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Pathos

Die Liste der Nettigkeiten (Erzählung) 05.12.2007, 09:37

Eine schöne, leicht überpathetische Erzählung von einer LehrerIn, die ihre SchülerInnen etwas Nettes über ihre KlassenkameradInnen aufschreiben ließ. Zur Nachahmung empfohlen.

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  • (geändert: )

Gefunden am 04.12.2007 in der Mailingliste Lernen. Die Erzählung entstammt dem amerikanischen Denkraum.

Eines Tages bat eine Lehrerin ihre Schüler, die Namen aller anderen Schüler in der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben und ein wenig Platz neben den Namen zu lassen. Dann sagte sie zu den Schülern, Sie sollten überlegen, was das Netteste ist, das sie über jeden ihrer Klassenkameraden sagen können und das sollten sie neben die Namen schreiben. Es dauerte die ganze Stunde, bis jeder fertig war und bevor sie den Klassenraum verließen, gaben sie ihre Blätter der Lehrerin. Am Wochenende schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen auf ein Blatt Papier und daneben die Liste der netten Bemerkungen, die ihre Mitschüler über den einzelnen aufgeschrieben hatten.

Am Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste. Schon nach kurzer Zeit lächelten alle. “Wirklich?”, hörte man flüstern….. “Ich wusste gar nicht, dass ich irgendjemandem was bedeute!” und “Ich wusste nicht, dass mich andere so mögen”, waren die Kommentare. Niemand erwähnte danach die Listen wieder. Die Lehrerin wusste nicht, ob die Schüler sie untereinander oder mit ihren Eltern diskutiert hatten, aber das machte nichts aus. Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren glücklich mit sich und mit den anderen.

Einige Jahre später war einer der Schüler in Vietnam [sic] gefallen und die Lehrerin ging zum Begräbnis dieses Schülers. Die Kirche war überfüllt mit vielen Freunden. Einer nach dem anderen, der den jungen Mann geliebt oder gekannt hatte, ging am Sarg vorbei und erwies ihm die letzte Ehre. Die Lehrerin ging als letzte und betete vor dem Sarg. Als sie dort stand, sagte einer der Soldaten, die den Sarg trugen, zu ihr: “Waren Sie Marks Mathe Lehrerin?” Sie nickte: “Ja”. Dann sagte er: “Mark hat sehr oft von Ihnen gesprochen.” Nach dem Begräbnis waren die meisten von Marks früheren Schulfreunden versammelt. Marks Eltern waren auch da und sie warteten offenbar sehnsüchtig darauf, mit der Lehrerin zu sprechen. “Wir wollen Ihnen etwas zeigen”, sagte der Vater und zog eine Geldbörse aus seiner Tasche. “Das wurde gefunden, als Mark gefallen ist. Wir dachten, Sie würden es erkennen.” Aus der Geldbörse zog er ein stark abgenutztes Blatt, das offensichtlich zusammengeklebt, viele Male gefaltet und auseinandergefaltet worden war. Die Lehrerin wusste ohne hinzusehen, dass dies eines der Blätter war, auf denen die netten Dinge standen, die seine Klassenkameraden über Mark geschrieben hatten. “Wir möchten Ihnen so sehr dafür danken, dass Sie das gemacht haben”, sagte Marks Mutter. “Wie Sie sehen können, hat Mark das sehr geschätzt.”

Alle früheren Schüler versammelten sich um die Lehrerin. Charlie lächelte ein bisschen und sagte: “Ich habe meine Liste auch noch. Sie ist in der obersten Lade in meinem Schreibtisch”. Chucks Frau sagte: “Chuck bat mich, die Liste in unser Hochzeitsalbum zu kleben.” “Ich habe meine auch noch”, sagte Marilyn. “Sie ist in meinem Tagebuch.” Dann griff Vicki, eine andere Mitschülerin, in ihren Taschenkalender und zeigte ihre abgegriffene und ausgefranste Liste den anderen. “Ich trage sie immer bei mir”, sagte Vicki und meinte dann: “Ich glaube, wir haben alle die Listen aufbewahrt.”

Die Lehrerin war so gerührt, dass sie sich setzen musste und weinte. Sie weinte um Mark und für alle seine Freunde, die ihn nie mehr sehen würden. Im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen vergessen wir oft, dass jedes Leben eines Tages endet und dass wir nicht wissen, wann dieser Tag sein wird. Deshalb sollte man den Menschen, die man liebt und um die man sich sorgt, sagen, dass sie etwas Besonderes und Wichtiges sind. Sag es ihnen, bevor es zu spät ist.

