul sind, aus denen nichts wird und aufgrund der schlechten Jugend das Abendland zugrunde geht, versagen meiner Erfahrung nach so gut wie immer).

    schrieb Lehrer am

  • #35

    Vor lauter Hektik in seinem stressigen Job (Rechtsverdreher? Mänädscher? Oder gar Bankster?) hat “mr.(!) Verwundert” scheinbar gar nicht gemerkt, dass knapp 150 Beiträge in zwei Jahren alles andere als viel sind… Oder vielleicht doch? Wir kennen die persönliche “Leistungsbilanz” von “mr. Verwundert” ja gar nicht…

    schrieb Mister M. am

  • #36

    ich bin durch zufall hier gelandet. selten so ein forum erlebt. herrlich. eins wird klar: viel zeit, sich im internet zu prügeln haben zumindest die hier vertretenen lehrer, egal ob “profi” oder “quereinsteiger”. wie das hier rundgeht! an eine schule mit solchen pädagogen und vorbildern wünsche ich mir keine kinder. von mister m zu mister x, von schülerfreund zu teamplayer: setzen, sechs.

    schrieb mr. verwundert am

  • #37

    Ich bin Quereinsteiger - was von mir zu halten ist, schreibt Lehrerfreund hier:

    https://www.lehrerfreund.de/in/schule/1s/lehrerblogs-2010-sabelino/

    Nicht jeder ist geeignet, nicht jeder ist ungeeignet, Verallgemeinerungen helfen hier wohl nicht.
    Bisher finden es alle Eltern gut, dass jemand von “außen” frischen Wind und Praxisbezug mitbringt. Aber an staatlichen Schulen würde man lieber ein Jahr Unterricht ausfallen lassen, bevor man jemanden wie mich einstellt…

    schrieb Michael am

  • #38

    Hallo zusammen,

    bin bis vor kurzem selbst Schülerin,dann Auszubildende, dann Studentin gewesen und nun Ingenieurin. Das bedeutet, dass ich die Möglichkeit hatte, verschiedene Schulen kennenzulernen. Eins ist mir immer in Gedanken geblieben…die guten und die schlechten Lehrer. Denn, es kam mir nie auf Lehrtechnik an…und die meisten Lehrer fand ich an der Realschule besonders schlecht. Die Eigenmotivation sinkt wohl mit dem Alter. Vielleicht stressen die Kinder die Lehrer…ich weiss es nicht. Später, in der Ausbildung, waren die Lehrer schon besser. Die Unterrichtsgestaltung war interessanter. Mein Lehrer konnte viel aus seiner Bundeswehrzeit erzählt. Er hatte auch eine andere Art das Wissen zu vermitteln. Während des Studiums habe ich Professoren kennengelernt…diese sind meist sehr theoretisch und haben ihren Plan, den sie einfach abarbeiten. Die wenigsten haben sich für Studenten Zeit genommen. Kurz um…ich kann garnicht genau sagen, wer Quereinsteiger war und wer nicht! Ein Lehrer ist aus meiner Sicht nur dann gut, wenn er kreativ ist. Demnach seinen Unterricht gestaltet und auch müde Kinder munter macht. Zudem sollte er sehr positiv und motivierend bleiben. Und, kreativ sind die wenigsten Lehrer…denn, das steht in keinem Lehrbuch!!

    Gruß

    schrieb Dina am

  • #39

    Habe jetzt gerade die Kommentare überflogen und mich gewundert: Zu den meisten anderen Berichten gibt es mehr oder weniger passende oder qualifizierte Postings von Schülern und Eltern. Hier kaum - bis auf ganz wenige Ausnahmen. Hier entsteht der Eindruck, dass die Lehrer sich gegenseitig selbst das Wasser abgraben und den Quereinsteigern keine Chance geben - ob die nun arrogant sind, oder nicht.

    Zunächst mal eines: An jedem Arbeitsplatz werden Sie solche und solche finden. Man kann nicht mit jedem können - ob er jetzt Quereinsteiger ist oder nicht; Metzger, Installateur, Bänker oder anderes. Und auch nicht jeder erledigt seine Arbeit gleich gut - und wer bestimmt, was “gut” ist?

    Ich (“studierter” Lehrer) war in den letzten fünf Jahren an drei verschiedenen Schulen. An allen gab es Quereinsteiger. Sie waren ausnahmslos genauso gut oder schlecht in die Kollegien integriert wie jeder andere Lehrer. Da war zunächst kein Unterschied zu erkennen.
    Probleme tauchten NUR auf, weil die Eltern anfingen, auf ihnen herumzuhacken und ihre Qualifikationen anzuzweifeln. Da konnte einer ein noch so toller IT-Experte sein - die Eltern haben sich dran aufgepeitscht, weil er einen Schüler im Informatik-Unterricht “ungerecht behandelt und zurechtgewiesen” hatte.
    Da hatten wir eine Biologin, gegen die von Elternseite Stimmung gemacht wurde, weil sie die Schüler “zu ekelerregenden Sachen zwang”: Sie ging mit der Klasse an einen Teich und verlangte vorab geeignete Kleidung, um den Schlamm und seine Lebewesen untersuchen zu können.
    ...
    -Nur zwei Beispiele; herausragend, aber nicht ungewöhnlich. Beide Kollegen (übrigens unterschiedliche Schulen) gaben an, sich zunächst vor den anderen Lehrerkollegen gefürchtet zu haben. Dass ihnen die Eltern der Schüler das Leben zur Hölle machen könnten, darauf wären sie im Vorfeld nicht gekommen, wo doch die Politik so auf der Seite des laufenden Schulbetriebs stehe…
    Die ganze Sache ging nämlich in der Form weiter, dass Unterschriften gegen diese Kollegen gesammelt wurden, Anrufe und Briefe bei Vorgesetzten aller Stufen eingingen,... -der Mob hatte Schuldige gefunden um Frust abzubauen oder das Schulversagen der eigenen Kinder zu erklären. Beide bekamen im laufenden Schuljahr keinen Fuß mehr auf den Boden und haben so weit ich weiß entnervt aufgegeben, nachdem ihnen auch kein Schulleiter, der auf den “guten Ruf seiner Schule” bedacht war, richtig helfen konnte.

    Das, liebe willige Quereinsteiger, kann zu Ihrem Problem werden; nicht das “neidische” Lehrerkollegium!

    schrieb Realist am

  • #40

    @hochgasser: Oh, die bösen Lehrer sind schuld, dass jemand wie sie nicht Lehrer wird. Sowas Blödes aber auch!

    Und was die 500 Schüler betrifft, denen Sie etwas auf den Weg mitgeben möchten: Ich habe bei 26 Wochenstunden ca 10-13 Lerngruppen à 25 SuS (im Schnitt). Das macht 250-325 SuS pro Schuljahr. Sicher, die eine oder andere Klasse hat man auch länger als 1 oder 2 Jahre. Aber man arbeitet ja auch ca. 30 Jahre als Lehrer.

    Und, ganz ehrlich: Geben Sie ihren Arbeitskollegen, ihren Freunden und vor allem ihrer Familie etwas mit auf den Weg. Das ist mindestens genau so wichtig und wirklich nicht wenig. Jeder darf die Welt gern ein wenig schöner machen, man muss dazu nicht Lehrer werden. Und wenn Sie ihren Reichtum nicht ertragen, dann spenden Sie doch einfach etwas, z.B. dem Förderverein der Schule ihrer Kinder. Das wäre doch auch schon was.

    Beste Grüße vom Musikus!

    schrieb Musikus am

  • #41

    Danke für die interessante u. offene Diskussion an dieser Stelle. Ursprünglich wollte ich mich in diese Woche nach langjähriger Überlegung für den Direkteinstieg an einer Schule bewerben. Glücklicherweise konnte mich dieser Faden vor einem großen Irrtum bewahren.

    Warum? Einfach diesen Faden im Hinblick der Voreingenommenheit lesen, langt bereits der einleitende Post. Als Direkteinsteiger kann ich auf vieles verzichten, nicht aber auf den Glauben gute Arbeit zu vollbringen. Bei entspr. Kollegium kann u. wird dies bis zur Rente viel zu häufig zur Debatte stehen.

    Da verzichte ich doch lieber auf meinen großen Traum bis zum Lebensende 500 Menschen etwas auf den Weg gegeben zu haben u. fahre weiterhin meinen großen Firmenwagen mit All-Inclusive-Tankkarte, gutem täglichen Kantinenessen, bezahlter Fortbildung, mit Privat Urlaub kombinierbare Auslandsaufenthalte, falls benötigt bezahlten Studienplätzen für meine Kiddies u. weit höherem Nettogehalt

    Schönen Abend noch - mit dieser Erkenntnis werde ich heute besonders gut schlafen

    schrieb hochgasser am

  • #42

    Hallo, ich möchte auf einen Beitrag zurückkommen, in dem eine Quereinsteigerin sich beklagte, dass sie zu wenig Unterstützung von ihren Kollegen bekommt,  sehr auf sich allein gestellt ist und ihre Anregungen nicht angenommen werden. Musikus ist darauf schon etwas eingegangen.

    Ich hatte ein reguläres Lehramtsstudium und mein erstes Staatsexamen absolviert, als ich (wie üblich) an eine Schule kam zum Referendariat. Leider musste ich von Anfang an die Erfahrung machen, dass man als Lehrkraft vorwiegend Einzelkämpfer ist (da ich schon Praktika in anderen beruflichen Bereich hinter mir hatte, wo die Kooperation zwischen den Beschäftigten enger und vertrauensvoller ablief, war diese Erfahrung ziemlich frustrierend).

    Außerdem wurde ich mit sehr vielen unerwarteten Anforderungen konfrontiert (die ich plötzlich und sozusagen wie aus dem Nichts beherrschen sollte), die mir aus dem Studium in keiner Weise bekannt waren. Ja, in der Schulpädagogik und in den Fachdidaktiken hatten wir gelernt und geübt, Stundenabläufe zu planen und in bestimmten Schemata festzuhalten. Aber plötzlich hieß es nach zwei, drei Wochen: “Sie haben Ihren Stoffverteilungsplan für Ihr Fach XY noch nicht abgegeben. Sie wissen schon, am xx.xx. ist letzter Termin dafür… ” “Und wie sieht es aus mit Ihrem Beitrag zum XY-Projekt, haben Sie dazu schon was mit der Klasse vorbereitet?” “Wir haben Sie jetzt für mittwochs und donnerstags immer als Pausenaufsicht eingeteilt und montags als Frühaufsicht…” “Wann soll eigentlich Ihre Elternsprechstunde stattfinden?” “Welche Aktivitäten übernehmen Sie beim Schullandheim-Aufenthalt mit der Klasse…” Allerlei Verwaltungskram (hinsichtlich Klassenlisten etc.), von dem ich zuvor noch nie gehört hatte, hielt mich zusätzlich auf Trab. Ja, mit den unterschiedlichsten Anforderungen wurde ich konfrontiert, mit denen ich weder aus der Uni noch aus den kurzen Schulpraktika vertraut war.

    “Nebenbei” (für mich eigentlich im Zentrum stehend!) meine eigenverantwortlichen Unterrichtsstunden, in denen ich immer den “Stoff” bis zu einem bestimmten Punkt schaffen sollte - schließlich war die (erfahrene) Kollegin mit der Parallelklasse auch schon so oder so weit… (ansonsten gab’s verärgerte Bemerkungen im Kollegium und besorgte Bemerkungen der Eltern… ). Mein Diskussionsbedarf hingegen (gerade wo sich Diskrepanzen zwischen den fachdidaktischen und schulpädagogischen Erkenntnissen aus der Uni und vorgefundenen Praktiken an der Schule zeigten) wurde entweder ignoriert oder unwillig/ungnädig aufgenommen.

    Ich will mich nicht beklagen und jammern, sondern die Frage stellen: Ist es einfach die Problematik von Neulingen, die bei den Quereinsteigern eben NOCH ein bisschen stärker zutage tritt (Eltern noch misstrauischer als gegenüber Referendaren…, Kollegen noch skeptischer als gegenüber Referendaren…)? Immerhin kennen Referendare die Wirklichkeit in Klassen- und Lehrerzimmern und auf Schulhöfen ja schon ein wenig aus den Praktika.

    Aus entsprechenden (erziehungswissenschaftlichen oder didaktischen) Vorlesungen und Seminaren während des Lehramtsstudiums habe ich dagegen eher ein “geschöntes” Bild mitgenommen. Man muss schon Realist/in sein und mit beiden Füßen auf dem Boden stehen, um in der Schule gut zurecht zu kommen. Und ein “kuscheliges” Team-Klima im Lehrerzimmer sollte man vielleicht eher nicht erhoffen. (Liegt vielleicht daran, dass ein Großteil der Arbeitszeit beim Unterrichten zugebracht wird und dass man/frau dabei “allein” vor / in der Klasse steht.) Vielleicht besteht wider Erwarten im Kollegium dann doch ein nettes, offenes und faires Miteinander? Umso besser… ;-)

    schrieb schuleinzelkampf am

  • #43

    @Chlorella: Wer solchen Aufwand wie du betreibt, sollte sich bewusst sein, dass er (oder sie) nicht als Maßstab für alle Quereinsteiger gelten kann. Dazu kommt, dass ein “Zusatz-/Aufbaustudium” in der Tat völlig überflüssig ist. Selbstverständlich ist OBAS der aktuell angemessene Weg für Quereinsteiger. Was aber offensichtlich immer zu wenig bedacht wird: Sofort “bedarfsdeckend” und “eigenverantwortlich” zu unterrichten ist grober Unfug, auch wenn es in einigen Bundesländern im ordentlichen Referendariat so gehalten wird (allerdings mit deutlich geringerer Stundenzahl als bei Quereinsteigern). Es gibt kaum eine berufliche Tätigkeit, die man vom ersten Tag angemessen ausfüllen kann, die “freie” Wirtschaft kennt selbstverständlich solche Vorgänge wie die Einarbeitung in innerbetriebliche Prozesse, ausführliches Kennenlernen der Kollegen und der Strukturen usw. Wer ab dem ersten Schultag eine 100%-Stelle ausfüllt, ohne sich vorher in Hospitationen oder anderen begleitenden Unterrichtsformen einen Einblick in die Alltagswelt an Schulen gemacht zu haben, der handelt grob fahrlässig, denn es geht hier tagtäglich um Kinder und Jugendliche, es geht um Noten, Versetzung, Misserfolge, Enttäuschungen, Gruppenprozesse, Schulrecht undundund. Diejenigen, die der Meinung sind, da könne man schon nicht viel verkehrt/kaputt machen, sind die gefährlichsten. Quereinsteiger, die sich Gedanken machen und ihre Entscheidung abwägen, sich bei Fachleuten informieren und sich helfen lassen, sind hingegen gern gesehen und werden in jedem Lehrerkollegium mit offenen Armen empfangen. Und dann interessiert sich der eine oder andere Lehrer auch ganz sicher für die Erfahrungen, die der Quereinsteiger in seinem bisherigen Beruf gesammelt hat.

    schrieb Musikus am

  • #44

    Hallo zusammen,
    ich hatte mich vor einiger Zeit mal an dieses Forum gewendet um eine Eintscheidungshilfe für meine berufliche Zukunft zu bekommen. Der Tenor der Antworten war, ich wäre zu naiv, sollte es aber ruhig versuchen. Ein wenig abgeschreckt durch die “unguten” Gefühle der “echten” Lehrer den Quereinsteigern gegenüber, habe ich mich dann mal erkundigt, welchen Aufwand ich betreiben müsste um mein Diplom als 1. Staatsexamen anerkannt zu bekommen. Für mein Hauptfach (Physik) würde ich nur noch einen Didaktikschein benötigen, für Mathe als Zweitfach wären es noch 4 FS und dann käme da noch einiges an EW dazu. Und natürlich noch das Refrendariat. Im Zuge dieser Erkundungen habe ich einige Gespräche mit den Professoren für Fachdidaktik geführt und auch viele Studierende gesprochen. Die Professoren waren sich einig, dass ein “Aufbaustudium” für mich zu aufwändig wäre, ich gerne einfach so in ihre Didaktikvorlesung kommen könnte, und wenn es nach OBAS doch ohne großen Aufwand einen sofortigen Einstieg geben kann, ich schön dumm wäre es nicht zu tun. Die Studierenden antworteten auf meine Frage, welche EW-Kurse sie mir den empfehlen könnten sehr irritiert und ohne erkennbare Richtung. Einig waren sie sich nur darüber, dass sie bisher noch nichts gelernt hätten, was sie später auch an der Schule brauchen würden. Und da frage ich mich dann wirklich, wenn doch schon die zukünftigen “richtig” ausgebildeten Lehrer sich “noch” nicht gerüstet fühlen und alles vom Referendariat abhängig machen, warum sollte ich mir dann noch ein “Zusatz”-studium antun? Dann kann ich auch die zwei OBAS-Jahre als Referendariat ansehen (mit dem Unterschied, dass ich sofort bedarfdeckend unterrichten muss). Da ich im Moment auch schon Vertretungsunterricht gebe und meine Schulleitung mich auch gerne halten möchte, ist meine Entscheidung also gefallen.
    Jetzt aber noch mal zu den “Ressentiments” der verschiedenen unterrichtenden Gruppen, was passiert eigentlich wenn demnächst die ersten Bachelor- und Masterabsolventen kommen? Dann ist doch eh alles wieder anders ;-)

    schrieb Chlorella am

  • #45

    @Sowieso
    Nehmen wir einmal an, ich wechsle in der freien Wirtschaft den Betrieb, erzähle meinen Kollegen, dass ich zuvor in einem Rüstungsbetrieb das Dreifache verdient habe, und, obwohl ich für den jetzigen Job fünffach überqualifiziert und damit allen Kollegen haushoch überlegen bin, hier eben jetzt mein Geld verdienen möchte.
    Zur Begrüßung hänge ich einen Zettel an das Schwarze Brett (mit drei Interpunktions- und vier Rechtschreibfehlern).
    Obwohl ich noch nicht auf dem kürzesten Weg den Ausgang finde, nerve ich meine Kollegen mit den tollsten “Verbesserungsvorschlägen”. Prinzipiell versuche ich, alles ein wenig anders zu machen als meine Kollegen.

    Auch ich habe einige Jahre außerhalb des Schulwesens gearbeitet. Dort werden solche Fehler noch wesentlich härter bestraft!!

    schrieb Hugo Schuster am

  • #46

    Nein, lieber Mister B., die tollen außerschulischen pädagogischen und fachlichen Abgebote werden nicht von Deppen geleistet!
    Sie werden in der Regel aber hauptsächlich von freiwilligen, lerneifrigen, an der jeweiligen Sache interessierten Kindern und Jugendlichen besucht oder von denen, deren Eltern bisweilen eine ganz schöne Stange Geld dafür löhnen. Beides steigert die Wertigkeit einer pädagogischen oder fachlichen Veranstaltung ungemein und ist mit der “Zwangsaufbewahrungsveranstaltung Schule”, die sich nun mal an einem von oben festgelegten Lehrplan orientieren muss (egal, ob die Lehrer dessen Inhalte aus ihrer eigenen Erfahrung heraus für sinnvoll halten oder nicht), nicht zu vergleichen.
    Bei außerschulischen Veranstaltungen werden i.d.R. auch keine 30 Schüler von einer einzigen Lehrperson betreut.
    Diese Veranstaltungen finden auch nicht Woche für Woche, 6 - 8 Stunden täglich statt. Das macht sie für die Zielgruppe interessanter und senkt den Vorbereitungsaufwand für das Lehrpersonal, das damit aufwändigere Unterrichtseinheiten zur Schau stellen kann (zumal sich dieses Personal meist nicht mit mangelhaftest ausgestatteten Fachräumen herumschlagen oder Arbeits- und Anschauungsmaterial für eben diese 30 Schüler auf eigene Kosten anschaffen muss.
    Und sie haben das Recht, “Quertreiber” mit dem Hinweis auf Erfolg der anderen o.ä. zu entfernen.

    Ich war selbst fast 20 Jahre in der Kinder- und Jugendarbeit bei pädagogischen und projektorientierten Angeboten tätig -und es war der Himmel verglichen mit dem, was ich in der Schule erlebe:
    Fand sich für eine Veranstaltung kein Sponsor oder Träger, gab es diese Veranstaltung nicht.
    Keine Gruppen mit über 15 Leuten, aber mindestens ein Zivi oder Praktikant zur Seite.
    Interessierte Teilnehmer; desinteressierte, die z.B. ihren Text nicht lernten oder auf ihrem Instrument nicht übten oder nur mit dem Handy herumspielten oder nur blöde Kommentare absonderten waren schnell draußen.
    Nie mussten wir mit Geräten kämpfen, die nicht funktionierten oder hatten kein Geld für Kostüme oder eine miese Beleuchtung oder nur drei Mikroskope oder eine schlechte Musikanlage.
    Die Kinder und Jugendlichen hatten ihr Arbeitsmaterial dabei - ausnahmslos - schließlich hatten die Eltern dafür bezahlt und darum achteten sie auch drauf…

    Schule ist mit außerschulisch eben nicht zu vergleichen - und ich bin übrigens kein Quereinsteiger, der die Welt verbessern wollte sondern jemand, der immer gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeiten wollte.

    schrieb Miss S. am

  • #47

    Zu behaupten, es gäbe auch gestandene Lehrerkollegen, die nicht ordentlich unterrichten, beweist nicht, dass die Qualifikation überbewertet wird. Piloten, die unter Alkoholeinfluss fliegen, werden auch nicht als Begründung dafür herangezogen, dass die fachliche Qualifikation eines Piloten als überbewertet gelten kann.

    Man kann niemals vom Einzelfall auf das Ganze schließen, es ist und bleibt ein Trugschluss. Man könnte dann auch auf die Idee kommen zu behaupten, dass eine Promotion nutzlos ist und meist betrügerisch erworben wird, weil es ja sogar beliebte Politiker so halten.

    Außerdem stimme ich Frederic ausdrücklich zu: Idealismus ist nicht nützlich. Professionalität ist gefragt.

    schrieb Musikus am

  • #48

    Hier wird die formale Qualifikation völlig überbewertet. Die Erfahrung lehrt, dass auch langjährige, gestandene Kollegen gerne auf Methodenwechsel und Medieneinsatz verzichten, wenn sie der vollgestopfte Lehrplan antreibt. Wer behauptet, dass nur Kollegen mit erstem und zweitem Staatsexamen ordentlich unterrichten können, sollte sich fragen, ob die vielfältigen außerschulischen pädagogischen und fachlichen Angebote nur von Deppen geleistet werden.

    schrieb Mister B. am

  • #49

    Ein Hauptproblem, das ich als Quereinsteiger habe, ist dass die Kollegen die Zusamemnarbeit verweigern. Einblick in ihre Schulaufgaben wird genauso verwehrt wie z. B. Begleitung bei Exkursionen. Ein kleiner Fehler, den ich mache und der bei Kollegen Gang und Gebe ist, ist für einen Quereinsteiger (mit 2. Staatsexamen wohlgemerkt) eine Katastrophe die seine Unfähigkeit zeigt. Weniger - ich würde s fast mit Mobbing bezeichnen - solches Verhalten durch Kollegen wäre sehr hilfreich.

    schrieb Sowieso am

  • #50

    Ich habe im Prinzip nichts gegen Quereinsteiger. Ich kenne gute uns schlechte wie bei den “echten” Lehrern auch. Schwierigkeiten haben sie am Anfang alle. Einige überwinden sie andere nicht. Solche, die diesen Job nun schon etliche Jahre machen und inzwischen den Schulbetrieb nun wirklich kennen und auch wissen, wie sie den Beruf machen müssen, kenne ich auch.

    Ich wehre mich nur mit Vehemenz dagegen, dass sich hier einige als so viel motivierter und besser darstellen. Da muss einfach eine ganz verquere Wahrnehmung vorhanden sein. Sie merken oft gar nicht, wie man sie schont.
    Ich habe aber echte Schwierigkeiten ihnen abzunehmen, warum sie einen gut bezahlten Job in der freien Wirtschaft in einem Top-Team, den sie erfolgreich gerne und gut erfüllen aufgeben - alles aus Idealismus? Sorry, das kann ich nicht glauben.
    ALLE Quereinsteiger, die ich kenne, befanden sich in einer Notlage, als sie in die Schule kamen. Einige gingen wieder in die freie Wirtschaft, als sie wieder die Möglichkeit hatten. Ich bin noch nie einem Quereinsteiger gegenüber gestanden, der zu mir sagte, dass er nur an die Schule gekommen sei, weil er die Schule bereichern wolle und eine gesellschaftliche Verantwortung empfindet. Noch nie hat einer behauptet, dass er uns was aus dem echten Leben antragen wolle. ALLE waren heilfroh, dass sie so der Arbeitslosigkeit entronnen sind.
    So eine Vermessenheit, wie sie hier hin und wieder zu Tage tritt, habe ich in der Realität noch nie erfahren. Jetzt frage ich mich, ob die sich in der Schule nur nicht trauen, ihre Hybris zu Schau zu tragen oder was der Grund für dieses Auftreten hier ist?

    schrieb Schülerfreund am

  • #51

    @Frederik
    “die haben oft ganz naive vorstellungen von input-output. pädagogik gleich null.”

    100 % Zustimmung!! Es kommt nicht selten vor, dass Schüler, obwohl sie intensivsten Nachhilfeunterricht von einer engagierten Lehrkraft erhalten, mit ihren Leistungen deutlich absinken. Es heißt dann, der Nachhilfelehrer hätte nichts getaugt. Dahinter steckt eine recht einfache Gesetzmäßigkeit: “Die besten Lehrer haben die faulsten Schüler!” Je besser der Unterricht, desto geringer sind die eigenen Anstrengungen.

    schrieb Hugo Schuster am

  • #52

    Idealismus braucht man gerade nicht. Das ist ja der große Irrtum unter Lehrern und Quereinsteigern. Jede Studie, die sich mit Lehrerburnout beschäftigt, nennt an erster Stelle Idealismus als Ursache. Also kontrafaktische Erwartungen. Und da haben es die lieben Quereinsteigerkollegen noch schwerer: ältere Leute können sich nicht mehr so leicht umstellen, sie kommen mit großen Erwartungen und wundern sich, warum das alles nicht funktioniert.
    Ne, Idealismus schadet nur. Professionalität ist als Lehrer genauso gefragt wie als Mediziner oder Pilot. Was ist der Fall, wie gehe ich damit um?  Diese Fragen müssen beantwortet werden. Und nicht: wie kann ich die Welt verbessern?

    schrieb Frederic am

  • #53

    Lass Dich doch dadurch nicht verunsichern. Internetforen sind oft ziemlich extrem. Die vermeintliche Ablehnung der Quereinsteiger durch die Lehrer hat oft eine Vorgeschichte, bei der die undifferenzoerten Lehrerbasher nicht ganz unbeteiligt sind.
    Üble Kollegen gibt es auch in der Wirtschaft.

