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Geld verpulvert

Neue elektronische Tafeln lösen kein einziges Problem 21.09.2011, 09:53

Interaktives Whiteboard
Bild: flickr-User Rebecca Morrison

»Diese Tafeln braucht kein Mensch«, urteilt Klaus Armbruster (Mitglied der GEW) über interaktive Whiteboards. Gastbeitrag eines Whiteboard-Kritikers.

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Der Autor ist Mitglied des GEW-Kreisvorstandes Darmstadt-Stadt und der Fachgruppe Gesamtschule der GEW Hessen. Der Artikel gibt nicht die offizielle Meinung der GEW zum Thema „Active Boards“ wieder, sondern versteht sich als Diskussionsbeitrag. 
Der Beitrag wurde für die GEW Hessen geschrieben und unter gleichem Titel am 01.12.2009 auf gew-hessen.de veröffentlicht. Wir danken dem Autor für die Genehmigung zum Abdruck hier.

Hessens Schulen haben finanzielle und personelle Probleme. Das ist seit langem bekannt und daran wird auch die neue FDP-Kultusminsterin wie ihre Vorgänger Banzer und Wolff nicht viel ändern können. Schulen klagen über bauliche Mängel bis hin zum Verfall ganzer Gebäudeteile, heruntergekommene und unhygienische Toilettenanlagen, fehlende Mensen oder Aufenthaltsräume für die geforderte Ganztagsbetreuung. veraltete Unterrichtsmaterialien, mangelhafte Ausstattung und vieles mehr. Der Lehrernachwuchs wird knapp, da der Lehrerberuf durch die enormen Belastungen im Schulalltag trotz der „vielen Ferien" und „der tollen Bezahlung" unattraktiv geworden ist.

Aber kein Grund zur Panik, jetzt naht die Rettung in Gestalt der neuen „Active Boards" oder „Smartboards", der blinkenden und leuchtenden elektronischen Tafeln!

Wer im Folgenden eine objektive und sachliche Abwägung der Vor- und Nachteile erwartet, sollte jetzt aufhören zu lesen und eine andere Quelle heranziehen. Den ich ärgere mich maßlos über den Wind, der um diese „pädagogische Revolution" gemacht wird, und über das Geld, das hier verpulvert wird. 

Wer zweifelt, gilt als rückständig

Schulen klagen, wie erwähnt, häufig und zu Recht. Doch Klagen über die begrenzten Möglichkeiten von Kreidetafeln habe ich noch nie gehört. Niemand kam bisher auf die Idee, man könne den Mängeln an hessischen Schulen begegnen, indem man die Tafeln auswechselt und durch neue ersetzt, noch nie hing die Qualität des Unterrichts von Kreidetafeln ab!

Aber jetzt offeriert man uns die neuen Tafeln als Allheilmittel. Auf einen Schlag drängen die neuen Tafeln die Defizite im Schulalltag durch ihre Technik so in den Hintergrund, dass sie kaum mehr ins Gewicht fallen. Und man hat die – in Zeiten der Mängelverwaltung seltene – Chance, einmal „ganz modern" zu sein. Seit dem Start der Konjunkturprogramme von Bund und Land geben sich Firmen, die solche Boards verkaufen wollen, die Klinken der Schultore in die Hand, um ihre Wunderwerke anzubieten. Wer wollte es ihnen verdenken, winken doch große Geschäfte!

Wer zweifelt oder zögert, ist altmodisch, unflexibel und technikfeindlich. Und auch mancher bisher sehr knauserige Schulträger entdeckt plötzlich sein Herz für die Bildung, statt erst einmal über eine längere Zeit Erfahrungen in ausgewählten Schulen sammeln zu lassen. 

Diese Tafeln braucht kein Mensch

Pädagogisch und lerntheoretisch gelten Tafeln seit langer Zeit in einem modernen Unterricht als untergeordnetes Medium. Frontalunterricht ist „out", selbsttätiges Lernen ist das Ziel moderner Pädagogik. Partner- und Gruppenarbeit, innere Differenzierung und individuelle Förderung sind anerkannte Bestandteile heutiger Methodik. Jetzt soll die Tafel – wenn auch digitalisiert – den Unterricht wieder beherrschen. Schülerinnen und Schüler kämen jetzt wieder gerne an die Tafel, weil sie elektronisch ist. Doch wird diese Begeisterung rasch wieder verfliegen, weil es im Schüleralbtraum „Allein an der Tafel vor der ganzen Klasse" schon seit Generationen nur darum geht, ein gutes Bild abzugeben, keinen Fehler zu machen und sich bloß nicht zu blamieren. Und diese Angst ist unabhängig von der Art der Tafel.

Die Bedienung sei leicht zu erlernen, versprechen die Firmen, doch von der Wartung spricht niemand. Wer kommt, wenn die Tafel einmal ausfällt? Wer repariert Beschädigungen? Woher kommt das Geld für Wartung, Reparaturen und qualifiziertes Personal? In Zeiten der Finanzkrise muss man erst einmal diese Fragen stellen und von den Verantwortlichen beantworten lassen, statt euphorisiert und ohne Verstand folgenreiche Entscheidungen zu treffen. Gesundheitliche Fragen nach dem ständigen Summen des Beamers und der Helligkeit der Tafeloberfläche werden kaum gestellt.

