Lieber sympathisch als professionell
Verliebt in den Lehrer - Bei welchem Lehrertyp lernen Schüler am meisten? 15.02.2009, 15:17
Das Lied "Verliebt in den Lehrer" (Christian Anders, 1978) schildert die heimliche Liebe einer Schülerin zu ihrem Lehrer. Eigentlich geht es um die Frage: Welchen Einfluss hat die Lehrerpersönlichkeit auf den Lernerfolg? Liedtext, Video und Analyse mit (inzwischen ausgewerteter) Umfrage.
Der Autor - Christian Anders aka Lanoo
Der Autor, Christian Anders (*1945), heißt heute Lanoo und hat eine wirklich interessante Karriere hinter sich. In den 70ern war er ein erfolgreicher Schlagersänger, inzwischen schreibt er unter seinem neuen Namen “Lanoo” Bücher (“Aber seine spirituelle Lehrerin, Beatrice Flemming hatte ihm gesagt, dass er auserkoren sei, das Buch des Lichts zu schreiben [...]”), tätigt Prophezeiungen (Jihad-Krieger werden in Deutschland einfallen und sich in Baden-Baden einnisten. “Baden - Baden. Warum? Weil man sie dort am wenigsten vermutet.”) und wettert in seiner Kolumne gegen die Rechtschreibreform, da diese vom Bertelsmann-Verlag angezettelt sei und der Zerschlagung des Duden-Monopols diene.
YouTube-Video
Dieses Video haben wir gefunden beim Berufskolleg-Blog serifenlos.de:
Liedtext
Verliebt in den Lehrer
Eine “1” im Rechnen, eine “2” im [sic] Latein,
Und die ganze Klasse fragt: “Wie kann das sein?”.
Auch in den andern Fächern ist sie so gut wie nie,
Und fragt man nach dem Grund, dann errötet sie.
Ref
Verliebt in den Lehrer, ist Mary-Lorraine.
Verliebt in den Lehrer, seit sie ihn geseh’n.
Sie kann nachts nicht schlafen, denn sein Bild steht vor ihr,
Und er lächelt sie an: Ich gehöre nur dir.
Erst seit ein paar Wochen gibt er Unterricht.
Alle Mädchen schwärmen - doch er sieht es nicht.
Doch ist eine fleißig, lächelt er sie an,
Und darum wird Mary bald die Beste sein.
[Der unreine Reim “an” - “sein” verweist schon auf das tragische Ende: Mary wird nie die Beste sein.]
Refrain
Verliebt in den Lehrer, ist Mary-Lorraine.
Verliebt in den Lehrer, seit sie ihn geseh’n.
Sie kann nachts nicht schlafen, denn sein Bild steht vor ihr,
Und er lächelt sie an: Ich gehöre nur dir.
Und sie sagt keinem Menschen, was sie bewegt.
Denn tief im Herzen fühlt sie, dass ihr Traum niemals in Erfüllung geht.
Refrain
Verliebt in den Lehrer, ist Mary-Lorraine.
Verliebt in den Lehrer, seit sie ihn geseh’n.
Und sie kann nachts nicht schlafen, denn sein Bild steht vor ihr,
Und er lächelt sie an: Ich gehöre nur dir.
Analyse
May-Lorraine ist in ihren Lehrer verliebt. Leider ist ihr Lehrer ein echter Profi und beachtet Regel 2 unseres Kurses “Was (männliche) Lehrer im Umgang mit Schülerinnen beachten sollten - 3 Tipps”: Flirten Sie nicht mit Schülerinnen. Deshalb setzt er sein Lächeln gezielt nur als Belohnung für gute schulische Leistungen ein (“Doch ist eine fleißig, lächelt er sie an ...”). Mehr als das: Alle anderen Ebenen (“Alle Mädchen schwärmen”) blendet er vollkommen aus (“doch er sieht es nicht”). Damit heizt er allerdings die schwärmenden Schülerinnen noch mehr an. Mary-Lorraine ist jedoch so sehr verliebt, dass sie Alles, aber auch wirklich Alles für ein Lächeln von ihm tun würde. Sogar in anderen Fächern steigt ihr Notenschnitt merklich.
Dieses Lied gehört in jede gute Lehrerausbildung - als Diskussionsgrundlage für die Frage: Kompensiert eine sympathische Lehrerpersönlichkeit schlechte Unterrichtskonzepte?
Hier gaben 246 Lehrpersonen im Zeitraum vom 12.12.2008 bis zum 15.02.2009 Ihre Meinung ab (Formular siehe rechts).
Auswertung der Umfrage: Bei welchem Lehrertyp lernen Schüler/innen mehr?
Die überwältigende Mehrzahl der teilnehmenden Personen glauben, dass Schüler/innen beim sympathischen, aber tendenziell unprofessionellen Typ mehr lernen (79%) als beim unsympathischen, aber didaktisch professionellen Typ (11%). 10% entschieden sich für einen Mittelweg, z.B.
- “die ‘gesunde Mitte’ - eine Persönlichkeit, die als Vorbild taugt. Sympathisch genug, methodisch fast perfekt, mit Humor und auch Konsequenz…”
- “Mittelweg - sympatisch-kompetent”
- “wie wäre es mit sympathisch - Unterricht methodisch und didaktisch gut”
- “sympathisch und methodisch sowie didaktish gut vorbereitet auf dn Unterricht (soll es ja auch geben)”
Interessant ist, dass Lernerfolg für die meisten eher von der Lehrerpersönlichkeit als von ihrer fachlichen und didaktischen Kompetenz abhängt - ganz wie im zitierten Lied oben. Die Zeiten des Rohrstocks, des Respekts und der puren Wissensvermittlung sind vorbei - die perfekte Lehrer/in fungiert als Kolleg/in, als Berater/in, als Moderator/in des Lernprozesses, wo pädagogisches Geschick (=der “Draht” zu den Schüler/innen) wichtiger ist als Vorbereitung und fachliche Kompetenz.
Diese Meinung ist schön, aber vielleicht auch ein bisschen modisch. Alles steht ja schon in Wikipedia, die Lehrperson ist in erster Linie der motivierende Kumpel. Ob eine solche Lehrperson aber effektive Lernvoraussetzungen schaffen kann, ist zu bezweifeln.