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Homeschooling

»Die Schulpflicht ist nicht rechtsstaatlich« - Interview mit einer Unschooler-Familie 29.09.2009, 20:25

Logo des Unschooler-Blogs 'Thousand Sunny's Weblog'
Bild: Thousand Sunny's Weblog

Unter dem Pseudonym »1000 Sunny« bloggt ein Vater dreier Kinder gegen die Schulpflicht und für eine umfassende Bildung zu Hause. Im Lehrerfreund-Interview spricht er über Homeschooling, freiwilliges Lernen und die Schulpflicht.

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Auf Wunsch bleibt die Familie “1000 Sunny” anonym. Mehr Informationen finden sich in ihrem Blog Thousand Sunny’s Weblog.
Die Unschoolerin 'Mummy-1000Sunny' + Sohn, Teil der Unschooler-Familie, die hier interviewt wird.Unter dem Pseudonym “1000 Sunny” firmiert eine Familie, die sich mit der Schulpflicht in Deutschland nicht abfinden will und die drei Kinder Chopper (m), Nami (w) und Sanji (m) zu Hause erziehen möchte (‘Homeschooling’). “Wir setzen uns dafür ein, dass Eltern in Deutschland nicht länger kriminalisiert werden, wenn sie sich für eine Bildung in der Familie und Gemeinschaft entscheiden.”, sagt Papa 1000 Sunny. Seine Gedanken und Erlebnisse veröffentlicht er im Blog Thousand Sunny’s Weblog.

Lehrerfreund: Sie bezeichnen sich selbst als “Unschooler”, die nach einem Prozess des “Deschooling” nun “Homeschooling” betreiben. Was bedeutet das eigentlich?

1000 Sunny: Mit Homeschooling verknüpfen die meisten Menschen einen Unterricht, der Zuhause durch die Eltern stattfindet - im Extremfall am Küchentisch. Das waren die Anfänge und solche gibt es immer noch. Doch immer mehr Homeschooler verstehen, dass Home gar nicht House bedeutet. Home ist in unserem globalen Zeitalter der ganze Planet. Das bedeutet Bildung ist nun überall - und jeder Mensch ein Ansprechpartner. Ob sie im Museum Kunst  betrachten oder in der Bibliothek Bücher studieren - ob sie mit Freunden oder dem Straßenbahnschaffner diskutieren oder spielen, oder auf der Wiese liegen und lesen. Das bedeutet, wo immer Du Dich wohlfühlst ist Dein “Home” und dort kannst Du Dich auch bilden. Goodman prägte hier den Begriff der “erziehenden Stadt”. Homeschooler ringen auch nach einer neuen Bezeichnung, manche nennen sich Worldschooler andere Outschooler. Ich denke Home ist aber ein schöner Begriff, er zeigt, wo Homeschooler lernen und sich bilden, denn wenn man frei ist überall hinzugehen, dann ist die ganze Welt Dein “Home”.

Nachdem man Kinder aus der Schule genommen hat und sagt, ab jetzt darfst Du lernen, was Du willst, wollen sie nichts lernen. Wenn man sie dann machen lässt, was sie wollen, essen sie wochenlang Junk-Food und sitzen vor dem Fernseher. Man rechnet hier mit durchschnittlich 2-4 Wochen pro absolviertem Schuljahr [...]

Deschooling ist eine Phase der Letargie. Nachdem man Kinder aus der Schule genommen hat und sagt, ab jetzt darfst Du lernen, was Du willst, wollen sie nichts lernen. Wenn man sie dann machen lässt, was sie wollen, essen sie wochenlang Junk-Food und sitzen vor dem Fernseher. Man rechnet hier mit durchschnittlich 2-4 Wochen pro absolviertem Schuljahr (ist aber sehr individuell). Die Schüler entschlacken sich in dieser Zeit von aller Fremdmotivation, oder extrinsischer Motivation. Nach dieser Zeit ist nur noch die intrinsische Motivation übrig. Sie fangen dann mit Elan an zu lernen und stürzen sich auf alle Interessen, die ihnen bis dahin unwichtig oder zweitrangig vorkamen. Deschooling ist aber auch ein politischer Vorgang und tritt auch bei Erwachsenen auf, aber das würde jetzt zu weit gehen.

Homeschooling ist nicht bei jeder Familie gleich. Manche praktizieren es sehr schulisch, sie geben ihren Kindern sogar Noten. Andere setzen verschiedene reformpädagogische Variationen ein. Das heißeste Thema ist eigentlich der Lehrplan. Dieser kommt ja bekanntlich vom Staat und ein paar Schulpädagogen in dessen Auftrag. Während man seine Kinder beim Lernen beobachtet und begleitet stellt man oft fest, dass viele Dinge einfacher gehen oder anders einfach besser gehen - weil sie mehr das Kind berücksichtigen. So kann man Algebra mit Computerprogrammierung ersetzen. So verformt man den Lehrplan immer mehr, so dass er auf das Kind passt. Und man merkt, je mehr er sich dem Schüler annähert, desto besser lernt der Schüler. Es gibt weniger Widerstände und die Konzentration ist höher. Freiwilliges Lernen nimmt zu. Wenn man diesen Vorgang zu Ende geht - oder denkt, dann kommt man zu der Einsicht, dass jeder viel besser lernt, wenn er sich nur an seinen Interessen orientiert. Dieses ist ein sehr langer und komplizierter Vorgang, aber das Ergebnis nennt man Unschooling. Hier steht der Schüler im Mittelpunkt - seine Freude ist der Motor und seine Interessen sind der Kompass.

Wenn man das so praktiziert und die Interessen der Schüler maximal fördert, also regelmäßige Bibliothek, Universitätsbesuche, viele Freunde, die Küche als Labor, Wiesen als Feldstudie wird man am Ende überwältigt, wie problemlos Schüler in alle Richtungen lernen. Wie stark sie sich vertiefen. Sie scheinen 20 oder 30 Fächer zu haben, aber irgendwie fügt sich alles zu einem Fach zusammen. Und an dieser Stelle überträgt sich die kindliche Freude am Lernen zurück auf die Eltern und die Erwachsenen in der Umgebung.

Lehrerfreund: Sie wollen Ihre Kinder nicht in die Schule schicken - was ist an der Schule so schlecht?

Durch die Schulpflicht wird Bildung zum Zwang, Schule eine Art Gefängnis und die Lehrer die Vollzugsbeamten.

1000 Sunny: Die Schulpflicht, oder besser ihre Umsetzung durch Schulzwang in den Landesgesetzen. Damit wird Bildung zum Zwang, Schule eine Art Gefängnis und die Lehrer die Vollzugsbeamten. Dieses Verständnis von Bildung und Schule will ich meinen Kindern nicht antun. In allen anderen Ländern können Familien und Schüler sich frei entscheiden, das ist ein Angebot, wie es einem freien Menschen würdig ist.

Lehrerfreund: Gilt Ihre Kritik der Institution “Schule” generell oder vor allem dem deutschen Schulsystem und seiner Schulpflicht?

1000 Sunny: Die Schulpflicht gibt es in dieser radikalen Ausführung nur noch in Deutschland und ich glaube noch in 2 Kantonen in der Schweiz. In Deutschland wird sogar Bildungspflicht aus anderen Ländern mit Schulpflicht übersetzt, so dogmatisch ist man teilweise noch. In manchen Ländern gibt es zwar eine namensgleiche Schulpflicht, aber Familie genießt überall immer besonderen Schutz. Bei uns laut Artikel 6 GG auch - aber die Grundrechte werden in den Landesgesetzen zur Schulpflicht teilweise aufgehoben, teilweise nimmt man es für selbstverständlich.
Viele halten die Schulpflicht für eine demokratische Errungenschaft, das stimmt aber nicht. Die Schulpflicht wurde immer dann ausgeweitet, wenn man Soldaten oder Untertanen brauchte. In Deutschland waren das keine Demokratien. Demokratische Errungenschaften sind die Beschulungspflicht des Staates, eine Bildungspflicht oder besser ein Recht auf Bildung.
Dann würden die Politiker auch sehr schnell gezwungen sein, die notwendigen Reformen zu machen und die Institution Schule würde bald für alle angenehmer. In Deutschland gilt das besonders.
Die absolute Schulpflicht liefert Kinder, Eltern und teilweise auch Lehrer der Willkür der Politik aus, was von oben kommt, muss gefressen werden.

Lehrerfreund: Ihre Kinder werden von Rechts wegen wie alle anderen in die Schule gehen müssen, sobald sie ein bestimmtes Alter erreicht haben und damit “schulpflichtig” werden. Wie werden Sie mit diesem Problem umgehen?

1000 Sunny: Wir helfen mit die Schulpflicht abzuschaffen. Das ist in Deutschland aber ein schwieriger und langwieriger Prozess, da Politiker und Printmedien, vor allem die Bildzeitung, die Schulpflicht als Rettungsanker der Nation verkaufen. Sie schützt nach deren Behauptungen Kinder vor allem Ungemach - besonders vor den bösen Eltern. Wir können nur zeigen, dass es intelligente Gesetze gibt, die nicht so radikal sind und dafür an den Problemen angreifen. Leider stellt sich die Politik hier noch sehr taub und behauptet dogmatisch, die Schulpflicht wäre das universale Heilmittel gegen alle Probleme, die Kinder bedrohen. Wie erfolgreich sie damit sind, wird man bestimmt an den Kommentaren merken.
Seitdem die Zugriffe durch das Jugendamt in dieser Hinsicht immer schneller und unglaublich drastisch geworden sind, haben wir uns für eine Auswanderung nach Frankreich oder Italien entschieden. So machen das alle, die sich nicht verstecken. Aber wir wollen keine Zwangspsychatrisierung und finanzielle Demontage unserer Familie riskieren.

Lehrerfreund: In Bildungsplänen und Gesetzen haben Politiker/innen und Pädagog/innen festgehalten, was Kinder in der Schule lernen sollen und wie Schule die Kinder auf das Leben vorbereiten soll. Richtet sich Ihre Kritik eher gegen diese Konzepte oder eher gegen die konkrete Umsetzung in den Schulen?

1000 Sunny: Die Homeschooler halten sich ja an die Lehrpläne. War ja auch eine gute Idee von Comenius und anderen Enzyklopädisten das ganze Wissen der Welt allen zu lehren. Unschooler haben dieses Konzept, das ja ungefähr 1650 entstanden ist, jedoch verworfen und orientieren sich an Vygotskijs Zone der nächsten Entwicklung. Sie transformiert die Wissensschule in eine Denkschule. Die Zone der nächsten Entwicklung macht es auch unnötig Schüler zu motivieren, denn die Motivation kommt natürlich aus dem Schüler und seinen Berührungspunkten mit der realen Welt.
Ob die Lehrpläne irgendjemanden auf das Leben vorbereiten, wissen wir nicht. Die Schulpflicht hat die Schule hier in eine sehr schlechte Position gebracht. Sie kann nichts beweisen - es fehlt die Kontrollgruppe. Alle Erfolge sind nur unüberprüfte Behauptungen, die jeder gute Wissenschaftler zurückweisen müsste. Der Pisa-Schock hat ja das erste Mal die Situation ans Licht gebracht. Wenn jetzt noch die außerschulischen Bildungsformen beim nächsten oder übernächsten PISA getestet werden und mit der Schule verglichen werden, dann wird das bestimmt interessant.

Lehrerfreund: Es ist also in erster Linie die Schulpflicht, die Ihnen nicht behagt. Angenommen, die Schulpflicht würde in Deutschland abgeschafft werden - würden Sie Ihre Kinder in die Schule schicken?

1000 Sunny: Von Behagen kann wirklich keine Rede sein. Besonders die neuen Altersgrenzen bei den Einschulungen zeigen, wie hilflos und ohnmächtig Eltern mittlerweile sind. Von familiärer Erziehung kann hier keine Rede sein, es ist eher ein Zuarbeiten für die Staatserziehung.

Unseren Kindern stünde die Möglichkeit offen, sich das Bildungsangebot an den Schulen anzusehen und dann selbst zu urteilen - ohne gleich einen unfreiwilligen Aufenthalt von 12.000 Stunden und mehr zu riskieren.

Und durch die Schule werden auch bestimmte Erziehungsmaßstäbe gesetzt, die heute nicht mehr von allen Eltern geteilt werden. So wäre es mir z.B. unmöglich meine Kinder zur Schule zu schicken. Unsere Kinder sind eigenständige Menschen, die ich nicht wie ein Postpaket verschicken kann. Ihnen stünde aber mit einer Bildungspflicht die Möglichkeit offen, sich das Bildungsangebot an den Schulen anzusehen und dann selbst zu urteilen - ohne gleich einen unfreiwilligen Aufenthalt von 12.000 Stunden und mehr zu riskieren.
Auf der anderen Seite klingt in dieser Frage auch mit, dass Schule der einzige Ort für Bildung sei. Alles was außerhalb und ohne Schule Bildung macht gilt grundsätzlich als falsch. Das ist ein radikales Monopol - alles andere ist hier automatisch falsch und wird mit tausend Vorurteilen und Beschimpfungen geahndet. Wer das radikale Monopol nicht akzeptiert wird beschuldigt alle Bemühungen der Gesellschaft zerstören zu wollen und sich gegen die Gesellschaft an sich zu stellen.
Die Schule verliert aber aktuell ihren Status als radikales Monopol - immer mehr Indizien häufen sich, dass man auch ohne Schule sehr gut lernen kann. Wissenschaftler untersuchen diese Indizien und publizieren ihre Ergebnisse. Wir sind hier Zeugen einer Revolution, die die Bildung dem Bürger direkt in die Hand gibt.

Lehrerfreund: Nehmen wir an, dass alle Eltern die Möglichkeit zum Homeschooling hätten: Es gibt sicher Familien, in denen die Eltern durch pädagogische oder fachliche Inkompetenz dem Kind erheblich mehr Schaden zufügen würden, als es die Schule jemals könnte. Ist das kein Argument für die Schulpflicht?

1000 Sunny: Zuerst einmal: Eine Schulpflicht wie in Deutschland ist nicht rechtsstaatlich. Alle Eltern werden verurteilt potentiell schlechte Eltern zu sein - alle Kinder als faul und nicht-sozial gesehen. Für so eine Regelung gibt es überhaupt keine Argumente, die dafür sprechen.
Zudem haben wir ja funktionierende Regelungen, wie Bildungspflicht oder Unterrichtspflicht; und die Erfolge mit Home- und Unschooling sind in allen Schichten beachtlich. Andere Länder haben für Homeschooler und Unschooler sogar schon extra Aufnahmeverfahren für die Universitäten entwickelt.
Die große Mehrheit wird auch unter einer Bildungspflicht ihre Kinder weiterhin zur Schule schicken, nur dass sie jetzt die Wahl haben und nicht mehr jeder kultusministeriellen Willkür ausgeliefert sind. Schauen wir uns doch an, wer entscheidet, ob alle Kinder mit 5 Jahren zwangseingeschult werden? Wer entscheidet, ob alle nun das G8 bekommen? Wer entscheidet, ob alle Kinder trotz Schweingrippe in die Schule müssen?

