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Sündenbock Computerspiele?

Amoklauf in Winnenden 2009 - Und wieder beginnt die Suche nach den Ursachen 11.03.2009, 18:52

Beim Amoklauf in einer Realschule in Winnenden (bei Stuttgart) am 11.03.2009 wurden 16 Menschen getötet. Wieder einmal hatte der Täter unkomplizierten Zugriff auf Handfeuerwaffen - und wieder einmal werden die nächsten Wochen von der Diskussion um die Rolle gewalthaltiger Medien dominiert sein. Mit einem Kommentar des Medienexperten Marc-Niclas Heckner.

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Tathergang

Der Amoklauf ereignete sich gegen 9:30 in Winnenden bei Stuttgart. Obwohl die Tragödie bereits morgens geschah, nach Angaben des Polizeisprechers „mit Hochdruck“ gefahndet wurde und der mit einem Kampfanzug bekleidete Schütze Richtung Innenstadt geflohen sei, wurde der Täter erst mittags gestellt und erschossen. Zusätzlich zu den 16 Toten (davon 9 Schüler und 3 Lehrer) wird von mehreren Schwerverletzen berichtet. Polizeichef Konrad Jelden teilte der Presse mit, dass der Vater des Täters legal 16 Waffen besaß. Die Tatwaffe entstamme dieser Sammlung.

Die Schuldfrage

In einem Interview auf n-tv weist ein Amokforscher der Deutschen Hochschule der Polizei (Münster) den Medien eine Teilschuld zu: Die Medien stünden unter dem Druck, möglichst dramatische Bilder zu präsentieren. Menschen an der Grenze zum Amoklauf würden von der reißerischen Berichterstattung zum letzten Schritt ermutigt. Im ZDF-Mittagsmagazin umriss Professor Lothar Adler, der nach dem Amoklauf von Erfurt mit der Betreuung der Opfer beauftragt war, das klassische Profil eines Amokläufers unter anderem mit einer allgemeinen Schwierigkeit, sich in eine Gemeinschaft einzufügen. Da diese und weitere Eigenschaften jedoch auf eine riesige Anzahl von Jugendlichen zuträfen, sei ein „Profiling“ potentieller Täter, wie dies beispielsweise in den USA praktiziert würde, von vorne herein zum Scheitern verurteilt.

Obwohl offiziell noch keine Motive des Täters bekannt sind, ist man auf n-tv.de bereits dabei, Zusammenhänge herzustellen. Unter Berufung auf „einen Nachbarn“ berichtet man unter anderem, dass der Täter zu Hause “eine umfangreiche Sammlung an Horrorvideos“ gehabt habe.

Die Suche nach Gründen: Soziale Verantwortung oder politischer Selbstzweck?

Kommentar von Marc-Niclas Heckner, audiofilmkritik.de.

Zusätzlich zum Leid der Hinterbliebenen, das sich selbst von ehrlich erschütterten Außenstehenden sicherlich nur schwer nachempfinden lässt, wird der dritte Amoklauf nach Erfurt und Emsdetten gerade jetzt im Superwahljahr vermutlich wieder die Diskussion um Gewalt in den Medien aufflammen lassen. Zwar spricht der Baden-Württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) in einer Pressekonferenz von einer „in keiner Form erklärbaren Tat“; eine Polemik, in der das Verbot so genannter „Killerspiele“ als Nährboden für diese Taten gefordert wird jedoch könnte eventuell bald neben der desolaten Wirtschaftslage den Wahlkampf bestimmen. Vermeintliche Zusammenhänge zwischen Gewaltdarstellung in der Popkultur und tatsächlich ausgeübter Gewalt könnten dann dazu benutzt werden, Universallösungen wie Einschränkungen der künstlerischen Ausdrucksfreiheit plakativ zu bewerben, um sie als Wahlversprechen verwerten zu können. Dass bei einem drastischen Vorgehen gegen Mediengewalt oftmals selbst Expertenurteile nicht ernst genommen werden, zeigt die massive Kritik des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) am Zwölfergremium der FSK, als dieses damals entschied, dass das Spiel Counterstrike keinen Gefährdungsgrad besitze, der eine Indizierung rechtfertige.

