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Arbeitsblatt Deutschunterricht

Innere und äußere Handlung: Kreative Übung 15.12.2011, 22:46

Polizisten
Bild: pixabay [CC0 (Public Domain)]

Eine kreative Übung zur Vertiefung des Gegensatzes "innere" und "äußere" Handlung: Vorgegeben ist ein Text, der nur aus äußerer Handlung besteht und unterschiedliche Vorgeschichten dazu. Die Schüler/innen sollen die Leerstellen mit innerer Handlung füllen. In einem weiteren Schritt kann die Erzählung im Rahmen des Kreativen Schreibens weitergeführt werden. Niveau Sek I/II.

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Die Unterscheidung von innerer und äußerer Handlung gehört zu den zentralen Aspekten der Analyse fiktionaler Texte. Selbst bei streng formalisierten Formen wie der Inhaltsangabe muss diese Unterscheidung getroffen und berücksichtigt werden.

I.d.R. wird das Thema im Deutschunterricht analytisch betrieben: Ein Text wird zerlegt in seine Teile, die die äußere Handlung darstellen, und solche, die die innere Handlung darstellen. Das ist deshalb nicht immer optimal, weil ein guter Erzählstil beide Ebenen mischt. Beispiel:

Lothar stand vor dem Sprungturm und schaute nach oben. Seine Stirn war schweißnass und seine Knie zitterten.

Dargestellt sind hier nur beobachtbare, äußere Ereignisse: Lothar schaut, Lothar schwitzt, Lothars Knie zittern. Dabei drücken diese beobachtbaren Ereignisse, die per Definition zur äußeren Handlung gehören, eindeutig innere Vorgänge aus: Lothar hat Angst. Hier ist eine Zuordnung zu "innerer Handlung" bzw. "äußerer Handlung" äußerst schwierig, vielleicht in dieser Form gar nicht unbedingt sinnvoll.

Die vorliegende Übung wählt einen anderen Ansatz: Vorgegeben ist ein Text, der nur aus Beschreibungen von äußeren Vorgängen besteht, die kaum Rückschlüsse auf innere Zustände zulassen ("Ich klopfte an die Tür."). In den Text sind Leerstellen eingebaut. Die Schüler/innen sollen diese Leerstellen mit inneren Vorgängen füllen. Dabei erhalten sie getrennt nach Gruppen unterschiedliche Vorgeschichten. Je nach Vorgeschichte werden die Leerstellen auf ganz unterschiedliche Art gefüllt werden.

Dieses Vorgehen bezweckt zweierlei:

  1. Die Schüler/innen schreiben eine innere Handlung und stellen - v.a. bei der Rezeption der Ergebnisse der anderen Gruppen - fest, in welcher Weise die innere Handlung von der äußeren unabhängig ist bzw. diese beeinflusst.
  2. Die Schüler/innen erkennen an ihren eigenen Arbeitsergebnissen, dass auch äußerlich wahrnehmbare Vorgänge innere Handlung erzeugen können.

Durch die produktive Tätigkeit und die einfach gehaltene Textvorlage ist diese Übung für sämtliche Stufen ab Sekundarstufe I und sämtliche Schulformen bestens geeignet.

Arbeitsblatt

Ausschnitt: Arbeitsblatt innere/äußere Handlung

Das Arbeitsblatt Arbeitsblatt: Polizeirevier - Kreative Übung zu innerer/äußerer Handlung (PDF) enthält auf der ersten Seite den Text mit Leerstellen für die inneren Vorgänge; auf der zweiten Seite sind drei unterschiedliche Vorgeschichten für die einzelnen Gruppen festgehalten. Die zweite Seite kann zerschnitten werden, so dass jede Gruppe nur ihre Vorgeschichte erhält und kennt.

Vorgehen (Unterrichtsvorschlag)

Der Unterschied zwischen innerer und äußerer Handlung sollte besprochen sein. Es sollte klar sein, dass "äußere Handlung" zwar grundsätzlich beobachtbare Vorgänge bezeichnet, dabei aber auch "innere" Vorgänge darstellen kann (siehe Beispiel oben). Eine erste, einführende Übung kann mit diesem Arbeitsblatt erfolgen: Innere/äußere Handlung: Übung.

Die Schüler/innen erhalten die erste Seite des Arbeitsblattes. Nach der Lektüre sollen die Schüler/innen erklären, ob der Text eher innere oder äußere Handlung abbildet und ihre Meinung begründen (möglicher Arbeitsauftrag: "Ist im Text eher innere oder äußere Handlung dargestellt? Begründe deine Aussage!").

Anschließend erhalten die Schüler/innen die unterschiedlichen Vorgeschichten auf der zweiten Seite des Arbeitsblattes. Sinnvoll ist eine Vorentlastung in Gruppenarbeit, wo sich die Schüler/innen darüber unterhalten, wie sich die Person auf ihrem Gang durchs Polizeirevier fühlt und ob es möglicherweise eine Entwicklung gibt (z.B. Zunahme der Angst, der Vorfreude, Umschlag von Hass in Furcht o.ä.). Diese Ergebnisse können die Gruppen schriftlich festhalten (Stichworte genügen: a) Gefühle; b) Entwicklung).