Durch die Schulpflicht wird jede Gegenwehr zur Straftat.
Eine Bildungspflicht gibt allen Familien und insbesondere auch den Kindern, ein Stück Freiheit zurück.

Zusätzlich sollte man den Eltern, die Homeschooling machen wollen, auch sagen, was gar nicht geht: körperliche Gewalt, einseitige Indoktrination und Isolation von anderen Menschen.

Zum zweiten klingt in der Frage mit, dass man Kinder vor ihren Eltern retten müsste.
Ich glaube das ist der falsche Weg, und das falsche politische Signal und man sollte sich darauf besinnen, wohin dieser Weg führt, wenn man ihn zu Ende geht. Ich halte es für vernünftiger, den Eltern die Homeschooling/Unschooling machen wollen, Hilfe zu leisten - so wie man das immer sehr schön in Berichten aus dem Ausland liest.
Zusätzlich sollte man den Eltern auch sagen, was gar nicht geht: Also körperliche Gewalt, einseitige Indoktrination und Isolation von anderen Menschen - damit würden sie sich aber auch unabhängig von der Schulpflicht strafbar machen.

Ganz wichtig ist aber für Familien, die neu damit anfangen, dass sie nicht allein sind. Sie kommen in eine internationale Gemeinschaft, wir kommunizieren über Blogs, es gibt Coachings, Treffen, Mailinglisten, viele Bücher, sogar Video-Blogs von Wissenschaftlern, die ihre Kinder unschoolen.
Auch ich starte bald ein Video-Blog, wo ich die Grundbegriffe erklären werde. Wie man die ersten Wochen übersteht, welche Fehler man vermeiden sollte und welche Dinge im Vordergrund stehen sollten.

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Kommentare

55

Zum Artikel "»Die Schulpflicht ist nicht rechtsstaatlich« - Interview mit einer Unschooler-Familie".

  • #1

    Wenn in der Schule der Schwerpunkt nicht auf der Bewertung sondern der Förderung liegen würde hätten wir solche Probleme erst gar nicht

    schrieb Schüler am

  • #2

    Besser kann man es nicht zusammenfassen ..

    https://www.youtube.com/watch?v=EQDjOj4q6to

    schrieb Mike Ray am

  • #3

    Warum sollten Eltern ihre Kinder eigentlich nicht zu Hause bilden dürfen? Allerdings sollten diese dann schon bei einer der entsprechenden Abschluss-Prüfungen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) teilnehmen, um einen anerkannten Abschluss zu haben. Auf welchem Weg sie zu diesem Ziel gelangen ist doch zweitrangig.

    schrieb GriasDi am

  • #4

    @Eine Sozialpädagogin
    “Statistisch gesehen hat jeder Bundesbürger ein Vermögen von ... das bringt den, der nichts hat auch nicht weiter.”
    Also doch unnütz? Für den der nichts hat oder nichts wissen will.

    Meine Empfehlung aus dem SZ-Magazin diese Woche:
    “Die Drei von der Baumschule Juri, Immanuel und Semjon mussten nicht zur Schule gehen. Für viele Kinder ein Traum, für Behörden ein Albtraum. Nun sind die Brüder erwachsen. Wurden sie Verlierer, Versager, Verweigerer? Eben nicht.”
    Sehr schöne Geschichte vom Schulversagen. Vom Schulversagen der Regelschule!
    Und in Bayern werden tatsächlich Bildungswillige an ganz normalen Gymnasien ohne Not oder grössere, als die üblichen pubertätsbedingten Probleme, die sich auswachsen, massenhaft demotiviert und aussortiert.
    Frau Gause hat Recht, wenn sie eine Lockerung der Regeln fordert.
    Wer für eine Schulpflicht ist, der muss das Sitzenbleiben abschaffen.

    schrieb Sitzenbleiben abschaffen! am

  • #5

    Schade das es hier nur um entweder oder geht und nicht um mehr Möglichkeiten.
    Es geht nicht um Schule oder nicht, sondern um mehr Eigenverantwortung, mehr Offenheit und auch um mehr Gerechtigkeit. Nicht alle Menschen lernen unter den gleichen Bedingungen gleich gut und nicht alle Lehrer sind gute Lehrer.
    Genau so wenig wie alle Eltern alles richtig machen.
    Deshalb hilft es weder weiter auf die Eltern zu schimpfen und damit zu rechtfertigen, dass Kinder zwangsweise hinter verschlossenen Schultüren verschwinden.
    Noch bringt es weiter die Verfehlungen und Unzulänglichkeiten von Lehrern und Lehrerinnen aufzuzählen.
    Ein besseres miteinander mit weniger Zwang, klaren Zielen und mehr Möglichkeiten diese zu erreichen würde sicher niemandem Schaden.
    Es sei denn, es geht um Macht.

     

     

     

     

     

     

     

    schrieb Ellen Gause am

  • #6

    Verallgemeinerungen helfen nicht weiter in einer Diskussion.  Ich bitte doch sehr, genau zu lesen, was ich schreibe. Z. B. habe ich nicht gesagt, dass Statistiken “unnütz” seien ...

    Sandra möchte ich Folgendes sagen:
    Ich kenne Lehrerinnen und Lehrer, die bis zur Erschöpfung sich einbringen und jedem einzelnen Kind versuchen, gerecht zu werden. Aber man kann es nicht allen Recht machen. Und ganz bestimmt nicht den Eltern, die jede schlechte Bewertung ihrer Kinder in der Schule als persönliche Beleidigung ihres Selbsts betrachten, bzw. als Affront wider ihrer Erziehung. Viele Lehrer sind die Prügelknaben für fehlgelaufene Erziehung in der Familie. “Wie man in den Wald ruft, schallt es zurück”. Vielfach werden die Lehrkräfte unter Druck gesetzt, die Kinder dahin zu peitschen, wo die Eltern sie haben wollen, z. B. von der Grundschule ins Gymnasium. Es ist häufig der Ehrgeiz der Eltern, der zu befriedigen ist. Ich erkenne da keinen Unterschied zwischen der Motivation dieser Eltern und der Motivation der Eltern von Chopper (m), Nami (w) und Sanji (m). So dass ich in keinem der Fälle erkennen kann, dass die Kinder eine Wahl haben so zu lernen, wie es ihrem Talent entsprechen Könnte.

    Mir käme nie in den Sinn, Lehrer allesamt über einen Kamm zu scheren. Umgang untereinander ist immer eine Frage der Kommunikation. Und bei manchen funktioniert sie, bei manchen nicht.

    schrieb Eine Sozialpädagogin am

  • #7

    Auch wenn ich nicht gerne verallgemeinere - es gibt überall solche und solche, muss ich “Keine Sozialpädagogin” doch zustimmen. Insgesamt war gutes Sozialverhalten eher wenig bis gar nicht vertreten. So gab es in unserer langen Liste u. a. eine Lehrerin am Gymnasium, die sich gerne Kraftausdrücken bediente, wie in etwa “sich hinterfo… verhalten” Die darauf angesprochene Schulpsychologin bat um Verständnis für die Lehrerin mit der Argumentation, zu reflektieren aus welchen Kreisen diese Lehrerin stamme ?! (wir fanden dann heraus, ihr Vater war Schuldirektor an einer Sonderschule?).
    Besonders ekelig fanden unsere Jungs, dass einige Lehrer aus der Schultoilette stürmten, ohne sich die Hände zu waschen. Auch das Mobbingverhalten der Lehrer(innen) untereinander war weit verbreitet.  Rauchen schönreden war teilweise auch beliebt.
    Meistens war man schon froh, wenn man mit wenigstem einem Lehrer/in zu tun hatte, die dem Niveau entsprach, das man sich insgesamt gewünscht hätte.
    Sozialpädagogin befürchtet, dass Eltern nicht ausreichend vorgebildet sind, um zu Hause zu unterrichten. Das ist auch gar nicht nötig. Man kann Themen gemeinsam erarbeiten und versteht dann endlich die Dinge, die man in der Schule nie verstanden hat.Freilerner brauche meist auch nur zu Anfang Unterstützung und finden dann eigene Wege, sich Wissen anzueigen - genau das macht die Homeschooler in Amerika so beliebt bei den Elite-Universitäten, wie z. B. Stanford.

    schrieb Sandra am

  • #8

    Diese, in Ihren Augen, unnützen “Statistiken” widerlegen Ihre These, dass das aktuelle Bildungssystem mehr Erfolg brächte.

    “Wie steht es mit dem Lernen von Sozialverhalten in Gruppen Gleichaltgen von Freundschaften, mit dem Lernen von Toleranz und Empathie, mit dem Reflektieren des eigenen Verhaltens im Umgang mit Gleichaltrigen, Gruppen, Älteren? Wie steht es damit zu lernen, auch einmal etwas machen zu müssen, was man eben nicht gerne macht, weil es mühsam ist und Energie kostet? Wie soll ein kritischer Umgang mit der Meinung anderer (oder mit Texten) gelernt werden, wie ein sich Durchsetzen mit seinen eigenen Argumenten oder dem Zuhören und Reflektieren von Argumenten anderer?”
    Haben Sie jemals persönlich Kritik an einem Lehrer geübt? 95% aller Lehrer_innen sind kritikunfähig. Kritik wird empört und beleidigt zurück gewiesen und mit schlechten Noten sanktioniert. Viele sind weder zur Teamarbeit fähig, noch zur qualifizierten Selbstreflexion.
    Unser Schulsystem produziert Einzelkämpfertum und angepasste Duckmäuser.

    Schule? Lehrer? Sozialverhalten? Gar Sozialkompetenz?
    http://herrmess.wordpress.com/2013/12/02/in-teufels-kuche/

    schrieb Keine Sozialpädagogin am

  • #9

    Die statistischen Zahlen meiner Vorrednerin kann ich nicht überprüfen; was sollen diese aussagen? Statistisch gesehen hat jeder Bundesbürger ein Vermögen von ... das bringt den, der nichts hat auch nicht weiter.
    Ich möchte nur darauf verweisen, dass die Kinder von Bildungsfernen oder unteren Einkommensschichten in der Tat nicht den gleichen Zugang zu Bildung haben. Aber das ist ein gesellschaftliches, keine der Schule anzulastendes Problem.

    Auf der “Blogseite” der Mutter von Chopper (m), Nami (w) und Sanji (m) ist etwas genauer das freie Lernen ihrer Kinder dargestellt. Demnach bezieht sich dies auf Lesen lernen, überwiegend jedoch im Lernen am Computer durch Spiele, die geschichtliches Wissen vermitteln wollen. Wobei hier offensichtlich die Mutter umfänglich darüber Bescheid zu wissen vorgibt, ob diese Inhalte über alle Zweifel erhaben sind.
    Ich habe nichts gelesen von Rechnen, Schreiben, einen Text verfassen, Grammatik und Rechtschreibung, Experimentieren.

    Wie steht es mit dem Lernen von Sozialverhalten in Gruppen Gleichaltriger außerhalb der Familie, wie ist es mit dem Aufbauen und Pflegen von Freundschaften, mit dem Lernen von Toleranz und Empathie, mit dem Reflektieren des eigenen Verhaltens im Umgang mit Gleichaltrigen, Gruppen, Älteren? Wie steht es damit zu lernen, auch einmal etwas machen zu müssen, was man eben nicht gerne macht, weil es mühsam ist und Energie kostet? Wie soll ein kritischer Umgang mit der Meinung anderer (oder mit Texten) gelernt werden, wie ein sich Durchsetzen mit seinen eigenen Argumenten oder dem Zuhören und Reflektieren von Argumenten anderer? Usw.

    Dagegen findet sich folgende Aussage: “Und ich sehe aber auch wie weit Chopper mittlerweile ist – der musste es noch ganz früh lernen, da hat mich der Ehrgeiz schon gepackt als er 4 war…”
    Aha - darum also geht es: der Ehrgeiz der Mutter ist also zu befriedigen. Und diese hat sich offensichtlich zum Ziel gesetzt, Ihren “Freiheitsfetisch” (übernommen aus einem Kommentar vom 08.10.2009) auszuleben und hier die Kinder vorzuschieben. Zur Rechtfertigung fein eingehüllt in eine Philosophie der “Unschooler”.
    Haben Chopper (m), Nami (w) und Sanji (m) also tatsächlich eine freie Wahl, wie sie lernen wollen? Ich bezweifle das.

    Wobei ich festhalten will: ich bin dafür, dass jeder die Freiheit haben sollte, das zu tun, was er für richtig hält. Er soll dafür alleine auch die Verantwortung übernehmen. Sollte er damit Schiffbruch erleiden, sollte er sich dann jedoch nicht auf die sozialen Errungenschaften eines Systems berufen wollen, das er bekämpft hat.
    Jedem das Seine, nicht jedem das Gleiche!

    schrieb Eine Sozialpädagogin am

  • #10

    @Eine Sozialpädagogin
    “Wenn die Eltern von Chopper (m), Nami (w) und Sanji (m)  ihren Kindern alles lehren können, was unsere Arbeitsweltwirklichkeit fordert, dann Hut an. Ich würde mir das nicht zutrauen und es nicht verantworten können.”
    Wenn wir uns die (funktionale) Analphabetenzahl (ca. 14%) allein Bayern ansehen, dann dürfen wir bezweifeln, ob die aktuelle Form der Schulpflicht das leistet. Und wenn bis zu 40% intelligente Bildungswillige an bayerischen Gymnasien aussortiert werden, dann wird die Beschulungspflicht noch obskurer.

