Jugendliche
Schüler/innen leisten mehr, wenn sie später aufstehen 05.11.2005, 23:13
Jugendliche wären in der Schule fitter, wenn sie länger schlafen dürften. Diese These, die Jugendliche und Lehrpersonen schon immer heimlich vertreten, ist nun wissenschaftlich belegt.
Mit dem Alter verändert sich tendenziell auch der “Chronotyp”. Das bedeutet: Während Kinder noch gerne früh aufstehen, wollen Jugendliche in der Pubertät länger wach bleiben und dafür auch länger schlafen. Man sagt, dass diese Entwicklung mit ungefähr 20 Jahren beendet nimmt und sich ab diesem Zeitpunkt wieder umkehrt (früh ins Bett, früh raus).
Till Roenneberg, der dies in einer Studie herausfand, fordert eine Umstellung der Schulanfangszeiten. Jugendliche, die morgens länger schlafen, seien in der Schule leistungsfähiger und könnten komplexe Inhalte besser verarbeiten und behalten. Das träfe besonders auf die Wintermonate zu:
“Unser Schlaf wird unter der Woche von zwei verschiedenen Uhren begrenzt. Der Schlafbeginn wird hauptsächlich von der inneren Uhr, das Ende des Schlafes dagegen vom Wecker bestimmt. Je später der Chronotyp, desto weniger Schlaf bekommen die Menschen. Im Winter macht ein früher Schulbeginn besonders wenig Sinn. Nur Licht kann in den Morgenstunden späte innere Uhren nach vorne stellen. Jugendliche vollziehen das Aufwachen und den Schulweg im Winter aber in Dunkelheit.”
Dieser lebensalterorientierte Zeitrhythmus führt zu erheblichen Schlafdefiziten - sowohl bei Lehrpersonen zwischen 25 und 40 wie auch bei Schüler/innen zwischen 14 und 20. Dazu kommt: Lehrer/innen korrigieren bis spät abends und stehen abscheulich früh auf.
Solche Schlafdefizite führen zu vorzeitigem Altern. Stanley Coren, ein bekannter Schlafforscher, sieht bereits bei weniger als 9 Stunden Schlaf ein Defizit vorliegen (!!) und seien deshalb permanent übermüdet - die "unausgeschlafene Gesellschaft":
Untersuchungen bei Menschenaffen, unseren nächsten Verwandten, haben ergeben, daß Schimpansen ebenfalls etwa 10 Stunden schlafen, Gorillas sogar 12 Stunden, also den halben Tag. Genausoviel aber bräuchten wir eigentlich auch, sagt Coren, um wirklich leistungsfähig, aufmerksam und in gesundem körperlichem Befinden durchs Leben zu gehen. Optimal wären jedenfalls neun bis zehn Stunden.
Schlafmangel kann einer Studie von 1999 zufolge zu frühzeitigen Alterungsprozessen, Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck und Gedächtnisverlust führen.
- Der frühe Vogel fängt nicht immer den Wurm (telepolis, 01.01.2005) - Jugendliche sollen länger schlafen dürfen. Das ist gut für ihre Leistungsfähigkeit in der Schule.
- Wenn die Nächte nicht enden wollen (telepolis, 05.11.2005) - Schlafstörungen - viele haben sie und was man dagegen tun kann.
- Wie war das noch mal im Mittelteil? (telepolis, 12.10.2003)) - Schlafen ist gut fürs Gedächtnis
- Schlafen gefährdet die Gesundheit (telepolis, 18.02.2002) - Wer 8 Stunden und mehr täglich schläft, lebt möglicherweise kürzer als die Kurzschläfer
- Zuwenig Schlaf macht alt und krank (22.10.1999) - Eine Studie legt nahe, dass Schlafmangel erheblichen Einfluss auf den Körper haben kann
- Wir schlafen zu wenig (telepolis, 10.01.1999) - Von der chronisch übermüdeten Gesellschaft und der biologischen Uhr