Die Lobhudelei um die „Active Boards" soll von den tatsächlichen massiven Problemen unseres Bildungswesens ablenken, doch lassen diese sich auch durch neue Tafeln nicht kaschieren: Kaputte Bücher, große Klassen, zu wenige und überlastete Lehrkräfte sind die eigentlichen Ursachen für die bekannten Zustände. Die neue Tafel braucht kein Mensch!

Und was spricht für diese Tafeln? Sicher, manche Lehrkräfte bekommen von der Kreide schmutzige Kleidung und rauhe Hände. Das wäre jetzt vorbei. Aber die Verteilung kostenloser Handcremes und Reinigungsgutscheine auf Lebenszeit dürfte billiger werden...

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Kommentare

34

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  • #1

    Tatsächlich lösen interaktive Whiteboards kein einziges Problem im - aus Sicht der Schüler - langweiligen Frontalunterricht. Projektor-Technik bringt nur zusätzlich Lärm, Hitze und Dunkelheit mit Dämmerschlaf in den Raum. Oben angesprochen werden auch die technischen Hürden der Beamer-Bausätze. Es geht längst anders! Beamer war gestern! -> http://4l8.de/beamer_war_gestern/ Sie können mit Wissen aus dem Internet arbeiten, müssen aber nicht…

    schrieb Peter Walden am

  • #2

    Da gibts doch was von ...
    http://www.smartboard.de/dc.php?id=2325a091041b5da7e8f3e27ff72c55cb

    @ Admin, ich bin nicht ganz sicher, ob der Link auch bei Nichtabonnenten funktioniert. Hier wird beschrieben, wie man die Tafel im Chemieunterricht sinnvoll einsetzen kann.

    schrieb abohn am

  • #3

    Ich habe seit 2 Wochen aktiv mit Whiteboards im Unterricht zu tun (neue Schule, die auch Laptop-Klassen testweise eingerichtet hat) Hier fallen die eingangs genannten Probleme nicht auf. Das Gebäude und die Räume, sowie Sanitäranlagen sind völlig in Ordnung, die Lage ermöglicht ein ruhiges Arbeiten. Alles in allem also eine wunderbare Arbeitsatmosphäre.

    Im Kollegium gibt es starke Befürworter und starke Gegner der active Boards. Ich selbst bin von den neuen Möglichkeiten sehr angetan und verwende das Board gerne für meinen Unterricht. Es erfordert halt Zeit zur Umstellung, neue Unterrichtsvorbereitungen usw.

    Allerdings gibt es halt gut geeignete Fächer und weniger gute. Meine sind Geographie und Chemie. Für Geo ist das Board ideal, da man in Geographie sowieso immer aktuell sein sollte und auch gegenwärtig wichtige Themen ansprechen kann - bei denen das Internet eine wichtige Informationsquelle ist. Es bietet darüber hinaus enorme Möglichkeiten Geographie zu veranschaulichen, besonders mit Fotos. In Chemie hingegen ist das Whiteboard ziemlich schwierig. Sowohl die Schüler mit Laptop, als auch ich haben starke Probleme, besonders wenn es um chemische Zeichensprache geht. Hier haben wir noch keine passenden Anwendungen, sodass sehr sehr viel Zeit verloren geht, um die Formeln aufzuschreiben, weshalb ich fast ausschließlich mit Tafel und Heft arbeite, weil man so einfach schneller arbeiten kann. Auch besteht ein großer Teil des Chemieunterrichts aus Experimenten, die nun mal “analog” einfach unerreichbar sind und vom didaktischen Wert niemals gleichwertig durch digitale Medien ersetzbar sein wird - wenn man die Ressourcen, sprich Chemikalien und Geräte ausreichend zur Verfügung hat.

    Allerdings habe ich dennoch langfristige Bedenken was den übermäßigen digitalen Medieneinsatz angeht - es gehen wichtige Kernkompetenzen verloren - Schreiben zum Beispiel. Wenn Kinder bereits im Grundschulalter mit allen möglichen technischen Geräten ausgestattet werden und spätestens in der fünften Klasse fast nur noch am PC schreiben, bin ich der Meinung, dass diese fast gar nicht mehr in der Lage sind, handschriftlich zu arbeiten. Die Wichtigkeit dieser Fähigkeit nimmt im digitalen Zeitalter freilich ab, aber sie ist dennoch vorhanden. Es gibt immer mal Situationen, in denen man keinen Computer zur Verfügung hat. Zumal Elektronik nun mal recht anfällig ist und viel zu komplex, sodass man auf Fachpersonal angewiesen ist, um bestimmte Probleme zu lösen. Wenn die Kinder nur noch auf digital getrimmt werden und ihr Pocket PC doch mal kaputt geht, stehen sie da und gucken wien Schwein ins Uhrwerk. Ein Blatt Papier spuckt halt keine Fehlermeldungen aus. Es kann lediglich zerreißen, verbrennen oder nass werden (was den computer auch kaputt machen würde). Die Gesellschaft wird in immer stärker werdendem Maße abhängig von Elektronik, man sollte darauf achten, dass sie uns nicht völlig beherrscht.

