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Sinnfreie Doku-Soap

Super-Nanny (RTL) in der Kritik 17.04.2009, 12:25

Die "Super-Nanny" erzieht in der gleichnamigen RTL-Doku-Soap schwierige Kinder. Die sinnfreie Vorführung dieser Kinder schmeckt nun den Landesmedienanstalten und dem Kinderschutzbund gar nicht.

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“Super-Nanny” heißt eigentlich Katharina Saalfrank und ist Diplom-Pädagogin. Sie wird von überforderten Eltern zur Hilfe gerufen; mit dem Kamerateam besucht sie die Familie, die Kinder drehen angesichts der TV-Präsenz völlig durch und Katharina Saalfrank, die Diplom-Pädagogin, löst den Fall kompetent und einfühlsam. Das TV-Publikum berauscht sich weniger an dem erstaunlichen pädagogischen Talent der Super-Nanny als an den Eskalationen: Ohrfeigen, derbste Beschimpfungen, Verfolgungsjagden durch die Wohnung sind an der Tagesordnung. Atemlos wartet die Nanny-Gemeinde darauf, endlich mal Blut zu sehen.

Aus diesem Grund gerät die unterirdische Doku-Soap zu Beginn der neuen Staffel (15.04.2009) erneut unter Druck. Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) kritisiert, dass die Zurschaustellung von Eltern und Kindern nicht der Menschenwürde entspräche und sich im Anschluss an die Sendung für die betroffenen Familien neue, ungelöste Probleme ergäben (was RTL unter Hinweis auf professionelle “Nachsorge” bestreitet).

Auch die Landesmedienanstalten, deren Auftrag es ist, das Privatfernsehen zu kontrollieren, finden Nanny grenzwertig. Das von der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten herausgegebene Beratungspapier ‘Zur Praxis und zur Bedeutung von Programmgrenzen für private Fersehprogramme’ (pdf) soll

die werbefinanzierten Anbieter eine Selbstverpflichtungserklärung zur Einhaltung moralisch-ethischer Regeln bei Dokusoaps und Castingshows [anhalten]. Geschützt werden sollen vor allem «Medienlaien» wie Kinder, die «zum Zweck der Unterhaltung ausgestellt und ausgenützt» würden, heißt es in der Begründung für diesen Vorstoß.

Mediaculture online 14.04.2009: Die «Super-Nanny» im Visier der Medienwächter

In dem Papier wird explizit die Gewinnabsicht solcher Formate kritisiert:

Die Absicht, die Grenzen der Rundfunkfreiheit durch „grenzwertige“ Programme auszuloten, ist in erster Linie ein Effekt der Gewinnmaximierung durch
Quotenoptimierung. [...] In Zeiten eines verschärften Wettbewerbs und einer insgesamt schwierigen Marktlage, wie sie derzeit zu beobachten sind, ist die Versuchung, die Grenzen der Rundfunkfreiheit im Interesse einer Publikumsmaximierung auszutesten, besonders groß.

Beratungspapier ‘Zur Praxis und zur Bedeutung von Programmgrenzen für private Fersehprogramme’ (pdf), S. 2

Die Deutsche Kinderhilfe dagegen sieht eher den potenziellen Nutzen der Sendung:

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes “TV-Super-Nannys” der Universität Wien aus dem Jahr 2006 belegen dagegen laut Kinderhilfe die positiven Folgen der Sendung: Die “Super Nanny” erhöhe die Bereitschaft der Eltern, sich an eine professionelle Erziehungsberatung zu wenden. Zugleich wachse die Sensibilität für Erziehungsthemen im Allgemeinen.

Berliner Morgenpost 17.04.2009: Kinderhilfe unterstützt ‘Die Super Nanny’

Die Nanny-Darstellerin Katharina Saalfrank, Diplom-Pädagogin, sieht das - wie auch ihr Arbeitgeber RTL - anders. Im Interview betont sie die subtile Seite der Doku-Soap, die “leise[n] Konflikte” - und natürlich das Glück, das die Familien nach dem Besuch der Super-Nanny trifft:

Manchmal weinen die Familien dann auch noch mal darüber und rücken ganz eng zusammen, weil sie eine kleine Reise in die Vergangenheit machen und sehen dann einfach auch, was sie alles geleistet haben.

medienhandbuch.de 17.04.2009: Kinder-Erziehungs-TV: Die neuen Folgen sind vielleicht nicht so krawallig

Das ist wirklich zum Weinen.

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