    Chopper (m), Nami (w) und Sanji (m) sind sehr schöne Namen. Man kann sie deshalb nicht oft genug lesen und schreiben. Danke dafür liebe Sozialpädagogin!

    schrieb Keine Sozialpädagogin am

  • #11

    Zur Zeit läuft eine Aktion, die aufzeigen möchte, dass es in Deutschland Stimmen gibt, die das freie Lernen befürworten:

    https://secure.avaaz.org/de/petition/Schulpflicht_in_Deutschland_umwandeln_in_Lernpflicht_Erlaubnis_fuer_Homeschooling_1/?tFHdkbb

    Wer möchte, kann noch mitzeichnen.

    schrieb Sandra am

  • #12

    Scheint so, dass in fast allen Ländern der Erde Millionen Eltern ihre Kinder ohne Schule lernen lassen können, wobei diese auch noch zu glücklichen, beruflich erfolgreichen Menschen oder gern gesehene Studenten an angesehenen Universitäten werden - nur deutschen Eltern traut man das nicht zu.

    schrieb Rainer am

  • #13

    ... nun, wir leben in einer Gesellschaft, in der es nun einmal Regeln gibt, damit das gesellschaftliche Leben funktioniert; wer sich dem entziehen will, soll dies m. E. tun können. Er sollte dann für seine Kinder Chopper (m), Nami (w) und Sanji (m) eine schriftliche Willenserklärung abgeben, wo er dem Staat (also den in Zwang Beschulten) unumkehrbar versichert, dass seine Kinder für die Zukunft auf staatliche Transferleistungen jeglicher Art verzichten werden.
    Auch dann, wenn die liberalisierte Bildung der Kinder nach dem Motto “das Leben selbst ist Schule genug” dazu führen könnte, dass dies zum egozentrischen Lebensmotto wird und die dann erwachsenen Kinder es gar nicht einsehen werden, sich den Anforderungen eines Arbeitslebens stellen zu wollen, wo sehr schnell die Grenzen des Wunschdenkens klar gezogen sein werden: hier sagt der Chef wo’s lang geht. Und wer sich nicht fügt, fliegt und hat kein Einkommen. So einfach ist das.
    Wenn jemand also meint, Rechte ohne Pflichten erhalten zu können, soll er das tun können, was er meint, tun zu müssen. Er soll dann aber auch die Konsequenzen alleine tragen. Ich wünsche den Eltern von Chopper (m), Nami (w) und Sanji (m) jedenfalls dieses unglaubliche Durchhaltevermögen, die Weisheit, das Wissen, die Kraft, die Kinder zu verantwortungsvollen Menschen reifen zu lassen und ihnen die Bildung zu ermöglichen, die sie als Voraussetzung im Erwerbsleben brauchen. Das dürfte eine Mammutaufgabe sein. Ich persönlich sehe die Ermöglichung / Finazierung der Bildung in der Schule für meine Kinder durch den Staat, also die Gesellschaft insofern als eine Entlastung der Eltern von einer Aufgabe, die durch die Eltern gar nicht leistbar sein würde.
    Das Problem der Schule und ihr deshalb anhaftender schlechter Ruf heute ist, dass sie in Realiter eben nicht mehr zuvorderst den Bildungsauftrag erfüllen kann, sondern meist der eigentlich nachrangige Erziehungsauftrag in den Vordergrund rückt, ohne dass dafür den Lehrern in deren Ausbildung bereits das Handwerkszeug dazu mitgegeben hätte werden können.
    Erziehen heißt Grenzen setzen. Dabei macht “der Ton die Musik”, sprich: es kommt auf die Methode der Grenzsetzung an und wie der Zögling als Empfänger dies für sich empfängt. Grenzen setzen ist bei liberal Denkenden noch nie gut angekommen ...

    Wenn die Eltern von Chopper (m), Nami (w) und Sanji (m)  ihren Kindern alles lehren können, was unsere Arbeitsweltwirklichkeit fordert, dann Hut an. Ich würde mir das nicht zutrauen und es nicht verantworten können. Kinder sollen zu einem selbstständigen Leben hingeführt werden. Ich stelle mir das grauenvoll vor für die Kinder, stets in besonderem Maße an die Eltern gebunden zu sein, was unweigerlich bei “Homeschooling” der Fall sein wird. Dass Eltern die Kinder loslassen und in ein selbstverantwortetes Leben entlassen können, das ist eine große Aufgabe.
    Ich fürchte, der tägliche Gang in die Schule wäre für Chopper (m), Nami (w) und Sanji (m) deshalb eher ein Segen. Und eine gute Schule für deren Eltern ... vielleicht sollte deren Bindungsverhalten zu den Kindern hinterfragt werden ...

    schrieb Eine Sozialpädagogin am

  • #14

    Ich hoffe, dass sich die heutige Schulanwesenheitspflicht in ein echtes Bildungsangebot gewandelt hat, bis meine Kinder Kinder haben. Wir haben nichts gegen Bildung. Das älteste Kind hat längst Abi gemacht und die beiden anderen werden es in einem bzw. drei Jahren haben. Sie sind dann 15 Jahre alt. Aber wir haben uns mit unserer “Methode” oft am Rande der Legalität bewegt und nicht selten Angst gehabt. Wir haben den Kids nämlich gesagt, dass sie nicht zur Schule müssen. Wir haben es als Angebot verkauft. Das führt selbstverständlich auch mal zu einem “Nein Danke” bei den schulischen “Angeboten”. Die Gestaltungsmöglichkeiten werden mit der Einführung von Ganztagsschulen übrigens immer schwieriger und die Zeit, die den Kids bleibt um ihren Interessen nachzugehen, ihre Bedürfnisse kennenzulernen immer knapper. Und das, obwohl wir in Zukunft dringend Menschen brauchen die verantwortungsbewusst und selbstständig handeln.

    schrieb Ellen Gause am

  • #15

    Viele Informationen zum Thema finden sich auf dieser Seite: http://www.magazin-auswege.de/
    Online-Magazin für Bildung, Beratung, Erziehung und Unterricht
    Inzwischen sind über 3000 Uschrzusammen gekommen, auch viele Lehrer und einige Professoren finden sich darunter. Die meisten hier kennen bestimmt Sabine Czerny, dann:
    Oberstudienrat Raimund Pousset
    http://pousset.de/page1.php
    Autor des Buches
    “Schafft die Schulpflicht ab”
    Anne Blumenthal
    http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/0717/berlin/0051/index.html
    Martin Wilke
    Inhalt von http://www.martinwilke.de
    grad in einer Schulgründungsphase nach Sudbury-Modell
    Michael Sappir
    http://www.tagesspiegel.de/zeitung/freiheit-macht-kinder-klug/1267524.html

    schrieb Driver am

  • #16

    Da sich hier durchaus auch Befürworter von Homeeducation eingefunden haben, stelle ich nachfolgende Info ein. Vielleicht möchte der ein oder ander auch, dass verantwortungsvolle Eltern, die das Lernen ihrer Kinder ohne Schule erfolgreich fördern, nicht mehr bestraft werden.
    Unter dem Link ist ebenfalls eine Diskussion zum Thema zu finden.
    Der Verfasser der Petition hat kürzlich das 1. Staatsexamen abgelegt und ist Vater von zwei Kindern und kennt von daher beide Sichtweisen.

    Petition an den Deutschen Bundestag

    Text der Petition

    Der Deutsche Bundestag möge beschließen ...das häusliche Lernen bzw. den
    Hausunterricht zu erlauben und straffrei zu stellen.

    Begründung

    Hausunterricht oder Homeschooling wird in allen EU Ländern und englisch sprachigen Ländern bereits schon länger mit großem Erfolg praktiziert und erweist sich immer mehr als der Bildungsweg der Zukunft. In Deutschland ist
    es eine noch weitgehend unbekannte und mit zahlreichen Vorurteilen behaftete Form des Lernens. Die unzureichende Vermittlung von ethischen und moralischen Grundwerten an öffentlichen Schulen, Gewalt und Mobbing,
    negative Sozialisation der Kinder, fehlende Lernfreude, sinkendes Bildungsniveau, die Unfähigkeit vieler Schulen Kinder individuell zu fördern und ihrem persönlichen Begabungsprofil zu bilden, haben dazu geführt, dass immer mehr Eltern sich Alternativen im bestehenden Bildungssystem wünschen.
    Bis dato existiert die Schulpflicht in Deutschland statt einer sinnvolleren Lernpflicht. Schule wird somit in Deutschland direktiv verordnet. Eltern, die ihre Kinder selbst unterrichten wollen, müssen mit staatlichen
    Strafmaßnahmen wie Bußgeldern rechnen und werden somit unnötigkriminalisiert. Es sollte mündigen Bürgern frei gestellt sein wo sie ihren
    Kindern Bildung zukommen lassen. Alle staatlichen Sanktionsmaßnahmen gegen Eltern, die ihre Kinder selbst unterrichten, sollten aufgehoben werden.

    Hauptpetent: Wolf, Matthias

    Ende Mitzeichnungsfrist: 16.06.2010

    Link:
    https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=11495

    schrieb Driver am

  • #17

    Ein kleiner Sendehinweis:

    http://kifaschule.wordpress.com/2009/11/18/tv-hinweis-zdf-37-grad-24-11-09-2215-uhr/

    Ganz interessant ist, dass auch mal die vielbeschworenen christlichen Homeschooler unter die Lupe genommen werden.
    Interessant auch, dass der Sendetermin einen Tag vor der neuen Gerichtsverhandlung ist.

    Liebe Grüße
    1000Sunny

    schrieb 1000Sunny am

  • #18

    “Die Schule als Möglichkeit zur Erlernung der sozialen Kompetenz hat in meinen Augen längst ausgedient.”

    Warum ausgedient? Sie war nie in dieser Weise dazu gedacht… Sie soll jetzt nur richten, was anderswo versäumt wurde. Und ich staune immer wieder, welche tollen Projekte es gerade in Schule zum Thema Gewaltprävention gibt. Eines habe ich hier an meiner Schule direkt vor Augen - diese Erfahrung bietet Schule eben auch - wenn sie will.

    “Die Anzahl straffällig gewordener Homeschooler ist so gering, dass sie statistisch nicht erfasst wird.”

    Da möchte ich Zahlen sehen. Vor allen ist dabei der Umfang der Stichprobe interessant. Wenn von 1.000.000 Menschen in Stichprobe 1 10% straffällig werden und von 10.000 in Stichprobe auch 10%, so ist der absolute Anteil der Straffälligen in Stichprobe 2 natürlich signifikant niedriger - um zwei ganze Zehnerpotenzen!
    Trotzdem wäre die Aussage, dass in Stichprobe 2 weniger straffällig werden, natürlich Unsinn.

    Es wäre meines Erachtens im Sinne von uns allen, wenn wir davon wegkämen, aus Einzelbeispielen generalisierende Aussagen abzuleiten.
    Es geht bei der Diskussion schließlich um das Wichtigste, was wir haben.

    schrieb Maik Riecken am

  • #19

    Stimmt schon, Museumsfan, dass nicht alle Eltern einen guten Umgang mit ihren Kindern pflegen. Ich wähle das Wort Erziehung bewusst nicht, da ich mich mit den Folgen selbiger beschäftige.
    Respekt und Höflichkeit können Kindern nur dann lernen, wenn ihnen selber von klein auf Respekt entgegengebracht wird.
    Lehrer sind mitnichten immer respektvolle Personen.
    Mobbing gibt es schon lange nicht mehr nur zwischen Schülern sowie es nicht nur den von seinen Schülern gemobbten Lehrer gibt.

    Die Schule als Möglichkeit zur Erlernung der sozialen Kompetenz hat in meinen Augen längst ausgedient.
    Oder zählen Prügeleien auf den Schulhöfen sowie Verbalattacken unter die Gürtellinie zur sozialen Kompetenz?

    schrieb Marlene am

  • #20

    Hallo “museumsfan”,

    es hält sich interessanterweise stets das Gerücht,
    dass Schule ein Erziehungsdefizit aus dem Elternhaus auffangen könnte.
    Dass es sich hierbei um einen Mythos handelt, erkennt man an Ihren eigenen Worten. Sie sprechen von dem schlechten Sozialverhalten 15- 20jähriger Jugendlicher. Man braucht nur zu rechnen, wie viele Jahre diese jungen Menschen bereits in Kindergarten und Schule verbracht haben um zu erkennen, dass schulische Erziehung nichts verbessert. Es ist eher davon auszugehen, dass es Schüler gibt, die das schlechte Verhalten auffälliger Schüler nachahmen, weil sie damit in der Gruppe interessanter werden.

    Homeschoolern wird entgegen der landläufigen Ansicht stets ausgesprochen positives Verhalten bestätigt. Die Anzahl straffällig gewordener Homeschooler ist so gering, dass sie statistisch nicht erfasst wird. Das dürfte darauf zurückfzuführen sein, dass die Eltern, die sich dazu entschließen ihre Kinder nicht in fremde Hände zu geben, einen guten Job gemacht haben. Darauf lassen auch viele erfolgreiche Karrieren ehemaliger Homeschooler schließen.

    Dazu noch ein Programmhinweis:
    http://37grad.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,1020910_idDispatch:9149649,00.html
    37 Grad
    Unterricht am Küchentisch
    Wenn die Schulpflicht verweigert wird

    In o. g. Sendung wird über die Familien Neubronner und Dudek berichtet. Erstere sind bereits durch einige vorangegangen Berichte bekannt.

    Schöne Grüße

    schrieb Driver am

  • #21

    Ich möchte noch einen ganz anderen Aspekt in diese Diskussion einbringen. Dass aufgrund von Leistungsdruck, Mobbing etc. die Gesundheit leiden kann, ist jedem bekannt.Die Zahl der ausgebrannten Lehrer und Schüler steigt stetig und die Therapien der durch ein unpassendes Lernumfeld entstandenen Störungen sind ein Riesengeschäft.

    Allerdings machen sich die wenigsten darüber Gedanken, dass schon der Aufenthalt in manchen Schulgebäuden die Gesundheit ein Leben lang schädigen kann, wird so gut wie nie angesprochen.
    Dabei sollten alle Eltern und Lehrer darüber informiert sein:
    http://www.sol.de/titelseite/topnews/Saarbruecken-Hermeskeil-PCB-Realschule-Lauert-Gift-in-den-Schulen-;art26205,3145763

    Weiterführende Links finden sich im ersten Kommentar.
    Was nützt eine gute Bildung, wenn man seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht oder nur eingeschränkt ausüben kann?

    Schöne Grüße
    Doris S.

    schrieb Doris s. am

  • #22

    Vorweg: Ich bin kein Lehrer.

    Wenn ich mir aber die Arbeitsplätze der Lehrer im meinem Umfeld ansehe, habe ich meine Zweifel an den Kompetenzen der Eltern. Jugendliche im Alter zwischen 15 und 20, denen die grundlegensten Verhaltensregeln (wie Höflichkeit, Respekt, Püntklichkeit, Zuverlässigkeit) fehlen,  sind für mich nicht gerade ein Indiz für Eltern, die ihren Erziehungs- und Bildungsauftrag an ihren Kindern ernst nehmen. So müssen sich die Lehrer an einigen Schulen verbal und körperlich bedrohen lassen, Sachbeschädigungen am Privateigentum der Lehrkräfte kommen vor und Gerichtsverfahren von Schülern sind keine Seltenheit. Ich habe oftmals den Eindruck, dass die Jugendlichen erstmals in der Schule mit Erziehung und Regeln in Kontakt kommen.

    Ich denke man muss davon ausgehen, dass es Eltern gibt, die ihren Kindern das Versäumen des Unterrichts gestatten um eigenen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Nicht alle Eltern gehen verantwortungsvoll mit ihren Kindern um!