    Daher mein Fazit: Active Boards sind eine schöne Sache und wird die Zukunft sein und da die Kinder Medienkompetenz lernen sollen, ist es eine schöne Bereicherung für den Unterricht, auch mit neuen Medien umgehen zu lernen, aber man sollte unbedingt darauf achten, auch alte Medien weiterhin zu verwenden, um wichtige Kompetenzen nicht verkümmern zu lassen und nicht völlig abhängig von Elektronik zu werden. Eine gute Mischung ist wichtig, zumal ein Wechsel des Mediums bei den Schülern einen Aufmerksamkeitsschub erzeugt, auch wenn es nur die 2 Schritte sind, die der lehrer vom active board zur grünen Tafel macht.

    schrieb T. am

  • #4

    Dem kann ich nur zustimmen. Als Kunstlehrer schätze ich es besonders, dass ich Schülerarbeiten (auch großformatige) mit der Dokumentenkamera fotografieren und ins Tafelbild gleich (auch für nachfolgende Klassen) einfügen kann. Alternativ arbeite ich auch gerne mit dem Fotoapparat, um Platz im Vorbereitungsraum zu sparen. zugegebenermaßen ist das haptisch weniger schön, aber wenn man überlegt, wie viel Platz ein halber Klassensatz A1-Arbeiten wegnimmt, bin ich sehr zufrieden mit dieser Lösung.

    schrieb abohn am

  • #5

    Ein wichtiges Zusatzfeature der Whiteboards kommt leider kaum zu Wort: Die Dokumentenkamera. Es muss keine teure SMART-Kamera sein, es gibt auch preiswertere Modelle von z.B. AVer.
    Sie ermöglichen das Arbeiten (Zeichnen, Schreiben, Malen etc) auf normalem A4-Papier, zeigt ohne Scannen Fotos, Buchseiten und vor allem ausgesuchte Schülerarbeiten, aus denen man häufig mehr lernt als aus didaktisch aufgemotzten Tafelbildern.
    Schüler können ihre Ergebnisse (im Heft oder auf A4-Bogen) für alle Mitschüler perfekt präsentieren. Viele Kopiereinsätze werden überflüssig. Soweit jedenfalls meine Erfahrung nach 2 Jahren Whiteboard.
    Michael Eicker

    schrieb Michael Eicker am

  • #6

    Ich arbeite seit Nov.2011 mit einem interaktiven Panaboard mit Easiteach und Mastertool sowie einer Reihe weiteren Lernprogrammen für die Grundschule. Bisher bin ich mit dem Gerät sehr zufrieden, es stellt einen einzigen Kanal für alle gängigen Medien inkl. Internet zur Verfügung und kommt v.a. aufgrund der gestalterischen und interaktiven Möglichkeiten bei den Schülern sehr gut an. Die Kinder nützen das WB vielfältig neben vielen anderen Möglichkeiten zum Lernen. Auf jeden Fall muss aber im Klassenraum eine konventionelle Tafel vorhanden sein, mann denke nur an Fachlehrer und Krankheitsvertretungen.
    Das Gerät ist absolut leise und die Software stellt eine echte Arbeitserleichterung dar. Man erspart sich viel Vorbereitungszeit im Vergleich zu konventionellem Material.
    Aufgefallen ist mir auch, dass vor allem diejenigen Kolleginnen und Kollegen negativ eingestellt sind, die WBs bisher weder gesehen noch ausprobiert haben, sich aber sicher sind, dass das moderne Zeugs nichts taugt.
    Wir nahmen uns im Kollegium einen Nachmittag Zeit und ließen uns von befreundeten Kolleginnen die praktische Arbeit mit den WBs vorführen. Alle hatten genügend Zeit zum Testen und Fragen. Interessant war, dass vor allem die Kolleginnen mit den bislang größten Vorbehalten plötzlich so ein Wunderding nutzen wollten. Das hat inzwischen dazu geführt, dass die gesamte Grundschule wie auch die Nachbarschule voll ausgestattet werden soll. So können natürllch in der kollegialen Zusammenarbeit auch Synergieeffekte entstehen, die die einzelne Lehrkraft wieder entlasten. Es bleibt mehr Zeit für die Kinder.
    Also einfach mal ausprobieren!
    Grüße,
    horst

    schrieb Horst am

  • #7

    Diese Tafeln arbeiten sehr unzuverlässig. Manchmal funktionieren sie, manchmal auch nicht. Ich kann nur raten, in jedem Klassenzimmer zusätzlich einen Overhead-Projekt und eine weiße Wand als Projektionsfläche vorzusehen, sonst gibt es Tage, an denen man am besten die Schüler um 8.15 nach Hause schicken sollte. Selbstverständlich habe ich 20 Folien und Non-Permanent-Folienstifte immer dabei.
    Gruß
    Hans

    schrieb Vera R. Schung am

  • #8

    @abohn
    Das ist prima, dass es bei Ihnen mit der materiellen Ausstattung so gut klappt. Fuer die Beantragung von Mitteln aus dem e-education Plan des Senates benoetigt man ein Medienkonzept.
    Diese know how ist leider nicht an allen Grundschulen vorhanden.

    An unserer Grundschule verfuegen wir ueber 2 Computerkabinette, welcher nur durch den Elan von Freiwilligen am Leben gehalten werden. Auch die neu angeschafften Notebooks 15” wurden ueber den Foerderverein besorgt mit privaten Spendenmitteln. Leider war es uns nicht moeglich, eine bezahlbare Elektronik Diebstahlversicherung abzuschliessen. Das Problem betrifft wohl ALLE Schulen in Berlin.

