NRW
Schlechte Idee in NRW: Lehrer dürfen bald bis 70 unterrichten 24.11.2008, 21:17
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen debattiert derzeit über das neue Landesbeamtengesetz, in dessen Rahmen verbeamtete Lehrer/innen bei vollen Bezügen bis zum 70. Lebensjahr arbeiten können, wenn ihnen der Sinn danach steht.
Die gesetzliche Altersgrenze für Beamte (“Pensionsalter”) liegt aktuell bei 65 Jahren, schon länger ist eine Diskussion der Anhebung auf 67 Jahre im Gange; entsprechende Gesetzesänderungen werden nicht lange auf sich warten lassen.
In NRW, wo man sich am meisten vor dem heranrollenden Lehrermangel fürchtet (wir berichteten), plant man nun freiwillige Verlängerungen ein:
Die knapp 140 000 Lehrer in NRW und andere Landesbeamte können künftig über die Altersgrenze hinaus bis zum vollendeten 70. Lebensjahr arbeiten, wenn sie dies wollen. Die normale Besoldung wird dann weitergezahlt. Das sieht der Entwurf des neuen Landesbeamtengesetzes vor, den die Landesregierung derzeit intern abstimmt.
PresseEcho.de 24.11.2008: Westfälische Rundschau: NRW-Lehrer können bald bis 70 unterrichten
Ab April 2009 soll es also 70-jährige Lehrer/innen an NRWs Schulen geben.
Nun, 70-jährige Lehrkräfte sind erfahrene Haudegen; auch ist davon auszugehen, dass nur die freiwillig verlängern werden, die auch einen guten Draht zu den SchülerInnen haben. Dennoch ist zu fragen, ob pubertierende Wirbelwinde nicht eher auch mal jüngere, modern ausgebildete Lehrkräfte benötigen.
Durch diese pensionsalterverlängernde Maßnahme steuert die Politik gegen den drohenden Lehrermangel, der spätestens 2025 schmerzhaft spürbar sein wird. Doch statt in diesem Wissen strukturelle Veränderungen einzuleiten (Imageaufwertung, Verbesserung der Arbeitsbedingungen etc.), plant man schon jetzt ein Schulwesen, das sich auf schlecht qualifizierte Lehrkräfte und 70-Jährige stützt. Denn aus Mangel an Alternativen wird in den nächsten Jahren im Schuldienst alles eingestellt, was nicht bei “drei” auf den Bäumen ist, also auch Personen mit sehr schlechtem Abschluss oder unmotivierte QuereinsteigerInnen.
Wie können die verantwortlichen PolitikerInnen so etwas heute schon planen? Wahrscheinlich ist es ihnen einfach egal, was 2025 tatsächlich sein wird - denn da sind sie alle schon in Pension. Hoffentlich.