    Und an alle die jetzt schreien, dass Pünktlichkeit ein Relikt aus der Vorzeit ist, möchte ich entgegnen, dass Zuspätkommen eine Störung des Unterrichts darstellt, der andere (interessierte) Schüler beim Lernen stört und gerade am Stundenanfang wichtigte Einweisungen der Schüler (z. B. an Maschinen) verpaßt werden. Und ob die Freiheit des Einzelnen es rechtfertigt, dass ein Schüler sicherheitsrelevante Einweisungen verpaßt und damit sich und andere gefährdet, wage ich zu bezweifeln.

    schrieb museumsfan am

  • #23

    “Diese Institution zu ändern, ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, der sehr lange dauern wird und eine Politisierung aller Änderungswilligen erfordert. Ob das geschieht?” Zitat vom Kommentar #32 Maik Riecken

    Gerade heute las ich bei Deutschland Radio Kultur (und ich habe KEINE Ahnung, welchen politischen Hang diese Sendung nachgeht, habe lediglich diesen Beitrag gefunden und gelesen): 
    Betreuungsgeld-Debatte als Fanal
    Grundrechte der Eltern sind antastbar
    von Kostas Petropulos

    Wohl irgende eine Meinung zur Betreuungsgeld Debatte.

    Ich schreibe blos zwie Zitate daraus:

    Obwohl das Erziehungsgeld 20 Jahre lang nach diesem Muster vergeben wurde, gab es nie eine vergleichbare öffentliche Missbrauchsdebatte, wie sie jetzt losgebrochen ist. Plötzlich sehen Experten, Verbände und Journalisten eine Gefahr darin, wenn Eltern ihre Kinder selbst betreuen wollen, statt sie frühzeitig in die Krippe zu geben….

    ....

    Die Debatte um das Betreuungsgeld zeigt jedoch schlaglichtartig die schwindende Neigung von Öffentlichkeit, Experten und Politik dieses freiheitliche Menschenbild unserer Verfassung zu verteidigen. Stattdessen werden die Eltern zu Gegnern ihrer Kinder stilisiert und Sozialwissenschaftler erklären Kitas und Schulen zur neuen “Keimzelle der Gesellschaft”.

    Kurz: Eine Renaissance der Staatsgläubigkeit, die 20 Jahre nach dem Mauerfall und dem Zusammensbruch des Ostblock-Sozialimus eigentlich für Nachdenklichkeit sorgen müsste.

    Quelle:  http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1067985/

    Wenn man diese Zitate (den ganzen Bericht) glauben schenken darf, würd ich mal sagen, der “gesamtgesellschaftlicher Prozess” (nach Riecken) ist sehr wohl realisierbar… die Frage ist:  in welcher Richtung bewegt sich dieser Prozess? 

    Ansonsten, danke an Herrn Riecken für seine Ausführung… die finde ich gut.

    schrieb Andrea am

  • #24

    Fortsetzung:

    Diese Institution zu ändern, ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, der sehr lange dauern wird und eine Politisierung aller Änderungswilligen erfordert. Ob das geschieht?

    Deswegen müssen Menschen etwas daran ändern. Bezeichnenderweise ist noch keine Schule dafür ausgezeichnet worden, dass die staatliche Vorgaben vorbildlich umgesetzt hätte - zumindest ist meiner Niedrigkeit keine bekannt. Es soll Bundesländer geben, in denen solche “Vorzeigeschulen” (die bewusst Gesetze und Vorgaben brechen) sogar extra Inspekteure bekommen, damit das nicht so auffällt.

    Wenn Unschooler bereit sind, finanzielle und temporale Ressourcen in großem Umfang für ihre Kinder einzusetzen, dann rangiert der Wert “Bildung” in diesen Familien hoch - und nur von solchen Familien mag ich beim Unschooling reden (wollen). Dabei wäre noch zu klären, woher vor allem die finanziellen Ressourcen kommen sollen, wenn nicht von der Institution - beim Grundeinkommen sind wir noch nicht. Dann muss auch ein gewisses “Kontrollrecht” als Gegenleistung bestehen. In Dänemark gibt es dazu nette Ansätze.

    Andere Länder funktionieren auch ohne Schulpflicht - trotz der “bösen Migranten”. Wobei man da im Einzelfall sehr vorsichtig sein muss, da auch dort “der Staat” *sehr* rigide zuschlägt, wenn das Kind wesentlich in seiner Entwicklung gegenüber einer Vergleichsgruppe zurückbleibt.

    Auch dort schicken noch genug Menschen ihre Kinder in die Schule, vielleicht auch, weil die Schulen besser sind, *weil* es Alternativen zu ihr gibt, mit denen sie sich messen lassen muss. Konkurrenz belebt das Geschäft und kann auch in meinen Augen eine Chance für das Etablierte sein. Wenn doch die Möglichkeit des Unschoolings Schule besser wird - bitte, keine Einwände.

    Wäre ich “nur” ein Vater, sähe ich manche Aspekte dieser Diskussion bestimmt anders. Weil ich zusätzlich in der Institution “Schule” arbeite, 
    schaue ich von zwei Perspektiven aus auf das Thema. Schule in der Außensicht eines Elternteils wahrzunehmen (das natürlich auch Schüler war und dadurch Experte für sie ist) - das ist sehr einfach und mein Urteil über Schule wäre klar. Ich bin eben oft genug der böse, überbezahlte, reformunwillige, kinderquälende, faule Lehrer - allein schon deshalb, weil ich Teil der Institution bin. Wer das als Lehrer nicht zu trennen vermag, dürfte Probleme bekommen oder sehr bald zynisch werden.

    Boah - das war lang… Aber das Thema halte ich für wichtig.

    schrieb Maik Riecken am

  • #25

    “Warum gibt der deutsche Staat so wenig für Bildung aus? Wie kann es soweit kommen, dass man (zumindest den Medien nach) den Eltern so wenig zutraut?”

    Das sind für mich Kernfragen dieser Diskussion, die ich für zu wichtig halte, als sie wiederum zu ideologisieren, wie es in Deutschland leider immer wieder geschieht.

    Wer ist denn “der Staat”? Ein abstraktes Monstrum? Nein - er ist eine Institution, die weder pädagogischen oder psychologischen, sondern vor allen Dingen soziologischen Gesetzmäßigkeiten folgt. Lasst doch die Piraten eine etablierte Partei werden - also zu einer Institution dieses Staates. Wird dann da alles anders sein als in den etablierten Parteien? Gründet als Unschooler einen mächtigen und mitgliederstarken Verein - auch da wird wahrscheinlich die Breitseite soziologischer Entwicklungen mit der Zeit kommen (dummerweise wäre ein solcher Verein zur Zeit wahrscheinlich nicht “rechtsstaatlich”).

    In jeder Institution leben Menschen. Deren Verhalten folgt sehr wohl psychologischen Gesetzmäßigkeiten - und Sätze wie “die Lehrer ...” künden von wenig Einfühlungsvermögen, da es eben “die Lehrer” ebensowenig gibt, wie “die Kinder”. Und Unschooler wollen doch gerade das Individuelle im Menschen wahrgenommen wissen.

    Viele Lehrerinnen und Lehrer - darunter viele, die ich gerade nicht für “institutionshörig” halte (die werden von derartigen Generalisierungen auch gleich mit abgewatscht - wer braucht schon Unterstützer), gewinnen wie auch ich zur Zeit mehr und mehr den Eindruck, dass sich manche Elternhäuser mehr und mehr aus der Verantwortung für die Bildung ihrer Kinder zurückziehen. Für Sachwerte wie z.B. Autos werden sehr viel Arbeitszeit und Geld investiert - für die Bildung “reicht” dann vielleicht das Notebook, der PC, der Fernseher, das Lernspiel. Vielleicht wäre Zeit mit dem Kind manchmal besser… Deswegen bin auch ich misstrauisch, ob ich es jedem Elternhaus zutrauen würde… Unschooling benötigt immense finanzielle und temporale Ressourcen, die man bereit sein muss zu investieren. Rufen wegen dieser Bereitschaft auch so manche Eltern nach Ganztagsschulen? Und es rufen da beileibe nicht die oftmals zitierten “Migranten” am lautesten. Den durch alle diese Entwicklungen verbundenen Entzug an sozialer Zuwendung, an der Substitution realer Beziehungen durch “Großgeschenke” und Medienkonsum ist Schule nicht schuld. Gleichwohl soll sie in den Augen mancher - dazu gehören für mich nach der Lektüre dieses Threads auch Teile der Unschooler - das alleinige Übel sein. Das halte ich für eine unfaire Argumentation. Schule ist ein Faktor, Einer, dem viel Leid dieser Gesellschaft mehr und mehr aufgebürdet wird - dabei konzentriert in ihr lediglich etwas auf. Es gibt mit Sicherheit noch mehr Verantwortliche für das eine oder andere Problem - das klingt zum Glück hier mit an.

    “Der Staat” gibt in meinen Augen so wenig für Bildung aus, weil Bildung an sich nur ein untergeordneter Wert dieses Staates ist - bei allen Gegenbeteuerungen aus der Politik. Er gibt nicht so wenig aus weil er “totalitär”, “verblendet” oder sonstwas ist. Er ist eine Institution, in der Menschen arbeiten. Die wiederum sind individuell und nicht “Borg”.

    to be continued…

    schrieb Maik Riecken am

  • #26

    @Ilona:
    Zitat: “Die Gewerkschaft, in der ja viele nichtverbeamtete Lhrerinnen und Lehrer organisiert sind, kümmert sich meiner Beobachtung nach vor allem um Gehaltserhöhungen und -anpassungen.”

    Unsinn. Erstens sind auch viele Beamte “organisert”, aber zweitens und viel wichtiger: Der Einfluss der Gewerkschaften und Verbände auf die Besoldungserhöhungen der Lehrer (vorwiegend immer noch Beamte) ist nahezu null. Die haben (anders als in der “freien”, mittlerweile dauersubventionierten, Wirtschaft) weder Verhandlungsrecht noch Druckmittel. Sie müssen, was die Beamtenbesoldung angeht, nur ANGEHÖRT werden. Die Beamtenbesoldung wird nach Kassenlage der Finanzminister erhöht und sonst nach nichts. Die “Aktionen” der Verbände und Gewerkschaften in diesem Zusammenhang kann man nur mit “viel Lärm um nichts” umschreiben.

    Zudem ist es bei den Gewerkschaften und Verbänden eher so, dass sie sich ZUWENIG um die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte kümmern und stattdessen lieber über Schulstrukturreformen streiten. Völlig sinnlos, da diese Frage, wie man aktuell in vielen Bundesländern sieht, überhaupt nicht aus pädagogischer Sicht, sondern von den politischen Parteien nur unter der Machterhaltungsperspektive in Koalitionsverhandlungen entschieden wird (jüngstes Beispiel Hamburg: 6-jährige Grundschule gegen Elbvertiefung).

    Zitat:“Aus dem ehemaligen Ostteil Berlins stammend, muss ich oft hören, dass das ehemalige Staatssystem keine Entschuldigung für persönliches Versagen ist bzw. dafür, dass man nicht die Verantwortung für sein Handeln übernommen hat.”

    Man kann nur für das Verantwortung übernehmen, was man beeinflussen kann. Die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen von Schule (fängt mit der (auch im internationalen Vergleich!) völligen Unterfinanzierung des deustchen Schulsystems an und hört beim “Happy Slapping” noch lange nicht auf). Schule ist kein gesellschaftlicher Reperaturbetrieb, in den man Politiker-Worthülsen und eine kaputte Gesellschaft einfüllt und aus dem glückliche Menschen herauskommen.

    Zitat: “Hier ist natürlich die Frage, wie groß das Interesse der Verantwortlichen in den Behörden tatsächlich ist, die Schule zu verändern.”

    Das wissen Sie nicht? Es ist nur das interessant, was ersten mindestens kostenneutral ist (besser noch finanzielle Einsparungen verspricht) und sich zweitens bei den Wähler gut verkaufen lässt.

    Zitat:“Also letzlich sind wir ALLE verantwortlich für das, was in Deutschlands Schulen passiert.
    Leider sind wir so viele, dass jeder denken kann, wenn ich mich da raushalte, ist es ja nicht so schlimm.”

    Und dazu: Schüler sind für die Parteien real-politisch völlig uninteressant (trotz aller gegenteiligen Beteuerungen), da sie nicht wählen dürfen. Wenn sie es dürfen, sind sie meistens aus der Schule raus und interessieren sich für andere Dinge. Eltern schulpflichtiger Kinder sind mittlerweile zudem eine Minderheit in diesem Land geworden. Überlegen Sie, wie in Deutschland um jeden Cent für die Bildung gebettelt und gefeilscht wird, während die Milliarden für die “freie” Wirtschaft (Banken, Abwrackprämie, Konjunkturprogramme und andere “Sozialhilfe für Unternehmen”=Subventionen) nur so fließen. Die Krönung war zudem der letzte Bundestagswahlkamp: Das einzige, was die Regierung in den letzten vier Jahren für die Bildung wirklich getan hat, war ein bisher völlig inhaltsleeres “10% der volkswirtschaftlichen Leistung für die Bildung”-Versprechen abzugeben, dass sich bisher nicht einmal ansatzweise erfüllt hat. Weniger als 5% kommen der Realität näher. Aber solche leeren Versprechungen kennen Sie sicherlich aus der DDR…

    schrieb Mister M. am

  • #27

    @1000 Sunny
    Eine sehr gute Idee!
    @alle Mitlesenden
    Tut mir Leid, dass sich in meinen Text(mindestens) 2 Tippfehler eingeschlichen haben.
    Aber LETZTLICH geht es ja um den Inhalt.
    Der sollte übrigens keine “Lehrerschelte” sein, und ich hoffe, er kommt auch nicht so rüber.
    Schließlich bin ich selbst auch heute noch Lehrerin, wenn auch an einer freien demokratischen Schule, wo gegenseitige, offene und sachliche Kritik unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein wesentlicher Punkt ist, der mir gegenüber der staatlichen Schule, wie ich sie kennen gelernt habe, positiv auffällt.
    Ilona

    schrieb ilona am

  • #28

    Hallo,
    freut mich, dass sich so eine lebhafte Diskussion entwickelt hat.
    Das mit den “Verantwortlichen” ist bestimmt nicht so leicht. Die können ja nicht einfach etwas ändern - selbst, wenn die Wissenschaftler und Pädagogen das so wollten. Das Volk muss ja dahinter stehen und da die Volksbeschulung mittlerweile ein gigantischen Nullsummenspiel ist (gewinnt der eine etwas, verliert der andere etwas) braucht man einen politischen Diskurs in der Bevölkerung.
    Deswegen habe ich jetzt mal die Seite http://piratenbildung.wordpress.com angelegt, auf der alle mitdiskutieren können, über Bildungspolitik - vielleicht entwickelt sich ja eine Bewegung daraus und Politiker reagieren.

