Statistik
Schülerzahlen auch 2010/2011 rückläufig - Zahlen am Gymnasium aber steigend 15.03.2011, 16:44
Das Statistische Bundesamt hat die Schülerzahlen für 2010/2011 veröffentlicht. Bundesweit sind die Schülerzahlen weiter um 1,6 Prozent gesunken. Die aktuellen Zahlen sind vor allem in Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre interessant: Seit 1998 sind die Schülerzahlen in der BRD um 10% zurückgegangen - die Gymnasien haben in diesem Zeitraum jedoch ein Plus von 12% zu verzeichnen. Ein weiteres Mal müssen wir uns fragen, ob die deutschen Kinder einfach immer klüger werden und es irgendwann nur noch Gymnasien gibt.
Das Statistische Bundesamt teilt die aktuellen Schülerzahlen für die Deutschland in der Pressemitteilung Nr. 106 vom 15.03.2011 mit. Demnach sind im Schuljahr 2010/2011 an deutschen Schulen 11.485.758 Schüler/innen angemeldet (siehe Tabelle unten). Der Rückgang trifft besonders die beruflichen Schulen (2.9% vs. 1.2% bei allgemeinbildenden Schulen). Bei “berufliche Schule” sind auch Fachgymnasien (d.h. alle beruflichen Gymnasien wie WG, TG, SG usw.) eingeschlossen.
Zum Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland weiß das Statistische Bundesamt:
Die Entwicklung der Schülerzahlen insgesamt verläuft in West- und Ostdeutschland unterschiedlich: Während an allgemeinbildenden Schulen im früheren Bundesgebiet die Zahl um 1,6% sinkt, nimmt sie in den neuen Bundesländern einschließlich Berlin um 1,0% zu. Bei den beruflichen Schulen liegt die Schülerzahl im früheren Bundesgebiet um 1,5%, in den neuen Bundesländern einschließlich Berlin um 9,3% unter dem Stand des Vorjahres. In Ostdeutschland wirkt sich hier der Geburtenrückgang von Anfang der 1990er Jahre in einem besonderen Maße aus. Die deutlichsten Rückgänge gab es in Brandenburg (– 12,3%), Mecklenburg-Vorpommern (– 13,8%) und Sachsen-Anhalt (– 11,5%).
Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung Nr. 106 vom 15.03.2011
Trend: abwärts
Sowohl an allgemeinbildenden als auch an beruflichen Schulen ist seit Ende der 90er-Jahre ein ungebrochener Abwärtstrend zu beobachten, der mit der demographischen Entwicklung der BRD zusammenhängt (siehe folgendes Diagramm, Klick zum Vergrößern). Dabei sind vor allem die neuen Bundesländern betroffen, auch wenn sie dieses Jahr (seit 1994 erstmals wieder!) einen geringen Anstieg (1%) zu verzeichnen haben.
Das folgende Diagramm (Klick zum Vergrößern) zeigt die jeweiligen Veränderungen in Prozent zum Vorjahr.
Gewinner: Gymnasien und Waldorfschulen. Verlierer: Hauptschulen, Realschulen
Wieder einmal erstaunt die Entwicklung der Schülerzahlen, wenn sie nach Schulformen aufgeschlüsselt werden. Im allgemeinbildenden Bereich fällt auf, dass den sinkenden Schülerzahlen in Grundschulen, Hauptschulen und Realschulen steigende Schülerzaheln in Gymnasien (ohne berufliche Gymnasien) gegenüberstehen (Klick zum Vergrößern):
Während Lehrer/innen klagen, dass die Schüler/innen seit Jahren immer weniger kapieren und statt Goethe nur noch die XBox im Hirn haben, gehen immer mehr Kinder aufs Gymnasium. Liegt es daran, dass der Republik die Fachkräfte ausgehen und man mehr Personen mit Fachhochschulreife erzeugen muss? Oder belohnt die Politik damit ihre Wähler, die dem Wahnsinn aus G8, Hauptschulumbenennungen und Klassengrößen geduldig zusehen? Mehr: Lehrerfreund 26.02.2008: Steigende Schülerzahlen an Gymnasien (2007/08) - Werden die Deutschen immer klüger?
Freuen dürfen sich die Waldorfschulen und die Fachgymnasien (berufliche Gymnasien), die ungebrochenen Zuwachs verzeichnen dürfen. Die Waldorfschulen machen in den letzten Jahren ein Plus v.a. in den neuen Bundesländern; das dort verzeichnete Minus bei den Fachgymnasien (dieses Jahr: - 11%!) wird durch einen Anstieg in den alten Bundesländern (Fachgymnasien dieses Jahr +4,8%) ausgeglichen.
Tabelle: Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2010/11
Land | Allgemeinbildende und berufliche Schulen | Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % | ||
---|---|---|---|---|
Allgemein- bildende Schulen | Berufliche Schulen | Zusammen | ||
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 106 vom 15.03.2011), Hervorhebungen Lehrerfreund | ||||
Baden-Württemberg | 1 643 676 | – 1,6 | – 1,3 | – 1,6 |
Bayern | 1 779 454 | – 1,6 | – 2,2 | – 1,8 |
Berlin | 417 491 | – 0,3 | – 2,2 | – 0,7 |
Brandenburg | 272 189 | 0,2 | – 12,3 | – 2,6 |
Bremen | 95 310 | – 1,2 | – 1,3 | – 1,2 |
Hamburg | 240 113 | – 1,9 | – 0,9 | – 1,7 |
Hessen | 856 753 | – 1,2 | – 1,1 | – 1,2 |
Mecklenburg-Vorpommern | 173 983 | 1,6 | – 13,8 | – 2,8 |
Niedersachsen | 1 210 258 | – 1,4 | – 0,9 | – 1,3 |
Nordrhein-Westfalen | 2 754 304 | – 1,6 | – 1,5 | – 1,6 |
Rheinland-Pfalz | 580 106 | – 2,0 | – 2,5 | – 2,1 |
Saarland | 135 628 | – 2,2 | – 3,4 | – 2,6 |
Sachsen | 435 720 | 2,6 | – 9,8 | – 1,2 |
Sachsen-Anhalt | 235 608 | 0,9 | – 11,5 | – 2,6 |
Schleswig-Holstein | 416 747 | – 1,6 | – 0,5 | – 1,4 |
Thüringen | 238 418 | 1,1 | – 10,0 | – 2,2 |
Insgesamt | 11 485 758 | – 1,2 | – 2,9 | – 1,6 |
Früheres Bundesgebiet | 9 712 349 | – 1,6 | – 1,5 | – 1,6 |
Neue Länder einschließlich Berlin | 1 773 409 | 1,0 | – 9,3 | – 1,8 |