So war es damals
Lehrer in den 1950ern - Video 04.01.2011, 18:27
Eine 6-Minuten-Doku vom Hessischen Rundfunk aus den 1950er-Jahren über den Arbeitstag eines Lehrers: "Was ist heutzutage ein Lehrer? Was tut er, wie lebt er? Sehen wir uns diesen Volksschullehrer näher an." Das gemeinsame Morgengebet in der Klasse wird ebenso dokumentiert wie die aufwändige, stundenlange Unterrichtsvorbereitung am Nachmittag.
Vor einer disziplinierten, hoch konzentrierten Klasse hält der Lehrer Stunden in Naturkunde, Rechnen, Deutsch, Geschichte und Erdkunde ab - alles Frontalunterricht natürlich. Danach fährt er “müde” in seinem Auto (das “kann er sich leisten”) nach Hause, um bis spät in den Abend Unterricht vorzubereiten und zu korrigieren (“So kommen leicht 56 Wochenstunden zustande.”). Während des Korrigierens raucht er ein Kippchen. Am Ende des Films wendet sich der Lehrer in einer Ansprache an die Zuschauer/innen:
Es gibt sicher Leute, die glauben, mit dem Ende des Schulunterrichts sei die Arbeit des Lehrers getan. Man übersieht dabei aber, dass ein großer Teil der Lehrerarbeit in der Stille erfolgt, nämlich am Nachmittag zu Hause. Ein guter Unterricht will vorbereitet sein. Man kann seine Klassen zwar routinemäßig beschäftigen. Man kann den Unterricht aber auch so gestalten, dass die Kinder in jeder Stunde mit Interesse im wahrsten Sinne des Wortes dabei sind. Dann aber sind fünf oder gar sechs Unterrichtsstunden mehr, als die normale menschliche Intensität hergeben kann. Ich als Lehrer würde mich für meine Kinder sehr freuen, wenn es einmal dahin käme, dass der Lehrer statt 30 Unterrichtsstunden nur 24 Stunden pro Woche unterrichten müsste. Es blieben auch dann noch etwa 47 Gesamtarbeitsstunden in der Woche übrig.
Und das meint der Sprecher:
Morgens um Viertel nach Sieben verlässt er seine Wohnung. Ein Auto kann er sich leisten, denn er verdient monatlich 711 Mark netto. Und glücklicherweise ist seine Frau auch Lehrerin mit einem Gehalt von netto 650 Mark - macht zusammen 1363 Mark netto.
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Gewöhnlich sind es 6 Unterrichtsstunden pro Tag.
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Erste Stunde: Naturkunde.
Zweite Stunde: Rechnen.
Dritte Stunde: Deutsch.
Vierte Stunde: Geschichte.
Fünfte Stunde: Erdkunde.
Sechste Stunde: Religion.Auch die Chorvorbereitung gehört zu seinen Aufgaben. Und dann die Leitung des Chors.
In jede Woche fällt eine Stunde für Elternbesprechung.Müde verlässt der Lehrer die Schule, denn sechs Unterrichtsstunden pro Vormittag sind zu viel. Nach der vierten Stunde lässt die Spannkraft nach und die Gefahr des Routineunterrichts taucht auf. Glücklicherweise wohnt dieser Lehrer außerhalb der Stadt, in einem Hochaus und in frischer Luft.
Es wird immer zwei Uhr, bis er zu Hause ankommt, die Familie begrüßt und an das Mittagessen denken kann.
Um vier Uhr sitzt er wieder über der Arbeit. Korrekturen müssen erledigt werden, und auch die Vorbereitung für den Unterricht des nächsten Tages, hinzu kommt die Weiterbildung. So kommen leicht 56 Wochenstunden zustande. Selbst das Fernsehen gehört zur Vorbereitung - hier grade eine Sendung über Starkstrom.
Um sechs Uhr gibt es noch immer etwas zu tun. Ein Modell wird gebastelt, damit man der Klasse zeigen kann, wie im Kanne[n]bäckerland die bekannten bunten Tontöpfe gebrannt werden. Der Lehrer war extra hingefahren, um sich alles anzusehen.
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Der Beruf des Lehrers ist ein schöner Beruf, und, wenn dies auch manche Leute bezweifeln, dennoch ein schwerer Beruf - jedenfalls für jeden Lehrer, der seine Sache ernst nimmt.
gefunden bei Der Webweiser 04.01.2011: Ein Lehrer in Deutschland vor 50 Jahren