Zunahme von Hörschäden
Immer mehr Jugendliche mit Hörgerät 26.04.2009, 10:53
Im Jahr 2008 musste allein die Krankenkasse DAK 580 Hörgeräte für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren bezahlen. Der Anstieg bleibender Hörschäden war nicht nur erwartbar, sondern wird sich auch weiter fortsetzen. Vielleicht wirkt die Entwicklung fortschrittlicher Lautsprechersysteme in mobilen, musikfähigen Geräten diesem Trend entgegen.
Die DAK berichtet von einem massiven Anstieg der verschriebenen Hörgeräte an Minderjährige 2008 im Vergleich zu 2005:
Die DAK hat unter den gesetzlichen Krankenkassen einen Marktanteil von weniger als 10%; rechnet man die privaten Krankenversicherungen dazu (und geht damit von der Gesamtheit aller Krankenversicherten aus), hat die DAK einen Marktanteil von unter 7%.
Rechnet man die oben genannten Zahlen (unzulässigerweise) hoch, ergibt sich für die gesamte in Deutschland lebende Jugend unter 18 eine Anzahl von mehr als 8.000 verschriebenen Hörgeräten 2008. Bei rund 15 Millionen in Deutschland lebenden Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 18 Jahren entspricht das einer Quote von 0.5 Promille.
Die Ursachen für den massiven Anstieg zwischen 2005 und 2008 liegen auf der Hand: Die direkte Beschallung des Trommelfells durch laute Musik aus den zunehmend beliebten mobilen Geräten wie mp3-Player, Handy, PSP usw. ist der Hörfähigkeit abträglich. Dabei ist die Diskussion über konkrete Lautstärken (in Dezibel) müßig:
Das Tückische an der Musik sei, dass ihre Töne angenehmer wahrgenommen würden als beispielsweise eine Kettensäge oder ein Presslufthammer. Das führe dazu, dass viele Jugendliche die Musik automatisch lauter stellten. Wer aber jahrelang Musik mit Schalldruckpegeln über 100 Dezibel höre, schädige die feinen Haarzellen im Innenohr so stark, dass am Ende eine bleibende Schädigung zurückbleibe.
AFP 24.04.2009: Immer mehr Kinder brauchen laut DAK ein Hörgerät
An manchen Stellen ist die Rede davon, dass “jeder vierte Jugendliche von Schwerhörigkeit bedroht” sei (vgl. Lehrerfreund 03.12.2008: Immer mehr Jugendliche haben Hörschäden).
Eine Prognose für die Zukunft ist schwierig. Denn die mobilen, musikfähigen Geräte entwickeln sich auch hinsichtlich der Lautsprechersysteme weiter. So können Kinder und Jugendliche auch ohne K(n)opfhörer auf der Straße, in der U-Bahn oder in den Schulfluren Musik hören und damit ihr Gehör schonen. In welchem Maß diese Verlagerung zu psychischen Schäden der Passivhörer führt (unterdrückte Aggressionen, Konzentrationsstörungen etc.), ist statistisch noch nicht erfasst.