Viel zu gut
Baden-Württemberg: Abitur-Durchschnittsnote 2008 bei 2,32 20.03.2009, 11:22
Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg mitteilt, liegt die Durchschnittsnote für das Abitur 2008 an allgemeinbildenden Gymnasien bei 2,32. Die Entwicklung zeigt: Auch 2009 werden 80% der Schüler/innen ein Abitur besser als 3 machen.
Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg teilt am 17.03.2009 mit:
Die Durchschnittsnote beim Abitur 2008 an allgemeinbildenden Gymnasien lag bei 2,32 und damit auf genau gleichem Niveau wie in den Jahren 2007 und 2005. Im Jahr 2006 war der Wert mit 2,29 leicht besser.
Insgesamt hatten 30 579 Kandidaten an der Abiturprüfung der öffentlichen und privaten Gymnasien teilgenommen, fast 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon bestanden 30 106 (16 582 junge Frauen und 13 524 junge Männer) die Reifeprüfung, 473 (1,5 Prozent, Vorjahr 1,2 Prozent) erreichten den zum Bestehen notwendigen Mindest-Durchschnitt von 4,0 nicht. Die Traumnote »1,0« erreichten 698 Absolventen (2,3 Prozent wie im Vorjahr). Auf eine »1« vor dem Komma konnten insgesamt 8 929 der erfolgreichen Prüflinge (29,7 Prozent) stolz sein, etwas mehr als im Vorjahr (29 Prozent). Mit »3,0« oder schlechter schnitten 18,1 Prozent der Absolventen ab (Vorjahr 17,8 Prozent). Die am häufigsten vergebene Abitur-Durchschnittsnote war im Jahr 2008 wie im Vorjahr die »2,5«.
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 17.03.2009: Durchschnittsnote beim Abitur 2008 an allgemeinbildenden Gymnasien liegt wieder bei 2,32, Hervorhebungen Lehrerfreund
Auffälligkeiten
Interessant ist:
- In den letzten 20 Jahren hat sich der Abiturdurchschnitt um weniger als eine Zehntelnote verändert. Die häufig zitierte Erkenntnis “Schüler/innen werden immer dümmer/immer fauler” scheint also nicht zu stimmen (sieht man von der Möglichkeit “Lehrer/innen werden immer gnädiger” ab).
- Es gibt eine Tendenz zur besseren Mitte: Häufigster Abiturdurchschnitt ist 2,5, und 80% aller Abiturient/innen in Baden-Württemberg sind besser als 3,0 (!) - mit anderen Worten: Sehen wir eine Oberstufenklasse von 25 Schüler/innen vor uns, dann werden 20 davon ein Abitur mit einer 2 vor dem Komma machen (Notendefinition: “Die Leistungen entsprechen den Anforderungen voll.”). Diese extrem rechtsschiefe Notenverteilung legt nahe, dass sich auf den deutschen Gymnasien wirklich die Elite der Schüler/innen befindet. Da die Schülerzahlen an Gymnasien bei gleich bleibenden Abiturdurchschnittsnoten ständig steigen, stellt sich weiterhin brennend die Frage: Werden die Deutschen immer klüger - oder sinkt das inhaltliche Niveau an Schulen? (vgl. Lehrerfreund 26.02.2008: Steigende Schülerzahlen an Gymnasien (2007/08) - Werden die Deutschen immer klüger?)
- Die jährlichen Schwankungen in den Durchschnittsnoten bewegen sich im Hundertstelbereich: An allgemeinbildenden Gymnasien 2005, 2007 und 2008 auf die Hundertstelnote der gleiche Durchschnitt, an beruflichen Gymnasien hat sich der Schnitt von 2006 auf 2007 und von 2007 auf 2008 jeweils um eine Hundertstel Note verändert (siehe Diagramm oben). Eine mögliche Erklärung: Lehrer/innen haben häufig (immer?) eine Tendenz bei der Notengebung, auch als “Mildeeffekt/Mildefehler” oder “Strengeeffekt/Strengefehler” bekannt, die meisten tendieren zur “guten Mitte”. Dass sich diese Tendenz jedoch bis auf zwei Stellen hinter dem Komma auswirkt, ist sehr unwahrscheinlich.
Wo auch immer die Gründe liegen - bei der Konstanz der Abiturnoten über die letzten Jahre können wir (zumindest in Baden-Württemberg) unseren Abiturient/innen des Jahres 2009 mitteilen: Mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit werden 80% von euch ein Abitur besser als 3 erhalten. Jede/r Dritte von euch wird (statistsch gesehen) ein Einserabitur machen - und von 67 Schüler/innen wird nur eine/r durchfallen. Damit können Sie Ihrem Kurs eigentlich jetzt schon gratulieren.