Deutschunterricht Oberstufe
Sachtextanalyse: Beispieltext, Arbeitsaufgaben, Lösungshinweise (Sek II) 01.02.2010, 15:25
Eine besonders schöne Glosse für die Sachtextanalyse (bzw. Analyse nicht fiktionaler Texte) findet sich in der taz vom 7.10.2004. Volltext mit Arbeitsaufträgen/Aufgabenstellungen und Lösungs-/Interpretationshinweisen auf Abiturniveau (Update).
Der Text eignet sich hervorragend für das Analysetraining in der Oberstufe und die Vorbereitung auf’s Abitur, da Sprache, Inhalt und Intention eine hohe Kongruenz aufweisen. Wir danken der taz (die tageszeitung) für die freundliche Genehmigung zur Weiterverwendung dieses Textes.
Hinweise zur Analyse/Interpretation
Thema und Kritik des Textes: Profanste Fragen der Fußballwelt werden in den Medien zu existenziellen Problemen aufgebauscht. Schon die antithetisch aufgebaute Überschrift weist auf die Vermischung von Ätherischem (“Phönix”) und Obszönem (“Hartplatzschlacke”) hin.
Entsprechend thematisiert der Autor im ersten Absatz die vielen, “den Weg allen Fleisches überdauernden Fußballfragen” (3), die “enorm an Gewichtung” (5) gewinnen, negiert ihre Wichtigkeit jedoch umgehend, indem er sie - trotz ihrer angeblichen Bedeutung - im weiteren Verlauf des Textes völlig ignoriert und sich einer anderen wichtigen Frage zuwendet: der “Quartiersfrage” (10). Einer akribischen Darstellung des kleingeistigen Streitens (“handgestoppten 45 Minuten” (20)) schließen sich eigene Lösungsvorschläge an, deren hohes Maß an Ironie nahelegt, dass der Autor in keiner Weise an einer Lösung interessiert ist:
Z 37f
Daraus ergibt sich ein neuer Streitpunkt - die Töchter des Verfassers wollen nur Oliver Kahn aufnehmen. Zum Glück kann auch hier eine Lösung gefunden werden, der Kreis schließt sich, und das Obszöne, die Hartplatzschlacke, wird verklärt: Die Frau des Autors verspricht, dem potenziellen Gast Jens Lehmann den Dreck von den Adiletten zu putzen.
Auf sprachlicher Ebene wird die angesprochene Diskrepanz ebenfalls sichtbar. Penetrant und zwanghaft wird der Fußballjargon bemüht, was sich in unorthodoxen Vergleichen (“wie ein überraschender Abpraller vom Innenpfosten vor die Füße des einschussbereiten Stürmers” (12f)) und holprigen Metaphern (“Klinsmann habe die Quartierfrage wohl kalkuliert vom Stadionzaun gebrochen” (28f)) zeigt. Die Berichterstattung der Medien wird ironisch imitiert, die vorgebliche Kompetenz derjenigen, die über die trivialen Fragen der Fußballwelt sinnieren, pejorisiert - in die Hartplatzschlacke gezogen, sozusagen.
Update 01.02.2010:
Aufsatzkonzept - Einleitung, Inhaltswiedergabe, Intention des Autors, sprachliche Analyse
In den Foren von uni-protokolle.de wird der Text besprochen. Wir danken uni-protokolle.de für die freundliche Genehmigung zur Weiterverwendung.
[...]
Ich schreibe nächste Woche meine Abschlussklausuren und bereite mich momentan auf Sachtextanalysen vor und habe mir deswegen einen Text aus dem Internet geholt.
Ich würde gerne verbesserungs Vorschläge und Tipps haben. [...]
1. Einleitung:
Die Kolumne „Phönix aus der Hartplatzschlacke“ von Fritz Tietz, die am 07.10.2004 in der „taz“ erschienen ist, behandelt die immer lächerlicher wirkenden Diskussionen im heutigen Profi-Fußball.
2. Thematik:
Vor einiger Zeit war eine der wichtigsten Fragen im Fußball noch, ob der Ball im Tor ist oder nicht.
Doch Heutzutage beschäftigt man sich im Profi-Fußball längst nicht mehr nur mit solchen Fragen, sondern viele Kleinigkeiten sind in den Vordergrund gerückt.
Z.B. ist die Wahl des richtigen Trainers in den letzten Jahren lange im Gespräch gewesen und nachdem dieser dann endlich gefunden wurden ist, ist jetzt sogar die Wahl des passenden Quartiers ein heiß diskutiertes Thema.
3. Inhaltswiedergabe:
Im einzelnen arbeitet der Verfasser die in den Vordergrundstellung von unwichtigen Fragen des heutigen Profi-Fußballs in folgenden Sinnabschnitten heraus:
In der Einleitung schreibt er, dass sich zu den grundlegenden Fragen des Fußballs immer mehr Fragen dazugesellen würden, wie z.B. die Frage nach dem richtigen Trainer. (Z. 1 – 9)
In einem ersten Abschnitt (Z. 10 – 24) schreibt er, dass durch die Wahl von Jürgen Klinsmann als Bundestrainer neue Probleme aufgetaucht wären, denn die Mannschaft hätte geäußert, dass sie mit dem Schlosshotel Lerbach in Bergisch Gladbach als Hotel und die BayArena in Leverkusen als Trainingsplatz nicht zufrieden wären. Dies würde daran lägen, dass die Busfahrt vom Hotel zum Stadion zu lange dauern und die Geläuf der BayArena zu verletzungsanfällig wären.