    Aber Idealismus braucht man schon im Übermaß in diesem Job. Schüler, Kollegen, Schulleiter, Eltern, Schulamtsbürokraten können ziemlich schwierig sein.
    Aber zu Deiner Beruhigung: Die Schüler (zumindestens einzeln betrachtet) sind meistens nicht die Schlimmsten.
    Viel Glück bei Deiner wirklich schwierigen Entscheidung!

    schrieb mosch12 am

  • #54

    aus idealistischen motiven?
    ich bin mir sicher, der staat wird sie mit offen armen empfangen. nur bin ich irritiert. wer aus idealistischen motiven den beruf wählen will, derm dürfte der verlust eines bisher guten gehaltes ja nicht wichtig sein.

    schrieb kein weltverbesserer am

  • #55

    Das ist einfach nicht wahr, dass die Quereinsteiger mit 30 herausfinden, dass sie unterrichten wollen. in hessen sind die einfach deutlich älter. und das ist und bleibt ein nachteil. die haben oft ganz naive vorstellungen von input-output. pädagogik gleich null. einen riesenvorteil sehe ich allerdings im quereinsteigermodell: die wirklichen lehrer werden aufgewertet, es wird deutlich, dass unterrichten nicht einfach so geht.
    woher ich das weiß? nicht nur aus beobachtungen als lehrer an einer schule, an der eine reihe von quereinsteigern sich im unterrichten versuchen dürfen.
    sondern auch als vater mehrerer kinder, die ein gymnasium besuchen und dort den unterrichtsversuchen einer reihe von quereinsteigern ausgesetzt sind. klar, nette sind dabei, klar, die geben sich mühe. aber das reicht nicht. mir stehen oft die haare zu berge, wenn meine kinder von den unterrichtsstunden erzählen. keine ruhe, klassen außer rand und band, keine methodik. quereinsteiger - sind halt eine notlösung. das muss man anerkennen, sie füllen lücken, die ansonsten ungefüllt blieben. doch womit sie diese lücken füllen - o je o je.

    schrieb Frederik am

  • #56

    Auf der Suche nach einer Entscheidungshilfe ob ich meinen Job im Consulting-Bereich verlassen soll um aus idealistischen Motiven den Seiteneinstieg an einer Berufsschule anzutreten bin ich in diesem Forum gelandet. Noch nie habe ich in einem Forum irgendwas gepostet, aber dieses eine mal muss ich es loswerden:

    Ich muss sagen, dass ich wirklich geschockt bin über die primitiven Beiträge von potentiellen zukünftigen Kollegen mit Lehramtsstudium und entsprechend abgeschreckt bin. Es ist geradezu so, als wäre ich in einer schlechten Nachmittags-Talk-Show gelandet. Nie hätte ich erwartet, dass derart viel Neid, Missgunst und Niveaulosigkeit anstatt Offenheit, Neugierde und Interesse ggü. neuen Kollegen vorherrschen könnte. Nun muss ich zusätzlich zu meinen Argumenten Pro und Contra aktueller Job vs. Lehrer berücksichtigen, dass ich auf solche intoleranten und frustrierten Kollegen treffen könnte, die einem die Arbeit richtig vermiesen können. Furchtbar ! Und sowas von schade ! Es ist nämlich keine leichte Entscheidung einen gut bezahlten, viele Freiräume bietenden Job in der freien Wirtschaft gegen den Lehrerberuf einzutauschen.

    Aber ich habe die leise Hoffnung, dass solche Kollegen die Ausnahme darstellen ...

    schrieb Entscheidungsunterstützungs- Sucher am

  • #57

    @Mopsi

    aber als Professor mit Zuständigkeit für die Lehramtsausbildung müssten Sie wissen, dass es falsch ist, auf der einen Seite den “richtigen” Lehrer als Totalausfall und auf der anderen Seite den Quereinsteiger als jemanden, der seinen Stoff “drauf hat” darzustellen.
    Das sind einfach nicht die beiden Alternativen!

    Wenn das richtig wäre, müsste ich den Vorwurf an Sie richten, warum Sie nicht ordentlich ausbilden.
    Wenn das richtig wäre, bräuchte man gar keine Professoren, da ja anscheinend die Ausbildung der garantierte Weg zu einem schlechten Lehrer ist.

    Ich habe jedoch ein Störgefühl, wenn ich Ihren Beitrag lese und nehme ihn Ihnen auch nicht so richtig ab.

    schrieb Schülerfreund am

  • #58

    @Mopsi: Wüsste nicht, wer dem widersprechen sollte. Jedem sind engagierte und fähige Quereinsteiger lieber als unfähige und stinkfaule Beamte mit 2. Staatsexamen. Und? Was genau bedeutet das jetzt? Wird die Lehrerausbildung damit überflüssig?
    Da finde ich Maries Einwurf viel entscheidender: Betreuung um jeden Preis zur Wahrung der statistischen Unterrichtsversorgung von 100% ist momentan oft wichtiger als gescheiter Unterricht. Aber nicht jeder erteilte Unterricht ist auch gut. Vielleicht ist sogar “erteilter” Unterricht an sich totaler Quatsch. Denn es geht ja eigentlich nicht um die Lehrer sondern um die Schüler. Und ich werde nie verstehen, warum eine verdaddelte, verpennte, ausgefallene, nicht erteilte Stunde schlechter sein sollte als eine pädagogisch verbrämte Filmvorführung oder ähnliches.

    schrieb Musikus am

  • #59

    Es gibt sowohl bei Quereinsteigern, als auch denen, die das Lehramt von Anfang an verfolgt haben, Probleme mit Überforderungen und didaktischem Unvermögen. Als Schüler, später Professor mit Zuständigkeit für die Lehramtsausbildung und jetzt Vater von mehreren schulpflichtigen Kindern, muss ich leider immer wieder feststellen, dass es auch bei “richtigen” Lehrern Totalausfälle gibt, die es auch in den Beamtenstatus geschafft haben. Da ist mir ein Quereinsteiger lieber, der wenigstens den Stoff “drauf hat”, als ein ausgebildeter Lehrer, der fachlich und didaktisch Defizite aufzuweisen hat. Das ist meine Erfahrung über mehrere Jahrzehnte insbesondere im Bereich der Naturwissenschaften. Sorry.

    schrieb Mopsi am

  • #60

    Ich muss jetzt mal was aufgreifen, was mir in der Überschrift aufgefallen ist: “kein Unterricht ist besser als…”

    Bin inzwischen auch fast der Meinung, - hat mit den Quereinsteigern aber nur bedingt zu tun, außer dass ein größerer Lehrerpool manchmal durchaus von Vorteil wäre - oder von mir aus auch von irgendwelchen Aufsichtspersonen!

    Ich rege mich da gerade aus aktuellem Anlass auf: Früher wurden Schüler, deren Lehrer ausfiel (kurzfristig wegen Erkrankung oder auch schon vorher bekannt wegen anderer Verpflichtungen) nach der 4. oder 5. Stunde nach Hause geschickt, wenn es vom Stundenplan her passte.
    Jetzt gibt es die Regelung, dass (zumindest in einigen Schularten) kein “Unterricht” mehr ausfallen darf. Das heißt in der Praxis wohl “Beaufsichtigung um jeden Preis”!

    In der Klasse meines Sohnes waren in den letzten beiden Wochen nahezu täglich irgendwelche Schüler aus anderen Klassen (manchmal bis zu 15 zusätzlich), weil deren Lehrkraft erkrankt war und die Schüler aufgeteilt werden mussten. Folgen: Kein Platz für alle, Unterricht für die Klasse meines Sohnes auch stark reduziert, Anschauen von Filmen, Schulaufgaben verschoben.
    Oder der Lehrer musste ständig in ein anderes Klassenzimmer daneben oder gegenüber laufen, um die andere Klasse zu “beaufsichtigen”. Wenn da irgendwas passiert, ist er wahrscheinlich auch noch wegen vernachlässigter Aufsichtspflicht dran! Vielen Dank auch!!
    So geschehen auch in den 5. und 6. Stunden!

    Es ist mir klar, dass alles wieder mal an Sparmaßnahmen scheitert - und ich möchte jetzt auch mal klarstellen, dass auch Lehrer ein Recht haben, krank zu werden, wenn die Grippewellen laufen und jedes noch so kranke Kind zur Freude aller in die Schule geschickt wird.
    Nur können die Lehrer ihre Arbeit mit den Schülern am Vormittag nicht liegen lassen oder verschieben. Und da bin ich dann schon massiv genervt, wenn die Schulleitung solche Zustände hinnimmt, dass keine Vertretungslehrer “von oben” geschickt werden können und trotzdem noch so tut, als hätte sie die Schule mit dem geringsten “Unterrichts"ausfall.
    -Mein Sohn hatte in den letzten beiden Wochen kaum etwas, das die Bezeichnung “Unterricht” verdient hätte - und das, obwohl seine Lehrer da waren. Ich überlege wirklich, ob ich mich bei einer oberen Schulbehörde beschweren soll!

    schrieb Marie am

  • #61

    @janet
    Es geht nicht darum, was einer bisher betrieben hat, sondern darum, ob er fähig ist, Schülern etwas beizubringen. Die fachlichen Fähigkeiten sollte man wohl voraussetzen können. Aber die alten Tugenden: “Vom Leichten zum Schweren”, “anschauliche Beispiele”, “sich in die Rolle des Schülers versetzen können”, “den Stoff richtig anzuordnen” fehlen leider, und dazu gehört leider auch die Fähigkeit, sich in ein Team einordnen zu können. Das hat mit Neid nichts zu tun. Ich habe mehrere Quereinsteiger betreut. Manche haben aufgehört, andere sind Kollegen geworden, die sich leistungsmäßig im vorderen Drittel befinden. Verallgemeineren sollte man nicht. Nur kann ich jedem raten: Diejenigen, welche am Anfang mit ihrer Nase Kondensstreifen am Himmel erzeugen, sitzen spätestens nach dem ersten Elternabend an unserer Schule im Lehrerzimmer und heulen!
    Gruß Hugo Schuster

    schrieb Hugo Schuster am

  • #62

    @janet
    automatisch nicht, aber womöglich schön. vorlesung halten und spitzenforschung betreiben weist ja nun mal überhaupt keine eigung für den lehrerberuf nach.

    schrieb ete petete am

  • #63

    @Janet:
    Nein, “Spitzenforscher” (In Bezug auf was überhaupt? “Spitze” kann man nur in einem sehr kleinen Bereich der Wissenschaft sein.) sind in der Schule nicht automatisch schlecht. Aber auch nicht automatisch gut.

    schrieb Mister M. am

  • #64

    Ach ja. Und was ist wenn man an einer der weltweit besten Universitaeten Vorlesungen an Studenten gegeben hat? Und dazu noch in der Spitzenforschung gearbeitet hat? Ist man dann als Quereinsteiger auch automatisch schlecht? Der Artikel trieft vor Neid. Ich wuerde sagen, mittelmaessige Lehrer (fachlich meine ich jetzt) haben Angst.

    schrieb Janet am

  • #65

    @Entwickler
    “da ich nicht die Aufgaben des Lehrbuchs abarbeite, sondern IT-projektmäßig arbeite”

    Mit den Aufgaben des Lehrbuches meinst Du wohl die Lernziele?
    Man sollte eine Gleichbehandlung der Schüler der verschiedenen Klassen zumindest an einer Schule
    anstreben, und das gilt für den Stoff genauso wie für die Leistungskontrollen und die Noten, die vergeben werden.
    Glaube mir, ich kenne das, wir hatten auch einen IT-Experten, der vor einem halben Jahr wieder aufgehört hat. Im Unterricht hat er die Schüler dreihundertprozentig überfordert, die Leistungsnachweise waren ein Witz und alles nach dem Motto: “Wenn alle durch die Türe gehen, dann springe ich durch das geschlossene Fenster!”.
    Nun sind Schüler und Eltern ja leider so, wenn mit geringstem Aufwand gute Noten erzielt werden können, dann akzeptiert man eigentlich so ziemlich jeden Unfug. Und noch ein Rat: Auch in der freien Wirtschaft gibt es Killerphrasen. Wenn Du eine Idee auf Jahre hin blockieren willst, dann musst Du diese folgendermaßen verkaufen: “In meinem früheren Betrieb, in dem sowieso alles viel besser war, haben wir das so gemacht ...”
    Grüße
    Hugo

    schrieb Hugo Schuster am

  • #66

    @entwickler: Was du schreibst, hat nichts mit der Polarität zwischen Quereinsteiger und “richtigen” Lehrern zu tun. Das, was du beschreibst, sind die normalen Erfahrungen eines Menschen, der von der Arbeits- und Verhaltensweise vieler Lehrer überrascht und abgestoßen ist. In deiner “Open Source”-Firma ging es letztlich nur darum, ob die Ideen zünden und ob man erfolgreich ist. Schule ist aber eine Anstalt, eine Behörde, und die Beschäftigten sind nicht dem Erfolg, sondern ihrem Dienstherrn verpflichtet. Daher kann man letztlich auch nur in der Interaktion mit den Schülern Erfolgserlebnisse und eine gewisse innere Befriedigung verspüren. An Schulen heißt es niemals: “Der Erfolg gibt ihm/ihr Recht”. Alles wird reduziert auf die “Erfüllung” von Dienstpflichten. Und dies ist nicht einfach nur gedankenloses Beamtentum, damit verbunden sind wichtige Entscheidungen. Man könnte in Anlehnung an die altbekannte Indianerweisheit sagen: Erst wenn der letzte Beobachtungsbogen ausgefüllt, die letzten Noten gegeben, die letzten Evaluationen vorgenommen, die letzten Konferenzen gehalten und die letzten Mediationen durchgeführt wurden, werdet ihr merken, dass Dokumentationen und lange Gespräche nicht automatisch zu einem Lernzuwachs der Kinder führen.
    Aber mit Quereinsteigern hat das alles wenig zu tun. Und das, was du am Ende beschreibst, ist auch eine typische Lehrerhaltung: Um der Schüler willen macht man weiter, auch wenn einem der ganze Laden ziemlich unattraktiv vorkommt. Glaub mir, du bist längst nicht allein mit dieser Haltung :)

    schrieb Musikus am

  • #67

    Als Quereinsteiger leide ich sehr unter den angestammten Kollegen.

    Mit langjähriger IT-Praxis - wegen Kindern war mir der Consultingbetrieb irgendwann zu wenig Kinderzeit - bin ich fachlich sehr gut qualifiziert. Beurteilt werde ich aber von einer Kollegin, die nie Informatik gemacht hat. Und die Beurteilunge fallen stets schlecht aus, da ich nicht die Aufgaben des Lehrbuchs abarbeite, sondern IT-projektmäßig arbeite.

    Anregungen fachlicher Art versanden bei den Kollegen. (Da ich in einer Open Source Firma arbeitete, war ich es gewohnt, einfach Ideen weiterzugeben. Unter Lehrern ein faux pas.) Nicht einmal eine Antwort erhält ein Quereinsteiger. Man ignoriert einen einfach.  Ich habe mir nie vorstellen können, dass in diesem Bereich so wenig Teamarbeit angesagt ist. Sonst hätte ich den Schritt zum Lehere nicht gemacht.

    Viele Quereinsteiger haben erst einmal große Probleme: sie erfahren nicht, welche Formalia einzuhalten sind, sie werden bei Informationen vergessen,.... keine einzige Unterrichtsstunde wird weitergegeben,.... Wen ich frage, wie das und da zu handlen ist, so erhalte ich dei Antwort: wir wissen doch alle, was für Schule nötig ist. Frage ich, ganz konkret, in dieser Situation, wie soll ich mich verhalten, so heißt es: “Typisch Quereinsteiger, keine Ahnung. Informieren Sie sich.” Sage ich dann, genau das möchte ich gerade tun, so heißt es: “Ihre Kollegen wissen das aber.”
    ...


    Am Anfang meiner Tätigkeit blieb mir wegen der mangelnden Einstiegsunterstützung kaum Zeit, Unterricht vorzubereiten. Ich recherchierte, fragte, durchsuchte Foren im Internet…..

    In für mich völlig ungewohnter Einzelkämpferarbeit habe ich mir dann die Didaktik selbst angeeeignet. In dem Schulungsunternehmen, in dem ich in der IT tätig war, wäre das undenkbar gewesen. Wir haben uns ausgetauscht und so die Qualität verbessert.

    Der Lehrerarbeitsstil ist gelinde gesagt hochgradig ungewohnt.

    Mittlerweile bin ich mit meinem Unterricht und den Unterrichtserfolgen sehr zufrieden. Aber dieser Weg war lang und sehr steinig und sehr, sehr einsam.

    Mit Unterstützung von Kollegen hätte er halb so lang sein können und viel weniger steinig und das auch zum Wohle der Schüler.

    Trotzdem isolieren mich die Kollegen weiterhin.
    Ich bin stets froh, wen nich das Lehrerzimmer in das Klassenzimmer verlasse….

    Sobald das familiäre geklärt ist, werde ich wieder ein IT-Jobangebot - es gibt für mich genügend -annehmen. Ehemalige Kollegen fragen laufend, ob ich mir diese Arbeitsbedingungen noch weiter antun will…. Verlassen, und das trotz Verbeamtung auf Lebenszeit!

    Das interne Arbeitsklima muss halt einfach auch stimmen, damit man sich im Job wohl fühlt.

    Andererseits schätzen mich die Schüler, weil ich andere Aspekte einbringe. Äußerungen wie “sie können wir ja fragen, sie sind ja nicht nur Lehrer” gibt es öfters.

    Auch wenn ich in die IT zurückgehen werde, ein Tag die Woche muß unbedingt für meine Schüler bleiben, die mir doch sehr ans Herz gewachsen sind.

    schrieb #entwickler am

  • #68

    Ich kann diese pauschalen Werturteile über Quereinsteiger nicht mehr lesen. Sie kommen aus der nicht näher definierten “Praxis”. Dabei stellt sich für mich die Frage, was in diesem Kontext unter “Praxis” konkret verstanden wird, wie dieser Begriff näher zu operationalisieren ist und welche Aufgabenfelder im Berufsleben eines solchen Praktikers im Vordergrund standen. Ich habe eine kaufmännische Ausbildung zum Industriekaufmann und einige Jahre in der “Praxis” gearbeitet, was mich allerdings nicht zwangsläufig zum “guten” Pädagogen mit viel Fachwissen adelt. Mein aktuelles Fachwissen resultiert in erster Linie aus Lehrerfortbildungen über ERP-Systeme (z. B. ARIS von Prof. Scheer) und SAP-Module. Diese Gedankengebäude gab es zu meiner Zeit vor dem Pädagogikstudium überhaupt noch nicht. Nicht nur die Produktlebenszyklen werden kürzer, sondern auch die Wissenszyklen. Das Wissen eines Quereinsteigers aus der “Praxis” - was auch immer damit gemeint ist - ist doch heutzutage nach 2 Jahren veraltet. Und bei dieser näheren Betrachtung fällt doch auf, dass ein Pädagoge sich in erster Linie auf die Gestaltung von Lehr-Lernrprozessen konzentrieren und diese mit aktuellen fachlichen Inhalten modellieren sollte. Aktuelle fachliche Kompetenzen können auch durch Fortbildungen erworben werden. Es geht doch in der Schule in erster Linie um die Umsetzung psychologischer, pädagogischer, erziehungswissenschaftlicher Erkenntnisse. Ein Lehrer aus der Praxis kann in diesem Kontext ein schlechter Lehrer sein. Wenn ich mich an meinen Ausbilder im Unternehmen erinnere, der häufig beim Erklären zu Gedankensprüngen neigte. Darüber hinaus habe ich später als Lehrer an der kaufmännischen Berufsschule Ausbilder kennen gelernt, die “Anpfiffe” in der Erstausbildung als Lernen in Ernstsituationen am Arbeitsplatz umdeuteten, so stellt sich für mich die Frage, ob dieser Typ Ausbilder als Quereinsteiger nicht auch schädlich für das Bildungssystem sein könnte. Ein Referendariat allein reicht bei bestimmten Betonköpfen nicht aus, um solche Gestalten zum pädagogischen Umdenken zu bewegen. Es gibt schwarze Schafe auf beiden Seiten. Nicht nur faule und desinteressierte Pädagogen, sondern auch pädagogisch inkompetente, aber fachlich gut ausgebildete Quereinsteiger. Fazit: Pädagogen sollten sich fachlich mit aktuellen Inhalten weiterbilden, anstatt sog. Praktiker einzustellen, deren Wissen nur eine Halbwertzeit von 2 Jahren hat.

    schrieb Klafki am

  • #69

    @Hugo Schuster:
    “Deshalb wird man sich um Schadensbegrenzung bemühen, die Belastung durch die Fachschaft geht an die Grenze des Erträglichen.”
    Angesichts der Tatsache, dass Quereinsteiger oft nicht in der besonders korrekturintensiven Oberstufe eingesetzt werden… Sie “schöpfen” also die weniger arbeitsintensiven Unterstufenklassen “ab”, die besondere Belastungen für Vollzeitkräfte ausgleichen, wobei die “unangenehmen” Klassen auf das Stammpersonal verteilt werden. Das macht bei uns im Kollegium schlechte Stimmung

    schrieb C. am

  • #70

    Das Problem könnte sehr leicht entschärft werden, wenn man von allen Quer-/Seiteneinsteigern verlangt, dass sie ein Referendariat absolvieren. Und zwar bevor man sie in die Schulen lässt, d.h. nicht berufsbegleitend. Ganz so wie bei den regulären Lehrern auch. Das würde den Quer-/Seiteneinsteigern selbst und auch den Schülern helfen.
    Und nebenbei kann man dann sehr schnell erkennen, wer wirklich aus Berufung Lehrer werden will und wer nur einen sicheren Job sucht: 1,5 bzw. 2 Jahre einen Vollzeitjob für knapp über 1000 Euro im Monat ohne Erfolgsgarantie (Wird die Prüfung bestanden? Gibt es am Ende des Referendariats überhaupt noch Bedarf?) bedarf schon einer ganz speziellen Motivation.

    schrieb Mister M. am

  • #71

    @Musikus

    Genau so ist es. Ich hätte es nicht besser ausdrücken können, teile Ihre Meinung aber zu 100%!

    schrieb Schülerfreund am

  • #72

    Die Zahl der Quereinsteiger liegt an unserer Schule im zweistelligen Bereich. Ich möchte nicht verschweigen, dass einige wieder aufgehört haben, weil sie sich den Beruf “weniger stressig” vorgestellt hatten. Bei einigen Kanditaten musste ich als Betreuungslehrer tätig werden. Und hier beginnt m. E. nämlich das eigentliche Problem. Der Arbeitsaufwand ist um ein Mehrfaches höher als bei einem “normalen Referendar”. Einerseits geht es um den Ruf der Schule und die Tatsache, dass irgendwelche Kollegen die Klassen im nächsten Jahr fortführen müssen. Deshalb wird man sich um Schadensbegrenzung bemühen, die Belastung durch die Fachschaft geht an die Grenze des Erträglichen. Andererseits ist das auch ein standesrechtliches Problem. Als in unserem Bundesland erstmals die Problematik diskutiert wurde, hat sich unser Lehrerverband wieder einmal äußerst tollpatschig verhalten. Man wollte den Mitgliedern verkaufen, dass man durch die Zustimmung zu Sondermaßnahmen eine dauerhafte Mehrarbeit abwenden konnte. Gleichzeitig dachte man: Ihr werdet schon sehen, wie unattraktiv der Lehrerberuf ist. Wir glauben, dass sich nur wenige Leute bewerben werden. Andererseits kann man sich nicht gegen Sondermaßnahmen aussprechen und diese Leute dann als Mitglieder werben.
    Leider lag der Verband auch in dieser Frage wieder einmal vollkommen daneben. In einem Jahr mit einer “Referendarsschwemme” wurde zusätzlich die Sondermaßnahme durchgeführt. Unser Chef meinte, “nun ja, eigentlich hat es ja ganz gut geklappt”. Dass ich in manchen Wochen 10 Stunden mich mit dem Kanditaten beschäftigte, ihm meine   Unterrichtsvorbereitungen komplett zur Verfügung stellte, teilweise nachts um 3.00 Uhr angerufen wurde usw., das weiß unser Chef heute noch nicht.
    Hinzu kommt bei einigen eine unglaubliche “Beratungsresistenz”.

    schrieb Hugo Schuster am

  • #73

    Ich amüsiere mich immer wieder über die Argumentationsstrategie, die Einzelbeispiele heranzieht, um auf das Ganze Rückschlüsse ziehen zu können :)

    Natürlich gibt es “so manche” Quereinsteiger, die gewissenhafter arbeiten als Lehrer mit zweitem Staatsexamen. Es gibt auch in der Wirtschaft ungelernte Kräfte, die den ausgebildeten Fachkräften noch etwas beibringen können. Na und? Darum geht es doch gar nicht.

    Welche Handwerkskammer wäre denn damit einverstanden, dass Gesellen und Hilfskräfte den gleichen Status besitzen? Die Trennung ist äußerst strikt, in der Praxis üben aber beide häufig dieselbe Tätigkeit aus.
    Welches Kreditinstitut beschäftigt heute noch ungelernte Kräfte, die die Arbeit von Bankkaufmännern/-frauen erledigen? Gab es früher durchaus.
    Welche Behörde stellt Sachbearbeiter ein, die keine verwaltungstechnische Ausbildung vorweisen können? Keine.

    Lehrermangel in bestimmten Fächern ist ein hausgemachtes und vermeidbares Problem, welches mit einer weitsichtigen Personalpolitik gut zu vermeiden wäre. Es werden immer nur Lehrer eingestellt, die gerade jetzt im Moment benötigt werden, und die hängen dann dem Staat auf ewig auf der Tasche (Beamtentum). Nach manchen Landtagswahlen gibt es zudem regelrechte Einstellungswellen, in denen wirklich “jeder” einen Job bekommt. Die Kehrseite: Wenn es kurzfristig keinen Bedarf an Lehrern z.B. für die MINT-Fächer oder bestimmte Fremdsprachen gibt, dann stehen diese nach dem Studium auf der Straße und suchen sich etwas anderes. Wenn dann “plötzlich” massiv Bedarf entsteht, bedient man sich bei Quereinsteigern. Da der Bedarf dringend ist, findet oft keine echte Vorbereitung auf die neuen Herausforderungen statt, sondern die Quereinsteiger werden ins kalte Wasser geworfen. Selbstverständlich können einige der Quereinsteiger dann über Wasser bleiben, andere können es aber eben nicht.

    Und “einfach nur auf Lehramt” studieren um sich nicht mehr groß anstrengen zu müssen?! Verflixt nochmal, Lehrer MÜSSEN sich anstrengen! Lehrer kann nicht jeder. Und allen erfolgreichen Wirtschaftsfachkräften sei gesagt: Charlotte Roche ist erfolgreiche Romanautorin, aber nicht automatisch eine erfolgreiche Deutschlehrerin, Dieter Bohlen ist erfolgreicher Produzent, aber nicht automatisch ein erfolgreicher Musiklehrer, Mesut Özil ist erfolgreicher Fußballer, aber nicht automatisch ein erfolgreicher Sportlehrer. Und wenn Sie als Quereinsteiger in der freien Wirtschaft erfolgreich waren, dann sagt dass nichts, aber auch gar nichts darüber aus, ob sie auch “erfolgreich” unterrichten können oder nicht.

    Unterrichten ist eine Profession, und wer meint, es reiche fachliches Wissen und ein guter Draht zu den Schülern, der liegt falsch. Dies sind lediglich notwendige, aber nicht hinreichende Bedingungen.

