Tafelbild
Quelleninterpretation im Geschichtsunterricht: Schaubild, Unterrichtsmaterial, Links 27.03.2007, 16:15
Schaubild, auf dem Schritte und Zusammehänge der Quelleninterpretation übersichtlich dargestellt sind. Mit Hinweisen zur unterrichtlichen Einführung und einigen nützlichen Links ins Web. Links geprüft 15.03.2007.
Das Schaubild: “Quelleninterpretation” (png, Druckqualität) kann als Arbeitsblatt oder als Tafelbild in der Sekundarstufe I oder II verwendet werden. Wichtig ist bei der Verwendung im Geschichtsunterricht, dass die SchülerInnen verstehen, dass Quelleninterpretation niemals Selbstzweck ist, sondern dem historischen Interesse dient. Welche Umstände führten zur Entstehung der Quelle? Welche Absichten verfolgte der Autor? Wie nehmen wir die Quelle heute wahr, worin unterscheidet sich unsere Wahrnehmung eventuell von der damaligen Wahrnehmungsweise? usw.
Anmerkungen zum Schaubild
- Der Autor produziert die Quelle, Adressaten nehmen sie wahr. Wer ist der Autor, unter welchen Umständen hat er die Quelle produziert? Wer sind die Adressaten, für die er sie produziert hat? Nehmen andere Rezipienten die Quelle vielleicht anders war? In welcher Hinsicht?
- Der Autor hat bei der Produktion einer Quelle eine gewisse Absicht hinsichtlich der Wirkung auf die Adressaten. Welche Wirkung wird womit (= formale Analyse) erzielt? Sind alle Wirkungen beabsichtigt, oder beeinflussen Persönlichkeit, Umfeld usw. des Autors die Quelle ohne das Bewusstsein des Autors? Wo spekulieren wir bei solchen Überlegungen, wo können wir sicher sein? Wie können wir zu verbindlichen Aussagen kommen?
- Bei der Analyse gilt es streng zu trennen zwischen formaler Analyse, in der handfeste Fakten geprüft/ausgewertet werden (“Jeder zweite Begriff ist ‘der böse, böse König’” ; “Der Autor hatte von früher Jugend an einen Hass auf den Fürsten.”) und der Bewertung der Quelle, in der diese Fakten hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen und emotionalen Funktion überprüft und beschrieben werden. Wichtig: Spekulationen als solche kennzeichnen bzw. einschränkend formulieren (“Die Häufigkeit des Begriffes ‘der böse König’ legt nahe, dass der Autor bei Produktion der Quelle grundsätzlich negativ dem König gegenüber eingestellt war ...”).
- In der historischen Einordnung wird formuliert, welche Bedeutung die Quelle aus welchen Gründen für unsere wissenschaftliche/historische Erkenntnis hat. Diese ergibt sich zwangsläufig aus den vorhergehenden Schritten.
Unterrichtliche Einführung der Quelleninterpretation
Mit diesem Unterrichtsvorschlagn kann schrittweise das oben abgebildete Schaubild an der Tafel entwickelt werden. Es wird eine fiktive Quelle gezeigt (= ein Fresszettel mit den Worten “Ich liebe dich. Ich möchte ger-” (Bild zum Ausdrucken). Was an dieser Quelle interessiert uns als HistorikerInnen?
1. Autor, Adressat
- Wer hat das geschrieben?
- An wen ist der Zettel gerichtet?
2. Formale/inhaltliche Analyse
- Wann wurde es geschrieben?
- Wieso ist das handschriftlich verfasst? Wieso ist der Zettel zerknüllt?
- Inhalt des Zettels: Was steht drin? Was wissen wir? Was wissen wir nicht?
3. Bewertung, Erkenntnis
- Aus welchem Interesse, mit welcher Absicht wurde es geschrieben? Ist es gut gemacht? Wird der/die Angebetete davon überzeugt werden?
- Was können wir daraus schließen, dass jemand diesen Zettel schreibt (hinsichtlich seiner gesellschaftlichen Position, Verhältnis zur Adressat/in usw.)?
Zusammenfassung: Welche Bedeutung hat diese Quelle?
- Wir erfahren Aspekte einer ganzen “Geschichte” zweier Personen. Leider haben wir zu wenig kontextuelles Wissen (-> Hinweis auf die Wichtigkeit des historischen Kontextes).
Nachdem das Tafelbild so entwickelt wurde, teilt L den S mit, dass er/sie den Zettel gar nicht zwischen den alten Socken des Großvaters gefunden hat, sondern dass sie/er ihn selbst geschrieben hat, um mit den SchülerInnen Quelleninterpretation einzuführen. Die SchülerInnen erhalten jetzt die Aufgabe, sich auf Grundlage dieses Wissens Stichworte zu den einzelnen Elementen des Schaubilds zu machen (Autor: Lehrer, Adressat: Schüler usw.).
Links zu “Quelleninterpretation”
- Uni Tübingen: Mögliche Schritte einer Quelleninterpretation
- Die wesentlichen Schritte einer Quelleninterpretation in chronologischer Abfolge.
- PSM Data: Matthias Ascherns Übersichtstext ‘Quelleninterpretation’
- Sehr guter Übersichtstext zur Quelleninterpretation (von Matthias Aschern), der so auch als Arbeitsblatt an SchülerInnen ausgeteilt und im Unterricht besprochen werden kann. Ergänzt sich gut mit unserem Schaubild.
- Methodische Schritte der Quellenkritik und Quelleninterpretation (nach Borowski/Vogel/Wunder und Quirin)
- Stichwortliste zu den wesentlichen Aspekten der Quellenkritik und -interpretation:
Quellenkritik -> Quellenbeschreibung, Texterschließung, äußere Quellenkritik, innere Quellenkritik.
Quelleninterpretation -> Inhaltsangabe, Interpretation im engeren Sinne, Bestimmung des Erkenntniswertes - Beispielinterpretation zum Potsdamer Abkommen
- Umfangreiches, sehr wissenschaftlich gehaltenes Beispiel, etwas zu akribisch, um im Geschichtsunterricht als Vorlage dienen zu können (außer vielleicht bei einem ganz starken Leistungskurs Geschichte).
- tossnet: Prinzipien und Schritte der Quelleninterpretation im Geschichtsunterricht
- Schön gemachte, schülernahe Übersicht über Prinzipien und Vorgehen der Quelleninterpretation, mit Hinweisen zur Frage “Was sind Quellen?”. Insgeesamt etwas oberflächlich, aber gut verständlich.
- PSM Data: Grundlagen des Geschichtsunterrichts: Verschiedenes Unterrichtsmaterial
- Einiges Unterrichtsmaterial zu Grundlagen des Geschichtsunterrichts, u.a. auch zu Quellen und Quelleninterpretation.
- historicum.net: Arbeit mit schriftlichen Quellen - Bibliographie