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Deutschabitur am allgemeinbildenden Gymnasium

Baden-Württemberg: Neue Aufgabentypen im Fach Deutsch ab 2019 (allgemeinbildende Gymnasien) 03.10.2018, 10:54

Ausschnitt: Tabelle Deutsch-Abituraufgabentypen ab 2019 (Baden-Württemberg)

2014 änderten sich im Deutschabitur Baden-Württemberg nicht nur die Pflichtlektüren; auch die Aufgabentypen wurden vollständig umgearbeitet. Ab 2019 gibt es weitere Anpassungen. Ein Überblick (allgemeinbildende Gymnasien) und Kommentar von Db (JKG Bruchsal). (Update 09/2018)

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  • (geändert: )
Originalbeitrag vom 19.09.2012; Überarbeitung in Hinblick auf die Aufgabenstellung ab Abitur 2019 im September 2018

Der folgende Überblick und der Kommentar dazu wird allen Lehrerfreund/innen freundlich zur Verfügung gestellt von Db (JKG Bruchsal). Danke!

Update 09/2019: Kommentar zu den Veränderungen in den Aufgabentypen ab 2019

Ab 2019 gibt es im Deutschabitur der allgemeinbildenden Gymnasien (anders als 2014) keine grundlegenden, aber doch spürbare Detailveränderungen der Aufgabentypen. Inhaltlich neu ist eine schon seit 2017 zu beobachtende Tendenz zur sogenannten "Domänenspezifik" von Essay und textgebundender Erörterung. Das heißt: Die Themen stammen aus den Bereichen Literatur, Sprache, Medien. Weit gefasste Essaythemen wie "Glück" oder "Sehnsucht - ein Gefühl" sind passé, stattdessen z.B. "Die Macht der Sprache" (2017); der alternativ zu erörternde Text behandelt die "massenmedial geprägte Mediendemokratie" (Kommentar zu den Aufgaben 2017: Deutsch-Abitur Baden-Württemberg: Kommentar zu den Aufgaben 2017, ein Prognöschen für 2018).

Nach wie vor ist der Essay (Aufgabe IV) der einzige 'kreative' Aufgabentyp. Die bisherige völlige Freiheit wird nun nicht nur thematisch gelenkt: Das Dossiermaterial kann nicht ignoriert, sondern soll funktional genutzt werden, seine Nutzung geht (wie auch immer) in die Bewertung ein. Ein Erstellen von Abstracts wie an beruflichen Gymnasien wird jedoch an allgemeinbildenden Gymnasien weiterhin nicht verlangt. Dass diese Neuerung erst ab Abitur 2019 gelten soll, war den Erstellern des Abiturs 2018 wohl nicht ganz bewusst … siehe Kommentar zum Abitur 2018.

Aufgabe I ist nach wie vor die einzige Aufgabe zu den Pflichtlektüren (die Gestaltende Interpretation vermisse ich persönlich immer noch …). In der zweiten Teilaufgabe ist nur noch ein Vergleich zweier Werke vorgesehen, so dass das dritte Werk gar nicht zum Zuge kommt - welches wegfällt, sieht man allerdings erst am Morgen der Abiturklausur. Stattdessen wird der Vergleich nun mit einem unbekannten 'Außentext' eingeleitet (ein kurzer, philosophischer oder literaturwissenschaftlicher Sachtext, denkbar auch ein Zitat des /der Autor:in oder eine kleine Parabel). Durch diesen 'Impuls' soll das erörternde Vergleichen mehr Tiefe bekommen sowie eine reine Reproduktion von Erlerntem eingeschränkt werden. Das heißt: Die Schüler:innen müssen zusätzlich zum zu interpretierenden Textausschnitt (Teilaufgabe 1) den Außentext verstehen und funktional in den Vergleich (Teilaufgabe 2) einarbeiten.

Meine Anmerkungen von 2014 - "Schwierigkeitsgrad und Vorbereitungsaufwand der Aufgabentypen sehr ungleich verteilt" - gelten also auch anno 2019, wobei ich die Anmerkungen zur Typ III ("Kurzgeschichtchen") zurückziehen möchte: Die seit 2014 ausgewählten Kurzprosatexte waren durchweg anspruchsvoll durch parabolischen Charakter, aber auch ansprechend.