    Da hilft auch der Bezirk nicht weiter, genau so wenig wie bei der technischen Wartung der Systeme. Unser Vorschlag, drei in der Naehe liegende Grundschulen mit einer externen IT Stelle zu betreuen, findet keine Finanzierungsgrundlage. Bedeutet fuer ueber 1000 Schuler + Lehrer man ueberlaesst die technische Betreuung von EDV Systemen…sich selbst !

    Und auch die Kontrolle des DRM (digital right management) ist noch nicht vom Tisch - Stichwort ACTA (Anti-Counterfeiting Trade Agreement) mit schulrelevanten Kontrollmechanismen.

    schrieb Holm am

  • #9

    Hallo Herr Holm, gerade in Berlin haben Sie gute Möglichkeiten, ICT in Ihren Unterricht zu integrieren. Das vom Senat extrem gut bezuschusste Programm e-education-Masterplan erfüllte mir bisher die meisten Träume. Rezept: Man mache ein schönes kleines Projekt auf der eTwinning- Plattform, erkläre dann die Notwendigkeit der Technik für dieses Projekt und man bekommt (fast) alles.
    Alternativ können Sie sich auch als Modellschule bewerben. Dafür gibt es einen Laptoppool und Computerinseln. Sogar Interaktive Whiteboards lassen sich mit verhältnismäßig wenig Aufwand für diese Projekte beschaffen.
    Um Diskussionspartner zu finden, sollte man die angebotenen Weiterbildungen besuchen. Kürzlich gab es eine zu Cybermobbing, dort konnte man zB viele kompetente Ansprechpartner finden. Auch in der Lehrer- Blogger-Szene gibt es einige Berliner.

    Der Schultrojaner ist ja nun auch erst einmal vom Tisch.

    Was uns hier wirklich fehlt, ist jemand, der die Wartung durchführt, Anschaffungen koordiniert, regelmäßig kontrolliert und sinnvoll ergänzt.
    Die Laptops werden zB. gut genutzt, aber wenn eine Taste ab ist, polke ich drei Stunden das Teil wieder ran, obwohl ich mich besser mit der Mutter von XY treffen sollte, der gerade 7 Fehltage angehäuft hat.

    schrieb abohn am

  • #10

    Wir sollten die Technik nicht verteufeln, sondern uns die Nutzung erschliessen. Tja, da kommen wir zu dem eigentlichen Punkt:
    Wo sind die Notebooks fuer die Schueler, um damit interaktiv zu agieren? Wo sind die Breitbandinternetanschluesse, um die unendlichen Weiten des Internets zu nutzen? Wo sind die elektronischen Schulbuecher, die man dazu Nutzen kann?
    Und was macht eigentlich ganz konkret der von der KMK vereinbarte Einsatz des Schultrojaners in diesem Zusammenhang? Fragen ueber Fragen, aber mit fehlen zu dieser Thematik die kompetenten Diskusionspartner-hier in Berlin.

    schrieb Holm am

  • #11

    Ich war gestern zum ersten mal aus beruflichen Gründen (Bereich digitale Medien) auf der didacta und war von den Eindrücken ziemlich geplättet. Die Vehemenz, mit der das eWB in den Markt gedrückt wird, während mir aus den interessehalber konsultierten Foren auf der Nutzerseite im Wesentlichen Fragezeichen und unzureichende Schulung entgegenwehen hat mich schon stark beeindruckt. Ich bin froh darum, dass das Thema so kontrovers Diskutiert wird und eine pauschale Verteufelung wie die obige nicht unkommentiert stehen gelassen wird. Ich bin keineswegs für einen ausschließlichen, unkritischen und flächendeckenden Einsatz der Geräte, wünsche mir aber im Sinne “lebensnaher” (Aus-)Bildung in jedem Falle interaktive Unterrichtsgestaltung. Da ich fachfremd bin, würde ich mich freuen, wenn Sie meinen Eindruck http://blog.paperc.de/2012/02/kurzbesuch-bei-der-didacta-in-hannover-ein-meer-aus-electronic-whiteboards-und-tranen/  kurz spiegeln könnten, da mich das Thema sehr interessiert. Ich wünsche allen, dass die Vorteile Zukunft schwerer wiegen als die (vorübergehenden?) Unannehmlichkeiten im Einsatz neuer Technik!

    schrieb Katja Splichal am

  • #12

    Hallo liebe Kollegen, es ist doch lustig, wie hier das eine mit dem anderen vermengt wird. Solange Geld da ist, was NUR für Bücher ausgegeben werden darf, gibt man es eben für Bücher aus. Ist Geld da für neue Tische, darf ich damit nicht etwa eine Wandkarte kaufen, nein dafür gibt es Geld für Wandkarten. Und gibt es Geld für IWB, dann werde ich es mir doch nicht nehmen lassen, so ein Gerät für die weitere Verbesserung meines Unterrichts zu nutzen. Dass ich nun, dank der angeschlossenen Dokumentenkamera wesentlich weniger Bücher brauche und eigentlich sowieso keine Wandkarten mehr, interessiert keinen. Schließlich will man das Geld ausgeben, was da ist und das ist eben nur für Bücher, nur für Karten, nur für Möbel und eben nur für Tafeln.
    Die Verbesserung des Unterrichts hängt nicht von der Tafel ab. Jeder von uns kann mit Kreide unterrichten und bald kann es auch jeder mit dem IWB.
    Eine veränderte politische Einstellung zur Bildung ist dringend nötig, aber ganz bestimmt nicht über so inkompetente Verteuflungen eines interaktiven Mediums wie in diesem Titelbeitrag zu erreichen.

    schrieb abohn am

  • #13

    Keine Angst, liebe Frau Plümer, das IWB hat nichts mit Lehrerdominanz zu tun, es kommt immer auf die Konzeption des Unterrichts an, ob man Schüleraktivitäten einplant, einbezieht, provoziert. Schüler arbeiten leidenschaftlich gerne am Whiteboard, füllen aus, ordnen zu, schreiben, markieren, zeichnen, gruppieren. Ich kann natürlich am IWB eine Stunde lang einen lehrerzentrierten Frontalunterricht halten, was übrigens an der grünen Tafel mindestens genauso gut funktioniert. Mit dem IWB hat das nichts zu tun.

