Fett-Lobby
TV-Kinderprogramm: 90% der Werbung bewirbt Junk Food 14.05.2009, 13:20
Im deutschen Fernsehen werden im Übermaß Junk-Food-Produkte beworben. Zu den Tageszeiten, in denen vor allem Kinder und Jugendliche fernsehen, ist die Quote besonders hoch. Deutschland führt damit gemeinsam mit den USA ein Feld von elf beobachteten Ländern an.
Im Rahmen des European Congress on Obesity 2009 in Amsterdam, wo das Thema Übergewicht im Fokus stand, wurde eine Untersuchung vorgestellt, in der die TV-Werbung in elf Ländern untersucht wurde, unter anderem in Deutschland und den USA.
Junk Food
“Junk Food” sind Lebensmittel, die stark fett-, salz- oder zuckerhaltig sind (Wikipedia: Junk Food und dadurch bei übermäßigem oder regelmäßigem Konsum gesundheitlich oder ernährungsphysiologisch bedenklich sind. Eine besondere Rolle spielen solche Lebensmittel in der Diskussion um Übergewicht und Fettleibigkeit. Natürlich sind herkömmliche Süßigkeiten wie Schokolade oder Bonbons ebenso wie Erfrischungsgetränke dieser Sparte zuzurechnen.
Häufig tarnen sich solche Lebensmittel, indem sie ernährungsphysiologisch sinnvolle Zusammensetzung oder gesundheitsförderliche Effekte vorgaukeln. Hier leistet die Aktion Abgespeist (eine Initiative von foodwatch) hervorragende Aufklärungsarbeit: Im Fokus stehen Werbelügen wie Yogurette (“Joghurt-schwerer Schwindel”), Kinder-Riegel (“Dick bist du noch früh genug”) oder Eckes-Granini Frucht-Tiger (“Gesund gelogen”). Besonders hart getroffen hat es übrigens Danones Actimel, das für die dreisteste Werbelüge 2009 mit dem Goldenen Windbeutel 2009 ausgezeichnet wurde und seither einen Umsatzeinbruch von 40% zu verzeichnen hat.
Studie: Junk Food in der TV-Werbung
Die folgenden Details von pressetext.at 12.05.2009 (pte): Junk-Food-Werbung dominiert Kinderprogramm.
Insgesamt wird mehr als 60% der Werbezeit von Junk-Food-Produkten beherrscht. Die USA und Deutschland liegen vorne, was die Werbung im Kinderprogramm betrifft: 90% aller ausgestrahlten Werbeclips bewerben Junk Food. Am besten schneidet Australien ab, wo nur die Hälfte der Werbezeit Junk Food bewirbt. Allerdings klingt auch das nicht nach besonders wenig. Die Junk-Food-Lobby hat die Medienwelt fest im Griff, wie es scheint.
Während die Werbeindustrie abwinkt (“‘Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist nicht die TV-Werbung Hauptursache für eine ungesunde Ernährung, sondern die sozialen Bedingungen, in denen die Betroffenen aufwachsen’”), haben Ernährungswissenschaftler/innen einen etwas kritischeren Blick:
“International gesehen werden Kinder im Fernsehen einem sehr hohen Maß an Werbung für ungesunde Lebensmittel und Getränke ausgesetzt”, kritisiert Bridget Kelly, Ernährungswissenschaftlerin am Cancer Council New South Wales, gegenüber dem britischen Guardian. Eine Beschränkung der entsprechenden Werbeaktivitäten sei eine ungemein wichtige Präventivstrategie zur Vorbeugung gegen Fettleibigkeit bei Kindern. Weltweit gesehen würden derzeit insgesamt 177 Mio. Unter-18-Jährige unter diesem Problem leiden.