Es bleibt abzuwarten, ob man für den Wahlkampf weniger populäre Themen (wie Zugänglichkeit zu Waffen, reißerische Berichterstattung) problematisiert, oder ob wieder einmal publikumswirksam leicht greifbare Faktoren wie Actionfilme und Videospiele zu Sündenböcken gemacht werden. Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis Boulevardmedien eine Verbindung des Autoraubs während des Amoklaufs zum Spielverlauf des Sandbox-Games „Grand Theft Auto IV“ herstellen.

Interessant ist auch die Frage, wie sehr Web 2.0-Dienste (wie Twitter oder Facebook) Einfluss auf die Berichterstattung nehmen werden. Schon heute zitierte n-tv gegen 13.40 Uhr private Benutzer/innen von Commmunity-Plattformen, die sich an den Amoklauf von Erfurt erinnert fühlten. Solche (häufig unqualifizierten und/oder minderjährigen) Benutzer/innen sind Volkes Stimme, und es ist erfreulich, dass TV-Sender unmittelbaren Zugriff auf diese haben. Ob die zitierten Meinungen jedoch zur Ursachenerforschung beitragen, darf angezweifelt werden. Im Falle von n-tv wurde dadurch ohne informativen Mehrwert die vermeintliche Notwendigkeit unterstrichen, alte Beiträge über vorherige Amokläufe in Zusammenhang mit der heutigen Tat zu senden. Eine journalistische Herleitung dieses Zusammenhanges wäre sicher sinnvoller gewesen als die Verwertung unqualifizierter Postings im Web.

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Kommentare

21

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  • #1

    richtig:
    ganztags ein- und wegsperren, dann können sie auch keine “dummheiten” mehr machen ...
    und eltern das sorgerecht entziehen ...
    dann können die ihnen auch keine “killerspiele” und killerwaffen mehr besorgen ...

    schrieb schultid am

  • #2

    Ganztagsschulen ist viel zu kurz gegriffen. Die Schüler dürfen die Schulen einfach nicht mehr verlassen - dann können sie sich auch keine Waffen besorgen.

    schrieb 1000Sunny am

  • #3

    Zitat “Schuelerschreck”: “Vielleicht hilft doch eine Ganztagsbetreuung???”

    ... als Fortsetzung der Schikanen vom Vormittag?

    Unsere Kinder, iE Jungs verhungern emotional in schulen, bei lehrkräften, die sie - ganz gleich ob sie hyperaktiv oder still sind - ständig nach noten verdreschen und sie zusätzlich wg mangelhafter “Frustrationstoleranz” verächtlich machen.
    aggressivität, isolation, mangelhafte frustrationstoleranz sind unspezifische krankheitssymptome und sollten inzwischen in schulen dazu führen, genauer zu beobachten ... und zu helfen.
    das geht ganz einfach ... mit stärken stärken ... mit lob.
    “Ihr glaubt gar nicht, wieviel Lob einer vertragen kann ...” (frei nach Johannes Rau)

    schrieb schultid am

  • #4

    Schuelerschreck:

    Die stillen, einsamen Schüler sind nicht gefährlich, sondern gefährdet.

    Bauen die Migranten ihren Frust schnell ab?
    Manchmal. Leider auch auf dem Schulhof.

    Brechen “unsere Jugendlichen” (sind die in Ihrem Besitz, Schülerschreck?)bei der kleinsten Niederlage zusammen?
    Einige. Aber doch nicht alle. Welche Wahrnehmung haben Sie von den Jugendlichen? Ihre Schüler tun mir leid.

    Woher wissen Sie das die keine direkten sozialen Kontakte mehr haben? Ich erlebe meine Schüler ganz anders. Schülerschreck, Sie sollten Ihre Aufmerksamkeitsfokusierung korrigieren.

    Vielleicht könnte Ihnen eine Ganztagsbetreuung helfen ...

