Ferienpolitik BRD
Sommerferien in der BRD - Wie die Bundesländer rotieren 31.07.2016, 16:13
Nur Bayern und Baden-Württemberg haben immer zum gleichen Zeitpunkt Sommerferien (Ende Juli/Anfang August). Die anderen Bundesländer rotieren vor und zurück, entsprechend verschieben sich die anderen Ferientermine zu Weihnachten, Ostern oder Herbst; entsprechend wird das Schuljahr mal länger oder kürzer. Ein Überblick über die Verteilung der Sommerferien von 2011 bis 2024 und einige weiterführende Informationen.
Wenn Sie in Bayern oder Baden-Württemberg wohnen, dann sind Sie es gewohnt, dass Ihre Sommerferien immer Ende Juli beginnen und dann ungefähr sechs Wochen dauern. Anschließend einige Wochen Schule, Herbstferien, einige Wochen Schule, Weihnachtsferien … Immer der gleiche Trott.
Ihnen ist wahrscheinlich nicht klar, dass die anderen Bundesländer - sehr(?) zu ihrem Leidwesen - ferientechnisch in einer Terminrotation sind und jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt sommerferien haben. Die folgende Grafik bildet das ab (Klick aufs Bild für Großansicht):
Die Markierungen zeigen den Beginn der Sommerferien an. Im Diagramm sind die Bundesländer mit ähnlichen/gleichen Anfangszeiten zusammengefasst (Mittelwerte des Sommerferienbeginns).
Allein ein erster Blick zeigt schon, dass das alles irgendwie anstregend ist. Betrachten Sie die grüne Linie (Bremen, Niedersachsen). Während im Jahr 2015 die Sommerferien am 23.07. begannen, war im Jahr 2016 Ferienbeginn am 23.06. - also genau einen Monat früher. Das bedeutet: Das Schuljahr 2015/2016 war einen Monat kürzer. Deshalb sahen diese beiden Schuljahre für Niedersachsen so aus:
Beispiel: Schulferien Niedersachsen
Schuljahr 2015/2016 | Schuljahr 2016/2017 | |
---|---|---|
Sommerferien | 23.07.-02.09.2015 | 23.06.-03.08.2016 |
Herbstferien | 19.10.-31.10.2015 | 04.10.-15.10.2016 |
Weihnachtsferien | 23.12.2015-06.01.2016 | 21.12.16-06.01.2017 |
Winterferien | 28.01.-29.01.2016 | 30.01.-31.01.2017 |
Osterferien | 18.03.-02.04.2016 | 10.04.-22.04.2017 |
Himmelfahrt/Pfingsten | 06.05./17.05.2016 | 26.05./06.06.2017 |
Kein Wunder, dass im April 2013 die niedersächsische Kultusministerin eine andere Regelung forderte.
Das ist ein extremes Beispiel, ansonsten verschieben sich die Sommerferien von einem aufs andere Jahr i.d.R. nicht um mehr als zwei Wochen.
Warum die Bundesländer mit den Ferienterminen rotieren
Die Kultusministerkonferenz beschloss im (inzwischen teilweise schon überholten) 'Hamburger Abkommen' von 1964 (PDF):
Die Sommerferien… werden regional gestaffelt. Über die Festsetzung der Sommerferientermine in den einzelnen Ländern trifft die Ständige Konferenz der Kultusminister für jedes Jahr eine Vereinbarung.
Der Grund für diese Regelung:
Um zu vermeiden, dass die erholungssuchende Bevölkerung jeweils zur gleichen Zeit den Urlaub antritt bzw. beendet und um entsprechend nachteilige Folgen für den Verkehr und für die Quartiernachfrage in den Feriengebieten zu verhindern, haben die Länder ein rollierendes System zur Festlegung der Sommerferientermine mit fünf Ländergruppen vereinbart. Die Ländergruppen wurden u. a. im Hinblick auf eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Gesamtbevölkerung auf den Gesamtferienzeitraum gebildet:
I Brandenburg, Berlin, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein
II Bremen, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
III Nordrhein-Westfalen
IV Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland
V Baden Württemberg, Bayern
Dabei liegen die Sommerferien von Bayern und Baden-Württemberg (Ländergruppe V), die traditionell Pfingstferien haben, auf dem letzten Termin, um einen ausreichenden Lern- und Prüfungszeitraum zwischen Pfingst- und Sommerferien sicherzustellen.
Die Einteilung in Ländergruppen stimmt nur tendenziell. Extreme Unterschiede gab es bspw. in den Sommerferien 2013, als Niedersachsen/Bremen und Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen zwei Wochen auseinanderlagen.
Das genannte Zitat gibt auch Auskunft darüber, warum Bayern und Baden-Württemberg immer zur gleichen Zeit Sommerferien haben, während die anderen Bundesländer rotieren (müssen) - die dort festgelegten Pfingstferien sind der Hauptgrund; würde Bayern und Baden-Württemberg seine Sommerferien nach vorne legen, blieben zwischen Pfingstferienende und Sommerferienbeginn noch nur stark zwei Wochen Schule. Auch die Mithilfe der Kinder in landwirtschaftlichen Betrieben wird als Grund genannt [sic].
Andere Bundesländer sind sporadisch genervt - aber gegen das Pfingstferien-Argument kommen sie nicht an. Und so drehen alle weiter am Rad. Naja. Es gibt Schlimmeres.
Anhang: Sommerferien der einzelnen Bundesländer
Im Diagramm oben wurden einzelnen Bundesländer der Übersichtlichkeit halber gruppiert (ähnlich der Gruppierung, die die KMK bei der Organisation vornimmt). Wer sich für die Details interessiert, schaut entweder in den PDF-Tabellen im KMK-Bereich "Ferien" nach oder klickt auf das folgende Diagramm, um es zu vergrößern und die Wonnen des Föderalismus zu genießen: