Aufruf gegen den Urheberrechtswahnsinn
Unterschriftenliste: Filme aus öffentlichen Geldern für Unterricht freigeben! 10.01.2012, 21:11
Filme im Unterricht zeigen - fast immer eine rechtliche Gratwanderung. Gerade bei Filmen, die aus öffentlichen Geldern (z.B. Rundfunkgebühren) finanziert sind, sind solche Einschränkungen ärgerlich. Eine Unterschriftenaktion der GMK/FILM bezieht Stellung und kann von Lehrer/innen guten Gewissens unterzeichnet werden.
Auf der Website filmbildung-nur-in-farbe.de findet eine Unterschriftenaktion statt, an der sich die meisten Lehrer/innen mit einem gesunden Urheberrechtsbewusstsein beteiligen wollen. Der Aufruf „Raus aus der Grauzone – Filmbildung nur in Farbe“ wurde von der Fachgruppe FILM der GMK (Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur) verfasst.
Die zentralen Forderungen sind diese:
- Alle mit öffentlichen Geldern (Filmförderung, Rundfunkgebühren) geförderten und finanzierten Filme müssen der Bildungsöffentlichkeit unabhängig von Urheberrechtsfragen zur Verfügung gestellt werden.
- Kauf-DVDs müssen in Bildungseinrichtungen wie Bücher eingesetzt werden können.
- Alle Sendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens dürfen auch als Kopie in Bildungseinrichtungen eingesetzt werden.
- Das Urheberrecht sowie die entsprechende Gesetze bzw. Förderrichtlinien sind entsprechend zu ändern.
Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass es uns nicht darum geht, Filme im Unterricht zu zeigen, sondern mit Filmen und Filmausschnitten zu arbeiten, ganz im Sinne einer Filmbildung. [...]
Dieser Aufruf ist auf dem GMK-Forum in Nürnberg Ende November [2011] mit 24 prominenten Erstunterzeichner aus Pädagogik, Wissenschaft und Film veröffentlicht worden.
Die vollständige Petition als PDF hier.
Entgegen der landläufigen Meinung wird eine öffentliche Zugänglichmachung solcher Medien in vielen Fällen durch das Urheberrecht verhindert - und nicht durch die Dickköpfigkeit der Vorstände und Chefredakteure. Denn: Wer mit öffentlichen Geldern Filme produziert hat (z.B. die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten), der kauft häufig von zahlreichen freien Anbietern Rechte ein: Musik, Texte, Animationen etc.
Die Verträge erlauben i.d.R. keine Weitergabe der Filme außerhalb der geplanten Grenzen. Möchten bspw. öffentlich-rechtliche Sender selbst produzierte Filme frei im Web anbieten, ist das häufig unmöglich, da die nachträgliche Rechtebeschaffung immens teuer und aufwändig wäre. Viele Produzenten und Redakteure (z.B. des Schulfernsehen des SWR und WDR planet-schule.de) achten bei ihren Produktionen inzwischen darauf, dass die Verträge entsprechende Optionen offenhalten.
Wie auch immer: Die im Aufruf gestellten Forderungen sind aus (medien-)pädagogischer Sicht voll und ganz zu unterstützen. Unterzeichnen kann man auf filmbildung-nur-in-farbe.de.
Es sei in diesem Zusammenhang an die depub.org-Aktion erinnert: Eine Handvoll Gerechter hatte die Inhalte des Tagesschau-Archivs kopiert und auf einem Server in Paraguay (?) unter depub.org (inzwischen nicht mehr erreichbar) zur freien Verfügung gestellt, nachdem Inhalte der Tagesschau aufgrund rechtlicher Beschränkungen "depubliziert" wurden (mehr).