    Und noch einmal: Einzelne Quereinsteiger sind überhaupt nicht gemeint. Es geht um eine bedenkliche Entwicklung, die auch hier in der Diskussion zum Ausdruck kommt. Nach und nach greift die Auffassung um sich, dass der Lehrerberuf eigentlich von jedem ausgeübt werden könne. Man benötige für manche Fächer nicht einmal einen Hochschulabschluss. Dies ist letztlich dieselbe Missachtung, über die sich hier mancher Quereinsteiger beklagt.

    schrieb Musikus am

  • #74

    So eine Frechheit! Erst mal nachdenken, bevor man etwas schreibt, würde ich sagen, aber als fauler, eingebildeter “richtiger” Lehrer muss man sich ja irgendwie wehren…
    Vielleicht liegt der Fehler ja im System?? Wie viele Kandidaten gibt es, die nicht mal ein richtiges Fach studieren, sondern einfach “auf Lehramt”, einfach nur, damit sie einen sicheren Job haben, sich nicht mehr unbedingt groß anstrengen müssen und ausgesorgt haben??
    Bei wie vielen examinierten, verbeamteten Lehrern trauen sich die Eltern nicht, Kritik zu üben, sich zu beschweren?
    Wieso wird solchen Quereinsteigern nicht einfach Hilfestellung gegeben? Wäre das nicht einfacher und sinnvoller, als Unterricht ausfallen zu lassen oder von verbeamteten Schnarchnasen halten zu lassen, die ständig scheinbar todkrank sind??

    Ein Quereinsteiger sei “nicht in der Lage, Unterricht sinnvoll zu gestalten” - wieso sprechen Überprüfungen der Regierungspräsidien eine andere Sprache als der oben zitierte Artikel vom 1.3.2009??

    So mancher Quereinsteiger arbeitet gut, wenn nicht sogar gewissenhafter als manche Lehrer mit zweitem Staatsexamen!

    schrieb Quereinstieger-Kritiker am

  • #75

    Ich kann dem vorherigen Beitrag nur zustimmen!
    Den Artikel zu den Quer-oder Direkteinsteigern finde ich sehr unqualifiziert und wenig auf Tatsachen beruhend.

    Ich habe einen sogenannten Direkteinstieg hinter mir, der in Baden-Württemberg 2 Jahre dauert - also länger als das Referendariat für Lehrer, die regulär auf Lehramt studiert haben. In BaWü dauert dies 1,5 Jahre…
    Man bekommt während dieser 2 Jahre nichts geschenkt (ist ja auch in Odnung so). Man hat jede Menge Lehrproben, Prüfungen, Kolloquien und schriftl. Abgaben…

    Ich finde es eine Frechheit so über Direkteinsteiger/Quereinsteiger zu urteilen und so einseitig zu berichten!!!

    Ferner kenne ich einige sogenannte Lehramtsstundenten, die genau aus dem uns Quereinsteigern vorgeworfenen Grund (Verbeamtung!) Lehrer werden wollen…

    Mir macht der Beruf als “vollwertiger” Lehrer sehr Spass und eigentlich könnte einem solch eine Berichterstattung auch egal sein, wenn das FeedBack von Schülern, Eltern, Kollegen und Vorgesetzten stimmt.

    schrieb Direkteinsteiger am

  • #76

    Es gibt durchaus “Quereinsteiger”, die sich den Lehrerberuf vorher nicht so arbeitssam vorgestellt haben -
    und auf jeden Fall sollte ein “Quereinsteiger” neben seinem “Fach”, wofür er ja schon eine Ausbildung mitbringt - zusätzlich die ganz normale fachdidaktische Ausbildung machen - das zu organisieren sollte eigentlich kein Problem sein -
    es gibt aber auch Kommentatoren hier - Lehrer und Nichtlehrer - die einen Haufen Vorurteile zeigen.
    Bei manchen frage ich mich, ob ich ihnen in der Realität und an einer Schule begegnen möchte.

    schrieb Ute am

  • #77

    Dabei könnten wir gerade HIER etwas von den Quereinsteigern aus der Wirtschaft lernen:
    Die stören sich noch an Dingen, bei denen sich Lehrer längst fragwürdige Verhaltensformen aus reinem Selbstschutz angewöhnt haben.

    Beispiel verdreckte Klassenzimmer: Natürlich ist es nicht meine Aufgabe, den Raum zu putzen, aber es ist grundfalsch, wenn es mich deswegen nicht so sehr stört, dass ich selbst Hand anlege (Stichwort “Fremdschämen”).

    Bitte richtig verstehen: Nicht alles, was andere (hier: der Schulträger) vermurksen, kann ich berichtigen und auffangen (und nicht vergessen: JEDER macht Fehler… ;) ), aber meiner Meinung nach müsste es eine andere Reaktion auf diese unsäglichen Sparmaßnahmen geben, zum Beispiel: Wenn du die Reinigung der Räume nicht mehr bezahlst, dann muss die Schulgemeinschaft ran - selbstverständlich während der Unterrichtszeit. Dann würde ich jeden Mittwoch und jeden Freitag die gesamte anwesende Schulgemeinschaft in der 6. Stunde die Schule säubern lassen, inkl. Staubsaugen, Fenster putzen usw. Sollte das die Eltern stören, würde ich auf den Schulträger verweisen, der in unangemessener Weise seine Pflichten verletzt.

    Was machen LEHRER stattdessen: Maulen, die Schuld bei anderen suchen, im Dreck unterrichten, und dies nicht einmal veränderungswürdig finden.

    Ich würde sehr gern in Räumen unterrichten, die ähnlich gepflegt sind wie Räumlichkeiten in der freien Wirtschaft und dort würde ich auch sehr viel lieber Elterngespräche führen. Dieser versiffte Look ist vielleicht mit persönlichen Erinnerungen aufgeladen, er ist aber auch ziemlich eklig und einer “Lehranstalt” unangemessen.

    schrieb Musikus am

  • #78

    Na, ich denke aber doch, dass das schulabhängig ist. So etwas käme an meiner Schule nicht vor. Vielleicht mag das aber auch an dem äußerst guten Betriebsklima liegen. Es hilft jeder jedem soweit es geht (Naja, auch wir haben unsere 2 faulen Eier ;-)) Die können wir aber noch einigermaßen gut kompensieren u nd schweißt alle anderen zusammen.

    Schlecht geputzte Klassenzimmer zum Elternabend kann ich allerdings nicht ändern. Ich bin nicht der Putzdienst. Ich lasse die Schüler vor einem Elternabend aufräumen und sehe insgesamt zum dass nichts herumfliegt, aber ich werde bestimmt nicht putzen und damit kostenlos einen Dienst übernehmen, der vom Schulträger aus Kostengründen eingestellt wurde. Ich schäme mich auch nicht, wenn mein Klassenzimmer dreckig ist. Wieso soll ich mich schämen, wenn eine Aufgabe nicht erfüllt wurde, die nicht meine Aufgabe ist?

    Zur Motivation:
    Jeder hat das Recht auf seine individuelle Motivation. Ich habe einen mir sehr lieben Kollegen, der nur als Quereinsteiger kam, weil er seine Firma vor die Wand gesetzt hat. Als Lehrer und Kollege kann ich nicht klagen.
    Familienwunsch als Grund kann ich durchaus verstehen. Wichtig ist mir nur, dass auch der Quereinsteiger seine Arbeit vernünftig macht. Bei uns ist das mit unseren Quereinsteigern (nachdem die Luschen weg sind) inzwischen der Fall… und daher: Alles ist gut!

    ABER: In deinem Beitrag schreibst du, dass dein Job in der freien Wirtschaft das Doppelte eingebracht hätte.
    Ich möchte das einmal bemerken für die Leute, die immer meinen, Lehrer würden solche Unsummen verdienen.

    schrieb Schülerfreund am

  • #79

    Die Motivation, Quereinsteiger zu werden, ist sehr individuell. Ein Hauptgrund ist z.B. Familienwunsch und Kinderliebe, was mit einem - in meinem Fall doppelt so gut bezahlten - Beruf in der Wirtschaft nicht zu vereinbaren war.

    Sehr leide ich aber unter dem Verhalten der etablierten Lehrkräfte.

    Anregungen, die dadurch entstehen, dass langjährige Industrieerfahrung auf die Schule stößt, werden im besten Fall ignoriert. Materialaustausch mit Kollegen erfolgt, wenn überhaupt, nur einseitig von mir zu den anderen. Nicht einmal ein kollegiales, in der Wirtschaft selbstverständliches Dankeschön wird formuliert. Dies ist genauso ungehörig, wie an einem Elternabend Eltern in schlecht geputzte Klassenzimmer zu laden, wo auch noch Stühle kaputt sind. Stellt man als Quereinsteiger den Gästen einfach ein paar Bonbons etc. zur Verfügung, so wird man von Kollegen u. U. sogar schikaniert.

    Leider sind diese Erfahrungen nicht schulabhängig, sondern wurden von mir an mehreren Schulen gemacht.

    Die Teamarbeit, die in der Industrie sogar bei Kooperationen mit Konkurrenten möglich ist, vermisse ich u.v.m.

    schrieb auch_quereinsteiger am

  • #80

    Mit den “Passanten” hat Hessen ja prima Erfahrungen gemacht ... :D
    Ne, im Ernst: Es geht nicht darum, ob Unterricht erteilt wird, sondern ob die Schüler einen einigermaßen geregelten Wissens- und Kompetenzzuwachs haben.
    Genau irrelevant ist, ob ein Lehrer ein Thema im Unterricht bearbeitet - die SCHÜLER müssen sich mit der Sache beschäftigen!
    Und dabei ist eine gute Lehrer-Aus- und -weiterbildung ein nicht zu unterschätzender Baustein.

    schrieb Musikus am

  • #81

    Das ist und bleibt eine Geisterdiskussion.
    Unterricht der abgedeckt werden muss, muss abgedeckt werden. Notfalls mittels Passanten, die man von der Straße holt. Besser, schlechter: das interessiert nicht. Die Faktenlage heißt Lehrermangel.

    PISA-Chef Andreas Schleicher fordert eine Bestenauswahl wie in Finnland. Selten so gelacht.

    schrieb Michel am

  • #82

    :) Ich misstrauen nur Quereinsteigern, die aufgrund ihrer Haltung zu “echtem” und “schulischem” Leben zu der Auffassung gelangen, Sie hätten einen Vorteil allein aufgrund ihrer vorherigen Tätigkeit, sagen wir z.B. Webseiten entwickeln.
    Und was das Alter angeht: Ich habe mein 2-jähriges Referendariat mit 33 beendet und denke nicht im Geringsten, dass ich aufgrund meiner vorher ausgeübten Tätigkeiten auch nur irgendwie im Vorteil gegenüber Turbo-Lehramt-Absolventen bin.

    Ich sehe höchstens älter aus :D

    schrieb Musikus am

  • #83

    Wie schon weiter oben von mir gesagt: Quereinsteiger können, aber müssen nicht gut werden. Ebenso wie das für ausgebildete Lehrer gilt.
    Da ich selber mehreren Professionen nachgehe, z.T. auch als Quereinsteiger mit Regelstudium (Medizin, Wirtschaft, Schule) denke ich schon zu wissen, dass die Lehrer zu Recht bei diesem Thema stellenweise ein wenig “stutenbissig” agieren. Schnellgeblichene Quereinsteiger erodieren den Berufsstand, weil auf diese Weise gezeigt wird, dass man mit weniger Ausbildung und Profession schon die Aufgaben eines Lehrers übernehmen kann. Das ist jedoch falsch. Und das wissen nicht nur die Bildungspolitiker und Lehrer, sondern auch Quereinsteiger, die einigermassen ehrlich zu sich selber sind. Es geht ja nicht darum, lediglich das Fach vor sich hin zu dozieren (Wenn alles pennt und einer spricht, dann nennt der Mensch das Unterricht), sondern einen profesionellen Unterricht nach den Regeln der Kunst zu erteilen. Dazu genügt Lebenserfahrung genauso wenig, wie sie dazu taugt, einem Menschen den Bauch aufzuschneiden und den Blinddarm herauszureissen.
    Bei allen Vorteilen, die der Lehrerberuf aufweist, bleibt es doch eine Tatsache, dass es sich hier um eine anforderungsreiche, hochkomplexe Aufgabe handelt, die STÄNDIG Echtzeitentscheidungen verlangt, deren Tragweite sich teilweise erst nach längerer bis sehr langer Zeit abschätzen lässt. Oder möchte mir irgend ein erfahrener Quereinsteiger hier widersprechen? Allein die o.g. Aussage zur Komplexität sollte schon Beweis genug sein, dass dies nicht, bzw. nur in Ausnahmefällen mit Fachwissen und Lebenserfahrung allein zu bewältigen ist. Falls doch, habe ich offensichtlich meinen Beruf / meine Berufe und Berufungen verfehlt. Dann haben wohl all jene Recht, die nicht müde werden, Lehrer für ihre Arbeit herabzuwürdigen. Ja, auch das ist ein Thema, das mit schnellgeblichenen Lehrern zusammenhängt.
    Ich werde mich gerne einer Fachdiskussion auf sachlichem Niveau stellen, darunter .... vergesst es. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.

    schrieb Lehrer am

  • #84

    Wo fang ich an?
    Habe mir tatsächlich sämtliche Postings durchgelesen, am Anfang aus Interesse, ab der Mitte zur Belustigung und am Ende aus Ärger.
    Daher muß ich jetzt einiges los werden:
    irgendwo schrieb jemand, dass man ja auch nicht jeden als Chirurgen arbeiten läßt. Das sehe ich genauso, keiner möchte von einem Aushilfspiloten in den Urlaub geflogen werden oder sein Eigenheim von einem Zufallsarchitekten geplant bekommen. Wieso also Quereinsteiger in die Schule? Meine Antwort: weil es keinen großen Unterschied macht! Viele richtige Lehrer schreiben ja selbst von den fähigen Quereinsteigern, denn dass was im Lehrerberuf zählt, sind anscheinend doch nicht die viel gerühmten im Studium erworbenen methodisch-didaktischen Fähigkeiten, oder die Schauspielstunden des Referendariats, sondern irgendwelche anderen DInge! Ich würde mich niemals an eine Blindarm-OP machen, auch wenn mir die erfahrenen Kollegen im Ärztezimmer wertvolle Tips gegeben hätten, seit vier Jahren unterrichte ich aber jetzt schon an einem Gymnasium, natürlich (zu Beginn) mit der Hilfe meiner Kollegen, inzwischen allerdings autark.
    Ich kann verstehen, dass sich “richtige” Lehrer über diese Entwicklung aufregen, welche Profession hätte es schon gerne, dass man auch ohne entsprechende Ausbildung den eigenen Beruf ausüben kann?
    Aber seien wir ehrlich: in jedem Lehrerzimmer sitzen “richtige” Lehrer, die definitiv, trotz Lehramtsstudium, bei wenigstens minimalem Wettbewerb, keine Chance gegen einen motivierten Quereinsteiger hätten. Was jetzt nicht heißen soll, dass Quereinsteiger die besseren Lehrer sind. Das ist natürlich völliger Quatsch. Ich bin mir aber sicher, dass, bei entsprechender (im Vergleich zum Referendariat)  kürzeren Zusatzqualifikation, auch aus Quereinsteiger gute Lehrer werden können. Denn das häufig angebrachte Argument der, im Vergleich zu Schule-Uni-Schule-Lehrern, größeren Lebenserfahrung, kann man kaum von der Hand weisen. Wer von den älteren “richtigen” Lehrern würde sein Referendariat denn inzwischen nicht mit ganz anderen Erwartungen und Ansprüchen angehen?
    Das sich jemand aus der freien Wirtschaft heraus zum Quereinstieg entscheidet, wurde hier ja auch mehrfach ins lächerliche gezogen und mit Scheitern und “ruhige-Kugel-schieben-wollen” bezeichnet. Wo liegt denn die Intention bei den “richtigen” Lehrern zur Aufnahme des Lehramtsstudiums? Sicherlich wollen alle nur gerne mit Kindern arbeiten und die Welt verändern! Da denkt doch keiner an Verbeamtung oder Ferienzeiten. Komisch das es so viele Lehrerkinder im Lehramtsstudiengang gibt. Die müßten doch wissen, wie schrecklich dieser Beruf ist.
    Ich finde es nicht verwerflich, wenn sich jemand aus diesen Gründen für den Lehrerberuf entscheidet, ob nun direkt nach der Schule oder erst nach einigen Jahren in der freien Wirtschaft: gute Bezahlung und Sicherheit lernt jeder irgendwann zu schätzen. Das das sowieso nicht die einzigen Gründe sein sollten, merkt man als Quereinsteiger nach spätestens drei Monaten, als “richtiger” Lehrer leider erst im Referendariat.
    Das ist natürlich auch sensationell, das sich ein Kollege hier beschwert, das man mit dem Lehramtsstudium in der freien Wirtschaft keine Chance hat. Im Ernst: welcher Lehrer würde denn diesen Weg gehen wollen? Gerade in der momentanen Situation sind Arbeitsplatzgarantie und relativ sichere Rente viel wert. Auch wenn man in der freien Wirtschaft mehr verdient (was allerdings inzwischen auch nicht mehr so einfach ist), ist die Frage doch: wie lange habe ich meinen Job noch? Zudem möchte ich den “richtigen” Lehrer sehen, der sich freiwillig einem Wettbewerb, regelmäßige Qualitätskontrolle und je nach dem, einem cholerischen, kündigungswilligem Chef/in stellt. Wäre doch Blödsinn. (Jetzt nicht gleich durchdrehen: für die meisten Lehrer wäre das kein Problem, da sie gut in ihrem Job sind. Aber noch mehr zusätzlichen Stress macht sich ja wohl keiner freiwillig, auch nicht für 1000 € mehr)
    Zudem sind Themen wie Sabbatjahr, Reduzieren und wenn ich möchte wieder Aufstocken der Arbeitszeit, wegen Krankheit auf unbestimmte Zeit fehlen und danach wieder seine Stelle einnehmen, in der freien Wirtschaft eher die Ausnahmen.
    Und die Ausnutzung dieser Vorteile kann man doch auch ganz locker zugeben, ohne gleich mit den Hinterbeinen auszutreten und auf die Arbeitsbedingungen, Stress oder sonstige Nachteile hinzuweisen. Das wissen in diesem Forum die meisten (ist ja schließlich ein Lehrerforum, oder?).
    Mir macht das unterrichten Spaß; ich weiß, das ich als Quereinsteiger sicherlich noch zusätzlichen Input in Bezug auf Methodik und Didaktik benötige, aber definitiv kein aufgeblähtes Referendariat; es gibt viele sehr gute “richtige” Lehrer und viele sehr gute Quereinsteiger; beide können voneinander profitieren, wenn sie aufeinander zugehen; und liebe “richtige” Lehrer: vielleicht könnte die schlechte Wahrnehmung in der Gesellschaft unserem Berufsstand gegenüber genau aus dem hier zu beobachtenden Verhalten herrühren!

    schrieb gunar am

  • #85

    Solche Fragen liest man hier häufiger:

    Warum kommt jemand freiwillig aus dem “echten Leben” zurück in die Schule?

    Ich verstehe nicht ganz, warum dieses Misstrauen nur den Quereinsteigern entgegengebracht wird.

    Warum haben sich denn die “normal” ausgebildeten Lehrer damals für den Lehrerberuf entschieden? Wenn man sich sofort nach der Schule für ein Lehramtsstudium entscheidet, sind selbstsüchtige Motive wohl ausgeschlossen?

    Ich finde es nicht weniger glaubwürdig, nur weil jemand erst mit 30 herausfindet, dass ihm das Unterrichten junger Menschen mehr Erfüllung bringt, als z.B. das Entwickeln von Webseiten. Ist es nicht oft so, dass man erst mit etwas mehr Reife und Lebenserfahrung merkt, was einem wirklich liegt und wichtig ist im Leben?

    Leute, die in der Wirtschaft jahrelang erfolgreich Projektarbeit machen, und dann - nach einer Zusatzqualifikation - ihre Erfahrungen anderen Menschen in Coachings zugänglich machen, haben sich zu diesem Wechsel also auch ausschliesslich entschieden, weil sie Versager in ihrer ursprünglichen Tätigkeit waren?

    Ich will damit auf keinen Fall sagen, dass eine idealistische Motivation reicht, um ein guter Lehrer zu werden. Oder dass es ausreicht, wenn einem soetwas einfach mehr Spass macht, als der alte Job. Ich finde es nur schade, dass den Quereinsteigern nicht einmal zugebilligt wird, dass einige von ihnen auch eine ehrliche, gute Motivation haben könnten. Was ist denn das für ein Menschenbild?

    schrieb Entwickler am

  • #86

    Nö, das war ein Missverständnis :)

    Mit “Korrekturlesen” meinte ich “inhaltlich”, nicht “orthographisch”. Denn bei aller Begeisterung für den Lehrerberuf: Manche (vielleicht alle) Dinge kann man nur dann mit Begeisterung machen, wenn man gewisse Realitäten ausblendet. Zum Beispiel die Tatsache, dass man den Schülern nicht in der Form gerecht werden kann, wie man es eigentlich gern würde.
    Wer nun also diese Fähigkeit beherrscht, Mängel im System zu ignorieren, hat sicher meistens eine höheren Grad an Zufriedenheit im Lehrerberuf, aber ich halte auch die kritische Beobachtung für eine Tugend, frei nach Lessing: “Wer über gewisse Dinge nicht den Verstand verliert, der hat keinen zu verlieren.”
    Aus diesem Grund bin ich immer etwas skeptisch, wenn jemand das Paradies des Lehrerberufs besingt.

    Trotzdem stimmt es natürlich: Ohne Begeisterung für die Sache an sich kann man gleich einpacken. Und natürlich ist das Glas halb voll und nicht halb leer. Aber es ist eben doch nur zur Hälfte gefüllt… :)

    Und was das Quereinsteiger-Bashing angeht: Ich fühle mich immer nur herausgefordert, zurückzuschlagen, wenn wieder mal jemand meint, dass Quereinsteiger die besseren Lehrer seien, weil sie ja aus dem “echten Leben” kommen. Da hab ich immer 2 Fragen:
    1. Warum kommt jemand freiwillig aus dem “echten Leben” zurück in die Schule?
    2. Wie kommt man überhaupt darauf, dass eine rein gewinnorientierte, meist kalte und ausschließlich von Erwachsenen geprägte Umwelt das “echte Leben” sein soll? Die Kinder der “wirklich” Berufstätigen gehen doch auch in diese Scheinwelt “Schule”.

    In diesem Sinne: “Let’s Rock, Baby!”

    schrieb Musikus am

  • #87

    Hallo Muskius,

    leider scheint meine Mail an Sie wg. eines Fehlers nicht auf. Ist aber eh wurscht. Ich habe keine Lust auf Rechtfertigung. Glauben Sie doch, was Sie wollen!

    Von diesem Forum hatte ich mir einen inhaltlichen Austausch erhofft. Stattdessen erhalte ich nur polarisierende Postings. Tut mir sorry, aber auf diese Ebene lass ich mich nicht weiter ein.

    Kurtiline

    schrieb kurtiline am

  • #88

    Dito an den Musikus,

    lesen sie ihre eigenen postings in der vorschau? wohl kaum. ich muss gestehen, dass ich die vorschau-funktion auch nicht immer betätige. aber fehler machen wir alle. jedenfalls bastele ich nicht stundenlang an so einem text.

    ob mit oder ohne groß-kleinschreibung - hier werden doch keine noten vergeben, ich bitte sie! das ist ein forum, das noch viel besser sein könnte, wenn dieses quereinsteiger-bashing aufhören würde. ihr seid total unkonstruktiv.
    und den spaß an der arbeit, den lass ich mir von euch ganz sicher nicht nehmen  
     
    it don`t mean a thing, if it ain´t got that swing! musikus hau rein, kurtiline

    schrieb kurtiline am

  • #89

    Hi Mister M,

    Sie sind mir aber auch eine beleidigte Leberwurst!

    Mit Verlaub: Sie haben nur Vorurteile im Kopf, erlauben sich aber ein Urteil über Journalisten. Branchenkenntnis fehlt Ihnen völlig. Ich gehe davon aus, dass Sie naturwissenschaftlich gelagert sind. Deshalb entschuldige ich Ihren verqueren Satzbau. Diese Nachsicht lasse ich auch im Fall eines Migrationshintergrundes gelten. Okay, ist wohl Englisch. Maxe nix, stimmt trotzdem.

    Ansonsten möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Textverständnis eminent wichtig ist, weil es z.B. Missverständnissen vorbeugt. Sie haben mein ursprüngliches Posting gar nicht richtig gelesen, respektive verstanden. Deshalb werfen Sie ein Leitmedium im Printbereich (dort habe ich volontiert) mit einem Stadtmagazin in einen Topf.

    Bei besagtem Stadtmagazin gibt es natürlich massenhaft Redakteure. Da ich dort jedoch Beilagenchefin war und in Stoßzeiten mit einem extrem großen Schreiberpool von über 100 Leuten zurechtkommen musste, haben die vorhandenen Redakteure nicht ausgereicht, um die Produktion in time abwickeln zu können.   

    Mal ´ne andere Frage: Welcher Verschwörungstheorie sitzen Sie auf? Journalisten haben auch einen Berufsethos! Zwar ist das Ideal der Pressefreiheit eine Utopie, aber wir leben nun mal nicht in einem Glashaus, sondern müssen tagtäglich lavieren, abwägen und schaffen es dennoch immer wieder, eine unabhängige Meinung zu transportieren.

    Behörden sind mir übrigens nicht ganz fremd. Abhängigkeiten gibt es dort auch, aber HALLO! Insbesondere ist Anpassung bis hin zu Speichelleckerei und Duckmäusertum dort ein stets wiederkehrender Stressfaktor, mit dem Menschen, die in diese Berufsmühle geraten sind, pausenlos klarkommen müssen. Wenn es um Vorformen von Gleichschaltung geht, gilt mein besonderes Augenmerk an erster Stelle dem Staatsapparat. 

    Am Ende des Tages müssen wir aber alle sehen, wo wir mit unseren Idealen und unserer Aufrichtigkeit bleiben. Ich, für meinen Teil, war noch nie der Typ für die Kriechspur – das wird in meiner schönen neuen Zusatztätigkeit als Lehrerin auch so bleiben.

    Und Sie, Mister X, sollten zugunsten all der jungen Menschen, die wir gemeinsam unterrichten, auch mal den Zugewinn durch hoch motivierte Quereinsteiger bedenken. Sie wissen doch, dass das Außerordentliche nicht auf glatten, gewöhnlichen Wegen geschieht (Goethe). Den Spruch hat mir mein Trainer anno Tobak ins Poesiealbum geschrieben. Schreiben Sie ihn sich hinter die Ohren!       
     
    VG, Kurtiline

    schrieb stand-up lehrerin am

  • #90

    “Die Wirtschaft da draußen.”
    “Habe eine Promotion angefangen, vermisse meine Schüler aber jetzt schon.”
    “Habe erfolgreich eine Abteilung mit über 100 Angestellten geleitet, wollte mich aber neu orientieren.”
    “Ich merke, dass ich jungen Leuten etwas von meinem Wissen aus dem echten Leben weitergeben kann.”
    “Angstgewinsel wg. Beamtenmentalität”

    Lesen die Poster hier eigentlich ihre Texte selbst nochmal Korrektur? Oder habe ich nur einen anderen Blick auf das, was hier (un-)freiwillig preisgegeben wird?