    Das Whiteboard bietet uns aber die Möglichkeit, die unterschiedlichsten Medien in den Unterricht miteinzubeziehen, was nicht heißen muss, dass das auch immer getan werden muss. Vielmehr haben wir die Möglichkeit, Elemente des geplanten Unterrichts in abgespeicherter Form schon mitzubrigen, was den Unterricht effizienter macht. Eine genaue Planung ist natürlich unausweichlich.

    Es ist richtig, dass die Einarbeitungszeit nicht zu unterschätzen ist, doch wenn man nur an einem Whiteboard-Typ arbeitet, hat man die Funktionen schnell verinnerlicht, je mehr man damit arbeitet.
    Das Arbeiten an der Tafel erfordert Übung, die Übersicht über die Funktionsleiste direkt vor der Tafel geht anfangs leicht verloren, die Handhabung mit dem Stift klappt nicht immer auf Anhieb. Frust ist vorprogrammiert. Doch schon nach kurzer Zeit will man die Möglichkeiten, die das Board bietet, nicht mehr missen und man wird sehr erfinderisch in der Unterrichtsgestaltung, experimentiert, probiert aus, wird einfallsreich. Und irgendwann, ich verspreche es Ihnen, geben Sie Ihr IWB nicht mehr her….. ,-)

    Was die Wartung betrifft, würde ich mich an meinen Lieferanten wenden, der sicherlich gerne behilflich sein wird, weil er ja hofft, Ihrer Schule noch weitere Modelle verkaufen zu können.
    Viel Glück !

    schrieb Ulrike Kinzler-Straub am

  • #14

    Ich arbeite im DaF-Bereich und stehe vor der Einführung der IWB. Bisher fand ich den Beamer-Einsatz im Unterricht optimal und konnte damit eine neuerliche Tafel- und Lehrerzentriertheit erfolgreich abwenden ohne die neuen technischen Möglichkeiten zu ignorieren. Mit dem Einsatz der IWB befürchte ich einen Rückfall zur Lehrerdominanz, den ich im DaF-Bereich als sehr bedenklich halte. Abgesehen von evtl. nicht ausreichend berücksichtigtem Wartungsservice, vermisse ich bei der Diskussion eine Auseinandersetzung über den Unterrichtsaufwand der betrieben werden soll und der sich bald zur Normal -.Erwartung seitens der Arbeitgeber entwickeln wird. Bisher hat mir jedenfalls jede Anwendung technischer Neuerungen den vorgesehenen -und damit bezahlten - zeitlichen Rahmen für Vorbereitungszeit gesprengt.

    schrieb Christel Plümer am

  • #15

    Doch, man kann die Welt auch mit Kreide verständlich machen, das muss hier einmal gesagt werden! Vielleicht nicht in jedem Fach, aber guter Unterricht hängt nicht von digitalen Medien ab. Wenn ich überlege, welchen Geldsummen in diese Technik fließen, dann muss in der Tat gefragt werden, ob Teile davon nicht eine bessere Verwendung hätten finden können.

    Whiteboards dürfen in die Schule, gerne, aber braucht man sie in jedem Klassenraum? Und was, wenn der Rechner wieder streikt und keine Administrator bezahlt wird? Was, wenn der Rechner ewig zum Hochfahren” braucht? Kreide funktioniert immer.

    schrieb tesereiz am

  • #16

    @Kinzler-Straub: ihr Wort in des Autors Gehörgang :)

    schrieb Markus Windisch am

  • #17

    Es ist nicht die Frage, ob wir sie brauchen. Da sie eine multimediale web2.0-Präsentationstechnik bieten, müssen sie so schnell wie möglich in unsere Schulen kommen. Diese Tafeln werden den Unterricht revolutionieren. Wir können doch nicht glauben, in Zeiten geforderter Medienkompetenz unseren Schülern die Welt mit Kreide verständlich zu machen. Unsere Schüler sind mit modernster Technik umgeben, von jüngster Kindheit an. Diese ” digital natives ” sind vernetzt, sobals sie schreiben können. Dieser Forderung muss auch die Schule nachkommen. Wollen wir unsere Schüler für ihre Zukunft ausbilden oder für die Vergangenheit? Was soll das für eine Schule sein, die sich den technischen Fortschritten verschließt und so tut, wie wenn das Glück im Vergangenen läge? Wir würden nicht mehr nur als “digital immigrants” ( Marc Prensky) verpönt,  was wir ja nun mal größtenteils sind, sondern bekämen zudem den Spitznamen ” digital dinosaurs “. Gerade unser Berufsstand sollte für jegliche Art von Neuerungen offen sein, denn unser Klientel istdie Jugend und somit die Zukunft.

