Umfrage
Umfrageergebnis: Ist es in Ordnung, wenn Schüler ihre Lehrer im WWW öffentlich benoten? 02.07.2007, 01:17
Wir befragten die AbonnentInnen des Lehrerfreund-Newsletters: Soll es erlaubt sein, dass Schüler/innen ihren Lehrer/inne/n öffentlich Noten geben (und die Lehrperson dabei namentlich genannt wird)? Hier das Ergebnis der Umfrage.
Das Lehrerbenotungsportal “Spickmich” (wir berichteten) liefert wieder Diskussionsstoff: Das Landgericht Köln hat die Klage einer Lehrerin abgewiesen, die meinte, dass ihre Persönlichkeitsrechte durch die öffentliche Benotung auf spickmich.de verletzt würden.
Das bedeutet: Im Internet darf stehen, dass Frau Frieda Mustermann an der Musterschule in Musterhausen im Bereich “sexy” eine 5-6 bekommt und im Bereich “menschlich” eine 5.
Die Umfrage
Auch die Lehrerschaft ist gespalten: Viele LehrerInnen sind strikt gegen diese Form des öffentlichen Feedbacks, da sie nicht daran interessiert sind, weltweit und unwiderruflich als Versagersack dazustehen - aufgrund weniger Schülermeinungen, die ja nicht unbedingt objektiv sein müssen. Andere Lehrpersonen hingegen haben erkannt, dass Unterricht - auch: eigener Unterricht - transparenter werden muss, damit sich im verbiesterten Schulsystem was tut. Und wieder anderen ist es einfach ziemlich egal, was die SchülerInnen im Internet treiben.
Uns hat interessiert, wie die LehrerInnen grundsätzlich zum Benotungsproblem stehen. Deshalb haben wir am Freitag, 29.06.2007, an 8502 Newsletter-AbonnentInnen des Lehrerfreunds die Bitte verschickt, sich an der Umfrage bei polldaddy.com zu beteiligen. Umfrageschluss war Sonntag, 22 Uhr. Hätten wir die Umfrage direkt auf dem Lehrerfreund veröffentlicht, wären sicher auch viele SchülerInnenmeinungen eingeflossen und die Ergebnisse nicht besonders aussagekräftig. Da der Lehrerfreund-Newsletter vor allem von Lehrpersonen abonniert ist, sind die Ergebnisse einigermaßen zuverlässig.
Insgesamt haben sich also 1080 Personen an der Umfrage beteiligt (Danke!), 60% missbilligen die spickmich-Praxis der Schülerbenotung im Web, 17% befürworten sie. Ich hätte mit mehr klaren Nein-Stimmen gerechnet. Interessant ist der Anteil der Personen, die die Option “Kann man so pauschal nicht sagen.” angekreuzt haben (22%). Hier ist eine grundsätzliche Offenheit gegenüber Schülerfeedback zu erkennen, offensichtlich wird jedoch die Art, in der das auf spickmich.de erfolgt, abgelehnt.
Quid pro quo?
Im Rahmen der Umfrage haben einige Lehrpersonen uns Mails mit ergänzenden Kommentaren zugeschickt. Sie alle argumentierten in die gleiche Richtung:
Unabhängig von der Abstimmung:
Kein Problem, wenn es Lehrkräften gleichzeitig erlaubt wird, Schüler/innen und Eltern/Erziehungsberechtigte öffentlich verbal zu benoten, und zwar in aller Hemmungslosigkeit!
Reaktion auf die Umfrage von D.G.
Ich habe beim Voting mit “Nein” gestimmt, hätte aber grundsätzlich nichts gegen eine öffentliche Benotung, wenn Lehrer im Gegenzug auch die Noten der SchülerInnen künftig öffentlich machen und ins Internet stellen können;-)
Reaktion auf die Umfrage von R.G.
Und besonders drastisch bringt’s natürlich N.T. auf den Punkt:
[...D]ie anonym im Internet abgegebenen Bewertungen sind erst dann hinzunehmen, wenn Lehrer auch öffentlich und anonym im Internet über Schüler abstimmen dürfen: “linke Ratte, Schleimer, stört dauernd, kommt regelmäßig zu spät, erfinderisch in seinen Ausreden, faule Socke, sitzt bekifft herum…”. Das würden Schüler und Eltern jedoch nicht hinnehmen.
norberto42, 29.06.2007: Anonyme Bewertung von Lehrern im Internet?