Perfekter Zeitpunkt für Klassenarbeiten: Erste Stunde
Schüler/innen sind morgens ehrlicher 09.11.2013, 18:01
Eine Studie hat gezeigt, dass Menschen mittags mehr lügen und täuschen. Die Folgerungen für Lehrer/innen sind klar: Klassenarbeiten nur noch in der ersten Stunde.
Einer neuen Studie ("The Morning Morality Effect" - Abstract 30.10.2013) zufolge sind Menschen morgens ehrlicher / ethischer / moralischer. Insgesamt wurden vier Experimente mit bis zu 200 Personen durchgeführt. Die Autor/innen der Studie sind als seriöse Wissenschaftler einzuschätzen.
Bei einem Bildschirmexperiment mussten die Teilnehmer/innen sagen, auf welcher Hälfte des Bildschirms sie mehr Punkte zu sehen glaubten, die Antworten wurden mit Geld belohnt. Für die rechte Hälfte gab es allerdings zehnmal mehr Geld als für die linke. Zwischen 12 und 18 Uhr neigten die Teilnehmer/innen dazu, deutlich mehr zu schwindeln, um mehr Geld zu bekommen; zwischen 8 und 12 Uhr war dieser Effekt weniger ausgeprägt. Dieses Ergebnis nannten die Forscher den "morning morality effect".
In der Studie zeigte sich außerdem, dass der Effekt bei den im Studienverlauf eher als ehrlich aufgefallenen Menschen stärker ausgeprägt war. Das moralische Gefälle zwischen morgens und mittags/abends ist bei ihnen stärker als bei den unehrlichen. Vereinfacht: Der Lügner lügt immer gleich viel, der Ehrliche lügt mittags mehr als morgens.
Als Ursache für diese Entwicklung über den Tag vermuten die Forscher/innen einen Abnutzungseffekt der Selbstdisziplin, die wir benötigen, um Versuchungen zu widerstehen.
In der Schule: Klassenarbeiten früh am Morgen schreiben
Interessant für den Schulbetrieb ist die Schlussfolgerung der Forscher/innen: Der Grad moralischen Verhaltens kann (auch) durch die korrekte Wahl der Tageszeit beeinflusst werden.
In der Schule ist der klassische Prüfstein der Moral die schriftliche Prüfung. Lehrer/innen verschwenden nicht unerhebliche Ressourcen in die Prävention von Täuschungsversuchen wie Spicken und Abschreiben (Lehrerfreund: Beiträge zum Thema 'Spicken und Schummeln').
Wenn die in der Studie geäußerte Vermutung zutrifft, dass die durch die Mühen des Tages nachlassende Selbstdisziplin im Verlauf des Tages nachlässt, so gibt es für Lehrer/innen nur eine Schlussfolgerung: Wenn du eine Klassenarbeit schreibst, dann schreibe sie möglichst früh. Die Wahrscheinlichkeit, dass Schüler/innen bei einer Klassenarbeit in der ersten Stunde spicken, ist geringer als die Wahrscheinlichkeit, dass sie in der sechsten Stunde spicken.
Die wirklich unmoralischen Subjekte, also die notorischen Täuscher/innen, wird man mit dieser Methode jedoch nicht kriegen. Denn laut Studienergebnis hat die Tageszeit nur einen geringen Einfluss auf ihre Moral.