    schrieb Kinzler-Straub am

  • #18

    Viele der IWB wurden in Folge des Konjunkturprogramms II als Folgeerscheinung der Wirtschaftskrise 2008 angeschafft. Also: Was nützt den Schülern IWB-freier Unterricht der “alten” Schule, wenn sie nach derselben ohne Arbeitsplatz dastehen?

    schrieb Mister M. am

  • #19

    ... bei uns streichen die SchülerInnen die Klassenräume; jedes Jahr, meist zu Schulschluss, manche auch erst zu Beginn…

    schrieb anne_d am

  • #20

    Es hängt nicht von der Tafel ab, wie gut der Unterricht ist.
    Wir haben eine an der Schule, aber weder Lehrer noch Schüler haben diese weit oben auf ihrer Wunschliste (da stehen Jalousien, Lärmschutzfenster, ordentlicher Aufenthaltsraum etc. viel weiter oben). Außerdem wurden die Klassenräume eben erst alle mit Beamern ausgestattet; Laptops haben die meisten LehrerInnen soundso (bei uns leider privat zu kaufen!). Aber wenn man eine neue Tafel anschaffen muss, wären die Kosten wohl nicht (mehr) so viel höher und schon eine feine Sache!

     

    schrieb anne_d am

  • #21

    @ixsi
    In einem Punkt muss ich Ihnen zustimmen. An manchen Schulen müssen die Eltern in den Ferien die Räume streichen, weil für eine Renovierung kein Geld da ist, aber für zwei Dinge hat man Geld
    a) um einen möglichst umfangreichen Vier-Farben-Jahresbericht zu erstellen
    b) diese S…...-Tafeln anzuschaffen, wobei die Folgekosten wohl keine Rolle spielen.

    schrieb Hugo Schuster am

  • #22

    Meine Erfahrung mit Klassengrößen:
    33 Achtklässler, gequetscht in einen Raum, in dem mit Mühe der 17. Tisch in die hinterste Ecke gedrängt werden konnte. Keiner hatte Platz, sich richtig zu bewegen. Schülerorientierte Methoden wie Stationenlernen oder Gruppenpuzzle funktionierten dort nicht, weil man die Tische nicht verschieben konnte und auch sich nicht im Klassenraum richtig bewegen konnte, ohne den Nachbarn anzurempeln. Jeder ist gereizt, weil man sich zu nahe ist (persönlicher Bereich und so). Ich kann gar nicht auf jeden Schüler so eingehen wie ich es wollte, weil es einfach zu viele sind.

    So, und jetzt kommts: 20 Schüler in einem Raum, drei Tische sind noch frei. Auf diesem kann ich Material legen oder Experimente aufbauen. Die Sitzordnung muss nicht zwingend frontal ausgerichtet sein, weil wir ja Platz haben, um die Tische zu verschieben. Man kann an den Tischen vorbeigehen, ohne den nächsten Schüler anzurempeln. Und gibt es etwas Streit unter den Schülern, gibt es ja die freien Plätze, an die man sich setzen kann, um sich aus dem Weg zu gehen. Alle Schüler können individueller gefördert und gefordert werden.

    In der Klasse mit 20 Schülern ist eine deutlich angenehmere Stimmung.

    Aber um auf den Einsatz den IWB zurückzukommen:
    Natürlich ist das IWB in gewissen Situationen sinnvoll: Ich nutze es ja auch ganz gerne, um mit GeoGebra etwas der Klasse zu zeigen. Ich denke aber, man sollte sich vor der Anschaffung eines IWB genau überlegen, was einem wichtiger ist: in ca. drei Unterrichtssituationen das IWB sinnvoll (!) zu nutzen, in denen andere Medien deutlich schlechter dastehen würden, oder das tägliche Arbeiten in intakten Gebäuden sowie mit Schulbüchern, die auf dem neuesten Stand sind?

    schrieb ixsi am

  • #23

    Mit den richtigen Medien kann im Unterricht durchaus viel mehr Qualität erzeugt werden.

    Wir nutzen seit Jan. 2011 die Mathe-Videos von Echt Einfach TV und sind sehr zufrieden (jedoch mit Beamer und nicht Active Board). Die Noten unserer Schüler haben sich auf den Zeugnissen verbessert.

    M. Fiedler

    schrieb Marion Fiedler am

  • #24

    @ixsi:
    In einer schülerzentrierten Pädagogik ist jeder einzelne Schüler signifikant. Insofern verstehe ich Ihren Einwand nicht.

    schrieb Mister M. am

  • #25

    Unabhängig davon, ob valide Zahlen zur Stüzung der These vorliegen oder nicht:

    Natürlich KÖNNEN Whiteboards eine Bereicherung des Unterrichts und einen Mehrwert für die Schüler darstellen (Medienkompetenz etc.) darstellen.

    Wenn dem so ist, dann liegt das aber nicht am Medium Whiteboard, sondern an Demjenigen, der sie wann-wo-wie-wozu einsetzt.

    Ein Whiteboard an sich löst kein Problem - aber ein Lehrer kann mit (und genauso gut ohne!) Whiteboard neue Wege gehen und das ein oder andere “Problem” lösen.