Nun werden die Leerstellen in Einzelarbeit mit Text gefüllt. Wichtig ist der wiederholende Hinweis durch die Lehrer/in, dass sich die innere Handlung auch in äußeren Ereignissen darstellen kann.

Die Auswertung erfolgt nach Belieben im Plenum oder in Gruppen. Wenn die Zeit vorhanden ist, kann eine zweistufige Auswertung erfolgen:

  1. Gruppen mit der gleichen Vorgeschichte vergleichen ihre Ergebnisse und entscheiden sich für die interessanteste Lösung;
  2. Im Plenum werden diese Texte vorgelesen.

Wenn im Plenum vorgetragen wird, brauchen die anderen Gruppen nicht unbedingt zu wissen, welche Vorgeschichte die anderen Gruppen hatten, sondern können dies erraten. 

Weiterführung: Kreatives Schreiben

Beim Weiterführen von Erzählanfängen (Lehrerfreund: Kreatives Schreiben) ist es wichtig, dass zuvor die äußeren und inneren Zustände der Textvorlage erfasst wurden (Beispiele: Erzählung zum Weiterschreiben mit Erwartungshorizont Vorlagen zum Kreativen Schreiben - 2 Arbeitsblätter).

Nachdem die Polizeirevier-Angelegenheit von den Schüler/innen produktiv angegangen wurde, dürfte in jedem Schüler/innen-Hirn eine recht genaue Vorstellung der Verhältnisse vorhanden sein. Deshalb kann die Erzählung im Rahmen eines Schreibauftrags fortgesetzt werden.

Inhalt des Arbeitsblattes innere/äußere Handlung: "Polizeirevier"

Download als PDF: Arbeitsblatt: Polizeirevier - Kreative Übung zu innerer/äußerer Handlung (PDF)

Auf dem Polizeirevier (Seite 1)

Am Dienstag begab ich mich zum Polizeirevier Süd. Der Polizist, der den Türöffner für mich betätigte, musterte mich eingehend.

...

Auf dem Weg zu Kommissar Hubers Büro musste ich durch einen langen, kahlen Gang gehen, der von kaltem Neonlicht beleuchtet war.

...

Ich klopfte an die Tür. Durch die Tür hörte ich ein dumpfes "Ja". Ich drückte die Türklinke nach unten und öffnete die Tür.

...

Der Kommissar saß an seinem Schreibtisch und sah mich an. "Jetzt sind Sie da", sagte er. "Endlich", fügte er hinzu und stand auf.

Arbeitsaufträge: Innere Handlung hinzufügen (Seite 2)

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Gruppe 1: "Der Brandstifter stellt sich"

Vorgeschichte: Der Ich-Erzähler hat einen Kindergarten abgebrannt, weil das Geschrei der Kinder ihm so sehr auf die Nerven ging. Seit Wochen arbeitet eine Sonderkommission der Polizeit auf Hochtouren, der Brandstifter war jedoch vorsichtig und hat keine Spuren hinterlassen.
Allerdings quält ihn sein Gewissen, er kann seit dem Brand nicht mehr ruhig schlafen und hat Albträume. Nun hat er den Entschluss gefasst sich zu stellen, und er macht sich auf den Weg zum ermittelnden Kommissar.

Arbeitsauftrag: Leerstellen mit "innerer Handlung" füllen. Nach Möglichkeit soll eine Entwicklung zu erkennen sein.

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Gruppe 2: "Rache an Kommissar Huber"

Vorgeschichte: Der Ich-Erzähler wurde im Jahr 1994 von Kommissar Huber wegen eines Mordes vor Gericht gebracht. Obwohl der Ich-Erzähler unschuldig war, machte Kommissar Huber eine Falschaussage, damit es zur Verurteilung und somit zur Beförderung des Kommissars kam.
Der Ich-Erzähler hat 18 Jahre im Gefängnis gebracht und die ganze Zeit nur an eines Gedacht: Rache an Kommissar Huber. Jetzt ist es soweit: Er ist draußen, voll Hass, und wird sich an Kommissar Huber rächen - auch wenn er dafür den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen muss.

Arbeitsauftrag: Leerstellen mit "innerer Handlung" füllen.

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Gruppe 3: "Kontaktanzeige"

Vorgeschichte: Die Ich-Erzählerin hat auf eine Kontaktanzeige von Kommissar Huber geantwortet. Nach mehreren Monaten des E-Mail-Kontakts verabreden sie sich im Büro des Kommissars zu einem ersten Treffen.

Arbeitsauftrag: Leerstellen mit "innerer Handlung" füllen.

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