    Kollegiale (und besorgte) Grüße

    Ihr Frederick Moreau

    schrieb Frederick Moreau am

  • #5

    Ja, es sind unsere guten deutschen, materiell übersättigten, emotional verhungerten Schüler!!!!
    In Gesprächen über meine Beobachtungen habe ich festgestellt, dass unsere Migranten eigentlich ihren Frust sehr schnell abbauen und außerdem in der Familie aufgefangen werden. Wenn es einem schlecht geht, ist die gesamte Großfamilie um das Wohlergehen bemüht.
    Gefährlich sind die stillen, einsamen Schüler! Außerdem haben unsere Jugendlichen heute keinerlei Frustrationstoleranz mehr. Sie brechen bei der kleinsten Niederlage zusammen, z.B schon beim verlorenen sportl. Wettkampf. Sie haben keine oder nur noch sehr wenige DIREKTE soziale Kontakte, nur INDIREKTE, virtuelle. Es fehlt die natürliche Auseinandersetzung mit anderen.
    Vielleicht hilft doch eine Ganztagsbetreuung???

    schrieb Schuelerschreck am

  • #6

    @schultid
    Ich wollte ja eigentlich nichts mehr zum Thema sagen - denn mit Schule habe ich (hoffentlich) abgeschlossen. Aber dennoch finde ich das richtig, was sie sagen. (Sie haben “ritzen” und “gegenseitig fertig machen” vergessen)

    schrieb 1000Sunny am

  • #7

    und genau “die” mit migrationshintergrund sind es, die (noch) nicht amok laufen. “komisch”, nicht?
    es sind die “deutschen”, die “blonden + blauäugigen”, wohlbehütet, aus gutem elternhaus.
    warum?
    vielleicht, weil sie mehr zu verlieren haben als die “anderen”? die “anderen” haben nichts und schon von klein an mitgekriegt, dass sie kaum eine echte chance haben, “legal” was zu kriegen. dementsprechend haben sie schon früh strategien entwickelt, anders durch zu kommen. und genau das wollen sie: durchkommen, “leben”! im gegensatz zu “unseren jungs”
    ... und mädchen, die sich inzwischen zu tode hungern oder kotzen.

    schrieb schultid am

  • #8

    Ich war entsetzt, wie wenig sicherheitstauglich unsere Schule ist (Lautsprecheranlage nicht überall zu hören, fehlende Türschlösser etc.) - aberr was mich am meisten entsetzt hat ist, wie viele Schüler mit Migrationshintergrund Waffen zu Hause haben, die sicherlich nicht in einem Tresor liegen und wie diese Kinder, die aus Krisen- und Kriegsgebieten kommen, mit dem Thema Waffengebrauch umgehen. Sie kommen aus Kulturkreisen, die ein völlig anderes Rechtssystem haben als wir hier und haben z.T. auch direkte Erfahrungen in ihrem jungen Leben mit Gewalt und Waffen gemacht. Und genau die sind es, die häufig nur geringe Chancen in unserem Bildungssystem haben!

    schrieb Schuelerschreck am

  • #9

    Zitat: “Ein Lehrer, der mehr als 30 Kinder in einer Klasse hat, also mindestens 120 Kinder unterrichtet, kann nicht all das, was von zu Hause aus fehlt, in der Schule vermitteln.”
    Braucht er auch nicht, aber Achtung und Wertschätzung der SchülerInnen - egal aus welchem Elternhaus sie kommen.
    “Die Würde des Schülers ist antastbar” (Kurt Singer) und wird 1000fach tagtäglich in Deutschlands Schulen angetastet - unter dem Deckmäntelchen der “Begabtenauslese”. Ein Schulsystem, das urweltliche Prinzipien reitet, sollte sich über “Bestien” nicht wundern, die es gebiert. Wenn eines wundert, dann die Seltenheit solcher Ereignisse. 20-25% eines Jahrgangs können am Ende ihrer mindestens 10j.Schulzeit nicht einmal die “Bild” lesen. Welche Werte wurden denn da vermittelt und welche “Kultur” können Sie denn da erwarten?
    Der Täter von Winnenden war zuerst Opfer, bevor er Täter wurde - mit “Mittlerer Reife und Ausbildungsplatz”. Bei genauerem Hinhören entpuppte sich die dann als von einem schlechten Schüler “gerade noch geschafft” und “berufliche Privatschule”, dank elterlicher Unterstützung. Anscheinend gibt es hier Lehrer, die auch das noch als elterliches Fehlverhalten einschätzen und solche Schüler lieber als ALGII-Leistungsempfänger sähen, kombiniert mit der Klage über unseren Sozialstaat, den wir uns nicht mehr leisten können.
    Auch ohne Feuerwaffen und Killerspiele hat Kain seinen Bruder Abel getötet. Wer mal das Kapitel in der Bibel gelesen hat, weiß auch warum. Das Motiv dürfte auch mehr als 5000 Jahre danach noch dasselbe gewesen sein - in Erfurt wie in Emsdetten und Winnenden.

