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Unüberwindlicher Föderalismus

Bundesweiter Einheitstarif für alle Lehrer/innen gefordert 11.02.2009, 17:57

Andere Bundesländer locken im Jahr 2009 Berlins Lehrer mit besserem Gehalt und langfristiger Sicherheit. Bevor die Schulen der Hauptstadt völlig ausbluten, fordert Bildungssenator Zöllner einheitliche Löhne. Eine Allegorie auf den Untergang des föderalen Bildungssystems.

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Seit 2004 werden keine neuen Lehrer in Berlin mehr verbeamtet. Diese Entscheidung belastet weniger den Etat der Pensionskosten. Folglich erhalten die angestellten Pädagogen weniger Geld, haben keine dauerhafte Gewähr auf ihren Arbeitsplatz. Reichere Bundesländer erkannten die Zeichen der Zeit und honorieren die verbeamteten Lehrkräften angemessen. Je nach Ausbildung und Anstellung können es 500 bis 1000 Euro mehr sein. Ferner kommen soziale Extras dazu. In Hamburg gibt es Hilfe bei der Wohnungssuche oder einem Kindergartenplatz, Baden-Württemberg verbeamtet sofort auf Probe und zahlt bundesweit die höchsten Bezüge. Mit gezielten Kampagnen werben sie Fachkräfte ab und füllen ihre eigenen Lücken auf. Im kommenden Schuljahr mangelt es allein in Baden-Württemberg an 400 Gymnasiallehrer/inne/n und 200 Berufsschulpädagog/inn/en. Diesen Grund zur Sorge teilt auch Doro Moritz von der Lehrergewerkschaft GEW.

Sollten sich nur reiche Bundesländer gute Lehrer leisten können, ist eine qualitativ einheitliche Bildungsversorgung nicht mehr gewährleistet.

AOL Finanzen 09.02.2009: So viel Gehalt bekommen Lehrer in Deutschland

Damit führt der Förderalismus zu einer Selbstzerfleischung des Bildungssystems. Die brisante Situation drängt Bildungssenator Zöllner zur Reaktion, zumal sich 126 Lehrer außerhalb Berlins bewerben werden. So trat am 01. Februar 2009 eine Gehaltserhöhung von 400 Euro in Kraft. Für den Haushalt 2010/11 ist ein Durchschnittslohn von 3500 Euro brutto angedacht. Flexiblen Teilzeitlösungen sei man aufgeschlossen, denn „anders als in anderen Bundesländern sollten sich die Pädagogen entscheiden können, ob sie weniger unterrichten und entsprechend weniger verdienen wollen.“, sagt die Fraktionschefin der Linken Carola Blum. Außerdem möchte Berlin wie Rheinland-Pfalz Quereinsteigern berufsbegleitende Qualifikationen ermöglichen, um sie dann in den Schuldienst zu stellen. Mit Rückendeckung des Regierenden Bürgermeisters Wowereit will Zöllner auf der nächsten Kultusministerkonferenz gleichmäßige Gehaltsabsprachen diskutieren.

Die Unterstützung von Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein ist ihm sicher. Torsten Rott aus dem saarländischen Bildungsministerium bekräftigt die Idee, denn „einheitliche Rahmenbedingungen und Spielregeln wären schon wichtig, um ein sinnloses Wettbieten zu verhindern.“
Der heutiger Kanzleramtschef Thomas de Maiziére hält diese Denkweise für weltfremd und unvorteilhaft, denn „wer in Zukunft gute Lehrer haben will, muss in der Gegenwart dafür sorgen, dass er sie auch bezahlen kann.“ (Tagesspiegel: Ist die einheitliche Bezahlung von Lehrern machbar?)

Die Situation in Berlin und um Berlin und um Berlin herum ist dabei lediglich als Fanal zu betrachten. Schamlos buhlt Baden-Württemberg um Lehrer/innen aus Ostdeutschland, andere “reiche” Bundesländer (z.B. Hessen) sind nicht zurückhaltender.
Wie die egoistischen Kinder im Sandkasten raffen sie auf Kosten der anderen zusammen, was sie kriegen können. Dabei wird gebissen, getreten und gelogen - und am Abend gibt es keinen einzigen Sandkuchen, sondern nur Tränen und Verlierer/innen.

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Kommentare

3

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  • #1

    Föderalismus ist kontraproduktiv und führt zu Benachteiligungen. Dies trifft nicht nur für Lehrergehälter zu, die gleich gute Arbeit leisten, sondern auch für die Schüler. Sie leiden an schlecht ausgestatteten zu kleinen Klassenzimmern. Bildung und deren Ausstattung sollte Bundesaufgabe sein und nicht nur die Bildungsstandards, die dann nicht einheitlich erreichbar sind. Aber vielleicht will man das ja so, um den nächten Test oder die nächste Studie zu gewinnen. Verlierer sind die besonders die Schüler.

    schrieb Torgau am

  • #2

    Einer der Gründe für den (Bildungs-)Föderalismus ist auch das Ermöglichen des Wettbewerbs um die besten politischen Lösungen. Die föderalistische Organisation des Bildungswesens wird von den Bundesländern mit Zähnen und KLauen verteidigt. Dann kann man sich aber nicht beschweren, wenn es bei der Einstellung von Lehrern auch den Wettbewerb zwischen den Bundesländern gibt. Auf dem freien Arbeitsmarkt soll ja auch das Prinzip von Angebot und Nachfrage gelten, also warum nicht bei Lehrern?

    Berlin ist jahrelang unmöglich mit den BewerberInnen umgegangen - dafür gibt’s jetzt die Quittung. Mister M. hat Recht: nicht die anderen Bundesländer zahlen zu viel, sondern Berlin zahlt zu wenig. Zu denken, dass Berlin trotzdem attraktiv, weil “sexy”, bleibt, ist naiv und dämlich.

    schrieb noch n Kaffee am

  • #3

    Nicht Hessen zahlt zu viel, sondern Berlin zahlt zu wenig. So einfach ist das. Die Berliner Probleme sind übrigens zum großen Teil hausgemacht (Bankgesellschaft Berlin…). Warum sollen ausgerechnet die Lehrer dafür büßen?

    Es ist in anderen Berufen auch selbstverständlich, dass für gesuchte Fachkräfte höhere Gehälter gezahlt werden. Warum soll das bei den Lehrern anders sein?

    schrieb Mister M. am

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