Eine letzte Neuerung ist die Kürzung der Gesamtbearbeitungszeit um eine Viertelstunde, sie beträgt nun 315 Minuten.

Kommentar zu den neuen Aufgabentypen (2014)

Ab 2014 wird sich im Deutschabitur der allgemeinbildenden Gymnasien vieles ändern, nicht nur die Reihenfolge der Aufgabentypen.

Der Essay kommt neu hinzu (als Angleich an berufliche Gymnasien), ebenfalls neu zur Auswahl steht die Interpretation von Kurzprosa. Die Gestaltende Interpretation fällt weg, die Literarische Erörterung ebenfalls sowie die adressatenbezogene (also 'kreative') Teilaufgabe der Erörterung.

Bemerkenswert finde ich vor allem: Die SchülerInnen lesen, analysieren, interpretieren, vergleichen monatelang drei (immerhin nicht mehr ganz so schwere) Lektüren - um dann aber nur auf Typ I vorbereitet zu sein. Das erfordert eine angepasste Stoffverteilung - die vier anderen Aufgabentypen müssen schließlich auch noch im Unterricht trainiert werden. So wird z.B. das Erlernen von Typ IV (Essay) sicherlich einige Zeit brauchen.
Früher (™) konnte im Lektüreunterricht wenigstens neben 'klassischer' noch Gestaltende Interpretation geübt werden - den kreativen Ideenreichtum der SchülerInnen vermisse ich jetzt schon.

Immerhin ist Typ I nur noch zweiteilig - vielleicht hilft's ja, dass uns die langatmigen Inhaltsangaben (die oft statt echter Einordnungen verfasst wurden) erspart bleiben.
Die 2. Aufgabe (bisher 3. Aufgabe) zählt nun mehr als die neue 1. Aufgabe (= jetzt Einordnung *und* Interpretation, früher getrennt in 1.+2. Aufgabe), der Vergleich wurde also massiv aufgewertet. Auch das steht in der Vorbereitung in keinem guten Verhältnis zur notwendigen inhaltlichen Erarbeitung und Interpretation der Einzellektüren.

Und insgesamt: Wenn ich Typ I mit Typ V (Sachtextanalyse und -erörterung) oder gar Typ III vergleiche (ein Kurzgeschichtchen - das gerät doch leicht auf Zentrale Klassenarbeit Kl. 10 - Niveau), sind für mich der Schwierigkeitsgrad und Vorbereitungsaufwand der Aufgabentypen sehr ungleich verteilt.

Also werde ich wohl meine Unterrichtschwerpunkte verschieben (müssen): Weg von intensiver gedanklicher Auseinandersetzung mit Lektüren und ihren Themen, hin zu allgemeinem Analyse- und Interpretationstraining nach Schema F ...

Übersicht: Aufgabentypen und Gewichtung ab 2019 (Baden-Württemberg)

Die folgende Tabelle zum Ausdrucken: Übersicht Aufgabentypen/Gewichtung Deutschabitur ab 2019 (Baden-Württemberg) - PDF.

Die alte Tabelle von 2014 können Sie hier als PDF-Datei herunterladen.

Aber nun:

Schriftliches Abitur an allgemeinbildenden Gymnasien ab 2019 - zu bearbeiten: einer der fünf Aufgabentypen (Zeit: NEU 315 Minuten) - Db JKG Bruchsal 09/2018