    schrieb schultid am

  • #10

    Liebe Natalia, deine Aussagen und Beobachtungen sind sehr differenziert - ich glaube auch nicht, dass Amokläufer identifiziert werden können ... und dass Täterprofilings unter Umständen mehr Schaden anrichten als Nutzen - Klima des Misstrauens…

    Ich glaube aber, dass so eine schreckliche Tat zumindest zu einer Diskussion und auch zu Konsequenzen für mehr Mit-Menschlichkeit führen muss, sonst wird wirklich unsere gesamte Gesellschaft unmenschlich…

    Zu der Elternarbeit: ich bin Sozialpädagogin und würde gern in Sozialgremien der Schule mitarbeiten, statt der Schulgflegschaftssitzungen, die auch Zeit und Energie kosten. Außerdem sollte die Arbeit verteilt werden und LehrInnen dafür bezahlt werden, SchülerInnen/SV mit einer guten Kopfnote oder Praktikum im Sozialbereich “belohnt” werden, es gibt bestimmt viele gute Ideen würde erst einmal begonnen werden, die Arbeiten und die Fachleute zu bündeln.

    @Marion: gegenseitige Beschimpfungen nützen nichts und schließen nur die Türen (obwohl ich denke, dass Sie recht haben…)

    und das Grundübel ist sowieso die Größe der Klasse: die LehrerInnen haben zwangsläufig eher das Interesse , dass die Klasse funktioniert als der einzelne Schüler… Was sind wir für eine reiche Gesellschaft, die sich derart asoziale Klassengrößen leistet?!

    schrieb Evelyn S. am

  • #11

    Zitat Natalia:“Glauben sie wirklich, dass z.B eine berufstätige Psychologin mit Kindern auch noch Zeit hat, ehrenamtlich an der Schule ihrer Kinder als Schulpsychologin zu arbeiten?”

    Da ist doch schon mal eine Wurzel des Übels zu sehen: Vor lauter Geld verdienen, um den von den Medien und der Umwelt vorgegebenen Lebensstandard zu halten, hat kein Elternteil mehr wirklich Zeit für seine Sprösslinge. In wievielen Familien findet tatsächlich noch täglich ein intensiver Austausch statt, haben die Eltern Zeit, ihren Kindern zuzuhören?
    Wie kann es sein, dass ein Jugendlicher täglich mehrere Stunden am PC verbringt, egal wie? Doch nur deshalb, weil sich niemand wirklich um ihn kümmert, Interesse an ihm zeigt.
    Viele Eltern sehen ihre Erziehungspflicht damit erfüllt, ihrem Sprössling alles materiell Notwendige und Unnötige zukommen zu lassen. Dass aber Erziehen auch Zeit haben, konsequent sein, auch mal nein sagen, Grenzen setzen, zum Verzicht auffordern bedeutet, sehen die wenigsten ein.

    Je weniger Zeit Eltern für ihre Kinder haben, desto größer ist der Einfluss der Medien. Und gesehen am täglichen Programm in den privaten Sendern (man denke an Dieter Bohlen und Co) kann der kein guter sein.

    Ich erlebe es täglich in der Schule, dass die Schüler Äußerungen, die ich als äußerst beleidigend empfinde, als Spaß abtun, sich nicht vorstellen können, dass der damit bedachte Mitschüler sie als kränkend und demütigend empfinden könnte. Diese Empfinden müsste eigentlich im Elternhaus geschärft werden durch die so wichtige Wertevermittlung und das Vorleben, das kaum noch statt findet.

