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30% aller Lehrer/innen glauben nicht an Nachhilfe 03.05.2009, 17:21

Der aktuelle "Bildungsbarometer" (Jahr 2009) zum Thema 'Nachhilfe' zeigt, dass 30% aller Lehrer/innen nicht an die Effektivität von Nachhilfe glauben und dass der Nachhilfebedarf von Fach zu Fach sehr stark variiert (Mathematik: 80%, Englisch: 5%). Allerdings sind die Aussagen der Bildungsbarometer stets mit einer gewissen Skepsis zu betrachten.

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Die Bildungsbarometer-Studie, welche das Zentrum für empirische pädagogische Forschung der Universität Koblenz-Landau im März und April 2009 durchgeführt hat, geht folgenden Fragen zum Thema Bildung nach:

  • Was versteht man [...] unter Nachhilfe - worin unterscheidet sie sich von „Förderung“?
  • Aus welchen Gründen und mit welchen Zielsetzungen wird Nachhilfe in Anspruch genommen?
  • Auf welche Bereiche wirkt sich Nachhilfe aus - nur auf die Schule oder auch auf das familiäre Umfeld?
  • Wie sehen Qualität und Organisation von Nachhilfe aus?
  • Kann Nachhilfe durch schulische oder häusliche Förderung und Unterstützung ersetzt werden?
  • Wie erfolgreich und nachhaltig ist Nachhilfe?

Quelle: Newsletter des Bildungsbarometers 1/2009

Die Studie wurde über Online-Fragebögen durchgeführt (n=3580, Fragebogen vollständig ausgefüllt: 1807) und wird ab Ende Mai 2009 beim zepf zugänglich sein.

Ergebnisse der Nachhilfe-Studie:

Viele Eltern sind der Meinung, dass besonders finanziell gut gestellte Eltern, die hohe Erwartungen an die Kinder haben, auf Nachhilfe zurückgreifen, um ihren Kindern trotz eines defizitären Bildungssystems einen guten Abschluss zu ermöglichen. 54% sind jedoch der Meinung, dass auch besonders begabte Schüler durch Nachhilfe gefördert werden können.

Je nach Fach halten die Befragten Nachhilfe für mehr oder weniger wichtig. Mit 80% führt Mathematik die Liste der Fächer, bei denen Nachhilfebedarf vermutet wird, deutlich an. Dass die Befragten bei den Schulfächern Englisch (4,75%) und Deutsch (7,58%) kaum Nachhilfebedarf sehen, widerspricht krass und in erstaunlicher Weise anderen Angaben, nach denen “Mathematik, Englisch und Deutsch” die beliebtesten Nachhilfefächer sind. Wie an anderer Stelle schon angemerkt, kann die Validität der Bildungsbarometer durchaus angezweifelt werden.

Die Funktion von Nachhilfe liegt nach den Erkenntnissen des Bildungsbarometers besonders in der punktuellen Unterstützung zum Erreichen konkreter, zeitlich nahe liegender Ziele. Das impliziert ein Bildungsideal, in dem die Schulnote wichtiger ist als die Bildung an sich.

Nach Meinung der Befragten empfiehlt sich Nachhilfe vor allem dann, wenn Wissenslücken in Hinblick auf den Unterricht vorhanden sind, die Versetzung gefährdet ist oder das häusliche Umfeld keine Unterstützung bieten kann. Dennoch (knapp 50%) wird Nachhilfe primär in der Sekundarstufe I des Gymnasiums in Anspruch genommen, gefolgt von der Sekundarstufe II - erst an letzter Stelle, sogar nach der Grundschule, steht die Hauptschule. “Wissenslücken”, “Gefährdung” oder “keine Unterstützung” sind also als Defizite relativen Schweregrades zu sehen: Diejenigen, für die solche Defizite tatsächlich existenzbedrohend sind, haben kaum Anteil am Nachhilfemarkt.

Mehr als 50% der Nachhilfe Nehmenden finden dabei den Nachhilfelehrer oder die –schule durch Empfehlungen von Freunden und Bekannten. 59% der Fachlehrer/linnen wissen, welche ihrer Schüler Nachhilfe in Anspruch nehmen.

Während lediglich 17% der Eltern sagen, dass durch Nachhilfe keine Veränderung der schulischen Leistungen festzustellen sei, beobachten immerhin 70% eine Verbesserung. Mehr als 60% geben einen nachhilfebedingten Leistungsanstieg um etwa eine Notenstufe an.

Etwa ein Drittel der Lehrer/innen gab dagegen an, Nachilfe helfe „selten“ oder „nie“. Es kann nur darüber spekuliert werden, ob diese Meinung empirischer Erkenntnis entspringt oder durch ein diffuses Beharren auf das eigene Lehrmonopol verursacht wird.

