»originelle Idee«
US-Filmindustrie: Lehrer sollen DVDs »abfilmen« dürfen 15.05.2009, 14:38
Der Verband der US-Filmindustrie (MPAA) möchte es Lehrer/innen erlauben, Filmausschnitte von DVDs im Unterricht zu zeigen. Damit die Lehrer/innen den Kopierschutz der DVDs dabei nicht umgehen müssen, sollen sie die DVDs direkt vom Fernsehschirm abfilmen - mit einer Videokamera. Zur Anleitung findet man im Netz auch eine Demonstration der MPAA, wie das Abfilmen funktioniert.
Dieser Artikel wurde am 27.05.2009 geändert, vgl. dazu unten die Kommentare.
DVDs mit aktuellen Filmen haben einen Kopierschutz. Wer diesen Kopierschutz vorsätzlich umgeht, macht sich strafbar. Als Lehrer/in darf man zwar sowohl in den USA als auch in Deutschland privat gekaufte DVDs mit Filmen, die nicht explizit zur schulischen Vorführung bestimmt sind, im Unterricht zeigen. Das Umgehen von Kopierschutzmaßnahmen ist in jedem Fall verboten. Allerdings dürfen US-Hochschullehrer seit “der letzten DMCA-Anhörung 2006 [...] den Kopierschutz auf DVDs [...] umgehen” (ebd.), “normale” Lehrer/innen müssen sich jedoch nach wie vor in den Sumpf der Kriminalität begeben oder saftige Lizenzgebühren berappen. Durch die Lockerungsmaßnahmen für Einrichtungen aus dem universitären Sektor wird der Umgang mit dem Kopierschutz aufgeweicht - auch im Bewusstsein der Lehrer/innen an Regelschulen.
Aus diesem Anlass ist der Verband der US-Filmindustrie (MPAA) auf eine besonders originelle Idee verfallen. Lehrer, die Filmausschnitte von DVDs für Unterrichtszwecke einsetzen wollen, sollen diese mit einer Videokamera vom Fernseher abfilmen. Dazu bräuchten sie die Schutzmaßnahmen auf der DVD nicht zu umgehen. Um zu demonstrieren, wie das Abfilmen funktioniert, hat die MPAA auf der Anhörung ein entsprechendes Video vorgeführt. Die Vorführung wurde abgefilmt und steht bei Vimeo zur Verfügung.
golem.de 08.05.2009: Hollywood will Lehrer DVDs abfilmen lassen
Das besagte Video ist dieses:
YouTube: MPAA shows how to videorecord a TV set
Die US-Filmindustrie in Gestalt der MPAA (Motion Picutre Association of America) versucht nun halbherzig den Spagat zwischen Bewahrung der Urheberrechte einerseits und notwendiger Unterstützung von Bildungsinstitutionen andererseits. Dabei legalisiert man eine atavistische Technik, nur um - nach wie vor erfolglos - die Distribution digitaler Dateien zu verhindern. Wie golem.de treffend formuliert: “eine besonders originelle Idee”.