    Ein Lehrer, der mehr als 30 Kinder in einer Klasse hat, also mindestens 120 Kinder unterrichtet, kann nicht all das, was von zu Hause aus fehlt, in der Schule vermitteln.

    schrieb Marion am

  • #12

    Ich glaube das ist eine Lehrerseite, aber da es hier um ein Thema geht, das auch uns Scüler sehr stark betrifft, möchte auch ich etwas zu meiner Meinung sagen… :)
    Ich glaube viele von euch suchen an den falschen Stellen danach, wie wir zukünftige Amokläufe verhindern könnten…
    Um Gegenmaßnahmen zu finden muss man erst einmal die Beweggründe für eine solche Tat finden, und das gestaltet sich äußerst schwierig.
    Man kann nicht genau sagen: DAS ist der Grund für den Amoklauf! Bestimmt kommen da viele verschiedene Gründe zusammen.
    Der Amokläufer von Winnenden war psychisch krank. Vielleicht wollte er ja sowieso Selbstmord begehen und seinen Abgang nur möglichst spektakulär machen? Endlich mal im Mittelpunkt stehen?
    Mobbing, Ausgrenzung, unerreichte Ziele, wenig Sozialkontakte, “Wohlstandsverwahrlosung”, zunehmender Rückzug in virtuelle Welten und Killerspiele…
    Viele dieser Dinge sind wahrscheinlich sehr schwierig zu verhindern, vor allem von Lehrern, oder?
    Es gibt auch kein klassisches Täterprofil, an dem wir potenzielle Täter identifizieren könnten.
    Einzelgänger, männlich, spilet gerne (gewalttätige) Videospiele: Einige meiner Mitschüler sind potenzielle Amokläufer?!
    Man muss meiner Meinung nach auch aufpassen, nicht lauter Amokläufer zu identifizieren und so ein Klima des Misstrauens an den Schulen zu schaffen!
    Reiner Moysich: Das mit den Regeln kenne ich aus der 5. Klasse. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das kaum jemand ernst nehmen wird. Es wird kein Mobbing und vor allem keinen Amoklauf verhindern.
    übrgs Evelyn S. : “Ich bin sowieso der Meinung, dass Eltern in der Schule viel mehr in die Pflicht genommen werden sollten, und sich in die Pflicht nehmen lassen—” Wie genau soll das denn aussehen? Glauben sie wirklich, dass z.B eine berufstätige Psychologin mit Kindern auch noch Zeit hat, ehrenamtlich an der Schule ihrer Kinder als Schulpsychologin zu arbeiten? Das bezweifle ich sehr stark.

    schrieb Natalia am

  • #13

    Lieber Herr Moysich,

    der Amokläufer hatte Ethikunterricht. “Normen”, “Werte” müssen gefühlt werden, nicht besprochen. Im Deutschunterricht kann ich feststellen, dass es SchülerInnenn mit wenig Empathie gibt -beim Besprechen von Geschichten. Empathie schaffen - das ist ein langer Weg und Hirnunterrichtsfächer wie Ethik sind dazu wenig geeignet dazu. Auch wenn die Erfinder des Faches sich dies erhoffen.

    Sie schreiben:
    “Nur das, was sich in der Realität wirklich als nötig oder sehr hilfreich sowohl für das jetzige wie zukünftige Leben der Schüler erwiesen hat, sollte unterrichtet werden - schließlich wollen die Lehrer ja auch nicht, dass sie während ihrer Ausbildung etwas lernen müssen, was sie hinterher gar nicht brauchen.”

    Nützlich und hilfreich sind in der Schule oft gerade die auf den ersten Blick nicht nützlichen und hilfreichen Unterrichtsgegenstände bzw. -sequenzen. Wenn Sie nur von der Nützlichkeit ausgehen, können Sie vieles streichen. Im Fach Deutsch werden kaum noch Fantasieaufsätze geschrieben. Sind nicht nützlich. Das Fach Kunst hat ein Übergewicht an abfragbarem Stoff bekommen, Bildung muss sein, die praktische Arbeit wird zurückgedrängt. Vorsicht mit der Formulierung “nützlich”. Die Wirtschaft gebraucht das pausenlos und nimmt Einfluss auf die KMK.