    Jemand wechselt in den Lehrerberuf, weil er dem Druck der ach so schönen freien Wirtschaft nicht mehr gewachsen ist, er (oder sie) will also lockerer ihr Geld verdienen. Erarbeitet dafür während der Unterrichtszeit eine mehrwöchige Unterrichtseinheit zum Thema “Raumfahrt”. Unterricht quasi alle Fächer (Wirtschaft, Musik, Deutsch wasweißich), ist wahnsinnig engagiert und wird von ihren Schülern dafür geliebt. Unterrichtet wahrscheinlich 30 Wochenstunden, erstellt über jeden ihrer 200 Schüler einen Evaluationsbogen, der differenziert den einzelnen Begabungen gerecht wird und angemessene Förder- oder Fordermaßnahmen in den Blick nimmt. Am besten vierteljährlich. Ist bestimmt verheiratet, hat zwei Kinder und eine pflegebedürftige Mutter. Ist also allen allem nicht nur perfekt, nein, mehr als das. Ach ja, und hat, wie gesagt, endlich Spaß am Arbeiten.

    Toll.

    schrieb Musikus am

  • #91

    @Chefredakteurin:
    Jetzt, nachdem ich Ihren Beitrag gelesen habe, werden mir die Gründe für die Entwicklungen in der deutschen Landschaft aus gleichgeschalteten “Qualitäts- und Leitmedien” immer klarer. Auch die Tatsache, dass die Onlineredaktionen einstmals hochwertiger Zeitungen mittlerweile nur noch selten grammatikalisch und orthografisch korrekte Artikel publizieren können: Sind halt alles Praktikanten und Quereinsteiger, die voneinander abschreiben, inklusive der Fehler. Ist man eigentlich automatisch “Chefredakteur”, wenn man der einzige Journalist mit unbefristetem Arbeitsvertrag ist? Fast scheint es so zu sein.

    Aber vielleicht ist das Ziel für die Schulen ja dasselbe wie für die Medien: Werbeträger mit etwas redaktionellem bzw. bildungskanonsmäßigem Beiwerk. Demnächst also Werbeunterbrechungen statt Pausenzeiten. Sind die Schüler mittlerweile sowieso überall gewöhnt. “This lesson in German Literature was sponsored by…” Mit anschließendem Casting wie bei DSDS: “Vote for your next teacher.” Wenn einer durchfällt, der nächste Quereinsteiger für die nächste Stunde wartet schon. Unterrichten kann ja jeder…

    schrieb Mister M. am

  • #92

    Hallo Lehrerfreunde,

    das Überfliegen diverser Kommentare offenbart eine Menge Ablehnung, ja Aggression gg. Quereinsteiger wie mich. Ich hatte mehr Offenheit und Hilfsbereitschaft erwartet. 

    Ich kann solche Reaktionen zwar durchaus nachvollziehen, zumal Euer Berufsstand bisher ja ein weidlich geschützter Kosmos war, der sich nicht ständig mit selbsternannten Pseudokönnern herumschlagen musste. Und jetzt so was!

    Im Journalismus und überhaupt in vielen künstlerisch-kreativen Berufen ist die Situation völlig anders. Etwa darf sich bis heute jeder dahergelaufene Schreiberling, der im Stadtteilblättchen seine windigen Elaborate absondert, Journalist nennen. Und natürlich krieg ich erst mal ´n Hals, wenn solche Leute der romantischen Einbildung angeborener Genialität aufsitzen und dann auch noch die Frechheit besitzen, sich bei einem angesehenen Printmedium als Redakteur zu bewerben.

    Aber bitte schön: wer stellt jemanden ein, wenn schon das Anschreiben keinen Taug hat? Ein Dilettant muss sich an Profis messen. Da gibt es zwar keine Gnade, doch manche Leute entwickeln sich aus der Lameng binnen kurzer Zeit einfach prächtig. Deshalb lohnt sich ein genaueres Hinsehen.           

    Als Chefredakteurin, die ich (u.a. wegen all der lustlosen und schlecht honorierten Praktikanten) auf qualifizierte Unterstützung angewiesen war, habe ich mir eine pragmatische Herangehensweise angewöhnt und das ein oder andere Anschreiben eines Berufsfremden nicht sofort in den Müll geworfen. 

    Beispielsweise habe ich seinerzeit einen Diplom-Soziologen angestellt, der von Journalismus bis dato keinen Schimmer hatte. Sicherlich war der Mann die Ausnahme von der Regel. Aber er war mit ein bisschen Praxis und Extra-Unterstützung binnen weniger Wochen ein wertvoller “rasender” Reporter, der nach einem halben Jahr seinen ersten Leitartikel geschrieben hat. Seinen Weg hat er inzwischen dann doch in der Wissenschaft gemacht, aber das ändert nichts an der Tatsache.

    Ihr Lehrer seid hinsichtlich Quereinsteigern, m.E., in weiten Teilen viel zu verspannt. Aber die Welt dreht sich weiter, pausenlos entstehen neue Berufsbilder. Und Konkurrenz, die kann doch grundsätzlich nicht schaden!
    Natürlich fehlt mir hier und dort noch der didaktis1che Feinschliff. Aber ich habe Bock auf den Job, Freude an der Arbeit, das richtige Alter, ein ganzheitliches Allgemeinwissen und einen gesunden Menschenverstand!   

    Ein komplettes Referendariat ist vielleicht für einen 25 Jahre alten Studenten wichtig, der sich in der Erwachsenenwelt erst einfinden muss. Von der Schule in die Schule - dieses bruchlose Umswitchen vom Schüler- zum Lehrerdasein, ohne die Bildungsmühle je verlassen zu haben - das ist doch nicht ideal, oder? Das will in der Tat lange gelernt sein.

    Diesen klassischen Referendariatsweg scheinen viele von Euch als Dogma zu betrachten, was ich ignorant und verklebt finde. Die meisten Lehrer haben keinen Dunst, was in der Freien Wirtschaft abgeht. Diese Erfahrung da draußen im Leben, die ist doch Gold wert und kann den Lehrberuf auch befruchten, ihm einen anderen Erfahrungshintergrund, eine neue Authentizität geben. Das heißt doch nicht, dass Leute wie ich sture Pauker sind, die mit null Gespür für Didaktik vor ihren Schüler stehen.


    Gemeinsam sind wir stark und können voneinander viel lernen. Das ist jedenfalls meine Denke. 

    Ich kenne einen Haufen Lehrer und kann differenzieren. Da sind ganz enge Freunde und gute Bekannte dabei, bei denen ich hospitiere. Für deren Kompetenz und Engagement lege ich die Hand ins Feuer.

    Doch kenne ich leider auch Lehrer, die pausenlos unter eingebildetem Burnout-Syndrom leiden, ohne echte Not wochenlang die Schule schwänzen und/oder ihren Beamtenstatus für persönliche Freiräume sehr gerne nutzen. Manchmal frage ich mich, ob es solchen gelangweilten Null-Bock-Pädagogen nicht gut täte, mal ein Jahr im mittleren Management eines Dax-Unternehmens zu verbringen. Der Druck dort würde dem hypochondrischen Gewinsel sehr schnell ein Ende setzten. Anderfalls wäre auch Hartz 4 eine schöne Alternative zum Somatisieren.

    In diesem Sinne und nix für ungut, Kurtiline

    schrieb stand-up lehrerin am

  • #93

    Mein Kind geht ins Gymnasium. Sie hat gute und schlechte Lehrer von beiden Seiten (sowohl von Quereinsteiger als auch von “Lehrer”). Ich finde es sollte keine Verbeamtung mehr geben und wie in der Schweiz: Die Lehrer und Quereinsteiger sollten ständig geprüft werden.

    schrieb Ausländer am

  • #94

    “Miesen” Unterricht habe ich auch des öfteren erlebt, und zwar immer von “ordentlich” ausgebildeten Lehrern, wohingegen der mit sehr weitem Abstand beste naturwissenschaftliche Unterricht, den ich jemals erhalten habe, von meinem Physiklehrer kam, Dr. und Dipl.rer.nat der Physik und seines Zeichens Quereinsteiger.

    Und was jetzt? Alle “ordentliche” Lehrer abschaffen aufgrund von Einzelbeispielen?

    Für mich ist das Eingangsposting nur das Angstgewinsel einer Person mit Beamtenmentalität, die Angst vor der fachlich und vor allem praktisch weit überlegenen Konkurrenz zum Ausdruck bringt, und sich deshalb auf einen einzigen Punkt der Lehramtsausbildung zurückziehen, der dummerweise mit entsprechender Erfahrung schnell wertlos wird. Oder will tatsächlich irgendein Lehrer Behaupten, dass die paar Semester Pädagogik mehr wiegen würden, als seine praktische Erfahrung mit Schülern? Wenn das so wäre, wozu dann noch die Referendarzeit? Dann wären ja gleich alle Absolventen des 1. Staatsexamens perfekte Lehrer. Was für eine höchst peinliche Heuchelei!

    schrieb SIras am

  • #95

    hallo standup Lehrerin

    Ich weiss nicht, wie das in Deutschland gehandhabt wird aber ich könnte mir vorstellen, dass es in der CH etwas werden könnte. Schau doch mal unter http://www.phzh.ch/content-n95-sD.html
    nach.
    Aufgrund des Lehrermangels gibt es da eine EXTREM verkürzte Möglichkeit, berufsbegleitend Lehrerin zu werden. Ansonsten versuche es auf der gymnasialen Oberstufe (Sek 2 bzw. Tertiär). Gute Möglichkeiten findest du unter
    http://www.publicjobs.ch.ch/publicjobs/search/job/form.htm

    Viel Erfolg bei der Stellensuche.

    schrieb Lehrer am

  • #96

    Servus in die Runde,

    vorwegschicken möchte ich meinen Respekt vor der Kraft, Ausdauer und Gesamtleistung ausgebildeter Pädagogen!

    Zu meiner Story:

    Ich hatte mit Schule beruflich nie was am Hut. Als Journalistin war ich schon während meines Studiums bei einem Leitmedium im Printbereich tätig. Es folgte eine mehrjährige Festanstellung als Beilagenchefin und Ressortleiterin eines großen Stadtmagazins. Mein Volontariat habe ich wegen dieser Großchance damals abgebrochen.
     
    Eine “zweite” Karriere ist mir als persönliche Referentin auf politischer Ebene quasi in den Schoß gefallen. Ich habe neben der Redenschreiberei aber auch stets PR gemacht, administiere und layoute (auch fototechnisch) eine nicht eben unwichtige Homepage, bin immer noch für die XY-Zeitung unterwegs und könnte zufrieden sein.

    Doch meine Arbeit ist extrem hart, meine Kreativität wird ausgepresst, der Zeitdruck ist ohne Worte. Seit gut zwei Jahren mache ich mir Gedanken über eine Alternative, respektive eine sinnvolle berufliche Ergänzung.   

    Die unerwartete Vakanz innerhalb eines Bildungsprojekts der Stadt XY hat mich Anfang Oktober in eine Lehrtätigkeit mit 16-25 Jahre alten Jugendlichen und Heranwachsenden katapultiert. Von 0 auf 100 war genau richtig!!!

    Die Gruppe ist heterogen. Es sind PI mal Daumen hälftig Migranten und Deutsche - von Hauptschulabschluss bis hin zu den schlaueren Jungs mit Mittlerer Reife und abgebrochener Sek. 2 ist alles dabei.

    Ich unterrichte derzeit vornehmlich Deutsch, aber auch Geschichte, Erdkunde und Sozialkunde (in der Summe wohl POWI). Außerdem bin ich stark in Musik, Englisch und Biologie. Momentan erarbeite ich eine mehrwöchige Unterrichtseinheit zum Thema Weltraum/Planetensysteme/Raumfahrt.

    Der Hammer kommt jetzt: Ich hab so einen Spaß an der Arbeit - sie erfüllt mich! Jeden Tag freu ich mich auf meine schwierigen Schüler, denen ich komischer Weise gewachsen bin. Jedenfalls respektieren wir uns. Sie machen mir auch Geschenke. Hier ein Kompliment zu meinen Klamotten, dort eine Packung Kaugummi. Vorigen Mittwoch stand nach Unterrichtsschluss groß an der Tafel: Miss Rehn - we miss you! Ich bin Do und Fr nicht da. 

    Natürlich wird mir in diesem Kontext bewusst, dass ich schon mal Stücker 100 Menschen geführt habe und im Tagesgeschäft nach wie vor häufig auf absoluten Massenveranstaltungen rumturne, die ein extrem schnelles Reagieren erforderlich machen - und dann hau mal in 40 Minuten eine Vierspalter nebst Info-Kasten raus, der nach fünf Jahren noch immer im Netz steht. Den Umgang mit “schlechten Tagen” und dürftigen Ergebnissen musste ich ergo schon frühzeitig kompensieren lernen.

    Journalismus ist verdichtete Arbeit, Unterricht dito. Quasi kann ich meine originäre berufliche Erfahrung, mein Allgemeinwissen, das ich eh ständig entwickeln muss, auch als Lehrerin in die Waagschale werfen.         
           
    Vor 3 Wochen bin ich 50 geworden (sehe natürliche viel jünger aus!). Ich hab das Gefühl, genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort gelandet zu sein. Ich will mein Wissen nicht nur weitergeben, ich freu mich am Lernefferkt. Ohne Scheiß. Ich merk einfach, dass ich anderen Menschen was beibringen kann.

    Dazulernen ist mir total wichtig. Eine enge und ganz alte Freundin von mir ist Konrektorin einer Förderschule. Dort hospitiere ich, mache selbst die Std. im Trainingsraum mit; Sek. 2 wird folgen. Ich habe mein persönliches Referendariart insofern begonnen, kopiere Lehrmaterial, such mir flankierend selber was raus - was mehr kann ich tun?       

    frage: wie kann ich noch in den ordentlichen schuldienst umswitchen und anständig verdienen?  ein refendariat kommt für mich aus altersgründen (uups) nicht mehr in frage. wobei ich für diese option alles geben würde. einen kredit würde ich aufnehmen, wenn ein beamtenstatus noch möglich wäre. 
    aber ich muss (nur zur info) von meinem einkommen nicht nur alleine leben und insofern realistisch denken. ich hab mir einen halbwegs bürgerlichen lebensstandard erarbeitet, den ich erhalten möchte.
    weil ich aber keine erzieherin oder soz-päd bin, fallen die quereinstiege in meinem bundesland offenbar flach (hab schon gelesen). Ein Job als Halbtagslehrerin wäre dennoch mein Traum !!! 

    Ich hab Sport, Sportmedizin und Soziologie (Magister) abgeschlossen. Germanistik, Geschichte und Italienisch/Vordiplom. Aber das ist urlange her. Über mein Studium hab ich mich doch längst hinausentwickelt. Was soll das noch?
    Mein absolutes Faible ist Geschichte. Da liegt meine inhaltliche Kernkompetenz. Ansonsten kann ich einfach gut mit jungen Leuten aus unterschiedlichen sozialen Schichten umgehen. 
    Wer stellt mich ein?
     
    VG, kurtiline

    schrieb stand-up lehrerin am

  • #97

    Hallo zusammen.
    Bin selber Quereinsteiger - sogar in mehreren Branchen und arbeite heute als Lehrer uns Schulleiter. Ich denke, dass die Argumente von beiden Seiten nicht von der Hand zu weisen sind. Zweifellos kann ein Quereinsteiger eine absolute Bereicherung für die Schule, die Schüler und das Kollegium darstellen. Er muss es aber nicht. Ebenso verhält es sich mit einem “ausgebildeten” Lehrer.
    Was ich allerdings als Katastrophe empfinde ist die Tatsache, dass (mehr oder weniger => entspricht der Realität) motivierte Fachleute aus anderen Gebieten mit einer Schnellbleiche auf die Schule losgelassen werden. So gesehen hatte die Schülerfreundin (vor ewigen Zeiten) durchaus mit einem Beitrag nicht ganz unrecht. Man kann einem Elektroingenieur durchaus im Rahmen einer Schnellbleiche beibringen, ein Beamtungsgerät korrekt zu bedienen, ein EKG zu interpretieren oder auch einen Bauch aufzuschneiden .... dass auf diese Weise aber ein guter Pflegefachmann oder auch Arzt aus ihm wird ist zwar theoretisch möglich, aber nur in einem kleinen Prozentsatz wahrscheinlich. Ebenso wie auch aus mir im Rahmen einer Schnellbleiche vielleicht ein Elektroingenieur werden könnte ..... (Medizin und Pädagogik habe ich ja schon von der Pike auf gelernt)- aber ich denke nicht, dass ich auf diese Weise zu den Besten meines Fachs gehören würde.

    Bevor man jetzt meine Stellungnahme mit anderen Kommentaren vom “Lehrer” in Verbindung bringt .... es gibt mehrere Kommentatoren mit diesem Nick

    schrieb Lehrer am

  • #98

    Bin hier grad zufällig vorbeigesurft und bei Margret #81 hängen geblieben. Sehr interessant! Meine Nachbarin hat mir nämlich letzte Woche erzählt, dass gegen den neuen, quer eingestiegenen Lehrer die Eltern schon in den ersten Schultagen derart Sturm gelaufen sind (Begründung: “Der hat doch vorher als XXX gearbeitet und jetzt soll er unterrichten. Das wird doch nie was. Wird wohl ein schlechtes Examen gehabt haben und jetzt auf unsere Kinder losgelassen”), dass dieser Mann aufgegeben hat.
    Folge: Seine ca. 20 Unterrichtsstunden fallen entweder aus (Randstunden) oder werden von genervten Kollegen widerwillig (weil in deren Freistunden) “vertreten” (= Aufsicht, weil fachfremd).
    Ob das DIE Lösung war???

    @Mario
    Sie haben bei der Absetzbarkeit noch was vergessen: die von Walkür angesprochenen Telefonkosten, die bei Handynummern ganz schön hoch werden können. Meine Schwester hat das Problem auch - von ihr wurde vom Finanzamt ein Einzelverbindungsnachweis gefordert.
    Mir ist nicht klar, ob der Sachbearbeiter die alle anrufen will um die Richtigkeit der Angaben zu testen und wo da wessen Schweigepflicht anfängt und der Datenschutz endet…
    -Egal: auf der Telefonrechnung bleibt man sitzen!

    schrieb Gitti am

  • #99

    Hier wird allgemein von der Annahme ausgegangen dass ein Lehrer, der auch Lehramt studiert hat natürlich Didaktik und Pädagogoik perfekt, in jedem Falle besser als ein Quereinsteiger, beherrscht. Aber kennen wir nicht aus unserer eigenen Schullaufbahn diverse offensichtliche Berufsverfehlungen?

    schrieb fevi am

  • #100

    @ Vanessa
    Ich hoffe, Sie unterrichten nicht Mathe oder Wirtschaft. Die Absetzbarkeit von Arbeitsmaterial (“Werbungskosten”) bedeutet nämlich lediglich einen Nachweis der Einkommensminderung und damit nur eine prozentuale Beteiligung an den Kosten.

    Das ist mit einer 1:1-Erstattung nicht zu vergleichen, wie sie täglich in der freien Wirtschaft (also in den von Ihnen gepriesenen Arbeitsbedingungen “draußen”) stattfindet:
    Keine Industriekauffrau bringt ihre Briefumschläge selber zur Arbeit mit, kein Bäckergeselle kauft sein Brezensalz selbst - noch nicht mal andere Beamte (Polizei, Finanzamt,...) bringen ihr Druckerpapier mit zur Arbeit oder drucken Steuerbescheide auf Privatcomputern aus.
    All denen kostet ihr Arbeitsmaterial keinen Cent und wird vom Arbeitgeber gestellt. Wenn der Bäckermeister nicht für Salz sorgt, gibt es die Brezen eben blanko. Sein Problem!

    Meine Frau ist Lehrerin und ich weiß, wovon ich rede.
    Die Absetzbarkeit der Materialien ist auch so eine Sache. Sie scheinen einen tollen Finanzsachbearbeiter zu haben, wenn Sie da so begeistert drüber schreiben. Glückwunsch! Unserer ist da eher kleinlich:
    Absetzen kann man ohnehin nur, was mit einer Quittung bestätigt ist.
    -Lautet die Quittung auf Büromaterial, will er einen Beweis, dass es für die Schule ist und nicht für privat.
    -Er sieht nicht ein, wozu man im Schuljahr zwei CD-Player kaufen muss (geklaut, demoliert,...)
    -Bücher für die Klassenbücherei werden nicht akzeptiert
    -Anschaffung von Möbeln für das Klassenzimmer: no chance

    Und das “vielgeliebte Arbeitszimmer”: soll der Arbeitgeber den Lehrern einen ordentlichen Platz in der Schule einrichten. Aber das ist zu teuer. Die Arbeitgeber “draußen” werden vermutlich beipflichten.
    Wir könnten mit dem Arbeitszimmer meiner Frau auch weiß Gott Besseres anfangen!

    schrieb Mario - Gott sei Dank kein Lehrer! am

  • #101

    @Walkür: kleiner Tipp: Setz die Kosten von deiner Steuer ab, deine Büromaterialien sind alles Werbungskosten. Auch der Schrank für Dein Klassenzimmer gehört in diese Sparte. Ebenso sind Telefonkosten steuerlich absetzbar, und selbst unser heiß geliebtes Lehrer-Arbeitszimmer können wir wieder in die Formbögen vom Finanzamt eintragen, wie früher! :-)
    @Walkür und Schülerfreund (auch wenn letztere hier nicht mehr postet, denke ich, Du schaust noch mal rein): Ich hatte nicht die Absicht, Euch in Eurer Berufsehre zu verletzen. Ihr habt Euch sehr sehr aufgeregt, und das hat mich wirklich überrascht. Sprecht bitte in einem gemäßigten Ton mit Euren Kollegen aus der freien Wirtschaft. Irgendwo helfen Sie Euch auch, und irgendwo sind sie am Ende ja auch nur Menschen. Ich setze mich für die Quereinsteiger so ein, weil ich ein humanistisches Weltbild befürworte. Mag sein, dass ich damit in die Vergangenheit gehöre, in diesem Zeitalter der Ellenbogen-Mentalität, aber im Endeffekt denke ich eben, wir sind alle Menschen und sollten nicht den Fehler begehen, uns von universitären Abschlüssen lenken zu lassen. Ob es jedem 2.-Staatsexamen-Lehrer oder auch Quereinsteiger-Lehrer am Ende gelingt, seinen Beruf bis ins Pensionsalter auszuüben, hat auch etwas mit persönlichen, charakterlichen Merkmalen zu tun und eher sekundär mit pädagogisch-didaktischem Fachwissen. So seh ich das eben. Und bevor sich Walküre und Schülerfreund wieder aufregen: Ich weiß, ihr seht das vollkommen anders, und das respektiere ich so. Wir sollten uns darin einig sein, dass unsere Demokratie auf unterschiedlichen Meinungen beruht. Respekt sollten wir als Pädagogen leben! Und bei unserer Arbeit sollten wir nie vergessen, auch uns selbst zu reflektieren. Und wir sollten uns dessen bewusst sein, dass wir als verbeamtete Lehrer so einige Privilegien haben, die ein Mensch in der freien Wirtschaft nicht hat. Das ist wirklich nicht zu viel verlangt.

    Leider, wirklich leider bin ich zur Einsicht gekommen, dass eine sachliche Diskussion zwischen uns ausgebildeten Lehrern (ja, Schülerfreund, ich bin einer von Euch) und Quereinsteigern hier wohl unmöglich ist. Ich möchte nur alle an unserem Beruf interessierten Menschen dazu ermutigen, die scharfen Kommentare meiner eingangs erwähnten Kolleginnen nicht so zu beherzigen. Nach meiner Erfahrung sind solche Skeptiker in der Minderheit.
    Traut Euch! Und viel Erfolg dabei!
    Grüße von Vanessa

    schrieb Vanessa am

  • #102

    Ich muss Vanessa in einem Punkt echt Recht geben:
    Wir Lehrer haben keine Ahnung von den Arbeitsbedingungen draußen!

    * wenn ich in der Schule was am Computer machen möchte, bringe ich meinen privaten Laptop mit.
    * Arbeitsblätter drucke ich zu Hause auf meinem privaten Drucker aus.
    * im Lehrerzimmer habe ich einen Platz von der Breite meines Stuhls. Wenn mir gegenüber jemand sitzt, können wir nicht beide einen DIN A 4 Block hinlegen. Ich kann aber in meinen “Freistunden” nicht im Klassenzimmer arbeiten, weil da die Klasse drin ist.
    * OHP-Folien, Laminierfolien, Tonpapier, Folienstifte, Eddings,... kaufe ich mir selber.
    * Freiarbeitsmaterial muss ich auf eigene Kosten herstellen, da es ja nicht nur einer Klasse zugute kommt und damit nicht über die Schüler abgerechnet werden kann.
    * In meinem Klassenzimmer steht ein einziger uralter Holzschrank, der nicht mal absperrbar ist. Regale, damit die Schüler ihre Sachen unterbringen können, habe ich selbst angeschafft.
    * Der funktionierende CD-Player ist mein Privateigentum. Wenn ich ihn mittags nicht wegsperre, sehe ich ihn nie wieder.
    * Scheren, Tesafilm, Pinnwandnadeln, Geodreieck, Lineal, Büroklammern, Schreibblätter, Kleber, Notizzettel,... auf meinem Pult kaufe ich ständig nach - angeblich weiß niemand, wo das Zeug bleibt.
    * Kosten für Klassenfahrten muss ich voll bezahlen, um dann auf vielen Umwegen vom Arbeitgeber einen Bruchteil ersetzt zu bekommen (5 Tage lang rund um die Uhr Aufsichtspflicht und auch noch dafür bezahlen!)
    * Elterngespräche am Telefon abends vom Privatanschluss zu Hause. Die ganzen Handynummern: Nix mit Flatrate!

    Wenn ich meinem - in der “realen” Arbeitswelt stehenden - Mann Glauben schenken kann: So scheint es “draußen” in der Tat kaum irgendwo zu sein.
    Aber wie gesagt: Ich hab keine Ahnung!

    schrieb Walkür am

  • #103

    @ chlorella

    Vanessa hat Recht: Probieren Sie es mit dem Seiteneinstieg. Warum auch nicht, wenn überall “Lehrermangel” geschrieen wird.
    Aber seinen Sie bitte nicht enttäuscht wenn Dinge eintreffen, die Sie als Eltern nicht so direkt mitkriegen:
    Sie möchten gern Teilzeit arbeiten? Schön, das ist als Lehrerin meist problemlos möglich, wenn man ein halbes Jahr zuvor (vermutlich in jedem Bundesland anders: erkundigen!) einen entsprechenden Antrag einreicht.
    Sie möchten Ihre Kinder nicht mehr abschieben müssen? Das ist sehr lobenswert und nachvollziehbar, ABER:
    Wie Sie sicher schon mitgekriegt haben, werden die Ganztagsklassen immer flächendeckender eingeführt. Das hat zur Folge:
    - dass jeder im Kollegium an den Nachmittagen aus Gerechtigkeitsgründen mal ranmuss; auch Teilzeit mit Kindern.
    - dass die Stundenpläne damit oft immer löcheriger werden: viele Fensterstunden, aber Sie können nicht nach Hause.
    - dass Konferenzen und Fortbildungen vermehrt erst stattfinden, wenn auch die Ganztagsklassen weg sind, d.h. 16:30 oder 17:00 Uhr - manche Schulen halten auch schon früh ab sieben welche ab. Ich hoffe, Sie wissen dann, wo Sie ihre Kinder lassen sollen.