    In diesem Sinne: “Der Vorhang fällt ...”

    schrieb Sasa Cvetkovic am

  • #26

    @IXSI
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten Lehrer die Vorteile nutzen können, die eine kleine Klasse eigentlich bieten sollte.
    Wir haben einmal, als wir einen Überhang an Lehrern hatten, den Unterricht in mehreren Fächern in einigen größeren Klassen geteilt (u. a. in Englisch). Das Ergebnis war eher ernüchternd.
    Es ist anscheinend so wie in der Hundeerziehung. Ein kleiner Hund wird weniger konsequent erzogen als ein großer.
    Ich weiß nicht, warum Lehrer in kleinen Klassen Dinge akzeptieren, die in größeren undenkbar wären?
    So können aus kleinen Gruppen richtige Horrorklassen werden.

    schrieb Hugo Schuster am

  • #27

    @Mister M.:
    Auf welche Studie beziehen Sie sich da? Ich kenne dazu die Studie vo Klieme, in der der Einfluss der Schülerzahl in Klassen geprüft wurde. Dort hatte eine Klasse 26 Schüler, die andere 24 , d.h. ein Unterschied von sage und schreibe 2 Schülern. Würde man aber mal Klassen mit 33 Schülern und Klassen mit 16 Schülern vergleichen, würden sich eklatante Unterschiede in der Unterrichtsqualität bemerkbar machen.

    schrieb ixsi am

  • #28

    Grundsaetzlich hat der Autor Recht… elektronische Hilfen loesen keine Probleme der bundesdeutschen Mangelwirtschaft an unseren Schulen! Das ist Sache der POLITIKER… ABER die whiteboards usw. sind Teil einer technischen Entwicklung die weltweit Einzug haelt und voellig neue/ergaenzende Unterrichtsmethoden gestattet.
    Tja und wer dieses grundsatzlich ablehnt… wird zum Maschinenstuermer des 18.Jahrhunderts und vom Zeitgeist der Geschichte davon geweht. Gute Nacht Nachwuchs made in Germany !

    schrieb Holm am

  • #29

    Zusatz: Ein Smartboard (Firma Smart) ist ein active board. Die Boards selbst leuchten nicht, ich wüsste auch nicht, was da blinken soll. 

    Habe mal recherchiert, was Wandkarten kosten - die Preise bewegen sich so von 100 - 260 €  (Für eine einzige Karte, die dann nach Erwerb meist in einer Ecke am anderen Ende des Schulgebäudes lehnt ...)

    In einem Neubau spart man das Waschbecken mit Armatur und Abfluss.

    schrieb M. Werner am

  • #30

    Wer sich über die Ewiggestrigen aufregt, der verbraucht unnötig Energie. In der Wirtschaft - außerhalb der Schule - habe Nörgler, Bremser, Verweigerer, Bedenkenträger nur eine kurze Verweilzeit. Mit Recht. Nur in der Schule bereiten sie oft mehr Ärger als mancher Schüler.

    Wichtiger ist es doch, in die Zukunft zu denken. Es sind die Experimente, die zum Beispiel mit einem Applet von jedem Schüler durchgeführt werden können. Es ist die Zusammenarbeit an einem Dokument, wie es kinderleicht zum Beispiel auf edupad.ch möglich ist. Oder man denke an Abstimmungssysteme, mit denen zeitnah dem Lehrer zum Beispiel Feedback gegeben werden kann. Ich will hier nicht alle Tools aufzählen - wer sich dafür interessiert, der wird auch finden. ;-)
    Vielmehr muss bei der Nutzung jedes Unterrichtsmittels geprüft werden, ob es einen Mehrwert gegenüber konventionellen Werkzeugen gibt. Niemand behauptet doch, dass man in einem Raum mit IWB nur an diesem arbeitet. Meist gibt es ja noch eine weiße Tafel, mit Boardmarkern zu beschreiben.

    Richtig ist, dass man sich bei einem IWB einarbeiten muss - aber in der Industrie steht man ja auch nicht an Maschinen, die 50 Jahre alt sind.

    schrieb M. Werner am

  • #31

    @ixsi:
    Es gibt keine Studien, die zeigen, dass marode Wände, drohende Stromschläge oder nicht gewartete IWBs einen signifikanten Einfluss auf die Unterrichtsqualitätt haben. Also was soll das Gemeckere?

    Es gibt aber Studien, die zeigen, dass die Anzahl der Schüler im Raum KEINEN Einfluss auf die Unterrichtsqualität hat. Wieso sollte das mit IWB anders sein?

    schrieb Mister M. am

  • #32

    Es geht dem Autor nicht darum, ob unter guten Umständen (Schulgebäude in Ordnung, große Räume, kleine Klassen, Mitarbeiter für Wartung vor Ort in Vollzeit) das IWB nützlich ist, sondern darum, wie die Prioritäten gesetzt sind, wenn diese günstigen Bedingungen nicht vorliegen.

    Was nützt mir ein IWB, wenn die Wand, an der es hängt, mir jeden Augenblick entgegenfallen kann, weil sie so marode ist?
    Was nützt mir ein IWB, wenn die Räume so eng sind und so viele Schüler im Raum sitzen, dass nur wenige einen guten Blick auf diese Tafel haben?
    Was nützt mir das IWB mit all seinen dynamischen Tafelbildern, wenn der Lehrer befürchten muss, bei der Inbetriebnahme einen Stromschlag verpasst zu bekommen?
    Was nützt mir ein IWB, wenn es nicht funktioniert, weil keine Person für die Wartung zuständig ist?

