Umfrage
Krankfeiernde Lehrer: 540.000 Unterrichtsstunden fallen im Herbst aus 21.09.2011, 18:17
Eine Million Arbeitnehmer/innen in Deutschland wollen sich im Herbst bewusst krankschreiben lassen und so einige Tage illegalen Sonderurlaub erzeugen. Die Lehrerfreund-Hochrechnung der Emnid-Studie ergibt: In Schulen werden deswegen im Herbst rund 540.000 Unterrichtsstunden ausfallen.
Eine Million Arbeitnehmer/innen in Deutschland planen fest ein, sich im Herbst einige Tage krankschreiben lassen zu wollen - ohne wirkliche Krankheit. Weitere 685.000 überlegen, ob sie sich nicht ebenfalls ein paar Tage Sonderurlaub gönnen. Dies ergab eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag von börsennews.de. Insgesamt spielen fast 5% aller Arbeitnehmer/innen mit dem Gedanken, tatsächlich krankzumachen (Quelle), die meisten davon wollen mindestens drei Tage bei der Arbeit fehlen, jede/r Vierte eine Woche. Aber es sind nicht alle so:
Auffällig ist dabei, dass Beschäftigte mit höherer Ausbildung mehr Skrupel haben, krank zu feiern als solche mit niedrigerem Bildungslevel. Am häufigsten sind die "Blaumacher" unter Arbeitnehmern mit Volks- und Realschulabschluss zu finden.
Nun ist natürlich die Frage, ob diejenigen mit höherer Ausbildung vielleicht einfach schweigsamer sind, was ihre Blaumachpläne betrifft.
Für die Studie wurden 1.000 berufstätige Personen befragt (Quelle) und die Ergebnisse hochgerechnet. Sollte die Studie trotz der geringen Befragtenzahlen Aussagekraft haben, kann uns niemand davon abhalten, die Zahlen für die Gruppe der Lehrer/innen zu berechnen.
Wie viele Lehrer/innen werden im Herbst krankmachen?
In Deutschland haben 41.0 Millionen Erwerbstätige ihren Arbeitsort in Deutschland (2. Quartal 2011, Statistisches Bundesamt). 5% planen oder erwägen, diesem Herbst krankzumachen.
In Deutschland waren 2009 rund 795.000 Personen hauptberuflich als Lehrer/innen beschäftigt (kmk.org (PDF), S. 12). 5% davon sind knapp 40.000. Da laut Studie Personen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen eher krankmachen, schätzen wir die krankmachwilligen Lehrer/innen auf 30.000.
Im Studiendurchschnitt wollen die Arbeitnehmer/innen 4 Tage krankmachen (Schätzung, siehe Zitat oben). Damit würden die Lehrer/innen diesen Herbst 120.000 Tage fehlen. Wenn wir durchschnittlich 4.5 Unterrichtsstunden pro Tag annehmen, werden wegen krankfeiernder Lehrer/innen 540.000 Unterrichtsstunden ausfallen.
Ärztliches Attest erst ab dem 4. Krankheitstag
Wer nur drei Tag krank ist, kann das i.d.R. ohne ärztliches Attest mitteilen; spätestens am vierten Krankheitstag muss jedoch ein ärztliches Attest vorgelegt werden. Das gilt sowohl für Lehrer/innen als auch für Angestellte. Aus genau diesem Grund gibt es auch keine solide Statistik darüber, wie viele Unterrichtsstunden krankheitsbedingt tatsächlich ausfallen. Wenn einmal eine solche Statistik veröffentlicht wird, sind nur die Krankheitsfälle erfasst, die mehr als drei Tage dauern. Lehrer/innen befinden sich in solchen Statistiken meistens im Mittelfeld - sofern der Lehrberuf eigens ausgewiesen ist und in der Statistik nicht unter "Geisteswissenschaften", "Soziale Berufe" o.ä. fällt.
Allerdings können sowohl Arbeitgeber (bei Angestellten) als auch Dienstbehörden (bei Beamt/innen) in begründeten Fällen verlangen, dass ein ärztliches Attest schon für den ersten Tag der Erkrankung vorgelegt wird oder dass die Dienstunfähigkeit durch einen Amtsarzt bestätigt wird. Dies war bspw. der Fall, als 2003 in Hamburg 240 Lehrer/innen zwei Tage krankmachten, um gegen die Arbeitsbedingungen zu protestieren. Die Kultusbehörde reagierte und verdonnerte die "Demonstrant/innen" dazu, zukünftig im Krankheitsfall schon ab dem ersten Tag ein ärztliches Attest abgeben zu müssen.