    Je nachdem, welchen Anfahrtsweg Sie zu Ihrer Schule haben, haben Sie dann folgende Möglichkeiten:
    1. Nach Hause fahren, Kinder versorgen, ein bisschen was für morgen vorbereiten (um halb acht Uhr abends werden Sie nämlich kaum noch Lust dazu haben) und nochmal kommen (übrigens im Winter bei 48km einfacher Fahrstrecke nicht zu empfehlen. Der Schreibkram den Sie wegen eines Unfalls haben kostet Sie mehr Zeit, als Sie sich durch Teilzeitarbeit in einem Jahr ersparen können) oder
    2. In einem ausgekühlten Zimmer (vielleicht haben Sie aber gar kein eigenes Klassenzimmer) ohne Computer, geschweige denn Internetzugang oder Drucker, umkreist von einer demonstrativ genervten Raumpflegerin schon mal was wegzukorrigieren,
    bzw. im Lehrerzimmer zu arbeiten, wo schon jemand seine Präsentation für die Konferenz vorbereitet, Sie zu Hilfsdiensten einspannen will oder einfach nur zulabert. Und in jedem Fall den einzigen funktionierenden Computeranschluss braucht.

    Tipp: Versuchen Sie auf keinen Fall, sich aus derlei Problemen und Veranstaltungen rauszuwinden. Vielen Kollegen ist das alles nämlich genauso zuwider und dann wäre es ganz schnell mit Unterstützung und Freundlichkeit im Lehrerzimmer aus und vorbei.

    Nochmal: Nicht abschrecken lassen; einfach in den Schulen zeigen, wie die Arbeitswelt draußen so ist. Und auf gar keinen Fall Neiddebatten aufkommen lassen. Sowas versaut nur die kollegiale Stimmung!

    schrieb Joanne am

  • #104

    Mal ein kleines Anekdötchen aus der jüngsten Vergangenheit an alle so begeisterten Quereinsteiger - ich muss zugeben: Bisher hatte ich mich mit dieser “Problematik” noch nicht beschäftigt:

    Ich war letzte Woche auf einem Elternabend in der Schule meiner Tochter. Es waren auffallend viele Eltern anwesend. Ich hab mich schon gewundert.
    Dann kam auch schon das Thema zur Sprache: Die neue Mathelehrerin (offensichtlich eine Quereinsteigerin) “ist doch gar keine richtige Lehrerin”. Die “ist doch bloß eine Aushilfe”.
    Das, was da an Ängsten, Sorgen und Frust hochgekocht wurde hatte mit Vorschusslorbeeren, Begeisterung wegen erhöhter Fachkompetenz oder Dankbarkeit für die Einsatzbereitschaft gegen den Lehrermangel sehr wenig zu tun.
    Ich war sehr überrascht, wie viel den Schülereltern dieser Klasse plötzlich an einer fundierten erziehungswissenschaftlichen und didaktischen Ausbildung des Lehrpersonals gelegen war.
    Der Klassenlehrer war meiner Meinung nach in genau der Situation, die hier bereits mehrfach beschrieben wurde: Er wollte und konnte der Frau nicht in den Rücken fallen, versuchte alles, um die Eltern zu beruhigen und die neue Kollegin im besten Licht dastehen zu lassen - und das Ergebnis war, dass einige Eltern auf ihn auch noch losgingen.
    Hab dann mitgekriegt, dass einige Eltern sich “oben” gegen die “Aushilfe” beschweren wollen.
    Selbst wenn das vermutlich am Vertrag dieser Frau nichts ändern wird; sie hat ja noch gar nichts falsch gemacht - so wirklich beneiden muss man sie auch nicht! Einige werden das ganze Jahr über Haare in der Suppe suchen und finden.

    schrieb Margret am

  • #105

    chlorella, bleib am Ball und lass dich nicht von diesem Forum von deinen beruflichen Plänen abbringen. Das, was Walkür und so manch anderer eigentlich zu Toleranz aufgerufene Pädagoge schreibt, ist nur ein Ausschnitt der Lehrerzimmeratmosphäre. An meiner Schule blockiert kein Quereinsteiger irgenwelche PCs oder stellt sich unbeholfen an. So mancher Quereinsteiger ist sogar seinen Lehrer-Kollegen eine Stütze. Wir haben einen Quereinsteiger, der seit eineinhalb Jahren an unserer Schule arbeitet und seine seelisch angeknacksten Kollegen mit Lehramt sogar aufbaut und ihnen neuen Mut gibt. Er erzählt uns viel von den Arbeitsbedingungen draußen in der Industrie und bringt uns neue Impulse, die wir dann auch an die Schüler weitergeben können. Die sollen wir ja auf die Arbeitswelt vorbereiten, und da fehlen uns Lehrern oft die notwendigen Erfahrungen. So selbstkritisch muss ein Lehrer auch mal sein können und darf sich nicht gleich in seiner Berufsehre verletzt fühlen!

    Ein Quereinsteiger kann auch eine Bereicherung sein. Eines verstehen hier viele nicht: Ein guter Lehrer zu sein heißt mehr, als didaktisch-pädagogisch auf dem neuesten, zensurtechnisch hervorragenden Stand zu sein. Einen guten Lehrer zeichnen ebenso menschliche Qualitäten aus, die kein Uni-Prof der Welt in einem universitären Abschlusszeugnis festhalten kann. So gibt es an unserer Schule Kollegen mit einem ausgezeichneten 2. Staatsexamen, sie kennen die unterschiedlichsten Unterrichtsmethoden, arbeiten auf dem neuesten wissenschaftlichen pädagogisch-didaktischen Stand, besuchen Fortbildungen - und dennoch gehen sie baden, weil sie mit jungen Menschen einfach nicht klarkommen. Diese Schwarz-Weiß-Malerei in diesem Thread ist nur schwer zu ertragen. chlorella, probiers! Und lass dich nicht entmutigen!
    Aufbauende Grüße von Vanessa

    schrieb Vanessa am

  • #106

    @chlorella

    Sie haben genau für sich erkannt, wo die Vorteile im Lehrerberuf sind. Damit habe ich keinerlei Probleme.
    Sie tun allerdings so, als wäre es in unserem Beruf völlig ausreichend, wenn man die Fachwissenschaft drauf hat. Die Tatsache, dass Sie Mutter sind, reicht dann aus, um Lehrer zu sein. Es kann auch durchaus sehr nett sein. So wie Sie sich das als Mutter vorstellen.
    Dennoch habe ich das Gefühl, Sie sollten es zuerst mal ausprobieren, damit Sie auch wissen, wovon Sie reden.
    So ganz unsinnig ist der Pädagogik- und Didaktikanteil nun doch nicht und auch das Ref. macht Sinn.
    Es ist ganz bestimmt möglich, diesen Beruf auch ohne Ref und entsprechenden Unterbau auszuüben, aber es ist ungleich kräftezehrender und schwieriger ihn zu lernen und das schafft man nicht in zwei Monaten.

    Sie sollten sich aber darüber klar sein, dass…
    Sie ein erbärmliches Gehalt kriegen für richtig viel Arbeit,
    Sie u.U. nicht an ihrer Arbeitsbedingungen vorfinden, von denen Sie sich jetzt noch kein Bild machen,
    Sie evtl. nur von einem Zeitvertrag in den nächsten geschoben werden, der dann eines Tages einfach nicht verlängert wird, wenn der Mohr seine Schuldigkeit getan hat.

    Ich habe für diesen menschenverachtenden Umgang mit Quereinsteigern keinerlei Verständnis, jedoch großes Verständnis dafür, dass das so richtig frustet.
    Diesen Frust allerdings an den gelernten Lehrern auszulassen, die ganz andere Arbeitsbedingungen haben und auch besser verdienen, indem sich manch ein Quereinsteiger irgendwie aufwerten muss, indem er uns gelernte schlecht macht, ist weder die richtige Adresse noch zielführend.

    Sie werden in den Lehrerzimmern freundlich empfangen und es wird Ihnen auch geholfen, wo es geht. Wenn Sie allerdings so täten, als hätten Sie diese Hilfe nicht nötig und Sie seien eh der bessere Lehrer, weil nur Sie “Ahnung von echtem Leben haben” hätten und die Ausbildung des gelernten Lehrers sei nichts wert - Sie seien trotzdem bessere Lehrer, dann könnte das Ganze umkippen.

    Dann muss ich noch um ein bisschen um Verständnis dafür bitten, dass wir es tatsächlich belächeln, wenn ein Quereinsteiger kommt und sagt:
    “Hallo ich bin z.B. Physiker und möchte den Kindern mal die Scheu vor dem Fach nehmen und als Mutter stelle ich es mir ganz nett vor, meine Kinder in den Ferien nicht mehr abschieben zu müssen”
    Alles legitim, aber es kommt schon ein bisserl naiv rüber - sorry!

    So, mit diesem Beitrag verabschiede ich mich auch aus diesem Thread, da auch hier keine wirkliche Diskussion stattfindet und immer nur von den echten Lehrern Selbstkritik erwartet wird, während andere sich sämtliche Frechheiten herausnehmen.

    @Vanessa
    Ich bremse mich somit selber, weil Sie nach meiner Auffassung auch ein Quereinsteiger sind, der sich quasi ins “andere Lager eingeschmuggelt hat” um den Anschein zu erwecken, dass ich zu den ganz Schlimmen gehöre und Sie ne richtig Gute sind ;-)
    Damit ist das Niveau, auf dem ich mich austauschen kann jetzt endgültig unterschritten.
    Viel Spaß noch, bye

    schrieb Schülerfreund am

  • #107

    @Vanessa

    Ich bin verwundert, warum Sie sich anscheinend so auf mich eingeschossen haben.

    Es stimmt, in meinem Beitrag vom 11.09. war ich richtig sauer, aber Sie scheinen mir nicht zuzugestehen, dass ich auf Anfeindungen reagieren darf.
    Es stimmt auch, ich habe das Gefühl, dass manch ein Quereinsteiger ein Ego-Problem hat. Woran könnte es denn sonst liegen, dass man ihnen im Schulalltag ständig (ohne zu murren und tatsächlich auch gerne) hilft und sich dann auch noch anhören muss, dass sie sich für die besseren Lehrer halten. Manch ein Kommentar von diversen Quereinsteigern liest sich, als sei die reguläre Lehrerausbildung ein Merkmal eines schlechten Lehrers.
    Ich finde Lexington tatsächlich arrogant, wenn er/sie behauptet, Lehrer hätten keine Ahnung von der Arbeitswelt. Und wenn ich ihn/sie dann frage, woher er diese Arroganz nimmt, sollte ich gebremst werden? Warum? Wem trete ich zu nahe? Und warum sollte genau der mir so einfach zu nahe treten dürfen?


    Und dann kommen Sie und meinen, mich müsste man in meiner Schreibweise bremsen…. Warum? Ich habe nur reagiert, das darf ich nicht?
    Ich war nicht unverschämt, nicht beleidigend und nicht unflätig. Ok, ich bin nicht milde weichgespült und stimme ihm nicht zu - und das sollte gebremst werden?
    Seien Sie gewiss, dass ich hier keinen Bonus genieße. Ich genieße es allerdings, dass die Redaktion es mir (und anderen gelernten Lehrern) zugesteht, auf Anfeindungen zu reagieren. Wir haben in Deutschland ein REcht auf freie Meinungsäußerung. Das gilt zwar für Beamte nicht uneingeschränkt, aber hier in diesem Rahmen und Zusammenhang habe auch ich dieses Recht.

    Jedoch beschleicht mich ein ganz anderer Gedanke: Sind Sie vielleicht auch ein Quereinsteiger? Ich finde es schon merkwürdig, dass Sie so selektiv wahrnehmen und ausschließlich mich “drauf” haben, während Lexington u.A. mit keinem Wort erwähnt werden. So, wie sich mich hier zu Ihrem Feindbild erklärt haben, frage ich mich, ob Sie nicht auch zu den Quereinsteigern gehören, die sich ungerecht behandelt fühlen und dann gern mal auf die gelernten Lehrer dreschen.
    Außerdem habe ich eine Beobachtung gemacht. Vielleicht kann mich jemand korrigieren, wenn ich falsch liege:
    Es kommt mir so vor, als fände hier keine Diskussion statt. Man selber nimmt sich da natürlich aus und sieht besser den Splitter im Auge des Anderen als das eigene Brett vorm Kopf, aber nach meiner Wahrnehmung sind es die Quereinsteiger, die sich hier dauernd gegen die gelernten Lehrer aufwerten müssen und dabei, wie Walkür es so schön geschrieben hat, gar nicht merken, dass man ihnen täglich hilft.

    Vanessa, lesen Sie doch mal, was Walkür geschrieben hat und nehmen Sie es auch wahr, oder sollte man Walkür auch bremsen?

    schrieb Schülerfreund am

  • #108

    Hallo Michel sowie liebe Lehrerfreund-Redaktion,
    wenn ich einen Thread mit folgender Schlagzeile überschreibe: “Quereinsteiger als Lehrer: Gar kein Unterricht ist besser als ein schlechter”, dann brauche ich mich nicht zu wundern, dass hier aufeinander eingedroschen wird wie wild. Besser wäre in der Tat ein Forum, in dem es um die Beseitigung des Lehrermangels geht. Oder macht ein eigenes Forum für Quereinsteiger, in dem sie sich austauschen können.

    Organisation und Einstellung von Quereinsteigern wird vom Schulamt getragen, einer Behörde, die dem Kultusministerium unterstellt ist. Also sollte man sich eher über die “Ministerialbürokratie” aufregen anstatt auf Quereinsteiger oder Menschen aus der freien Wirtschaft einzuprügeln. Ehrlich gesagt bin ich ob der hier geäußerten Meinungen (insbesondere die zutiefst erregten Sätze von Schülerfreund) einerseits erschrocken, andererseits auch enttäuscht. Welches Bild werfen denn solche Verbalattacken auf uns Lehrer… Da werden ja viele Klischees bejaht… “Lehrer haben Angst um ihre Privilegien wie Urlaub, gutes Geld und gute Pension”, “Lehrer sind selbstverliebt”, “Lehrer sind leicht reizbar”, all diese Vorurteile finden hier im Forum reichlich Beute. Hoffentlich verirrt sich kein Elternteil oder kein humanistisch eingestellter Pädagogik-Prof in dieses Forum, da bekommt man ja das blanke Grausen…

    Natürlich ist es immer leicht, im Web verbal um sich zu schlagen. Mit so etwas macht man jedoch nur seinem Ärger Luft… Da geh ich lieber Sport treiben, als hier Quereinsteiger zu diskriminieren.

    Lehrer wollen nicht per se als faule Gut-Verdiener betitelt werden, andererseits sind die Quereinsteiger auch nicht die sicherheitsfanatischen Opportunisten, für die viele alteingesessene Lehrer sie halten. Kommt zurück zur Sachlichkeit. Der Lehrerfreund-Redaktion hätte ich auch ein wenig mehr Fingerspitzengefühl zugetraut. Aber wie ich in vielen anderen Foren hier gesehen habe, genießt “Schülerfreund” anscheinend einen Bonus und wird daher nicht in seiner Schreibweise gebremst. Sehr traurig.

    Über Bildungsstandards könnten wir uns sehr gerne austauschen, da könnte man mal ein Forum einrichten! Wenn Michel Fragen hat, kann er sie gerne an mich stellen! Zu meiner persönlichen Meinung: Die alten Lehrpläne haben die Bildungsstandards bereits enthalten… man muss nur genau hinschauen. Die Erhebung der neuen Bildungsstandards sind meiner Meinung nach wieder ein typisches Zeichen der Ministerialbürokratie, die vom Schulalltag weit entfernt zu sein scheint und unter dem Virus “Aktionismus” leidet.“Hauptsache, wir haben etwas getan. Dann sind wir an der nächsten PISA-Pleite wenigstens nicht Schuld”...

    schrieb Vanessa am

  • #109

    Oups, jetzt bin ich mir nach der Lektüre dieses threads so gar nicht mehr sicher, ob ich wirklich als Seiteneinsteigerin arbeiten möchte… Dabei habe ich mir das eigentlich nett vorgestellt, als Diplom Physikerin die Mangelfächer Mathe und Physik zu unterrichten. Vielleicht einigen Kindern die Scheu genau vor diesen Fächern zu nehmen (natürlich nur, damit wir hier an den Unis auch unsere Hörsäle wieder voll bekommen) und sie ein Stück auf dem Weg ins “richtige” Leben zu begleiten. Als Mutter habe ich mir vorgestellt, dass es nett wäre Teilzeit zu arbeiten und meine Kinder nicht immer in den Ferien abschieben zu müssen… Aber ich habe mir nicht vorstellen können dermaßen im Lehrerzimmer angefeindet zu werden. Steht es nicht jedem Berufsanfänger (auch nach Jahren in der Industrie und an der Hochschule würde ich mich wieder als Anfängerin bezeichnen)zu zuerst einmal wohlwollend aufgenommen zu werden? Soll ich mein Wissen für mich behalten, während überall “Lehrermangel” geschrien wird?
    Bin ehrlich gesagt ratlos

    schrieb chlorella am

  • #110

    Was mir hier immer bei der aufflammenden Neiddiskussion auffällt:

    Quereinsteiger - wann gibt´s die denn wirklich? Wenn ein Bundesland viele Lehrer für bestimmte Schularten oder Fächerkombinationen hat, stellt es i.d.R. auch kaum Quereinsteiger ein.
    Meines Wissens gibt es diese aus zwei Gründen:

    1. Der Staat versucht seine eigenen Beamten aus anderen Bereichen (die evtl. abgebaut werden sollen) in “Mangelbereiche” “abzuschieben”. So geschehen z.B. bei den Forstbeamten in BY. Für diese Personengruppe ist das allein sicher schon Grund genug, sich veräppelt zu fühlen.

    2. Für Fächer wie Mathematik, Chemie, Physik, usw. gibt es nicht genug Lehramtsstudenten.
    Das liegt aber vermutlich nicht daran, dass der deutsche Abiturient zu blöd für Naturwissenschaften ist, sondern eher daran, dass sich mit einem Studium in diesem Bereich anderswo mehr Geld und Ansehen verdienen lässt. Natürlich unter der Voraussetzung, dass man einen entsprechenden Abschluss (Note, Doktortitel,...) hat und/oder eine gewisse Mobilitätsbereitschaft zeigt.

    Das ließe jetzt natürlich Rückschlüsse auf einige Seiteneinsteiger aus diesem Fachgebiet zu: Abschluss hat halt nicht gereicht oder sie wollen (nachvollziehbar und ohne Wertung!) lieber auf dem platten, industriefreien Land fernab von Ballungszentren in der Nähe ihrer Familie bleiben und nicht die chemische Industrie im Ruhrgebiet o.Ä. unterstützen.

    An Gymnasien oder Realschulen haben sie da natürlich gute Chancen, weil die sich ihre Vertretungslehrer z.T. selber suchen und verpflichten dürfen. Dann darf man sich aber auch nicht beschweren, wenn der Vertretungsvertrag unsicher, zeitlich begrenzt oder am Auslaufen ist. Sie sind nämlich oft keine Beamten und sind damit auch aus der Verpflichtung raus, sich im ganzen Bundesland rumversetzen zu lassen, während der Lehrer mit Lehramtsstudium im nächsten Jahr mal locker 400 km ans andere Ende versetzt werden kann - ohne sich wehren zu können.

    Noch was zum Schluss: Ich kenne einige Quereinsteiger, weil ich an verschiedenen Schulen rumgekommen bin. Das sind meistens sehr nette Leute, die einfach nur das getan haben, was fast jeder tun würde, wenn er Arbeit sucht oder andere Bedingungen möchte: Sie haben Arbeit angenommen. Sie wurden zum Teil händeringend gesucht; manchmal auch mit nicht ganz haltbaren Versprechungen gelockt. Und jetzt sind sie da. Sie haben eigentlich keinem was weggenommen. Nur haben sie echt oft nicht begriffen, was “Schule” bedeutet.
    Ständig gibts Ärger, weil sie nicht wissen, wie Probearbeiten gestellt und bewertet werden, die Fragen sind nicht klar gestellt, die Eltern beschweren sich - und wir versuchen alle, ihnen nicht in den Rücken zu fallen. Wir gegen unsere Schulaufgaben weiter, wir korrigieren gemeinsam - nur um uns dann mal wieder sagen zu lassen, sie seien doch nicht blöd - schließlich hätten sie eine Ausbildung.
    “Schülerfreund” hat das nett beschrieben. Man hält viel von ihnen fern und sie merkens noch nicht mal. Jeder hilft ihnen (fast jeder), weil der Schulbetrieb laufen muss, aber es ist häufig ein Geben, dem kein Nehmen folgt.

    Kleines Beispiel aus den letzten paar Wochen:
    Der Computer, der an vielen Schulen für 30 - 45 Kollegen reichen muss, ist vom Quereinsteiger blockiert - er braucht in jeder Freistunde einen Arbeitsplatz. Jeden Morgen kommt er mit einem USB-Stick um das Arbeitsmaterial komplett auszudrucken - weil das bei ihm zu Hause seine private teuere Druckertinte verbraucht. Er benutzt keine Folien, kein farbiges Papier, laminiert nichts - muss er ja alles selber bezahlen. Noch nie hat von den anderen Lehrern jemand im Büro nach Folienstiften, Rotstiften o.ä. gefragt - er schon…
    Trotzdem finden ihn die meisten ganz nett, weil er irgendwie versucht, klarzukommen…

    schrieb Walkür am

  • #111

    Ihr Beitrag, Vanessa, weist darauf hin, dass die Fragestellung dieser Diskussion falsch ist. Ob Quereinsteiger gute oder schlechte Lehrer sind, ist eben nicht die Frage. Allenfalls könnte man gemeinsam über die Planungsblindheit der Kultusbürokratie lästern. Ohne die Quereinsteiger wäre der Unterricht an meiner Schule nicht abdeckbar (Chemie x 1, Mathematik x2, Deutsch x2, Englisch x1 + Vertretungskräfte vom freien Markt). Hoffentlich wird das nicht so ein Schweinezyklus: Lehrermangel - Lehrerüberschuss - Lehrermangel usw.

    Viel interessanter fände ich mal eine Diskussion um die Bildungsstandard. BWB hat sie schon, wir in Hessen bekommen sie jetzt. Macht es wirklich einen Unterschied, output-orientiert zu arbeiten anstatt inputorientiert? Wird hier nicht alter Wein in neue Schläuche gefüllt? Also das getan, was im Schulsystem seit Jahrzehnten immer wieder passiert und nichts als Energieverschwendung ist? Oder wird jetzt endlich alles, alles gut?
    Da hätte ich gerne mal ein paar Stimmen von Lehrern und Lehrerinnen, die das bereits kennen (“kompetenzorientierten Unterricht”).

    schrieb Michel am

  • #112

    “Ich wusste schon immer, dass Quereinsteiger ein Ego-Problem haben…” “gequierlten Mist…” “Wovon reden Sie eigentlich und woher nehmen sie so viel Arroganz?” “Dass Sie selbst mit ihrem Angestellten-Nicht-Erfüller-Gehalt neidisch auf das Gehalt der Lehrerschaft blicken, ist mir klar.” Hmmm… liebe Kollegin, das bringt uns doch nicht weiter. bin studierte GYM-Lehrerin, Englisch/Chemie in NRW… uns fehlen Leute, wir können unseren Chemie-Unterricht in der 8. nicht halten… wir bräuchten dringend Chemie-Lehrer… Kollegin Schülerfreundin, wo sollen wir die herholen???

    schrieb Vanessa am

  • #113

    @Michael,

    Sie haben es genau erkannt. Wir haben auch mehrere solcher Spitzenkräfte aus der Wirtschaft an der Schule.
    Man lässt sie in Ruhe. Wenn es um Zusatzaufgaben geht, heißt es immer: “Lass den X, der schafft das nicht, der soll erst mal seinen Unterricht hinkriegen.”
    Der X aber sagt mir dann, wenn ich für den x-ten Arbeitskreis ein Treffen habe: “Also irgendwie solltest du dich vielleicht anders organisieren.”
    Wohlgemerkt, er hat nebenbei nix an den Backen, während ich mit am Ganztag bastele, bei “Jugend debattiert” drin hänge, im Förderkonzept mitarbeite, eine Referendarin bei ihrem Berufsstart unterstützen will… etc.
    Aber dieses Großmaul hat nix extra, außer seinem Sportunterricht und einem Mathekurs… und selbst das klappt nur, wenn er sich alle zwei Wochen mindestens mal einen Tag Auszeit nimmt, weil das ja soooo anstrengend ist, wo man ihn dann schön regelmäßig vertreten muss.

    Keinen der Quereinsteiger habe ich je dirskreditiert (es gibt auch eine Quereinsteigerin, die ich zu sehr schätze, als dass ich Quereinsteiger perse diffamieren würde), aber was man hier für einen gequierlten Mist lesen kann, schlägt dem Fass den Boden aus.

    Ich wusste schon immer, dass Quereinsteiger ein Ego-Problem haben, aber der Bezug zur Realität scheint einigen von ihnen völlig verloren gegangen zu sein.

    Lexington:
    Wovon haben Lehrer keine Ahnung?
    Auch die Lehrerausbildung ist eine Ausbildung. Das Studium unterscheidet sich im Erwerb von Ahnung nicht von anderen Studiengängen (außer natürlich inhaltlich. Der Lehrer lernt natürlich nix).
    Ich habe z.B. zwei Lehren gemacht und dann studiert. Ich darf also behaupten, Ahnung zu haben und beide Seiten beurteilen zu können.
    Also, worum geht es? Die Belastungen sind im Studium höher gewesen, die Anforderungen an Disziplin und Fleiß auch. Als nebenbei arbeitende Studentin musste ich mein Studium finanzieren… Wovon reden Sie eigentlich und woher nehmen sie so viel Arroganz?

    UND! Dass Sie selbst mit ihrem Angestellten-Nicht-Erfüller-Gehalt neidisch auf das Gehalt der Lehrerschaft blicken, ist mir klar. Wahrscheinlich leiden Sie auch noch unter einem dieser unglaublichen Zeitverträge, da Ihr Neid sich ja auch auf die Sicherheit bezieht. Nur, wir Lehrer können für Ihre Situation nichts. Sie hätten ja in der freien Wirtschaft bleiben können, für die Sie ja anscheinend bestens geeignet waren. Ich frage mich immer, was so einen Karrieristen aus der Wirtschaft in die Schule ziehen mag?
    Das Spitzengehalt, dass die dann doch nicht kriegen, aber immer noch mehr als Hartz IV, wo die unweigerlich gelandet wären (weil sie ja so gut in der Wirtschaft waren)?
    Die Sicherheit, die die dann doch nicht kriegen, weil sie eben “Nicht-Erfüller” sind? ... Und Schwupps ist er da, der Neid auf die, die ihren Job gelernt haben.

    schrieb Schülerfreund am

  • #114

    Es ist ja so wahr: ausgebildete Lehrer sind schlechte Lehrer. Niemand unterrichtet besser als Quereinsteiger. Niemand hat die Altlehrer mit ihrer pseudopädagogischen Ausbildung besser im Blick als die hervorragenden Quereinsteiger. Die wissen einfach Bescheid, die kommen ja auch aus der freien Wirtschaft. Ich kenne zig Bosse der freien Wirtschaft, die heulen den Superkräften nach, die jetzt an den Schulen sind. Und die Schüler tragen die Quereinsteiger auf den Schultern.
    Wer’s nicht glaubt: Fragen Sie Ihren Nachbarn, der kann es Ihnen bestätigen.

    schrieb Michel am

  • #115

    Heute war echt nicht mein Tag. Manchmal ist es ja bekanntlich so: Alles nervt und die gute Laune möchte sich nicht einstellen.

