Lehrprobe
Lehrprobe: Kabale und Liebe, I,4 (Ferdinand und Luise) 16.10.2005, 17:36
Lehrprobe Klasse 11, bestehend aus komplettem Unterrichtsentwurf, Verlaufsplan und Materialien. Thema: Die Liebe zwischen Ferdinand und Luise, untersucht an I,4.
Zur Durchführung dieser Stunde benötigen Sie folgende Dateien:
- Unterrichtsentwurf 'Ferdinand und Luise', Akt I,4 (pdf)
- Tafelbild zu den unterschiedlichen Verhaltensweisen von Ferdinand und Luise (pdf)
- Arbeitsauftrag (Folie oder Zettel) (pdf)
- Bild "Herz", zur Dekoration des Tafelbilds (jpg)
- Bild zum kreativen Schreibauftrag (Transfer) (jpg)
- Vier Standbilder zum Einstieg (Klick auf's Bild zum Vergrößern):
Lehrprobe: Unterrichtsentwurf
Unterrichtsentwurf für die 4. Prüfungslehrprobe im Fach Deutsch am Dienstag, den 13. März 2001
Der Lehrerfreund, XY-Gymnasium, XY-Straße, 79100 Freiburg
Vorsitzender: StD XY; Fachleiter: StD Dr. XY
Klasse: XY, Raum: 204, 2. Stunde (8:40-9:25)
Thema der UE: Schiller: Kabale und Liebe
Thema der Stunde: Ferdinand und Luise 1
1 Voraussetzungen
Die Klasse 11b wird im Fach Deutsch von mir nur für den Lehrprobenzeitraum unterrichtet; sie besteht aus 25 SchülerInnen, die fachliche Kompetenz ist m.E. überdurchschnittlich, die methodische hingegen eher bescheiden. Bezüglich der Motivation handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe – einige wenige SchülerInnen können mit dem Fach Deutsch überhaupt nichts anfangen, viele andere hingegen sind extrem interessiert. Mein Verhältnis zur Klasse ist ausgezeichnet und es gelingt mir, einen Großteil der Klasse zu motivieren.
2 Unterrichtszusammenhang
Die heutige Stunde ist die vierte Stunde, in der ich mit der Klasse das Drama „Kabale und Liebe“ behandle. Die SchülerInnen haben es schon vor Beginn der UE gelesen. Ich behandle in der UE das Drama nicht chronologisch entlang der Handlung, sondern möchte es ausgehend von den zentralen Aspekten erschließen (Sturm und Drang, Liebestragödie, Generationenkonflikt Ständekonflikt usw.). Die heutige Stunde beschäftigt sich deshalb mit dem tragischen Liebespaar Luise und Ferdinand. In den vorangegangenen Stunden wurden die grundlegenden Strukturen des Dramas geklärt (Figurenkonstellation, Konflikt zwischen Bürgertum und Adel an Hand von I,1 und I,5). Hausaufgabe war die Lektüre von I,3 (Gespräch zwischen Luise und ihrem Vater) mit dem Auftrag, typische Sätze, durch die die Liebe Luisens charakterisiert wird, zu markieren. Gemäß Lehrplan Klasse 11 (AB 2) soll die Lektüre einen Einblick in die Epoche des Sturm und Drang und in die damit zusammenhängenden Probleme gewähren. Diesen Forderungen zolle ich Tribut, indem ich die am Text zu erarbeitenden Problematiken in den epochalen Zusammenhang zu setzen versuche und sie – wo möglich – als anthropologische Grundkonstanten zur Diskussion stelle.