    Solange die Grundbedingungen nicht erfüllt sind, ist die Installierung von IWBs nur eine Pseudo-Unterstützung seitens des KM unter Verschleierung der tatsächlichen Mängel.

    schrieb ixsi am

  • #33

    Zugegeben, die Smartboards sind teuer und können ausfallen. Aber Argumente wie “das ständige Summen der Beamer” halte ich für erfunden. Ich habe als Informatiklehrer ständig einen Beamer an der Seite - und er stört nicht! Die Oberfläche des Boards ist auch nicht zu hell, wenn man vor einem Bildschirm sitzt ist die Helligkeit deutlich höher. Ganz zu schweigen von einem Blatt Papier, dass von der Sonne angestrahlt wird.
    Mir drängt sich beim Lesen des Beitrags der Gedanke auf, dass der Autor sich gar nicht wirklich mit den Smartboards auskennt bzw. auseinandersetzt. Die Schlussfolgerung nennt als Vorteil der Smartboards lediglich den Verzicht auf Kreide. Hier eine Aufzählung von konkreten Beispielen, die vielleicht auch der Autor überdenken sollte:

    - Interaktive Mitarbeit: SchülerInnen können für alle sichtbar mittels passender Software geometrische Sachverhalte zeigen (GeoGebra, Cinderella)
    - wir können Tafelbilder mit Fotos und Grafiken entstehen lassen
    - wir können Tafelbilder speichern und ausdrucken
    - wir können Tafelbilder nocheinmal aufrufen - auch nach dem “Abwischen” und in der nächsten Stunde!
    - wir können beim Entwickeln von Tafelbildern diese verändern und anpassen, ohne Wischen und nasse, schlecht lesbare Stellen

    Ich denke das ein generelles Ablehnen der Smartboards durch Unkenntnis oder Nostalgie begründet ist. Es gab schließlich immer Leute, die Neues ablehnen, was sich am Ende doch durchsetzt.

    schrieb Windisch M. am

  • #34

    Ich bin enttäuscht!
    Grundsätzlich ist es nämlich auch meine Meinung, dass Smatboards oder Active Boards überbewertet sind – jedoch hätte ich mir eine kritische Auseinandersetzung gewünscht und kein leichtfertiges Abtun oder flapsige Sprüche (Handcremes).

    Elektronische Tafeln haben ganz klar Vorteile, sobald es um die Darstellung dynamischer Prozesse geht (dynamische Geometrie, Testen von mathematischen Modellen, Simulation anstelle aufwendiger oder teurer Messapparaturen) – sie ersetzen das Kopfkino bei den Schülern und können helfen, Missverständnissen oder Fehlvorstellungen (insbesondere bei schwächeren Schülern) vorzubeugen.
    Ebenso sind sie vorteilhaft bei der Behandlung von Bildern im Kunstunterricht oder im Musikunterricht, indem komponierte Stücke, Akkorde etc. unmittelbarer vertont werden können – für den Schüler ist die Ausführung durch einen Computer gefühlt eine größere eigene Leistung als ein am Klavier sitzender Lehrer.
    Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, das „Tafelbild“ zu speichern und als Manusskript zu erhalten – je nach Inhalt kann dies sinnvoller sein als eine Mitschrift, zum Beispiel, wenn das parallele Mitschreiben zu viel Zeit in Anspruch nähme oder die aktive Beteiligung am Unterricht beeinträchtigt.

    Wird eine elektronische Tafel dagegen nur als Tafel mit anderer Technologie verstanden (also die Vorteile bewusst nicht genutzt), so ist schnell klar, warum negative Haltungen entstehen.

    Hinweise auf höhere Kosten oder Wartung sind nicht falsch, jedoch für die Qualität des Unterrichts nicht entscheidend. Interessant wäre, zu hinterfragen, welche negativen Einflüsse eine elektronische Tafel auf den Unterricht haben.
    Lenkt der komplexere optische Input (Hintergrundbild, Icons, Betriebssystem, …) die Schüler vom eigentlichen Inhalt ab? Beschäftigt sich der Schüler mehr mit dem Board als dem Thema? Stört das surrende Geräusch des Computers den Lehrer oder die Schüler in ihrer Konzentration?
    Neigen Lehrer, die elektronische Tafeln benutzen schneller dazu, zu Hause vorgefertigte Tafelbilder (quasi Präsentationen) zu benutzen – und hilft nicht gerade der Prozess des Entstehens des Tafelbildes beim Verständnis, indem die Komplexität nach und nach erhöht wird?
    Bremst die Kreide vielleicht das Unterrichtstempo (Auswischen, Abziehen) – und hilft nicht gerade die so entstehende Pause den Schülern, das gerade gehörte noch einmal zu durchdenken oder Fragen zu entwickeln?

    Immerhin einen interessanten Aspekt bringt der Text doch (wenn auch unbewusst) – welchen Unterschied empfinden Schüler, wenn sie selbst vor einer Kreidetafel oder elektronischen Tafel stehen? Motiviert die (vertrautere) Elektronik manche Schüler mehr als die dreckige Kreide? Schreckt sie aber andererseits manche Schüler auch ab – sei es, weil sie wenig technikafin sind oder weil Mitschüler nicht den inhaltlichen Beitrag beachten, sondern die Fähigkeit im Umgang mit dem Board?


    Solche Fragestellungen (eventuell sogar Antworten mit Verweis auf empirische Studien) hätte ich mir gewünscht!

    schrieb Kritiker am

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