    Dann habe ich diesen Bericht hier gelesen und musste erstmal herzhaft lachen. Vor allem weil dieser nichtsnutzige Pädagogikanteil im Lehramtsstudium auf den Unterricht in der Klasse vorbereiten soll^^

    Bei Lehrern war es schon immer so und wird nie anders sein: Entweder es liegt eine charakterliche Eignung vor oder eben nicht. Dieses abstruse pädagogische Getue hilft eben nicht - hat es nie und wird es nicht ;)

    Übrigens haltet euch mal vor Augen: Seiteneinsteiger kennen in der Regel den Arbeitsmarkt aus eigener Erfahrung. Die meißten grundständig ausgebildeten Lehrer haben davon keine Ahnung - zumindest keine aus eigener Erfahrung. Das zählt nunmal. Schule ist nämlich nur ein Mittel zum Zweck. Und wer den Zweck kennt, der kann die Mittel besser einschätzen.

    Es stimmt übrigens auch, dass der Lehrerberuf absolut spitzenmäßig bezahlt wird und eine Luxussicherheit schafft, die einfach phänomenal ist. Also seid nicht zimperlich und wählt den Seiteneinstieg.

    Gruß

    schrieb Lexington am

  • #116

    so wichtig ist eine Studium der Pädagogik ja auch nicht, ja, ja.. willkommen in der Häschenschule

    schrieb jojo am

  • #117

    habe nach 3 Jahren als Q am Gymnasium festgestellt, dass fast alle ! jedenfalls mit mehr Herz mit den Kindern umgehen als die ausgebildeten Paedagogen. Meist wird von diesen nur gegen die Q s gehetzt,wie auf dieser Seite ersichtlich, weil sie sich, wenn der Q den Job erfolgreich ausuebt, und die Schueler ihn ausserdem noch moegen, nicht mehr wichtig genug fuehlen

    schrieb querein am

  • #118

    Bin auch Anfang 40 als Quereinsteiger in den Schuldienst gewechselt (Diplomphysiker mit sehr gut, zweijähriges Referendariat in BW mit 2,4). Bin jetzt seit zwei Jahren an einem Gymi im ländlichen Raum in Oberschwaben. Jetzt Studienrat und auf Lebenszeit verbeamtet.
    Fazit:
    1)Referendariat war die Hölle.
    2)Verbeamtung bedeutet eine gewisse (Planungs-) Sicherheit und das ist wichtig.
    3)Ferien sind ok und nötig.
    4)Das mit Abstand Wichtigste für mich ist jedoch die Arbeitszeit. Bisher hatte ich einen richtig guten Draht zu meinen Klassen und das ist grundlegend für “guten Unterricht”. Schüler spüren sehr schnell, wenn ein Lehrer nicht leistungswillig ist, sich nicht um seine Klassen schert schlecht vorbereitet oder zu distanziert ist.
    Ein pauschales “Problem der Quereinsteiger/innen: Sie können nicht unterrichten” kann man -wie in anderen Sparten- vergessen. Ich weiss, wo ich den Rest meines Berufslebens hingehöre und was mir Freude bereitet.

    schrieb Bumblebee am

  • #119

    Zum einen handelt es sich bei den Ferien der Lehrer um unterrichtsfreie Zeit, die für Weiterbildungen, Vorbereitungen, Erstellen und Korrigieren von Abiturprüfungen genutzt werden kann und muss. Zum anderen ist das Burnout-Syndrom bei Lehrerinnen und Lehrer besonders häufig anzutreffen. Und auch Quereinsteiger können im Vergleich zu anderen Kollegen guten Unterricht vorbereiten und ein pädagogisches Geschick entwickeln. Und ich bestreite ja nicht, dass es ausgebildete Lehrer gibt, die nur aus Verlegenheit Pädagogen geworden sind, im Studium wenig engagiert waren und in der Praxis überfordert sind. Es kann allerdings auch nicht sein, dass Quereinsteiger als Versager der Arbeitswelt in den Schonraum Schule flüchten, weil sie sich dort angeblich so viel Ferien und Sicherheit versprechen. Vom pädagogischen Idealismus ist bei einer solchen Einstellung wenig zu spüren. Und eine Neiddebatte hilft überhaupt nicht weiter und am allerwenigsten den Schülern. Mir geht es um die Gleichwertigkeit der Abschlüsse von Lehrern und Quereinsteigern, die auf dem Arbeitsmarkt meiner Meinung nach nicht gewährleistet ist. Und es geht mir um die Aufwertung der Erkenntnisse aus der Bildungs- und Erziehungswissenschaft an der Universität. Warum kann ein Quereinsteiger nicht seine pädagogische Fakulta an der Hochschule nachholen und studieren (evtl. Fernstudium)? Reicht die Praxis im Referendariat allein aus, um Lehrer zu sein? Wird der Lehrer nicht dadurch zum praxisorientierten Handwerker degradiert, der nicht auf einer wissenschaftlichen Ebene die Lehr-Lernprozesse begleiten und reflektieren kann? Benötigen wir überhaupt noch Lehrstühle für Pädagogik und Erziehungswissenschaften, wenn der Bonus Mangelfach alle weiteren pädagogischen Qualifikationen in den Schatten stellt?

    schrieb Klafki am

  • #120

    Wird heute (6. August) überall vermeldet: Zitat Bayrischer Rundfunk: “Der Philologenverband beklagt einen nie dagewesenen Lehrermangel in Deutschland. Nach Angaben von Verbandschef Meidinger fehlen zu Beginn des neuen Schuljahres bis zu 45.000 Lehrer. Besonders gravierend sei der Mangel in Mathematik und Naturwissenschaften. In der “Bild”-Zeitung forderte Meidinger den verstärkten Einsatz von pensionierten Lehrern. Zur Begründung sagte er, es werde immer schwieriger, Quereinsteiger für den Lehrerberuf zu gewinnen.”

    Dem ist nichts, aber auch rein gar nichts hinzuzufügen.

    schrieb rollermann am

  • #121

    @Mike:
    Wieso ist es ein Zeichen von Frust, wenn ich meine Beobachtungen schildere?

    Das Problem ist doch eher das Verdrängen der Realität bei vielen (nicht nur bei Lehrern).
    Der Arbeitsmarkt für Lehrkräfte bestimmter Fächer (u.a. die Naturwissenschaften) hat sich in den letzten Jahren massiv geändert. Ich sehe aber keine Verbesserung der Arbeitsbedingungen/Bezahlung, wie man es in so einem Fall erwarten sollte. Stattdessen passiert das Gegenteil. Und es nützt auch nichts, auf einen ominösen “allgemeinen” Arbeitsmarkt zu verweisen, der hierbei überhaupt nicht relevant ist. Vergleich: Wenn man einen Ärztemangel hat nützen einem Arbeitslose in anderen Bereichen auch nichts. Nur bei Lehrkräften scheint es anders zu sein (“Lehrer kann jeder”). Die von mir beschriebene Beobachtung (lieber ein reines technisches / naturwissenschaftliches Studium statt Lehramt, als Lehrer kann man sich dann immer noch bewerben) ist Realität und im Sinne einer persönlichen Nutzenmaximierung folgerichtig. Wer heutzutage Lehramt mit naturwissenschaftlichen/technischen Fächern studiert, nutzt seine Chancen nicht optimal.

    schrieb Mister M. am

  • #122

    @ Klafki und Mister M.: Gerade in Zeiten, in denen wir studierten Pädagogen 6 Wochen bezahlten Urlaub am Stück genießen, finde ich Euer Selbstmitleid nicht in Ordnung. Mag ja sein, dass die in der freien Wirtschaft etwas mehr verdienen als wir, dafür müssen die sich aber häufig Sorgen machen um ihre berufliche Zukunft. Und haben weniger frei. Auch ein studierter Pädagoge kann in der freien Wirtschaft durchaus einen Job finden, man muss halt wissen, wie man sich positioniert. Ich arbeite neben meinem Lehramt für pädagogische Fachverlage. Auch für Zeitungen schreibe ich immer mal wieder etwas. Die Fähigkeiten der Lehrer sind in der Wirtschaft durchaus gefragt.
    Ich denke, dieses Abwerten von Quereinsteigern sowie Mister M.s Pauschalisierungen verschaffen Eurem Frust Luft, ok. Dennoch: Welche Idee bietet ihr denn an - was kann man gegen den Lehrermangel tun?

    schrieb Mike am

  • #123

    Das ist wieder einmal eine ungerechtgertigte Pauschalisierung. Ich kenne ausgebildete Lehrer, die nicht unterrichten können und größte Schwierigkeiten, eine Klasse zu diszipinieren. Sie haben den Beruf wohl in 1. Linie wegen des sicheren Status als Beamter gewählt. Dann gibt es sehr engagierte Quereinsteiger, die super mit den Schülern klarkommen und nur im Angestelltenverhältnis arbeiten. Die gleiche Arbeit für sehr viel weniger Geld macht man wohl nur, wenn man wirklich von der Sache überzeugt ist.
    Und “mittelmäßige Abschlüsse” halte ich für eine unangemessene Polemik. Den schlechtesten Abischnitt hatten i. d. R. die Lehramtskandidaten, da es dort ja keinen NC gab. In meinem Studiengang gab es einen von 1,9 - das hätten die meisten schon nicht geschafft.

    schrieb Delilah am

  • #124

    @Klafki:
    So ist es. Ich kenne Kollegen (Lehrer), die haben ihren Kindern ganz klar empfohlen, lieber einen technischen/naturwissenschaftlichen Studiengang aufzunehmen, als “auf Lehrer” zu studieren. Wenn es mit der (ungleich besser bezahlten) Karriere in der Wirtschaft entgegen den Erwartungen dann doch nicht klappen sollte, könnten sie ja immer noch in die Schule wechseln.

    schrieb Mister M. am

  • #125

    Das Problem ist die mangelnde Anerkennung eines Pädagogikstudiums. Ein Refererendariat kann auch dieses Wissen nicht bei einem Quereinsteiger kompensieren. Es ist unfair, wenn ein ausgebildeter Lehrer mit 1. und 2. Staatsexamen auf dem Arbeitsmarkt keine Chance für eine alternative Beschäftigung finden kann (nur mit Umschulung evtl.). Ein Dipl.-Informatiker hat jedoch eine Doppelqualifikation, die ihm in der Wirtschaft wesentlich bessere Chancen einräumt. Scheitert der Quereinsteiger vor den Schülern, so hat er gegenüber einem Lehramtsstudenten mit gleicher Fakulta auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen. Daher ist es wohl an der Zeit, die Pädagogik an der Universität in Frage zu stellen, wenn weitere Quereinsteiger die Schüler/innen mit ihren subjektiven Theorien aus Ihrer eigenen Biografie über vermeintlich “guten” Unterricht beglücken. Verlierer sind wieder einmal die Schüler und Eltern. Mehr Anerkennung für die Studenten, die den Mut haben, das Fach Pädagogik an der Hochschule zu studieren und sich damit dem Schulsystem als einzige “adäquate” Beschäftigungsoption ausliefern.

    schrieb Klafki am

  • #126

    hey cat,
    ich kann dich in deinem vorhaben nur bestärken: gerade biologie-lehrer werden gesucht. lass dich von lehramtler-äußerungen auf dieser seite nicht so sehr runterziehen: ich hab mir diesen schlagabtausch auch durchgelesen und bin doch sehr verwundert, wie unreflektiert meine kollegen auf quereinsteiger hinabschauen. da wird gar kein unterschied gemacht. auch von uns ausgebildeten lehrern haben es viele schwer. in meinem lehrerzimmer muss ich genauso viele alteingesessene Kollegen wie seiteneinsteiger trösten, das gibt sich nicht viel… ich habe mit quereinsteigern fast durchweg positive erfahrungen gemacht. ok, einige wirken leicht überfordert, weil sie sich zu wenige gedanken darüber machen, wie schwierig doch die arbeit mit kindern/jugendlichen sein kann. andererseits glaube ich, dass leute wie du, die in der wirtschaft gearbeitet haben, andere impulse setzen können als wir studierten lehrer. also, ich finds gut und drück dir die daumen! grüße von mike

    schrieb Mike am

  • #127

    Zugegebenermaßen, ich habe die Diskussion nicht bis zum Ende gelesen. Aber sie hat dazu beigetragen, mich für einen Quereinstieg in den Lehrerberuf zu begeistern. Ich trage mich gerade mit dem Gedanken, meinen Beruf, der mich langfristig nicht glücklich machen wird, aufzugeben und Biologielehrerin zu werden. Auf der Suche nach Erfahrungen und Meinungen bin ich auf diese Diskussion gestoßen.
    Für mich ist das schlagendste Argument, daß ich Schülern, die auf das Berufsleben vorbeitet werden, von Nutzen sein werde. Dabei will ich gar nicht besser sein als ausgebildete Lehrer, wen interessiert das? Es gibt auf beiden Seiten Ausreißer, sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung, verallgemeinern lässt sich das sowiso nicht. Für mich steht fest: wenn ich diesen Weg gehe, dann will ich einen guten Job machen, unbedingt… So, das von meiner Seite, und jetzt, weitermachen…;)

    schrieb Cat am

  • #128

    Gern hätte ich mich sachlich ausgetauscht.
    Ich bin nur nicht mehr bereit, mit Menschen zu diskutieren, die sich fast paranoid angegriffen fühlen, dafür aber selbst die Grenzen des guten Geschmacks völlig ignorieren. Man schaue sich diesbezüglich nur den letzten Beitrag von teamplayer an.

    Inhaltlich habe ich Fragen gestellt. Keine wurde beantwortet.

    @ Rollermann
    “Neidisch (NEID!) und herabschauend wird auf diese Eindringlinge gestiert, nur weil sie keine Pädagogik-Kurse an der Uni besucht haben.”

    Verstehe ich Sie richtig, dass ausgebildete Lehrer auf Quereinsteiger neidisch sind, weil die keine Pädagogikkurse an der Uni belegt hatten?
    Sie können mir jetzt wieder Polemik vorwerfen, aber mir erschließt sich einfach nicht, warum ich deshalb ein Gefühl des Neids entwickeln sollte. Ich habe Sie schon in einem vorherigen Beitrag gebeten, mir das genauer zu erklären. Für mich sieht es so aus, als sei ich neidisch auf etwas, was ein anderer NICHT hat. Wie kann das denn Neid erzeugen?

    Auch ihr Hinweis auf die Lehrer mit ihrem “privilegierten und ferienreichen Berufsalltagsnest so schön gemütlich gemacht (BESITZSTANDSDENKEN!)” bringt mich nicht weiter.

    Die Arbeitszeitdiskussion können wir gern an anderer Stelle führen, aber gehen wir mal davon aus, es wäre so:
    Inwiefern könnte dieser Umstand von Quereinsteigern bedroht sein? Inwiefern sollte das ein Grund sein, Quereinsteiger abzulehnen? Inwiefern hat das denn überhaupt etwas mit Quereinsteigern zu tun?

    Ich vermute eher, dass ein frischer Quereinsteiger ebenfalls ganz scharf auf die vermeindlichen 3 Monaten Ferien sein könnte. Es sei ihm gegönnt! Wenn er keine Korrekturfächer hat, hat er sie vielleicht auch.
    Dazu fällt mir der Satz eines unserer Quereinsteiger ein, der nach den Herbstferien sagte: “Da hatte ich mich so darauf gefreut, als Lehrer die Ferien genießen zu können und jetzt hab ich die ganzen Ferien gearbeitet.”

    Da Sie selbst kein Lehrer sind, wissen Sie es sicher nicht, aber einen Teil dieser Ferien müssen wir korrigieren. Das wird ihnen Teamplayer sicher bestätigen können, der ja schon seit einem Jahr dabei ist.
    In der Jahressumme kommen wir mindestens auf die gleiche Arbeitszeit wie jeder andere Angestellte auch, aber wie schon gesagt: diese Diskussion gehört nicht hierher.

    Gern bin ich bereit, Fehler einzugestehen und ich sehe weder mich noch die Lehrerzunft als unfehlbar an. Ich kenne übrigens keinen Lehrer, der sich für unfehlbar hält. Zu einem pauschalen “Asche auf mein Haupt” bin ich nicht bereit.
    Aber Sie könnten Sie das ja sicher auch konkretisieren und mir erläutern, welche Fehler wir ausgebildeten Lehrer denn machen?
    Was aber hat das bitte mit Quereinsteigern zu tun?
    Machen die keine Fehler, die wir aber widerum machen?
    Wenn ja, welche bitte?
    Antworten auf konkrete Fragen ohne inhaltslose Allgemeinplätze blieben Sie bislang leider schuldig.
    Ich habe leider nicht den Eindruck gewonnen, dass von Nudelsuppe, teamplayer oder Ihnen eine sachliche Diskussion angestrebt war. Daher verabschiede ich mich aus diesem Gespräch.

    @teamplayer
    aufgrund ihres Tons, ihrer inhaltlichen Entgleisungen und ihrer persönliche Anfeindungen erachte ich es nicht mehr für notwendig, auf ihre Beiträge einzugehen.
    Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute

    schrieb Schülerfreund am

  • #129

    Für die, die selbst nicht mitdiskutieren, liest sich der Thread inzwischen ganz schön anstrengend. Deshalb die Bitte um Rückkehr zur Sachlichkeit. Redaktion, 16.02.2010

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #130

    @ Frederic und Schülerfreundin, Polemik und missglückende Humoristikausflüge bringen hier doch wirklich nicht weiter, ebenso wenig wüste Beschimpfungen, werther teamplayer;-) Leute, stellt euch doch einfach mal einer objektiven Diskussion. Räumt auch mal Fehler ein und stellt die Lehrerzunft nicht ewig als die Unfehlbarsten der Unfehlbaren dar, als bemitleidenswerte “Unter-den-Schülern-und-jetzt-auch-noch-unter-den-Quereinsteigern-Leidende”. Viele Lehrer haben es sich in ihrem privilegierten und ferienreichen Berufsalltagsnest so schön gemütlich gemacht (BESITZSTANDSDENKEN!), dass alles Neue nur stört. Neidisch (NEID!) und herabschauend wird auf diese Eindringlinge gestiert, nur weil sie keine Pädagogik-Kurse an der Uni besucht haben. Viele Lehrer sind da ganz selbstkritisch und ehrlich und räumen ein, dass ihnen die Didaktik- und Pädagogikkurse so gut wie gar nix gebracht haben. Außerdem klingen obige Postings immer so, als ob Quereinsteiger gerade eben eine 2jährige KFZ-Monteursausbildung absolviert hätten und plötzlich auf die glorreiche Idee kamen, Lehrer zu werden. Schon mal darüber nachgedacht, dass Magister-oder Diplomstudenten genauso wie ihr viele Jahre auf der Uni verbringen mussten und ihnen ganz gewiss auch nichts geschenkt wurde?

    Seid endlich ehrlich zu euch selbst - und fair zu den neuen Kollegen!

    schrieb Rollermann am

  • #131

    an Frederic: Welch geistiger Erguss… Wie toll doch so ein Forum ist, da kann man seine Komplexe sogar in Reinform gießen… ich habe in keinster Weise behauptet, alle Lehrer seien faule Versager. Da kann man nur vermuten, dass man so manchen Lehrer an einem wunden Punkt getroffen hat. Und Schülerfreund: Sie brauchen Rückendeckung von Lehrerkollegen, sie flehen ja förmlich darum. Wie das halt so ist: Gehen einem die guten Argumente aus, muss Mama kommen… Sorry Leute! Warum nur… ich versteh es nicht… Was Frederic und Schülerfreund tun, ist, sämtliche Beamten-Klischees mit dem dicksten Edding der Welt zu unterstreichen. Wieso bleibt ihr nicht cool?
    Lehrer in der Wirtschaft - warum nicht? Viele könnten dort sicher einen guten Job machen. Wirtschaftsmenschen in der Schule? Warum nicht - viele könnten dort ebenfalls bestehen und Kollegen wie Schüler mit anderen Sichtweisen unterstützen. Dass sie das besser könnten als Lehrer mit 2. Staatsexamen, hat hier niemals jemand behauptet. Vergleiche waren mir eh fremd -  das einzige, was ich mir erhofft habe, waren kollegiale Töne von Pädagogen, die nicht verallgemeinern. Aber sei es drum: Schülerfreund und Frederic sind argumentatorisch auf einem Kindergarten-Level - wildes Rumgebrüll, und wenn man nicht mehr weiter weiß, ruft man nach dem Papa. Eh, sorry Frederic, Dir muss ich natürlich karnevalistisches Talent bescheinigen. Auch das mit der Grippen-Metaphorik finde ich wirklich herzerfrischend! Narrhallamarsch! Viel Spaß noch in der Schule!

    schrieb teamplayer am

  • #132

    @Frederic

    :-) Wie erfrischend!

    Haben Sie nicht vergessen, dass wir auch neidisch auf die Quereinsteiger sind?

    Vielleicht weil die so viel mehr vom Leben verstehen als wir und im Gegensatz zu uns zur Selbstkritik fähig sind.

    schrieb Schülerfreund am

  • #133

    Langsam werde ich wirklich wütend.

    Aus welcher meiner Zeilen entnehmen Sie einen Wutausbruch?
    Welche Argumente meinen Sie, die Rollerman gebracht hätte? Im Unterschied zu Ihnen und ihm bin ich auf die Äußerungen eingegangen.
    SIe ignorieren gleichermaßen konsequent meine Fragen. Wenn einige dieser Behauptungen (Pfründe, Wettbewerb…) mit Inhalt gefüllt würden, könnte man vielleicht auch was dazu sagen. Ich habe versucht, darum zu bitten, dass man es mir ein bisschen inhaltlich auffüllen könnte?????
    So ist es nur dahingesagt und auf Nachfragen heißt es, ich flippe aus und/oder sei frustriert…. und Sie vermissen Tiefgang???

    Bitte an die anderen Leser:
    Flippe ich wirklich aus?
    Deutet meine Art zu schreiben auf einen Wutausbruch hin?

    Ich nehme nur wahr, dass nichts von dem, was ich hinterfrage, erläutert wird. Dafür werde ich dann aber persönlich angegangen (frustriert, Wutausbruch, Was hat man Ihnen getan?...)

    Mir fehlen die Worte

    schrieb Schülerfreund am

  • #134

    Teamplayer hat ja so recht.
    Wir regulären Lehrer und Lehrerinnen sind Nieten.
    Wir kommen weder mit Schule, Schülern noch mit Alltag zurecht.
    Wir sind uneinsichtig und unfähig zur Selbstkritik.
    Jeder x-beliebige Teilnehmer einer Bierrunde wäre für Schüler erfrischender, lebensnaher, kompetenter.

    Das Problem ist die elende Verbeamtung. Man wird uns Permanentversager nicht los.
    Appell an die Pharmaindustrie: Wir brauchen ‘ne Lehrergrippe. Aber mit einem intelligenten Virus, der zwischen Beamten und den wahnsinnig guten Quereinsteigern unterscheidet. Und: der Lehrergrippenvirus darf nicht so floppen wie der Schweinegrippenvirus. Der war bestimmt Beamter, lebensfern, frustriert, ein Langeweiler, dem niemand zuhören wollte.

    Es leben die Quereinsteiger!
    You are the best!
    Besser als die Profis!
    Weg mit den Beamtenluschen!

    (Kann mir mal jemand verraten, warum von den zehntausenden von Lehrern, die zwischen 1982 und 2002 in die freie Wirtschaft gingen, kaum einer zurück an die Schule kam? Hm. Sind die vielleicht schuld an der Wirtschaftkrise? Man denke sich: Lehrer, echte Lehrer, in der freien Wirtschaft. All diese potentiell faulen Säcke, diese inkompetenten Typen, die das Schulsystem wegen Überfüllung nicht annahm. Statt ihrer kamen die Quereinsteiger. Unverbraucht, dynamischm, angefüllt mit Lebenserfahrung)

    Ich freue mich auf die Antworten der Bekannten, Freunde, Verwandten, die natürlich nicht selbst Quereinsteiger sind und sich dennoch in diesem Forum so sachkundig und glaubwürdig engagieren!

    schrieb Frederic am

  • #135

    Liebe Teilnehmer dieses Forums,
    als ich vor wenigen Tagen meinen Freunden beim Bierchen erzählte, dass ich versucht habe, mich mit Lehrern jeglicher Couleur in einem Forum über den Lehrerberuf konstruktiv auszutauschen, griffen die sich an den Kopf. “In einem solchen Forum machen doch eh nur die Leute den Mund auf, denen sonst im Alltag niemand zuhört”. Wie recht sie haben ... Schülerfreund, sie haben doch so einen freundlichen Namen… Was ist nur mit Ihnen los? Hat man Ihnen etwas getan? Was ist der Grund für Ihre Frustration?
    Bei der Bierchenrunde - nein, es war kein Stammtisch - war auch eine Freundin zugegen, die als Lehrerin arbeitet, und zwar im Quereinsteiger-Überschwemmungsgebiet NRW. Sie sagte mir, Quereinsteiger seien an ihrer Schule herzlich willkommen. Ihre Schüler würden diese erfrischende Art eines Quereinsteigers sehr zu schätzen wissen, weil die ganz neue Impulse setzen würden. Wie vorbildlich meine Bekannte doch ist! Sie ist fähig zur Selbstkritik, welch wertvolle Eigenschaft! Schülerfreund, oder Schülerfreundin, weshalb flippen Sie hier nur so aus? Wieso verlassen Sie den Boden der Sachlichkeit? Wieso hören Sie Rollermann nicht einfach mal zu?
    Eigentlich wollte ich hier konstruktive Tipps von guten Pädagogen. Doch stattdessen bekommt man hier nur Wutausbrüche von frustrierten Lehrern an den Kopf geknallt, die an ihrem Wochenende anscheinend nichts besseres zu tun zu haben als mit niveaulosem Schlamm um sich zu werfen. Da ich kein Therapeut bin, werde ich mich an diesem Blödsinn nicht mehr beteiligen. Wer einen Tipp hat, wo im Internet Lehrer eine Plattform mit Tiefgang vorfinden, möge sich bitte bei mir melden!
    Mit kollegialen Grüßen, Teamplayer.

    Eine Botschaft an Rollermann: Wollen Sie nicht unsere Schulen bereichern? Menschen mit Ihren Ansichten werden dringend benötigt! Und mit “Stammtisch” haben Ihre Argumente nichts zu tun. Einen solchen Vergleich kann wohl nur jemand anstellen, der am Wochenende lieber am PC sitzt, anstatt sich mit Menschen draußen in der Gesellschaft auseinander- bzw. in einer Kneipe zusammenzusetzen.

    schrieb teamplayer am

  • #136

    Naja, vielleicht können Sie an einem Stammtisch damit punkten. Ich bin nicht beeindruckt von dem, was Sie mir in den Mund legen. Ich wüsste auch nicht, in welche Falle ich getappt sein soll. Mein Hinweis, dass ich Beamtin bin, habe ich darauf entgegnet, dass Sie uns unterstellen, dass wir Angst um unsere Pfründe hätten. Das hätte ich gern mit Inhalt gefüllt. Denn ich weiß noch immer nicht, wovor ich mich fürchten soll.