    Der Ruf nach mehr Geld für Schulen ist natürlich sehr bitter, solange in Deutschland verantwortungsvolle Eltern systematisch verfolgt werden.

    schrieb 1000Sunny am

  • #29

    Ich denke, die “wirklich Verantwortlichen” sind durchaus auch die Lehrerinnen und Lehrer.
    In einem langen und oft schmerzhaften Prozess als Lehrerin an staatlichen Schulen habe ich festgestellt, dass vielen von ihnen ihr Beamtentum absolut im Wege steht, wenn es um Kritik am System geht.
    Die Gewerkschaft, in der ja viele nichtverbeamtete Lhrerinnen und Lehrer organisiert sind, kümmert sich meiner Beobachtung nach vor allem um Gehaltserhöhungen und -anpassungen.
    Was bleibt, ist Meckern hinter geschlossenen Türen oder Resignation und Zynismus, die nicht gerade förderlich für ein gutes Schulklima sind.
    Die vielen Kolleginnen und Kollegen, die dennoch versuchen, für die Kinder etwas zu verändern, schaffen sich oft kleine Inseln, auf denen sie häufig genug mit Behinderungen und Anfeindungen zu kämpfen haben.
    Aus dem ehemaligen Ostteil Berlins stammend, muss ich oft hören, dass das ehemalige Staatssystem keine Entschuldigung für persönliches Versagen ist bzw. dafür, dass man nicht die Verantwortung für sein Handeln übernommen hat.
    Das sehe ich genauso, allerdings auch für die heutige Zeit.
    Ich glaube also, dass die Schule zuallererst von den Menschen, die dort arbeiten bzw. lernen, verändert werden kann.
    Am meisten sind es m.E. zur Zeit die Eltern der Schulkinder, die das versuchen.
    Es ist nur sehr bedauerlich, dass sie es oft gegen die Lehrerinnen und Lehrer tun (müssen?), statt mit ihnen zusammen.
    Auch von den älteren Schülerinnen und Schülern gibt es schon viele Initiativen, die leider viel zu wenig Öffentlichkeit bekommen.
    Warum wohl?
    Hier ist natürlich die Frage, wie groß das Interesse der Verantwortlichen in den Behörden tatsächlich ist, die Schule zu verändern.
    Für mehr Schubkastenwissen könnte man sie ja sicher noch begeistern.
    Aber wollen sie wirklich selbstbewusste, mündige Bürger?
    Hier kämen dann wieder die Wähler als Verantwortliche in´s Spiel.
    Also letzlich sind wir ALLE verantwortlich für das, was in Deutschlands Schulen passiert.
    Leider sind wir so viele, dass jeder denken kann, wenn ich mich da raushalte, ist es ja nicht so schlimm.
    Aber ich sehe auch, dass sich bei vielen Menschen ein neues Denken darüber entwickelt und bin deshalb optimistisch.
    Viele Grüße. Ilona

    schrieb ilona am

  • #30

    @ Mister M

    An die wirklichen Verantwortlichen wenden, ist ja schön (und gut?).
    Nur was bringt dies, wenn in deren Köpfen der Staub von vor 200 Jahren (oder waren es 300 Jahre?) so feststeckt, dass er nicht mehr raus kommt?

    Da schreiben Fachleute und Forscher sich die Finger wund, predigen, dass sich endlich was ändern soll im deutschen Bildungswesen…und was passiert?? Nichts, nix, nada, nothing, niente

    schrieb Marlene am

  • #31

    PS, zum Thema “Skilled Professionals”, das sind Elektriker, Maurer und andere Handwerker.  Dafür braucht man in Deutschland “lediglich” eine Lehre (also nicht Hochschulreife).  War das nicht ähnlich, als man die Griechen und Türken nach dem Krieg nach Deutschland holte, um das Land aufzubauen?

    “Skilled Professionals” im Sinne von Ärzte, Anwälte und dergleichen fahren in Kanada auch Taxi oder Kellnern, weil sie eben die kanadische Berufsqualifikationen nicht vorweisen können.  Will nur sagen, skilled ist nicht gleich skilled (sowie Bildung nicht gleich Bildung ist).

    Auch in Kanada kann man seine Nachfahren füber holen (sponsoren heißt das) und diese Nachfahren sind manchmal ganz große Truppen (man bedenke in “andere” Länder gibt es immer noch und immer häufiger eine rege groß-Familie—nicht alle Menschen auf diese Erde kapseln sich ab von ihren Kleinzellen wie die Deutschen… ja, die Kanadier gehen auch diesem Abkapselungstrend=Singlehaushalte/getrennt Lebend/geschieden nach).

    schrieb Andrea am

  • #32

    Dass die Schulsituation in Deutschland auch finaziell hingt, dass ist sehr wohl zu erkennen.  Den Zusammenhang zwischen Geld und Bildung verstehe ich bereits seit längeren.  Dennoch glaube ich zunächst nicht, dass es eine finanzielle Frage ist (die finanziele Situation ist eine *Folge*):  Es ist eine Frage des WOLLENS.

    Man sieht in Kanada, dass es eine Ausnahme ist, in dem Land als dritt-Generation “Kanadier” in der Schule zu sitzen.  (Das ist hier beim besten Drehen und Wenden anders, nicht wahr?  In der Regel—noch—sitzen insgesamt mehr Deutsche in der Schule als nicht Deutsche).  Man schätzt Bildung sehr hoch und man investiert darin.  Und man überläßt (nein, man VERTRAUT) die Eltern, was das Homeschooling angeht. 

    In manchen Provinzen bezahlt man sogar das Schulgeld an den Eltern, damit sie ihr Homeschooling auch finanziell bestreiten können (sprich, auch einkommensschwachere Familien können es sich leisten… auch ohne “Familien” oder “Eltern” unter Generelverdacht zu stellen, sie würden das Geld für Alkohol oder Drogen oder eben nur “für sich” ausgeben…)

    In der Tat ist hier in Deutschland einiges anders.  Gravierend.

    Warum gibt der deutsche Staat so wenig für Bildung aus?  Wie kann es soweit kommen, dass man (zumindest den Medien nach) den Eltern so wenig zutraut? 

    Ich denke z.B. an das Kinderbetreuungsgeld was bald verabschiedet werden soll für Eltern, die ihre Kinder unter 3 zu Hause betreuen wollen:  Haben Sie bereits gehört, was die Politiker angeblich dazu äußern?  Das Geld käme den Kindern nicht zu Gute (das könnten die Eltern für ihr Mallorcaurlaub oder ihren Drogensucht ausgeben)... Außerdem lernen die Kinder besser in der Gemeinschaft von andere 1.5-3 jährigen eine gute sozial Verhalten… und so weiter und sofort.

    [Ich frage mich: ist das wirklich so?  Lernen Kinder unter Anleitung ihres Gleichen, das richtige und gute sozial Verhalten?  In unsere hiesige Schule haben die Schulleitungen zumindest endlich erkannt, dass Mobbing zum Alltag gehört und es gibt—auch im Lerhplan, also vom Bildungsministerium abgesegnet, für gut und notwendig empfunden—Programme, die die Kinder hier “absolvieren” wo sie “fachmännisch” beigebracht haben, wie man sich “benimmt”—sprich sozial Verhalten/anti Mobbing und der gleichen…]

    Neben der Generalverdacht gegenüber ALLE Eltern in Deutschland, wird vieles nicht erlaubt, weil man vorschiebt, angst vor der Fremdling, der böse Ausländer und Migrant zu haben… es könne so kommen, dass wenn sie ihre eigene Kinder (!) noch mehr in ihren Einfluß (!) nehmen können(!), diese auch indoktrinieren(!)..., und das könnte zu eine schlechte sozial Verhalten führen.

    Statistiken habe ich keinerlei.  Ich kann nur eigentlich von meine eigene Beobachtungen mit den Menschen hier im Ort und an den hiesigen Schule sprechen:  aber die Trouble Makers sind beim besten Willen nicht nur Migranten(kinder).  Und selbst wenn es diese wären, dann heisst es mir lediglich, dass auch hier die Schule versagt.

    Es gab seit dem 3. Reich absolute Schulpflicht (Schulzwang)—eine ganze GENERATION von Migranten sowie Deutschen haben das System hinter sich.  Und dennoch haben die hohe deutsche Beamten/Politiker/Verantwortlichen keine allzu berauschende Ergebnisse gebracht.

    Nein.  Stattdessen sehen wir eine noch nie dagewesene neue Wirtschaftszweig:  Professionelle Nachhilfeschulen (die nur die “gut situierten Bürger” ihre Kinder gönnen können).  (Und ich könnte noch etliche Beispiele bringen….)

    Alles hier ist reden um den heißen Brei, nicht wahr?

    Können wir nicht zurückkommen zu konkrete Lösungs- oder Ansatzmöglichkeiten kommen?  Was kann man denn hier in diesen Land “tun”, um überhaupt eine Änderung günstig beeinflüssen zu können?

    Als Einzelkämferin (das klingt dramatisch:  Einzelverfechterin) komme ich mir ziemlich isoliert vor (bei den tatsächlichen Verhältnisse hier in unsere Schulen). 

    Mister M.—was machen Sie, um diese Situation (zunächst das, was Sie angeführt haben, die finanzielle Schieflage) zu beeinflüßen?  (Das ist durchaus nicht sarkastisch sondern ernst gemeint.  Wo kann man was tun?)

    Oder ist das nur Kosmetik?  Ist das Problem eigentlich die Finanzen oder sind die Finanzen lediglich eine FOLGE wie ich oben angesprochen habe?  Wenn ja, was kann man da tun, um das Vertrauen wieder zurück zu bekommen (mein Gott, wie schief ist das alles dann?  Wie kommt es, dass man mir nicht traut?  Was habe ich dann verbrochen?—wo ich herkomme, ist man unschuldig bis der Schuld bewiesen ist… Deutschland ist wahrhaftig *anders* wie Kanada…)?

    **********
    Falls es Ihnen, Mister M, entgangen sei, ich bin zwar wohnhaft in Deutschland, bin Ausländer und somit nicht wahlberechtigt, so als “Wählerin” kann ich nix machen.

    Wohl aber unter anderen bei solchen Diskussionen mitmachen.

    Ob Sie Wähler sind?  Ich gehe davon aus (bitte um Korrektur, wenn ich falsch lege).

    schrieb Andrea am

  • #33

    @Andrea:
    “Kanada gibt mehr Geld für Bildung aus[...]

    [...]dass meine Kinder sogar (nach Bedarf) einen zusätzlichen Lehrkraft zur Verfügung gestellt werden könne, damit sie zurecht kommen in der neue Schule.”

    Verstehen Sie jetzt den Zusammenhang?

    Raten Sie einmal, wie viele Förderstunden meine Schule (Gymnasium, > 1000 Schüler) vom Ministerium zugewiesen bekommen hat? Ich glaube es sind so drei bis vier pro Woche, natürlich für alle Schüler zusammen.

    Raten Sie gleich weiter, wie groß die Klassen bei uns in der Mittelstufe sind? Es sind ca. 28-30 pro Klasse. Raten Sie gleich weiter, wie viel individuelle Förderung die Lehrkraft dabei so ganz alleine machen kann, bei durchschnittlich 120 bis 150 Schüler, die er oder sie pro Tag unterrichtet. Auf die Antwort verzichte ich hier.

    Raten Sie auch, wie viele Sozialpädagogen oder andere pädagogische oder psychologische Fachkräfte an unserer Schule sind, die Schüler indivuell unterstützen könnten, außer den Lehrern, die das vor lauter Unterrichten leiden nicht können. Wenn sie “null” geraten haben, liegen Sie richtig.

    Und raten Sie weiter, wie viele Stunden pro Woche dem Klassenlehrer außerhalb seines Fachunterrichts von der Bildungspolitik gegönnt werden, um mit seiner Klasse pädagogisch arbeiten zu können. Auch hier ist die Antwort (in fast allen Klassenstufen) “null”.

    Und wie viele Stunden pro Woche alle unsere Beratungslehrer (speziell für diesen Zweck in ihrer Freizeit dazu ausgebildet) zusammen für die mehr als 1000 Schüler für Beratung bei persönlichen Problemlagen der Schüler zur Verfügung gestellt bekommen. Es sind (glaube ich) 1,5 Stunden pro Woche, alle zusammen natürlich.

    Wenn Sie Verbesserungen wollen, dann wenden Sie sich als Bürgerin und Wählerin an die wirklich verantwortlichen Stellen.

    schrieb Mister M. am

  • #34

    Zu den Migranten in Kanada gibt es auch Flüchtlinge und auch Nachkommen von Skilled Workers.  Dass Kanada nicht an ein Land grenzt, wo Flüchtlinge einfach über die Grenze “spazieren” können, ist eine Sache… aber es gibt auch andere benachteiligte, wie die Indianer und Inuit (und ja, wir hatten auch solchen in unseren Klassenzimmer sitzen und nein, die kamen auch nicht aus gesittete Verhältnisse).

    Zwei Punkte sind angeführt, die nicht zu vergessen sein:  Kanada gibt mehr Geld für Bildung aus und Kanada hat einen Bildungspflicht anstatt Schulpflicht (was so viel bedeutet, man darf sich auch zu Hause bilden).

    Als ich im Jahre 2008 mit meinen 3 in Deutschland schulpflichtigen Kinder nach Kanada wollte, wurde mir sogar von sämtlichen Schule (etwa 5 hatte ich gesprochen), dass meine Kinder sogar (nach Bedarf) einen zusätzlichen Lehrkraft zur Verfügung gestellt werden könne, damit sie zurecht kommen in der neue Schule.

    Das man in Deutschland die Schule für heilig deklariert ist das eine, aber ich sehe in der Handhabung in Kanada, dass man das Kind und sein persönliches Lernfortschritt in den Mittelpunkt gestellt… und das sind WELTEN dazwischen.

    Ich stimme damit völlig ein.  Man kann Kanada mit Deutschland nicht vergleichen.

    schrieb Andrea am

  • #35

    Die Zeit für Alternativen wie Home- und Unschooling sind schon seit Jahren überfällig.
    Es wird gejammert, wenn Deutschland wieder mal bloß im Mittelfeld bei der Pisa-Studie liegt.
    Dann wird nur der Zusammenhang “Ganztagsschulen” = guter Pisa-Abschluss gesehen, aber nicht, dass es in diesen Ländern die Schulpflicht nicht als Zwang mit rigider Strafverfolgung bei Nichteinhaltung gesehen wird. Ebenso wenig fällt gewissen Damen und Herren hier auf, dass z. B. in Finnland viel Geld in Kindergärtern sowie Vorschulen für Bildung gesteckt wird.
    Nur so kann der nötige Grundstock…das Fundament gebildet werden.
    Hier kommt ein schickes Dach auf ein marodes Gebäude.

    Homeschooling oder gar Unschooling zu befürworten muss nicht gleich heißen sämtliche Schulen abzureißen.
    Die Bildung betrifft Kinder. Die sollten entscheiden dürfen, ob sie in die Schule gehen - jeden Tag, ab und an oder gar nicht.

