Aus nach 16 Jahren
Microsoft stellt Encarta ein - Sieg für Wikipedia? 01.04.2009, 16:03
Nach 16 Jahren stellt Microsoft die Weiterarbeit am Lexikon "Microsoft Encarta" ein. Insider sehen darin einen Sieg der freien Enzyklopädie Wikipedia.
Microsoft Encarta - Aufstieg und Niedergang
Die Microsoft Encarta wurde 1993 ins Leben gerufen (deutschsprachige Version seit 1996) und hatte sich Ende der 90er zum Flaggschiff der multimedialen Enzyklopädien gemausert und wurde fast schon zum Deonym für digitale Nachschlagewerke. Das kostenpflichtige Nachschlagewerk konnte bisher auf DVD erworben oder unter encarta.msn.com online bedient werden. Mit der Gründung der freien Enzyklopädie Wikipedia im Jahr 2001 änderte sich die Situation rasch; schon 2004 war Wikipedia zu einem ernsthaften Konkurrenten herangewachsen. In den angestellten Vergleichen zwischen Wikipedia und anderen Nachschlagewerken sowohl aus dem Print- wie Digitalbereich war die Wikipedia von da an stets konkurrenzfähig - sowohl hinsichtlich Inhaltsqualität als auch hinsichtlich des Umfangs (z.B. computerbase.de: Microsoft Encarta 2005 versus Wikipedia).
Am 30. März 2009 hat Microsoft gemeldet, dass die Arbeit an der Encarta eingestellt wird. Am 31. Oktober 2009 werden die Websiten der Microsoft Encarta vom Netz gehen; ab Juni 2009 wird es keine Offline-Versionen der Encarta (DVD/CDs) mehr zu kaufen geben. Damit findet das Enzyklopädiewesen nach dem Brockhaus (Stilllegung 2008) sein zweites großes Opfer.
Ist Wikipedia die Ursache für das Ende der Encarta?
Als Grund führt Microsoft an, dass sich das Such- und Informationsverhalten in den letzten Jahren maßgeblich gewandelt habe. Microsoft sei aktuell nicht mehr in der Lage, den Usern die besten Informationen (“most effective and engaging resources”) zukommen zu lassen.
Die Interpretation, dass man angesichts der Übermacht der Wikipedia aufgegeben habe, liegt nicht fern (vgl. techncrunch 30.03.2009: Microsoft To Shutter Encarta, Read All About It On Wikipedia). Die freiwillige Zusammenarbeit vieler Personen, ermöglicht durch ein neues Konzept im Web, ist konkurrenzlos. Nicht einmal der milliardenschwere Konzern Microsoft kommt gegen diese Informationsmacht an. Das musste Microsoft sich nun Zähne knirschend eingestehen.