    Aber wenn es Ihnen mit dieser Vorstellung besser geht, bitte!

    Mir fällt nur auf, dass Sie auf keine einzige meiner Fragen eingegangen sind, was den Verdacht bei mir erhärtet, Sie könnten ein Stammtischheld sein, der nur seine Parolen drauf hat.

    Von Altersbezügen habe ich keinen einzige Buchstaben geschrieben. Also, was legen sie mir da in den Mund? (Abgesehen davon, glaube ich auch gar nicht, dass es da zukünftig keine Einschnitte gibt - mit oder ohne Quereinsteiger.)

    Ich weiß zwar noch immer nicht genau, welchen Wettbewerb Sie meinen, aber in der Schule halte ich Wettbewerb eher für gefährlich.
    Soll das etwa so laufen? “Der Lehrer XY gibt zu viele 5en. Der wird entlassen!”
    Der Lehrer AB schafft nur 33 Schüler in einer Klasse, der muss mal an eine andere Schule!”
    “Der Lehrer Z gibt zu wenig 5en, der wird entlassen!”

    Ich verstehe Sie nicht. Bitte erklären Sie mir den von Ihnen gewünschten Wettbewerb.

    Wenn Sie von meiner Arbeitsplatzsicherheit sprechen, dann möchte ich Ihnen sagen, dass die mir kein Quereinsteiger nehmen kann. Also wäre auch an dieser Stelle Konkurrenzdenken unanbegracht. Was sollte ich für ein Problem haben, wenn Quereinsteiger die gleichen “Privilegien” hätten wie ich?
    Wenn Sie meine vorherigen Beiträge gelesen hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass ich nicht verstehen kann, dass jemand für das geringe Entgelt, das Quereinsteiger verdienen, arbeiten gehen. Bevor Sie aber wieder maulen: Ich mache die Gehälter nicht und ich finde, dass Quereinsteiger zu wenig verdienen. Ich würde dafür nicht arbeiten.

    SIe waren also an einer Schule mit lauter zwangsversetzten Lehrern? Und die haben alle an Schülerinnen gefummelt oder gar schlugen?
    Na sowas! Das ist ja ausgesprochen bedauerlich für Sie!
    Gut, dass Sie das auch alles herausgefunden haben - ich meine, dass die alle zwangsversetzt waren.

    Zuletzt würde ich aber eine Frage gern beantwortet haben. Wenigstens eine einzige Frage :-)

    Sie schreiben, (ausgebildete) Lehrer könnten neidisch auf Quereinsteiger blicken.
    Was soll ich einem Quereinsteiger neiden? Bitte, was?

    Nicht, dass Sie jetzt denken, ich hätte einen Wutausbruch. Ich mache mich gerade über Sie lustig, weil ich so ein Geschwätz wahrlich nicht ernst nehmen kann ;-)

    schrieb Schülerfreund am

  • #137

    Lieber Schülerfreund,

    na, da sind Sie mir ja richtig schön in die Falle getappt :-) Ihre Argumente belegen genau das, was ich schon gemutmaßt und geschrieben habe: “Was soll mir schon passieren, ich bin doch verbeamtet, habe meine geregelten Altersbezüge. Und jetzt kommen mir da solche unterqualifizierten Rotzbengel in die Quere, die auf der Uni keinen einzigen Pädagogikkurs besucht haben und die gleichen Privilegien für sich einfordern! Unerhört!!!” - Genau an diesem Gedanken krankt das Verhältnis zwischen arrivierten Lehrern und Neueinsteigern. Genau das meine ich mit Besitzstandsdenken. Ihr Satz - Zitat - “Welchem Wettbewerb soll ich denn plötzlich ausgesetzt sein?” entlarvt das ganze Dilemma, in dem sich Ihre Berufssparte befindet, schön, dass Sie das so eindrücklich untermauert haben. Tatsächlich: Es findet kein qualitativer Wettbewerb statt. Die Wurzel allen PISA-Übels. Stellen Sie sich vor, auch ich war einmal Schüler. An meiner Schule wimmelte es vor zwangsversetzten Lehrern, die sich auf verbotene Liebesbziehungen mit Schülerinnen eingelassen hatten oder Schüler körperlich züchtigten. Die konnten einfach so weitermachen, an einer anderen Schule. Ja - tatsächlich - auch das eine Folge des nicht vorhandenen Wettbewerbs. Ich bleibe dabei: All diejenigen Lehrer, die jetzt nicht etwa aufschreien und neidisch auf Quereinsteiger herabschauen, all diese verstehen ihr Handwerk und müssen auch gar nichts befürchten. All jene jedoch, die sich hier an dieser Stelle zu Wutausbrüchen verleitet fühlen, sollten sich Gedanken über Ihre Stellung im Job machen. Komplexbeladenheit ist bei Lehrkörpern nämlich eine denkbar schlechte Voraussetzung für einen fundierten und ausgewogenen Schulunterricht.

    MfG - der Rollermann

    schrieb Rollermann am

  • #138

    Entschuldigen Sie bitte, wenn ich es jetzt sehr drastisch ausdrücke: Was ist das für ein Quatsch?
    Welchem Wettbewerb soll ich denn plötzlich ausgesetzt sein? ... Ich bin Beamtin, mein Arbeitsplatz ist nicht gefährdet!
    Welche Pfründe hab ich denn, die durch Quereinsteiger gefährdet sein könnten? ... Nochmal: Ich bin Beamtin und kriege meinen Sold. Pfründe hab ich eh keine.

    Grundsätzlich empfinde ich bei solchen Kommentaren eine unglaubliche Überheblichkeit. Sie erlauben sich tatsächlich zu behaupten “Empathie, gezielte Leistungsförderung, soft skills, ein solziales Miteinander. All dies Dinge, von denen leider viel zu viele “gelernte” Lehrer viel zu oft keinen blassen Schimmer haben.” Woher nehmen Sie die Arroganz, das einem Lehrer abzusprechen? Weil er seinen Beruf gelernt hat?

    Weiter oben schreiben Sie “Mein Vater war jahrezhnetalng Lehrer, meine Schwester ist Lehrerin, und mein Bruder ein frisch gebackener Quereinsteiger, der seine Sache exzellent macht. Ich kann mir also eine neutrale Sichtweise erlauben und tue dies auch ausdrücklich.”
    Was meinen Sie denn mit neutraler Sichtweise? Meinen Sie beurteilen zu können, wie der Beruf funktioniert?

    Meine Freundin ist Zahnärztin, meine Mutter war Allgemeinmedizinerin, mein bester Freund ist auch Zahnarzt. Ich erlaube mir aber nicht, diesen Beruf beurteilen zu können. Oder soll ich da mal ein bisschen frischen Wind reinbringen? Ich meine, das Gesundheitswesen liegt ja auch auf dem Boden. Die sollen mal nicht nur versuchen, ihre Besitzstände zu erhalten.

    Sie schreiben weiterhin, dass ihr Bruder ein frisch gebackener Quereinsteiger ist, der seine Sache exzellent macht. Nun, ich glaube Ihnen das, aber woher wissen Sie das? Haben Sie seinen Unterricht besucht oder sich über ihn bei seiner Schulleitung erkundigt? Oder haben Vater und Schwester gesagt: “Dee Jung macht sich ganz prima!”?

    Inzwischen ringt es mir nur noch Lächeln ab, wenn ich hier die Beiträge von Quereinsteigern lese, die meinen, dass die fehlende Ausbildung sie sogar zu besseren Lehrern macht, als wir es sind. Dass sie über Empathie verfügen, gezielte Leistungsförderung und sonst was nachgerade besser können, vielleicht gerade WEIL sie keine Ausbildung haben. Von wem geht denn da bitte die Überheblichkeit aus?
    Sehe ich dann die Not, die die Quereinsteiger in unserer Schule haben, die voller Empathie irgendwann die Schule zusammenbrüllen und keinen Gedanken mehr an soziales Miteinander verschwenden, sondern nur von den Schülern nicht mehr beworfen werden wollen.
    Sorry, ich als Betonkopf mit einem wie auch immer gearteten Besitzstandsdenken (was immer das auch bedeuten soll, wenn mir eh keiner von den Quereinsteigern was nehmen kann) helfe jedem Quereinsteiger gern so gut ich kann. Wenn ich aber solche Beiträge lese, weiß ich nicht, wie gutmütig ich noch sein muss, wenn ich den Quereinsteigern auch weiterhin helfen soll.

    schrieb Schülerfreund am

  • #139

    Liebe Lehrer und Neu-Lehrer,

    hier meldet sich ein Nicht-Lehrer, der auch keinen solchen Beruf anstrebt, sondern hier eher zufällig reinschlittert und die Diskussion sehr unterhaltsam findet. Mein Vater war jahrezhnetalng Lehrer, meine Schwester ist Lehrerin, und mein Bruder ein frisch gebackener Quereinsteiger, der seine Sache exzellent macht. Ich kann mir also eine neutrale Sichtweise erlauben und tue dies auch ausdrücklich. Ich kann hier nur an alle appellieren, ein friedliches und vor allem kollegiales Miteinander einzuhalten und zu pflegen. Obige Diskussionsbeiträge beweisen, dass angestammte Lehrer mit Lehramtsstudium Angst um ihre Pfründe haben. Besitzstandsdenken und überbordende Neidgefühle blockieren die Sicht auf das, was wirklich zählt: unsere Bildung endlich auf Vordermann zu bringen. Ganze Lehrergenrationen treten in den Ruhestand, was übrig bleibt, sind leere Arbeitsplätze. Der Lehrermangel schreitet mächtig voran. Da fragt man sich, was Menschen wie Mister M. oder andere arrivierte Lehrer zu solchen Schlammschlachten bringt. Anstatt froh zu sein über frische Kräfte mit frischen Ideen gehen hier die Klappen runter, die Alarmlampen leuchten rot - “Oh Gott - jetzt unterstehen wohl auch wir Lehrer plötzlich einem Wettbewerbsdruck?” Jawoll - und das wurde auch höchste Zeit! Ich bitte da um ein grundlegendes Umdenken: Kräfte aus der freien Wirtschaft bringen bereichernde Elemente mit in den Unterrichtsalltag, die erweitern auch den Horizont der Schüler, bereiten sie auf den wahren Arbeitsalltag vor, der immer steiniger wird. Die Zeiten der reinen Wissensvermittlung sind längst vorbei. Das Fitmachen für die Zukunft muss Vorfahrt haben!!! Offenheit muss in Schulen einkehren, offene Augen für die Probleme von Schülern aus sozial schwachen Familien. Empathie, gezielte Leistungsförderung, soft skills, ein solziales Miteinander. All dies Dinge, von denen leider viel zu viele “gelernte” Lehrer viel zu oft keinen blassen Schimmer haben. In diesem Sinne: her mit den Quereinsteigern! Blast frische Luft rein in die verquasten Betonköpfe so mancher angestaubter Besitzstandsdenker!!!

    Hochachtungsvoll - Rollermann

    schrieb rollermann am

  • #140

    Lieber Schülerfreund,
    ich habe hier wirklich keine Lust auf Scharmützel, das ist doch kindisch. Sie sind Hauptschullehrer, und daher habe ich zunächst mal hohen Respekt vor Ihnen. Das ist wirklich harte Arbeit. Ich arbeite ebenfalls an einer Hauptschule und unterrichte dort Ethik, sogar in einer Doppelstunde. Daher weiß ich, von was Sie reden. Ich denke, Schwarz-Weiß-Malerei bringt uns hier nicht weiter. Es gibt unfähige Quereinsteiger, und ebenso überforderte Lehramtler. Es gibt motivierte, hervorragende Quereinsteiger, ebenso vorbildliche Lehramtler, die auch Quereinsteigern eine Chance geben und nicht alle in einen Topf schmeißen. Es wäre einfach nur schön, von Lehrern wie ihnen oder Mister M. ein wenig mehr Toleranz zu verspüren. Da wäre man schon mit zufrieden.  Freundliche Grüße von einem teamplayer, der fest daran glaubt, dass ein kollegiales, faires Miteinander von Quereinsteigern und Lehramtlern möglich ist. Man muss es nur versuchen.

    schrieb teamplayer am

  • #141

    Wo bitte habe ich angegriffen? ;-)

    schrieb Schülerfreund am

  • #142

    Hey teamplayer,
    bewerbe mich auch grade um eine Stelle als Quereinsteiger in NRW.
    Gib Dir keine Mühe, die beiden wollen einfach nicht zuhören. In Anbetracht von dem Blödsinn, der hier im Artikel geschrieben wird, wundert´s eigentlich auch nicht. Möchte mal wissen, welcher engagierte Lehrer, der sich vielleicht auch mal Gedanken macht, was die Schüler NACH der Schulzeit machen, das ernst nehmen kann.
    Gottseidank sind die meisten regulär ausgebildeten Lehrer in der Regel eher dankbar, dass sie in Anbetracht der überbordenden Klassengrößen und generellen Belastungen im Arbeitsalltag durch Quereinsteiger entlastet werden (genügend Lehramtler sind ja grade im naturwissenschaftlichen Bereich einfach nicht vorhanden und auch mittel-langfristig nicht zu erwarten).
    Wenn man die Anforderungen an den eigenen Unterricht natürlich dermaßen runterschraubt, dass man nicht mehr weiß wohin mit seiner Zeit kann man allerdings auch in Ruhe Seiteneinsteiger im Forum verbal anfallen.
    Sei´s drum, die Arbeit macht auf jeden Fall Spaß.
    Grüße
    Nudelsuppe

    schrieb Nudelsuppe am

  • #143

    @teamplayer

    Vielleicht sollten Sie mal auf die Verhältnismäßigkeit ihrer Worte achten.
    Sie werden völlig unangemessen persönlich “Was sind Mister M. und Schülerfreund doch für Ignoranten.”
    Nach meiner Wahrnehmung spricht das nun wirklich nicht für “Kollegialität und Zusammenhalt eines Teams”.

    Sie schreiben in ihrem Beitrag so vollmundig von ihren Erfolgen in der freien Wirtschaft, dass die Frage doch erlaubt sein muss, wieso Sie wechseln. Zumal der zeitliche Zusammenhang zur Wirtschaftskrise diesen Eindruck noch verstärkt. Hingegen Sie bezeichnen uns gleich als Ignoranten… Mit Verlaub - das lässt mich zusätzlich grübeln.
    Den puren Idealismuns nehme zumindest ich ihnen nicht ab.

    Geschätzter teamplayer, ich werde Ihnen keinen Abriss über meinen Lebensweg geben, auch wenn das in Ihren Augen dem Niveau hier abträglich ist. Kommt hinzu, dass ich mich hier nicht rechtfertigen muss und mein Lebensweg auch nicht Thema ist. Da Sie Mister M. und mich schon der Ignoranz bezichtigen, gehe ich davon aus, dass Sie selbst so frei von Ignoranz sind, um auch Lehrern zuzugestehen, dass sie ein bisschen mehr gesehen haben als die Schule.

    Meiner Lebens- und Berufswirklichkeit entspricht es leider, dass viele (nicht alle) Quereinsteiger dem Arbeiten an einer Hauptschule nicht gewachsen sind. Es ist nicht so, dass die Quereinsteiger die Lehrer unterstützen, sondern die Lehrer müssen sich fast mehr um die Quereinsteiger kümmern als um die Schüler.
    Wenn ich an unsere denke, frage ich mich immer, wie deren Wahrnehmung sein mag. Ob sie wirklich nicht merken, dass sie diesen Beruf nicht können? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die mit ihrer Arbeit glücklich sind. Wenn ich dann noch bedenke, wie wenig die verdienen, frage ich mich schon, was sie motiviert.
    Ergo liegt der Verdacht nahe, dass sie in der freien Wirtschaft nicht klar kamen.
    Wer zudem noch so heftig auf so eine Frage reagiert, schürt diese Gedanken umso mehr.

    schrieb Schülerfreund am

  • #144

    Oh Gott, wo bin ich hier nur gelandet… Was sind Mister M. und Schülerfreund doch für Ignoranten.
    In der freien Wirtschaft lernt man so etwas wie Kollegialität und Zusammenhalt eines Teams bzw. eines Berufszweiges. Wieso könnt ihr Quereinsteiger nicht einfach als Menschen sehen, die mit Euch arbeiten und Euch helfen, den ganzen Schulbetrieb am Laufen zu halten? Besteht die Wirtschaft denn wirklich nur aus geldgeilen Schnöseln, die eben dann zum Lehrer werden, wenn die Kohle knapp wird und eine Wirtschaftskrise droht? Was habt ihr denn für ein verkorkstes Menschenbild? Und ihr nennt euch Erzieher? Vielleicht sogar weltgewandte? Oder tolerante?
    Ok,ich weiß ich weiß, ihr habt mir was in didaktischer und pädagogischer Hinsicht voraus, ist ja gut, ganz ruhig. Doch Didaktik und Pädagogik holen die Quereinsteiger heutzutage im Seminaren und mit UBs nach - übrigens häufig bei nicht reduzierten 27 Wochenstunden. Aber was es heißt, um seinen Job zu bangen, um Aufträge zu kämpfen, sich immer wieder behaupten zu müssen, das wisst ihr nicht.

    PS: Wenn der Schülerfreund mir noch erzählen kann, welche Erfahrungen er in der freien Wirtschaft auf welcher Ebene und in welcher Zeit gesammelt hat, würde das das Niveau in diesem Forum sicher ganz gehörig in die Höhe schnellen lassen.

    schrieb teamplayer am

  • #145

    Gut, ich muss jetzt nicht unbedingt schreiben, was auch Mister M. schon schrieb. Zu bemerken, dass das genau auch meine Gedanken waren, reicht.

    Was mir aber zudem immer wieder auffällt ist, wie verzweifelt die Quereinsteiger versuchen, fehlende Qualifikation zu kompensieren, indem sie gebetsmühlenartig nach Kompetenzen suchen, die sie den ausgebildeten Lehrern voraus hätten.
    Schon auf die Idee gekommen, dass wir Lebenserfahrung, Erfahungen in der freien Wirtschaft und das ganze Zeug, was ihr immer aufzählt, auch auf der Pfanne haben?

    schrieb Schülerfreund am

  • #146

    Mister M., was bist du denn für einer? Bist du Lehrer? Anscheinend ein komplexbeladener? Irgendwie unzufrieden oder frustriert? Wieso ist es nicht möglich, sachlich miteinander umzugehen? Weiß gar nicht, ob es die Mühe Wert ist, denn Du bist wohl auch so ein Schubladen-Denker. Und woher willst Du wissen, ob “Selbstdarstellung” in der Wirtschaft gang und gäbe ist? Hast du dort mal gearbeitet? Wir können uns gerne mal austauschen. Aber verlass doch diesen kindischen Boden des Umsich-Schlagens. Bring Argumente und keinen Quatsch.

    Ach so: Ich bewarb mich für den Lehrerjob im Sommer 2008. Und da war von einer Wirtschaftskrise noch nichts zu spüren. Mister M., ich hoffe, du hast das Wort Respekt schon einmal vernommen ... Ich hoffe es wirklich für dich, ansonsten tun mir deine Schüler leid.

    schrieb teamplayer am

  • #147

    “Studierter Magister”... “Leitende Position im Online(!)-Journalismus” ... “Ungekündigt” ... “Seit einem Jahr als Lehrer” ... “Idealismus”...

    Oder vielleicht doch eher die Wirtschaftskrise, die vor einem Jahr voll durchgeschlagen hat?

    Naja, Euphemismen und übertriebene Selbstdarstellung sind ja gang und gäbe in der Wirtschaft. Können die Schüler sicherlich gut für ihren zukünftigen Berufsweg gebrauchen.

    schrieb Mister M. am

  • #148

    Liebe Kollegen, also Lehramtsabsolventen und Quereinsteiger!
    Ich selbst arbeite seit einem Jahr als Lehrer - als Quereinsteiger, was so manchen, der sich für einen guten, staatlich geprüften Pädagogen und Didakten hält, in diesem Forum doch sehr unsachlich argumentieren lässt (da wird es einem ja Angst und Bange um die Schüler, die man zu toleranten, aufgeklärten Menschen erziehen soll…). Nach acht Jahren in der Medienwelt, bei Zeitungen und im Online-Journalismus, ungekündigt, in leitender Position, wagte ich als studierter Magister (Germanistik/Politik) den Schritt in den Schuldienst und habe ihn in keinster Weise bereut. Warum ich das gemacht habe? Weil ich ein großer Idealist bin und jungen Menschen etwas beibringen will, das studierten Lehrern nur schwer gelingen kann: das Behaupten in einer Arbeitswelt, in der Stellen befristet sind, ständig die Arbeitslosigkeit droht und eine Kündigung schon wegen geklauter Fleischklopse oder eingesteckten Leergut-Bons ausgesprochen wird.
    Alteingesessenen Lehrern, die argwöhnisch auf mich reagieren, trete ich ganz selbstbewusst entgegen. Mag ja sein, dass sie sich als ausgebildete Pädagogen und Didakten bezeichnen dürfen. Was ihnen aber fehlt, ist die Selbstbehauptung in der freien Wirtschaft. Was es bedeutet, sich dort durchzubeißen, kann kein Schon-immer-Lehrer nachvollziehen. Mal eine Frage: Inwiefern soll die Schule eigentlich die jungen Leute formen? Reicht es aus, wenn sie den Satz des Pythagoras kennen oder wissen, was Goethe so alles geschrieben hat? Was ist mit den doch so wichtigen “soft skills”? Wie läuft Teamarbeit draußen in der Firma ab? Welche Regeln muss ich in der freien Wirtschaft einhalten?
    Was ich dringend fordere und auch in meiner Schulzeit so schmerzlich vermisst habe: Lehrer müssen den Schülern ganz praktisches Rüstzeug für die Arbeitswelt mit auf den Weg geben und ihnen neben den Stoffen der Lehrpläne Regeln des Berufslebens beibringen! Darauf kommt es doch später mal an! Wie soll das ein examinierter Lehrer bewerkstelligen, der in seinem Leben außer staatlichen Bildungsinstituten noch nie etwas anderes gesehen hat?

    An meiner Schule gehen Quereinsteiger und Lehramtler Hand in Hand. Wir können alle voneinander profitieren. Wieso ist das für so manchen Lehramtler so schwer zu verstehen?
    Grüße von einem rundum motivierten Quereinsteiger, der frustrierten Schon-immer-Lehrern gerne Antworten auf Fragen gibt, die eventuell bestehende Vorurteile abbauen helfen.

    Am Ende eine Erfahrung, die ich gemacht habe und bei vielen Gesprächen mit Referendaren untermauert wurde: Pädagogische und didaktische Theorien sind wichtige Konstrukte. Doch was bringen sie mir, wenn ich zu jungen Menschen einfach keinen Draht entwickeln kann? Das ist dann doch eher eine charakterliche Gabe. Und diese finde ich in keinem Lehrbuch.

    schrieb teamplayer am

  • #149

    Also ich denke das es gerade beim Lehrerberuf auf die Persönlichkeit und das Talent ankommt, Wissen auf interessante und effektive Weise zu vermitteln. Ich kenne viele Lehrer, und fast jeder sagt mir, dass das Studium nicht in geeigneter Weise auf den Berufsalltag vorbereitet. D.h. so ziemlich jeder angehende Lehrer (studiert, oder als Seiteneinsteiger) springt in der Vorbereitungszeit ins kalte Wasser und hier trennt sich halt die Spreu vom Weizen. Ich kenne aus meiner eigenen Schulzeit genug beispiele für schlecht “richtige” Lehrer. Ich denke die negativen Aussagen über Seiteneinsteiger verallgemeinern doch sehr und sind denjenigen gegenüber ungerechtfertigt, welche sich mit sehr viel Hingabe dem Lehrerberuf verpflichtet haben.

    schrieb balduin am

  • #150

    Den Quereinstieg zu finden, ist (zumindest in Bayern) nur eine scheinbar leichte Sache. Ich war nach meinem Studium (Biologie) selbst als sog. “Aushilfslehrer” mit 8WS an einem Gymnasium tätig. Die Stelle zu bekommen, war überhaupt kein Problem. Ausschlaggebend war wohl lediglich meine gute Diplom-Note und mein sicheres Auftreten. Nach 15min hatte ich die Zusage. Drei Tage später hatte ich dann meinen ersten Unterricht. Man gab mir ein paar Didaktik-Bücher, ich durfte 2 Stunden hospitieren und natürlich standen die neuen Kollegen mit ihrem Rat zur Seite. Ich kann gut mit Menschen umgehen und nach ein paar Wochen “experimentieren”, lief der Unterricht schon ganz ordentlich. Ich bat vor allem die Schüler schon zu Anfang, mir ein wenig zu helfen und mich mit Kritik aller Art zu unterstützen.
    Um es kurz zu fassen: Ich fühlte mich als “Lehrer” sauwohl und am richtigen Platz.
    Ich kann die Kritik teilen, dass die Schulen bei der Auswahl ihrer Aushilfen keine besonders große Sorgfalt walten lassen. Für mich war es ein Glücksfall. Leider lief meine Stelle nach 8 Monaten aus und all meine Versuche, über einen Quereinstieg eine Festanstellung oder die Chance auf ein Referendariat zu bekommen schlugen fehl.
    Mittlerweile habe ich eine Promotion begonnen, doch ich fühle mich zunehmend unwohl und vermisse die Arbeit mit den Kindern. Es ist schade, dass man nur als Notlösung gut ist. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als noch einmal zu studieren, wenn ich Lehrer werden will.

    schrieb Löwenzahn am

  • #151

    Warum geht man immer davon aus, dass die Quereinsteiger in ihrem Job versagt haben? Vielleicht möchte man diesen Job in der Industrie einfach nicht? Auch viele Akademikerstellen sind schlecht bezahlt, oder genausogut wie das Angestelltenverhältnis als Lehrer. Wenn man Kinder hat sind die Arbeitszeiten als Lehrer einfach unschlagbar. Und es tut mir leid wenn die Quereinsteiger bei einigen so schlecht sind, bei uns an der Berufsschule hat sich das als sehr gut erwiesen. Aber ich kenne jetzt auch Fälle, bei denen Lehrer im Angestelltenverhältnis nicht in den Beamtenstatus gehoben werden, (durch den neuen Quereinstieg) obwohl, Kollegen, Schulleitung und Schüler dem Lehrer tolles pädagogisches Talent bestätigen und sie schon einige Zeit unterrichten, aber vom Lehreramt abgelehnt wurden. Vielleicht liegt das ja hier das Problem, dass die Schulleitung nicht die auswählen können, die wirklich für den Job geeignet sind. Übrigens kann man auch durch jahrelange ehrenamtliche Tätigkeit Erfahrung mit Jugendlichen bekommen, Ausbildertätigkeit,... der Wege gibt es viele…

    schrieb Quer am

  • #152

    “Kennt ihr den Unterricht ...” Wieso “ihr”? Frederic bin ich, kein Plural. Klar kenne ich den Unterricht von Quereinsteigern, weil ich die im Auftrag der Schulleitung berate und betreue. Klar kann ein 50jähriger Quereinsteiger genauso fit sein wie 50jähriger “Lehramtslehrer”. Mein Beitrag behauptet das gar nicht. Ich spreche das Thema Erfahrung an. Ich würde einem Chirurgen, der seit 25 Jahren operiert eben mehr vertrauen als einem, der genauso alt ist und gerade erst anfängt mit Operationen. Dem nutzen Erfahrungen in der Industrie gar nichts. Und als Neueinsteiger im Lehrberuf: auf welche Industrieerfahrungen greift den der Quereinsteiger zurück, wenn er vor 30 Achtklässlern steht, die ihn auflassen wollen? Warum hören so viele Quereinsteiger in Hessen wieder auf? Oder werden nicht übernommen? Katastrophe. Natürlich nicht bei allen, aber doch bei einer Reihe. Und wer geht denn aus der Industrie in die Schule und warum? Sorry, das sind doch überwiegend Gescheiterte. Klar, es gibt auch den quitschfidelen, hochmotivierten und hochqualifizierten Quereinsteiger. Aber der ist doch die Ausnahme. Wer hochqualifiziert und -motiviert ist, kann in der Indurstrie einfach besseres Geld verdienen.
    Damit ist nicht gesagt, dass unter “Lehramtslehrern” die Welt in Ordnung ist. Es ist wie überall: ein Drittel motiviert und gut, ein Drittel mittelmäßig, ein Drittel bedenklich bis katastrophal. Selbst wenn das bei Quereinsteigern genauso wäre mit den Dritteln: die haben das Altershandicap. Das kann nicht mit “Industrieerfahrung” weggeredet werden.

