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Gebt den Kindern Zeit

Kreativität im Unterricht ermöglichen 03.11.2012, 20:04

Mädchen hält Bild (kreative Leistung!) hoch
Bild: YouTube-Video: Café Communications -- Deadlines

Ein hübsches Video soll zeigen, dass Menschen nur dann kreativ sind, wenn sie Zeit und Muße haben. Wann bekommen Schüler/innen im Unterricht tatsächlich die Zeit, die sie brauchen, um ihr kreatives Potenzial anzuzapfen? Richtig: Nie.

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  • (geändert: )

Ob das Video nun manipuliert oder echt ist, spielt keine Rolle: Es ist schön und trifft den Nagel auf den Kopf.

Eine Gruppe von Schüler/innen bekam ein Blatt mit einer rudimentären Zeichnung einer Uhr und den Auftrag, das Bild in 10 Sekunden fertigzumalen.

Standbild: Arbeitsauftrag Uhr fertigmalen

Wie zu erwarten, erzeugten die Kinder in den 10 Sekunden nichts weiter als Uhren:

Standbild: Ergebnisse nach 10 Sekunden Arbeit

Nun wurde das Experiment mit einer Zeitvorgabe von 10 Minuten durchgeführt. Die Ergebnisse sind überaus kreativ und von Schüler/in zu Schüler/in unterschiedlich:

Standbild: Ergebnis nach 10 Minuten

Standbild: Ergebnis nach 10 Minuten - Blume

Die Macher des Videos kommen zur Schlussfolgerung:

Kreativität kann niemals unter Zeitdruck entstehen. Kreativität erfordert Freiheit, Spielerei und Spaß.

(Creativity is not inspired by the pressure of time but by the freedom, the playfulness and the fun)

Das ist keine besonders überraschende Erkenntnis. Wenn man jedoch die Bilder sieht, die die Kinder gemalt haben, drängt sich die Frage auf: Welchen Stellenwert hat Kreativität in unserem hektischen Unterrichtsalltag? In der Primarstufe nimmt man sich häufig noch die Zeit für kreative Schaffensprozesse - ab der Sekundarstufe I hört das jedoch zügig auf. Kompetenzen wollen erworben und Klassenarbeiten geschrieben werden.

Förderung der Kreativität ist nicht nur gut für die Seele, sondern auch gut für die Volkswirtschaft (z.B. Kultur und Kreativität als regionaler Wirtschaftsfaktor (PDF), S. 1). Ganz zu schweigen von der Unterrichtsmotivation: Schüler/innen, die im Unterricht Freiräume für kreative Prozesse erhalten, kommen gerne. So lange wir Bildungspläne exerzieren und zwanghaft Kompetenzen vermitteln, dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn die Schüler/innen in unserem Unterricht wegdämmern.

Unsere Gesellschaft ist vollständig hektisiert, die Zeitpläne unserer Kinder vollgestopft bis zum Anschlag (Klassiker zum Weiterlesen: Liebe Marie / zeit.de). Welche Ideale sollen diese Kinder entwickeln außer schnellschnell und Geldverdienen und Besserundschnellersein?

Sämtliche Bildungspläne wurden von intelligenten und innovativen Personen gestaltet. Deshalb lassen sie Freiräume für kreative Phasen. Nehmt sie euch, ihr Lehrer/innen der Nation!

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Kommentare

3

Zum Artikel "Kreativität im Unterricht ermöglichen".

  • #1

    Flujo,
    1) Das Video propagiert nicht im geringsten volkswirtschaftliche Ideale - es sagt vielmehr im Gegenteil, dass wir nicht so sehr auf die Zeit schauen müssen. Die Tatsache, dass frohe und kreative Menschen für die Volkswirtschaft einen positiven Nebeneffekt haben, ist doch wirklich ausschließlich erfreulich, oder?
    2) Die Lehrer/innen der Nation hetzen wie die konditionierten Hamster beim Gong ins Klassenzimmer, beim nächsten wieder raus, sie erfüllen die von Bürokrat/innen erzeugte Norm, statt Pädagogik treiben sie Verwaltung. Warum soll es schlecht sein, durch so einen Impuls mal eine andere Perspektive zuzulassen?

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #2

    Wenn der Zeitgeist spricht…
    1) man nehme ein musikuntermaltes Video, das offensichtlich von einer Werbeagentur gemacht wurde: dort wird von ´unseren Klienten´ gesprochen, denen man eine bewegende Weisheit erläutern will. Als Beispiel natürlich Kinder - die gehen immer gut.
    2) man füge eine Basisbanalität hinzu: in weniger Zeit schafft man weniger, in mehr Zeit schafft man mehr. Messerscharf deduziert…
    3) Die Bedeutsamkeit dieser zu einem Artikel aufgeblähte Basisbanalität wird begründet mit: A): Kreativität ist gut für die Volkswirtschaft, und richtet sich B) “an die Lehrer der Nation”.
    Die daraus resultierende Erkenntnis?
    A) Kindern Raum für Kreativität zu lassen ist kein Wert für sich, er muss vokswirtschaftlich und im Namen der Nation begründet werden.
    B) Der Berg rotierte und gebar einen Artikel.
    Ich finde immer sehr gute Artikel auf dieser Seite, aber manches ist dermaßen dem Zeitgeist der Performanz-Hörigkeit bei vollkommener Absenz von Inhalten entsprungen, dass man leider nur noch zynisch werden kann.

    schrieb Flujo am

  • #3

    Über die Aussage: “Sämtliche Bildungspläne wurden von intelligenten und innovativen Personen gestaltet. Deshalb lassen sie Freiräume für kreative Phasen. Nehmt sie euch, ihr Lehrer/innen der Nation!” muss man sich doch wundern, wenn man die Lehrpläne kennt. Ist es nicht so, dass in den Ministerien Personen an den Lehrplänen arbeiten, die zwar beste Noten im Staatsexamen hatten, aber höchstens 2 - 5 Jahre Berufserfahrung??? Wie sollen diese Personen adäquate Lehrpläne erstellen? Außerdem werden die Lehrpläne auch von der Wirtschaft bestimmt - und die lässt unseren Schülern garantiert keine Zeit.

    schrieb GriasDi am

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