    Eines habe ich bis jetzt noch vernommen: dass ein Homeschooler zum Amokläufer geworden ist.

    schrieb Marlene am

  • #36

    @Andrea:
    Die Problematik der Migrantenkinder einfach auf die Schulen abzuschieben (“Die tun nicht genug”) ist eine verkürzte Sichtweise, die leider typisch für die Diskussion in Deutschland ist:

    Fakten sind:

    1. Der deutsche Staat gibt sein Geld lieber für Soziales als für Bildung aus.
    Zu den Bildungsausgaben:
    http://www.oecd.org/document/24/0,3343,en_2649_39263238_43586328_1_1_1_1,00.html
    Speziell für den Vergleich Canada-Deutschland empfiehlt sich ein Blick auf Inidaktor B2 aus obiger Veröffentlichung.

    2. Canada wählt (wie alle angelsächsischen Länder) seine Immigranten sehr genau aus:“Skilled Professionals” u.ä., siehe hier:
    http://www.cic.gc.ca/english/immigrate/index.asp
    Dagegen ist der Anteil der “Skilled Professionals” an den deutschen Einwanderern äußerst gering. Die meisten kommen per Familiennachzug oder (inbesondere in den 90er Jahren) aufgrund “deutscher Vorfahren” ins Land, unabhängig von ihrer Qualifikation.

    Deutschland und Canada sind daher weder auf der Ebene der politischen Wertschätzung von Bildung (ausgedrückt in auskömmlicher Finanzierung derselben) noch auf Ebene der Einwanderungspolitik zu vergleichen.

    schrieb Mister M. am

  • #37

    Ich habe keinerlei Interesse für Flügkörper.  Mein Sohn allerdings wohl.  Durch Bücher, Internet und kontakt zu Pilotenfreunde & -Begeisterte hat er sich einen enormen Wissen angeeignet.

    Wohl gehe ich mit ihm und seine selbstgebastelte Drachen, Flieger und sonstwas raus wo er seine Flugversuche starten kann…

    Will sagen, egal wo Kinder lernen, sie sind eigenständige Personen mit individuelle Interessen… sie werden Themengebieten erobern, die mich überhaupt nicht interessieren.

    Und zum Problematik Mathe (nur als EIN Beispiel) wissen wir, dass vieles, was wir mühsam in der Schule in Mathe begebracht bekommen, nützen wir eh nicht im alltag.  Kritisches Denken kann man auch anders schulen/lernen (das ist es, was wir eigentlich durch diese Mathe Stunden in der Schule lernen sollen).

    Hierzu ein Video von ein (Mathe) Lehrer in den Staaten:  https://www.youtube.com/watch?v=FFZAHbkf-ZE

    Eine Möglichkeit, die Kinder zu Hause zu Bilden bedeute nicht zwangsläufig, dass alle Eltern dies auch machen würden.  Ich glaube weniger, dass es mehr vernachläßigte/indoktrinierte Kinder in Deutschland geben würde, als ohnehin vorhanden sind.

    schrieb Andrea am

  • #38

    Du hast völlig Recht: Die Bildung, die Kinder in der Schule bekommen, ist nicht ausreichend und zu großen Teilen inhaltsleer. Das macht das Homeschooling-Konzept ja attraktiv.

    ABER:

    Wenn ich überlegen müsste, wo meine Kinder mehr/breiter lernen: bei mir zuhause oder in der Schle, dann müsste ich mich eindeutig für die Schule entscheiden.
    - Ich habe keinerlei Bezug zu Mathematik. Es regt mich weder an noch habe ich besonders viel Ahnung davon.
    - Von Geschichte habe ich keine Ahnung und ich habe niemals eingesehen, wofür man das braucht (ist jetzt etwas überspitzt formuliert)
    - Ich folge der Devise, dass “Sport Mord” ist. Meine Kinder würden bei mir niemals irgendwelche Verrenkungen an irgendwelchen Recks oder Barren machen.

    Das sind nur einige Beispiele. Meine Kinder würden in meinem Heimunterricht _zwangsläufig_ absolut miese mathematische Kompetenzen erreichen. Das wäre nicht gut.

    Wenn wir dieses Beispiel jetzt übertragen auf Eltern, die nicht in Mathe inkompetent sind, sondern in sozialer Hinsicht - und ihre Kinder 24 Stunden am Tag “erziehen”, dann kommen mir eben diese Zweifel am Homeschooling-Konzept, die ich hier dauernd äußere.

    schrieb Schooler am

  • #39

    Hallo Schooler,

    mit einer so schneller Antwort hätte ich nicht gerechnet, danke.

    Zwei Sachen fallen mir spontan ein:

    “Es ist ein großes Problem, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund, die hier aufwachsen, nur schlecht deutsch sprechen. Sie haben verminderte Chancen in Alltag, Beruf usw. und neigen dazu, sich schon allein aus Gründen der sprachlichen Komfortabilität und Identifikation in Subkulturen abzuschotten. Deshalb diskutiert man schon lange, wie die Schulen dazu beitragen können, alle Kinder möglichst früh auf ein ordentliches Sprachstandsniveau bezüglich der deutschen Sprache zu heben.”

    Ich komme aus Kanada und kann nur sagen, dass ich mit Ausnahme eine dritt-generation Kanadierin bin… Migranten gab (und gibt es immer noch) zu Hauf wo ich aufgewachsen bin.  Ich habe gesehen, wie Kinder aus anderen Kulturen wirklich angenommen wurden und tatsächlich etwas für sich und als fungierende Mitglieder der Gesellschaft entwickelten (deren Eltern hatten es z.T. nicht so einfach und blieben in ihren “Ghettos” aber die Schule half wenigstens die Kinder, diese zu “entkommen” sofern sie das wollten).

    Mir wäre es lieber, wenn man den Intelligenz der Kinder in ihrer Muttersprache zunächst annehmen und akzeptieren würden.  Mir ist einfach klar, dass Ausländer weder besonders hellköpfig noch dumm sein müssen.  Aber was ich in der hiesige Grundschule für Vorurteile den Ausländer gegenüber gebracht sehe, ist einfach traurig.  Die Eltern der Kinder werden für blöd, dumm und nicht Erachtenswert behandelt.  Ich frage mich, wenn die Schulleitung ihren Blick ändern würde, würde sie sehen, dass diese Menschen eine wahre Schatz an Information und Lebenserfahrung mit sich bringen.  Sorry, my thoughts go much deeper in the theme but I find it very difficult to keep my comment short and to the point. 

    Zeigen wir Kindern, dass wir die Lebenserfahrung, Kultur und das Wissen der Eltern respektieren, so könnte man Familien stark machen, (ausländische) Eltern evt. einfacher in der Schulbildung der Kinder einbinden und fänden vielleicht häufiger bildungsbereiter Ausländer anstatt Ablehnung und Desinteresse.

    Was die erfolgreiche Ausländer in Deutschland, die wenig deutsch verstehen angeht, kann ich nur sagen, dass mir nicht bewusst, dass irgend welche davon Nobelpreisträger wären.

    Ich denke an Kevin (der mittlerwiele nicht mehr in Deutschland lebt, ist mit Frau und drei Töchter nach Kalifornien wieter gezogen), der im Jahr soviel *gespendet* hat, wie mein (deutscher) Mann im Jahr VERDIENT.  Ich kenne Kevin und seine Familie sehr gut.  Sie haben 14 Jahren hier in der Nähe von Frankfurt gelebt und sprachen nur wenig deutsch.

    Ich kenne etliche mehr.  Nicht alle kommen aus den USA.  Ich kenne einen Mann, der Kaddaffi kennt, so gut wie kein deutsch spricht aber erfolgreicher als Kevin ist.  Er kommt aus Lybien und weil er mit der dortige Politik nicht einverstanden ist, ist er häufig hier.

    Ich kenne auch einige aus bescheidenere Verhältnisse, die zwar hier leben aber nicht auf Hartz IV leben. 

    Ach ja.  DU hast recht, meine Beispiele sind jedenfalls nicht alle drittgenerations Migranten… aber dann musste man sich fragen, wie gut die Schule die zweite und diese dritte Generation überhaupt tut?

    Also Kommasetzung (und die dazu gehörigen Kompetenz, solche zu lehren) ist wichtig.  Ich nehme an, dass alle Lehrer in Deutschland diese Kompetenzen besitzen.  Leider lernen die drittgeneration Migranten aber nicht ähnliche Kompetenzen, um ihre berufliche Werdegang aufzupeppeln, damit die Deutschen stolz auf ihre Migranten sein kann…

    (Yikes, ich hoffe, keiner Versteht, dass ich sage würde, Du seist nicht stolz auf Migranten in Deutschland… oder das, was sie lernen, was sie vollbringen, was sie überwinden, was sie leisten.  Ich weiss nur, wie ich damals über Migranten in Kanada gedacht habe:  Mensch, schau was die alles geschafft haben!)
    (Vielleicht kommen die kanadischen Migraten “weiter” [und das ist rein subjektiv basierend auf meine eigene Erfahrungen, nichts mehr], weil ich diejenigen, die ich kennenlernen dürfte, als vollständige Personen angenommen habe?  Egal woher sie stammen, was sie frühstückten, wen sie anbeten?) 
    (Vielleicht weil man in Deutschland eher auf Kommasetzung [hier stellvertretend für alle Kompetenzen, die man sich wünscht aber tatsächlich kaum alle in einer Person zu finden sind] setzt, anstatt ein Mensch aus Fleisch und Blut zu sehen?)

    Schooler, Du hast mir eine Menge zum Überlegen gegeben.  Danke. 

    Für mich ist diese Argumentation über die Kompetenzen jedenfalls mit der Bildungspflicht nicht hinreichend gedeckt.  Will sagen, eine Bildungspflicht (oder -zwand wie 1000Sunny ihn nennt) garantiert keines Wegs, dass gewisse Kompetenzen vermittelt, verstanden und übernommen werden.

    schrieb Andrea am

  • #40

    Hallo Andrea,

    der erste Kommentar war von mir. Ich habe damit nicht gesagt, dass alle Menschen auf der Welt Deutsch lernen müssen, Gott bewahre :-)

    Aber: Es ist ein großes Problem, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund, die hier aufwachsen, nur schlecht deutsch sprechen. Sie haben verminderte Chancen in Alltag, Beruf usw. und neigen dazu, sich schon allein aus Gründen der sprachlichen Komfortabilität und Identifikation in Subkulturen abzuschotten. Deshalb diskutiert man schon lange, wie die Schulen dazu beitragen können, alle Kinder möglichst früh auf ein ordentliches Sprachstandsniveau bezüglich der deutschen Sprache zu heben. Das hat nichts mit Chauvinismus oder Leitkultur zu tun, sondern einfach mit der Erkenntnis: Wer in Deutschland lebt, kann sich besser integrieren und eher erfolgreich sein, wenn er die deutsche Sprache beherrscht.

    Wenn also jemand, der Deutsch nicht beherrscht, seine Kinder zuhause unterrichtet, dann wird er oder sie genau diesen Aspekt nicht erfüllen können. Das Argument “Nicht jeder muss Deutsch können” ist damit hinfällig. Denn es stimmt, aber nicht für Kinder, die in der BRD aufwachsen und dort vielleicht eine Zukunft suchen.

    Und ich sage dir: Dass es etliche erfolgreiche Menschen in Deutschland gibt, die kein oder nur ein bisschen Deutsch verstehen, ist auch so ein hohles Argument: Diejenigen, an die du denkst, sind Nobelpreisträger, die vor acht Jahren nach Deutschland ausgewandert sind. Diejenigen, an die du denken solltest, sind Personen mit Migrationshintergrund, die in der dritten Generation hier sind und nur mangelhaft Deutsch sprechen - und deren berufliche Karriere damit vorgezeichnet ist.

    Zum Schluss: 1000Sunnys Deutsch ist nicht schlecht. Er beherrscht einfach nur die Kommasetzung nicht. Ich wollte mit meinem ersten und diesem Post hier darauf aufmerksam machen, dass es einfach Kompetenzen gibt, die für die Kinder zu erlernen notwendig sind, die die Homeschool-Eltern aber einfach nicht _haben_. Das macht für mich das Homeschooling-Konzept anfechtbar.

    schrieb Schooler am

  • #41

    Bitte um Verzeihung, dass ich so spät zu dieser überaus interessanten Beitrag komme und kommentiere.

    Ich schließe mich mein Vorkommentator an:  Danke dem Lehrerfreund und 1000Sunny für diese Gedanken.

    Ich wollte eigentlich nur eins bemerken:  Ich *kenne* die Familie 1000Sunny.  Und ich bin Ausländerin (was so nicht ein Problem darstellt, aber…).  Es wird im ersten Kommentar gemunkert, dass 1000Sunny die Grammatik usw. nicht richtig anwende (und geschlussfolgert, er sei nicht in der Lage, diese dann seine Kinder auch beizubringen)...

    Wer sagt dann, bitte schön, dass 1000Sunny’s Kinder überhaupt deutsch schreiben wollen?  Meine Kindern lernen mehr als eine Sprach, so wachsen sie in Deutschland mit eine ausländischen Mutter auf… ich bringe meine Kinder auch kein Deutsch bei.  (Mal auf die Idee gekommen, es sei bei 1000Sunny nicht anders, wie bei uns?  Vielleicht lernen die Kinder eine andere Sprache?  Vielleicht ist der Vater Japaner…???  Oder auch nicht [hier versuchte ich zwei Smilies hinzutun, keine Ahnung, wo die gelandet sind, Entschuldigung…])

    Deutsch (gesprochen, geschrieben) ist beim besten Willen nicht der einzige Sprache, den man erlernen muss/soll.  Noch nicht mal in Deutschland (da es in jeder großen Stadt internationale—fremd-sprachige—Schulen gibt…).

    Jedenfalls hinterlässt das Argument, man könne nicht gescheit deutsch schreiben einen blöden Nachgeschmack.  Es gibt etliche erfolgreiche Menschen weltweit (und auch in Deutschland), die entweder gar kein deutsch verstehen, wenig oder schlecht verstehen oder eben nur rudimentär.

    ;-)  ;-)

    schrieb Andrea am

  • #42

    Eine höchst interessante Diskussion. Und ein Bravo den Betreibern von “Lehrerfreund”, dass Ihr es wagt, dieses Interview auf einer Lehrer-Site zu veröffentlichen!

    Vor einigen Jahren hatte auch ich mit dem allgemeinverbreiteten Vorurteil zu kämpfen, Kinder könnten nur in “schulischen” Formen richtig lernen. Ganze Gesellschaften sind dahingehend konditioniert worden, im Rahmen dieses Vorurteils zu denken. Dabei ist schon seit über 30 Jahren wissenschaftlich erwiesen, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Nur dass es nicht Lehrer waren, die dieses Thema untersuchten, sondern Psychologen, Psychiater und Neurologen. Das lässt m.E. nur zwei Schlüsse zu: Entweder hat es in diesem Bereich seit über 30 Jahren keinen interdisziplinären Dialog gegeben; oder diese Erkenntnisse werden bewusst ignoriert, weil sich die Schulpolitik nach politisch-ideologischen statt pädagogischen Grundsätzen richtet.

