Strafe
Japan: Psychische und physische Gewaltanwendung an Schulen bald wieder erlaubt 26.01.2007, 12:50
Der japanische Ministerpräsident unterstützt den Vorschlag einer Expertenkommission, leichte psychichsche und physische Gewaltanwendung zur Bändigung aufsässiger SchülerInnen wieder zuzulassen. Dazu gehören leichte Ohrfeigen und in-die-Ecke-Stellen.
Die japanische Regierung möchte zunehmender Gewalt und Disziplinlosigkeit in Schulen entgegentreten, indem eine abgeschwächte Prügelstrafe wieder eingeführt wird. Der Ministerpräsident hält das für eine sehr gute Idee, zieht aber gleich eine Grenze:
Auf keinen Fall gehe es aber darum, die Schüler wie früher üblich mit dem Stock zu züchtigen oder brutal zu verprügeln, sagte der mit den Empfehlungen befasste Beamte in Abes Büro, Masaharu Kuba, am Donnerstag.
Geplant sei vielmehr, allzu unruhige Schüler in die Ecke zu stellen oder ihnen leichte Schläge auf den Kopf zu verpassen, sagte Kuba.
Kleine Zeitung 25.01.2007: Japan plant Wiedereinführung von Prügelstrafe an Schulen
Das japanische Schulsystem und die Lehrpersonen dort
Das japanische Schulsystem ist außerordentlich leistungsorientiert, die die SchülerInnen stehen unter großem Erfolgsdruck. Das Ziel, auf eine Elite-Universität zu kommen, hängt hoch und führt dazu, dass zahlreiche Schüler/innen sich stark unter Druck setzen: Nachhilfestunden und Lernen rund um die Uhr gehören für viele zum Alltag. Der dadurch entstehende Konkurrenzdruck findet in Gewalt seinen Ausdruck:
Wegen des Drucks, der auf den Schülern lastet, gibt es große Rivalitäten zwischen den Mitschülern, die oft in Gewalttätigkeiten ausarten. Auch die Selbstmordrate ist sehr hoch. Deshalb wird das japanische Schulsystem häufig kritisiert.
Pädagogische Weicheimethoden dürften bei den Lehrpersonen nicht allzu verbreitet sein. Das zeigt sich daran, dass die/eine(?) Lehrergewerkschaft den Vorschlag zur Verschärfung der Bestraferei erfreut aufnimmt:
Die meisten Lehrer hätten die Erfahrung gemacht, dass sie mit einer “Null-Toleranz-Politik” am besten fahren, sagte ein Gewerkschafter. Er warf den Eltern vor, sich nur auf das Wohl ihrer Kinder zu konzentrieren, werde ihr Kind bestraft, seien sie meist “sehr aufgebracht”.
Salzburger Nachrichten 25.01.2007: Rückkehr der Prügelstrafe an Japans Schulen
Und wo liegt die Grenze?
Wie stark darf die Ohrfeige sein? Wie lange darf man den Schüler in der Ecke stehen lassen? Darf man ihn dabei vielleicht noch als “Versager” bezeichnen?
Nichts legitimiert Gewaltanwendung in der Schule. Wenn das Schulsystem versagt, dürfen Individuen nicht mit einem Freibrief zum Schlagen und Erniedrigen ausgestattet werden. Dies würde willkürlicher Gewaltanwendung Tür und Tor öffnen.
- gefunden bei TeachersNews