Downloaden statt streamen
YouTube-Videos im Unterricht nutzen - auch ohne Internetverbindung 24.10.2015, 17:57
Für jedes Unterrichtsfach findet man auf YouTube eine Menge geeigneter, kurzer Filme. Wer im Klassenzimmer keine Internetverbindung hat, der kann die Filme zuhause runterladen und vom USB-Stick aus zeigen - allerdings nur, wenn man die YouTube-AGB als nicht bindend betrachtet (was in vielen Fällen juristisch wohl haltbar ist).
YouTube - ein Video-»Streaming«-Portal
YouTube-Filme werden “gestreamt” - also nicht als Datei auf der Festplatte gespeichert und dann benutzt, sondern direkt “Stück für Stück” während des Ansehens von den YouTube-Servern geladen. Das ist grundsätzlich komfortabel und schont den Platz auf der eigenen Festplatte, für den Filmeinsatz im Unterricht jedoch nicht immer vorteilhaft: Wenn Sie im Klassenzimmer keine oder eine unzuverlässige Internetverbindung haben, können Sie die Seite YouTube.com nicht mal aufrufen. Häufig verfügen Schulen auch über eine ADSL-Leitung, bei der die Downloadgeschwindigkeit nachlässt, wenn jemand irgendwo in der Schule einen Upload macht (z.B. eine Mail mit Anhang verschickt). Dann kommen gestreamte Videos ins Stocken. Am anderen Ende der Skala stehen Schulen mit einer dicken VDSL-Leitung und einem interaktiven Whiteboard in jedem Raum - hier kann YouTube zum Standard des Unterrichtsalltags werden. Beachten Sie bitte hierzu unbedingt den Artikel YouTube im Unterricht - Urheberrecht für Lehrer/innen.
Rechtliche Situation: Darf ich YouTube-Videos überhaupt abspeichern und im Unterricht zeigen?
Die YouTube-Nutzungsbedingungen sind in Abschnitt 6.1K scheinbar eindeutig:
Sie erklären sich damit einverstanden, Zugriff auf Nutzervideos nur in der Form des Streamings […] zu nehmen, der durch die normale Funktionalität der Dienste vorgegeben […] ist. „Streaming“ bezeichnet eine gleichzeitige digitale Übertragung des Materials über das Internet durch YouTube auf ein nutzerbetriebenes internetfähiges Endgerät in einer Weise, bei der die Daten für eine Echtzeitansicht bestimmt sind, nicht aber für einen (permanenten oder vorübergehenden) Download, ein Kopieren, ein Speichern oder einen Weitervertrieb durch den Nutzer.
Also kurz: Downloaden verboten. Nun gibt es jedoch unter Jurist/innen heftige Zweifel daran, ob die YouTube-Nutzungsbedingungen überhaupt bindend sind - schließlich musste die Nutzer/in sie nicht ausdrücklich bestätigen. Das Kultusministerium Baden-Württemberg bspw. betont diese Argumentation: "das Abspeichern […] kann nach Auffassung nahezu aller Autoren […] nicht rechtswidrig sein". Diese Argumentation bezieht sich allerdings nur auf nicht registrierte Nutzer/innen, da bei der Registrierung die YouTube-Nutzungsbedingungen explizit akzeptiert werden mussten. (Stand: 10/2015)
Wenn das Abspeichern der Videos legal ist, dann ist es nach Meinung aller Kultusministerien auch die Vorführung im Unterricht - so lange die Filme nicht rechtswidrig auf YouTube eingestellt worden sind. Weitere Ausführungen finden Sie im Artikel YouTube im Unterricht - Urheberrecht für Lehrer/innen im Abschnitt 4b ("Heruntergeladenes YouTube-Video im Unterricht vorführen").
Möglichkeit 1: YouTube-Videos downloaden mit Erweiterung für Firefox, Chrome ...
Es gibt zahlreiche kostenlose Erweiterungen für Ihren Browser, mit denen Sie Video-Inhalte aus dem Web abspeichern können. Suchen Sie dazu nach Add-Ons für Ihren Browser, z.B. mit Google-Suchanfragen wie "firefox add-ons video download" oder "chrome video downloader" o.ä.
Der Vorteil dieser Variante: Es lassen sich Videos verschiedener Dienste herunterladen, nicht nur YouTube-Videos.
Achten Sie darauf, dass Sie die Erweiterung nur von einer seriösen Seite installieren (z.B. Firefox: addons.mozilla.org, Chrome: Chrome Web Store - Extensions), sonst müllen Sie sich den Rechner schnell mit Spyware und Grippeviren zu. Über die beiden genannten Sites können Sie auch direkt nach Erweiterungen suchen (statt Google-Suche). Besuchen Sie die Add-On-Seite mit dem passenden Browser, dann müssen Sie nach Auswahl einer Erweiterung nur auf "installieren" o.ä. klicken und können loslegen.
