Überforderte Bildungsministerien
Lehrermangel bedroht Deutschland, Österreich und Schweiz 20.11.2009, 11:44
Der zu erwartende Lehrermangel wird in den nächsten Jahren alle Länder des deutschsprachigen Raums betreffen - neben Deutschland sind auch Österreich und die Schweiz massiv bedroht. Während in der Schweiz v.a. die Primarstufe betroffen ist, mangelt es in Österreich und Deutschland an Lehrer/innen für die Sekundarstufen. Das wird zu neuen Jobchancen und einem grenzüberschreitenden Lehrermarkt führen.
Die Lehrergewerkschaften GÖD (Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Österreich), LCH (Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer) und VBE (Verband Bildung und Erziehung e.V., Deutschland) warnen gemeinsam vor einem zukünftigen Lehrermangel im deutschsprachigen Raum.
“Allein in Deutschland müssen in den nächsten Jahren 400 000 Lehrkräfte, die durch Pensionierung ausscheiden, ersetzt werden, in der Schweiz und Österreich sind es ebenfalls fast 100 000”, erklärt der Bundesvorsitzende des VBE Udo Beckmann.
bildungsklick 19.11.2009: VBE: Lehrermangel gemeinsames Problem der Länder im deutschen Sprachraum
Ebenfalls gemeinsam ist allen drei Ländern, dass die verzweifelten Gegenmaßnahmen der Politik sich massiv auf die Unterrichtsqualität auswirken werden, da die Arbeitsbelastung für Lehrer/innen erhöht wird und man nun hektisch irgendwen einstellt:
Die Vorsitzenden der drei Lehrerorganisationen kritisieren, zunehmend würden Personen ohne Lehrbefähigung bzw. Qualifizierung eingestellt, weil der Lehrermangel mit originär ausgebildeten Lehrkräften nicht abzudecken sei. Dies führt aus Sicht der Vorsitzenden zu einer weiteren Abwertung der Profession und einem weiteren Imageverlust. Da die Situation in allen drei Ländern gleich prekär sei, könne auch nicht auf eine Verbesserung durch erhöhte Mobilität der ausgebildeten Lehrkräfte gehofft werden.
bildungsklick 19.11.2009: VBE: Lehrermangel gemeinsames Problem der Länder im deutschen Sprachraum, Hervorhebung Lehrerfreund
Dabei darf nicht übersehen werden, dass der Lehrermangel in der Schweiz vor allem die Primarstufe betrifft, die in Deutschland und Österreich tendenziell eher überbesetzt ist. Damit dürften sich Grundschullehrer/innen, die in der Nähe der Schweizer Grenze wohnen, ein interessanter Arbeitsmarkt auftun (mehr: Lehrerfreund 15.06.2009: Lehrermangel in der Schweiz: Gute Job-Chancen in der Primarstufe). Die Gegenrichtung dürfte für Schweizer Lehrer/innen in finanzieller Hinsicht eher uninteressant sein.
Das ändert jedoch nichts daran, dass die Lage vor allem in den Sekundarstufen dramatisch werden wird. Die überforderten Bildungsminister/innen werden weiter zunehmend unqualifiziertes Personal einstellen bzw. im Hau-Ruck-Verfahren ausbilden, statt langfristig eine qualitativ hochwertige Unterrichtsversorgung zu gewährleisten - was angesichts der zu erwartenden demographischen Entwicklung oberste Priorität haben müsste. Von einem beispiellosen Verrat am Wahlvolk durch die insolventen Bildungsminister/innen zu sprechen wäre vielleicht übertrieben.