    Das grundlegende Werk von Dr.Raymond und Dorothy Moore (http://www.moorefoundation.com), “Better Late Than Early” (1975), belegt mit Hunderten von historisch und wissenschaftlich bezeugten Beispielen, dass insbesondere die frühe Einschulung (d.h. vor dem 8. bis 10.Altersjahr) der kindlichen Entwicklung schadet, nicht nur lernmässig, sondern auch psychisch und sozial. Dieses Buch sollte Pflichtlektüre sein für alle, die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen! M.W. ist aber Moore, und die Vielzahl der von ihm zitierten Untersuchungen, im deutschen Sprachraum noch nicht einmal zur Kenntnis genommen worden.

    Ein anderer lesenswerter Autor zum Thema ist John Taylor Gatto. Das meiste, was er zu sagen hat, ist zusammengefasst in seinem Monumentalwerk “The Undergroud History of American Education”, das auf seiner Homepage (http://www.johntaylorgatto.com) vollumfänglich online zu lesen ist. Inklusive einige nicht sehr schmeichelhafte Referenzen auf Deutschland… - Gatto schreibt ziemlich angriffig und kontrovers, und könnte daher Erst-Einsteiger ins Thema evtl. abschrecken. Moore ist in dieser Hinsicht empfehlenswerter.

    Inzwischen habe ich mehrere Jahre Erfahrung in der Ausbildung meiner eigenen Kinder und kann von daher das Gesagte nur bestätigen. Die “Stoffe”, die ihnen am tiefsten und dauerndsten im Gedächtnis bleiben, sind jene, die sie nicht auf “schulische” Weise gelernt haben: durch eigenständiges Schmökern in Büchern, die ihre Aufmerksamkeit erregten; durch eigenes Experimentieren und Forschen (mit oder ohne elterliche Anregung); durch eigenes Ausprobieren am Computer, was man mit dem Betriebssystem und den vorhandenen Programmen alles anstellen kann (z.B. Papis Systemkonfiguration so ändern, dass das Bild auf dem Kopf steht…); usw.

    Da ich auch Nachhilfestunden gebe für Schulkinder aus der Nachbarschaft, habe ich von daher einige Vergleichspunkte. Meine auffälligste Beobachtung ist, dass Schulkinder eine heftige Abneigung gegen das Lesen haben! Lesen ist für sie eine lästige Pflicht, der sie in ihrer Freizeit so weit wie möglich ausweichen. Kaum eines von ihnen interessiert sich für die vielfältigen Bücher, die sie bei uns zur Verfügung haben - oder höchstens, um die Bilder anzusehen. Dadurch sind sie abgeschnitten vom wichtigsten Hilfsmittel überhaupt, sich selbständig Information anzueignen. Ganz im Gegensatz zu unseren eigenen Kindern, die nie genug Lesestoff bekommen können.

    Und hier noch zwei auffällige Beobachtungen aus dem Bereich der Mathematik:

    Schulkinder können ebensogut wie unsere (oder sogar besser) mit Metern und Zentimetern rechnen. Sie haben aber grösste Schwierigkeiten, mit den Händen zu zeigen, wie lang ungefähr ein Meter ist, oder die Grösse eines Gegenstandes zu schätzen. – D.h. sie können zwar mit den Massen rechnen, verbinden aber keine konkrete Vorstellung damit.

    Schulkinder können ebensogut wie unsere (oder sogar besser) schriftlich zusammenzählen, wegzählen, multiplizieren und teilen. Sie haben aber grösste Schwierigkeiten, bei einer Aufgabe wie der folgenden sagen zu können, welche dieser Rechenoperationen anzuwenden ist:
    “In einem Korb sind 32 Früchte, Äpfel und Orangen. Im Korb sind 18 Äpfel; wie viele Orangen sind im Korb?”
    - D.h. sie können “technisch richtig” rechnen; aber sie verstehen nur wenig davon, was die Rechenoperationen in einer konkreten Situation bedeuten.

    Darin sehe ich bestätigt, was Moore und andere sagen: Zuhause erzogene Kinder haben die Möglichkeit, wirkliche Erfahrungen mit der wirklichen Welt zu machen. Die Schule hingegen kann ihnen nur ein “zwedimensionales Abbild” der dreidimensionalen Welt bieten.

    schrieb NovumTestamentum am

  • #43

    Ich fände es toll, wenn staatliche Schulen ein Privatschulniveau bekämen.

    Ich glaube das können ganz viele Politiker nur bestätigen, sonst wären ihre Kinder ja nicht auf Privatschulen, oder? :-)

    Ich fände es toll, wenn Lehrer eine zusätzliche pädagogische Ausbildung absolvieren würden. Die meisten Normalo-Lehrer können ja nocht nicht mal eine Hochbegabung von einer Lernbehinderung unterscheiden, geschweige denn eine LRS von einer Lernfaulheit!

    Ich fände es toll, wenn dieser Schulzwang der schon absolutistische Züge annimmt etwas aufgelockert wird. Die meisten Schüler entwickeln ja schon wegen dem staatlichen Schulsystem eine Schulphobie, weil es dort abläuft, wie in der DDR.

    Ich halte von homeshooling nur etwas, wenn ein qualifizierter Lehrer die Kinder unterrichtet, oder aber Eltern eine kontinuirliche megamäßige Motivation haben, damit ihre Kinder gleiche Chancen bekommen, wie es bei einem Privatschulniveau haben…


    Super fände ich, wenn Lehrer sich mal von ihrer Unfreiheit befreinen würden. Die sind ja so eingeschränkt, dürfen sogar Eltern in Bezug auf Hilfemaßnahmen nicht beraten, sonst bekommen sie vom Jugendamt ein auf den Dassel…:-)


    In diesem Sinne!

    M.Heidelberg

    schrieb M.Heidelberg am

  • #44

    Folgende aktuelle Meldung sollte alle Menschen zum Nachdenken und zur Überprüfung ihrer bisherigen Argumentation gegen Hausunterricht, anregen:

    Sozialhilfe statt Förderung bei Legasthenie
    Der BVL, Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie, sieht die berufliche Integration von
    Legasthenikern aufgrund fehlender Förderung massiv gefährdet.
    Harald Kühn* (26) ist Legastheniker. Er hat seine Kündigung mit der Begründung erhalten, dass seine
    Lesekompetenz für seine Arbeit nicht ausreiche. Die Arbeitsagentur lehnt die Finanzierung einer Legasthenie-Therapie mit der Begründung ab, dass er als Kind eine Lernbehindertenschule besucht hat und dort schon gefördert worden sei. Auf der Förderschule wurde ihm aber keine ausreichende Förderung zuteil. Dank seiner guten Begabung ist es ihm gelungen, eine Ausbildung abzuschließen. Um seine Qualifikation für den Arbeitsmarkt zu verbessern, besucht Kühn eine Abendschule, um die mittlere Reife nachzuholen. Zusätzlich will er an einer Legasthenie-Förderung teilnehmen, um seine Lesekompetenz und damit seine berufliche Integration abzusichern. Die Arbeitsagentur hat jetzt angedroht, ihm das Arbeitslosengeld zu entziehen, weil er dann nicht mehr für eine Vermittlung zur Verfügung stünde.
    Der Fall Kühn ist kein Einzelfall. Marie Dehmel* (28) hat ebenfalls eine Lernbehindertenschule besucht und kann aufgrund mangelhafter Förderung weder einen Schulabschluss noch eine Ausbildung vorweisen. Sie möchte ihren Schulabschluss nachholen und auch eine Ausbildung abschließen, um nicht weiterhin vom Arbeitslosengeld leben zu müssen. Mit einer qualifizierten Legasthenietherapie hätte sie gute Chancen, ihr
    Handicap in den Griff zu bekommen. Marie Dehmel hat bereits eine qualifizierte Fördereinrichtung gefunden, die ihr aufgrund der finanziell schwierigen Situation einen Sondertarif für die Förderung von 100 € monatlich angeboten hat. Die ARGE Dresden hat ihren Antrag auf Übernahme der Kosten mit folgender Begründung abgelehnt: Die Verbesserung ihre Lese- und Rechtschreibkompetenz sei Privatsache!

    „Diese beiden Fälle zeigen, wie fatal die Situation ist, wenn aufgrund fehlender individueller Förderung Legastheniker schulisch und beruflich vor dem Aus stehen. In den meisten Fällen kann in der Schule wegen fehlender Förderstunden bzw. -kompetenz keine Förderung erfolgen“, bemängelt Christine Sczygiel,
    Bundesvorsitzende des BVL. „Wenn Schüler nicht individuell gefördert werden, der Schulabschluss fehlt oder die Ausbildung scheitert, ist die berufliche Integration massiv gefährdet. Dass die Arbeitsagenturen dann ebenfalls blockieren, ist nicht nachvollziehbar. Die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch die schulischen Missstände entstehen, sind alarmierend. Umso schlimmer, dass sich nicht nur die Schulen sondern auch die
    Arbeitsagenturen aus der Verantwortung ziehen“, kritisiert Sczygiel.

    zu finden hier:
    http://www.bvl-legasthenie.de/index.php5?p=/presse

    ebenso diese, zwei Zeilen weiter:
    Jährlich bleiben ca. 250.000 Schülerinnen und Schüler sitzen und ca. 80.000 erreichen keinen Schulabschluss.
    Die volkswirtschaftlichen Kosten für diesen Missstand sind wesentlich höher als die Kosten, die eineindividuelle schulische Förderung verursachen würde. Frühzeitige Förderung spart mittel- bis langfristig hohe Folgekosten und führt zu einem höheren Bildungsniveau in Deutschland.
    Zusätzlich gibt es zu wenig Förderlehrer, die auf Lernstörungen wie z.B. Legasthenie oder Dyskalkulie individuell eingehen können, da sie
    dafür nicht qualifiziert wurden. Nur wenn es sich Eltern leisten können, ihr Kind außerschulisch fachkompetent fördern zu lassen, hat das Kind eine Chance in unserem Bildungssystem“, kritisiert Christine Sczygiel,Bundesvorsitzende des BVL

    persönliche Anmerkung:
    Zwei Milliarden Euro stecken Eltern in Nachhilfe -die vielen Stunden Elternarbeit bei Hausaufgaben sind hier nicht berücksichtigt.
    Handelt es sich hierbei nicht auch genau genommen um Hausunterricht zusätzlich zur Schule, ohne welchen es noch mehr “Schulgescheiterte” gäbe?

    Man bedenke, dass in den JÄHRLICH 80.000 ohne Abschluss, die Förderschüler - die kaum eine Chance am Arbeitsmarkt haben - nicht enthalten sind.

    Wird nicht stets damit geworben, dass nur durch Schulbesuch ein guter Abschluss und ein passender Ausbildungs-/Arbeitsplatz gefunden werden kann?
    Dass es dort Lehrer gäbe, die besser wüssten, wie man einem Kind etwas “beibringt”, als die Eltern?

    Vielleicht hätten diese beiden Menschen - beispielhaft für Zehntausende jährlich - bei liebevoller persönlicher Förderung durch die Eltern, nach den ihnen eigenen Lernbedürfnissen, eine größere Chance gehabt?
    Agatha Chrisie z. B. hatte Hausunterricht und erst mit neun Jahren lesen gelernt.

    schrieb Driver am

  • #45

    Ich finde diese Diskussion sehr interessant und konnte bisher keine zynischen o.ä. Kommentare entdecken.
    Dass ich selbst im 3. Kommentar auf einen Rechtschreibfehler des Schooler hinwies, sollte lediglich demonstrieren, dass niemand perfekt ist.
    Ich glaube nicht, dass Eltern, die ihren Kindern die Möglichkeit geben wollen, außerschulisch zu lernen, sich einbilden, sie selbst in allen “Fächern” unterrichten zu können.
    Es geht wohl gerade darum, dieses Fächerdenken endlich aufzuweichen.
    Ich selbst habe 25!Jahre an staatlichen Schulen unterrichtet und habe auch dort Eltern erlebt, die durch ihre Kinder irgendetwas ausleben wollen- zum Beispiel den Hang zu Höherem, indem sie nämlich ihre Kinder an ein Gymnasium drängen, obwohl diese selbst das gar nicht wirklich wollen…
    Ein weites Feld!
    Inzwischen arbeite ich als Lernbegleiterin an einer demokratischen Schule und bin jeden Tag - bei allen Problemen - froh über diese Entscheidung.
    Und ich habe großen Respekt vor den Eltern, die den Versuch wagen, ihren Kindern die Entscheidung über ihr Lernen zu überlassen.
    Was Driver im Kommentar 10 zu den Unterschiedlichkeiten der Kinder/ Menschen schreibt, sollte sich längst im Bewusstsein der Gesellschaft und vor allem der Lehrer und Lehrerinnen festgesetzt haben - hat es aber leider noch nicht.
    Ich glaube aber, dass diese Erkenntnis, die übrigens gar nicht so neu ist, sich immer mehr durchsetzen wird.
    In diesem Sinne - fröhliche Grüße.  Ilona

    schrieb ilona am

  • #46

    zu Kommentar Nr. 9
    Hallo Michael,

    sie schreiben:
    “Schade, dass die Eltern oft den Kindern durch Ihre Sprüche die Freude an der Schule nehmen anstatt Sie zu fördern.”

    Das halte ich für einen unhaltbaren (unverschämten?) Vorwurf.

    Wollen Sie wirklich all den Eltern, deren hoch begabte Kinder in Psychiatrien oder auf Sonderschulen landen,die Schuld für das Scheitern der durch Schulzwang erzwungen Anpassung an die Norm geben?(Nur EIN Beispiel!)

    “Unsere Tochter geht gern zur Schule, lernt gern und wir haben die Möglichkeit ihr dabei zu helfen und ihr ein zusätzliches Angebot zu bieten.”

    Das freut mich für Sie und vor allem für Ihre Tochter.
    Diesen Zustand würde ich aufgrund meiner Erfahrung darauf zurückführen, dass ihre Tochter das Glück hatte, dass das schulische Lernen zu ihren eigenen Lernbedürfnissen passt. Dies ist allerdings bei vielen Kindern nicht so. Die Lernbedürfnisse der Kinder sind so unterschiedlich wie ihre Fingerabdrücke und manche haben das Pech, dass die Art des schulischen Unterrichtes nicht nur nicht passt, sondern vielmehr noch schadet.

    Insbesondere dann, wenn die Entwicklung eines Kindes nicht der Norm entspricht - es also zum Beispiel am Einschulungstag in der kognitiven Entwicklung ein Jahr später dran, oder vielleicht sogar zwei Jahre voraus ist, sind Probleme schon vorprogrammiert. Noch komplizierter wird es, wenn sich die verschiedenen Bereiche asynchron entwickeln - es also vielleicht schon lesen kann, aber die Feinmotorik zum Schreiben nicht ausreicht etc.