Eines der aktuell (10/2015) am besten funktionierende Tools ist der Video Downloadhelper für Firefox. Alle Downloader funktionieren ähnlich, hier eine kurze Veranschaulichung am Beispiel:
Nach der Installation taucht ein neues Icon in der Firefox-Toolbar auf:
Sobald Sie auf einer Webseite sind, die gestreamte Videos enthält und den Download erlaubt, klicken Sie auf dieses Icon. Sie erhalten dann ein Auswahl-Menü, das im Falle des Firefox-Video-Downloadhelpers so aussieht:
Im Beispiel können Sie verschiedene Qualitäten auswählen, eine hohe Qualität ist natürlich besser (im Beispielscreenshot würden Sie also einfach den obersten Eintrag ("1280x720 - HD720 - MP4") auswählen). Das Video wird dann auf Ihrer Festplatte gespeichert und kann von dort (auch ohne Internetverbindung) mit einem entsprechenden Player (z.B. VLC-Player) abgespielt werden.
(Anmerkung zum Screenshot: ADP ist nur interessant für fortgeschrittene Nutzer/innen (getrennte Audio-/Videospur)).
Möglichkeit 2: YouTube-Film herunterladen über Webdienst
Falls Sie keine Browser-Erweiterung installieren wollen oder können (z.B. wegen fehlender Berechtigungen auf den Schulrechnern), gibt es zahlreiche Webdienste, die Ihnen behilflich sein können.
Die funktionieren meist so, dass Sie die URL (=Web-Adresse) des YouTube-Videos in ein Eingabefeld beim Webdienst eingeben, auf Knopfdruck wird das Video konvertiert und auf Ihrer Festplatte gespeichert.
Es gibt zahlreiche Dienste, mit denen man YouTube-Videos (und auch andere, z.B. Vimeo) konvertieren und herunterladen kann. Ab und zu verschwindet mal einer, dafür tauchen zwei neue auf. Benutzen Sie keine Dienste, die irgendwelche Player installieren oder sonstige Veränderungen an Ihrem Browser vornehmen wollen.
Ganz gut zu benutzen ist bspw.
convert2mp3.net
Ein beliebter und sehr komfortabel zu bedienender Dienst. Sie rufen Ihr YouTube-Video auf und kopieren die Adresse ("URL"):
Anschließend rufen Sie convert2mp3.net auf und fügen diese Adresse in das entsprechende Feld ein.
Wählen Sie das gewünschte Format aus, in der Regel wird mp4 Ihren Ansprüchen gerecht. Falls Sie nur die Audiospur brauchen (z.B. Musikstück oder reiner Sprechertext), können Sie mp3 auswählen.
Anschließend können Sie noch eine Qualität wählen, wobei Sie meist die vorgegebene Standard-Einstellung benutzen können. Ein Klick auf den Download-Knopf und schon wird Ihr Video gespeichert.
Nach dem Herunterladen
Nach dem Herunterladen (ob mit einem Webdienst oder einer Browser-Erweiterung) liegt die Datei auf Ihrer Festplatte. Öffnen Sie die Datei, um zu überprüfen, ob sie funktioniert (z.B. Doppelklick). Eine gute Wahl ist immer der VLC-Player, ein kleines, kostenloses Programm, das die gängigsten Videoformate abspielen kann (Mac, Linux, Windows).
Jetzt müssen Sie die Datei nur noch in die Schule schaffen (am einfachsten per USB-Stick) und auf einem Rechner öffnen (auch hier empfiehlt sich immer die Verwendung des VLC-Players, der sich auf allen Systemen unkompliziert installieren lässt). Wenn Sie kein Laptop zur Verfügung haben, sondern “nur” einen DVD-Player, können Sie den Film auch auf eine CD oder DVD brennen. Sie sollten aber unbedingt vor Unterrichtsbeginn ausprobieren, ob der DVD-Player in der Schule Ihre selbst gebrannte CD/DVD wiedergeben kann.
In rechtlicher Hinsicht kann die Wiedergabe eines gespeicherten Videos problematisch sein, da Sie eine Privatkopie angefertigt haben, diese aber im Unterricht möglicherweise nicht (oder nicht uneingeschränkt) nutzen können. Beachten Sie deshalb zur Wiedergabe von auf USB-Sticks etc. gespeicherten YouTube-Filmen die Hinweise hier: YouTube im Unterricht - Urheberrecht für Lehrer/innen (Abschnitt 4b).