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Praxistaugliche Unterrichtsmaterialien für den Geschichtsunterricht

segu - Das kostenlose Geschichtsbuch im Internet 20.11.2011, 14:05

Ausschnitt: Französische Revolution auf der segu-Homepage
Bild: segu-geschichte.de, Screenshot

Das universitäre Projekt "segu" stellt zahlreiche Arbeitsblätter und Unterrichtskonzepte zum selbstgesteuerten Lernen im Geschichtsunterricht bereit - sukzessive werden alle bildungsplanrelevanten Inhalte des Geschichtsunterrichts praxisgerecht bearbeitet.

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Unter segu-geschichte.de ist das ehrgeizige Mega-Projekt "segu - selbstgesteuert-entwickelnder Geschichtsunterricht" zu finden. Dort findet sich eine Materialsammlung für die Durchführung von Offenem Unterricht im Fach Geschichte. Vollständig vorhanden sind zurzeit (Stand: 11/2011) die Themen Frühgeschichte und Antike und Mittelalter und Neuzeit. Die Materialien für das 19. Jahrhundert sind teilweise vorhanden und werden zu Beginn des Schuljahres 2012/2013 vollständig vorhanden sein. Die Bereiche 1914-1949 und Zeitgeschichte werden anschließend erstellt.

segu - Beispiel Unterrichtsmaterialien zu 'Imperium Romanum'

Die Unterrichtsmaterialien sind sehr flexibel einsetzbar: Lehrer/innen können entweder einzelne Arbeitsblätter benutzen oder ganze Einheiten im Sinne des Gesamtkonzeptes einsetzen. Zum Bestreiten eines ganzen Schuljahres sind pro Schüler/in etwa 30-40 Seiten als Ausdruck notwendig; die meisten Materialien können auch ohne PC benutzt werden. Der Ablauf kann in Form eines Schuljahresplaners (vorgefertigt als PDF oder anpassbar als Word-DOC) vorgegeben werden, wobei in Pflicht- und Wahlmodule differenziert werden kann:

segu: Schuljahresplaner

Durch die konzeptionelle Offenheit ist das Konzept in methodisch-didaktischer Hinsicht höchst variabel. Neben dem konventionellen Einsatz der Arbeitsblätter besteht durchaus die (sinnvolle) Möglichkeit, die Schüler/innen selbstständig mit den Materialien arbeiten zu lassen. Die Schüler/innen haben dabei die Möglichkeit, ihren Lernprozess selbst zu evaluieren:

Die Lernmodule bilden einen Lernprozess ab, der von den Schülern - mit Ihrer und der Unterstützung der Mitschüler - jeweils abschließend beurteilt und mit Blick auf den Lernerfolg evaluiert werden soll. Die Schüler sollen den Lernprozess nach fortgeschrittener Arbeit mit segu zunehmend selbst steuern und in einigen Modulen die Fragen selbst entwickeln (z.B. freies Forscher-Modul) und somit historische Fragekompetenz ausbilden.

segu: Informationen für Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer

Die Materialien sind erfreulich praxistauglich und umfassend. Aktuell liegen mehr als 70 Lernmodule vor. Dem Autor Christoph Pallaske ist die sofortige Einsatzbereitschaft wichtig, wenn er sagt:

"Selbstständiges Lernen ist nicht neu; neu ist die Idee: Lehrer gehen mit ihren Schülern in den PC-Raum und können direkt loslegen; der einzelne Kollege braucht nicht mehr einen Wust an Materialien vorzubereiten und zu kopieren; es ist alles da."

Gedanke des Open Access: Konkurrenz zu Schulbüchern?

Angesichts der Umfänglichkeit des Projekts drängt sich der Gedanke auf, dass man hier vielleicht eine kostenlose und qualifizierte Alternative zum Schulbuch sehen kann. segu-Vater Christoph Pallaske:

"Das Projekt folgt dem open-access-Gedanken, Lernmaterialien kostenlos im Internet zu veröffentlichen. Dabei geht es nicht darum ein Konkurrenzangebot zu den Schulbüchern zu schaffen. Im Gegenteil sollen die Schüler bei der Bearbeitung der Module eben nicht hauptsächlich vor dem PC sitzen, sondern viele Aufgaben mit Hilfe des Schulbuches in ihrer Geschichtsmappe handschriftlich bearbeiten. Allerdings ist die Erstellung altersgerechten Lernmaterials auch eine Reaktion darauf, dass im Zuge der Umstellung auf G8 die Geschichtsbücher erstens sehr umfangreich und zweitens noch nicht altersgerecht angepasst wurden. Beispielsweise wurde im Lehrplan Gymnasium die Französische Revolution früher in der 9. Klasse, jetzt aber oft in der 7. Klasse behandelt. Die meisten Verlage indes haben bislang nur den Einband der Geschichtsbücher ausgetauscht: Wo früher 9. Klasse stand, steht jetzt 7/8. Die Lerninhalte sind die gleichen - und für die jüngeren Schüler zu anspruchsvoll."

In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen: segu ist ein Autorenprojekt. Geschichtslehrer/-innen können sich mit guten Vorschlägen oder eigenen Modulen an das segu-Team wenden, die sorgfältig geprüft und ggf. veröffentlicht werden (siehe dort Lehrerbereich). Es gibt bereits 4 Module "auswärtiger" Autoren.

