Hass-Imitat
Lehrerhasser, Schülerhasser, Elternhasser 07.01.2007, 02:21
Titelepigonen haben wieder zwei Hasser-Bücher in die Welt gekotzt - im Kielwasser des Lehrerhasser-Buchs segelnd: "Die Schülerhasserin" und "Der Elternhasser - die Antwort". Die sind so schlecht, dass sie fast schon wieder lesenswert sind.
Vorweg: Ich habe beide Bücher nicht gelesen. Ich habe auf den zu den Büchern gehörigen Websites mit Schaudern die Leseproben konsumiert. Das genügt, um ein umfängliches Urteil hier abzugeben. Und ich muss es tun, da ich die Nase voll habe von dieser Hasser-Mentalität. Ein Haufen frustrierter Menschen, die die Öffentlichkeit mit ihrem Hass vollspammen. Vom Schreiben und vom Lesen solcher Bücher wird die Welt nur schlechter. Deshalb sei an diesen beiden Büchern ein Exempel statuiert - sorry an die Autoren im Voraus.
Wer also plant, in nächster Zeit ein “Kinderhasserbuch” oder ein “Mein Hausmeister ist ein Idiot”-Buch oder gar ein Buch namens “Geständnisse eines Lehrerfreundhassers” zu schreiben, der kriegt es mit dem Lehrerfreund zu tun. Schreibt lieber Bücher über Freundschaft und Liebe und Blumen und kleine fröhliche Käfer, die in der Baumrinde wohnen und durch lustige Akrobatikvorführungen die hasserfüllte Ameise glücklich machen.
Vorgeschichte: Mit dem Lehrerhasser-Buch hat alles angefangen
Als Lehrperson betreffen mich beide Bücher irgendwie. Nachdem im Frühling letzten Jahres über das Lehrerhasser-Buch eine wüste Diskussion auch auf dem Lehrerfreund tobte (Links siehe unten), warf die unverzagte Gerlinde Unverzagt im Juni gleich einen Nachfolgeband auf den Markt (Elternsprechtag) - da waren aber alle vom Thema so genervt, dass sich keiner mehr für diese Aufwärmerei interessierte. Und wahrscheinlich sind die Verkaufszahlen auch außerordentlich mies gewesen (womit ich durchaus leben kann). Wie ich übrigens gerade sehe, lässt die gute Gerlinde Unverzagt aka Lotte Kühn uns nicht in Ruhe: Im Januar diesen Jahres erscheint ihr neues Buch “Schulversagen”, in dem sie mit der Bildungspolitik abrechnet. Wir warten verzweifelt darauf, dass sie endlich mal mit sich selbst abrechnet.
Wie auch immer: Das Lehrerhasser-Buch wurde bekannt, Spiegel Online öffnete medienwirksam seinen virtuellen After, aus dem die Autorin sich noch kurz in der Öffentlichkeit platzieren konnte - und das war’s.
Die Trittbrettfahrer
Alle - Lehrer Eltern Schüler Verleger Autoren Lehrerfreunde Direktoren Kosmetiker - waren froh, als der Hype zu Ende war. Doch jetzt haben andere Menschen die Idee, genau so bekannt zu werden, genau so berühmt - die Nation in ihren Grundfesten zu erschüttern!
Klaus Brodersen: Die Schülerhasserin
Klaus Brodersen ist das “Pseudonym eines Journalisten aus Nordrhein-Westfalen [...,] verheiratet und Vater von drei Kindern.” Er möchte genau so berühmt werden wie Gerlinde unverzagt, weswegen er das Schicksal seines Sohnes schildert:
„Vor der Einschulung hatte ich ein glückliches Kind. Dann wurde er ein sehr trauriges und depressives Kind.“ So beschreibt Klaus Brodersen die Situation seines Sohnes nach nur wenigen Wochen Besuch der Sonnenblumen-Grundschule.
[...]
Brodersen pauschalisiert in diesem Buch nicht, sondern beschreibt die exemplarischen Gemeinheiten einer Schülerhasserin.
Man verstehe mich nicht falsch: Ich habe vollstes Mitgefühl mit Eltern und Kindern, die mit einer Arschloch-LehrerIn konfrontiert sind. Wieso aber soll ich ein Buch lesen, in dem auf mehr als 100 Seiten eine einzelne Person unprofessionell beschimpft wird? Ich schaue mir lieber einen schönen Blumenstrauß an.
Wenn das Plagiat wenigstens literarisch wertvoll wäre! Die online erhältliche Leseprobe jedoch ist kaum zu ertragen, obwohl sie nur wenige Absätze lang ist. Zwei Sätze mögen zur Veranschaulichung genügen:
Ich [=der Vater] war übel erregt, mein Blut pulsierte in meinen Adern. Meinen Kopf scannte ich [sic] nach Möglichkeiten ab, die Jungen einerseits zu stellen und andererseits die Beweggründe für ihr Handeln herauszubekommen.
Die zu beschimpfende Lehrerin, Frau Döselig, hat harte Nerven. Gemeinsam mit der Klasse disst sie den Jungen Sinan. Genial - eine Grundschullehrerin, die 8-, 9-jährigen Kinder mit Kuchen besticht, damit sie Sinan aus der Klasse mobben. Der feuchte Traum eines jeden C-Film-Regisseurs.
Erschienen ist das Buch im Schweitzerhaus-Verlag, der neben 6 Büchern (u.a. “Die Muttergottes und der Blumenkohl”) auf seiner Website Hutmoden vertreibt.
Der Elternhasser
Genau so frustrierend, immerhin etwas amüsanter als das Schülerhasserin-Buch, dürfte das für Anfang 2007 angekündigte Buch “Der Elternhasser - Ein Lehrer schlägt zurück” sein. Lothar Grün (Lehrer) bezieht sich direkt auf das Lehrerhasser-Buch und kündigt ein Buch an, “das einschlagen wird.” Die Leseprobe hat auch mir fast den Schläfenlappen zermalmt - eine zahnlose, lamentierende Leier, gespickt mit unfreiwilliger Komik. Dabei versteht man gar nicht so richtig, worum es eigentlich geht: Geht es um verdreckte oder um verdeckte Eltern? Beide Interpretationen sind etwas verwirrend:
Sie [=die Eltern] sind die verkommenen, äußerlich wie innerlich verdreckten. Geglaubt werden darf nicht, dass sie einem Lehrer das Leben nicht schwer machen können. Sie können es vortrefflich, tun es aber verdeckter als die anderen, aber nicht weniger nervenaufreibend und schockierend.
Übrigens könnte man fast annehmen, dass es sich beim Namen “Lothar Grün” um ein an das Vorbild “Lotte Kühn" angelehntes Pseudonym handelt. Köstlich.
Fazit
Es gibt nichts mehr zu sagen. Deshalb überlasse ich das Schlusswort einer externen Person:
Es ist schade um die vielen Bäume, die gefällt werden, um Papier herzustellen, auf welchem dann Bücher gedruckt werden, die kein Mensch braucht. Kann man so einen Mist nicht auf Recyclingpapier-Klopapierrollen drucken???
- Lehrerfreund 11.04.2006: Gerlinde Unverzagt -Brief an die LehrerfreundInnen
- Lehrerfreund 12.03.2006: Offener Brief des Lehrerfreunds an Gerlinde Unverzagt