Neben der großen Verbreitung von Nachhilfeunterricht resümiert die Studie deshalb auch folgendes: „Die Kommunikation zwischen Lehrkräften in der Schule und in der Nachhilfe muss verstärkt werden, schließlich arbeiten beide an der Verbesserung der Leistungsfähigkeit.“ Vergessen wir dabei nicht, dass viele Nachhilfeanbieter in erster Linie an der Verbesserung ihres eigenen Geldbeutels arbeiten.

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Kommentare

7

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  • #1

    Sagt denn die Abiturientenquote etwas über die Qualität des Abiturs aus wie pythagokrass behauptet?

    schrieb GriasDi am

  • #2

    Der aktuelle Bildungsmonitor (und auch der letze und vorletzte ...) des konservativen CDU-CSU-FDP-nahen Instituts sagt:

    Bayern ist Schlusslicht (zusammen mit MVP) bei …

    AKADEMISIERUNG UND MINT (!) (BM 2012: JEWEILS 13. PLATZ)
    24,4 Prozent eines Altersjahrgangs erwarben im Jahr 2010 ihre Studienberechtigung an allgemeinbildenden Schulen – an den beruflichen Schulen waren es 17,1 Prozent. Damit liegt Bayern sowohl bei den allgemeinbildenden als auch bei den beruflichen Schulen unter dem Bundesdurchschnitt (31,0 bzw. 19,5 Prozent). Zugleich gab es in Bayern im Jahr 2010 gemessen an der akademischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter relativ wenige Absolventen von Hochschulen (Akademikerersatzquote BY 4,1 Prozent; Schnitt: 4,5 Prozent). Dies führt auch dazu, dass vor allem der Ingenieurbedarf der bayerischen Wirtschaft nicht ausreichend durch die Ausbildungsleistung bayerischer Hochschulen gedeckt werden kann. Auf 100 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ingenieure kamen in Bayern im Jahr 2010 lediglich fünf Ingenieurabsolventen – der zweitniedrigste Wert in Deutschland (Bundesdurchschnitt: sieben).

    Für das G8 gilt:

    In Mathematik haben die G8-Abiturienten im Durchschnitt schlechtere Noten als im G9-Abitur. Insbesondere für die Männer ist der negative Effekt mit einer Verschlechterung um knapp 11 Prozent sehr deutlich, aber auch die Frauen haben sich durch G8 im Mittel um etwa 8 Prozent verschlechtert.
    Am deutlichsten haben sich G8-Abiturienten verschlechtert, die zuvor sehr gute Mathe-Noten hatten.

    schrieb Bayern vor! -letzes Bundesland am

  • #3

    @pythagokrass
    Ich wäre an der Studie, die das schwache Abschneiden bayerischer StudentInnen in MINT-Fächern zeigt, sehr interessiert. Wo finde ich dazu Daten?

    schrieb GriasDi am

  • #4

    An unserer Schule (Gymnasium/Bayern) hatten auch fast 80% Nachhilfe in Mathe.
    Und es gab schon öfter Jahrgänge in der 10., da waren im 1. Halbjahr fast 2/3 versetzungsgefährdet.

    Bayerische Student/inn/en sind übrigens Schlusslicht in den MINT-Fächern, was den Studienerfolg anbelangt! Soviel zur Qualität des bayerischen Gymnasiums.

    Ich bin der Meinung, bei 30% -50% der Lehrer/innen kann spekuliert werden, ob nicht besser diese, statt ihrer Schüler/innen, die Nachhilfe bekommen sollten.

    schrieb phytagokrass am

  • #5

    Schleichwerbung bitte löschen?

    schrieb Norman am

  • #6

    mein Nachhilfelehrer arbeitet sogar mit einer PROF-school 5.0 Spezialsoftware für die Verwaltung und Organisation von Nachhilfeschulen.
    Der muß aber eine Menge Nachhilfeschüler haben und ist gleichzeitig Lehrer auf einem Gymnasium…!!
    Er sagte nur, dass die Software besser als jede Lösung für öffentliche Schulen sei.. mit Schulnoten Verwaltung, Hausaufgaben Kontrolle, Fehlzeiten Übersicht, Stundenpläne, zwei Adressen pro Schüler, direkt aus der Software telefonieren, E-Mails senden, Dateien Dokumente jedem Schüler zuordnen…preiswert von der Bildungsmesse in Hannover mitgebracht…

    schrieb Karl Möller am

  • #7

    Kleine Anekdote dazu, die mir eine Freundin kürzlich erzählt hat:

    Als sie während des Unterrichts einen unaufmerksamen Schüler, der seine Mitschüler auch noch mit ablenkte (und dessen Eltern Nachhilfestunden sicher nicht einfach aus der “Portokasse” bezahlen!), ermahnte, doch besser aufzupassen und mitzuarbeiten entgegnete dieser, er habe das jetzt gerade nicht nötig. Schließlich müsse er ja heute nachmittag ohnehin noch zur Nachhilfe und da müsse er auch zuhören. Da würde ihm das Ganze sowieso nochmal erklärt.

    schrieb calamityjane am

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