    Der Amokläufer war Tischtennisspieler. Deswegen finde ich Ihren unten stehenden Vorschlag süß:

    “Dort sollten die Kinder nicht nur umfassend und kindgerecht über alle Fragen der Ernährung und Bewegung in Theorie und Praxis unterrichtet werden, sondern auch - und sogar vorrangig! - in mitmenschlichem Verhalten, speziell andersartigen Menschen gegenüber (egal, in welcher Art und Weise sie verschieden sind).”

    Richtige Ernährung. Vermutlich sind Ihrer Meinung nach Hamburger Mitschuld an Amokläufen.

    Irgenwie toll, wie alle wissen, wie die Welt zu verbessern wäre ...

    schrieb Frederick Moreau am

  • #14

    Warum gibt es in dem sozialen Bereich der Schule nicht mehr Zuammenarbeit auch mit fachkompetenten Eltern (SozialpädagogInnen PsychologInnen? - wir streichen ja schließlich unsere Klassen auch selbst…)

    Auch hier sind die LehrerInnen wohl allein gelassen und lassen sich allein - Krisenstab könnte aus allen sozial engagierten Kräften der Schule gebildet werden: Mediatoren, fachkompetente Eltern, VertrauenslehrerInnen, Suchtprävention…
    Bei der Schule meiner Tochter arbeitet jedes Gremium allein vor sich hin…

    Ich bin sowieso der Meinung, dass Eltern in der Schule viel mehr in die Pflicht genommen werden sollten, und sich in die Pflicht nehmen lassen—

    Aber liebe LehrerInnen: macht die Türen der Schulen und Klassenzimmer auf, sonst geht es nicht.

    schrieb Evelyn S. am

  • #15

    Ich finde es prima, dass die Experten bereits wissen, dass durch eine Veränderung der Schule (“Goldene Regel”) Amokläufen vorgebeugt werden kann. Gut ist es auch, zu wissen, wer Schuld an dem Amoklauf hat (Eltern, Gesellschaft, Politik, Medien ...). Ich weiß nach dem gegenwärtigen Stand der Berichterstattung gar nichts darüber, denn die Analyse und Aufarbeitung des Falles ist ja noch gar nicht abgeschlossen. Wir sollten uns hüten, vorzeitig Verbesserungsvorschläge abzugeben, ohne die genauen Ursachen eines Amoklaufs zu kennen.
    Wie wir mit unserer Angst vor Amokläufern umgehen wollen, darüber lässt sich reden. Dazu mag sich aber niemand äußern. Das wäre aber allemal eine Diskussion wert.
    Wir sehen uns in der Schule wieder und können hoffentlich darüber reden.

    schrieb Uli am

  • #16

    “Mitmenschliches Verhalten als wichtigstes Lernziel!”

    Experten nennen als grundlegende Ursachen für Schulmassaker - wie nun in Winnenden - vor allem zu großen Leistungsdruck und Mobbing.
    Ich finde, es sollte mit großem Einsatz und bedeutenden Veränderungen versucht werden, diese beiden Ursachen wesentlich zu reduzieren.

    Mir fallen hierzu folgende Möglichkeiten ein:

    1. Eine längere Schulzeit, in der auch Zeit für Besprechungen und Hilfestellungen bei den verschiedensten direkt oder anonym genannten Problemen der Kinder eingeräumt wird (ähnlich, wie es momentan aufgrund des Amoklaufs praktiziert wird), wobei gegebenenfalls auch Eltern mit eingeladen werden sollten.