Beispiele

Die Materialien sind in verschiedene "Module" unterteilt, z.B. Werkzeugmodule, in denen die Schüler/innen Methoden historischen Arbeitens erlernen und anwenden; Forschermodule, in denen an konkreten Materialien (z.B. ein Holzbalken) gearbeitet wird; Lernmodule, in denen bspw. an Texten oder Bildern Inhalte erarbeitet werden; oder Klassenmodule, in denen Inhalte in Gruppen erarbeitet werden.

Beispiel Klassenmodul: Scherbengericht

Das Klassenmodul Scherbengericht (PDF) setzt sich zusammen aus Informationstext + Bildern, außerdem aus Rollenkarten und Anleitungen. Ausschnitte:

segu- Beispiel Rollenspiel Scherbengericht (Ausschnitte)

Beispiel Werkzeugmodul: Expansion des Römischen Reiches

Anhand einiger Karten sollen die Schüler/innen sechs Aufgaben bearbeiten. Dabei sollen zusätzliche Quellen (z.B. Schulbuch) zur freien Bearbeitung benutzt werden. Ausschnitt:

segu: Expansion Rom, Kartenarbeit

 

Beispiel Lernmodul: Kreuzzüge

Anhand der üblichen Quellen (Papst Urbans II Aufruf zum Kreuzzug) werden grundlegende Inhalte erarbeitet; die multiperspektivische Anwendung erfolgt durch die Erstellung von fiktiven Reportagen eines arabischen und eines europäischen Nachrichtensenders. Ausschnitt:

segu: Arbeitsblatt zu den Kreuzzügen

Fazit

Die segu-Sammlung ist von außerordentlich hohem Praxiswert und kann einen großen Teil des Geschichtsunterrichts in der Sekundarstufe I abdecken (ab Mitte 2013 sollen sämtliche Inhalte der Sekundarstufe I vorhanden sein).

Besonders beeindruckt das wirklich offene Konzept. Das betrifft auch die Chronologie: Während viele der schlechteren Geschichtsbücher sich streng an der Chronologie der Ereignisse orientieren, orientiert sich das Projekt segu an inhaltlichen und strukturellen Schwerpunkten. So wird der übliche Jahreszahlenwahnsinn vermieden - was schon Argument genug sein sollte, einmal hineinzuschauen: segu-geschichte.de

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Kommentare

2

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  • #1

    segu ist in den vergangenen Tagen auf die neue Version segu_beta 2 umgestellt worden.

    Neben dem bekannten chronoglogisch-inhaltlichen Zugriff auf die Module kann das neue (blaue) Menü “Einblicke in Vergangenheit und Geschichte” den kompetenzorientierten Anspruch der segu-Lernmaterialien deutlich machen:

    beispielsweise bezogen auf Orientierungs- und Urteilskompetenz: http://www.segu-geschichte.de/segu70orientierung.htm

    oder bezogen auf Methodenkompetenz (Rekonstruktion / Dekonstruktion): http://www.segu-geschichte.de/segu80methoden.htm

    Mittels dieser neuen Menuführung und dem Formular segu_Planer lassen sich Wochenpläne sowohl für chronologisch orientierte als auch für themenorientierte Lehrpläne (insbes. für Verbundfächer wie Gesellschaftslehre) erstellen.

    Neu ist weiterhin, dass die Lernmodule unter CC-BY-SA Lizenz stehen und jetzt auch als Textdateien heruntergeladen werden können und sogar - ohne gegen Urheberrecht zu verstoßen - bearbeitet werden können und sollen. Damit können die Aufgabenformate auch an bundesländerspezifische Ansprüche und Vorgaben angepasst werden.

    segu zählt damit zu den OER - Open Educational Resources: http://www.oercommons.org/courses/segu-selbstgesteuert-entwicklender-geschichtsunterricht

    schrieb C.Pallaske am

  • #2

    segu ist eine wunderbar aufgearbeitete Seite, die vom Konzept her vielversprechend ist. Endlich gibt es verlagsunabhängige Unterrichtsmaterialien, mit denen man dem Druck, der durch das Urheberrechtsgesetz und den Rahmenvertrag der Bundesländer ausgeübt, entgehen kann, ohne mit einem Bein im Gefägnis zu stehen.
    Allerdings hat segu einen gravierenden Haken. Arbeitsaufträge und Fragetechnik entsprechen m.E. nicht einem standardbasierten, kompetenzorientierten Unterricht. Die klassischen W-Fragen für Arbeitsaufträge sind m.W. nicht Stand der Fachdidaktik. Daher eignet sich die Seite möglicherweise, um das nötige Basiswissen in Eigenarbeit zu erwerben, das Voraussetzung für problemorientierten Unterricht sein muss. Eine direkte Verwertung im Unterricht scheint mir dagegen zweifelhaft. Referendare, die in Baden-Württemberg mit diesen Materialien am Gymnasium in Lehrproben unterrichten, fallen durch das Examen. Allen Schülern als Grundlage für Nachhilfe empfohlen, aber sonst? Oder sehe ich das falsch?

    schrieb mynona_bawue am

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