3 Didaktische Analyse des Unterrichtsgegenstandes
Ferdinand und Luise lieben sich. Doch der schwärmerischen Wucht Ferdinands steht die Irritation Luisens gegenüber. Soll sie die gesellschaftlichen Konventionen, die emotionale Verbundenheit ihrem Vater gegenüber, ihr bisheriges Leben und ihre bürgerliche Moral über Bord werfen, um dem Ruf ihres Herzens zu folgen – wie Ferdinand? Oder soll sie der Liebe entsagen, um den inneren und äußeren Konflikten, die sich aus ihrer Verwirklichung ergeben würden, zu meiden? Die Dissonanz dieser beiden Liebesauffassungen und den sich daraus ergebenden inneren Konflikt Luisens soll den SchülerInnen in der aktuellen Stunde bewusst werden. Diese Dissonanz ist den SchülerInnen in groben Zügen bewusst. Sie soll zu Beginn der Stunde thematisiert werden – zuerst durch die Betrachtung von standbildartigen Fotografien, dann – konkreter zum Text hin – durch die Besprechung der Hausaufgabe. Als Schlüsselszene dient I,4. In dieser ersten Begegnung zwischen Ferdinand und Luise offenbart sich schon der zentrale Konflikt. Besonders deutlich kommt er in den Regieanweisungen zum Ausdruck: Während Luise zu Beginn der Szene – wenn auch „blass“ – Ferdinand um den Hals fällt, so drückt sie ihn am Ende der Szene – getrieben durch seine Liebesschwüre – „in großer Bewegung“ von sich. Die SchülerInnen werden also in der Erarbeitungsphase diese Szene unter besonderer Berücksichtigung der Regieanweisungen analysieren. Diese Phase wird in arbeitsteiliger Gruppenarbeit durchgeführt. Schwerpunkt liegt dabei auf dem Verhalten der beiden Liebenden und einer sich daraus ergebenden näheren Charakterisierung dieser verschiedenartigen Liebesauffassungen. Denn letztlich trennen nicht nur äußere Umstände Ferdinand und Luise, es ist vielmehr die unterschiedliche Art zu lieben. Um die Ergebnisse in möglichst kondensierter Form zu erhalten wird jede Gruppe nur drei Metaplanzettel für die Ergebnissicherung bekommen. So sind die SchülerInnen gezwungen, sich in der Diskussion auf die wesentlichen Aspekte zu einigen. Die Ergebnissicherung wird während der Schülerpräsentation über Metaplan erfolgen. In einem weiterführenden Schritt sollen die SchülerInnen über die Aufgewühltheit Luisens am Ende dieser Szene reflektieren und erkennen, dass sich hier eine wichtige Problematik des Sturm und Drang zeigt: Wer die Regungen seines Herzens als tragende Leitkraft seines Lebens akzeptiert, der muss zwangsläufig mit der Gesellschaft in Konflikt geraten. Da diese Phase eine hohe Abstraktionsleistung von den SchülerInnen erfordert, wird sie konsequent im LSG durchgeführt. Als Vertiefung dient ein kreativer Schreibauftrag zu einem fotografierten Standbild. Sollte noch Zeit zur Verfügung stehen, folgt eine Bewertung des Verhaltens v.a. Luisens – ist es für die SchülerInnen nachvollziehbar, dass eine große Wallung des Herzens zu Gunsten der Wahrung des gesellschaftlichen Status quo und des Seelenfriedens eines gegen den Geliebten eingestellten Vaters unterdrückt wird? Dieser Schritt wird jedoch wahrscheinlich in die nächste Stunde verschoben werden müssen, in der ebenfalls die – nun gesteigerte – Dissonanz zwischen Luise und Ferdinand Thema sein wird.
4 Unterrichtsziele
Kognitive Ziele:
- Die SchülerInnen erkennen das ambivalente Verhältnis der Liebe Luises zu Ferdinand.
- Sie erarbeiten an einer Textstelle das Verhalten der Protagonisten und leiten daraus Charakteristika der jeweiligen Art zu lieben ab und erkennen das dort begründete Konfliktpotenzial.
- Sie erkennen die Bedeutsamkeit des Konflikts für die Epoche des Sturm und Drang – Gefühl gegen Konvention.
- [je nach Zeit: Sie diskutieren die Frage nach dem Sinn oder Unsinn von gesellschaftlichen Zwängen, durch die hehre Gefühle unterdrückt werden und bewerten die Einstellung Luises bzw. Ferdinands in Hinblick darauf.]
Soziale Ziele:
- Die SchülerInnen arbeiten gemeinsam an einer Textstelle.
- SchülerInnen präsentieren der Großgruppe ihre Arbeitsergebnisse.
5 Geplanter Unterrichtsverlauf:
t | Phase | Inhalt | SozForm | Medien |
---|---|---|---|---|
6 | Einstieg | 4 Fotos – welches trifft die Beziehung zwischen Luise und Ferdinand am besten? | LSG | Folien |
5 | Konkretisierung | Der Konflikt Luisens am Beispiel von I,3 | SV, LSG | I,3 (HA) |
12 | Erarbeitung | Die unterschiedlichen Liebesauffassungen Ferdinands und Luisens | at GA (6er) | I,4 |
12 | Auswertung, Fixierung; Zusammenfassung | S präsentieren ihre Ergebnisse | SV, SG LSG | TA, Meta-Plan-Karten |
6 | Erarbeitung 2 | Bedeutung des Konflikts für die Epoche des Sturm und Drang | LSG | TA |
4 | Zsfs.: Stundenergebnis | Kreativauftrag zu Foto - Was denkt Luise, was denkt Ferdinand? | PA SV | AB |
? | Diskussion | Bewertung des Verhaltens der beiden Protagonisten in Hinblick auf die Lebenswelt der SchülerInnen | LSG |
HA: Interpretieren Sie III,4 in Hinblick auf ihre peripetische Funktion.
6 Anlagen
- Arbeitsaufträge für Gruppenarbeit
- Geplantes Tafelbild
- Arbeitsblatt
7 Erklärung nach § 17 Abs. 4 APrOGymn
Ich versichere, dass ich den Lehrprobenentwurf selbständig angefertigt, nur die angegebenen Hilfsmittel benutzt und allen Stellen, die dem Wortlaut oder Sinn nach anderen Werken entnommen sind, durch Angabe der Quellen als Entlehnung kenntlich gemacht habe.