    2. Überprüfung der Lerninhalte:
    Nur das, was sich in der Realität wirklich als nötig oder sehr hilfreich sowohl für das jetzige wie zukünftige Leben der Schüler erwiesen hat, sollte unterrichtet werden - schließlich wollen die Lehrer ja auch nicht, dass sie während ihrer Ausbildung etwas lernen müssen, was sie hinterher gar nicht brauchen.
    Stattdessen wäre es äußerst nützlich, zwei neue Fächer von der ersten Klasse an zu unterrichten: Gesundheitserziehung und Ethik - beides als notwendige Basis für ein zufriedenes und sinnvolles Leben.
    Dort sollten die Kinder nicht nur umfassend und kindgerecht über alle Fragen der Ernährung und Bewegung in Theorie und Praxis unterrichtet werden, sondern auch - und sogar vorrangig! - in mitmenschlichem Verhalten, speziell andersartigen Menschen gegenüber (egal, in welcher Art und Weise sie verschieden sind). Hierbei ist auch das Trainieren von Zivilcourage wichtig, wobei es gilt, unfair behandelten Personen zu helfen.

    Das gesamte soziale Verhalten in der Schule sollte geprägt sein von der „Goldenen Regel“ von Konfuzius, welche als Grundlage der Menschenrechte gilt: „Behandle andere Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest“.
    Sehr hilfreich wäre es auch, wenn möglichst viele Lehrer, Schüler und Eltern einer Schule sich auf einer großen Tafel im Schulgebäude auf freiwilliger Basis schriftlich zum Einhalten dieser grundlegenden sozialen Regel verpflichten könnten.

    schrieb Reiner Moysich am

  • #17

    @MichaelSchm
    Hast recht, hier in Bayern hieß es vor ein paar Wochen noch, dass eine bestimmte Schule 50 Mio € bräuchte, weil sie so marode ist.
    Allerdings hätte er dann vielleicht bis zur großen Pause gewartet und wer weiß, wie schlimm es dann gewesen wäre.

    schrieb 1000Sunny am

  • #18

    Toll, jetzt flattern wieder alle drei Tage lang durch die Gegend und danach sitzen sie wieder auf der Stange und nichts rührt sich. Wir hatten heute sechs Trittbrettfahrer in BaWü.

    In der Zeitung lese ich wie viel für die Prävention getan wird. An unserer Schule gibt es nicht einmal Sicherheitsschlösser in den Klassenzimmertüren, manche Schlösser funktionieren sowieso nicht.

    Eine Lautsprecheranalage gibt es ebenfalls im gesamten Schulgebäude nicht. Da ich für unseren Krisenplan zuständig bin fragte ich bereits vor Monaten bei der zuständigen Polizeidirektion in Nord-Bawü an, ob es Schulungen für uns geben könne oder zumindest mal jemand von der Polizei kommt und auf einer GLK Fragen beantworten kann. Antwort damals: “Dafür haben wir keine personellen Ressourcen”.

    Sozialarbeiter? Fehlen - bei uns Null. Psychologen? Eine Telefonnummer haben wir, da kann man wohl einen Termin vereinbaren, in drei oder vier Wochen viellecht.

    Jetzt fordert man Einlasskontrollen und dergleichen. Absolut lächerlich. Es ist doch nicht mal Geld dafür da, das absolut marode Gebäude in einem ansehnlichen Zustand zu halten.

    schrieb MichaelSchm am

  • #19

    Finde ich gut, dass ihr das Thema bringt.
    Ich habe dazu einen Aufruf geschrieben. Vielleicht bewirkt es ja etwas:
    http://freiebildung.wordpress.com/2009/03/12/aktiv-gegen-amok/

    schrieb 1000Sunny am

  • #20

    Keiner spricht von der Mutter .
    Sie ist doch für die Erziehung mit verantwortlich,oder ist sie erwerbstätig.

    schrieb AS am

  • #21

    The day after

    Wie war euer heutiger Schultag?
    Ich habe einen Schwung Zeitungen gekauft und wir haben Artikel gelesen, Stimmungen besprochen, Gründe diskutiert. Danach waren meine Schüler aber nur noch zum Malen in der Lage.
    Anstrengender waren diejenigen Kollegen, die gleich mit “Also, ich würde…” ankamen und sich als die großen Experten aufspielten.
    Grüße
    Thomas

    schrieb Thomas am

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