Schülerschwund
Schule zahlt 500 Euro pro Neuanmeldung 27.02.2013, 16:35
Eine unorthodoxe Idee, die beim zuständigen Schulamt auf Widerstand stößt: Um die Schülerzahlen in die Höhe zu treiben, bezahlt der Rektor bei jeder Neuanmeldung 500 Euro.
Der durch den demographischen Wandel bedingte Schwund der Schülerzahlen macht viele Schulen nervös: Klassen müssen zusammengelegt werden, die Sachmittel werden entsprechend der sinkenden Schülerzahlen gekürzt, gerade kleinere Schulen sind von der Schließung bedroht.
Solche Probleme hat auch der Standort Speicher. Der Bürgermeister:
Durch verändertes Übergangsverhalten der Schülerinnen und Schüler besuchen immer mehr Kinder nach der 4. Klasse ein Gymnasium oder eine Schule, an der eine gemeinsame Orientierungsstufe von Realschule und Gymnasium besteht. Das hat dazu geführt, dass die Schülerzahlen an unserer Schule sinken, weil die gymnasiale Option für die Kinder in Speicher nicht gegeben ist.
Nun braucht der Standort Speicher 51 Schüler/innen-Anmeldungen, damit eine Realschule plus in integrativer Form errichtet werden kann. Aber wie steigert man die Anmeldezahlen?
Der Bürgermeister Rudolf Becker hat nun das "Starterkit 2013" erfunden, das aus den Rücklagen der Verbandsgemeinde bestritten wird. Alle Schüler/innen, die sich an der künftigen Realschule plus anmelden, erhalten 500 Euro auf die Kralle.
Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) findet diese Idee ganz daneben, was Rudolf Becker aber kühl lässt:
Auch wenn die ADD vom Starterkit nicht begeistert ist, halten wir daran fest. [...] Es ist ein Armutszeugnis für den Staat, wenn er ein bestens ausgestattetes Schulzentrum schließt und an anderer Stelle dann große Investitionen für Neubauten stemmen muss. Da ist dann ein Fehler im System.
Eine ähnliche Idee hatte übrigens schon eine High School in Cincinnati: Schüler/innen, die nicht schwänzten, bekamen zehn Dollar in der Woche (mehr: Schule in USA bezahlt Schüler für Anwesenheit).
Der Trend ist klar: Schulen bezahlen Schüler/innen, dass sie kommen. Das ist ein absoluter Tiefpunkt des pädagogischen Systems - denn eigentlich sollte es gerade andersrum sein.