    Zum Schluss: Bitte genau lesen und nicht rumphantasieren. In meiner Mail stand nichts davon, dass der Lehrerberuf eine Last ist. Ich finde ihn grandios. Aber für Flaschen ist er eine Last. Und für Opaflaschen noch viel mehr.

    schrieb Frederik am

  • #153

    Also was ist das denn wieder für eine Meinung? Kennt ihr den Unterricht von Quereinsteigern? Mit 40 total verbrannt? Da muss ich nun jetzt mal alle meine Kollegen verteidigen, die auch über 50 noch fidel und fit wirken (oder nicht weniger fit als die Lehramtslehrer). Aber wieder diese Verallgemeinerung. Glaubt ihr nur das Leben als Lehrer ist stressig? Nein es gibt auch ausserhalb der Schule stressige Arbeit. Und da hat man auch wieder den Vorteil der Quereinsteiger, die kennen auch das Leben ausserhalb des Schulsystems und können über den Tellerrand blicken. Schon mal gearbeitet in der Industrie? Als Vorgesetzter, mit Urlaubsplanung, Arbeitsplanung, Verantwortung, Ergebnisdruck ? Für mich ist der Unterricht positiver Stress, weil es doch Spass macht mit jungen Menschen zu arbeiten und toll ist. Und bevor man überschäumt sind ja sowieso Ferien, da kann man sich sammeln, in Ruhe neuen Unterricht planen, also ich finde es nicht so stressig. Die ersten Jahre, ja, da hat man viel Vorbereitungsarbeit, aber das nimmt doch rasant ab, mit der Routine die sich schnell einstellt. Deshalb wird man doch Lehrer, weil man gerne lehrt und mit Menschen umgeht und sich gerne neue Übungen ausdenkt usw… Also wenn der Lehrerberuf nur als eine Last erscheint, sollte man sich mal Gedanken machen ob das dann der richtige Beruf ist.

    schrieb Quer am

  • #154

    Quereinsteiger sind oft alt (40-50) und von daher überfordert. Unterricht ist Stress, man muss schnell sein, sofort reagieren. Leute zwischen 40 und 50 brauchen 4x mehr Fahrstunden als jüngere. Quereinstiegern bleibt aber keine Zeit, sie bekommen volle Stellen und kämpfen los. Mir tun sie leid - deren Schüler aber auch.

    schrieb Frederik am

  • #155

    Was soll die ganze Aufregung?
    Es ist doch ganz selbstverständlich, dass der Lehrplan entscheidend für den Unterricht ist und dass sich auch die Lehrbücher an den Lehrplan halten müssen. Insofern kann man Lehrbücher als den roten Faden bezeichnen.
    Wenn ein Fachkollege das Lehrbuch für die bibel hält und weniger den Lehrplan und ich sogar den leisen Verdacht habe, dass sein Unterricht erhebliche Mängel hat - dann soll mir das egal sein, solgange dieser Kollege nicht hinter meinem Rücken dümme Sprüche über meinen (angeblichen) Unterricht macht.
    Those wuo can, do. Those woh can’ t, bully.
    Ute

    schrieb Ute am

  • #156

    @Geistarbeiter
    Dieses Scharmützel könnte man hier natürlich wieder bis ins Unendliche fortführen…
    Möchte nur, übrigens wieder sehr freundlich, darauf hinweisen, dass SIE den polemisch-überheblichen Unterton in diesen Thread getragen haben. Zitat: “[...]müsste jeder Schüler unter Umständen dankbar sein, wenn er einen Quereinsteiger erwischt. Bei denen ist wenigstens die fachliche Schwäche ausgeschlossen. [...] dieses ganze elende durch und durch bürokratisierte System, dass (sic!) geistige Frührentner mit Kündigungsschutz fabriziert, in die Tonne kloppen [...].”
    Wenn Sie austeilen, sollten Sie auch einstecken können. Auch das lernt man nach mehrjähriger Erfahrung im Umgang mit Kollegen aber auch Schülern.
    MfG, Gymnasiallehrerin

    schrieb Gymnasiallehrerin am

  • #157

    @Gymnasiallehrerin:
    Das von Ihnen freundlicherweise kommentierte Zitat ist weniger ein Hinweis an eine “berufserfahrene Kollegin” :)))) sic!), sondern stellt eine zusätzliche Erklärung meines Standpunktes dar, da Sie einer solchen offensichtlich bedurft haben angesichts Ihres Kommentars von zuvor, wo Sie mich mit dem freundlichen Hinweis, “der Lehrbuchinhalt sei nicht Vermittlung desselben”, an Ihrem anscheinend überbordenden didaktischen Sachverstand teilhaben ließen. Vielen Dank noch Mal dafür! Ihre Schüler müssen sich glücklich schätzen, von einer solch kompetenten (Gymnasial!-)Lehrerin und einem derart großzügigen Menschen unterrichtet zu werden! Erlauben Sie mir aber auf weitere Erklärungen meines Standpunktes zu verzichten, da ich bloß keine weiteren Kollisionen mit einer derart kolossalen Kompetenz einer “berufserfahrenen Kollegin” riskieren möchte.

    schrieb Geistarbeiter am

  • #158

    @Geistarbeiter
    Zitat: “Ein Lehrbuch basiert auf einem didaktischen Konzept, an das man sich als Lehrer anlehnen und sich das Leben schon mal erheblich erleichtern kann”
    Oh, danke für den Hinweis. War mir aber schon bekannt… Bitte erst mal selbst ein paar Monate unterrichten, bevor man berufserfahrenen Kollegen solche Binsenweisheiten als neueste Entdeckungen aus der Didaktik verkauft.
    MfG,G.

    schrieb Gymnasiallehrerin am

  • #159

    2.11.2009
    Ich möchte noch kurz etwas zu dem Tipp sagen, stur nach dem Lehrbuch vorzugehen.
    Das Lehrbuch ist ein roter Faden und kein Rettungsanker. (Zitat eines Dezernenten)
    Zum Unterricht gehört deutlich mehr, als das Schulbuch aufzuschlagen. Es gibt allerdings Kollegen, die sich lediglich am Lehrbuch festhalten. Das sind allerdings Faulenzer oder Leute, bie denen man den Verdacht haben muss, dass ihnen nichts besseres einfällt.
    Ute

    schrieb Ute am

  • #160

    2.11.2009
    Quereinsteiger sollten in jedem Fall rechtzeitig die völlig normale d.h. übliche didaktische Ausbildung bekommen. Die braucht jeder Lehrer, sei er nun ein Naturtalent oder nicht.
    Alles andere ist unverantwortlich in Bezug auf die Schüler und in Bezug auf die Quereinsteiger.
    Lehrer ohne die genannte didaktische Ausbildung haben mehr oder weniger Mängel im Unterricht und bekommen dadurch auch leichter Disziplinschwierigkeiten.
    Ansonsten geht es praktische jedem Lehrer so, sei er nun Quereinsteiger oder nicht - der Berufsanfang wird eigentlich von jedem als sehr arbeitsreich und anstrengend empfunden.
    Ute

    schrieb Ute am

  • #161

    @Gymnasiallehrerin

    Ein Lehrbuch basiert auf einem didaktischen Konzept, an das man sich als Lehrer anlehnen und sich das Leben schon mal erheblich erleichtern kann(glücklicherweise gibt es ja auch ne Menge gute Lehrbücher). Das ist gerade in exakten Wissenschaften von außerordentlicher Wichtigkeit. Ein Unterricht mit Arbeitsblättern, wie er häufig in Deutschland heutzutage praktiziert wird, ist gerade in meinen Fächern alles andere als eine Voraussetzung für guten Unterricht. Dass dazu noch eine vernünftige Vermittlung gehört, ist jawohl selbstverständlich. Aber man braucht sich eben keinen Kopf mehr ums didaktische Konzept zu machen, wenn man als Lehrer an dem des Lehrbuches Gefallen findet. Das mag in geisteswissenschaftlichen Fächern anders sein. Da sind Mathe und Physik gerade unproblematisch.

    schrieb Geistarbeiter am

  • #162

    @geistarbeiter:
    Zitat: “Und wenn man strikt nach Lehrbuch vorgeht, sehe ich auch keine größeren Schwierigkeiten didaktischer Natur.”
    Äh, Lehrbuchinhalt ist nicht gleich Vermittlung desselben. Da wünsche ich Ihnen in Ihren beiden Fächern viel Erfolg! Wenn Sie das selbe Thema zu 20. Mal erklären und die Kinder immer noch Bahnhof verstehen, können Sie ja dann auf die Lektüre des Lehrbuchs verweisen. ;)

    schrieb Gymnasiallehrerin am

  • #163

    Oh Mann, schon wieder diese kleinkarierte Hetze gegen Quereinsteiger, die nur von nem Beamten im Geiste stammen kann. Also ich bin selbst Lehramtsstudent (Ma/Phy) und kann nur sagen, dass die pädagogische Ausbildung im Laufe des Studiums ein Witz ist und schon rein zeitlich gar nicht anders sein kann (2 Fächer + Pädagogik + Didaktik in 5 Jahren). Und wenn man bedenkt, dass neben dem Pensum auch das fachliche Niveau der Lehramtsausbildung weit unter dem der Diplomer ist, müsste jeder Schüler unter Umständen dankbar sein, wenn er einen Quereinsteiger erwischt. Bei denen ist wenigstens die fachliche Schwäche ausgeschlossen. Und wenn man strikt nach Lehrbuch vorgeht, sehe ich auch keine größeren Schwierigkeiten didaktischer Natur. Ich würde am liebsten dieses ganze elende durch und durch bürokratisierte System, dass geistige Frührentner mit Kündigungsschutz fabriziert, in die Tonne kloppen und einen pädagogischen Master für normale wissenschaftliche (Mono-)Bachelor-Programme einrichten. Für die, die ein zweites Fach unterrichten möchten, sollte es ein entsprechendes Weiterbildungsprogramm, wie es die heute auch gibt geben, Beamtenstatus wird abgeschafft, die Lehrer bewerben sich direkt beim Schulleiter, können bei Bedarf problemlos wieder entlassen werden, und fertig ist das neue Schulsystem.

    schrieb Geistarbeiter am

  • #164

    Ne Ne Ne, die Berufsschullehrer die ich kenne, sind keine frustriert gescheiterten Persönlichkeiten. Sondern sind sehr gute und engagierte Lehrer. Das wissenschaftliche Arbeiten lernt man durch seine Diplomarbeit oder Doktorarbeit, das heißt man hat gelernt sich auch in noch nicht bekannte Themengebiete wie Didaktik oder Pädagogik einzuarbeiten. Die Quereinsteiger schließen im Durchschnitt gut ab bei dem 2. Staatsexamen, was ja darauf hinweist, dass sie sehr wohl in der Lage sind mögliche Defizite wieder aufzuarbeiten. Und mal gut immer mit diesen seltsamen Verallgemeinerungen, gibt es nicht genug frustrierte Lehrer, die nach ein zwei Jahren merken, dass der Lehrerberuf gar nichts für ist? Aber wegen dem guten Gehalt sich ein möglichst einfaches Leben gestalten. So wie es in allen Berufen gute und schlechte Mitarbeiter sind, unabhängig von ihrer Ausbildung. Nur wenn einer ewig frustriert in seine Tastatur hämmert, leiden nicht so viele andere drunter, wie beim Lehrerberuf. Übrigens ist das ja typisch Deutschland, hier zählen mehr die Scheine, die jemand vorweisen kann, als seine Fähigkeiten, die er durch seine Arbeit beweisen könnte (Zitat aus meinem Berufspädagogikseminar). Ich habe Arbeitserfahrung aus der Industrie, Berufsschule und Universität und überall wimmelt es von frustrierten ewig unzufriedenen Menschen und denen die für zwei arbeiten. Eigentlich bräuchte die Schule mehr Freiheit zu entscheiden wer als Lehrer geeignet ist und welche Fächer er unterrichten kann, befreit von x-Regelungen von Ämtern, Auflagen usw….denn das merkt man in der Schule ganz schnell, mit welchen Lehrern die Schüler ihr Klassenziel erreichen und bei wem nicht.

    schrieb quer am

  • #165

    @Hanno:
    Was sind denn “ordentliche Berufe”?
    Lehrer, Polizisten, Feuerwehrleute und Hausmeister sind es nach Ihrer Logik ja offensichtlich nicht…

    Oder meinen Sie mit “richtigem Beruf” und “Praxiserfahrung” die “Wissenschaftler”, die sich 8-10 Jahre hinter Diplom und Promotion an der Uni verstecken, nach 1-2 Jahren “Wirschaft” merken, dass das nicht das Richtige für sie ist (oder das Unternehmen merkt es…), und dann “erkennen”, dass sie eigentlich die “geborenen Lehrer” sind?

    schrieb Mister M. am

  • #166

    Wenn ich koennte, wurde ich es so machen wie bei den Polizisten und Feurwehrleuten, auch Hausmeistern. Wer eingestellt wird, muss erst mal einen anderen ordentlichen Beruf erlernt und ausgeuebt haben. Schule, Universitaet, Schule - oft kommt nichts weiter raus als Scheinwissenschaftlichkeit ohne Bezug zum Klassenzimmer.

    schrieb Hanno am

  • #167

    Ich denke nur manchmal, wie blöd muss man überhaupt denn sein, um zu denken, dass Quereinsteiger schlechten Unterricht führen???
    Vor allem sind die deutschen Politiker so blöd, dass sie solche MONSTERSTRUKTUREN erschaffen wie LEHRAMT Biologie und dann noch Biologie. Und als Biologie kann man nicht als Lehrer arbeiten, weil man gerade nicht weitere 5 Jahre Lehramt Biologie studiert hat. Also nochmal 5 Jahre dasselbe Fach. Warum kann man den Wissenschaftlern nicht einfach ein Jahr intensiven pädagogischen Kurs anbieten, dass sie dann vollwertige qualifizierte Lehrer werden? So kenne ich das z. B. aus Polen. Es ist für mich einfach nicht nachvollziehbar. Denn erst in der Arbeit, in der wirklichen Praxis, lernt man den Rest.
    Warum diese strukturelle Aufsplittung, wenn man Ende sowieso bsp. 50 Prozent Physiker Wissenschaftler als Lehrer genommen werden? Einfach nur unverständlich für mich.

    schrieb Ron am

  • #168

    Jetzt mal Quereinstieg hin oder her, und schlechte Lehrer gibt es ja wohl immer, unabhängig von ihrer Ausbildung. Ich hatte genug schlechte Lehrer mit einem vollständigen pädagogischer Studium, die versuchten mich als jungen Menschen konsequent nieder zu machen und hatte dagegen wirklich tolle Lehrer als Quereinsteiger in der Berufsschule. Jetzt bin ich selber Berufssschullehrer über Quereinstieg im Erprobungsdienst und habe trotz manchmal vielleicht nicht voll didaktisch ausgereiften Unterricht, aber habe trotzdem den Anspruch ein guter Lehrer zu sein. Und was soll ich sagen-es gibt Schüler, die mögen mich und finden meinen Unterricht toll und andere nicht-so wie bei allen anderen Lehreren - die aber voll pädagogisch ausgebildet sind. Soweit ich das sehe sind meine Probleme die gleichen, die jeder andere Refendar hat und es bleibt ja jedem selber überlassen sich über pädagogische und didaktische Inhalte zu informieren. Sollte man als Lehrer nicht sowieso dazu bereit sein, sein Tun und Handlen immer selbstkritisch zu betrachten und zu verbessern?
    Gruß

    schrieb Quereinsteiger bio am

  • #169

    @FS:
    Einverstanden, das Referendariat sollte als “Qualitätssiegel” genügen.

    schrieb Mister M. am

  • #170

    @Mister M.
    Das ist richtig, genau deshalb dürfte es auch keine Kritik am “Quereinstieg” geben. ;)

    Merken Sie, dass wir nämlich immer von ganz unterschiedlichen “Quereinstiegen” sprechen!?

    Das vom Artikel angesprochene “Problem der Quereinsteiger/innen: Sie können nicht unterrichten”
    ist damit nicht gegeben, denn dasselbe müsste dann für ALLE Lehrer gelten !!!

    schrieb FS am

  • #171

    @FS:
    Zitat: “Als “Quereinsteiger” in den Staatsdienst müsste ich aber nochmal durch ein komplettes Referendariat (inkl. schlechter Bezahlung)...”

    Das wäre zwar unangenehm für Sie und für die zwei Jahre mit erheblichen finanziellen Einbußen verbunden, aber ich verstehe die Kritik nicht: Da muss jeder durch, der Beamter werden will, und Sie müssen ja nicht, wenn Sie nicht wollen. Gilt übrigens für Juristen genauso, oder haben Sie schon einmal von einem Staatsanwalt oder Richter ohne 2. Staatsexamen gehört?

    schrieb Mister M. am

  • #172

    Vorsicht - Quereinstieg ist nicht gleich Quereinstieg!
    Zum einen müsste erst festgestellt werden, um welche Schulart es sich handelt, an der eine Lehrkraft unterrichtet; zum anderen stellt sich die Frage nach den Fächern. Darüber hinaus gibt es Unterschiede, ob an staatlichen oder privaten Schulen Lehrkräfte eingestellt werden. Je nach Bundesland gibt es offensichtlich verschiedene Möglichkeiten zum Quereinstieg!

    Abgesehen davon möchte ich mal zur Diskussion stellen, warum eine Person “aus Beruf und Wirtschaft” für gewisse Fächer (z.B. BWL) möglicherweise gut oder besser als Lehrkraft geeignet sein soll, ein Magister Artium für die Lehre geisteswissenschaftlicher Fächer allerdings weniger. Diese müssen als Quereinsteiger/(Direkteinsteiger) weit häufiger noch durch ein Referendariat, um z.B. an staatlichen Berufsschulen unterrichten zu dürfen, als Lehrkräfte für Wirtschaftsfächer…

    Außerdem: “Lehrer” ohne Staatsexamen sind gut genug als “Aushilfen”, damit wenigstens Unterricht stattfindet, damit Klausuren geschrieben und korrigiert werden; Sie bereiten Schüler auf Abschlussprüfungen vor usw. usf.
    Aber ansonsten sind es ja keine “richtigen” Lehrer, und eine Verbeamtung ist vollkommen ausgeschlossen.

    Seltsam, ich als Lehrkraft an einem privaten Berufskolleg werde in den nächsten Wochen vom Regierungspräsidium geprüft (“Prüfung der Lehrerlaubnis”). Niemand hat mir gezeigt, wie ein “richtiger Lehrer” einen “richtigen Unterricht” hält. Vielleicht bin ich ein inkompetenter, pädagogisch und didaktisch schlechter Lehrer - aber dass ich soeben meine SchülerInnen zur Fachhochschulreife führe, das interessiert niemanden.

    In diesem Schuljahr habe ich schon mehr Unterrichtseinheiten durchgeführt als jeder angehender Lehrer mit Staatsexamen im Referendariat. Als “Quereinsteiger” in den Staatsdienst müsste ich aber nochmal durch ein komplettes Referendariat (inkl. schlechter Bezahlung)...

    Das Thema “Quereinstieg” ist voller Widersprüche…

    PS: Hallo “herr larbig” - LdL ist interessant, stimmt’s!? ;-)

    schrieb FS am

  • #173

    Mein auf das Problem: Ohne Frage, es gibt Quereinsteiger, für die der Lehrberuf nicht die „letzte Chance“ ist, weil sie mit ihrer Qualifikation sonst nicht unterkommen. Aber selbst bei diesen engagierten Quereinsteigern erlebe ich, dass sie am eigenen Leib erfahren müssen, dass der Lehrberuf ein Beruf ist, der über die fachliche Qualifikation hinaus geht und Fachkenntnisse in Pädagogik und Didaktik notwendig macht.

    Das ist erst einmal gut, da hier sehr deutlich wird, dass der Lehrberuf nicht nur fachbezogen ist.

    Andererseits finde ich es bedauerlich, dass Quereinsteiger genau bei diesen notwendigen Qualifikationen relativ allein gelassen werden. Indirekt drückt sich hier das mangelnde Bewusstsein der Kultusbehörden für die Notwendigkeit pädagogischer und didaktischer Qualifikation aus. Deshalb jammere ich weniger über die Quereinsteiger, sondern über die Fachbehörde, die hier indirekt den Beruf herab qualifiziert, indem sie den Eindruck erweckt, jeder, der die Qualifikation für ein Unterrichtsfach habe, könne auch als Lehrer arbeiten. Damit wird der Lehrberuf durch die für ihn zuständige Behörde indirekt abgewertet. In meinen Augen müsste jeder Quereinsteiger durch ein Referendariat, der Quereinstieg müsste mit einem Referendariat beginnen und nicht, wie ich es selbst schon erlebt habe, mit einer voll bezahlten BAT-Stelle, die dann irgendwann zur Verbeamtung führt, ohne oder nur mit minimaler pädagogischer und didaktischer Ausbildung.

    schrieb herr larbig am

  • #174

    Ich meinte natürlich auch nur die, die kein Ref nachmachen. Wir haben an unserer Schule z.B. eine Gaymastiklehrerin, die tatsächlich unausgebildet ist. Jedoch würde ich sie als Naturtalent bezeichnen, denn wie die Englisch unterrichtet, macht ihr so schnell keiner was vor. Sie macht ihren Job gut, aber kriegt einen Hungerlohn, weil saie nicht ausgebildet ist.

    Wenn Sie das Ref machen, haben sie doch belegt, dass sie es können und einen Dipl. Ing. würde ich auch mal eher als ausgebildet bezeichnen.

    schrieb Schülerfreund am

  • #175

    @theorie vs. erfahrung: “Diese Personen könnten z.B. reichhaltiges Wissen aus Wirtschaft und Beruf aus erster Hand weitervermitteln!” Wenn sie es können, ist das ideal.
    @Freidenker: Genau so sehe ich es auch. Ich kenne eine Reihe sehr erfolgreicher Pädagogen, die als Quereinsteiger kamen.

    schrieb Fontanefan am

  • #176

    @Fontanefan: Unausgebildete?
    Seit wann sind Dipl. Ing.;Dr. etc. unausgebildet? Diese Personen könnten z.B. reichhaltiges Wissen aus Wirtschaft und Beruf aus erster Hand weitervermitteln!

    schrieb theorie vs. erfahrung am

  • #177

    1. Werden Quereinsteiger gar nicht verbeamtet, sondern für einen Hungerlohn als “Nicht-Erfüller” ins Angestelltenverhältnis übernommen.

    2. Kann man die aber auch nicht einfach entsorgen, wenn man sie nicht mehr braucht. Wie asozial wäre das denn?

    schrieb Schülerfreund am

  • #178

    Personen mit praktischer (im wirtschaftlichen Umfeld) Arbeitserfahrung, können diese viel besser umsetzen als theoretisch angelerntes Wissen. Wenn ehemalige Angestellte aus Firmen und Betrieben von Ihrer Arbeit geprägt Disziplin, Ehrgeiz und Motivation den Schülern vermitteln ist dies logischerweise besser als nur Didaktik.

    schrieb praxisfreund am

  • #179

    Ich bin selbst Diplom-Physiker und habe über einen “Seiteneinstieg” den (sehr erfolgreichen) Weg zum Studienrat eingeschlagen. Dieser Weg war ohne Frage steinig und führte mich gleichsam zu/mit den “normalen” Referendaren über das klassische Studienseminar zum 2. Staatsexamen. Neben meinen 18 Stunden eigenverantwortlichen Unterricht kamen damit noch die zusätzlichen Ausbildungsstunden im Seminar hinzu.

    Die Problematik liegt in einem ganz anderen Bereich und ich wage eine These zu formulieren, wobei zu Beginn die Gretchenfrage gestellt werden soll:

    “Hat der Kandidat (Quer- oder Seiteneinsteiger) ein pädagogisches Händchen oder hat er es nicht?”

    Leider kann man solch einen “Hang” nicht in einem Vorstellungsgespräch erkennen, so dass sich die Schulbehörden - infolge des Mangels an naturwissenschaftlich qualifizierten Personals - mehr oder weniger “blind” für einen Kandidaten entscheiden müssen, der dann auch direkt an die Front geschickt wird.

    Allerdings(!) besteht immer noch die Möglichkeit einen “Nicht-Kandidaten”, der sich nach geraumer Zeit als ABSOLUT ungeeignet für den Schuldienst entpuppen sollte (siehe den polemischen Text oben) mittels entsprechenden “0-Punkte-Lehrproben” nachhaltig aus dem Feld zu räumen.

    Somit liegt hier meiner Meinung nach ein klares Versäumnis der zuständigen Schulaufsicht nebst Fachleitern vor, dass solch ein Mensch in eine derartige (nahezu unkündbare) Position gelangt.


    MfG

    Freidenker

    schrieb Freidenker am

  • #180

    @Schülerfreund: Wenn man aus einer Mangelsituation heraus Unausgebildete einstellt, wird man nicht vermeiden können, dass darunter auch wenig Geeignete sind. (Denn die Auswahlkriterien sind weniger strenge als im Laufe der Referendarausbildung.) Das ist aber nur dann problematisch, wenn diese Ungeeigneten auf Lebenszeit Stellen blockieren.

    schrieb Fontanefan am

  • #181

    @Fontanefan
    Wie meinen?????

    schrieb Schülerfreund am

  • #182

    Das Problem liegt in der Lebenszeitverbeamtung ohne zureichende vorherige Bewährung.

    schrieb Fontanefan am

  • #183

    In dem Beitrag steht _nicht_, dass Quereinsteiger/innen unengagiert, faul oder dumm sind. Das Problem liegt aus unserer Sicht ausschließlich in der mangelnden didaktisch-pädagogischen Ausbildung.

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #184

    Quereinsteiger = schlechter Unterricht?

    So einfach ist die Gleichung nicht, es gibt auch engagierte Leute. Es sollten aber die Leute wieder frühzeitig aussortiert werden, bei denen man merkt, dass sie den Job nur als Überbrückung sehen, bis sie “was Besseres” gefunden haben.

    schrieb Mister M. am

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