    Bei Kindern, die den Zeitpunkt zum Lese/Schreibeginn selbst bestimmen, wird sich keine Legasthenie entwickeln.
    Für Mathematik gilt das analog (Das wurde in demokratischen Schulen im Ausland bereits erwiesen).
    Auch das ist nur ein kleines Beispiel. Ausführlich zu antworten würde hier den Rahmen sprengen.
    Das gleich Problem hatte vermutlich auch 1000sunny. Wie soll man Menschen, die dem zu vermittelnden Thema ohne Grundinformationen und noch dazu in Abwehrhaltung gegenüberstehen, in einem kleinen Text auch nur das Wesentliche verständlich übermitteln.

    Von daher sind die Reaktionen derer die im Thema sind positiv, und die der darübe nicht informierten Leser voller Fragen.

    “Man darf sicher an der Schule vieles kritisch sehen, allerdings gehe ich dieser Idealvorstellung des Homeschooling sicher auch nicht auf den Leim.”

    Die Schilderung von 1000sunny entspricht nicht einer Ideal-, sondern eher einer Normalvorstellung. Leider hat sich in Deutschland eher eine “Horrorvorstellung” von Homeschool-Familien manifestiert.
    Diese Vorstellung basiert aus meiner Sicht ausschließlich auf mangelnder Sachkenntnis - und wer von den Lesern hier kann schon behaupten, das er eine Homeschoolfamilie kennt?
    Mit Sicherheit würde niemand hier Aussagen über die Schule akzeptieren, von jemand, der nie eine Schule von innen gesehen hat.

    Allein die Tatsache, dass auf allen Kontinen Homeschooling nicht nur akzeptiert wird, sondern sich sogar wachsender Beliebtheit erfreut, müsste kritische Beobachter zum Nachdenken anregen, oder nicht?

    Man spricht alleine in Amerika von mehr als 1,5 Millionen Homeschooler und die gleiche Zahl ist in den ca. 5000 Charter-Schools angemeldet, mit der Möglichkeit zu Hause zu Lernen.

    Wenn man sich Studien aus Amerika, Neuseeland, Australien etc. ansieht, kann man nur noch positiv
    über Homeschooling denken - ich habe mich ausführlich informiert.

    Viele Grüße
    Driver

    schrieb Driver am

  • #47

    Schade, dass die Eltern oft den Kindern durch Ihre Sprüche die Freude an der Schule nehmen anstatt Sie zu fördern. Unsere Tochter geht gern zur Schule, lernt gern und wir haben die Möglichkeit ihr dabei zu helfen und ihr ein zusätzliches Angebot zu bieten.
    Man darf sicher an der Schule vieles kritisch sehen, allerdings gehe ich dieser Idealvorstellung des Homeschooling sicher auch nicht auf den Leim.

    schrieb Michael am

  • #48

    Es bedarf schon einer ziemlichen Kaltschnäuzigkeit die eigenen despiktierlichen Äußerungen im Nachhinein als Methapher darzustellen bzw. rechtfertigen zu wollen. Mir jedenfalls entschließt sich hier keinerlei übertragene Bedeutung.
    Wer auf solch abfälligen Postings keine zynischen Antworten erwartet ist schon mehr als naiv.
    Und leider erkenne ich auch in keiner Weise die Fähigkeit mit “differenzierten Äußerungen” (wenn damit evtl. auch Kritik gemeint war) und welche man ja angeblich in “der Schule im Deutsch- Unterricht” beigebracht bekommt, umzugehen.
    Weiterhin, wer darüber diskutieren oder gar bestimmen will, welches “wichtige Bildungsziele” sind, sollte sich zunächst einmal damit beschäftigen, was Bildung in der näheren Zukunft darstellen wird und z.T. schon jetzt darstellt.

    Ich freue mich jedenfalls gerade daran, dass meine Jungs auf ihrem Weg zur Probe (sie spielen in einer Band Gitarre und Schlagzeug) keinerlei traumatisierten Eindruck machen.
    Ich für mich selbst allerdings habe es tatsächlich über Jahre mit verschiedenen Traumata zu tun gehabt, die nicht nur auf die Tage meines eigenen Stimmbruchs zurückzuführen sind… woher kommts???

    Ralph

    PS: Gab da nicht kürzlich eine Psychologin den Mitschülern des Tim K. eine gewisse kollektive Mitschuld an den Ereignissen?

    schrieb Ralph am

  • #49

    1. Das mit den Kommas kann man auch als Metapher verstehen. Ich habe mich nicht deutlich genug ausgedrückt: 1000 Sunny kann keine Kommas setzen, X hat überhaupt keinen Bezug zu Sport, Y ist ein Naturwissenschaftler mit null ethischer Ader usw. All diese Eltern werden bei der Erziehung ihrer Kinder wichtige Bildungsziele nicht realisieren können. Wie man das vermeiden möchte, vermisse ich u.a. bei der letzten Antwort des Interviews.

    2. Bis auf #2 ist das hier keine Diskussion, sondern ein verbales Rumgeprügle. Euer Ton ist aggressiv, zynisch und dispektierlich. Ehrlich gesagt: Bei keinem von euch möchte ich mein Kind in den Unterricht schicken. Ich hätte Angst, dass es die gleichen Schultraumata erleidet wie ihr.

    schrieb Schooler am

  • #50

    ich hoffe doch sehr für den deutschen Kontroll- und Spitzelstaat, dass es sich bei “SCHOOLER” tatsächlich noch um einen solchen handelt. Denn den im Eingang dargebrachten Erklärungsversuch mit “... Anglizismus” zu beschreiben führt die nachfolgende Rechtfertigungstheorie (bzw. der Versuch dazu… wenn es sie denn bedarf)für das Fach Deutsch vollens reductio ad absurdum.
    Mich dünkt dies sind Gedankengänge, die einem noch nicht ausgereiften Schüler entsprungen sind…. oder (vielleicht doch) einer verbitterten, nach Argumenten ringenden Lehrerfigur, deren einzige sonstige Möglichkeit der Rechtfertigung eines völlig überalterten und überforderten Systemes in der Durchsetzunggewalt ihrer eigenen Amtsauthorität oder der ihrer vorgesetzten Behörde besteht. Es fehlt nur noch die Aufzählung des (Reichsschulgesetzes) als Argument.
    Sorry, ääh Entschuldigung aber nicht ohne Grund verzweifeln und straucheln im Moment so viele Studenten am Bachelor. Und da hilft weder geschliffener Stil noch Schulzwang noch Deutschtum (geschliffener Stil).
    Wenn entgegengesetzt vorausschauende und verantwortungsbewußte Eltern versuchen andere Wege gehen, werden diese entweder denunziert, degradiert, verfolgt, bestraft oder aus dem Land getrieben. Gute Nacht Deutschland, Gute Nacht EU, Gute Nacht Alte Welt.

    Gedankengänge eines Homeschool- unterrichtenden (Grade 10 und 6)Vaters aus der Diaspora in Namibia (ehem. DEUTSCH- Südwestafrika)

    Ralph

    schrieb Ralph am

  • #51

    Zum Kommentar von “Schooler” ein Zitat von Ekkehard von Braunmühl: “Wer die Vergewaltigung der Körper und Seelen junger Menschen, die das bestehende Zwangsschulsystem darstellt, in Zukunft noch verteidigt, ist selbst der Beweis dafür, was es anrichtet.” Zum Beispiel, darauf trainiert zu sein, einen Text nicht vor allem inhaltlich wahrzunehmen, sondern zu allererst die Kommafehler zu suchen. Entspricht der Text nicht den heiligen Regeln, sind Autor und Inhalt bereits der Unzulänglichkeit überführt und brauchen nicht mehr ernst genommen zu werden. So viel zum Thema “kritisch denken lernen durch Deutschunterricht”.

    Die Positionen und Argumente von 1000 Sunny unterstütze ich voll und ganz. Ich habe die Schule selbst als Knast empfunden und im Leben danach festgestellt, dass gefühlte 90% der Inhalte, die dort vermittelt wurden und angeblich so wichtig sein sollten, nie wieder vorkamen oder gebraucht wurden.
    Bildungsfreiheit statt Schulzwang!

    schrieb Entschulung am

  • #52

    Zitat Schooler:
    “Das Fach Deutsch ist u.a. dazu da, den Schülern beizubringen: kritisches Denken, abwägendes reflektieren, differenzierte Äußerungen - all das wird 1000 Sunny seinen Kindern sicher nicht beibringen können (auch wenn er einen geschliffenen Stil pflegt).”

    Da können wir ja richtig froh sein, dass die Schule diese Ansprüche erfüllt, oder? Dass alle, ja wirklich alle, oder zumindest die überwältigende Mehrheit an Schuldurchläufern kritisch denken, abwägend reflektieren und sich differenziert äußern können. Das sind ja geradezu die Inbegriffe des Deutschunterrichts, nein, der Schule überhaupt.

    Also ehrlich.. wach mal auf! Schau dich in der Schule um. Der Schüler lernt nicht, was ihm von außen aufgedrückt wird. 1000Sunny hat das mit der intrinisischen und extrinisischen Motivation doch erklärt.

    Zu glauben, dass alle Schüler korrektes Deutsch und “Meinungsbildung” im Deutschunterricht gelernt hätten, ist ja geradezu naiv. Ich würde ja sagen, so einen Unsinn behaupten nur Lehrer, weil die sich und ihren Einfluß überschätzen. ;-)

    Ich glaube Unschooler sind genau das Gegenteil von verbissen. Und einen Freiheitsfetisch gibt es nicht. Es gibt Freiheit und es gibt Freiheitsentzug. Und Schule bzw. Schulpflicht zählt zu letzterem. Und jeder gesunde Mensch steht auf Freiheit und nicht auf Freiheitsentzug. Der Drang “frei zu sein” wohnt dem Menschen quasi natürlicherweise inne.

    Ich bin froh, dass es Menschen wie 1000Sunny gibt, die publik machen, dass es auch anders geht und (wichtig!) in allen Ländern auch anders gehandhabt wird. Kanada - beispielsweise - zahlt den Familien das Geld aus, was der Staat spart, wenn die Kinder nicht in die Schule gehen, sondern zu Hause lernen. Und Kanada ist nicht als Bildungs-Entwicklungsland bekannt, oder fällt besonders auf auf grund ungebildeter Menschen.

    Es lohnt sich doch immer, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Ich hoffe, dass sich noch mehr Menschen erheben und sagen: Schulpflicht? Nö, mit uns nicht.

    LG
    Vicky

    schrieb vicky am

  • #53

    1. Es muss heißen: abwägendes Reflektieren.
    2. Wo ist in diesem Kommentar die zweite Frage, die angeblich nicht beantwortet wird?
    3. Ich finde den Artikel gerade NICHT verbissen, und obwohl ich keine Verfechterin des Hoomeschooling bin, möchte ich mich herzlich für die neuen Impulse bedanken.
    Gruß Ilona/ Deutschlehrerin;-)

    schrieb ilona am

  • #54

    Hallo,

    Ich möchte mich bei “lehrerfreund.de” für dieses Interview bedanken. Schön, dass diese in Deutschland leider so vernachlässigte Möglichkeit des Wissenserwerbs auf dieser Seite angesprochen wird.

    So wie ich das sehe, praktiziert 1000sunny unschooling.Das bedeutet, dass die Kinder stets das lernen, was sie interessiert.

    Kinder/Jugendliche, die aus innerer Motivation lernen, und noch dazu so engagiert von ihren Eltern unterstützt werden, wie hier, finden immer einen Weg sich das notwendige Wissen anzueignen. Das zeigen die hervorragenden Abschlüsse und Universitätslaufbahnen ehemaliger Homeschooler in anderen Ländern. Selbst bei Elite-Universitäten sind Homeschooler willkommen.

    Weiterhin denke ich, dass 1000sunny in der Schule war, also seine Rechtschreibung dort erlernt hat - ebenso wie die 4.000.000 Analphabeten, die wir in Deutschland haben und die alle in der Schule in Deutsch unterrichtet wurden.

    Viele Menschen haben noch als Erwachsene Rechtschreibprobleme weil ihre Lehrer in der Schule alles auf die Rechtschreibung reduziert haben und mit dem im ersten Kommentar zitierten Rotstift nur Negatives in den Vordergrund gerückt haben.

    Wer gibt 1000sunny die Garantie, dass seine Kinder am Ende der Schulzeit die Rechtschreibung ausreichend beherrschen oder dass sie einen guten Schulabschluss erreichen? Die aktuellen Leistungen der Schulabgänger lassen daran zweifeln.

    Die letzte Frage ist aus meiner Sicht ausführlich beantwortet und mich würde interessieren,welche Antworten mein Vorredner sucht?

    Selbst von “Verbissenheit” kann ich bei diesem Vater keine Spur erkennen:
    Er möchte seinen Kindern Einblick in Schulen gewähren und wünscht sich, dass diese dann frei entscheiden können.

    Das, was lt. erstem Kommentar den Schülern “beigebracht” (schreckliches Wort!)
    werden sollte, vermisse ich im ersten Kommentar vollkommen - auch das verwundert mich.

    Schöne Grüße

    schrieb Driver am

  • #55

    Ich möchte einfach nur zwei Fragen anfügen:

    1. Wie will 1000 Sunny seine Kinder im Fach Deutsch unterrichten? Der Text wimmelt von Kommafehlern, intuitiven Anglizismen (“Doch immer mehr Homeschooler verstehen, dass Home gar nicht House bedeutet”) und von Argumentationsgängen, die man als Deutschlehrer einfach nur rot durchstreichen würde, da sie sowohl inhaltlich als auch logisch unhaltbar sind (” Eine Schulpflicht wie in Deutschland ist nicht rechtsstaatlich. Alle Eltern werden verurteilt potentiell schlechte Eltern zu sein - alle Kinder als faul und nicht-sozial gesehen. Für so eine Regelung gibt es überhaupt keine Argumente, die dafür sprechen.”).

    Das Fach Deutsch ist u.a. dazu da, den Schülern beizubringen: kritisches Denken, abwägendes reflektieren, differenzierte Äußerungen - all das wird 1000 Sunny seinen Kindern sicher nicht beibringen können (auch wenn er einen geschliffenen Stil pflegt).

    2. Die letzte Frage ist aus meiner Sicht die schwer wiegendste - und 1000 Sunny gibt keine Antwort darauf. Aus meiner Sicht ist das Antwort genug.

    Damit gibt mir das Interview nicht die Antworten, die ich beim Thema suche, sondern zeigt mir nur, dass verbissene Unschooler für ihre Kinder nicht das Beste wollen, sondern anihren Kindern einfach nur ihren Freiheitsfetisch ausleben wollen. Insofern ist es gar nicht schlecht, dass es hier die Schulpflicht gibt.

    Grüße

    schrieb Schooler am

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