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Kommentare

10

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  • #1

    Hallo ich habe eine frage diesen Text kenne ich und ich bekomme immer gensehaut kennt jemand das video davon auf youtube das ist der hammer kann mir jemand sagen wie ich es finde bei youtube?

    danke im vorraus

    schrieb Maurice am

  • #2

    hi

    wollte mal fragen ob das mal irgendwo verfilmt wurde da ich der meinung bin das ich das mal im tv gesehen habe

    mfg ruben

    schrieb Ruben am

  • #3

    @ (#6) Db sauber recherchiert, kompliment

    schrieb strang3love am

  • #4

    Zu Dieser Lehrerinengeschichte gibt es übrigens auch eine Web-Page:

    http://www.spinnsch.de/

    LG und Kompliment für diese umfangreiche Seite!

    schrieb Benny am

  • #5

    Herzlichen Dank an Claudia für den wertvollen Hinweis, das hat mich ‘weitergraben’ lassen. Ergebnis:
    Die Geschichte ist im Sammelband “Chicken Soup for the Soul: 101 Stories to Open the Heart and Rekindle the Spirit” von Jack Canfield und Mark Victor Hansen im Mai 1993 erschienen, ebenso im Reader’s Digest vom Oktober 1991 (mit letzterem lag ich also richtig, bloß knapp 40 Jahre daneben :) )
    Im Original steht die Geschichte in Ich-Form und es ‘fehlen’ die unsäglich pädagogisierenden drei Schlusssätze.
    Die Autorin Helen P. Mrosla sei laut dieser http://www.snopes.com/glurge/allgood.asp interessanten Webseite (welche ‘Urban Legends’ auf ihren Wahrheitsgehalt prüft) eine Nonne (Franziskanerin) und Lehrerin an der St. Mary’s School in Morris, Minnesota gewesen. Sie habe 1999, nachdem die Geschichte ihre Verbreitung im Internet fand, einem Reporter von Associated Press die Wahrheit der Begebenheit und die Existenz von Mark Eklund bestätigt. Helen P. Mrosla sei zwar froh über die Verbreitung an sich, bedaure aber die Benutzung als ‘Glücks-Brief’ (“it cheapens it somehow”, she said).

    schrieb Db am

  • #6

    Diese Geschichte (natürlich eine Übersetzung aus dem Englischen:-) ) habe ich zum ersten Mal in einer Ausgabe der Bücherreihe “Chicken Soup” gelesen. Dabei handelt sich um kurze, maximal drei Seiten lange Geschichten, die das Herz erwärmen.

    schrieb Claudia am

  • #7

    Bei uns wurde das auch in der Klasse durchgeführt.
    Ich muss auch sagen, dass es mnache Punkte darauf gab, die man nicht erwartet hätte. Die Lehrerin hat bei uns alle häufiger genannten Begriffe unterstrichen…..

    habe diese geschichte auch hier gefunden:
    http://www.satirezeitung.de/autoren/heinerhaensel/530763974410b9709.php

    schrieb Johannes am

  • #8

    Ich bin Mutter und selbst Lehrerin und ich kenne diese Geschichte als pädagogischen Rettungsanker in der fürchterlich verkrachten Klasse meines Sohnes. Als diese Gruppe auseinanderging, haben wir Eltern jedes Kind eine Klasenliste für jeden anderen Mitschüler schreiben lassen, auseinandergeschnitten und personenbezogen zusammengeklebt. Selbst die coolsten Knaben hatten da einen dicken Hals. Der Tip stammte übrigens aus einem Seminar über den Umgang mit ADHS-Kindern.

    schrieb Anke am

  • #9

    Ich kannte diese Geschichte schon seit längerem und probiere sie dieses Jahr zum ersten Mal in der Mittelstufe (Gymnasium) aus - sozusagen als eine Art “Verbalwichteln”. Allerdings mache ich mir nicht die Wahnsinns-Arbeit mit selbst Schreiben, aber wenn für jede Bemerkung ein eigener kleiner Zettel verwendet wird, kann man sie bei der Abgabe schon so sortieren lassen, dass hinterher jeder Schüler seinen “Stapel” bekommt. Ich bin gespannt auf das Ergebnis!

    schrieb meliur am

  • #10

    Einerseits: Ein Text, der vermutlich im “Readers Digest” von, sagen wir mal, 1954 stand (ja doch, ich weiß, dass der Vietnamkrieg später war - der Stil ist halt Fünfziger… eine Quellenangabe ist durch googlen leider wirklich nicht zu bekommen, hat jemand Hinweise?).
    Und: Ein Text, der schon als Glücks-Kettenbrief nach Art von “Sende diesen Text an 10 Menschen weiter und du wirst heute nicht vom Blitz erschlagen werden…” rege Verbreitung fand und entsprechend satirisch verarbeitet wurde von http://www.satirezeitung.de/autoren/heinerhaensel/530763974410b9709.php
    (Zu Glücksbriefen, Schneeballsystemen und anderen Hoaxes viele Infos hier: http://www2.tu-berlin.de/www/software/hoax.shtml)

    Andererseits: Vor einiger Zeit hat die Lehrerin meiner Tochter die Grund-Idee aufgegriffen. Jeder bekam von jedem anonym ein Zettelchen mit einer persönlichen Nettigkeit. Das hat ihr und der Klassengemeinschaft (3. Klasse) wirklich gut getan. Viel Erfolg beim Ausprobieren (wobei die “Nettigkeiten” doch besser zuerst an die Lehrperson gehen sollten - Vertrauen ist gut, Kontrolle erspart Enttäuschungen…).

    schrieb Db am

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