Der Autor behauptet im zweiten Abschnitt (Z. 25-31), dass es seither viele Spekulationen geben würde. Es würde vermutet werden, dass Jürgen Klinsmann die Quartierfrage nur angesprochen habe, weil er seinen Alleinentscheidungsanspruch in allen sportlichen Belangen signalisieren wolle.
Daran anschließend führt er im dritten Abschnitt, als Lösung 2 Beispiele auf. Man könne es wie zuletzt bei der Wahl des offiziellen WM-Posters machen und das Fußballvolk darüber entscheiden lassen oder, wie es seine Empfehlung wären, die Nationalspieler bei Familien unterbringen.
Er würde sich sogar bereit erklären ein, zwei Nationalspieler und deren Spielerfrauen, währen der WM bei sich einzuquartieren.
Am Ende seiner Kolumne schreibt Fritz Tietz noch, dass seine beiden Töchter nur Oliver Kahn als WM-Gast haben wollen würden. Aber da dieser 2006 gar nicht mehr im Nationalteam sein werde, schlug er zur Freude seiner Frau Torwart Jens Lehmann vor, den diese sogar jeden Morgen die Adiletten putzen würde.
4. Intention des Autors:
Fritz Tietz weist durch seine sarkastisch-deftige Kolumne auf bedenkliche Entwicklungen im Profi-Fußball hin.
Mittlerweile wird viel Energie für Dinge verschwendet, die neben dem Spielfeld passieren, d.h. die Rahmenbedingungen für die Spieler sind fast wichtiger geworden, als der Erfolg selber.
Der Autor schildert dies damit, dass vor einigen Jahren noch andere Dinge die Spieler und die Fußballgemeinschaft beschäftigt haben und sich heute auf viele unwichtige Dinge konzentriert wird.
Dies würde zwangsweise dazu führen, dass die Spieler und die Funktionäre das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren würden und am nach ewigen sinnlosen diskutieren nicht mal die Vorrunden überstehen würden und deshalb auch für die wenigen Tage irgendwo untergebracht werden könnten.
5. Sprachanalyse:
Mit viel Witz und Sarkasmus zieht der Autor über die Probleme des Profi-Fußballs her und wirkt dabei wie ein Appell an die Leser solche Diskusionen mal kritischer zu betrachten.
Hierbei bedient er sich im vorliegenden Text einer eher simplen Sprache und möchte somit jede gesellschaftliche Schicht erreichen.
Durch viele Vergleiche zeigt er auf, wie lächerlich der Fußball mittlerweile in einigen Bereichen geworden ist, wie z.B. der Vergleich zwischen den „Weg allen Fleisches überdauernden Fußballfragen“(Z.3) und den heutigen Fragen nach dem richtigen Trainer oder der Frage der Ehre.
Jedoch ist dies ein Text, der mit etwas Fußballkenntnis vorrausetz, damit man die Botschaft versteht.
Er benutzt viel Fußballjargon und für Menschen mit weniger Fußballwissen könnten einige Aussagen etwas unklar erscheinen wie z.B. „Zahl oder Adler?“ oder „Abseits oder gleiche Höhe?“ (Z.2).
Auch kommt viel Umgangssprache vor wie „Adiletten“ (Z. 47) oder „Bolzplatz“ (Z.41) wodurch der Text sehr locker wirkt und sich leicht lesen lässt und durch den Verbalstil ist er auch sehr lebendig und persönlich.
Insgesamt herrscht aber eine negative Stimmung gegenüber dem heutigen Profi-Fußball und dies wird auch durch einige Metaphern deutlich gemacht.
Er vergleicht die immer neu entstehenden Fragen und Probleme der Fußballer mit dem Phönix der aus der Asche steigt und schreibt hier „Wie ein Phönix aus der Hartplatzschlacke“ (Z.13)
Seine Aussagen belegt er mit tatsächlichen Ereignissen, wie z.B. die Wahl von Jürgen Klinsmann, wodurch seine Argumentation gestärkt wird.
uni-protokolle.de, Foren -> Deutsch-Forum -> Sachtextanalyse, dort Beitrag von FaustI
Aus der Diskussion über die Qualität dieser Konzeption:
Deine Argumentationsstruktur scheint in Ordnung zu sein. Ich würde weiterhin Zeile für Zeile analysieren und auch sprachliche Mittel herausfiltern, die den Inhalt des Textes verdeutlichen. Leider kann ich nicht auf den Link zugreifen, da mein Explorer meint, dass er nicht funktioniere. Aber beachte, dass da gar nicht so wichtig ist, da man eine ausführliche Analyse auch ohne den Originaltext verstehen muss.
[...]
Zitate kommen überall dort hin, wo du irgendeine Meinung aus dem Text zitieren willst und auch bei dem Stilmitteln. Theoretisch verwendest du überall Zitate, um den Zusammenhang zwischen deiner Analyse und dem Originaltext herzustellen. Denn Zitate sind grundlegend nichts anderes als Textbelege und unterstreichen somit deine eigene Analyse, da deine Standpunkte so an Hand und Fuß gewinnen, wenn du ihre Richtigkeit durch ein Zitat nachweist.
[Auf die Frage nach sprachlichen Mitteln:]
Allgemein: - hypotaktischer Satzbau
- Ironie
- rhetorische Fragen
- Metaphern (z.B. “Hoch schießen seither die Spekulationen”)
- Alliterationen
uni-protokolle.de, Foren -> Deutsch-Forum -> Sachtextanalyse, dort Beiträge von Divilish Girl
Aufruf
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