AufgabentypText + (Teil-)Aufgaben (wenn kursiv: wörtlich so üblich)Die Gewichtung der Teilaufgaben steht unter den Abituraufgaben;
immer gilt: Maßgeblich für die Beurteilung des Aufsatzes ist das Ganze der erbrachten Leistung.
I
Interpretationsaufsatz zu literarischen Werken im Kontext (Pflichtlektüren)
Text-Ausschnitt aus einer der drei Pflichtlektüren
1) Interpretieren Sie die Textstelle; beziehen Sie das für das Verständnis Wesentliche aus der vorangehenden Handlung ein.
= Knappe Kontextuierung; auf deren Basis eine Interpretation der Textstelle mit Einbezug der sprachl. u. erzähler./szenischen Gestaltung
2) Untersuchen Sie in einer vergleichenden Betrachtung … zwei der drei Werke (NEU, bisher auch alle drei möglich) unter einem zentralen thematischen Aspekt.
NEU: In einen Leitaspekt des Vergleichs führt ein kurzer unbekannter Außentext ein (z.B. Autorentext, literaturwiss., philosophischer oder kulturgesch. bzw. kulturtheoret. Text)
Der Schwerpunkt liegt auf der zweiten Teilaufgabe.
Also z.B.:
1) 40% - 2) 60%
oder auch
1) 30% - 2) 70%
II
Interpretationsaufsatz zu zwei zu vergleichenden Gedichten (Lyrik-Leitthema)
Zwei Gedichte zum Lyrik-Leitthema
ab 2015 bis 2019: "Natur und Mensch in der Lyrik vom Sturm und Drang bis zur Gegenwart."
ab 2020: "Reisen" (Epochengrenzen wie bisher)
Interpretieren (und vergleichen) Sie.
Keine Teilaufgaben, also keine Gewichtung.
III
Interpretationsaufsatz zu einem Kurzprosatext
Ein Kurzprosatext (Kurzgeschichte, Parabel o.a.)
Interpretieren Sie.
Keine Teilaufgaben, also keine Gewichtung.
IV
Verfassen eines Essays auf der Grundlage vorgelegter Materialien
Dossier aus verschiedenen Materialien (primär Sachtexte, mögl. auch literarische Texte oder Statistiken, Tabellen, Schaubilder, grafische und bildliche Darstellungen)
Verfassen Sie einen Essay zu diesem Thema.
Nutzen Sie dabei das Material.
Keine Teilaufgaben, also keine Gewichtung.
NEU: Die Nutzung des Materials ist nicht mehr fakultativ, sondern obligatorisch und fließt daher in die Bewertung mit ein (keine vollumfängliche NUtzung, sondern funktional stimmige Auswahl).
V
Analyse und Erörterung eines pragmatischen Textes
Ein Sachtext (z.B. Kommentar aus Süddt., ZEIT)
1) Arbeiten Sie die Kernaussagen heraus; ggf. auch: Analysieren Sie Struktur und sprachliche Gestaltung.
2) Erörtern Sie …, Nehmen Sie Stellung zu …, Setzen Sie sich mit … kritisch auseinander, Überprüfen Sie die These / Aussage d. Autor:in …
Der Schwerpunkt wird jeweils auf eine der beiden Teilaufgaben gelegt (Hinweis unter der Aufgabe beachten!):
Also Schwerpunkt Analyse
z.B.
1) 60% - 2) 40%
oder auch
1) 70% - 2) 30%
ODER Schwerpunkt Erörterung
z.B.
1) 40% - 2) 60%
oder auch
1) 30% - 2) 70%
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Kommentare

6

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  • #1

    Ich würde es “halbamtlich” nennen: Es gibt (noch) nichts Schriftliches, aber auf verschiedenen Fortbildungen wurde die Vorgabe der “Domänenspezifik” von den Referenten explizit erwähnt. Begründet wurden diese und andere Neuerungen mit den bundesweiten Vereinheitlichungsbestrebungen.

    schrieb Db am

  • #2

    >> Inhaltlich neu ist eine schon seit 2017 zu beobachtende Tendenz zur sogenannten “Domänenspezifik” von Essay und textgebundender Erörterung. Das heißt: Die Themen stammen aus den Bereichen Literatur, Sprache, Medien. <<
    Meine Frage: Ist die “Domänenspezifik” jetzt amtlich vorgegeben (das wäre mir neu) oder ist das nur eine Tendenz, die der Lehrerfreund beobachtet hat?

    schrieb hk1706 am

  • #3

    Das ist in der Web-Variante leider verrutscht, in der PDF-Version stimmt es, bitte dort schauen.
    Ergänzender Hinweis: Die Zahlen dienen lediglich der Veranschaulichung, sind nirgendwo ‘amtlich’ festgelegt. Es gilt die verbale Festlegung “Der Schwerpunkt liegt auf” ... Teilaufgabe X.

    schrieb Db am

  • #4

    Vorsicht mit den Prozentanteilen in der Spalte für die Gewichtung. Manchmal steht dort 30% / 40% oder 60% / 70%.

    schrieb Schüler am

  • #5

    Danke für den Hinweis. In der Tabelle war es richtig, im Kommentar ist es nun angepasst.

    schrieb Db am

  • #6

    VORSICHT: KurzPROSA, nicht KurzGESCHICHTE!

    schrieb Joerg am

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